Jahresbericht 2015 FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf Helene-Weigel-Platz 6 12681 Berlin Tel: 030-76236500 Email: [email protected] Internet: www.aller-ehren-wert.de Träger: Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V. Dr. Reinhard Liebscher und Dr. Jochen Gollbach Neue Schönholzer Str. 17b, 13187 Berlin Tel.: 030 / 49987419 Email: [email protected] [email protected] http://www.sfz-ev.de 1 Inhalt: 1 Was für ein aufregendes Jahr!........................................................ 4 2 Ziele der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf....................... 5 3 Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf in 2015 ................... 8 3.1 Die drei Freinet- Datenbanken 9 3.2 Information, Beratung und Vermittlung 10 3.3 Gemeinsame Ehrenamtskoordination von FreiwilligenAgentur, Stadtteilzentren und Flüchtlingseinrichtungen 13 3.3.1 Der Handlungsbedarf ..................................................................................... 14 3.3.2 Die gemeinsame Ehrenamts-Koordination ..................................................... 14 3.4 Das Volunteers-Programm zur IGA Berlin 2017 17 3.5 „Wir machen’s selber! – Projekt zur Entwicklung bürgerschaftlich initiierter Vorhaben in der Nachbarschaft“ 18 Unternehmensengagement 19 3.6 3.6.1 GE Energy Conversion GmbH im Bunten Haus ............................................. 20 3.6.2 BestMedia4Berlin engagiert sich im Wohnpark am Cecilienplatz .................. 20 3.6.3 Sozialer Aktionstag des internationalen Lion Clubs Unitas Mundi ................. 20 4 Finanzierung und Personal der FreiwilligenAgentur .................. 21 4.1 Finanzen 21 4.2 Personal 21 5 Wirkung: Social Return of Investment - SROI ............................... 22 6 Fazit .................................................................................................. 23 2 Abbildungsverzeichnis: Abbildung 1:Unterstützer der FWA M-H in 2015......................................................... 3 Abbildung 2: Die Handlungsfelder der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellerdorf ......... 6 Abbildung 3: Jahresplanung 2015 .............................................................................. 8 Abbildung 4: Die drei Datenbanken der FWA M-H in 2015....................................... 10 Abbildung 5: Neuregistrierungen in der FWA M-H .................................................... 11 Abbildung 6: Aufgenommene freiwillige Tätigkeiten ................................................. 11 Abbildung 7: Organisationsberatung ........................................................................ 12 Abbildung 8: Freiwillige der FWA M-H ...................................................................... 12 Der Jahresbericht wurde in Teilen angelehnt an den vom Verein Social Reporting Initiative e.V (SRI) unter der Creative Commons-Lizenz veröffentlichten Social Reporting Standard. Infos unter: www.social-reporting-standard.de Abbildung 1: Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf wurde in 2015 unterstützt von: Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf IGA Berlin 2017 GmbH Aktion Mensch Freiwilligendatenbank Breuninger Stiftung Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen 3 1 Was für ein aufregendes Jahr! Das Jahr 2015 war ein gutes Jahr für das bürgerschaftliche Engagement im Allgemeinen und die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf im Speziellen. Nach unserer personellen Neuordnung im Jahr 2014 (Umstellung von geförderter auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung) und der daraus erforderlichen Festlegung von Themenschwerpunkten für 2015 (s. Kapitel 3.1) hat sich gezeigt, dass die Information, Beratung und Vermittlung von Freiwilligen weiter eine der tragenden Säulen der FreiwilligenAgentur ist. So konnten wieder viele Bürger*innen beraten und vermittelt werden (s. Kapitel 3.2). Das Jahr 2015 hat für die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf ein neues, herausforderndes Themenfeld gebracht. Stand das Thema „Flüchtlinge“ zu Beginn noch relativ klein auf der Jahresplanung, haben wir im Sommer und Herbst fast 80 Prozent unserer Arbeitszeit damit verbracht, unsere Partnereinrichtungen dabei zu unterstützen, die vielen Freiwilligen, die sich im Bereich der Flüchtlingshilfe engagieren wollten, zu organisieren. Wie andere Einrichtungen (z.B. Stadtteilzentren), hatten wir an Hochtagen bis zu 50 Anrufe bezüglich Zeit- oder Sachspenden. Zudem haben wir uns erstmals in das „operative Geschäft“ begeben und die Notunterkunft im Glambecker Ring mit Infrastruktur, Rat und Tat bei der Ehrenamtskoordination unterstützt. Hier konnten wir wichtige Erfahrungen machen, die uns ermöglichten, bei der Arbeit in der FreiwilligenAgentur neue Impulse zu setzten (s. Kapitel 3.3) Das zweite wichtige Thema war (und ist) das Volunteers-Programm zur IGA Berlin 2017. Hier haben wir gemeinsam mit der IGA Berlin 2017 GmbH das Konzept weiter ausgebaut, operationalisiert und in einzelnen Einsätzen auch schon erprobt (s. Kapitel 3.4). Im Handlungsfeld „Unterstützung von bürgerschaftlich initiierten Vorhaben“ konnten wir in 2015 nahtlos an das Vorjahr anknüpfen. So haben wir in Zusammenarbeit mit der aus der FreiwilligenAgentur heraus gegründeten Organisation „Wir fördern Engagement e.V.