Nachhaltigkeitspreis Logistik 2016 Laudatio des Juryvorsitzenden Dr. Christian Plas 14. April 2016 Herzlich willkommen, meine Damen und Herren, zur Verleihung des Nachhaltigkeitspreises Logistik 2016. Es ist das fünfte Mal, dass ein Unternehmen für seine herausragenden Leistungen im Bereich des verantwortungsbewussten Unternehmertums und Managements von den BVL-Organisationen Deutschland und Österreich ausgezeichnet wird. Mein Name ist Christian Plas. Ich bin geschäftsführender Gesellschafter der denkstatt in Wien, und ich habe die Ehre, der engagierten und fachkundigen Jury zur Vergabe dieses Preises vorzusitzen. In diesem Jahr hatten wir neun Bewerbungen zu begutachten. Drei der Bewerbungen kamen aus Österreich und sechs aus Deutschland. Thematisch spannte sich der Bogen der Projekte von nachhaltigem Risikomanagement in der Logistik über die Entwicklung von Logistikimmobilien bis hin zu E-Mobility und Optimierungen im Verpackungsbereich. Ich danke allen Mitstreitern in der achtköpfigen Jury, die gleich Anfang des Jahres die Bewerbungen gesichtet, analysiert und bewertet haben. Dieser fünfte Durchgang war wieder richtig spannend und ich denke, wir sind uns einig, dass uns die Auseinandersetzung mit den Einreichungen jedes Jahr auch Impulse für die eigene Arbeit geben. Die Leitfrage lautete auch in diesem Jahr: „Ist Ihre Logistik nachhaltig?“. Die Jury hatte also zu prüfen: - Haben die vorgestellten Projekte o ökologische Effekte o ökonomische Effekte o positive Auswirkungen auf die Gesellschaft o sonstige Effekte, die über den Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem hinausgehen. Unser Preisträger 2016 datiert die Anfänge seiner Tätigkeit auf die Zeit um Christi Geburt. Damals, so heißt es auf seiner Webseite, versorgte der römische "Cursus Publicus" regelmäßig Militär und Verwaltung der römischen Provinz Noricum mit Nachrichten aus der "Zentrale" in Rom. Noricum umfasste als Provinz ungefähr die heutigen österreichischen Bundesländer Kärnten, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark sowie den Südosten Bayerns mit dem Chiemgau. Außerdem gehörten Teile Tirols dazu. Unser diesjähriger Preisträger ist also ein sehr traditionsreiches und gleichzeitig höchst modernes Unternehmen. In seinem Leitbild sagt er über sich selbst: „Was uns wirklich wichtig ist: Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.“ Dazu gehört, dass Ressourcen sparsam und nachhaltig genutzt werden. Wir konnten uns davon überzeugen, dass dies nicht nur Theorie und Lippenbekenntnis ist, sondern dass dahinter ganz praktische Konzepte stehen. Zwei seiner Projekte hat das Unternehmen unter dem Titel „Es steckt viel Grün im Gelb“ für den Nachhaltigkeitspreis Logistik eingereicht: Die österreichweite Modellregion EMobility Post und das Projekt „Grünes“ Wien 2016. Unser Preisträger in diesem Jahr, der fünfte Träger des Nachhaltigkeitspreises Logistik ist die Österreichische Post! Das Konzept konzentriert sich auf die wesentlichen Auswirkungen des Post-Geschäfts und beschreibt die höchst pragmatische Umsetzung: „Einfach machen“, so erschien der Jury die Maxime, von der sich die Post leiten lässt. Mit der Modellregion E-Mobility Post hat sich die Österreichische Post das Ziel gesetzt, ihre Briefzustellung weitgehend auf E-Fahrzeuge umzustellen. Im Zeitraum 2012 bis 2016 beschafft sie über 1.300 Autos, Mopeds und Fahrräder, die in ganz Österreich im Einsatz sein werden. Im Rahmen der Modellregion entstand auch das Projekt „Grünes Wien“. Dabei wird die Post ab 2016 alle Brief- und Werbesendungen an Privatkunden in Wien ausschließlich zu Fuß, mit dem Fahrrad und Elektrofahrrad oder sonstigen EFahrzeugen abwickeln. Mit Projekteinreichung umfasste die Elektrofahrzeugflotte der Österreichischen Post 138 E-Autos, 168 E-Mopeds und 593 E-Fahrräder. Die Jury konnte sich davon überzeugen, dass es der Österreichischen Post gelingt, wirtschaftliches Denken, hohe Servicequalität und umweltschonendes Handeln unter einen Hut zu bringen. Durch den Einsatz der Elektrofahrzeuge wird die Emission von Treibhausgasen deutlich gesenkt, insbesondere, da der Strom für die Fahrzeuge aus erneuerbarer Energie stammt. Damit die E-Fahrzeuge CO2-neutral betrieben werden können, errichtete die Post auf dem Dach des Briefzentrums Wien eine Photovoltaikanlage mit 882 kWp, eine weiter Anlage am Logistikzentrum Allhaming mit 496 kWp Leistung. Diese beiden Anlagen werden die gesamte E-Flotte mit Strom aus Sonnenenergie versorgen. Mir erscheint noch besonders erwähnenswert, dass sich die Post AG mit dieser Initiative in Österreich auch sehr exponiert hat. Die landläufige Meinung zur Umstellung von Flotten auf E-Motoren lautet: „Das geht nicht.“ Zu geringe Reichweite der Tankladung, kurze Lebensdauer der Batterien, fehlende Akzeptanz der FahrerInnen sind nur einige der Argumente, die den Schritt zur Erneuerung oft verhindern. Und gerade das ist etwas, das mich als Vorsitzender der Jury auch begeistert: Das Management der Post AG hat diese Idee, die von den operativ Verantwortlichen kreiert und umgesetzt wurde, getragen und damit gezeigt, dass sich Vieles realisieren lässt, wenn der Wille vorhanden ist. Die Transportleistungen der Post werden auf diese Art und Weise sauberer. Zur Freude vieler lärmgeplagter Menschen werden sie auch leiser. Und die Post hat sich darüber hinaus kreative Zusatznutzungen einfallen lassen, die im Moment in der Erprobung sind: So läuft in Salzburg ein Test, bei dem Zustellfahrzeuge der Post im Sinne eines Car Sharing-Angebots an private Nutzer vermietet werden. Gemeinsam mit der ÖBB gibt es Überlegungen, Pendlern die Nutzung von E-Fahrzeugen der Post auf ihrer Fahrt zu den Haltepunkten der ÖBB zu ermöglichen. Das ist die Zukunftsmusik, die in unseren Ohren sehr gut klingt! Wenn die Umstellung abgeschlossen ist, wird in Wien die gesamte Brief- und Postwurfzustellung an Haushalte emissionsfrei erfolgen. Als großes und sehr sichtbares Unternehmen hat das Projekt der Post Vorbildwirkung für andere Betriebe. Gleichzeitig sind die Zustellerinnen und Zusteller Botschafterinnen für das Thema Elektromobilität. Sie erleben die Fahrzeuge im täglichen Einsatz, geben Feedback und tragen dazu bei, das System Schritt für Schritt zu optimieren. Umfragen haben ergeben, dass 92 Prozent von ihnen begeistert oder sehr zufrieden mit den neuen Fahrzeugen sind. Nur 4 Prozent trauern ihrem herkömmlichen Fahrzeug nach. Die Österreichische Post adressiert auch die Lücken, die es in ihrem System noch gibt: Die Emissionen, die sich bei der Energieversorgung des Fuhrparks, der Gebäude und bei den Partnerunternehmen der Post noch nicht vermeiden lassen, werden durch die Unterstützung zertifizierter Klimaschutzprojekte kompensiert. Wenn Sie neugierig geworden sind auf die Details des Projektes der Österreichischen Post und genau wissen wollen, wie viel Grün im Gelb tatsächlich drinsteckt, dann werfen Sie einen Blick in die Einreichungsunterlagen/die Broschüre zum diesjährigen Siegerprojekt. Meine Damen und Herren, bitte gratulieren Sie gemeinsam mit mir der Österreichischen Post. Ich freue mich sehr, dass wir mit diesem vorbildlich agierenden Logistik- und Transportdienstleister ein weiteres Beispiel nachhaltigen Wirtschaftens im logistischen Kontext auszeichnen können.
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