Pressedossier 23/05/2016 - 26/05/2016 Montag, den 23. mai 2016 bis mittwoch, den 26. mai 2016 filmreihe: 70 jahre defa - groSSes kino aus babelsberg Dieses Jahr jährt sich die Gründung der DEFA zum 70. Mal. Am 17. Mai 1946 erteilte die sowjetische Militäradministration der DEFA als erstem und einzigem Filmunternehmen in der damaligen Ostzone die Lizenz zur Herstellung von Filmen. Somit war die Deutsche-Film-AG (DEFA) gegründet. Viele Produktionen aus den ersten Jahren wurden zu Klassikern des deutschen Films. Dazu gehören Filme wie „Der Untertan“ (1951) nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann oder die Verfilmung des Wilhelm-Hauff-Märchens „Die Geschichte vom kleinen Muck“ (1953), beide in der Regie von Wolfgang Staudte. 1992 wurde das Spielfilmstudio an den französischen Konzern CGE (Compagnie Générale des Eaux) beziehungsweise an dessen Tochterfirma CIP (Compagnie immobilière Phénix) verkauft. In den Jahren dazwischen wurden 700 Spielfilme und etwa 500 Fernsehfilme produziert. ARTE eröffnet seine Filmreihe mit dem ersten DEFA-Film Die Mörder sind unter uns (1946) vom Regisseur Wolfgang Staudte und mit Hildegard Knef in der Hauptrolle, der zugleich auch der erste deutsche Nachkriegsfilm überhaupt war. Es folgen Frank Beyers Jakob der Lügner (1974), nach dem gleichnamigen, stark autobiografischen Roman von Jurek Becker – der einzige DEFA-Film, der für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war. Der Film über den spanischen Maler Francisco di Goya Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis (1971) von Konrad Wolf ist eine aufwendige internationale Großproduktion, die auf dem gleichnamigen Roman von Lion Feuchtwanger basiert. Coming Out (1989) von Heiner Carow schließt die Filmreihe ab. Er war der erste DEFA-Film, der sich an das Tabuthema Homosexualität heranwagte. Der Dokumentarfilm Großes Kino made in DDR von André Meier gibt mit zahlreichen Filmausschnitten und Interviews Einblicke in die DEFA-Geschichte, in eine Epoche deutscher Filmgeschichte. filmreihe: 70 jahre defa Pressedossier inhalt filmreihe: 70 jahre defa - groSSes kino aus babelsberg 23/05/2016 die mörder sind unter uns 03 spielfilm 23/05/2016 jakob der lügner 04 spielfilm 25/05/2016 goya – oder der arge weg der erkenntnis 05 spielfilm 25/05/2016 grosses kino made in ddr 06 dokumentarfilm 26/05/2016 coming out 07 spielfilm 2 filmreihe: 70 jahre defa 3 23/05/2016 montag, den 11. April 2016 um 20.15 uhr die mörder sind unter uns spielfilm von wolfgang staudtke Deutschland, 1946, 81 Min. Mit Hildegard Knef, Ernst Wilhelm Borchert, Arno Paulsen, Erna Sellmer u.a. Berlin 1945. Ein völlig überfüllter Zug trifft in der zerbombten Stadt ein. Unter den Ankommenden ist auch die junge Fotografin Susanne Wallner. Sie hat die Gefangenschaft im Konzentrationslager überlebt und will nun in ihre Wohnung zurückkehren. Dort jedoch lebt seit kurzem der aus dem Krieg heimgekommene Chirurg Dr. Mertens, der seine schrecklichen Erinnerungen im Alkohol zu ertränken versucht. Trotz seines sensationellen Erfolgs blieb der Film einer der wenigen deutschen „Trümmerfilme“, die sich ernsthaft mit Kriegsverbrechen, Schuld und Gewissen auseinandersetzten. Die beiden arrangieren sich, und mit Susannes