“ eine Workshopreihe für Gründer*innen und Initiator*innen durchgeführt, in der sich die aktiven Bürger*innen im Detail mit ihrem Vorhaben 4 beschäftigen konnten und dabei Unterstützung von Experten aus Berlin und darüber hinaus erhielten (s. Kapitel 3.5). Der Bereich Unternehmensengagement wurde in 2015 aktiv entwickelt. So haben wir in Kooperation mit lokalen Unternehmen insgesamt drei „Social days“ durchgeführt (s. Kapitel 3.6). 2 Ziele der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf hat sich in der nun siebenjährigen Praxis zu einem bezirklichen Zentrum für bürgerschaftliches Engagement entwickelt. Die gemeinsam mit dem Bezirksamt formulierte Aufgabenbeschreibung der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf lautet wie folgt: - Zentraler Ansprechpartner, Moderator und Impulsgeber für Bürgerschaftliches Engagement in seinen Nachbarschaftshilfe über vielfältigen das Facetten. freiwillige Diese Engagement reichen in von der Vereinen und Bürgerinitiativen bis zu Stiftern und Mäzenen, - Akquise von Freiwilligen und Kooperationspartnern, - Initiierung und Koordinierung von Initiativen, Projekten und Studien im Bereich „Bürgerschaftliches Engagement“ im Bezirk, - Ansprechpartner für die Vergabe des Freiwilligenpasses und der Ehrenamtskarte im Bezirk, - Netzwerkarbeit (lokal, regional und überregional), - Vertretung des Projektes gegenüber dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, der Berliner Senatsverwaltung und der Öffentlichkeit. Wir meinen, dass sich ehrenamtliches bzw. freiwilliges Engagement und Beteiligung / Partizipation nicht voneinander trennen lassen, sondern vielmehr die beiden Seiten der Medaille „Aktive und selbstbestimmte Bürgerschaft“ sind. Inhaltlich gefüllt ergeben sich folgende vier Säulen der Tätigkeit der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf: 5 Abbildung 2: Die Handlungsfelder der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellerdorf Den inhaltlichen Schwerpunkt der ersten Säule bildet die Gestaltung der Handlungsfelder „Institutionalisierte Freiwilligentätigkeiten“ (z.B. freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten in Einrichtungen, Organisationen und Einrichtungen) und „informelle Freiwilligentätigkeiten“ (z.B. Nachbarschaftshilfe). Dazu gehören die Gewinnung von Ehrenamtlichen bzw. Freiwilligen und die Zusammenführung von "Angebot" und "Nachfrage" im Bezug auf freiwillige Tätigkeiten. Von uns werden in diesem Zusammenhang Bürger*innen und Bürger mittels der vier Kommunikationswege persönliche, schriftliche, telefonische Beratung sowie der Online-Beratung zu Einsatzstellen informiert, beraten und zu Partnereinrichtungen vermittelt. Zudem berät die Agentur Einrichtungen und Organisationen sowie das Bezirksamt in Bezug auf das Themenfeld „Engagementfreundlicher Bezirk Marzahn-Hellersdorf“. Die zweite Säule greift das Handlungsfeld „Beteiligung“ auf. Hier geht es darum, bürgerschaftliches Engagement (BE) in seinen vielfältigen Ausdrucksformen des Mitbestimmens zu fördern. In der Praxis erleben wir, dass sich immer mehr Menschen „einmischen“ wollen, aber oftmals keine geeigneten Beteiligungsformen 6 finden. Wir als FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf möchten deshalb in Kooperation mit der Bezirkspolitik bewährte Formen, wie beispielsweise Bürgerinitiativen (BI), den Bürgerhaushalt und weiter ausbauen und neue Formen der Beteiligung, wie die „Runden Tische“ entwickeln. Zudem greift die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf in dieser Säule auf, dass ehrenamtlich Tätige nicht nur dem Gemeinwohl dienen, sondern zudem ihre ganz persönliche Lebenssituation dadurch verbessern können: Freiwilliges Engagement trägt zur sozialen und immer öfter auch zur beruflichen Integration bei. Für Jugendliche und junge Erwachsene kann ein Ehrenamt zur zielgerichteten Berufsoder Studienwahl beitragen. Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf macht in ihrem dritten Handlungsfeld deutlich, dass sie das bürgerschaftliche, ehrenamtliche und freiwillige Engagement im Bezirk weiter fördert und zu entwickelt. Wir verstehen uns als Ideenwerkstatt und Treiber des freiwilligen Engagements. Schließlich spiegelt die vierte Säule die wissenschaftliche Expertise des Trägers „Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg (SFZ) e.V.