Manuskript

SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Wissen
Chronische Schmerzen
Von Horst Gross
Sendung: Montag, 4. April 2016, 8.30 Uhr
Erstsendung: Montag, 20. Oktober 2014
Redaktion: Detlef Clas
Regie: Tobias Krebs
Produktion: SWR 2014
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MANUSKRIPT
Zahnarzt
Sprecher:
Wir sind in einer Berliner Zahnarztpraxis. Der junge Patient muss eine
Wurzelbehandlung über sich ergehen lassen. Offenbar für ihn sehr unangenehm,
denn jedes Mal, wenn sich der Bohrer dem Nerv im Zahn nähert, verkrampfen sich
seine Hände um die Stuhllehne und immer mehr Schweißtropfen stehen ihm auf der
Stirn. Rein medizinisch gesehen macht der junge Mann gerade eine Erfahrung mit
seinem nozizeptiven System – der Fähigkeit unseres Körpers, auf Schädigungen von
Körpergewebe mit Schmerz zu reagieren. Nicht nur in der Zahnwurzel, sondern in
fast allen Körpergeweben achten spezielle Nervenzellen auf Gefahr und melden
Schäden in Form von elektrischen Impulsen Richtung Gehirn. Dort wird aus den
Nervensignalen dann ein unangenehmes Gefühl, der Schmerz. Mit Verstärkern kann
man diese Impulse auf ihrem Weg durch das Nervensystem sogar hörbar machen.
Nervenzellen1
Sprecher:
Ist die Gefahr vorbei, stoppen die Impulse und der Schmerz endet. Meistens, aber
leider nicht immer. Bei einigen Menschen senden die Nervenzellen einfach weiter
Alarmsignale, obwohl die Gefahr im Gewebe längst vorbei ist. Aus dem sinnvollen
Warnsignal Schmerz wird dann ein chronisches Krankheitsbild.
Ansage:
Chronische Schmerzen
Eine Sendung von Horst Gross
Sprecher:
Über 10 Millionen Menschen2 in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen.
Schmerzen, für die es keine nachvollziehbare Ursache gibt. Das Problem hat sich,
wie die Schmerzmedizin sagt, „chronifiziert“. Erst langsam kommt die Wissenschaft
diesem Phänomen auf die Spur. Auslöser von chronifizierten Schmerzen können
kurzfristige Schmerzattacken sein. Eine schlechte Sitzhaltung im Büro zum Beispiel
führt schnell zu Verspannungen oder Nervenreizungen.
Büro
O-Ton: Patient
Also ich sitz jetzt den ganzen Tag hier eigentlich an meinem Computerarbeitsplatz
vor dem Bildschirm und arbeite hier mit der Maus und mit der Tastatur. Und das ist
so meine tägliche Arbeit eigentlich.
1
Quelle: freesound.org, Eigenmontage
Kleine Anfrage der Abgeordneten Bärbel Bas, Elke Ferner, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD betreffend „Versorgungslage chronisch schmerzkranker Menschen", BT-Drs. 17/14 57
2
2
Sprecher:
… berichtet ein Berliner Rückenschmerzpatient. Während eines schwierigen Projekts
ging es los. Da war viel konzentrierte Arbeit am PC notwendig. Deshalb saß er viel
zu lange und viel zu verkrampft vor dem Bildschirm. Das war der Zeitpunkt, an dem
die Rückenschmerzen begannen. Und die blieben dann einfach. Auch, als das
Projekt längst beendet war.
O-Ton: Berliner Patient mit Rückenschmerzen
Der Schmerz geht eigentlich so von der Halswirbelsäule aus. Zieht sich runter den
ganzen Rücken und geht dann auch über die Schulter bis in die Handwurzel. Ja, ich
war jetzt auch wegen der Rückenprobleme tageweise krankgeschrieben. Das ist
natürlich nicht gut angekommen. Die Ausfallzeiten, die waren schon erheblich, und
mein Arbeitgeber hat mich deswegen auch schon schräg angeguckt.
Sprecher:
Eine wirkliche Ursache für die Schmerzen hat sich nie gefunden. Aber das
Rückenproblem begleitet ihn nun schon seit vielen Monaten. Und es hat erhebliche
Konsequenzen.
O-Ton: Berliner Patient mit Rückenschmerzen
Also ich kann nachts schlecht schlafen, weil ich eigentlich nicht mehr weiß, auf
welcher Seite ich schlafen soll. Und ich finde eigentlich keinen Tiefschlaf. Und
morgens wache ich eigentlich unausgeschlafen auf. Und so fängt dann der
Arbeitstag an.
