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Unsere Themen:
Schilddrüse – besser schonend operieren
Prehabilitation – Fit vor der OP
Not in der Notaufnahme – mangelnde Erfahrung birgt Risiken
Forschung: Neue Arzneien in Bakterien
Richtiges Abendessen für guten Schlaf
Dr. Wimmer: Medizinischer Befund - was bedeutet positiv und negativ?
Operation Leben: Notaufnahme
Schilddrüse – besser schonend operieren
Knoten in der Schilddrüse: Auf diese Diagnose folgt oft eine Operation. In mehr als der Hälfte
der Fälle wird in Deutschland die Schilddrüse dann komplett entfernt. Auch ohne Schilddrüse
kann man leben, denn das Hormon, das die Schilddrüse normalerweise produziert, lässt sich
auch in Tablettenform einnehmen. Doch Experten mahnen zur Zurückhaltung: Nicht immer
müsse gleich das ganze Organ entfernt werden, in vielen Fällen genüge die Entfernung des
Schilddrüsenlappens mit dem Knoten. Die schmetterlingsförmige Schilddrüse sitzt direkt
unter dem Kehlkopf und produziert die Hormone T3 und T4. Diese wirken im ganzen Körper:
Sie treiben Herz und Kreislauf an, erhöhen die Körpertemperatur, beschleunigen die
Verdauung und heben die Stimmung. Der ganze Stoffwechsel ist von der Schilddrüse
abhängig. Schwillt das winzige Organ so stark an, dass am Hals ein Kropf (Struma) wächst,
ist eine Untersuchung beim Endokrinologen notwendig. Findet dieser eindeutig gutartige
Knoten in der vergrößerten Schilddrüse und funktioniert das Organ normal, muss die
Schilddrüse nicht operiert werden. Regelmäßige Kontrollen sind aber notwendig. Wächst die
Schilddrüse aber weiter, muss eine Szintigraphie klären, ob die Knoten noch gutartig oder
mittlerweile bösartig entartet sind. Dafür bekommt der Patient eine Spritze mit radioaktiven
Partikeln, die sich in der Schilddrüse anreichern. Eine sogenannte Gammakamera zeigt
dann, wie aktiv die Knoten sind. Die radioaktiven Strahlen sind heute kein Problem mehr, da
statt radioaktivem Jod inzwischen Technetium verwendet wird, das nur ein Fünfzigstel der
Strahlenbelastung von Jod und eine Halbwertzeit von nur wenigen Stunden hat. Damit ist die
Strahlenbelastung wesentlich geringer als früher. Sind nur an einer Seite der Schilddrüse
Knoten vorhanden, die entfernt werden müssen, muss auch nur der Lappen dieser Seite
entfernt werden. Die möglichst zurückhaltende Schilddrüsenchirurgie ist deshalb wichtig, weil
die komplette Entfernung der Schilddrüse die Lebensqualität des Patienten einschränkt,
lebenslang müssen Hormontabletten eingenommen werden. Zudem birgt die Operation
Risiken: An der Rückseite der Schilddrüse liegen die winzigen Nebenschilddrüsen. Sie
regulieren den Kalziumstoffwechsel und dürfen nicht verletzt werden. Außerdem verläuft in
gefährlicher Nähe zur Schilddrüse der Stimmbandnerv. Wird dieser versehentlich
durchtrennt, verändert sich die Stimme dramatisch: Sie wird heiser oder geht sogar ganz
verloren. Bei einer einseitigen Operation halbiert sich das Risiko für den
Stimmbandnervenschaden und das Risiko für eine Störung der Nebenschilddrüsen ist quasi
gleich null. Nicht immer ist eine Stimmbandverletzung schuld, wenn die Stimme nach einer
Schilddrüsen-OP heiser klingt. Während des Eingriffs atmet der Patient über einen
Beatmungsschlauch in der Luftröhre. Der kann die Stimmlippen so irritieren, dass diese
anschwellen. Eine so verursachte Heiserkeit verschwindet in der Regel aber innerhalb
weniger Wochen.
Interviewpartner im Studio:
Prof. Dr. Jochen Kußmann, Chefarzt
Abteilung für Endokrine Chirurgie
Endokrines Zentrum Hamburg
Schön Klinik Hamburg Eilbek
Dehnhaide 120, 22081 Hamburg
Tel. (040) 20 92 71 01, Fax (040) 20 92 71 02
Internet: www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/eil/organe/schilddruese/
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Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Dieter Graf, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologe
Schilddrüsen- und Hormonzentrum Lüneburg
Auf dem Meere 9, 21335 Lüneburg
Tel. (04131) 40 04 10
Internet: auf-dem-meere.de
Dr. Hauke Teda Petersen-Macht, Fachärztin für Chirurgie
Oberärztin Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Thoraxchirurgie
Klinikum Lüneburg
Bögelstraße 1, 21339 Lüneburg
Tel. (04131) 77 22 01, Fax (04131) 77 24 29
Internet: www.klinikum-lueneburg.de/allgemein-viszeral-thoraxchirurgie/
Weitere Informationen:
Schilddrüsen-Liga Deutschland e.V.
Geschäftsstelle des Dachverbandes
c/o Ev. Kliniken Bonn GmbH, Waldkrankenhaus
Waldstraße 73, 53177 Bonn
Tel. (0228) 386 90 60 (Mo-Do 9-12 und 13-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr)
Internet: www.schilddruesenliga.de
Ratgeber:
Anneli Hainel, Marcel Ermer, Lothar-Andreas Hotze:
Schilddrüse in Balance.
144 S.; Trias (2015); € 19,99
Prehabilitation – Fit vor der OP
Der Begriff Prehabilitation steht – analog zur Rehabilitation, dem Wiederaufbau nach einer
Operation – für den Aufbau von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer bereits vor dem Eingriff.
Dieses neue Konzept soll mit speziellen Trainingsprogrammen für Muskulatur und Kreislauf
Patienten helfen, gestärkt in eine Operation hineinzugehen und sich hinterher auch schneller
wieder zu erholen. Das funktioniert selbst bei schwer kranken Menschen, sodass viele Ärzte
gerade ihnen die Prehabilitation empfehlen. Vier bis fünf Wochen vor der Operation gehen
die Patienten zwei Mal die Woche zum Fitnesstraining. Hier geht es nicht um großen
Muskelzuwachs, sondern darum, dass die Muskeln überhaupt wieder angesteuert werden.
Arthrose-Patienten zum Beispiel bewegen sich wegen ihrer starken Schmerzen in den
Gelenken oft nicht mehr genug, es fehlt ihnen an Muskelkraft und -koordination. Genau diese
werden in der Prehabilitation aufgebaut. Nicht nur bei Gelenkersatz an Knie und Hüfte wird
das neue Konzept derzeit erforscht: Auch vor einer Blasenhebung, einer mehrstündigen
Operation mit großem Bauchschnitt, sollen Patienten trainieren, um den Eingriff besser zu
überstehen. Das Training setzt kleine Reize, die dazu führen, dass sich der Körper auf einen
großen Reiz einstellen kann. Kleine Reize – das bedeutet zwei Mal die Woche ein
Zirkeltraining auf Crosstrainer und Fahrrad: Vier Minuten Training, eine Minute Pause,
mehrere Wiederholungen, insgesamt eine halbe Stunde. