Visite am 29.03.2016 a Unsere Themen: Schilddrüse – besser schonend operieren Prehabilitation – Fit vor der OP Not in der Notaufnahme – mangelnde Erfahrung birgt Risiken Forschung: Neue Arzneien in Bakterien Richtiges Abendessen für guten Schlaf Dr. Wimmer: Medizinischer Befund - was bedeutet positiv und negativ? Operation Leben: Notaufnahme Schilddrüse – besser schonend operieren Knoten in der Schilddrüse: Auf diese Diagnose folgt oft eine Operation. In mehr als der Hälfte der Fälle wird in Deutschland die Schilddrüse dann komplett entfernt. Auch ohne Schilddrüse kann man leben, denn das Hormon, das die Schilddrüse normalerweise produziert, lässt sich auch in Tablettenform einnehmen. Doch Experten mahnen zur Zurückhaltung: Nicht immer müsse gleich das ganze Organ entfernt werden, in vielen Fällen genüge die Entfernung des Schilddrüsenlappens mit dem Knoten. Die schmetterlingsförmige Schilddrüse sitzt direkt unter dem Kehlkopf und produziert die Hormone T3 und T4. Diese wirken im ganzen Körper: Sie treiben Herz und Kreislauf an, erhöhen die Körpertemperatur, beschleunigen die Verdauung und heben die Stimmung. Der ganze Stoffwechsel ist von der Schilddrüse abhängig. Schwillt das winzige Organ so stark an, dass am Hals ein Kropf (Struma) wächst, ist eine Untersuchung beim Endokrinologen notwendig. Findet dieser eindeutig gutartige Knoten in der vergrößerten Schilddrüse und funktioniert das Organ normal, muss die Schilddrüse nicht operiert werden. Regelmäßige Kontrollen sind aber notwendig. Wächst die Schilddrüse aber weiter, muss eine Szintigraphie klären, ob die Knoten noch gutartig oder mittlerweile bösartig entartet sind. Dafür bekommt der Patient eine Spritze mit radioaktiven Partikeln, die sich in der Schilddrüse anreichern. Eine sogenannte Gammakamera zeigt dann, wie aktiv die Knoten sind. Die radioaktiven Strahlen sind heute kein Problem mehr, da statt radioaktivem Jod inzwischen Technetium verwendet wird, das nur ein Fünfzigstel der Strahlenbelastung von Jod und eine Halbwertzeit von nur wenigen Stunden hat. Damit ist die Strahlenbelastung wesentlich geringer als früher. Sind nur an einer Seite der Schilddrüse Knoten vorhanden, die entfernt werden müssen, muss auch nur der Lappen dieser Seite entfernt werden. Die möglichst zurückhaltende Schilddrüsenchirurgie ist deshalb wichtig, weil die komplette Entfernung der Schilddrüse die Lebensqualität des Patienten einschränkt, lebenslang müssen Hormontabletten eingenommen werden. Zudem birgt die Operation Risiken: An der Rückseite der Schilddrüse liegen die winzigen Nebenschilddrüsen. Sie regulieren den Kalziumstoffwechsel und dürfen nicht verletzt werden. Außerdem verläuft in gefährlicher Nähe zur Schilddrüse der Stimmbandnerv. Wird dieser versehentlich durchtrennt, verändert sich die Stimme dramatisch: Sie wird heiser oder geht sogar ganz verloren. Bei einer einseitigen Operation halbiert sich das Risiko für den Stimmbandnervenschaden und das Risiko für eine Störung der Nebenschilddrüsen ist quasi gleich null. Nicht immer ist eine Stimmbandverletzung schuld, wenn die Stimme nach einer Schilddrüsen-OP heiser klingt. Während des Eingriffs atmet der Patient über einen Beatmungsschlauch in der Luftröhre. Der kann die Stimmlippen so irritieren, dass diese anschwellen. Eine so verursachte Heiserkeit verschwindet in der Regel aber innerhalb weniger Wochen. Interviewpartner im Studio: Prof. Dr. Jochen Kußmann, Chefarzt Abteilung für Endokrine Chirurgie Endokrines Zentrum Hamburg Schön Klinik Hamburg Eilbek Dehnhaide 120, 22081 Hamburg Tel. (040) 20 92 71 01, Fax (040) 20 92 71 02 Internet: www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/eil/organe/schilddruese/ Visite am 