Sprecher:
Und damit ist er nicht alleine: Jeder fünfte Berufstätige im Alter über 50 Jahren leidet
an chronischen Rückenschmerzen.3 Das heißt per Definition, dass der Schmerz
länger als drei Monate anhält und kontinuierlich quält.4 Die Forschung war lange
ratlos was diese Schmerzen verursacht, denn nach heutigem Kenntnisstand gibt es
keine organische Ursache für chronische Rückenschmerzen. Die meisten Menschen
mit krummen Wirbelsäulen und verrutschten Bandscheiben haben nämlich keine
Beschwerden. Erst seit Kurzem kennt man die wahre Ursache. Es ist unser
Schmerzgedächtnis.
O-Ton: Benrath
Also ein Schmerzgedächtnis bedeutet, dass der Körper, so wie wir das vom
Zahlengedächtnis wissen, sich Dinge merken kann. Und der Körper kann sich auch
starke Schmerzen merken, sodass die Schmerzen noch da sind, obwohl die Ursache
der Schmerzen lang vorbei ist.
Sprecher:
… berichtet der Mannheimer Schmerzmediziner Dr. Justus Benrath:
3
„Gesundheit in Deutschland Aktuell" (GEDA) zit nach Kleine Anfrage der Abgeordneten Bärbel Bas
Def nach: Institut für Sozialmedizin der Universität zu Lübeck, Chronifizierung von Rückenschmerzen in der
Lübecker Bevölkerung-Eine Analyse unter besonderer Berücksichtigung des Amplifikationsmodells
Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Universität zu Lübeck, Kathrin Lieb
4
3
O-Ton: Benrath
Ein klassisches Beispiel ist der Phantomschmerz. Also, wenn sie einen Arm oder ein
Bein amputieren müssen, aus welchem Grund auch immer, ist die Wunde verheilt.
Es ist alles prima, aber der Schmerz ist immer noch da. [Und zwar in dem Arm oder
dem Bein, was mittlerweile fehlt. Das ist ein klassisches Beispiel dafür, dass der
Körper sich gemerkt hat, dass mal Schmerzen da waren.]
Sprecher:
Dass ein solches Schmerzgedächtnis tatsächlich existiert, konnte mittlerweile durch
Messungen nachgewiesen werden. Es lässt sich sogar genau lokalisieren.
O-Ton: Benrath
Und wir wissen heute, dass es mehrere Orte für solch ein Schmerzgedächtnis gibt.
Der eine Ort ist das Rückenmark, das kann sich erinnern. Und der andere Ort ist
natürlich das zentrale Nervensystem – das Gehirn –, das kann sich auch erinnern.
Wir kennen mittlerweile sehr viele, genaue Details wo und wie Schmerzen gelernt
und auch wieder abgerufen werden können vom Körper. Und das meint man mit dem
Begriff Schmerzgedächtnis.
Magnetresonanztomografie – Prof. Möller bereitet Patienten vor
Sprecher:
Ein Schmerzgedächtnis hat jeder. Und es verlernt normalerweise schnell. Doch bei
etwa 20 Prozent der Menschen vergisst das Schmerzgedächtnis nicht immer. Das
sind die potenziellen chronischen Schmerzpatienten. Warum das so ist, bleibt im
Moment noch unklar. Psychologische, soziale aber auch genetische Faktoren
werden als Ursachen für das übersensible Schmerzgedächtnis diskutiert. Klären
kann diese Frage eine neue faszinierende Untersuchungsmethode, die funktionelle
Magnetresonanztomografie. Die Versuchspersonen werden dazu extrem starken
magnetischen Feldern ausgesetzt. Hier im Max-Planck-Institut in Leipzig bereitet
Professor Harald Möller gerade eine Versuchsperson auf eine Untersuchung vor.
MRT in Aktion
Sprecher:
Unser Denken und Fühlen verändert den Stoffwechsel im Gehirn und damit, wenn
auch nur sehr minimal, dessen magnetische Resonanzeigenschaft.5
Gehirnstrukturen, die aktiv sind, verbrauchen mehr Sauerstoff und verändern so die
magnetischen Eigenschaften des roten Blutfarbstoffs, des Hämoglobins.
O-Ton: Möller
Das Hämoglobinmolekül hat also sehr interessante magnetische Eigenschaften.
[Wenn Sauerstoff gebunden ist, also das schwächt ganz leicht ein äußeres
Magnetfeld. Und wenn es sauerstofffrei ist, das verstärkt dann, ein externes
Magnetfeld] Das heißt das Magnetfeld in einem Blutgefäß oder um das herum ist
unterschiedlich, je nachdem wie groß die Sauerstoffbeladung ist.
5
Hirnvolumetrische und Hirnmorphologische Veränderungen bei Patienten mit chronischen Schmerzen,
Dissertation Universität Regensburg, Stefanie Maria Hierlmeier, 2012
4
[Es geht insofern um die Durchblutung. Wobei es nicht so ist, das wir die Gefäße
jetzt separat sehen, sondern wir sehen die Signaländerung in der Umgebung, in der
Umgebung von Gefäßen.]
Sprecher:
Und mit diesem Trick kann man tatsächlich dem Gehirn in Echtzeit zusehen. Auf dem
Monitor vor Professor Möller sieht man eine graue Masse: das Gehirn der
Versuchsperson. Wie auf einer Landkarte verteilt, erscheinen plötzlich bunte Flecken,
während der Proband mit Umweltreizen gestresst wird.
O-Ton: Möller
Also das Rot zu Gelb, das sind jetzt Areale, wo wir einen positiven Stimulus haben,
also die Blutversorgung wird hochgeregelt. Und in den Grün zu Blau sind das
Regionen, wo wir negative Reaktionen haben. Das wird also runtergeregelt.
Sprecher:
Schiebt man nun Patienten mit chronischen Schmerzen in eine solche Magnetröhre,
dann fällt etwas Merkwürdiges auf: Die Zentren, in denen Schmerz empfunden wird,
sind dauerhaft auf Alarm geschaltet. Und noch erstaunlicher: Es sind fast die
gleichen Hirnareale, die auch bei Angst und Panik aktiviert werden.6
O-Ton: Benrath
Also ich sehe da durchaus Parallelen, weil sowohl Angst als auch Schmerz zu einer
sehr starken Veränderung von Nerveninformationen im Rückenmark, wie auch im
Gehirn führt. Und diese Veränderungen führen dazu, dass dieses starke Erlebnis, sei
es nun Angst oder Schmerz, wieder erinnert wird. Auch in der Angstforschung geht
es darum, wie kann ich dem Patienten, der unter einer Angstsituation leidet, der sich
also an eine bestimmte Angstsituation wieder erinnert – wie kann ich dem so helfen,
dass er diesen starken Eindruck wieder vergisst. Und ähnlich ist es auch mit dem
Schmerz. Auch da geht es darum, diese Schmerzsituation, diese starke Erregung
von Nervenzellen, wieder zu löschen.
Sprecher:
Solche Überlegungen sind für den Patienten allerdings nur schwer nachvollziehbar.
Sagt einem doch schon der gesunde Menschenverstand, dass die Ursache eines
Schmerzes immer da steckt, wo es auch wehtut. Was liegt da näher, als quälende
Rückenschmerzen mit einer Operation am Rücken zu bekämpfen? Ein Irrglaube,
dem immer noch allzu viele Ärzte aufsitzen. Wie sonst sind die in Deutschland
extrem hohen Zahlen der Bandscheiben- und Wirbelsäulenoperationen zu erklären?7
Arztpraxis
Sprecher:
Doch hier am Rückenzentrum Berlin8 sieht man die Dinge anders. In diesem, von
einigen Krankenkassen unterstützten Zentrum baut man ganz auf die neuen
6
Trends Neurosci. 2013 June;; 36(6): 343–352. How to erase memory traces of pain and fear. Sandkühler et al.
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/aok-krankenhausreport-zahl-der-wirbelsaeulen-ops-drastischgestiegen-a-871515.html
8
http://www.ruecken-zentrum.de/berlin.html
7
5
wissenschaftlichen Konzepte zum chronischen Schmerz.9 Entsprechend kritisch
bewertet Dr. Ulf Marnitz die bisherige Praxis seiner orthopädischen Kollegen.
Arztpraxis
O-Ton: Marnitz
Wir haben in den Achtzigerjahren mit immer mehr MRT-Aufnahmen, Neunzigerjahren
noch mehr MRT-Aufnahmen des Rückens immer mehr Strukturen erkennen können
im Rücken. Und anfangs haben wir angenommen, dass diese Strukturen
verantwortlich sind für die Schmerzauslösung.
Wir mussten aber erkennen, über die vielen Jahre dieser hochwertigen Aufnahmen,
dass es genauso viele Patienten mit den gleichen strukturellen Schäden gibt, die
überhaupt keine Rückenschmerzen haben. Insofern muss man sagen, dass im
Bereich des Rückens die bildgebenden Befunde, also die Röntgenbilder, die MRTs
und so weiter, nicht immer eins zu eins mit dem Schmerz einhergehen, den der
Patient spürt.
