Mehrsprachigkeit ist „ein ideales Gehirntraining“

Beruf und fachliche Qualifizierung
Mehrsprachigkeit ist „ein
ideales Gehirntraining“
Ein Interview mit Professorin Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt
Jedes dritte Kind unter zehn
Jahren wächst laut einer
Erhebung mit mindestens
zwei Sprachen auf. In Großstädten ist es sogar jedes
zweite. Der ständige Wechsel zwischen den Sprachen
macht geistig flexibel,
dennoch brauchen diese
Kinder ein sprachlich klar
strukturiertes Umfeld.
Wiebke Scharff Rethfeldt ist Professorin für Logopädie an der Hochschule
Bremen und Expertin für Mehrsprachigkeit und Interkulturalität
tern unterschiedliche Sprachen mit
ihrem Kind und mit dem Eintritt
in die Kita kommt eine dritte, hier
meist Deutsch, dazu. Auch Alleinerziehende können ihre Kinder mehrsprachig erziehen, vor allem wenn
eine weitere Sprache außerhalb der
Familie erworben wird. Wächst ein
Kind mit älteren Geschwistern auf,
erwirbt es das Deutsche meist früh.
Der Einfluss von Geschwistern auf
den Spracherwerb der Kinder wurde
lange Zeit unterschätzt. Die Vorstellung, es gäbe eine einzige Familienoder Herkunftssprache, ist daher
überholt. Da viele Familien mit Migrationshintergrund bereits in der
zweiten oder dritten Generation in
Deutschland leben oder keine EinKind-Familien sind, ist nicht mehr
unbedingt davon auszugehen, dass
in der Familie lediglich die Sprache
des Herkunftslandes verwendet
wird. Außerdem verändert sich der
individuelle Sprachgebrauch auch
mit der Länge des Aufenthaltes in
einem Land, dem Lebensentwurf
einer Familie, dem sozialen Umfeld
oder angesichts sich verändernder
Anforderungen.
Q Warum ist das Thema Mehrsprachigkeit so wichtig?
Die folgenden Fragen stellten das
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V.
und kindergarten heute. Anlass
dafür war der Europäische Tag der
Logopädie zum Thema Mehrsprachigkeit.
Q Was bedeutet der Begriff „Mehrsprachigkeit“ bei Kindern?
34 kindergarten heute 3/2016
Q Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt: Von Mehrsprachigkeit sprechen wir, wenn ein Kind mehr als
eine Sprache regelmäßig in natürlichen Sprachsituationen aktiv oder
passiv verwendet. Das heißt also
nicht, dass es alle Sprachen sprechen
muss. Einige Kinder verstehen zwei
Sprachen, gebrauchen jedoch nur
eine dieser Sprachen aktiv. Auch
ist dabei unerheblich, wie „gut“
oder ausgewogen es die Sprachen
beherrscht. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten: Manche Kinder wachsen
innerhalb ihrer Familie mit mehr als
einer Sprache auf, für andere Kinder
kommt eine weitere Sprache erst im
Laufe der Kindheit innerhalb oder
außerhalb der Familie hinzu. Viele
Kinder in Deutschland wachsen bereits früh mit zwei oder mehr Sprachen auf. Manchmal sprechen El-
Q Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt: Dem Thema Mehrsprachigkeit
kommt angesichts einiger Fakten
eine zentrale Bedeutung in der deutschen Bildungs-, aber auch in der
Gesundheitspolitik zu: Migration,
Flüchtlinge und Asyl sind hochaktuell in der deutschen Gesellschaft,
die sich mit dem Ziel eines friedlichen und demokratischen Zusammenlebens von Menschen unter-
schiedlichster linguistischer und
kultureller Hintergründe den damit
verbundenen Herausforderungen
stellen muss. Dabei ist Migration
in Deutschland selbst nicht neu.
Bereits im Jahr 2012 lebten nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes 16,3 Millionen Menschen mit
Migrationshintergrund in unserer
Gesellschaft. Auf die Bundesrepublik bezogen hatte also vor drei
Jahren bereits jedes dritte Kind
unter zehn Jahren einen Migrationshintergrund, in einigen deutschen
Großstädten sogar jedes zweite.
Q Stellt Mehrsprachigkeit generell
eine Überforderung für Kinder dar?
Q Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt: Keineswegs, diese Annahme
ist veraltet und seit Jahrzehnten
wissenschaftlich widerlegt. Das
Gegenteil ist sogar der Fall. Es ist
wissenschaftlich erwiesen, dass
Mehrsprachigkeit für Kinder
grundsätzlich keine Überforderung
darstellt. Selbst Kinder mit einer
geistigen Beeinträchtigung oder
Kommunikationsstörung können
von einer mehrsprachigen Erziehung profitieren. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Mehrsprachigkeit als ein protektiver Faktor
sogar den Beginn neurogenerativer
Erkrankungen, wie beispielsweise
Demenz, im Alter quasi aufgrund
besserer metasprachlicher Leistungen hinauszögern kann. Das
Wechseln zwischen den Sprachen
ist also ein ideales Gehirntraining.