“ wider. Im Rahmen dieses Tätigkeitsfeldes können regionale und überregionale Studien zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ angefertigt werden. Hier können wir deutlich machen, dass das bürgerschaftliches Engagement im Bezirk funktioniert, weil die Kommunalpolitik und die Verwaltung die Zusammenhänge von sozialer Infrastruktur und der sozialen und altersmäßigen Zusammensetzung der Bewohner*innenschaft versteht und aktiv gestaltet. 7 3 Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf in 2015 Die FreiwilligenAgentur hat sich in 2015 weiter qualifiziert: Wir haben einzelne Aufgaben (z.B. Bezirkliche Freiwilligenbörse) zurückgestellt und uns anderen Aufgabenfeldern gewidmet. Die Planung für 2015 hat so ausgesehen Abbildung 3: Jahresplanung 2015 Es zeigt sich hier, dass das Thema „Flüchtlinge“ am Jahresbeginn praktisch keine Rolle gespielt hat. Entsprechend und ähnlich wie bei anderen Einrichtungen wurde dieses erst später akut. Auch in diesem Jahr haben wir erneut versucht, unsere Aktivitäten aus dem Blickwinkel heraus, was wir bewirkt haben, auszuwerten und darzustellen. Wichtig zu bemerken ist, dass wir mit dieser Vorgehensweise noch immer in der „Versuchsphase“ sind und deutlich näher am Anfang als am Ende der Entwicklung stehen. 8 Für diesen Bericht werden verschiedene Aspekte aus der Wirkungsanalyse von Non-Profit-Unternehmen1, des Social Reporting Standards2 und einer Studie zur Kosten-Nutzen-Analyse von Vereinen3 übernommen und an die Bedürfnisse der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf angepasst. Dabei gilt: „Nicht alles was zählt kann man zählen und nicht alles was man zählen kann zählt.“ (Albert Einstein). 3.1 Die drei Freinet- Datenbanken Durch die Ausdifferenzierung der Aufgaben einerseits und die konzeptionelle Weiterentwicklung des Informations- und Beratungsangebotes der FreiwilligenAgentur anderseits haben wir in 2015 die Freiwilligen-Software „FreinetOnline“ in drei Bereiche gegliedert: a) FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf b) Gemeinsame Ehrenamtskoordination FWA, STZ, Flüchtlingsunterkünfte c) Volunteers-Programm der IGA Berlin 2017 Damit stellen wir sicher, dass die beiden Handlungsbereiche (Ehrenamtskoordination und IGA Berlin 2017), auf die von externen Freiwilligenkoordinatoren zugegriffen werden kann, organisatorisch gut getrennt von den übrigen Bereichen der FreiwilligenAgentur abgegrenzt ist. 1 vgl. Phineo (2013): Kursbuch Wirkung: Das Praxishandbuch für alle, die Gutes noch besser tun wollen, Berlin. 2 vgl. www.social-reporting-standard.de 3 vgl. Migros Kulturprozess (Hrsg.) (2010): Die Kooperation von Gemeinden und Vereinen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse in zehn Schweizer Gemeinden, Zürich. 9 Abbildung 4: Die drei Datenbanken der FWA M-H in 2015 3.2 Information, Beratung und Vermittlung Die Information, Beratung und Vermittlung von potentiellen Freiwilligen an unsere Partnerorganisationen ist vielleicht die unmittelbarste und am einfachsten zu erfassende Wirkung. In 2015 standen für die Information, Beratung und Vermittlung 30 Stunden Öffnungszeit pro Woche zur Verfügung. In Jahressumme sind das 1.500 Stunden (2013: 1.650 / 2014: 1.500) (bei 50 Wochen Öffnung). Zusätzliche Beratungszeiten entstanden z.B. bei den Sozialtagen im Eastgate (26.02.2015), der Berliner Freiwilligenbörse (25.04.2015), der PULS-Woche (02. - 08.08.2015) und weiteren Veranstaltungen an Wochenenden. Insgesamt gehen wir von einer geleisteten möglichen Beratungszeit von rund 1.900 Angebotsstunden in 2015 (2013: 2.000 / 2014: 1.850) aus. In dieser Zeit haben 2325 Kontakte mit Freiwilligen (per Email, Telefon und persönlich in der FreiwilligenAgentur) stattgefunden. Insgesamt haben sich im letzten Jahr 576 Bürger*innen neu bei uns als „ein Ehrenamt suchend“ registrieren lassen (s. Abbildung 5)4. 4 Alle Daten, die nicht anders gekennzeichnet sind, sind von uns mittels der von uns verwendeten Software für Freiwilligenagenturen „Freinet-Online“ erhoben. 10 Abbildung 5: Neuregistrierungen in der FWA M-H Neuregistrierungen 2015 2014 2013 Datenbank FreiwilligenAgentur 170 198 194 Datenbank Flüchtlinge 310 - - Datenbank IGA 96 50 - 576 248 194 Summe Resultierend aus den Beratungsgesprächen haben wir 322 Empfehlungen an die Freiwilligen mitgegeben (2014: 269, 2013:372). Nach unseren Informationen haben in 2015 genau 368 Freiwillige über die FreiwilligenAgentur und die gemeinsame EAKoordinierung FWA-STZ-FUs (s. Kapitel 3.3) eine freiwillige Tätigkeit aufgenommen. Abbildung 6: Aufgenommene freiwillige Tätigkeiten über FWA und gemeinsame EA-Koordinierung Engagement aufgenommen 2015 2014 2013 Datenbank FreiwilligenAgentur 77 90 137 Datenbank Flüchtlinge 265 - - Datenbank IGA 26 18 - 368 108 137 Summe Aus der Datenbank „FreiwilligenAgentur“ haben in 2015 insgesamt 95 Freiwillige angegeben, nicht mehr für eine freiwillige Tätigkeit zur Verfügung zu stehen. Im Engagement für Flüchtlinge hatten wir die Situation, dass sich sehr viele Bürger*innen in „Helfer*innen-Listen“ eingetragen