Sprecher:
Weil hier nämlich schon unbemerkt das Schmerzgedächtnis eingesetzt hat. Denn
chronische Schmerzen aus dem Schmerzgedächtnis fühlen sich genauso an wie die
„echten“ akuten Schmerzen. Nur ein Punkt sollte stutzig machen:
O-Ton0: Marnitz
Die Patienten berichten oft, dass sie früher Schmerzmedikamente hatten, die noch
gewirkt haben. Und heute sagen sie: Nein, die wirken überhaupt nicht mehr. Und das
ist ein großes Indiz dafür, dass sich der Schmerz chronifiziert hat.
Sprecher:
Wenn aber weder Operation noch Schmerzmittel helfen, wie kann man dann den
chronischen Rückenschmerz angehen? Die Lösung sind spezielle
Trainingsprogramme.
Physiotherapie
Sprecher:
Man bekämpft den chronifizierten Rückenschmerz dadurch, dass man sich den
unangenehmen Schmerzen immer wieder aufs Neue stellt. Denn der Schmerz hat
keine Warnfunktion mehr, sondern er muss verlernt werden. Natürlich unter
fachlicher Aufsicht und wohl dosiert.
Physiotherapie
O-Ton: Marnitz
Da bietet man dem Patienten ein vierwöchiges Therapieprogramm an, wo der Patient
jeden Tag fünf, sechs Stunden seinen Körper benutzt und wieder erfahren darf. Wir
gehen auch in den Schmerz hinein. Was früher überhaupt nicht gemacht wurde.
Heute wissen wir, dass dieser Schmerz seine Warnfunktion längst verloren hat. Und
9
Hafenbrack, K., et al. "Effects of interdisciplinary functional restoration treatment with cognitive behavior therapy
in patients with chronic back pain." Der Schmerz 27 (2013): 566-576.
6
im Gegenteil. Damit wir den Schmerz überschreiben können, müssen wir in den
Schmerz hinein trainieren. Das ist eine ganz wesentliche Änderung der Therapie.
Physiotherapie
Sprecher:
Das Behandlungsprinzip besteht darin, die Alltagssituationen nachzuspielen, die man
sonst wegen der Rückenschmerzen eher vermeidet. Und die Betroffenen machen
das sogar mit, denn die meisten haben eine jahrelange medizinische Odyssee hinter
sich. Alle bisherigen Therapieversuche waren sinnlos.
O-Ton: Übungsgruppe
Wärmetherapie, Physiotherapie, TENS-Gerät, Gymnastik, Kortisonspritzen,
Nervenendenvereisung, OP. Alles nicht groß weitergebracht.
Sprecher:
… erzählt ein Rückenschmerzpatient, der gerade dabei ist, ein Regal mit schweren
Kisten aufzufüllen. Was sich in diesen Trainingskursen unter Aufsicht eines
Physiotherapeuten abspielt, hat so gar nichts zu tun mit dem, was sich der Laie unter
Rückengymnastik vorstellt. Es gibt keine bunten Bälle, Gymnastikgeräte oder
Gummibänder. Stattdessen steigen die Patienten im Übungsraum auf die Leiter,
hängen Gardinen auf oder streichen fiktiv die Wände.
O-Ton: Übungsgruppe
Ich maler‘ jetzt. Ich bin jetzt in einer Alltagssituation. Und versuche jetzt die Wand zu
malern und ein Körpergefühl für mich zu bekommen, dass ich also einfach alles
anspanne und mich dann bewege. Und nicht, wie man es vorher gemacht hat, alles
hängen lassen. [Und einfach mich mal bewegen. Das wirkt ganz doll. Weil man in
den vier Wochen hier ein Körpergefühl bekommt.]
Sprecher:
Es sieht gewagt aus, was die Rückenschmerzpatienten anstellen, aber was hier
geschieht, hat eine solide wissenschaftliche Basis und berücksichtigt die aktuellen
Erkenntnisse auf dem Gebiet der Schmerzmedizin.10 Den meisten Patienten ist die
Sache am Anfang trotzdem nicht geheuer. Ein Physiotherapeut berichtet:
O-Ton: Physiotherapeut
Die sind erst mal sehr irritiert. Die halten das auch erst mal für nicht gut, was wir tun.
Weil wir tun ihnen auch manchmal weh. Die empfinden ihren Schmerz ja auch
wieder. Aber das muss man klar differenzieren: Was ist das: ein akuter Schmerz? Ein
Warnsignal? Oder ist das nur, dass das Gewebe nicht zulässt, die Bewegung. Und
eine Bewegung zu tun, die man seit Monaten nicht gewohnt ist. Da meckert der
Körper. Das wird als Schmerz assoziiert. Das ist für viele erst mal paradox.
Sprecher:
Aber es hilft. Paradigmenwechsel nennt man das, was hier in der Schmerzmedizin
stattfindet. Der Fokus geht weg vom möglichen Auslöser einer chronischen
Schmerzproblematik, hin zur Therapie des aus dem Ruder gelaufenen
10
Bethge, M., et al. "Work status and health-related quality of life following multimodal work hardening: a cluster
randomised trial." Journal of back and musculoskeletal rehabilitation 24.3 (2011): 161-172.
7
Schmerzgedächtnisses. Hier stehen bisher nur physiotherapeutische und
unterstützende psychologische Methoden wie etwa Entspannungs- und
Motivationstherapie11 zur Verfügung. Man spricht vom multimodalen Therapieansatz.
Eleganter wäre es natürlich, wenn man das Schmerzgedächtnis gezielt mit einem
Medikament löschen könnte. Und tatsächlich: Neue experimentelle Studien zeigen,
dass das möglich ist. Der Mannheimer Schmerzmediziner Dr. Justus Benrath war
selbst an einer solchen Studie beteiligt.12
O-Ton: Benrath
Also der Punkt ist der, dass das Löschen dieser Schmerzgedächtnisspur, dass dies
zum ersten Mal tierexperimentell gelungen ist...
Sprecher:
Allerdings nur beim neuropathischen Schmerz. Also wenn ein Nerv, zum Beispiel bei
einer Operation, direkt geschädigt wurde.
O-Ton: Benrath
Wir haben letztlich eine Situation nachgespielt, wie sie in jeder Operation sich
darstellen kann. Nämlich: Ein Versuchstier liegt in tiefer Vollnarkose, wird intubiert,
beatmet, und bekommt ein Medikament zum Schlafen. Und während dieser Zeit wird
ein wichtiger Nerv im Bein stark elektrisch gereizt. Dann haben wir im Rückenmark
gemessen, was diese Nervenreizung dort auslöst an Schmerzgedächtnisspuren. Und
diese Schmerzgedächtnisspur kann man elektrisch messen. Und nun durch
verschiedene Versuchsverfahren versuchen, entweder zu verhindern, oder, wenn
sich diese Schmerzgedächtnisspur gebildet hat, diese dann auch wieder zu löschen.
Sprecher:
Chronische Nervenschmerzen nach einer Operation sind zudem ein häufiges
Problem.13 Heute weiß man, dass nach etwa jeder zehnten Operation an einem
Leistenbruch und nach jedem fünften Eingriff an der weiblichen Brust chronische,
meist neuropathische Schmerzen zurückbleiben. Die Chance, diese Schmerzspuren
mit einem Medikament aus dem Nervensystem14 zu löschen, wäre für die
Betroffenen natürlich optimal. Das eingesetzte Mittel Remifentanil15 ist zudem bereits
in der Anästhesie zugelassen. Und wenn es funktioniert, wäre die Therapie des
chronischen neuropathischen Schmerzes überraschend unkompliziert.
O-Ton: Benrath
[Also in Narkose versetzen müsste man die nicht. Aber sie würden kommen in die
Schmerzambulanz. Da würde man sie überwachen: Sauerstoffsättigung, Blutdruck,
Herzfrequenz.] Und dann würde man ihnen dieses Opiat geben. Dann wird ihnen
11
Gute Übersicht zu Multimodaler Therapie: http://www.klinikum.uniheidelberg.de/fileadmin/orthopaedie/pdf/multimodale_schmerztherapie.pdf
12
Drdla-Schutting, Ruth, et al. "Erasure of a spinal memory trace of pain by a brief, high-dose opioid
administration." Science 335.6065 (2012): 235-238.
13
Haroutiunian, Simon, et al. "The neuropathic component in persistent postsurgical pain: a systematic literature
review." Pain 154.1 (2013): 95-102. + Andersen, Kenneth Geving, and Henrik Kehlet. "Persistent pain after breast
cancer treatment: a critical review of risk factors and strategies for prevention." The Journal of Pain 12.7 (2011):
725-746.
14
Bisher kann das Schmerzgedächtnis nur im Rückenmark tatsächlich experimentell durch Messungen erfasst
werden. Deshalb kann der Effekt einer medikamentösen Therapie auch nur im Bereich des Rückenmarks durch
Messungen verifiziert werden. Im ZNS geht das noch nicht.
15
http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Remifentanil
8
sicherlich ein bisschen müde werden. Das ist aber kein Problem. Dann würde man
ihnen für eine Stunde dieses Medikament geben und danach ein bisschen
beobachten und sie aus ihrer Müdigkeit wieder aufwachen lassen. Und dann nach
einer Zeit von etwa einer Woche oder 14 Tagen noch mal einbestellen, um
nachzufragen, ob es eine Reduktion dieser Nervenschmerzen gegeben hat.