Auch sind Mehrsprachige geistig
oft flexibler. So haben wir Hinweise
darauf, dass selbst mehrsprachig
aufwachsende Kinder mit einer
Sprachentwicklungsstörung (SES)
aufgrund dieser besseren sprachkognitiven Leistungen die mit der
SES einhergehenden Defizite besser
kompensieren können – sie fallen
daher zumeist später auf, obwohl
eine früher einsetzende Sprachtherapie im Fall einer SES günstiger
wäre.
Mehrsprachigkeit an sich ist für ein
Kind also kein Problem. Wenn es
Probleme im Zusammenhang mit
einer mehrsprachigen Erziehung
gibt, dann eher im Umfeld des Kindes. Zum Beispiel, wenn soziale Problemlagen hinzukommen, psychische Belastungssituationen, Armut
und Bildungsferne der Bezugspersonen. Diese Faktoren wirken genauso
ungünstig auf die Sprachentwicklung bei einsprachigen Kindern,
jedoch zeigen uns aktuelle Untersuchungen, dass Familien mit Migrationshintergrund häufiger von derlei
sozialen Problemlagen betroffen
sind. Problematisch ist auch, wenn
die unmittelbaren Bezugspersonen
keine guten Sprachvorbilder sind.
Beispielsweise weil Eltern, die selbst
nur geringe Deutschkenntnisse
haben, in bester Absicht mit ihren
Kindern deutsch sprechen, weil
ihnen fälschlicherweise dazu geraten
wurde. Leider werden Bezugspersonen und Kinder auf unterschwellige
oder direkte Art noch allzu häufig
aufgefordert, die spätere Schulsprache Deutsch zu sprechen, um
die Bildungschancen des Kindes zu
erhöhen. Dabei wäre es wichtig, die
Mehrsprachigkeit zu fördern, also
auch die Erstsprache oder Erstsprachen eines Kindes, was häufig in den
Verantwortungsbereich der Eltern
fällt. Gleichzeitig ist es aber natür-
kindergarten heute 3/2016
35
Beruf und fachliche Qualifizierung
Einseitig ausgerichtete Verfahren zur Sprachstandsfeststellung
Die Sprachstandsfeststellungen, die derzeit in allen Bundesländern im Kindergartenalter durchgeführt werden, berücksichtigen die Sprachentwicklungsbedingungen sowie die besondere Situation mehrsprachiger Kinder
oft nicht oder nur unzureichend. Grund ist, dass damit vordergründig die
Deutschkenntnisse erfasst werden und nicht die grundsätzliche Sprachfähigkeit. Zudem können die eingesetzten Verfahren keine therapiebedürftige
Sprachentwicklungsstörung identifizieren, wenn sie nicht auch die sprachliche Entwicklungsgeschichte des Kindes sowie die Erwerbsbedingungen
berücksichtigen. Auch die im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen eingesetzten Verfahren sind bislang nicht auf sprachlich
und kulturell unterschiedlich aufwachsende Kinder ausgerichtet. In vielen
dieser Tests werden vor allem reine formal-sprachliche Leistungen wie
Grammatik geprüft, die je nach Sprache aber unterschiedlich sind. Dies
wird mehrsprachigen Kindern nicht gerecht. Wichtiger wäre es, Leistungen
zu prüfen, die Voraussetzung für die Sprachentwicklung, ganz gleich in
welcher Sprache, sind. Hierzu zählen beispielsweise Leistungen der Sprachverarbeitung.
lich auch wichtig, die Sprache der
Gesellschaft zu erwerben, in welcher
ein Kind aufwächst. Die Förderung
dieses Erwerbs fällt auch in den Zuständigkeitsbereich der Gesellschaft.
Hier kann ein zeitnaher Eintritt in
den Kindergarten beziehungsweise
die Kita unterstützen, sofern dort
alltägliche Handlungen sprachlich
qualifiziert, anregend und kontrastreich begleitet werden.
Q Wie und in welcher Sprache
können frühpädagogische Fachkräfte mehrsprachige Kinder beim
Spracherwerb unterstützen?
Q Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt: Wächst ein Kind mit unterschiedlich sprechenden Bezugspersonen auf, zu denen auch die
pädagogischen Fachkräfte zählen,
dann deshalb, weil seine Umgebung dies erfordert, weil es sonst
nicht mit den Personen in seinem
Umfeld kommunizieren könnte.