Hilfe findet Mertens langsam wieder zu sich selbst. Da begegnet ihm sein ehemaliger Hauptmann Ferdinand Brückner, der Weihnachten 1942 an der Ostfront die Erschießung von polnischen Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, befahl. Brückner hat es in den Nachkriegswirren rasch schon wieder weit gebracht: Als Fabrikant lässt der aalglatte Geschäftsmann aus Stahlhelmen Kochtöpfe stanzen und feiert sein Weihnachtsfest als biederer Familienvater ohne auch nur die geringste Spur von Schuldbewusstsein. Mertens Gewissen rebelliert. Er greift zur Pistole, um am Weihnachtsabend Brückners Verbrechen zu sühnen. Im letzten Moment kann Susanne ihn von diesem Akt der Selbstjustiz abhalten und überzeugen, dass der Kriegsverbrecher vor ein Gericht gestellt werden muss. Der erste deutsche Nachkriegsfilm überhaupt wurde am 15. Oktober 1946 in Berlin uraufgeführt. Als gleichzeitig erste Produktion der neuen Filmfirma DEFA vertrat der Film jene aufklärerischen, kritischen Inhalte, mit denen die kommunistisch dominierte Leitung der DEFA vor allem die Jugend zu Demokratie und Humanität erziehen wollte. Wolfgang Staudtes „Die Mörder sind unter uns“ war nicht nur der erste deutsche Film jenseits der Ufa, sondern ist heute noch der bedeutendsten der DEFA. Er bescherte dem deutschen Nachkriegsfilm mit der wunderschönen Hildegard Knef den ersten Star und gab der damals sowjetzonalen Produktion den Vorsprung vor den westlichen Alliierten. filmreihe: 70 jahre defa Pressedossier 4 23/05/2016 montag, den 23. mai 2016 um 21.35 uhr jakob der lügner spielfilm von frank beyer DDR/ČSSR, 1974, 96 Min. Mit Vlastimil Brodský, Erwin Geschonneck, Manuela Simon, Henry Hübchen u.a. Ein osteuropäisches Ghetto 1944. In einer hoffnungslosen Lage verbreitet der Jude Jakob Heym Hoffnung. Er gibt vor, ein Radio zu besitzen. Mit erfundenen Nachrichten vom Vorrücken der Roten Armee und der unmittelbar bevorstehenden Befreiung hält er den Lebenswillen aller aufrecht. Die Verfilmung des berühmten Jurek Becker-Romans wurde als einzige DEFAProduktion für einen Oscar nominiert. Jakob möchte seinen Leidensgefährten angesichts des Vormarsches der Roten Armee Hoffnung machen. Im Dienstraum der Gestapo hat er eine entsprechende Meldung aufgeschnappt. Jakob behauptet nun, heimlich ein Radio zu besitzen und erfindet ermutigende Nachrichten. Selbstmorde, in die Ghettobewohner immer wieder getrieben werden, hören schlagartig auf. Jeder schöpft neue Hoffnung und wartet auf die Befreiung. Um diese neue Hoffnung aufrecht zu erhalten, muss Jakob immer weiter lügen. Eines Tages entdeckt die kleine Lina, dass Jakob gar kein Radio besitzt und alle Nachrichten erfunden waren. Das Ghetto befindet sich kurz vor der Deportation, doch die Menschen klammern sich weiter an Jakobs Lügen. Frank Beyers kongeniale filmische Adaption von Jurek Beckers autobiographisch gefärbtem Roman „Jakob der Lügner“ gehört zweifellos zu den herausragenden Produktionen der DEFA. Es gelingt diesem Film, den tragischen Stoff auf unsentimentale, manchmal fast humorvolle Weise auf die Leinwand zu bringen. Als einzige DDR-Produktion wurde er für den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film nominiert. Bei den 25. Internationalen Filmfestspielen in Berlin 1975 wurde Hauptdarsteller Vlastimil Brodský mit dem „Silbernen Bären“ als bester Schauspieler ausgezeichnet. filmreihe: 70 jahre defa Pressedossier 5 25/05/2016 mittwoch, den 25. mai 2016 um 20.15 uhr goya – oder der arge weg der erkenntnis spielfilm von konrad wolf DDR/UdSSR, 1971, 128 Min. Mit Donatas Banionis, Fred Düren, Olivera Katarina, Tatjana Lolowa, Rolf Hoppe u.a. Episches Biopic nach Lion Feuchtwangers Romanvorlage als beeindruckend aufwändiger DEFA-Monumentalfilm von Regisseur Konrad Wolf: Der spanische Hofmaler Francisco de Goya wandelt sich vom höfischen Liebling zum politisch engagierten Gesellschaftskritiker. Der Spanier Francisco de Goya ist Hofmaler bei König Karl IV., seine Leidenschaft für die Herzogin Alba, die er gleichzeitig als arrogante Aristokratin verachtet, bringt ihn in einen Gewissenskonflikt. Seiner Kunst sind die widersprüchlichen Gefühle wertvolle Inspiration. Umso mehr, als er durch Mitarbeiter Esteve und Sängerin Maria Rosario Genaueres über die schlimmen Zustände im Land und die revolutionäre Bewegung des Volkes erfährt. Zwischen Königstreue und Volksverbundenheit, zwischen Ehegelübde und amouröser Leidenschaft zur Herzogin schwankend, äußert er seine Ansichten, Vorbehalte und Bedenken in Gemälden, die sich parallel zu seinem fortschreitenden Erkenntnisprozess von strahlend bunter Farbenpracht hin zu dunkleren Tönen und eindringlicheren Motiven wandeln. Da gerät Goya in den Blickwinkel von Vertretern der kirchlichen Inquisition... Der 1925 geborene Konrad Wolf gilt als einer der bedeutendsten Filmregisseure der DEFA. Viele Jahre bekleidete er das Amt des Präsidenten der Akademie der Künste der DDR. Seine Filmbiographie über den spanischen Maler nach Lion Feuchtwangers gleichnamigem Roman von Weltruhm entwickelte sich zur aufwändigsten Produktion der DDR-Filmgeschichte. Nach über einem Jahr Vorbereitungszeit entstand der Film, in dessen Handlung und Dekor über hundert Gemälde und Originalgrafiken Goyas einbezogen wurden, in elfmonatiger Drehzeit, auf 70-mmFilm, mit Schauspielern aus sieben Ländern. filmreihe: 70 jahre defa Pressedossier 6 25/05/2016 mittwoch, den 25. mai um 22.20 Uhr grosses kino made in ddr dokumentation von André Meier MDR/ARTE Deutschland 2016, 52 Min. erstausstrahlung Die ostdeutsche Filmgeschichte endet mit der Auflösung der DDR. Begonnen hat sie 1946, als auf Anregung russischer Kulturoffiziere in Potsdam-Babelsberg die Deutsche Film AG gegründet wurde. Die DEFA erhält von der sowjetischen Besatzungsmacht die Lizenz für die Herstellung von Filmen aller Kategorien. Mit ihren zeitweise über 2200 festangestellten Mitarbeitern produziert die DEFA bis 1992 mehr als 700 Kino- und über 500 Fernsehfilme. In den Produktionen spiegelt sich die widersprüchliche Geschichte der DDR, politische Einflussnahme, ebenso wie der Wandel von Moral-, Rollen- und Wertevorstellungen. Die Filmemacher der DEFA vollführen einen Spagat zwischen den Vorgaben der Partei, den Erwartungen des Publikums und den eigenen Ansprüchen. Und das durchaus mit Erfolg: Über drei Millionen Ostdeutsche besuchen 1973 die Kinos, um Heiner Carows „Die Legende von Paul und Paula“ zu sehen, das Drama „Jakob der Lügner“ wird 1977 für den Oscar