29.03.2016 a Interviewpartner im Beitrag: Dr. Dieter Graf, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologe Schilddrüsen- und Hormonzentrum Lüneburg Auf dem Meere 9, 21335 Lüneburg Tel. (04131) 40 04 10 Internet: auf-dem-meere.de Dr. Hauke Teda Petersen-Macht, Fachärztin für Chirurgie Oberärztin Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Thoraxchirurgie Klinikum Lüneburg Bögelstraße 1, 21339 Lüneburg Tel. (04131) 77 22 01, Fax (04131) 77 24 29 Internet: www.klinikum-lueneburg.de/allgemein-viszeral-thoraxchirurgie/ Weitere Informationen: Schilddrüsen-Liga Deutschland e.V. Geschäftsstelle des Dachverbandes c/o Ev. Kliniken Bonn GmbH, Waldkrankenhaus Waldstraße 73, 53177 Bonn Tel. (0228) 386 90 60 (Mo-Do 9-12 und 13-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr) Internet: www.schilddruesenliga.de Ratgeber: Anneli Hainel, Marcel Ermer, Lothar-Andreas Hotze: Schilddrüse in Balance. 144 S.; Trias (2015); € 19,99 Prehabilitation – Fit vor der OP Der Begriff Prehabilitation steht – analog zur Rehabilitation, dem Wiederaufbau nach einer Operation – für den Aufbau von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer bereits vor dem Eingriff. Dieses neue Konzept soll mit speziellen Trainingsprogrammen für Muskulatur und Kreislauf Patienten helfen, gestärkt in eine Operation hineinzugehen und sich hinterher auch schneller wieder zu erholen. Das funktioniert selbst bei schwer kranken Menschen, sodass viele Ärzte gerade ihnen die Prehabilitation empfehlen. Vier bis fünf Wochen vor der Operation gehen die Patienten zwei Mal die Woche zum Fitnesstraining. Hier geht es nicht um großen Muskelzuwachs, sondern darum, dass die Muskeln überhaupt wieder angesteuert werden. Arthrose-Patienten zum Beispiel bewegen sich wegen ihrer starken Schmerzen in den Gelenken oft nicht mehr genug, es fehlt ihnen an Muskelkraft und -koordination. Genau diese werden in der Prehabilitation aufgebaut. Nicht nur bei Gelenkersatz an Knie und Hüfte wird das neue Konzept derzeit erforscht: Auch vor einer Blasenhebung, einer mehrstündigen Operation mit großem Bauchschnitt, sollen Patienten trainieren, um den Eingriff besser zu überstehen. Das Training setzt kleine Reize, die dazu führen, dass sich der Körper auf einen großen Reiz einstellen kann. Kleine Reize – das bedeutet zwei Mal die Woche ein Zirkeltraining auf Crosstrainer und Fahrrad: Vier Minuten Training, eine Minute Pause, mehrere Wiederholungen, insgesamt eine halbe Stunde. Dabei wird alles trainiert: Beine, Hüfte, Taille, Arme. Dass die Übungen Effekte zeigen, lässt sich sogar im Blut der Teilnehmer nachweisen: Der Stoffwechsel wird angeschoben, das Herz muss mehr pumpen, durch die Gefäße läuft mehr Blut. Das fordert die Gefäßwände und der Körper passt sich der Herausforderung an. Auch das Immunsystem wird durch das Training gestärkt. Selbst Krebspatienten, die nicht vier Wochen auf eine Operation warten können, profitieren von der Prehabilitation: Studien zeigen, dass schon eine einmalige Stimulation Immunzellen aktiviert werden und so die Abwehr gestärkt werden kann. Auch wenn es noch keine große Studie gibt, die die positiven Effekte körperlicher Bewegung vor einer Operation wissenschaftlich Visite am 29.03.2016 a belegt, zeigen die Ergebnisse kleinerer Pilotstudien, wie erfolgreich das Konzept ist: In einer Studie mit 21 Patienten, ließen sich mit Prehabilitation die Schmerzen halbieren und die Beweglichkeit nach der OP verdoppeln. So stabilisierte das regelmäßige Training zum Beispiel vor einem Hüftgelenkersatz Muskeln, Sehnen und Bänder rund um die Hüfte so weit, dass die Schmerzmittel bereits vor der OP stark reduziert werden konnten. Und auch das anschließende Laufenlernen mit dem Kunstgelenk ging sehr schnell. Interviewpartner im Studio: Prof. Dr. Uwe Tegtbur, Direktor Institut für Sportmedizin Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover Tel. (0511) 532 54 99, Fax (0511) 532 81 99 Internet: www.mh-hannover.de/sportmedizin.html Interviewpartner im Beitrag: Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Bloch, Leiter Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin Leiter Abt. für molekulare und zelluläre Sportmedizin Deutsche Sporthochschule Köln Am Sportpark Müngersdorf 6, 50933 Köln Internet: www.dshs-koeln.de/visitenkarte/einrichtung/kreislaufforschung-und-sportmedizin/ Univ.-Prof. Dr. Bernd Böttiger Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin Uniklinik Köln Kerpener Straße 62, 50937 Köln Internet: anaesthesie.uk-koeln.de/de Dr. Roel van der Most Fachbereitsleiter Endoprothetik und Hüfterkrankungen Chirurgisch-Traumatisches Zentrum – Orthopädie Asklepios Klinik St. Georg Lohmühlenstraße 5, 20099 Hamburg Tel. (040) 18 18 85 35 88 Internet: www.asklepios.de/hamburg/sankt-georg/ Daniela Oestreich, Dipl. Sportwissenschaftlerin Fachübergreifende Frühhabilitation und Physikalische Medizin Asklepios Klink St. Georg Lohmühlenstraße 5, 20099 Hamburg Tel. (040) 18 18 85 45 32 Internet: www.asklepios.de/hamburg/sankt-georg/ Ratgeber: Christoph Schönle, Silke Rödig, Thomass Hess: Schmerzfrei & beweglich mit dem neuen Hüftgelenk. 104 S.; Trias (2. Aufl.; 2012); € 14,99 Not in der Notaufnahme – mangelnde Erfahrung birgt Risiken Wer mit akuten Beschwerden oder Verletzungen in die Notaufnahme eines Krankenhauses eingeliefert wird, hofft hier auf die Hilfe erfahrener Ärzte, die in der Lage sind, gefährliche Krankheiten schnell zu erkennen und zu behandeln, und in harmlosen Fällen begründet Entwarnung zu geben. Diese anspruchsvolle Aufgabe erfordert viel Erfahrung, Menschenkenntnis und übergreifendes Wissen aus den wichtigsten medizinischen Visite am 29.03.2016 a Fachrichtungen. Doch die Realität in deutschen Krankenhäusern sieht meist anders aus: Ausgerechnet außerhalb der üblichen Zeiten, wenn Kollegen anderer Abteilungen kaum greifbar sind, müssen in den hiesigen Notaufnahmen oft junge, noch relativ unerfahrene Ärzte kritische Fälle einschätzen. So kommt es immer wieder zu Zeitverzögerungen und Fehldiagnosen, wenn ein Patient mit unklaren Beschwerden auf einen Arzt trifft, der weder aus dem passenden Fachgebiet stammt noch aufgrund seiner Erfahrung in der fachübergreifenden Notfallmedizin schnell und sicher entscheiden kann. Hinter Bauchschmerzen könnte sich zum Beispiel ein internistisches Krankheitsbild wie eine Magenschleimhautentzündung verbergen, ein chirurgisches Problem wie eine Blinddarmentzündung oder bei Frauen auch eine gynäkologische Erkrankung. Es könnte sich aber auch um ein untypisches Beschwerdebild eines lebensbedrohenden Herzinfarkts handeln! Experten beklagen, dass es aus Unsicherheit häufig zu kritischen Zeitverzögerungen kommt und sogar immer wieder Patienten mit schweren Erkrankungen aus Notaufnahmen weggeschickt werden, weil unerfahrene Ärzte ihre Symptome falsch deuten. Je seltener und atypischer ein Beschwerdebild und je dringender die Behandlung ist, desto wichtiger ist die Erfahrung der Ärzte - und das gilt rund um die Uhr. Anders als in einigen anderen Ländern gibt es in Deutschland bislang keinen Facharzt für Notfallmedizin, der speziell auf die rasche Einschätzung kritischer Fälle trainiert ist. Experten fordern eine Einführung seit Jahren, doch politisch umsetzbar ist das aufwendige Konzept derzeit nicht, zu groß sind die Widerstände in den einzelnen Fachdisziplinen. Immerhin hat die Berliner Ärztekammer nun die Einführung einer dreijährigen Zusatzqualifikation für „Klinische Notfallund Akutmedizin“ beschlossen, um das Problem anzugehen. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Rajan Somasundaram, Leiter Rettungsstelle CBF Campus Benjamin Franklin Charité – Universitätsmedizin Berlin Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin Internet: notfallmedizin.charite.de Dr. Melanie Hümmelgen, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie Leitende Ärztin der Kardiologischen Abteilung RehaCentrum Hamburg Martinistraße 66, 20246 Hamburg Tel. (040) 253 06 30 Internet: www.rehahamburg.de Dr. Michael Wünning, Leitender Arzt Zentrum für Notfall-und Akutmedizin Kath. Marienkrankenhaus GmbH Alfredstraße 9, 22087 Hamburg Tel. (040) 25 46 15 42 Internet: www.marienkrankenhaus.org/kliniken-experten/kliniken/notfall-und-akutmedizin Joachim Laux, Fachanwalt für Medizinrecht und Versicherungsrecht Kranzler Eck Kurfürstendamm 21, 10719 Berlin Tel. (030) 337 73 73 10, Fax (030) 337 73 73 19 Internet: www.ra-laux.de Weitere Informationen: Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) e.V. Visite am 29.03.2016 a DGINA e.V. Geschäftsstelle c/o Vivantes Klinikum Am Urban Dieffenbachstraße 1, 10967 Berlin Internet: www.dgina.de Forschung: Neue Arzneien in Bakterien Sie sind mikroskopisch klein und kommen millionenfach im Erdboden vor: Bakterien, die ein ganzes Arsenal von Antibiotika produzieren. Forscher der Universität Tübingen sind in der Lage, diese Bodenbakterien so zu verändern, dass sich aus ihnen neue antibiotische Substanzen herstellen lassen. Diese Wirkstoffe werden in der Medizin dringend benötigt, denn gegen die bekannten Antibiotika bilden immer mehr gefährliche Krankheitskeime Resistenzen. Bei Lungenentzündungen sind die gängigen Antibiotika zum Beispiel schon wirkungslos. Hier hilft nur noch ein Notfallantibiotikum, das erhebliche Nebenwirkungen hat. Jetzt gelang es den Tübinger Forschern, aus ihren Bodenbakterien ein neues Antibiotikum zu isolieren, das genau die problematischen Krankheitserreger der Lungenentzündung bekämpft. Bis ein gefundenes Antibiotikum wirklich für die Patienten zur Verfügung steht, dauert es allerdings mindestens noch 10 bis 15 Jahre. Im Tübinger Institut für Pharmazie werden Bodenbakterien gezüchtet. Im Konkurrenzkampf kann sich ein Bakterium am besten behaupten, wenn es biologisch aktive Stoffe bildet, die dem Mitbewerber Nährstoffe wegnehmen oder ihn angreifen: Antibiotika. Welche Antibiotika sie produzieren, ist in den Genen der Bakterien festgelegt. Nach denen suchen die Forscher weltweit in Gendatenbanken. Finden sie ein Bakterium mit dem Antibiotika-Gen, wird es im Labor gezüchtet und die Wirksamkeit des Antibiotikums auf Krankheitserreger getestet. Mittlerweile sind die Forscher in der Lage, die genetischen Baupläne der Bakterien genau zu verstehen und daraus abzuleiten, welche Antibiotika es bildet. Durch Eingriffe in deren Erbsubstanz bringen sie sogar altbekannte Bakterien dazu, völlig neue Antibiotika zu produzieren – zum Beispiel gegen Tuberkulose oder Eitererreger. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Groß, Pharmazeut PD. Dr. Bertolt Gust, Biologe Pharmazeutische Biologie Pharmazeutisches Institut – Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät Eberhard-Karls-Universität Tübingen Auf der Morgenstelle 8, 72076 Tübingen Internet: www.mnf.uni-tuebingen.de/fakultaet.html PD Evi Stegmann, Mikrobiologin IMIT – Interfakultäres Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin Abteilung Mikrobiologie/Biotechnologie Fakultät für Biologie – Eberhard-Karls-Universität Tübingen Auf der Morgenstelle 28, 72076 Tübingen E-Mail: evi.stegmann@uni-tuebingen Internet: www.uni-tuebingen.de/fakultaeten/mathematisch-naturwissenschaftlichefakultaet/fachbereiche/interfakultaere-institute-und-zentren/imit/beteiligteeinheiten/mikrobiologiebiotechnologie.html Richtiges Abendessen für guten Schlaf Je älter wir werden, desto mehr beeinflusst das Essen unseren Schlaf. In jüngeren Jahren haben wir viel und fettiges Essen vielleicht noch gut vertragen – doch im Alter lässt die Verdauungsarbeit nach. Der Körper ist mit der Verdauung belastet. Das nehmen wir im Schlaf unterbewusst wahr und schlafen unruhiger. Auch die Zersetzungsarbeit ist aufwendiger: Fette müssen erst umgewandelt werden und haben eine längere Verweildauer im Magen. Eine abendliche Pilz- Sahne-Pfanne liegt deshalb schwer im Magen. Völlegefühl Visite am 29.03.2016 a mit Übelkeit und Unwohlsein stört den Schlaf. Zum fettreichen Essen wird oft noch Bier oder Wein getrunken. Alkohol erleichtert zwar das Einschlafen, lässt uns aber unruhiger schlafen. Ob ein Salat das richtige Abendessen ist, muss man ausprobieren. Die gesunde Rohkost bedeutet für den Darm Schwerstarbeit. Das verursacht bei einigen Menschen Blähungen, Druck im Bauch und Bauchschmerzen – und bringt sie um den wichtigen Schlaf. Wichtig sind auch ausreichende Esspausen vor dem Schlafen: Experten empfehlen, mindestens zwei bis vier Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr zu essen. Wer empfindlich ist, sollte spätestens nach 16 Uhr keinen Kaffee mehr trinken – sehr Empfindliche schon ab 14 oder 15 Uhr nicht mehr. Hungrig ins Bett zu gehen, hält aber auch wach. Als Einschlafhilfe eignet sich das Knabbern einer Handvoll Walnüsse, Cashews oder Mandeln: Sie enthalten Serotonin, das wir benötigen, um das Schlafhormon Melatonin herzustellen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass ballaststoffreiche Lebensmittel und wenig gesättigte Fette für einen guten Schlaf sorgen. Noch ein Tipp: Vitaminpräparate sollte man am Abend lieber meiden. Vitamin C, A-Z, Multivitamin und ähnliche Präparate verhindern ruhigen Schlaf, weil sie den Stoffwechsel anregen. Das Gleiche gilt für Sport: Ältere Menschen sollten deshalb abends nicht zu lange sportlich aktiv sein. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Matthias Riedl, Internist, Diabetologe, Ernährungsmediziner Diabetes Zentrum Berliner Tor Medicum Hamburg GbR Beim Strohhause 2, 20097 Hamburg Tel. (040) 807 97 90, Fax (040) 807 97 93 00 Internet: www.medicum-hamburg.de Gudrun Biller-Nagel, Dipl.-Oecotrophologin Gastroenterologische Hochschulambulanz Abteilung Gastroenterologie Asklepios Westklinikum Hamburg Suurheid 20, 22559 Hamburg Internet: www.asklepios.de/hamburg/westklinikum/experten/gastroenterologie/ Weitere Informationen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Godesberger Allee 18, 53175 Bonn Internet: www.fitimalter-dge.de Ratgeber: Barbara Knab, Jürgen Zulley: Die kleine Schlafschule. 158 S.; Mabuse-Verlag (2016); € 14,95 Dr. Wimmer: Medizinischer Befund - was bedeutet positiv und negativ? Die medizinische Fachsprache ist nicht immer leicht zu verstehen. So haben zum Beispiel die Begriffe positiv und negativ eine andere Bedeutung als im allgemeinen Sprachgebrauch. In der Medizin beantworten „positiv“ und „negativ“ die Frage: Sind Anzeichen für eine Erkrankung zu finden? Diese Antwort kann eine bejahende, also positive Antwort sein. Sie kann aber auch eine verneinende, also negative Antwort sein. Ein Beispiel: Eine Person geht mit dem Verdacht auf eine Mandelentzündung zum Arzt. Dieser macht einen Abstrich um zu sehen, ob es sich wirklich um Bakterien handelt. Kommt der Test positiv zurück heißt es: Ja, es wurden Bakterien in dem Abstrich gefunden. Oder der Test ist negativ: Es ließen sich keine Bakterien finden. Es kann aber auch sein, dass ein Testergebnis falsch ausfällt und zum Beispiel einen gesunden Menschen als krank ausweist. Dann sprechen Mediziner von einem falsch-positiven Ergebnis. Das Gegenteil ist ein falsch-negatives Ergebnis. Das heißt, der Test erbringt kein Ergebnis, der Betroffene ist aber trotzdem krank. Allerdings kommt Visite am 29.03.2016 a dies sehr selten vor. Neuerdings wird In der Medizin gerade bei den bildgebenden Diagnostikverfahren, wie zum Bespiel MRT, auf die Begriffe positiv und negativ verzichtet. Stattdessen wird „o. B.