Die Unterstützung oder Förderung
des Spracherwerbs darf man nicht
36 kindergarten heute 3/2016
auf Deutsch oder andere Sprachen
reduzieren. Vielmehr geht es darum,
dass ein Kind Sprache an sich
entdeckt als zentrales Medium der
Kommunikation, mit dem es sich
ausdrücken, etwas bewegen und
sich einbringen kann. Wächst ein
Kind mehrsprachig auf, gilt dies für
alle seine Sprachen, also auch für
seine Erstsprache oder Erstsprachen.
Hierzu ist es ganz gleich, ob ein
Kind mit einer oder mit mehreren
Sprachen aufwächst. Wichtig ist,
DASS es sprachlich angeregt wird.
Und dies möglichst vielfältig und
im zwischenmenschlichen Kontakt. Medien wie Computer oder
Hörbücher können diesen notwendigen Kontakt so nicht herstellen.
Ein Kind kann seine Sprachfähigkeit
also durchaus gut ohne Medien,
jedoch nicht ohne die Interaktion
mit Menschen entwickeln. Um die
Sprachentwicklung eines Kindes zu
unterstützen, wären solche gemeinsamen Aktivitäten ideal, die in der
jeweiligen Sprache verbal begleitet
werden und auch im Nachgang
besprochen oder anderen weitererzählt werden. Dabei kann intensive
Sprachförderung schon ganz früh
beginnen. Intensive Sprachanlässe
entstehen spätestens mit ungefähr
zwei Jahren, wenn ein Kind Eigenschaften der Gegenstände seiner
Welt untersucht und das Wort
„Nein“ entdeckt hat. Erzieher/innen
sehen sich dann in ihrer sprachlichen Argumentation herausgefordert, weil sie vieles erklären müssen
und weil Kinder anfangen, bohrende
Fragen zu stellen. Kinder beginnen
im Vorschulalter damit, Gespräche, die über das Jetzt und Hier
hinausgehen, einzufordern, indem
sie beispielsweise anfangen, nach
dem Sinn oder der Bedeutung von
etwas Abstraktem wie Gott, dem
Weihnachtsmann, Liebe oder Tod
zu fragen. Diese wichtige Form der
Sprachförderung im Gespräch können die Erzieherinnen und Erzieher
am besten in der Sprache leisten, die
sie selbst am besten beherrschen, in
der sie sich emotional „zu Hause“
fühlen. Der pädagogischen Fachkraft kommt in der Elternkooperation insofern eine wichtige Rolle zu,
indem sie die Eltern über die Vorteile einer mehrsprachigen Erziehung
aufklärt und sie ermutigt, weiter
ihre Erstsprache oder Erstsprachen
mit dem Kind zu verwenden. So
sollte anderssprachigen Eltern nie
geraten werden, eine Fremdsprache,
und sei es für sie Deutsch, in der
direkten Kommunikation mit ihrem
Kind zu verwenden. Wissen und
Begriffe, die ein Kind in einer Sprache erworben hat, kann es später
leichter in weitere Sprachen übertragen. Gleichzeitig können Eltern, die
in Deutschland leben, ihren Kindern
ein gutes mehrsprachiges Vorbild sein,
indem sie Deutsch im Kontakt mit
deutschsprachigen Personen, zum Beispiel im Gespräch mit der Erzieherin
oder auf dem Spielplatz, verwenden.
So vermitteln sie nicht nur, dass auch
Deutschkenntnisse wichtig sind, um
Dinge zu erledigen oder zu erreichen,
sondern dass Mehrsprachigkeit eine
wertvolle Fähigkeit ist.
Q Worin besteht die besondere
Herausforderung für mehrsprachige
Kinder, die erst in der Kita der deutschen Sprache begegnen?
Q Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt: Wie alle Kinder, die erst kurze
Zeit die Kita besuchen, brauchen
auch mehrsprachige Kinder Zeit,
sich einzugewöhnen. Vor allem,
wenn in dem für sie neuen Umfeld
eine Sprache verwendet wird, die sie
noch nicht wie andere Kinder ihres
Alters beherrschen. Nach einem Jahr
kommen die meisten Kinder mit
der fremden Sprachsituation bereits
gut zurecht, verstehen und sprechen
Deutsch. Dabei wird deutlich, dass
sie das Deutsche erst allmählich
lernen. Sie zeigen Auffälligkeiten
beim Deutscherwerb, die typisch
für Lernende sind. Beispielsweise
konzentrieren sie sich zunächst auf
die inhaltlich wichtigen Dinge wie
Nomen und Verben – Pronomen,
Artikel und Präpositionen kommen
wesentlich später, da sie für die
alltägliche Kommunikation auch
nicht zwingend notwendig sind.
Jedoch bringen nicht alle Kinder die
Voraussetzungen mit, ihre Sprachfähigkeit mühelos zu entwickeln.
Rund 10% eines Jahrgangs sind
von einer Form von Sprachstörung
betroffen, die einer logopädischen
Therapie bedarf. Diesen Kindern
hilft Sprachförderung allein nicht.