haben, aber danach nicht aktiv wurden. Entsprechend haben wir die Datenbank bereinigt und 131 Bürger*innen archiviert. Vier Bürger*innen haben angegeben, ihr Engagement zeitweilig ruhen lassen zu wollen. Neben der Information, Beratung und Vermittlung von Freiwilligen haben mit Einrichtungen und Organisationen in unserem Bezirk rund 750 Kontakte per Email 11 und Telefon und 336 persönliche Treffen und Gespräche in 2015 stattgefunden. Es wurden 27 neue Kooperationspartner gewonnen und 77 neue Engagementangebote geschaffen. Abbildung 7: Organisationsberatung Organisationsberatung 2015 2014 2013 Kontakte 750 1.117 1.050 Treffen / Gespräche 336 138 246 Neue Kooperationspartner 27 19 21 Neue Angebote 77 63 58 Über den Zeitraum 2009 bis 2015 zeigt sich folgendes Bild bei der Gewinnung neuer Freiwilliger für den Bezirk: BFD Abbildung 8: Freiwillige der FWA M-H (Netto) Seit 2009 hat die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf insgesamt an die 1.670 registrierten Freiwilligen bisher 1.752 Empfehlungen ausgegeben. Dabei wissen wir mit dem heutigen Tage von insgesamt 935 Freiwilligen, die ein Engagementangebot 12 angenommen haben und in einer Einrichtung / Organisation tätig geworden sind. Von gut 500 unserer Vermittelten wissen wir, dass sie bereits ein Jahr und länger aktiv sind und das Engagement praktisch Teil ihres Lebens geworden ist. 3.3 Gemeinsame Ehrenamtskoordination von FreiwilligenAgentur, Stadtteilzentren und Flüchtlingseinrichtungen Seit der deutlichen Zunahme der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge im Sommer und Herbst 2015 und der zeitweisen Überforderung der staatlichen Institutionen haben sich sehr viele Bürger*innen entschlossen, ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv zu werden. Die Ehrenamtlichen trafen auf ihrem Weg ins Engagement oft auf die Situation, dass in den meist sehr kurzfristig eingerichteten Flüchtlingsunterkünften (FUs) kaum professionelles Freiwilligenmanagement durchgeführt wurde bzw. dieses aufgrund fehlender Betreiberverträge mit klaren Aufgabenbeschreibungen auch nicht vorgesehen war. Dadurch entstand vielerorts ein Vakuum, das sehr schnell von Freiwilligen besetzt wurde. Oftmals organisieren sich diese Helferinitiativen ausschließlich über Facebook. Andere – nicht über Facebook vernetzte Bürger*innen – haben sich nach Informationen zum Engagement fragend – ergänzend zur FreiwilligenAgentur (FWA) – an diese Stellen gewendet: • direkt bei den Flüchtlingseinrichtungen • Stadtteilzentren (STZ) (Einrichtung / Telefon / Helfertreffen) • Bezirksamt (Bürgermeister / Stadträt*innen / Ämter etc.) • Neu eingerichtete Hotline der Stiftung Gute-Tat.de • Informationsportal Bürgeraktiv.de Entsprechend ihres originären Aufgabenzuschnittes bzw. fehlender Schnittstellen zu passenden Informationen waren nicht alle Einrichtungen immer in der Lage, die Bürger*innen zu den Angeboten zum Engagement in Flüchtlingsunterkünften umfassend zu beraten. Zeitgleich drängten zahlreiche und schnell wachsende Webanbieter („social startups“) zur Information und Organisation von Freiwilligen auf den Markt, was die Unübersichtlichkeit oftmals noch erhöht hat. Insgesamt sind so 13 erhebliche Reibungsverluste und Doppelarbeit entstanden. Zudem bekamen wir viele Rückmeldungen von frustrierten Ehrenamtlichen. 3.3.1 Der Handlungsbedarf Wir haben in unserem Bezirk im Herbst 2015 einen Optimierungsbedarf in folgenden Bereichen festgestellt: • Elektronische, vernetzte Registrierung der Freiwilligen (heute: Zettel / Listen / Excel) • Technische Infrastruktur in den Flüchtlingsunterkünften (oft kein PC / Internet) • Technische Schnittstelle zwischen FreiwilligenAgentur, Stadtteilzentren und Flüchtlingsunterkünften • Vertragssicherheit und Aufgabenbeschreibungen in den Notunterkünften (oft keine Verträge / Ehrenamtskoordination nicht Vertragsbestandteil in NUKs) • Technische Schnittstelle von Flüchtlingsunterkünften zur Hotline der Stiftung GuteTat.de und zum Portal Bürgeraktiv • Technische Schnittstelle der Facebook-Gruppen und den Einrichtungen 3.3.2 Die gemeinsame EA-Koordination Basierend auf dem festgestellten Optimierungsbedarf haben wir uns in Absprache mit unseren Kooperationspartnern darüber verständigt, eine gemeinsame Koordination der Freiwilligen in der Flüchtlingsarbeit aufzustellen. Der Grundsatz war nicht, dass Alle von nun an Alles machen sollten, sondern die Aufgaben- und Zuständigkeitsbereiche der jeweiligen Akteure (Freiwilligenagentur, Stadtteilzentren, Flüchtlingsunterkünfte, andere Einrichtungen) klar herauszuarbeiten und darauf basierend ein elektronisches Schnittstellenmanagement einzuführen. Die Ziele der gemeinsamen Ehrenamtskoordination sind: • Eine Dateneingabe pro Freiwilligen: Gemeinsame technische Plattform • Von jedem Anlaufpunkt direkt zum Engagement: One-Stop-Lösung für Freiwillige • Pflege der Bedarfe und Freiwilligen: Unterstützung der