“ (ohne Befund) vermerkt. Ein negatives Untersuchungsergebnis kann für Betroffene positiv sein. Drehort im Beitrag: HAW Hamburg Fakultät Design, Medien und Information Finkenau 35, 22081 Hamburg Tel. (040) 428 75 76 09 E-Mail: [email protected] Weitere Informationen: Was Sie über gängige Krankheiten wissen müssen Dr. Johannes Wimmer gibt Auskunft: Internet: www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Dr-Johannes-erklaert-Krankheiten-imVideoglossar.doktorjohannes100.html Operation Leben: Notaufnahme 8.00 Uhr morgens – der erste Rettungswagen fährt ein: Im Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen beginnt die neue Schicht in der Notaufnahme. Wer hier arbeitet, muss mit allem rechnen, braucht viel Erfahrung und darf sich von nichts überraschen lassen. Dr. Martin Langenbeck leitet die Notaufnahme. Er ist auf dem Weg zu einem Mann, der seit Tagen starke Schmerzen in der Herzgegend verspürt. Im Ultraschall entdeckt der Arzt, dass ein oder mehrere Herzinfarkte Ursache der Schmerzen sind. Er verabreicht Medikamente, die die Schmerzen und den Druck nehmen sowie die Durchblutung verbessern. Damit hat der Arzt seine beiden wichtigsten Aufgaben erfüllt: Er hat die Diagnose gestellt und seinen Patienten stabilisiert. Die dringend notwendige Bypass-Operation wird nun auf der Intensivstation vorbereitet. Inzwischen sind alle Untersuchungszimmer in der Notaufnahme belegt. Alle paar Minuten kommen neue Rettungswagen an. Ärzte und Pfleger müssen jedes Mal entscheiden, wer am dringendsten Hilfe braucht. Ein Monitor im Flur zeigt an, welche Fälle aufgenommen wurden. Dr. Martin Langenbeck muss zum nächsten Notfall, einem älteren Mann mit starken Bauchschmerzen und Blut im Stuhl. Während der Untersuchung geht es ihm schlechter. Langenbeck vermutet eine starke Blutung im Darm, es geht um Leben und Tod. Der 77-Jährige muss sofort auf die Intensivstation gebracht werden, wo das Team zunächst die lebenswichtigen Körperfunktionen stabilisiert. Der Mann ist noch immer bei Bewusstsein und leidet unter extrem starken Schmerzen. Martin Langenbeck erkennt, dass nicht der Darm das Problem ist, sondern etwas noch viel schlimmeres. Trotz der dramatischen Situation erklärt Martin Langenbeck seinem Patienten alles – ruhig und besonnen. Es sieht so aus, als könnte die große Schlagader geplatzt sein. Inzwischen sprechen mehrere Spezialisten die weiteren Maßnahmen ab. Der Anästhesist bereitet die Narkose vor, während die Ärzte der Intensivstation weiter versuchen, die lebenswichtigen Funktionen aufrecht zu erhalten. Der Gefäßchirurg wird die geplatzte Schlagader operieren, es geht um jede Minute. Eine Etage tiefer wird unterdessen der nächste Notfall eingeliefert. Seit Stunden plagen einen Patienten heftige Erstickungsanfälle. Das Notfallteam versorgt den Mann zunächst mit Sauerstoff. Gleichzeitig beginnt die Suche nach dem Auslöser seiner Atemnot. Ein Herzinfarkt ist es nicht, denn das EKG zeigt nichts Auffälliges. Dr. Ralf Drees interessiert sich auch für die Vorgeschichte seines Patienten. Während der Blutabnahme berichtet der Patient von seiner langjährigen Erkrankung – er leidet an COPD. Diese