Gerade bei mehrsprachigen Kindern
werden Hinweise auf SES noch
immer häufig als „normale Verzögerung“ des Spracherwerbs bedingt
durch Mehrsprachigkeit oder als
mangelnde Deutschkenntnisse
missverstanden. Wenn dies passiert,
wird eine frühzeitige effektive Intervention verpasst. Mehrsprachige
Kinder mit SES brauchen ebenso
eine logopädische Behandlung wie
einsprachige Kinder.
Q Das ist ein wichtiger Punkt für
unsere Leser/innen. An welchen
Merkmalen können Fachkräfte
erkennen, dass es sich um eine
Sprachentwicklungsstörung (SES)
handelt? Und was können sie dann
tun?
Q Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt: Eine SES kann sich bei einem
Kind in unterschiedlichem Ausmaß
auf einer, mehrerer oder sämtlichen
sprachlich-kommunikativen Ebenen
zeigen. Es kann das Sprachverständnis und/oder die Sprachproduktion
in verschiedenen Bereichen betroffen sein. Eine sekundäre SES kann
aufgrund einer weiteren erkennbaren Entwicklungsstörung auftreten.
Wie zum Beispiel des Hörens, genetisch bedingten Syndromen oder
aufgrund von Hirnschädigungen.
Liegt keine weitere erkennbare
Ursache vor, kann es sich um eine
primäre SES handeln. Die Sprachfähigkeit der betroffenen Kinder
weicht sowohl inhaltlich als auch
zeitlich von der Sprachentwicklung
jener Kinder gleichen Alters ab. Die
Symptome können je nach Kind
sehr unterschiedlich sein. Häufig
zeigen sich zum Beispiel Schwierigkeiten mit dem auditiven Gedächtnis und eine verlangsamte Verarbei-
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Beruf und fachliche Qualifizierung
Service für Sie Rezension Fachbücher
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tung sprachlicher Informationen.
Insgesamt erscheint der Spracherwerb verlangsamt.
Wenn mehrsprachige Kinder von
einer primären SES betroffen sind,
sind sie jedoch häufig besser als
einsprachige Kinder in der Lage,
die Symptome zu kompensieren.
Durch die Mehrsprachigkeit haben
sie nämlich kognitiv metasprachliche Vorteile. Deswegen wird eine
primäre SES bei mehrsprachigen
Kindern manchmal mit etwa 4 bis 5
Jahren erst spät diagnostiziert oder
es fallen lediglich jene mehrsprachig
aufwachsenden Kinder mit einer
SES auf, bei denen mehrere Bereiche
in starkem Ausmaß betroffen sind.
Pädagogische Fachkräfte sollten
Eltern darüber aufklären, dass eine
mehrsprachige Erziehung keine
SES verursachen kann, so wie eine
einsprachige Erziehung keine SES
verhindern oder kurieren kann.
Insofern sollte bei jedem sprachauffälligen Kind frühzeitig logopädisch
abgeklärt werden, ob möglicherweise eine SES vorliegt. Pädagogische Fachkräfte können Eltern hier
unterstützen und auf diese Abklärung hinwirken. Logopäden/innen
sind für die Beratung, Diagnostik
und Therapie bei Kommunikati-
onsstörungen in ambulanten und
stationären Bereichen zuständig.
Der Weg zu ihnen führt in der Regel
über die Verordnung eines Arztes,
ist also gesetzlich in der Heilmittelrichtlinie geregelt und wird somit
von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Denn anders
als die Sprachförderung (SGB VIII
Kinder- und Jugendhilfe §§ 22-25)
stellt die logopädische Sprachtherapie ein definiertes Heilmittel dar
(SGB V, § 92). Logopäden/innen
arbeiten jedoch beispielsweise auch
in Sozialpädiatrischen Zentren oder
Interdisziplinären Frühförderstellen (SGB IX, § 30). Entsprechend
der unterschiedlichen gesetzlichen
Regelungen der jeweiligen Maßnahme variieren also die Zugänge zur
Logopädie und damit die Übernahme der Kosten. Erzieher und
Erzieherinnen sollten möglichst
frühzeitig die vorhandenen interdisziplinären Strukturen nutzen, zum
Beispiel indem sie auf die gängigen
Vorsorgeuntersuchungen (Us) sowie
regelmäßige Hörüberprüfungen wie
beim HNO hinweisen. Wichtig ist,
dass nur sprachgesunde mehrsprachige Kinder von Sprachförderung
in der Kita profitieren, sofern sie
ihre Mehrsprachigkeit unterstützt.
service
Verschiedene Informationsmaterialien für Eltern (Briefe, Tipps, Filme)
über Mehrsprachigkeit bietet das Elternportal des Arbeitskreises Neue
Erziehung e.V. kostenlos auf seiner Website www.a4k.de an, natürlich auf
unterschiedlichen Sprachen.
38 kindergarten heute 3/2016
Kinder mit einer SES hingegen
können aufgrund ihrer Sprachverarbeitungsprobleme nicht von
Sprachfördermaßnahmen profitieren – sie brauchen eine logopädische Therapie.
Q Betrifft eine Sprachentwicklungsstörung bei einem mehrsprachigen
Kind alle Sprachen?
Q Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt: SES bei mehrsprachigen Kindern betreffen immer alle Sprachen.
Dies unterscheidet Störungen von
Sprachauffälligkeiten, die sich in
Form mangelnder Deutschkenntnisse zeigen. Eine SES bedeutet, dass
die Verarbeitung sprachlicher Informationen betroffen ist – dabei ist es
unerheblich, ob Deutsch, Arabisch
oder eine andere Sprache verarbeitet
wird. Festzustellen, ob Sprachauffälligkeiten oder Sprachentwicklungsstörungen ohne weitere Entwicklungsstörungen vorliegen, ist
Aufgabe von Logopäden/innen und
stellt bei mehrsprachigen Kindern
wohl eine der größten Herausforderungen für meine Berufsgruppe dar.
Q Vielen Dank für das Gespräch.
Vita
Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt ist
Professorin für Logopädie im Studiengang
Angewandte Therapiewissenschaften an
der Hochschule Bremen. Ihr Fachgebiet
sind kindliche Sprach-, Sprech- und
Kommunikationsstörungen bei Mehrsprachigkeit und Interkulturalität und die
Differenzialdiagnostik zwischen Sprachentwicklungsstörungen und mangelnden
Deutschkenntnissen.
Spiele für Jungs – Spiele für Mädchen
Inhalt / Schwerpunkt:
Mädchen spielen mit Puppen und
Jungen mit dem Technikbaukasten.
Solche geschlechtsstereotypischen
Zuschreibungen sind passé. Zwar
werden sich Vorlieben – für Pferde und Prinzessinnen, für Ritter
und Feuerwehrautos – nicht von
selbst erledigen, aber eine geschlechtersensible Pädagogik zielt
darauf ab, tradierte Rollenbilder
auszuweiten. Solche Zielsetzungen
lassen sich nicht einfach realisieren, indem Spiele oder Spielzeuge
ausgetauscht werden. Silke Hubrig
schlägt spielerische Formen vor,
mit denen Erfahrungen in typischerweise geschlechtsspezifischen
Bereichen möglich werden. So
können Mädchen beispielsweise
den eher männlich dominierten
Bereich „Konstruieren
und Bauen von Dingen“
erschließen, Jungen werden beispielsweise an den
Bereich „Pflegen und Versorgen“
herangeführt. In Seitenspalten sind
Zielgruppe, Altersempfehlung und
benötigtes Material notiert, sodass
ein schneller Überblick und eine
ebenso schnelle Umsetzung in die
Praxis möglich sind.
Fazit:
Der Schwerpunkt dieses Buches liegt
auf der Präsentation von Spielvorschlägen und Praxisideen. Doch
enthält das Buch erfreulicherweise
mehr: Ein einleitendes kurzes Kapitel
informiert über geschlechtersensible
Pädagogik und fragt danach, was
Jungen und was Mädchen in der Kita
spezifisch benötigen. Das abschlie-
ßende Kapitel schließlich
nimmt die erforderliche
Zusammenarbeit mit den
Eltern in den Blick und
zeigt die Gestaltung eines themenbezogenen Elternabends auf. Dieser
Kontext ist hilfreich, um Erziehende auf die Notwendigkeit und die
Möglichkeiten geschlechtersensibler
Arbeit aufmerksam zu machen, ohne
dabei unnötige ideologische Gräben
aufzumachen.
Dieter Wrobel
Spiele für Jungs – Spiele für
Mädchen
Praxisangebote für die bewusste
Mädchen- und Jungenförderung
in der Kita, Silke Hubrig, Ökotopia
Verlag, Münster, 2015, 96 Seiten,
€ 14,99, ISBN 978-3-86702-337-5
Wenn kleine Kinder beißen
Inhalt / Schwerpunkt:
Besonders bei U3-Kindern ist
Beißen nichts Seltenes. Und doch
sind Kinder, die andere beißen, eine
Herausforderung für jede Einrichtung. Auf mehreren
Ebenen: Zum einen sind
da die Kinder – eines
hat gebissen, eines ist
gebissen worden –, die
beide angemessene
Reaktionen einfordern.
Und dann sind da Eltern,
die vor allem fortgesetztes Beißen schnell als ein
Problem der Einrichtung
wahrnehmen und entsprechende
Reaktionen einfordern. Einrichtungen, in denen U3-Kinder aufgenommen werden, sollten also vorbereitet
sein und Handlungsoptionen für
den Ernstfall zur Verfügung haben.