EA-Koordinatoren • Registrierung und Information online • Datenschutz und Datensicherheit 14 Im November 2015 haben wir dazu mit unserem Partner Freinet-Online eine gemeinsame technische Plattform geschaffen. Diese baut auf die von uns seit Beginn der FreiwilligenAgentur an genutzten Freiwilligenagentur-Datenbank FreinetOnline auf. Letztlich ging es technisch darum, eine eigene Datenbank allein für die Akteure in der Flüchtlingsarbeit zu schaffen. Freinet-Online ist schon seit längerem in der Flüchtlingsarbeit tätig und kann deshalb auf weitreichende Erfahrungen zurückgreifen (siehe: Freinet-Online/Flüchtlingshilfe). Die gemeinsame technische Plattform leistet folgendes: • Eigene Datenbank zur Erstellung und Pflege von Einrichtungen, Angeboten und Freiwilligen in der Flüchtlingsarbeit • Individueller Zugang und Einarbeitung für Ehrenamts-Koordinator*innen der Einrichtungen durch die FreiwilligenAgentur • Ehrenamts-Koordinator*innen sehen nur „ihre“ Einrichtung, Angebote und Freiwillige • Internetlösung: Keine eigene Software nötig • Schnittstelle: Bürgeraktiv / Hotline / Datenbank Aktion Mensch Mit der Einrichtung der Datenbank sollten die Akteure der Einrichtungen aber auch die potentiellen Freiwilligen entlastet werden. Mit der gemeinsamen Datenbank wurde auch die Entwicklung einer „One-Stop-Lösung“ für die Freiwilligen möglich. Damit können sich diese online registrieren und Angebote zum Engagement anfordern. Die persönliche Beratung sowohl in der FreiwilligenAgentur als auch den Stadtteilzentren ist selbstverständlich weiterhin möglich. One-Stop-Lösung für Freiwillige: • Registrierung der Freiwilligen erfolgt online o Angabe von Interessen und den Kontaktdaten o Das Matching und die elektronische Zusendung von passenden Angeboten innerhalb 48 Stunden durch die FreiwilligenAgentur o Persönliche Beratung ist weiter möglich (wenn gewünscht) 15 • Information zu Möglichkeiten des Engagements online von allen Webseiten aus möglich (Iframe-Lösung) (bisher z.B. www.demokratie-mh.de, www.aller-ehrenwert.de, www.marzahn-hilft.de, www.schnell-helfen.de). Der Schutz der Daten unserer Kunden ist uns wichtig. Mit der Schaffung der gemeinsamen Datenbank sollten einerseits die Freiwilligen darüber informiert sein, dass ihre Angaben im Rahmen der gemeinsamen Ehrenamts-Koordination genutzt werden und andererseits sollte sichergestellt werden, dass die beteiligten Einrichtungen, die Daten ausschließlich für die Information, Beratung und Vermittlung von Freiwilligen in der Flüchtlingsarbeit nutzen. Weiter war uns wichtig zu wissen, wer und wo die Daten gespeichert werden. Datenschutz und Datensicherheit: • Partner „Freinet-Online“ als etablierter Anbieter von FWA-Software-Lösung • Datennutzungserklärung der Freiwilligen für gemeinsame EA-Koordination: Einverständnis, dass die Daten zur Information, Beratung und Vermittlung in der Flüchtlingshilfe in Marzahn-Hellersdorf verwendet werden • Datenschutzerklärung der Einrichtungen: Angaben werden ausschließlich zur Information, Beratung und Vermittlung in der Flüchtlingshilfe in MarzahnHellersdorf verwendet • Datensicherheit (Provider 1&1, Backups, SSL-Verschlüsselung, „Salt“-Funktion, Logs über Aktivitäten) Das System der gemeinsamen Koordination von Freiwilligen in der Flüchtlingsarbeit in Marzahn-Hellersdorf wird derzeit ausgebaut und im laufenden Prozess verbessert. Bis dato haben wir folgendes erreicht: • Registrierung, Erfassung u. Koordination der Ehrenamtlichen deutlich vereinfacht • Datenbasis / Schnittstellen schaffen einen gemeinsamen Informationsstand • Aufgaben und Zuständigkeiten der Einrichtungen klar(er) • EA-Koordination vor Ort in den Einrichtungen Derzeit sehen wir weiteren Optimierungsbedarf in folgenden Bereichen: 16 • Infrastruktur in den FUs (EA-Koordinatoren / PC / Internet) und STZ / FWAs (Personal) • Interne Organisation in FUs: o BE als konzeptionelles Element o Bedarfslisten „Sachspenden“ o Schichtpläne für Ehrenamtliche • Einbindung von Volkshochschule, dem bezirklichen Bündnis für Demokratie und Toleranz und der Alice-Salomon-Hochschule in das operative Geschäft Viele der in der Flüchtlingshilfe aktiven Bürger*innen engagieren sich in Form von Sach- oder Zeitspenden und oftmals zum allerersten Mal. Mit der gemeinsamen Ehrenamtskoordination von Freiwilligenagentur, Stadtteilzentren und den Flüchtlingsunterkünften in Marzahn-Hellersdorf zeigt sich, dass dieses Engagement professionell sowie einrichtungs- und trägerübergreifend organisiert ohne die Zuständigkeiten und Zuschnitte der Akteure zu verwischen werden kann und aus unserer Sicht auch muss. Damit dieses nachhaltig gestaltet werden kann, müssen die personellen und infrastrukturellen Bedingungen in den Flüchtlingseinrichtungen aber auch in den Stadtteilzentren und Freiwilligenagenturen weiter verbessert werden. 3.4 Das Volunteers-Programm zur IGA Berlin 2017 Im Herbst 2012 hat ein erstes Gespräch zwischen den Geschäftsführerinnen der Gärten der Welt, Frau Reuber, der IGA Berlin 2017 GmbH, Frau Langsch, und uns stattgefunden. Darin wurden erste Ideen entwickelt, wie eine Kooperation IGA und FreiwilligenAgentur gestaltet werden könnte. Schwerpunkt des Brain Stormings war die Entwicklung eines „Volunteer Programmes für die Internationalen Gartenausstellung IGA Berlin 2017“. Kernpunkt der Idee ist die Beteiligung von Freiwilligen als Botschafter*innen der IGA Berlin 2017. In 2013 wurden die Gespräche fortgesetzt und konkretisiert. So konnte gemeinsam ein LSK-Projekt beantragt und bewilligt werden, das es uns ermögliche, eine 17 Konzeption des Volunteer Programmes für die IGA Berlin 2017 zu erstellen. Das Projekt lief von März bis Oktober 2014. Das Ergebnis des achtmonatigen Projektes war das Konzept für ein VolunteersProgramm, dass die Freiwilligen und ihre Einsatzfreude für die IGA Berlin 2017 in den Mittelpunkt stellt! Diese können sich aussuchen, wann und in welchem Einsatzbereichen sie sich engagieren möchten und gestalten ihren Einsatzplan selbst. Wir möchten gerne viele Bürger*innen und Bürger auch aus MarzahnHellersdorf gewinnen, sich bei der IGA zu beteiligen. Basierend auf die Begutachtung des Konzeptes wurden wir als FreiwilligenAgentur basierend auf einem Leistungsvertrag beauftragt, das Konzept im laufenden Jahr 2015 zu operationalisieren und die Jahre 2016/2017 vorzubereiten. Bis dato haben sich übrigens schon mehr als 100 Bürger*innen aus dem Bezirk und darüber hinaus als Volunteer bei uns registriert und werden punktuell auch schon eingesetzt! 3.5 „Wir machen’s selber! – Projekt zur Entwicklung bürgerschaftlich initiierter Vorhaben in der Nachbarschaft“ Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf wird zunehmend angefragt, bürgerschaftlich initiierten Projekten Rat und Unterstützung zu geben. Aktuelle Anfragen liegen z.B. zur Gründung eines selbstverwalteten Wohnzentrums und zur Einrichtung eines „Tante-Emma-Ladens“ vor. Die Anfragen orientieren sich auf ein zunehmendes Bedürfnis nach nichtkommerzieller und gemeinnütziger Umnutzung von Immobilien und/oder dem Bedarf an der Unterstützung beim Aufbau von neuen Orten in Bezug auf die Gestaltung der eigenen Nachbarschaft. Dieses Thema wurde mit dem Projekt „Wir machen’s selber! – Projekt zur Entwicklung bürgerschaftlich initiierter Vorhaben in der Nachbarschaft“ aufgegriffen und bearbeitet. Die Förderung im Rahmen von „FEIN – Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften“ war der Startschuss zur Entwicklung einer systematischen Förderung von Nachbarschaften im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. In Workshops, Seminarreihen und Vorträgen wurden inhaltliche, betriebswirtschaftliche, organisatorische und juristische Fragestellungen für nichtkommerzielle und gemeinnützige Vorhaben bearbeitet. Mit der Anschubförderung wurde eine Veranstaltungsreihe zu den Themen der 18 Förderung von bürgerschaftlichem Engagement in den Nachbarschaften in der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf realisiert. Das Projekt ist mittelfristig angelegt. In 2015 wurde ein einjähriger Probelauf gestartet. Mit dem Fördergeld aus FEIN wurden die ersten acht Workshops entsprechend der im Projekt „Wir übernehmen den Laden!“ herausgearbeiteten Gelingenskriterien durchgeführt. Diese sind: – Keimzelle und Initiator/innen – Struktur und Rechtsform – Beschäftigungsstruktur – Inhaltliches Konzept und Businessplan – Finanzierungskonzept – Objekt und Emotionalität – Potential zur Entwicklung – Relevanz und Attraktivität Nach Abschluss der Veranstaltungsreihe wurde aus den in den Workshops erarbeiteten Themen für die Teilnehmer*innen und für andere Bürger*innen, die ähnliche Vorhaben in ihrer Nachbarschaft planen, ein „Wir machen’s selber!Handbuch“ entstellt. Damit wurde ein Modell für Folgeprojekte geschaffen und eine Nachhaltigkeit gesichert. Das Handbuch kann bei uns angefordert werden und ist hier als kostenloser Download (pdf 1,9MB) verfügbar. Das Kooperation-Projekt mit dem Verein Wir fördern Engagement e.V. wurde unterstützt von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt sowie dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf. 3.6 Unternehmensengagement Gemeinsam Gutes tun stärkt nicht nur die Arbeitgeber- und Teambindung von Ihrer Mitarbeiter*innen, sondern diese übernehmen gleichzeitig gesellschaftliche Verantwortung und leisten eine konkrete Hilfe in unseren gemeinnützigen Partnereinrichtungen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Das sogenannte Corporate Volunteering bringt damit positive Effekte für alle Beteiligten. Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf unterstützt Unternehmensengagement im Bereich des Corporate Volunteering durch die Organisation von sozialen Projekttagen. 19 Interessierte Unternehmen werden beraten, wie ihr sozialer Projekttag gestaltet werden kann und die FreiwilligenAgentur übernimmt die Abstimmungen mit unseren Partnereinrichtungen, dessen spezifischen Bedarf wir kennen. Die Einsatzmöglichkeiten für die Unternehmen sind dabei vielfältig: Von gärtnerischen Tätigkeiten über gemeinsames Kochen und Backen mit Senior*innen bis hin zu Ausflugsbegleitungen von Jugendlichen reicht die Bandbreite für das Engagement. Das Leistungsangebot der FreiwilligenAgentur umfasst den Vorschlag von ca. 2-3 geeigneten Projekten, aus denen die Unternehmen sich Ihr Wunschprojekt aussuchen können, sowie die individuelle Planung und Begleitung am Projekttag selbst. In 2015 haben wir drei Projekte für Unternehmen bzw. Unternehmensnetzwerke organisiert: 3.6.1 Projekt der GE Energy Conversion GmbH im Bunten Haus Passend zum internationalen Kindertag am 01.06.2015 engagierten sich sechs Mitarbeiter des Unternehmens GE Energy Power Conversion GmbH in dem von uns organisierten und begleiteten Volunteers-Einsatz im Familienzentrum Buntes Haus und sorgten damit für einen abwechslungsreichen und fröhlichen Nachmittag. Zusammen mit den Kindern entstand nicht nur ein neues Eingangsschild aus Mosaiksteinen, sondern auch ein leckeres Abendessen. 3.6.2 BestMedia4Berlin engagiert sich im Wohnpark am Cecilienplatz Für das Berliner Familienunternehmen BestMedia4Berlin, bekannt u.a. für die Gelben Seiten, organisierten wir einen sozialen Projekttag, der am 28.11.2014 im Wohnpark am Cecilienplatz stattfand. Beim gemeinsamen Plätzchen backen und Adventslieder singen unterstützten die 14 Mitarbeiter/-innen des Verlags die Therapeuten und Alltagsbegleiter/-innen. Den krönenden Abschluss eines gelungenen Aktionstages bildete die Lichterfahrt durch das weihnachtliche Berlin. 3.6.3 Sozialer Aktionstag des internationalen Lion Clubs Unitas Mundi Mitglieder des internationalen Lion Clubs waren am Samstag, den 20.09.2014 tatkräftig bei unserer Partnereinrichtung Kinderhospiz Sonnenhof der Björn-SchulzStiftung aktiv und haben fleißig Wände gestrichen, Unkraut gejätet und einen Graben 20 im Garten angelegt. Wir freuen uns, dass wir diesen Aktionstag vermitteln und begleiten konnten. Vielen Dank an alle Beteiligten! 4 Finanzierung und Personal der FreiwilligenAgentur 4.1 Finanzen Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf war 2015 wie folgt finanziert: Sockelfinanzierung Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf 99.900€ Drittmittel (IGA, Aktion Mensch, Frühe Hilfen) 18.200€ Kooperationsprojekte mit WfE e.V. (FEIN, Demokratie leben!) 21.100€ 139.200€ Der Anteil der eingeworbenen Dritt- und Kooperationsmitteln beträgt damit knapp 30 Prozent des Gesamtbudgets. 4.2 Personal Die Personalausstattung der FreiwilligenAgentur in 2015 war folgende: - Leiter: Jochen Gollbach (36h/Woche) - Mitarbeiterin Jessica Lorenz (IGA, CSR) (24h/Woche) - Mitarbeiterin Renate Richter (Freiwilligenmanagement) (18h/Woche) - Mitarbeiterin Gabriela Seidel (Finanzen) (18h/Woche) - Mitarbeiter Mike Reusner (PCs / Netzwerk)(15h/Woche) - Mitarbeiterin Doris Zirpel (Reinigung) (2,5h/Woche) - Ehrenamtlicher Peter Richter (IGA) - weitere Honorar-, Werkvertragskräfte und Ehrenamtliche aus Projekten 21 5 Wirkung: Social Return of Investment - SROI Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement ist eine Stütze der lokalen, regionalen und bundesweiten sozialen und kulturellen Landschaft. Dennoch werden wir immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob „Ehrenamt nicht reguläre Arbeitsplätze“ vernichtet. Nach unserer Einschätzung könnten alle Tätigkeiten, die von jemanden bei oder für einen zweiten getan werden, selbstverständlich auch entlohnt werden (von wem auch immer). Für uns ist die unentgeltliche Tätigkeit von Bürger*innen im Rahmen von Ehrenamt, freiwilliger Tätigkeit, Nachbarschaftshilfe etc. allerdings elementarer Teil unseres bestehenden Gesellschaftsmodelles und so nicht wegzudenken! Mit der Abschaffung aller ehrenamtlichen und freiwilligen Tätigkeiten und deren Überführung in bezahlte Arbeit würden wir uns in einem grundsätzlich anderen Gesellschaftsmodell bewegen. In einem Gesellschaftsmodell, das der Solidarität und dem soziales Miteinander der Bürger*innen offensichtlich entgegensteht. Deshalb werden wir uns selbstredend weiter für die Gestaltung und das Mittun der Bürger*innen für unseren Bezirk gerne einsetzen! Die Frage, welcher volkswirtschaftliche Effekt durch freiwillige Arbeit entsteht, lässt sich nur einschätzend beantworten: Wir können sagen, dass allein die von der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf vermittelten Freiwilligen, die nachweislich eine Tätigkeit in einer Einrichtung aufgenommen haben, im vergangenen Jahr einen volkswirtschaftlichen Gewinn von rund 2.065.000 € erwirtschaften5. Der Social Return on Investment (SROI; deutsch: „Sozialrendite“) der im Jahr 2015 vom Bezirksamt investierten 99.000€ ist also aus volkswirtschaftlicher Sicht gut das 20-fache