Sprecher:
Langsam kommt die Wissenschaft dem chronischen Schmerz also auf die Spur. Aber
das Wissen hierzu bleibt lückenhaft. Das macht ein Krankheitsbild besonders
deutlich, bei dem die Patienten an generalisierten Muskelschmerzen leiden. Einfach
so. Ohne erkennbare Ursache. Der Name der Krankheit ist für viele Ärzte ein
Reizwort, denn Patienten mit Fibromyalgie gelten auch als Hypochonder und
Rentenbetrüger.
Gespräch im Hintergrund Schritte zur Tür
Sprecher:
In Berlin-Gropiusstadt treffen wir den Patienten Dieter B. Er leidet seit Jahren an
Fibromyalgie. Unerträgliche Schmerzen in der gesamten Muskulatur haben sein
Leben komplett aus der Bahn geworfen.
O-Ton: Dieter B., Patient Gropiusstadt
Ich hatte zum Teil sehr starke Schmerzen. Sowohl in der Ruhe, wenn ich zum
Beispiel gesessen habe, wenn ich was gelesen habe, beim Schreiben hatte ich
Probleme. Mir schmerzten die Arme, die Hände. Das alles habe ich zunächst einmal
vielleicht mehr oder weniger abgetan. Ich wollte das nicht so ohne Weiteres
akzeptieren. Habe es letztendlich dann aber verdrängt.
Sprecher:
Ohne Erfolg, denn seine Beschwerden wurden über die Jahre immer schlimmer. Die
Fibromyalgie begann sein Leben zu dominieren.
O-Ton: Dieter B., Patient Gropiusstadt
Im Alltag habe ich zum Beispiel gemerkt, wenn ich mit meiner Frau einkaufen ging,
dass ich kaum noch eine Tasche tragen konnte. Mit Lebensmitteln. Oder ich bin mal
einkaufen gegangen mit Getränken. Da muss man ja eine Getränkekiste anheben.
Das ist mir gar nicht mehr richtig gelungen. Es sind Beschwerden gewesen, die im
Alltag sich sehr, sehr hinderlich ausgewirkt haben.
Sprecher:
Fast ein Dutzend Ärzte hat der Berliner wegen seiner Muskelschmerzen konsultiert
und unzählige Untersuchungen über sich ergehen lassen. Ohne Erfolg. Auch
Spezialisten waren ratlos.
O-Ton: Dieter B., Patient Gropiusstadt
Der Orthopäde hat sein Standardprogramm gefahren. Der hat also meine Muskulatur
untersucht. Der hatte Röntgen, MRTs glaube ich auch, gemacht und kam eben zu
dem Schluss: Da ist nichts weiter zu sehen. Ich hatte so den Eindruck, er hatte mich
so ein bisschen als, ja, vielleicht Hypochonder eingestuft. Er sprach dann auch
davon, ja, beim Mann gibt es auch so was Ähnliches wie ein Klimakterium. Da
9
passieren eben solche Dinge. Die Muskelschmerzen treten auf. Und ich habe den
Orthopäden verlassen ohne genau zu wissen, was eigentlich los ist. Der hat mich
eigentlich relativ sprachlos entlassen.
Sprecher:
Bis schließlich eine Neurologin eins und eins zusammenzählte und die klinische
Diagnose Fibromyalgie stellte. Für die meisten Patienten ist das zuerst eine
Erleichterung. Jetzt wissen sie, dass ihre Krankheit einen Namen hat. [Als echte
Krankheit wird sie trotzdem nur selten akzeptiert.
O-Ton: Dieter B., Patient Gropiusstadt
[Ich habe einen großen Geschwisterkreis. Alles erfolgreiche Leute.] Als ich einmal so
nach dem Motto befragt wurde, was machst du denn jetzt eigentlich und ich gesagt
habe, und da sagte ich: Naja, ich habe eine Erkrankung, die zum rheumatischen
Formenkreis gehört. Na, höre mir damit auf. Das haben doch eigentlich alle. Erzähl
mir doch nichts. Du willst dich doch nur in irgendeiner Form absetzen. Und da war
mir klar: Egal wer das ist, ich werde dieses Thema so nicht mehr anschneiden.
Sprecher:
Fibromyalgie wird oft fälschlich als eine Art Rheuma angesehen. Tatsächlich gibt es
bis jetzt keine schlüssige medizinische Erklärung. Die Therapie muss individuell
angepasst werden. Manchmal hilft Bewegungstherapie, manchmal
Wärmeanwendungen. Deshalb gehören die Patienten in die Hände von Spezialisten
und sind auf Fachzentren angewiesen.