Das Buch von Dorothee Gutknecht
zeigt solche Optionen für den
Akutfall und für langfristige Strategien. Neben präzise aufbereitetem
medizinischem und entwicklungspsychologischem Wissen
stellt das Buch zahlreiche
responsive Strategien
bereit. Damit ist das
Antwortverhalten von
Erziehenden gemeint,
das sich in bestmöglicher
Form an alle beteiligten
Kinder richtet, darüber
hinaus aber auch Team
und Eltern als Handlungsebenen einbezieht.
Fazit:
Es gibt schlicht kein vergleichbares
Fachbuch, das sich in dieser Tiefe
und zugleich in dieser Praxisorientierung mit dem Phänomen des
Beißens auseinandersetzt und Wege
zur Lösung aufzeigt. Das Buch ist
ein wertvoller Beitrag zur Bewältigung einer schwierigen Alltagssituation. Es ist ein Beitrag zum Aufbau
stabiler und prosozialer Verhaltensweisen unter kleinen Kindern.
Zusätzlich enthält das Buch noch
Praxismaterial im Anhang (z. B.
Beobachtungsbogen, Musterbrief
an Eltern, Analysefragen zu einem
Beißvorfall).
Dieter Wrobel
Wenn kleine Kinder beißen
Achtsame und konkrete Handlungsmöglichkeiten, Dorothee
Gutknecht, Verlag Herder, Freiburg,
2015, 96 Seiten, € 14,99
ISBN 978-3-451-32807-7
kindergarten heute 3/2016
39
Dossier Kinder unter drei
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Bildimpuls
Sprache
ganzheitlich
fördern
aus der Krippe
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Grundlagenwissen
€ 16,95, ISBN 978-3-7698-2135-2
Birgit Hüpping/Petra Büker
(3/2016): Kulturelle Vielfalt.
Kinderstärkende Pädagogik.
KinderStärken, Band 8, € 22,
ISBN 978-3-17-025164-9
Ellen Tsalos-Fürter (3/2016): Wo
leben die Fischstäbchen? Angebote
für 4- bis 7-Jährige rund um die
Herkunft unseres Essens, Verlag an
der Ruhr, 64 Seiten, € 20,99,
ISBN 978-3-8346-3126-8
Ulrike Pohlmann/Catherine KaiserHylla/Sylvia Herzog u.a. (2/2016):
Haltung entwickeln – Qualität
zeigen. Ein Kompass zur Eltern-,
Familien- und Sozialraumorientierung, verlag das netz, Sammelordner,
€ 34,90, ISBN 978-3-86892-122-9
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der Kita
224 Seiten I Gebunden
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Die renommierte Expertin Renate
Zimmer stellt in diesem Handbuch ein
Konzept der Sprachbildung vor, das an
den Ressourcen des Kindes ansetzt
und sprachanregende Situationen im
pädagogischen Alltag nutzt. In dieser
komplett überarbeiteten Neuausgabe
werden Kinder mit Migrationshintergrund besonders hervorgehoben.
Theoretisch fundiert und gleichzeitig
praxisnah beschreibt die Autorin hier
das von ihr entwickelte Konzept der
„Bewegten Sprache“ !
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(3/2016): Good morning! Hello!
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Lieder und Ideen, Verlag an der
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Margit Knapp (2/2016): Philosophieren mit Kindern. 40 Kita-Projektideen zu 5 Bilderbüchern,
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Elke Leitenstorfer (2/2016): Das
Rauf- und Rangel-Spielebuch.
Kräfte messen, Regeln finden,
Spaß haben!, Don Bosco, 96 Seiten,
40 kindergarten heute 3/2016
(2/2016): Im Kindergarten.
Deutschlernen mit Bildern, Verlag
an der Ruhr, 60 Fotokarten mit Text
auf Deutsch, Englisch, Französisch,
Arabisch und Türkisch, € 7,99,
ISBN 978-3-8346-3156-5
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Kita-Kinder lernen Deutsch mit
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(3/2016): Religion in allen Dingen:
Alltagsintegrierte religiöse Bildung
in der Kita. Ein Praxis- und Methodenbuch für Aus- und Fortbildung,
Don Bosco, 176 Seiten, € 19,95,
ISBN 978-3-7698-2234-2
Kinder unter Drei
Andrea Erkert (2/2016): Die 50
besten Spiele für Krippenkinder.
Don Bosco MiniSpielothek, Don
Bosco, 80 Seiten, € 5,
ISBN 978-3-7698-2226-7
Ingrid Gnettner (2/2016): Die
schönsten Projektideen für Kinder
von 1 bis 4: Blumen. Für Kita, Krippe und Tagesmütter, Don Bosco,
48 Seiten, € 9,95,
ISBN 978-3-7698-2209-0
Helga Gruschka (3/2016): Mein Erzähltheater Kamishibai: Erzählen
und Sprechenlernen in der Krippe.
