Einladungsflyer zur Veranstaltung am 21. April 2016

Fördergemeinschaft
„Lindenstraße 54“
Einladung
Im Rahmen der Reihe „Menschen unter Diktaturen“ laden das Zentrum für Zeithistorische
Forschung Potsdam, die Gedenkstätte Lindenstraße, die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der
Folgen der kommunistischen Diktatur und die Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54“ herzlich zu
folgender Veranstaltung ein:
Heidelore Rutz und Stephan Krawczyk
Klopfzeichen – Mein Weg in die Freiheit
Lesung mit anschließendem Konzert
Zeit:
Ort:
Donnerstag, 21. April 2016, 19 Uhr
Lindenstraße 54, 14467 Potsdam
„Hör’n Se uff zu kloppen, sonst passiert wat.“ – Die Worte des Schliessers hört Heidelore Rutz
noch heute, wenn sie sich an die Nächte im Potsdamer Stasi-Gefängnis erinnert. Nur mit dem
Fingernagel klopft sie gegen die Zellenwand. Einmal klopfen bedeutet A, zweimal klopfen B und so
weiter. Die Ermahnungen werden drohender: „Erwisch ick euch noch mal beim Kloppen, dann hol
ick euch raus.“ Nur kurz wartet Heidelore Rutz, bis die Schritte auf dem Flur verhallen, dann macht
sie wie besessen weiter. Klopfzeichen sind die einzige Möglichkeit, mit anderen Häftlingen zu kommunizieren, der Isolation und psychischen Folter der Stasi-U-Haft zu entkommen.
1983 wurde Familie Rutz auf einer Schweigedemonstration in Jena verhaftet. Sie wollten ausreisen, endlich den Staat verlassen, der ihre Freiheiten immer mehr einschränkte. Fünf lange
Monate hielt die Stasi Heidelore Rutz und ihren Mann in Potsdam fest. Zur Haftverbüßung wurde
sie in das berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck gebracht. Schon in den ersten Tagen der Haft
stand fest: „Was uns hier angetan wird, darf nicht vergessen werden.“ Nach ihrem Freikauf durch
die Bundesrepublik im Mai 1984 begann sie, ihre Geschichte aufzuschreiben.
Gemeinsam mit Stefan Krawczyk liest Heidelore Rutz aus ihrer kürzlich erschienenen Biographie.
Im Anschluss trägt der Liedermacher Songs und Gedichte vor.
Heidelore Rutz, geb. 1945 in Lebbin/Hinterpommern, lebte zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung in Brandenburg
an der Havel; Mitwirkung beim Dokumentarfilm „Die Unliebsamen“ (H. Sparschuh, 2001) und beim
Theaterstück „Staats-Sicherheiten“ (L. Rosh, R. Kreibich-Fischer und C. Bechtel, 2008) sowie „yoUturn – ein
Überwachungsexperiment“ (C. Mudra, 2013); 2015 veröffentlichte sie ihre Biographie „Klopfzeichen – Mein
Weg in die Freiheit: vom DDR-Ausreiseantrag zum Häftlingsfreikauf“ (München, 2015). Heidelore Rutz wohnt
seit 2004 mit ihrem Mann in Potsdam.
Stephan Krawczyk, geb. 1955 in Weida, studierte Konzertgitarre in Weimar; Mitglied der Gruppe
„Liedehrlich“; 1985 Berufsverbot; Konzertauftritte mit Freya Klier; 1988 Verhaftung und Abschiebung in die
BRD. Krawczyk veröffentlichte eine Vielzahl von Tonträgern, wie „Wieder stehen“ (1987) oder „Heute fliegt
die Schwalbe hoch“ (2004). Stephan Krawczyk lebt und arbeitet als Liedermacher und Schriftsteller in Berlin.