Uniklinik Würzburg – neurologische Untersuchung
Sprecher:
Die Universität Würzburg hat an ihrer neurologischen Abteilung ein solches Zentrum
etabliert.16 Hier kennt man das typische Beschwerdebild der Fibromyalgie sehr
genau.
O-Ton: Üçeyler
Das beginnt meist mit leichten Schmerzen an einer Stelle und nimmt dann sowohl an
Intensität als auch an Lokalisation zu.
Sprecher:
… berichtet die Neurologin Nurcan Üçeyler. Sie hat sich auf die Betreuung dieser
Patienten spezialisiert.
… weiter O-Ton: Üçeyler
Irgendwann beginnen an irgendeiner Körperstelle Schmerzen, die sich dann
verstärken. Das kann sogar am Anfang so sein, dass es Schmerzen sind, die
kommen und gehen. Und irgendwann werden diese schmerzfreien Phasen immer
kürzer und gehen dann in einen Dauerschmerz über. [Der Schmerz beim
Fibromyalgie-Syndrom ist typischerweise auch ein Dauerschmerz, muss man sagen.]
16
http://www.neurologie.ukw.de/unsere-forschung/schmerz/pathomechanismus-von-muskelschmerzen-und-desfibromyalgie-syndroms.html
10
Sprecher:
Für die Patienten sind solche Zentren wie das Licht am Ende eines sehr langen
Tunnels. Oft zum ersten Mal werden sie mit ihren Beschwerden ernst genommen.
O-Ton: Üçeyler
Also das ist auch unserer Erfahrung, wenn wir Patienten mit Fibromyalgiesyndrom
hier untersuchen, anhand ihrer Krankheitsgeschichten, dass da eben tatsächlich eine
Stigmatisierung nicht selten ist. Dahingehend, dass die Krankengeschichte lang ist,
viele Arztkontakte natürlich da sind, viele verschiedene Untersuchungen durchgeführt
werden. Und am Ende kommt immer raus: Es ist alles gut. Der Patient hat aber
trotzdem seine Beschwerden. Das ist natürlich immer eine gute Nachricht, wenn man
nichts Schlimmes findet, aber man wird die Schmerzen nicht los.
Sprecher:
Das zentrale Problem bei der chronischen Schmerzkrankheit Fibromyalgie ist der
fehlende objektive Befund.
O-Ton: Üçeyler
Schon seit Jahrzehnten wissen wir, dass es diese Patienten gibt. Es ist schwierig,
diese Patienten zu fassen, und insbesondere ist es eben schwierig, eine klare
Diagnose zu stellen, weil uns der Goldstandard fehlt. Wir haben leider keinen Test
mit dem wir – nach wie vor – das Fibromyalgie-Syndrom sicher diagnostizieren oder
ausschließen können. Das macht die Sache natürlich schwierig.
Sprecher:
Doch jetzt könnte sich das Blatt wenden. Den Neurologen an der Universität
Würzburg ist etwas Spektakuläres geglückt. Tests bei Fibromyalgiepatienten haben
erstmalig krankheitsspezifische Veränderungen an deren Nervensystem
aufgezeigt.17 Die Würzburger Neurologin Nurcan Üçeyler.
O-Ton: Üçeyler
Wir haben Patienten mit Fibromyalgiesyndrom untersucht auf ihre kleinen
Nervenfasern. Und zwar mit unterschiedlichen Methoden, die wir hier dafür etabliert
hatten. Das sind spezielle Methoden, die zum Teil noch gar nicht in der klinischen
Routine in Anwendung sind. Und interessanterweise war es eben so, dass bei diesen
Tests bei praktisch allen Patienten mindestens ein bis zwei Untersuchungen
pathologisch ausfielen. Das bedeutet, dass diese Nervenfasern, warum auch immer,
nicht normal sind.
Sprecher:
Diese Befunde sind der heiß ersehnte Beweis dafür, dass diese Patienten keine
Hypochonder, sondern echte Kranke sind. Und an der Sache scheint tatsächlich
etwas dran zu sein.
O-Ton: Üçeyler
Nach Veröffentlichung unserer Studie, und das ist auch sehr, sehr schön, gab es
mehrere Arbeiten von unabhängigen Wissenschaftlern letztendlich in den USA und in
Europa immer, die mit ähnlichen oder komplementären Methoden muss man sagen,
17
Üçeyler, Nurcan, et al. "Small fibre pathology in patients with fibromyalgia syndrome." Brain 136.6 (2013):
1857-1867.
11
sehr ähnliche Befunde gesehen und diese veröffentlicht haben. Das bestätigt
natürlich die Ergebnisse, was auch die Aussagekraft weiter stärkt.
