Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie ___________________________________________________________________________________________________________________ Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: 11. April 2016, 11:30 Uhr Rede der Bayerischen Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Ilse Aigner anlässlich der Preisverleihung „artouro“ am 11. April 2016 in München Pressestelle: Katrin van Randenborgh Adresse: Prinzregentenstr. 28, 80538 München Telefon 089 2162-2290, -2291, -2663 Telefax 089 2162-2614 E-Mail [email protected] Internet www.stmwi.bayern.de Gibt es einen passenderen Ort für die Verleihung eines Architekturpreises als das Staatliche Museum ägyptischer Kunst? Waren es doch die Ägypter, die mit den Pyramiden unvergängliche Architekturdenkmäler geschaffen haben. Bereits in der Antike zählten sie zu den sieben Weltwundern. Die Liste der sieben Weltwunder stammt übrigens vom griechischen Schriftsteller Antipatros von Sidon. Er verfasste im zweiten Jahrhundert vor Christus eine Art Reiseführer für den Mittelmeerraum. Darin informierte er seine Zeitgenossen, welche Orte eine Reise wert seien und wo es besonders herausragende Bauwerke zu bestaunen gäbe. Auch wenn viele der Bauwerke, die Antipatros in seinem Reiseführer als sehenswert auszeichnete, nicht mehr erhalten sind: Die Orte, an denen sie standen, werden nach wie vor von Millionen Touristen jährlich besucht – ich denke da an Rhodos, Olympia, oder eben Gizeh, wo die Pyramiden die Jahrtausende überdauert haben. -2- Wir machen heute etwas Ähnliches wie Antipatros von Sidon: Wir zeichnen heute ebenfalls Orte aus, an denen es herausragende Architektur zu bestaunen gilt. Wir prämieren die schönsten Tourismusbauten, die in den vergangenen vier Jahren in Bayern geschaffen wurden. Damit erhalten die Architekten und Bauherren sichtbare Anerkennung für ihre herausragenden Leistungen. Und der Wirtschaftsfaktor „Tourismusarchitektur“ bekommt den öffentlichen Stellenwert, der ihm gebührt. Denn er ist ein wichtiger Entscheidungsfaktor bei der Reisewahl. Die Anziehungskraft faszinierender Bauten ist ungebrochen, ja wir erleben in letzter Zeit sogar einen regelrechten Boom des Architekturtourismus. Und damit meine ich nicht nur historische Gebäude, die in Bayern natürlich auch Kassenschlager sind. Nein, auch moderne Architektur kann einen Ort enorm aufwerten. -3- Ein berühmtes Beispiel ist sicher die Baskenmetropole Bilbao in Spanien, die 1997 mit dem GuggenheimMuseum eine wahre Ikone der modernen Architektur erhalten hat. Seitdem spricht man vom Bilbao-Effekt, wenn ein Gebäude so herausragend ist, das es zum touristischen Magneten wird. Das glückt auch in Bayern immer öfter! • Die BMW-Welt in München, • das Buchheim Museum der Phantasie in Bernried oder • der ganz neu eröffnete Baumwipfelpfad im Steigerwald sind auch architektonisch herausragende Attraktionen, die es in die großen Reiseführer schaffen. Wenn man sich etwa den Lonely Planet, das Flaggschiff unter den Ratgebern für Reiselustige, ansieht, dann schneidet Bayern ganz hervorragend ab: 2016 haben wir es unter die Top Ten der angesagtesten Urlaubsregionen geschafft – weltweit wohlgemerkt. -4- Das kommt nicht von ungefähr. Seit Jahren tragen wir in Bayern dem Trend Architekturtourismus Rechnung. Ich denke dabei etwa an die Sightsleeping-Marke der by.TM oder die Weinarchitektur in Franken. Mit anderen Worten: Wir in Bayern wissen, dass gelungene Architektur Gäste bringt. Rund ein Viertel unserer Gäste bezeichnet Baustil und Architektur als wichtig für die Hotelwahl. Für die Hälfte sind Inneneinrichtung und Ambiente entscheidend. Anlass genug für uns, seit 2011gemeinsam mit der Bayerischen Architektenkammer herausragende Tourismusarchitektur zu prämieren. Wir verleihen den „artouro“ heuer zum dritten Mal. Mit ihm verstärken wir zugleich das Netzwerk zwischen Architekten, Touristikern und Politik. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang für einen starken Bayerntourismus. Mein besonderer Dank gilt den Mitgliedern der Jury. -5- Ich danke Ihnen allen für Ihr außerordentliches Engagement, für Ihre Sorgfalt und für Ihren unermüdlichen Fleiß, der das Auslobungs- und Auswahlverfahren des Wettbewerbes in besonderer Weise kennzeichnet. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen nun aber unsere nominierten Projekte. Ich gebe es unumwunden zu: Ich bin begeistert! Ich bin begeistert von der Oase der Ruhe, die mit dem Ferienhaus am Auerbach in Oberaudorf entstanden ist. Ganz bescheiden geben Sie, Frau Arnhard und Herr Eck, an, dass Sie schon immer einmal ein kleines Haus nach Ihren eigenen Wünschen bauen wollten – zum Wohlfühlen und Zurückziehen. Ich finde es großartig, dass Gäste von Ihren tollen Ideen und Ihrer Expertise als Architekten profitieren können. Ihre Gäste können bei Ihnen in Oberaudorf tiefenentspannt die oberbayerische Bergwelt genießen. Die zweite Nominierung führt uns nach Parsberg in die Oberpfalz. -6- Bauen im Bestand ist ja momentan „in“ – aber was, wenn der Bestand über 800 Jahre alt ist? Dieser Herausforderung hat sich die Architektengemeinschaft Gebauer, Wegerer, Wittmann aus Regensburg gestellt. Sie haben dem historischen Ensemble der Burg Parsberg einen Burgsaal hinzugefügt. Dieser fügt sich harmonisch ein, tritt zugleich bescheiden zurück hinter der historischen Substanz und genügt trotzdem allen Anforderungen eines modernen Veranstaltungsortes. Das Motto „Weniger ist mehr“ gilt auch für unsere dritte Nominierung, das Biohotel Pausnhof in St. Oswald. Der Bayerische Wald ist eine Kulisse, die an sich schon prachtvoll genug ist – da kann die Hotelarchitektur vornehm zurücktreten. Denn auch in St. Oswald liegt der wahre Luxus in der Ruhe, der Abgeschiedenheit, dem Einklang mit der Natur. Das haben die Macher des Pausnhofs in St. Oswald klug erkannt und entsprechend ein dezentes, aber wertiges Ambiente geschaffen. -7- Unsere vierte Nominierung führt uns nach Franken, genauer gesagt auf die Kaiserburg in Nürnberg. Dort ist etwas ganz besonderes möglich: Die 500 Jahre alte Kaiserstallung öffnet ihre Pforten nicht nur für Besucher, sondern auch für Übernachtungsgäste. Denn seit 2013 hat dort die Jugendherberge Nürnberg ihren Sitz. Mitten im Wahrzeichen Nürnbergs, mitten in der Stadt, mitten im Herz Frankens – das ist ein tolles Angebot für Gäste aus aller Welt. Mit unserer fünften Nominierung sind wir wieder in Oberbayern: Vor der Bilderbuchkulisse des Watzmanns empfängt das Nationalparkzentrum „Haus der Berge“ in Berchtesgaden seine Gäste. Die Architektur symbolisiert hier das Programm des Nationalparks: Eine Hülle aus Glas und Stahl stülpt sich über den Berg im Inneren des Informationszentrums. Diese „Bergvitrine“ zeigt: Für die Berchtesgadener ist ihre Natur ein Schatz, den es zu bewahren und zu schützen gilt. -8- Unsere sechste Nominierung führt uns schließlich in die Oberpfalz. Auch in der Gemeinde Blaibach gibt es nämlich etwas ganz Besonderes – weit abseits der großen bayerischen Kulturmetropolen ist dort ein Konzerthaus entstanden. 200 Gästen bietet es Platz und bringt in einzigartiger Akustik ein beachtliches Veranstaltungsprogramm auf die Bühne. Ich meine, es gibt kaum einen Ort im ländlichen Raum, der über so etwas verfügt – allergrößten Respekt vor dem Mut und dem Engagement, so etwas zu wagen! Meine Damen und Herren, mit unseren sechs Nominierungen haben wir eine kleine Bayern-Rundreise unternommen. Innovative Tourismusarchitektur gibt es überall im Freistaat. Das ist auch das Verdienst der Nominierten. Mit Ihren Projekten tragen Sie dazu bei, Bayern als Premiumdestination zu stärken. Den heutigen Nominierten wünsche ich viele Besucher für Ihre Einrichtungen, gute Geschäfte und für die Zukunft alles Gute!
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