NQ 13.04.2016

VILLINGEN-SCHWENNINGEN
Mittwoch, 13. April 2016
Keine Container auf dem Lyautey-Areal
Flüchtlingsunterkunft BEA soll vorerst bleiben / Erstaufnahmestelle mit 83 Flüchtlingen belegt
Die Flüchtlingskrise entspannt
sich. Das Land reduziert in der
Region seine Erstaufnahmekapazitäten. So werden die geplanten Container auf dem Villinger Lyautey-Gelände nicht
kommen, die Bedarfsabhängige
Erstaufnahmeeinrichtung BEA
aber vorerst bestehen bleiben.
Villingen-Schwenningen. Durch die
Schließung der Balkanroute kommen derzeit deutlich weniger
Flüchtlinge ins Land. Die Lenkungsgruppe Flüchtlingsaufnahme hat
deshalb beschlossen, die Zahl der
Plätze in Erstaufnahmestellen von
38 000 auf 19 000 zu halbieren. Davon sind derzeit 10 000 Plätze belegt.
Für Villingen könnte das bedeuten, dass die geplanten Containerunterkünfte auf dem Lyautey-Areal
nicht eingerichtet werden, sagte
Markus Adler, Pressesprecher des
Regierungspräsidiums Freiburg. In
der Mitteilung der Lenkungsgruppe
heißt es: Es ruhen alle Gespräche
über die Erschließung neuer Unterkünfte der Erstaufnahme. Das interpretiere ich für Villingen so, dass die
Container vorerst nicht kommen.“
Im Regierungsbezirk Freiburg
sind nach der Schließung der
Unterkunft in der Schwenninger
Messe noch rund 700 Flüchtlinge in
Erstaufnahmeeinrichtungen, davon
530 in Donaueschingen, 83 in Villingen und 90 in Freiburg. Derzeit sind
in den Einrichtungen noch 5500
Plätze vorhanden, die nach und
nach abgebaut werden sollen.
Wann die Villinger BEA ganz geschlossen wird, kann Adler noch
nicht sagen. „Letztes Jahr haben wir
die BEA im April geschlossen und
im Juli wiedereröffnet. Ich bin mit
Prognosen vorsichtig geworden. Wir
sind uns auch nicht sicher, ob sich
das Flüchtlingsproblem mit der
Schließung der Balkanroute endgültig gelöst hat.“
Deshalb würde man weiter Kapazitäten vorhalten, um auf einen weiteren plötzlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen reagieren zu können.
Zunächst würde man wohl Einrichtungen wie in Freiburg schließen,
wo Flüchtlinge in Messezelten auf
einem
asphaltierten
Sportplatz
untergebracht sind. „In Villingen
sind die Leute ja in richtigen Wohnungen untergebracht. Ich könnte
mir vorstellen, dass hier blockweise
nicht mehr belegt wird, um es im
Bedarfsfall wieder nutzen zu können.“ Mit einer Schließung der BEA
in Villingen könne eventuell in der
zweiten Hälfte des Jahres gerechnet
werden, wenn eine Ersatzunterkunft
Auf diesem Archivbild war die BEA noch voll belegt, mittlerweile wohnen hier nur noch 83 Flüchtlinge. Die Einrichtung soll dennoch
vorerst bestehen bleiben.
Foto: NQ-Archiv
in einer ehemaligen Polizeischule in
Freiburg fertiggestellt sei, sagte Adler. Auch wolle man sich mit einer
endgültigen Schließung der Flüchtlingsunterkunft in Donaueschingen
Zeit lassen, da man dort Einrichtungen für die Registrierung aufgebaut
habe (siehe Bericht auf unserer
Schwarzwald-Baar-Seite). Zu den
Beschlüssen der Lenkungsgruppe
zählt auch, dass die Flüchtlinge
künftig länger in den Erstaufnahmeeinrichtungen bleiben und statt wie
bisher 4000 Asylsuchende nur noch
500 Asylsuchende pro Monat an die
Städte und Gemeinden übergeben
werden. Damit sollen die Städte und
Gemeinde entlastet werden. „Die
Kommunen stecken jetzt in der Situation in der wir von einem halben
Jahr steckten“, sagte Adler.
mdz
CDU gegen eigenen
Schulbeirat
Für Vereinigung Hirschberg- und Friedensschule
In der Debatte um den Schulentwicklungsplan hat jetzt die
CDU mit eigenen Anträgen Stellung bezogen. Für die heutige
Sitzung des Verwaltungsausschusses fordert die Gemeinderatsfraktion, dass kein eigener
Beirat gegründet wird.
In schwindelerregenden Höhen „turnten“ die „Grave-Yard-Kids“ auf dem Kirchturm des Ulmer Münsters herum. Dafür hat der
ehemalige Münsterpfarrer Frank Banse kein Verständnis.
Foto: Youtube-Screenshot
„Das war eine hirnrissige Aktion“
Ehemaliger Ulmer Münsterpfarrer Frank Banse rügt „Grave-Yard-Kids“
Die „Grave-Yard-Kids“, die bereits auf dem Thyssen-KruppTestturm in Rottweil waren,
machen wieder auf sich aufmerksam. Jetzt sind sie auf das
Ulmer Münster gestiegen. Dem
ehemaligen Stadtkirchen-Pfarrer Frank Banse gefällt die Aktion gar nicht.
Schwenningen. Vor seiner Schwenninger Zeit in der evangelischen Kirchengemeinde, war Frank Banse 14
Jahre lang, von 1987 bis 2001, der
verantwortliche Münsterpfarrer in
Ulm und zuständig für das Münster,
das Deutschlands höchsten Kirchturm mit 163,53 Meter hat und dessen Fertigstellung des Turmes im Jahre 1890 vollendet wurde.
Auf einem Youtube-Video, das
jetzt von den „Grave-Yard-Kids“ ins
Internet gestellt wurde, sieht man,
dass der maskierte Kletterer ziemlich
nahe der Kirchturmspitze war. „Bei
151 Metern ist eine Besucherplattform eingerichtet“, sagt Banse, der
diese Aktion einfach nur „hirnrissig“
findet und so etwas nicht nachvollziehen kann. „Da kann ich nur jedem
davon abraten, da hoch zu klettern“,
so der Pfarrer im Ruhestand. Er erinnert sich, wie jedes Jahr der unlängst
verstorbene
Münsterbaumeister
Gerhard Lorenz, die Blitzableiter
kontrollierte, eine nicht ungefährliche Aufgabe.
Gut zu sehen ist in dem 3,27 Minuten langen Video auch, wie der Extremkletterer auf Sandstein-Krabben
steht. Das Material sei zwar fest,
doch Frank Banse würde niemanden
raten, dort hochzusteigen. „Es sieht
so aus, wie es ist, nämlich hochgefährlich“, so der Schwenninger SPDStadtrat.
Obwohl bei Youtube die Kommentare die „Grave-Yard-Kids“ geradezu ermutigen, auch weiterhin solche
tollen Videos zu drehen, kann Pfarrer
Banse nur den Kopf schütteln. Während seiner Zeit als Münsterpfarrer
gab es regelmäßig Menschen, die von
der Turmspitze in den Tod gestürzt
sind. Einmal konnte er eine Person
überzeugen nicht zu springen. „Seither gibt es Sicherheitsgitter“, sagt
Banse. Er fragt sich auch, wie denn
die Kletterer die Sperren überwinden
konnten.
Ganz deutlich sagt Frank Banse,
dass eine Kirche viel zu schade sei,
um den Mut zu erproben. Vielmehr
sollten sich die jungen Leute in der
Flüchtlingspolitik engagieren. „Da
machen sie wenigstens etwas Verantwortungsvolles“, meint der einstige Ulmer Münsterpfarrer Banse. jos
Info
Das Video der „Grave-Yard-Kids“ ist
auf Youtube mit dem Titel „Climbing
World highest Church Tower-GYK“ im
Internet zu sehen. Der Link lautet:
https://youtu.be/Hxt0fF8HEzg.
Villingen-Schwenningen. In ihrem
Antrag für die heutige Sitzung
schreibt CDU-Fraktionschefin Renate Breuning: „Die Aufgaben der
Schulentwicklung bleiben in der
Hand des Kultur- und Verwaltungsausschusses. Hier soll zukünftig in allen die Schulen betreffenden Fragen
von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, Experten in den Sitzungen anzuhören.“
Bekanntlich will die Stadtverwaltung genau dies nicht, sondern einen
neuen Beirat. Denn die Schulentwicklungsplanung sei eine „übergreifend
koordinierte
Stadtentwicklung“.
Deshalb sollten alle betroffenen Ämter und Stellen aufeinander abgestimmt werden. Doch wie bereits der
Freie-Wähler-Stadtrat Dr. Karl-Henning Lichte in einem Leserbrief geschrieben hat, befürchten viele, dass
in diesem neuen Beirat die Seite der
Stadtverwaltung schon von den Köpfen her die Überzahl hat. Diese Befürchtung schimmert auch beim Antrag der CDU-Fraktion durch. Sie will
sich daher lieber von Fall zu Fall auf
die Aussagen von Experten verlassen.
Diese sollten die geschäftsführenden
Rektoren und ein Vertreter des Gesamtelternbeirats sein.
Die CDU will auch, dass die Rinelenschule in Schwenningen in ihrer
bisherigen Form erhalten bleibt. Die
kleine Grundschule ist eine Zweigstelle der Gartenschule, die aber eine
Ganztagesschule ist. Die CDU sieht in
dieser Konstellation kein Problem:
„Eine gebundene Ganztagsschule
kann durchaus eine Dependance als
Halbtags-Grundschule haben.“
Für die derzeit heftig diskutierte
Zukunft der Schwenninger Hirschbergschule beantragt die CDU eine
Fusion – mit einem Stufenplan. „Organisatorisch“, wie es im Antrag
heißt, soll die Hirschbergschule
schon im neuen Schuljahr mit der
benachbarten Friedensschule zusammengeführt werden. Die räumliche Vereinigung soll es nach dem Willen der CDU erst in drei Jahren geben,
„wenn die Werkrealschüler aus der
Friedensschule alle im Schulverbund
am Deutenberg Aufnahme gefunden
haben“. Denn damit wäre dann diese
Schulart an der Friedenschule ausgelaufen und auch der benötigte Platz
wird dann für die Hirschbergschüler
frei. Unterdessen soll in den nächsten drei Jahren die Friedensschule zu
einer freiwilligen Ganztagesschule
mit Mensa ausgebaut werden.
Bleibt dann noch die spannende
Frage, was in diesem Wechselspiel
mit der Janusz-Korczak-Schule passiert. Wenn es nach der CDU-Fraktion geht, soll die Schwenninger Förderschule mit der Villinger Bertholdschule zusammengefasst werden.
„Sozialpädagogisches Bildungs- und
Beratungszentrum
mit
Förderschwerpunkt Lernen“ heißt diese
Konstruktion ziemlich sperrig. Wo
dieses Zentrum künftig angesiedelt
wird, dies will die CDU noch nicht
festlegen. Vielmehr soll die Verwaltung „prüfen, ob das kurzfristig im
Gebäude der Bertholdschule oder
nach Freiwerden und Umbau im Gebäude der jetzigen Hirschbergschule
möglich ist“.
Die Stadtverwaltung will eigentlich, dass die Stadträte den Umzug
der Janusz-Korczak-Schule nach der
Gebäudesanierung in die Hirschbergschule zum Schuljahr 2018/2019
beschließen. In zahlreichen Leserbriefen haben die Eltern gegen dieses
Modell Stellung bezogen. Sie wollen
„ihre“ Hirschbergschule erhalten. Mit
den fünf Änderungsanträgen zu den
Beschlussvorlagen der Verwaltung
kommt wieder viel Bewegung in die
Diskussion um die Schulentwickbm
lungsplanung.
Info
Das Thema Schulentwicklungsplanung,
was vor allem die Zukunft von Hirschbergschule und Janusz-Korczak-Schule
heißt, steht am heutigen Mittwoch auf
der Tagesordnung des Verwaltungsund Kulturausschusses. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Schwenninger
Rathaus.