Die Lust am Wort - Erster Frauen-Preacher-Slam in Heidelberg Poetisch-lyrische Wettkämpfe vor Publikum, sogenannte Poetry-Slams, gibt es schon eine Weile. Neuland betritt die badische evangelische Landeskirche mit dem bundesweit ersten FrauenPreacher-Slam, einem theologischen Predigtturnier. Heidelberg (epd) Sie wollten überraschen, berühren und inspirieren. Sie wollten das Publikum überzeugen durch fünfminütige Kurzpredigten: Elf Frauen, Theologinnen und Studentinnen, eine Politikerin und eine Tierärztin traten am Samstagabend bei einem Predigtturnier an, dem ersten badischen Frauen-Preacher-Slam. Rund 300 Frauen und Männer lauschten in der Heidelberger Peterskirche den «Himmlischen Liebesgrüßen» - so das Motto der Veranstaltung am Vorabend des Valentinstags. In den Fünf-Minuten-Vorträgen von der Kurzgeschichte bis zur literarischen Comedy, von Lyrik bis Rap und Performance-Prosa, vom augenzwinkernden Gleichnis bis hin zur klassischen Predigt war alles erlaubt, was die Aufmerksamkeit der Zuhörer weckt. Diese entschieden auch über die Gewinnerin des Wettstreits mit Punkten, Applaus und Lachen. Der «Hörgenuss der besonderen Art» wurde moderiert von der Essener Slam-Liebhaberin und Theologin Christina Brudereck. «Für mich soll's rote Rosen regnen», wünschte sich die evangelische Theologin Heike Springhart, die spätere Siegerin des Abends. Das wünschte sich die Heidelbergerin nicht nur für sich selbst, sondern auch für «die Sehnsüchtigen und Arbeitssüchtigen», für japanische Touristen und Hochzeitspaare ebenso wie für Fast Food vertilgende Schüler. Auch über den syrischen Städten Aleppo und Homs solle es endlich Rosen statt Bomben regnen - «mit der Macht Gottes gegen die Ohnmacht». Ihre Worte von Rosen und Sehnsucht, Macht und Ohnmacht, überzeugten das Publikum. Tosender Applaus und Zugaberufe sind zu hören. Die Wertung: zehn Punkte, die Höchstzahl. Springhart erläutert danach, wie sie sich auf das Slammen vorbereitet hat. Sie habe versucht, «laut zu denken, in einfachen Worten». Die 40-Jährige leitet das Evangelische Studienseminar Morata-Haus in Heidelberg. Die Wortkünstlerin beschreibt das Ringen um die richtigen Worte als «unser protestantisches Kerngeschäft». Moderatorin Brudereck nannte als Ziel der Veranstaltung: «Es geht um die Lust am Wort.» Eine Slammerin liebe Worte und spiele mit ihnen, erläutert Brudereck: «Sie hat ein Anliegen, eine Botschaft. Sie hat Witz.» Den zweiten Platz belegte die Tierärztin und ehrenamtliche Predigerin Elke Niebergall-Roth aus Mannheim mit ihrer Performance «Mein Gott». Der dritte Platz ging an Pfarrerin Martina ReisterUlrichs aus Heidelberg-Handschuhsheim. Mit dem ersten badischen Frauen-Preacher-Slam begann das Festprogramm zum 100-jährigen Bestehen der Evangelischen Frauen in Baden. Es sei zugleich auch der bundesweit erste FrauenPreacher-Slam, sagte Pfarrerin Anke Ruth-Klumbies, Leiterin der Evangelischen Frauen in Baden. Die Veranstaltung sei eine Verneigung vor den ersten Theologinnen, die dafür kämpfen mussten, dass Frauen «das Wort Gottes gleichberechtigt auslegen dürfen». 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, hatten engagierte Frauen den Evangelischen Frauenverein für Innere Mission gegründet. Zum Abschluss slammte die Siegerin des Abends ein weiteres Mal, diesmal zur «WhatsApp-HäkchenSucht». Und schlägt eine Alternative dazu vor: ein «göttliches WhatsApp. Eine God's App». Springhart fragte: «Wie wäre es, wenn es kleine Häkchen gäbe, die den Erhörstatus meiner Gebete anzeigen?» (14.02.2016, epd-Südwest. Christine Süß-Demuth)
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