Sprecher:
Eine ursächliche Therapie der Fibromyalgie ist allerdings noch lange nicht in Sicht.
Deshalb sind auch diese Patienten, so wie alle anderen chronischen
Schmerzpatienten auch, auf eine gute schmerzmedizinische Betreuung angewiesen.
Doch damit sieht es in Deutschland schlecht aus.
O-Ton: Müller-Schwefe
Also nach den Daten, die wir selber erhoben haben, haben wir nicht mal ein Zehntel
des Bedarfs an Schmerzmedizinern abgedeckt.
Sprecher:
… meint der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, Gerhard
Müller-Schwefe.
... weiter O-Ton: Müller-Schwefe
Man kann sehr gut ausrechnen, dass man etwa auf 15.000 Einwohner einen
schmerzmedizinisch Kompetenten bräuchte, um den Bedarf abzudecken. Davon sind
wir weit entfernt. Es gibt weite Landstriche, da gibt es überhaupt niemanden.
Sprecher:
Egal, ob es nun um Rückenschmerzen, Fibromyalgie oder andere chronische
Schmerzprobleme geht. Für die Betroffenen hat dieser Mangel an Spezialisten
schwerwiegende Folgen.
... weiter O-Ton: Müller-Schwefe
Diese Patienten irren also von einem zum andern, bis sie irgendwann mal Hilfe
suchen. Und die richtige Hilfe besteht ja auch nicht darin, dass man einen findet, der
das richtige Rezept ausstellt, sondern die Therapie für diese Patienten hat häufig
verschiedene Komponenten, die man gleichzeitig einsetzen muss. Das, was wir
multimodal nennen. Also da muss der Psychologe mit dem Schmerztherapeuten mit
dem Physiotherapeuten zusammenarbeiten. Und wenn das nicht stattfindet, dann
irren diese Patienten auch von einem Schmerztherapeuten zum nächsten.
Sprecher:
Und auch im Krankenhaus sieht es mit der Schmerztherapie nicht unbedingt besser
aus.
O-Ton: Müller Schwefe
Es ist sicher so, dass perioperatives Schmerzmanagement, dass
Schmerzmanagement in Kliniken überwiegend miserabel ist. Und das hängt natürlich
damit zusammen, dass wir dafür Menschen brauchen, die diese Patienten versorgen.
Diese Menschen sind nicht da. Der Pflegebereich ist massiv unterbesetzt. Der
ärztliche Bereich ist massiv unterbesetzt. Und dabei nehmen wir dann in Kauf, dass
viele dieser Patienten, die eigentlich erfolgreich operiert oder behandelt sind,
hinterher in chronische Schmerzpatienten laufen. Was wir eigentlich verhindern
könnten. Dann wird es richtig teuer, auch. Und das Gesundheitssystem wäre gut
beraten, früher zu intervenieren.
12
Sprecher:
Chronische Schmerzpatienten haben offenbar keine gute Lobby im Medizinbetrieb.
Da bleibt Patienten oft nichts anderes übrig, als sich selbst zu helfen, wie etwa hier in
einer Initiativgruppe in Berlin-Charlottenburg.
Selbsthilfegruppe
Sprecher:
Hier kann man offen über seine Erfahrungen mit den Ärzten reden. Und die sind nicht
immer positiv. Eine gut informierte Schmerzpatientin über eine frustrierende
Arzterfahrung:
O-Ton: Patientin – Selbsthilfegruppe Charlottenburg
Ja, also mein Orthopäde zum Beispiel. Der hat mir gesagt: Tja, also da müssen Sie
eine umfassende Kortisonbehandlung bekommen. Und das Blutbild ist ganz
schlecht. Das stimmt alles gar nicht. Ich hab dann also nicht widersprochen, weil ich
merkte, der Mann weiß es einfach nicht besser. Der hat sich noch nicht damit
befasst.
Sprecher:
Doch langsam wird das Manko bei der Versorgung von chronischen
Schmerzpatienten von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Informierte Patienten
drängen auf Veränderung. Durchaus ein Fortschritt, denn chronische Schmerzen
galten bis vor einigen Jahren einfach als unabwendbares Schicksal. Dass es auch
anders geht, sickert jetzt langsam in die Köpfe von Ärzten und Gesundheitspolitikern.
Zusammen mit einer besseren Schmerzdiagnostik und neuartigen Medikamenten
könnte dies die Situation von chronischen Schmerzpatienten bald verbessern.
Zahnarzt
Sprecher:
Ganz aus der Welt schaffen lässt sich der Schmerz allerdings nicht. Spätestens der
nächste Zahnarztbesuch wird uns daran erinnern, dass Schmerzen zum Leben
dazugehören.
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