Kommunikation Kanton Bern Staatskanzlei Anlass Medienkonferenz der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion Thema Verkehrssanierung Aarwangen – Langenthal Nord Verkehrssanierung Burgdorf – Oberburg – Hasle b. B. Datum Donnerstag, 31. März 2016 Referentin Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer Sehr geehrte Damen und Herren Liebe Medienschaffende Ich begrüsse Sie herzlich zur Medienorientierung und danke Ihnen für Ihre Teilnahme. Im letzten Herbst habe ich Sie über die Mitwirkung des kantonalen Tiefbauamtes zu den Verkehrssanierungen Emmental und Oberaargau informiert. Die Verkehrsprobleme der beiden Regionen und die in der Mitwirkung vorgeschlagenen Vorprojekte sind den Medien bestens bekannt. Ich verzichte deshalb auf eine nochmalige Rekapitulation und verweise auf die Mitwirkungsunterlagen. Ich werde Sie also nicht auf die Folter spannen, sondern gleich mit dem Einsteigen, was Sie mit Spannung erwarten: Nämlich den Ergebnissen der Mitwirkung und dem weiteren Vorgehen bei den beiden wichtigen Projekten. 1 Ergebnisse der Mitwirkung Das Interesse an den Vorprojekten war während der Mitwirkung in beiden Regionen überwältigend. Grösser als wir uns das je vorgestellt hätten. Unser Tiefbauamt wurde buchstäblich mit Eingaben überhäuft, was auch der Grund dafür ist, weshalb die Auswertungen länger gedauert haben. Denn meine Fachleute haben die Mitwirkungen sehr gründlich und im Detail ausgewertet. Es wurden nicht einfach nur Strichlisten mit den Befürwortern der Umfahrungslösungen beziehungsweise der Null+-Varianten geführt. Nein, die Eingaben wurden auch nach geografischer und politischer Herkunft und Bedeutung der Absender ausgewertet. Ausserdem wurden alle Vorschläge für Projektanpassungen und – änderungen geprüft und aufgenommen, soweit aus Sicht der Fachleute zweckmässig. Das Tiefbauamt hat je einen Auswertungsbericht erstellt. Sie haben diese in Ihren Unterlagen. Die Berichte sind auf dem Internet. Sie finden darin sämtliche Details zu den Auswertungen. Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich im Folgenden nur auf die allerwichtigsten Ergebnisse eingehen kann. 1.1 Ergebnisse Mitwirkung Verkehrssanierungen Emmental Zur Verkehrssanierung Burgdorf-Oberburg-Hasle haben wir insgesamt 3‘922 schriftliche Eingaben erhalten. 3‘743 Eingaben sind von Privaten, 104 aus dem Gewerbe, 37 von Gemeinden, 13 von politischen Parteien und 25 von Verbänden. Die Eingaben stammen etwas mehr Diese Mediendokumentation ist auch online: www.be.ch/medienmitteilungen Medienkonferenz der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion vom Donnerstag, 31. März 2016 als hälftig aus den direkt betroffenen Gemeinden Burgdorf, Oberburg, Hasle und Lyssach. Knapp die andere Hälfte stammt aus anderen Gemeinden der Region. Grundsätzlich ist sich eine überwiegende Mehrheit der Mitwirkenden einig, dass auf der Achse Lyssach-Burgdorf-Oberburg-Hasle ein grosser Handlungsbedarf besteht. Dieser wird für die Gemeinde Oberburg am grössten beurteilt. 87 Prozent der Mitwirkenden erachten den Handlungsbedarf für Oberburg als gross. Etwas geringer wird der Handlungsbedarf von den Mitwirkenden für Hasle und Burgdorf mit je 77 Prozent als gross eingeschätzt. Deutlich geringer wird der Handlungsbedarf für Lyssach-Schachen betrachtet. 42 Prozent erkennen hier einen grossen Handlungsbedarf. Interessant ist, dass die Mitwirkenden aus Burgdorf den Handlungsbedarf insgesamt tiefer einschätzen als diejenigen aus den anderen Gemeinden. Das gilt insbesondere auch für den Handlungsbedarf in der eigenen Stadt Burgdorf, wo der Handlungsbedarf mit 57 Prozent als gross gesehen wird. Mit tiefen 39 Prozent erachten die Lyssacher den Handlungsbedarf in Lyssach-Schachen als gross. Demgegenüber gewichten die Mitwirkenden aus Oberburg und Hasle den Handlungsbedarf in der eigenen Gemeinde jeweils als überdurchschnittlich hoch. In Bezug auf die Variantenwahl spricht sich eine klare Mehrheit der Mitwirkenden für die Variante Umfahrung aus. 68 Prozent favorisieren diese Variante, während sich für Null+ nur 31 Prozent aussprechen. 1 Prozent kann sich mit keiner der beiden Varianten anfreunden. Interessant sind hier die Auswertungen nach Mitwirkungsgruppen und Herkunft der Mitwirkenden. Gemeinden, Verbände und auch die überwiegende Mehrheit der Privaten sprechen sich klar für die Umfahrungsvariante aus. Bei den politischen Parteien ergibt sich eine Pattsituation. Bei der Auswertung nach Herkunftsorten sprechen sich die Mitwirkenden aus Hasle und Oberburg sehr deutlich mit 70 und 87 Prozent für die Umfahrungsvariante aus, während dem in Burgdorf mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit Null+ unterstützt. Zusammenfassend wird der Handlungsbedarf für Verkehrsmassnahmen im Emmental sehr klar bestätigt. Der Problemdruck ist in Oberburg und Hasle am grössten, wo sich die Mitwirkenden sehr klar für Umfahrungsstrassen aussprechen. In Burgdorf will eine Mehrheit der Bevölkerung Null+ und im Lyssach-Schachen wird der Handlungsbedarf als deutlich geringer eingeschätzt. 1.2 Ergebnisse Mitwirkung Verkehrssanierung Aarwangen - Langenthal Noch klarer als im Emmental präsentieren sich die Mitwirkungsergebnisse im Oberaargau. 1‘328 schriftliche Eingaben sind eingegangen. 1‘157 stammen von Privaten, 112 aus dem Gewerbe, 25 von Gemeinden, 13 von politischen Parteien und 21 von Verbänden. Geografisch sind die Mitwirkungen erwartungsgemäss mehrheitlich aus den betreffenden Gemeinden. Gut 30 Prozent der Eingaben kommen aber auch aus anderen Gemeinden der Region. Bei den Mitwirkenden besteht weitgehende Einigkeit über den Handlungsbedarf. 89 Prozent sehen einen grossen und weitere 8 Prozent einen mittleren Handlungsbedarf. Nur gerade 2 Prozent der Eingaben sehen einen geringen und 1 Prozent keinen Handlungsbedarf. Ebenso klar ist die Variantenpräferenz. 83 Prozent sprechen sich für die Variante Umfahrung aus. Nur 14 Prozent unterstützen Null+ und 3 Prozent sind für keine der beiden Varianten. Auch die Auswertung nach Gruppen bestätigt das klare Bild. Eine überwiegende Mehrheit der politischen Parteien, Verbände, Gemeinden und Privaten, sowie praktisch alle Eingaben aus dem Gewerbe, favorisieren die Variante Umfahrung. Relativ knapp ist das Ergebnis in der Gemeinde Thunstetten, wo ein beachtlicher Anteil von 41 Prozent der Mitwirkenden sich 2/4 Medienkonferenz der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion vom Donnerstag, 31. März 2016 für Null+ ausspricht. Dies hat sicher einen Zusammenhang mit der in Thunstetten kritisch beurteilten Linienführung der Umfahrungsstrasse. Bürgerinnen und Bürger aus dieser Gemeinde haben dazu eine Resolution eingereicht, ich komme darauf zurück. Zusammenfassend ist im Oberaargau das Bild noch viel klarer als im Emmental. Die Umfahrung stösst auf überwiegende Akzeptanz. 2 Weiteres Vorgehen Und damit komme ich zum weiteren Vorgehen. Aufgrund der fachlichen Analysen aus den Vorprojekten und den Ergebnissen der Mitwirkung, welche glücklicherweise weitgehend übereinstimmen, habe ich mich für folgendes Vorgehen entschieden: Im Emmental soll die Variante Umfahrung in Etappen umgesetzt werden. In einer ersten Etappe werden die Umfahrungen von Oberburg und Hasle gebaut. Parallel dazu sollen mit Massnahmen die bestehenden Strassennetze in Burgdorf und Lyssach-Schachen optimiert werden. In Burgdorf sollen insbesondere die beiden Bahnübergänge Buchmatt und Spital durch Unterführungen ersetzt und der Verkehrsfluss mit intelligent gesteuerten Ampelanlagen optimiert werden. Die Umfahrung Burgdorf (inkl. Lyssach-Schachen) soll aufbauend in einer zweiten Etappe realisiert werden, sofern die bis dahin umgesetzten Massnahmen nicht ausreichend Wirkung zeigen oder der Handlungsbedarf gerade auch in Abhängigkeit der Entwicklungsdynamik nach wie vor besteht. Die vorgeschlagene Lösung ist technisch machbar und führt zu einer deutlichen Verbesserung auf der ganzen Achse. Die Standorte mit dem grösstem Handlungsbedarf, also Oberburg und Hasle, werden mit Umfahrungen gezielt entlastet. Mit bedeutenden Massnahmen auf den bestehenden Strassen werden gleichzeitig auch die Probleme in Burgdorf und Lyssach–Schachen angepackt. Für die ganze Erschliessung bringt das Paket der ersten Etappe deutliche Verbesserungen für die Autofahrenden, den öV und den Langsamverkehr, aber auch für die verkehrsgeplagten Anwohnerinnen und Anwohner. Die vorgeschlagene Lösung entspricht den klaren Wünschen der deutlichen Mehrheit der Mitwirkenden. Die Lösung