für Raucher typische Lungenerkrankung verengt die Bronchien und lässt die Patienten nicht mehr richtig durchatmen. Pfleger Martin sorgt sich um eine andere Gefahr: Der Patient könnte gefährliche multiresistente Keime in sich tragen, erhöhte Vorsichtsmaßnahmen sollen eine Ausbreitung verhindern. Heute wird bei jedem Patienten geprüft, ob er in eine Risikogruppe gehört, die diesen Keim tragen könnte. Der Verdacht bestätigt sich nicht, aber Visite am 29.03.2016 a die Befürchtung, eine Herzerkrankung könnte der Auslöser der Krise sein, bleibt. Röntgenbild und Laborwerte zeigen schließlich, dass ein Infekt Herz und Lunge angegriffen hat. Gleichzeitig auf der Intensivstation: Aus der geplatzten Schlagader des 77jährigen fließt immer noch Blut in die Bauchhöhle. Martin Langenbeck, der Anästhesist und das IntensivTeam bringen den Mann zum CT. Alles muss jetzt schnell gehen. Sofort bestätigt sich die Diagnose. Es handelt sich um ein gerissenes Aneurysma im Bauch, die Hauptschlagader ist also geplatzt. Die Überlebenschancen sind gering. Der Leiter der Notaufnahme ist dafür verantwortlich, den Mann möglichst stabil bis zum OP zu bringen. Dann übernimmt das OPTeam. Der Anästhesist und der Chef der Gefäßchirurgie werden den Eingriff durchführen. Martin Langenbeck hat keine Zeit zum Durchatmen: Eine junge Frau hat seit einem Monat unklare Symptome – beim Hausarzt fühlt sie sich nicht so gut versorgt: Sie hat schlecht Luft bekommen, ihr war schwindelig, ihr Herz hat gekrampft. Der Arzt prüft den Sauerstoffgehalt im Blut, Puls und Kreislauf – alles ist stabil. In der Notaufnahme finden bei unklarer Diagnose meist die gleichen Erstuntersuchungen statt. Der Pfleger nimmt in jeder Schicht jede Menge Blut ab. Wie ist der Gerinnungswert, gibt es Entzündungen oder andere Auffälligkeiten? Viele Patienten glauben, hier besser aufgehoben zu sein als beim Hausarzt. Der Andrang auf die Notaufnahmen wird immer größer. Viele Kliniken sind am Limit. Auch im Bremer Krankenhaus wird es eng an diesem Tag. Weil bei der jungen Frau kein akutes Krankheitsbild zu finden ist, empfiehlt ihr Dr. Langenbeck, in den nächsten Tagen einen niedergelassenen Arzt aufzusuchen. Doch ihre Beschwerden lassen nicht nach. Ihr Vater weigert sich, die Notaufnahme zu verlassen. Dr. Langenbeck untersucht die junge Frau noch einmal. Doch woher die Symptome kommen, können die Ärzte der Notaufnahme nicht klären. Die junge Frau wird schließlich doch entlassen. Inzwischen ist es etwas ruhiger und Martin Langenbeck besucht den Patienten mit der schweren Atemnot – es geht ihm besser, die Therapie hat angeschlagen. Tief in der Nacht, bevor seine Schicht zu Ende geht, erkundigt sich Martin Langenbeck nach dem 77-jährigen Aneurysma-Patienten. Die OP war zunächst erfolgreich, doch dann hat sich sein Zustand verschlechtert und er ist verstorben. Stundenlang haben die Teams um sein Leben gekämpft. Als die Hauptschlagader endlich abgedichtet war, kam ein Herzinfarkt hinzu. Diesen Kampf haben die Ärzte verloren. So geht der Tag mit einer traurigen Nachricht zu Ende. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Martin Langenbeck, Leitender Oberarzt Medizinische Klinik und Oberarzt der internistischen Intensivmedizin Bettina Klatt, Pflegerische Leitung der Notaufnahme Kerstin Sieben, Assistenzärztin Chirurgin Dr. Ralf Drees, Assistenzarzt Innere Medizin Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen St.-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de Hinweis: Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise. Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 415 60 Fax (040) 41 56 74 59 Internet: www.ndr.de/visite
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