Das Praxis- und Methodenbuch
zum Erzähltheater, Don Bosco,
64 Seiten inkl. Downloadcode für
Zusatzmaterial, € 10,95,
ISBN 978-3-7698-2231-1
Wie können alltägliche
Fertigkeiten spielerisch
eingeübt werden?
Dossier Kinder unter drei
BILDUNGSMOMENTE
MIT ALLTAGSMATERIALIEN
Kirsten Bender
Schafwolle
Bildungsmomente mit Alltagsmaterialien (12)
In dieser Reihe stellen wir Ihnen Bilddokumentationen aus der Praxis vor, die
verdeutlichen, welche Impulse von alltäglichen Gegenständen ausgehen können.
Die Ü3-Kinder der Kita Das Kinderhaus in Dortmund machen über mehrere Monate ein Projekt zum Thema Schafe
(vgl. kindergarten heute 8/2015, S. 28ff.). Sie besuchen eine Schafherde, sehen dem Schäfer beim Scheren zu, waschen, färben, spinnen und filzen Wolle. Nun gibt es einen Korb voll Schafwolle, den die Fachkräfte der U3-Gruppe
zugedeckt in den Bewegungsraum stellen. Was sich wohl unter der Decke befindet? Manche Kinder sind mutig und
greifen unter die Decke: „Es ist ganz weich.“ Einige wissen: Das ist Wolle und das Fell von Schafen.
Jan hält etwas Wolle an seine Nase: „Das riecht auch wie
ein Schäfchen.“ Er knetet ein Knäuel, probiert die Wolle
auseinanderzuziehen und daraufhin wieder zusammenzukneten.
Die Fachkräfte legen einen Weg aus Wolle, einige Kinder
ziehen sich auf den Impuls hin die Socken aus und
laufen barfuß darüber.
42 kindergarten heute 3/2016
Sie sagen, wie sich das für sie anfühlt: „Es kitzelt ein
wenig.“ Und: „Schööön.“
Laura streicht sich mit einem Büschel über Arme, Beine
und Füße und ermuntert die anderen, das auch auszuprobieren.
Sören und Cara bewerfen sich gegenseitig mit Wollbüscheln und rennen dabei auch quietschend durch den
Raum.
Später schütten die Fachkräfte im Waschraum warme
Seifenlauge über die Wolle und legen ein Tuch darauf.
Die Kinder laufen mit nackten Füßen darüber und hüpfen darauf herum. So verfilzt die Wolle und es entsteht
ein Vliesteppich.
Vita
Kirsten Bender ist Erzieherin in der Kita Das Kinderhaus in Dortmund.
kindergarten heute 3/2016
43
Praxis
Wussten Sie das?
Ein Vorbild für Gleichgewichtskunst ist der nordamerikanische Indianerstamm der Mohawk. Als einige
1886 an der Errichtung der Victoria Tubula Brücke
über den Sankt-Lorenz-Strom arbeiteten, zeigte sich,
dass sie geschickt klettern und balancieren können
und anscheinend keine Höhenangst haben. Seitdem
werden die sogenannten Skywalker bevorzugt für
gefährliche Arbeiten im Hochbau beschäftigt.
Beispiele für Seilaufbauten
Dirk Nießing
Zwischen Bäumen balancieren
Naturpädagogische Impulse (3)
Spielerisch ein Risiko einzugehen und auf niedrigen Seilelementen scheinbar schwerelos
über dem Boden zu schweben, macht vielen Kindern Spaß. Schaukeln, Klettern, Schwingen
und Balancieren sind Bewegungsformen, die herausfordernd für den Körper sind. Dafür
brauchen Kinder Mut und Gleichgewicht.
„Schaffe ich das?“, „Werde ich die
Situation meistern?“, „Komme ich
dieses Mal höher oder weiter als
beim letzten Mal?“ Das körperliche Feedback zu ihren motorischen Fähigkeiten erhalten Kinder
unmittelbar. Das Resultat ihrer
selbstgewählten Herausforderung
erweitert ihre Grenzen und schafft
ein realistisches Körperbewusstsein.
Gerade im Kleinkind- und Vorschulalter sind Selbstbewusstsein
und Selbstkonzept eng mit motorischen Handlungserfolgen verknüpft.