ist aus finanzieller Hinsicht überzeugend, weil die ganze Umfahrung in einer Etappe nicht finanzierbar wäre. Im Oberaargau ist die Umfahrungslösung klar die Bestvariante, welche von praktisch der ganzen Region unterstützt wird. Sie soll realisiert werden und so insbesondere die Verkehrssituation in Aarwangen entscheidend verbessern. Die Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger aus Thunstetten für eine alternative Linienführung haben meine Fachleute geprüft. Sie ist leider nicht machbar, weil die alternative Linienführung durch eine Grundwasserschutzzone führen würde, was nicht bewilligungsfähig wäre. Eine Rodungsbewilligung könnte auch nicht erteilt werden, da eine Linienführung ausserhalb des Waldes - wie im Vorprojekt vorgeschlagen - sinnvoll möglich ist. Es muss auf andere Weise versucht werden, die Situation in Thunstetten zu optimieren. Entsprechende flankierende Massnahmen sind bei der weiteren Projektierung zu prüfen. Ausserdem muss eine Begleitgruppe eingesetzt werden. 3 Zu den Kosten und zur Finanzierung Sie werden sich sicher schon gefragt haben: Was kostet das alles und ist das für den Kanton Bern überhaupt finanzierbar? 3/4 Medienkonferenz der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion vom Donnerstag, 31. März 2016 Bei den Kosten bitte ich Sie zu beachten, dass wir erst grobe Schätzungen haben. Erst nach der Projektierung zum Bauprojekt wird klar, wieviel die einzelnen Vorhaben genau kosten werden. Ganz grob gehen wir also für die erste Etappe der Verkehrssanierung Emmental von Kosten von rund 421 Millionen Franken aus. Die Verkehrssanierung im Oberaargau kostet 136 Millionen Franken. Für beide Projekte zusammen gehen wir von Kosten von gut 557 Millionen Franken aus. Das ist viel Geld. Dennoch bin ich aber für die Finanzierung sehr optimistisch. Denn bereits die Hälfte der benötigten Mittel, gut 280 Millionen Franken, sind im Investitionsspitzenfonds vorhanden und explizit für diese beiden Projekte reserviert. Hinzu kommen Bundesbeiträge, welche ich in der Grössenordnung von mehreren 10 Millionen Franken erwarte. So verbleiben noch etwas mehr als 200 Millionen Franken für beide Grossprojekte, welche aus dem ordentlichen Kantonsbudget zu finanzieren sind. Das sind Mittel in der Grössenordnung von anderen kantonalen Grossprojekten, also grundsätzlich finanzierbar. Sie dürfen auch nicht vergessen, dass die Bauzeit dieser Werke einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Die benötigten Jahrestranchen werden durchschnittlich zwischen 20 - 25 Millionen Franken. betragen. Eine Grössenordnung, welche im Jahresbudget des Tiefbauamtes Platz haben kann. Ich will aber nicht verschweigen und werde das auch im Parlament in aller Deutlichkeit sagen: Damit die Projekte wirklich finanzierbar sind und der Kanton auch seine anderen Infrastrukturaufgaben nicht vernachlässigt, muss das Parlament in den nächsten Jahren das Investitionsniveau, welches es sukzessive gekürzt hat, wieder auf das Niveau anheben, wie es vor den Kürzungen war. 4 Die nächsten konkreten Schritte Im Juni werde ich dem Regierungsrat die notwendigen Projektierungskredite beantragen. Der Grosse Rat wird voraussichtlich in der Septembersession über die beiden Projektierungskredite befinden. Wenn das Parlament den Krediten zustimmt, beginnen dann die Arbeiten für das Bauprojekt und die Strassenplangenehmigung. Aus heutiger Sicht kann erwartet werden, dass ab 2022 mit der Realisierung der Vorhaben begonnen werden kann. 5 Zum Schluss Sehr geehrte Damen und Herren - noch nie waren wir der Beseitigung der Verkehrsprobleme im Emmental und Oberaargau so nahe wie heute. Wir haben gute Projekte. Wir haben dank den Fondsmitteln und den signalisierten Bundesmitteln eine gute Finanzgrundlage. Wir haben eine grosse Akzeptanz für die Notwendigkeit der Vorhaben und die konkreten Projekte. Ich hoffe sehr und bin auch zuversichtlich, dass wir der Bewältigung der Verkehrsprobleme einen guten Schritt näher kommen. Ich danke der Bevölkerung für die rege Teilnahme bei der Mitwirkung und empfinde das grosse Interesse und die breite Akzeptanz als grosse Motivation, um an diesen wichtigen Projekten weiterzuarbeiten. Besten Dank. 4/4
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