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„Islam in Deutschland“
SWRinfo – Freitag, 1. April 2016
Von Hakan Turan
Die Grenzen des Islams
Paris, Istanbul, Brüssel, Bagdad und nun Lahore in Pakistan… Über
sechzig Tote, ermordet von den Taliban, darunter viele Frauen und
Kinder, die Zeit in einem Park verbrachten, viele Muslime und auch
Christen, die dort wohl die Osterfeierlichkeiten begehen wollten.
Der erste Gedanke, der mir angesichts dieser Grausamkeiten kam,
lautete: Allah! Erbarme dich der unschuldig Ermordeten! Und verdamme
die Seelen derer, die solche Massaker begehen, und die Seelen ihrer
Mittäter, Hintermänner und Förderer weltweit! Zudem fiel mir Vers 137
der Sure 6 ein. Dort heißt es von Arabern, die vor dem Islam aus
selbstsüchtigen Gründen ihre eigenen Kinder töteten: “Und ihre Götzen
habe viele ihrer Anbeter dazu verlockt, ihre Kinder zu töten, um sie zu
verderben und ihren Glauben zu verdunkeln…”
Genau das sehe ich auch im IS und all seinen Seelenverwandten, zu
denen auch die Taliban gehören, die für den Mord in Lahore
verantwortlich sind: Religiöse Verführung bis zur Bereitschaft selbst die
Unschuldigsten zu ermorden. Hier dient man nicht dem Gott des
Propheten Muhammad, sondern offensichtlich einem selbst erfundenen
Kriegsgötzen: Sie folgen einer Ideologie, die sie – in den Worten des
Korans – dazu verführen würde, selbst ihre eigenen Kinder zu ermorden.
Es gibt viele Muslime, die zähneknirschend mit dem Gedanken leben,
demselben Glauben anzugehören wie jene feige Selbstmordattentäter
und ihre Todespriester, die ihre Autorität und Gewissheit mit der von Gott
gleichsetzen. Ich will diese Position in diesem Fall nicht mehr halten.
Wenn einer wahllos tötet und Blut vergießt und jedes Mal behauptet mit
Gewissheit von Allah dafür autorisiert worden zu sein, dann ist er
entweder geisteskrank und hat somit keinen belastbaren Verstand und
auch keine Religion, oder er hat den Glaubensrahmen des Islam
verlassen und eine neue Religion erfunden.
Wie sehr auch Form und Begriffe dem Islam ähneln, wir haben es nicht
mehr mit dem Islam zu tun, sondern mit einer von Viren zersetzten
Raubkopie des Islam, die moralisch und theologisch in keinster Weise
besser ist als der vorislamische Götzenkult in Mekka.
Und wenn einer im Namen der Umma vor den Augen der
Weltöffentlichkeit mordet und Blut vergießt ohne sich einen Fünkchen
um den Konsens der Umma zu scheren, der ein solches Verhalten im
Namen des Islams kategorisch ablehnt, dann hat er neben seinem
Glauben zudem noch die Umma verraten und der Zerfleischung
preisgegeben.
Und ich glaube, muslimische Verantwortungsträger täten einen großen
Dienst am Islam und an der Menschheit, wenn sie diese Abgeirrten noch
deutlicher verurteilen und sich mehr um jene desorientierten jungen
Männer und Frauen kümmern, die mit diesen Verbrechern
sympathisieren.