„Der Aufbau des ,Selbst‘ ist beim
Kind wesentlich geprägt von den
Körpererfahrungen, die es in den
ersten Lebensjahren macht. Sie
können damit auch als Grundlage
der kindlichen Identitätsentwicklung angesehen werden“ (Zimmer
2014, S. 31). Niedrigseilelemente
fördern insbesondere den Gleichgewichtssinn und die Tiefensensibilität
der Kinder. Durch den wackligen
Untergrund müssen sich Muskeln,
44 kindergarten heute 3/2016
Sehnen, Glieder und Gelenke in
jedem Moment neu auf die Situation einstellen. Eine Höchstleistung
der Sinnessysteme im menschlichen
Körper. In jeder Sekunde fragt sich
das Kind unbewusst: „Wo befindet sich mein Körper in Bezug zur
Umgebung? Wie viel Kraft muss
ich aufwenden, damit ich stabil
bin? Welche Körperteile benötigen
Spannung? Wie reagiere ich auf eine
Störung in meiner augenblicklichen
Position?“ Nachfolgend werden
Fotos von Seilaufbauten gezeigt, die
wenig Vorbereitungszeit und technisches Know-how benötigen.
Pädagogische Aspekte
Grundsätzlich sollten Kinder die
Niedrigseilelemente ohne Hilfe von
Erwachsenen begehen und nutzen
können. Auch der Auf- und Abstieg
sollte ohne Hilfestellungen möglich
sein. Empfehlenswert ist, dass die
Aufbauten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen und die
Kinder, gemäß ihren motorischen
Fähigkeiten, selbst wählen können. Für das Selbstbewusstsein des
Kindes ist es wichtig, eine Aufgabe
allein geschafft zu haben und zu
erleben, dass andere am Erfolg, aber
auch am Misserfolg Anteil nehmen.
Sicherheitsaspekte
Q Geprüfte Alpinmaterialien nutzen
(keine Karabiner und Seile aus dem
Baumarkt)
Q Der weiche Waldboden bietet
einen guten Fallschutz. Dennoch
sollte auf Baumstümpfe, Äste und
Stöcke im unmittelbaren Umfeld
der Seilelemente geachtet und Hindernisse entfernt werden.
Q Bäume oder Äste, an denen Seilelemente befestigt werden, sollten
gesund sein und einen Durchmesser
von mindestens 20 cm haben. Ein
vorheriger Belastungstest durch
einen Erwachsenen ist sinnvoll.
Q Grundsätzlich sollte die Fallhöhe
nicht über 70 cm liegen.
Burma-Brücke
Die Burma-Brücke hilft den Kindern, über einen imaginären See mit
Krokodilen zu gelangen. Das Balancieren fördert den Gleichgewichtssinn, die Trittsicherheit sowie den
Ausbau des Bewegungsapparats. Das
Holzelement eignet sich, um erste
Erfahrungen für das Balancieren auf
dem Seil zu sammeln. Aufbauend
kann die Burma-Brücke in zahlreichen Variationen dem Schwierigkeitsgrad angepasst und mit
weiteren Materialien ergänzt oder
verändert werden. Zum Beispiel,
indem zwei Kinder von unterschiedlichen Seiten beginnen.
Schwebebalken (Mohawkwalk)
Legt man einen dicken Baumstamm
über eine gedachte Felsspalte,
entsteht ein Brücke. Beim Drübergehen brauchen die Kinder Gleichgewicht, das zum Beispiel auch die
Mohawk-Indianer bei ihrer schwierigen Hochbauarbeit brauchen.
Schwieriger wird die Übung, wenn
über dem Holzbalken zum Beispiel
kleine Glocken an Ästen hängen, die
die Kinder beim Überschreiten der
Brücke berühren sollen.
Tipp: Alle Niedrigseilelemente können nach den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder immer wieder neu angepasst und verändert werden. Dabei
können die Kinder einbezogen werden, um ihre eigenen Grenzen ausreizen
zu lernen.
Informationen zu Materialien, Knotentechniken sowie Skizzen zum Aufbau
einfacher Niedrigseilelemente stehen unter www.kindergarten-heute.de
„Pädagogische Aspekte“ zum Download zur Verfügung.
Lianenschwung
(mit oder ohne Sitzteller):
An einem dicken Tau, das an einem
Ast oder schiefen Baumstamm hängt,
schwingen die Kinder über einen
imaginären Fluss. Dabei bauen sie
Kraft auf, üben ihre Geschicklichkeit
und räumliche Orientierung. Selbstvertrauen erfahren Kinder durch
den Absprung oder wenn das Seil
durch unterschiedliche Bewegung in
Schwingung kommt.
Quelle:
Zimmer, Renate (2014): Handbuch der Bewegungserziehung. Freiburg: Herder. (S. 31)
Vita
Dirk Nießing ist Diplom-Sozialpädagoge
und Gründer der NaturErlebnisSchule in
Raesfeld. Als Referent in der Weiterbildung
von Erzieher/innen gibt er seine langjährige Berufserfahrung in der Natur- und
Erlebnispädagogik sowie in der Arbeit mit
Kindern weiter und bildet pädagogische
Fachkräfte zum/zur Natur-Erzieher/in aus.
kindergarten heute 3/2016
45
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kindergarten heute
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46. Jahrgang 2016
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4/2016
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kindergarten heute 3/2016
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