des Einsatzes! Ausgehend davon, dass es hier im Bezirk rund 450 Einrichtungen, Vereine, Organisationen und Initiativen gibt, werden pro Jahr insgesamt etwa 2,5 Millionen Stunden freiwilliger und ehrenamtliche Arbeit erbracht. Der volkswirtschaftliche Mehrwert durch freiwilliges Engagement allein für den Bezirk liegt nach dieser Einschätzung bei rund 21 Millionen Euro pro Jahr. 5 Konservativ gerechnet bei 900 Freiwilligen x 8,50€/h x 6h/Woche x 45 Wochen/Jahr 22 6 Fazit Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf bietet den Bürger*innen ein breites und den Bezirk bereicherndes Angebot an und unterstützt die rund 250 Kooperationspartner. Sowohl die Anzahl der Engagementmöglichkeiten, wie die Besucherzahlen als auch die konkreten Vermittlungen in die Partnereinrichtungen konnten wieder gesteigert werden. Das Handlungsfeld „Flüchtlinge“ hat uns, wie viele andere Einrichtungen und Organisationen, einigermaßen überrascht. Neben all den Schwierigkeiten in der Organisation der Registrierung und Unterbringung der Geflüchteten und auch von Protesten „besorgter Bürger“ gegen Unterkünfte hat sich gezeigt, dass die Hilfs- und Engagementbereitschaft der Marzahn-Hellersdorfer*innen enorm war und ist! Zudem hat die Herausforderung auch zu neuen Allianzen und einer engeren Kooperation der Einrichtungen und Organisationen im Bezirk geführt. Mich freut insbesondere, dass wir die Zusammenarbeit von FreiwilligenAgentur, den Stadtteilzentren und den Flüchtlingsunterkünften im Rahmen der Ehrenamtskoordination auf ein gemeinsames Fundament gestellt haben. Nirgends wurde in diesem Jahr deutlicher, dass die Aufgaben und Zuständigkeiten der Akteure nicht konkurrieren, sondern sich konstruktiv ergänzen! Vor drei Jahren haben wir beschrieben, welchen Effekt die Ankündigung des neuen „Bundesfreiwilligendienstes“ (BFD) im Jahr 2012 hatte: Erst ein deutlicher Anstieg und dann der rasante Abfall an Interesse, nachdem in Pressemitteilungen im Frühjahr 2013 angekündigt wurde, dass alle BFD-Stellen besetzt seien und zuletzt der Nachricht im Herbst 2013, dass nur noch „Bufdis“ unter 27 Jahren eingestellt werden. Ähnliches wird sich wohl auch im Engagement in der Flüchtlingshilfe ereignen. So ist – soweit schon mal die Aussicht auf 2016 – die Registrierung von Freiwilligen, die sich dort engagieren möchten, im Januar 2016 massiv eingebrochen. Dennoch gilt es in 2016, das System der gemeinsamen Ehrenamtskoordination weiter auszubauen und die zahlreichen neuen Freiwilligen-Koordinator*innen in den Einrichtungen zu unterstützen. Hierzu wird voraussichtlich ab Mai 2016 ein Bundesfreiwilliger in der FreiwilligenAgentur eingesetzt. 23 Mit der aktiven Gestaltung des Handlungsfeldes „Bürgerschaftlich initiierter Vorhaben“ (BiV) qualifiziert sich die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf ergänzend zum Kerngeschäft der „Dienstleistungsagentur“ weiter als „Entwicklungsagentur“. Es hat sich gezeigt, dass nach außen auch Reibungspunkte entstehen, weil die FreiwilligenAgentur sich in Form der Unterstützung von BiVs (z.B. zum Kino Sojus) mittelbar in die soziale und stadtplanerische Gestaltung des Bezirkes aktiv „einmischt“. Diese Reibungspunkte gilt es weiter zu identifizieren und in einer guten Zusammenarbeit mit allen Akteuren konstruktiv zu gestalten! Wir glauben an die Entwicklung unseres Bezirkes in einer Allianz von Politik, lokaler Wirtschaft und aktiver Bürger*innenschaft und möchten die Bürger*innen weiter ermuntern, selbst anzupacken und ihr Wohngebiet eigenhändig zu gestalten. Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf zeigt, dass das Finanzkonzept „Basisfinanzierung plus Drittmittel“ gut funktioniert. Mit der Finanzierung der Infrastruktur durch den Bezirkshaushalt als „Standbein“ und der akquirierten Drittmittel als „Spielbein“ kann sie sowohl eine zuverlässige Einrichtung als auch ein Akteur sein, der sensibel gesellschaftliche und politische Entwicklungen bezüglich des bürgerschaftlichen Engagements aufnimmt und bearbeitet. Im Herbst 2014 haben wir aus der FreiwilligenAgentur heraus den Verein „Wir fördern Engagement e.V.“ (www.wir-foerdern-engagement.de) gegründet. Diesem wurde in 2015 die Gemeinnützigkeit anerkannt und so konnten zwei Projekte in Kooperation mit der FreiwilligenAgentur durchgeführt werden. Diese Kooperation wollen wir auch in 2016 ausbauen. So können auch immer wieder neue und innovative Projekte konzipiert und durchgeführt werden. Ich danke allen Kooperationspartnern und dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf für die gemeinsame Arbeit in 2015 sehr. Ohne Sie und Ihre Unterstützung gäbe es die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für Freiwillige und Ehrenamtliche hier in unserem Bezirk nicht! Berlin, 06.04.2016 Dr. Jochen Gollbach, Leiter der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf 24
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