nominiert. Die ARTE-Dokumentation von André Meier stellt die künstlerisch kühnsten und die politisch subversivsten DEFA-Filme vor. Sie erinnert an die von der Zensur verbotenen Filme ebenso wie an die im Parteiauftrag entstandenen Propagandawerke. Außerdem erzählt sie vom Versuch der DEFA, ins internationale Filmgeschäft einzusteigen. In den fünfziger Jahren lag der Fokus besonders auf der Zusammenarbeit mit politisch linksstehenden Künstlern aus Frankreich. Viele bekannte Schauspieler, Regisseure und Kritiker kommen zu Wort und schildern ihre Sicht auf die DEFA. Darunter Eva-Maria Hagen, Annekathrin Bürger, Katrin Sass, Winfried Glatzeder, Jaecki Schwarz, Christel Bodenstein, Jutta Wachowiak und Herrmann Zschoche. filmreihe: 70 jahre defa Pressedossier 7 26/05/2016 donnerstag, den 26. mai um 22.15 Uhr coming out spielfilm von Heiner Carow DDR, 1989, 108 Min. Mit: Matthias Freihof, Dagmar Manzel, Dirk Kummer, Michael Gwisdek u.a. Preisgekrönter Film aus den letzten DEFA-Jahren und den letzten Tagen der DDR, der seine Premiere am Abend des Mauerfalls hatte: Philipp ist Lehrer und in einer Beziehung mit Kollegin Tanja. Alles scheint gut, bis Philipp seine verdrängte Homosexualität erkennt und ein doppeltes Spiel beginnt. Die Lehrer Philipp und Kollegin Tanja möchten den Schülern Vertrauenspersonen auf Augenhöhe sein. Aus dem Verständnis um die gleiche Arbeitsauffassung erwächst Sympathie, Zuneigung, gar Liebe zwischen den zwei jungen Pädagogen. Für Tanja könnte Philipp der Mann fürs Leben sein. Doch Philipp ist sich plötzlich nicht mehr so sicher. Da lernt er den schwulen Matthias kennen und verliebt sich in ihn. Doch das „Comingout“, das öffentliche Bekenntnis zu seiner jahrelang verdrängten Homosexualität, fällt ihm schwer. Auf dem Weg dahin bricht er zunächst sowohl mit Tanja, die zwischenzeitlich von ihm schwanger geworden ist, wie auch mit Matthias. Doch letztlich lernt er, sich selbst und seine Gefühle zu akzeptieren und für sein Liebesglück einzustehen. „Coming out“ ist einer der letzten Kinofilme der ostdeutschen RegieGröße Heiner Carow und der einzige Film der DDR, der Homosexualität ins Zentrum seiner Handlung stellt. „Coming out“ hatte seine vielbeachtete Premiere im Ostberliner Kino International in der Novembernacht 1989, in der sich die befestigte Grenze zwischen den zwei deutschen Staaten für alle öffnete. So wurde das Premierenpublikum unmittelbar Zeuge des historischen Mauerfalls. Auf der Berlinale wurde der Film 1990 mit einem „Silbernen Bären“ für Besondere Künstlerische Leistung (genauer für die zum Ausdruck kommende tiefe „Achtung für Menschenrechte, Humanität und Toleranz“) ausgezeichnet. Daneben wurde er mit einem „Teddy Award“ zum Besten Spielfilm gekürt. ARTE G.E.I.E. 4 quai du Chanoine Winterer cs 20035 Strasbourg Cedex 67080 Strasbourg Cedex Postfach 1980 - 77679 Kehl Pressekontakt: Katja Birnmeier [email protected] T +33 3 88 14 21 52 bildrechte: s. 1: © Arkadi Sager / © Progress, Eberhard Klagemann / © Wolfgang Fritsche / © Progress Film / Herbert Kroiss s. 3: © Progress, Eberhard Klagemann S. 4: © Progress Film / Herbert Kroiss s. 5: © Arkadi Sager s. 6: © Lona Media s. 7: © Wolfgang Fritsche
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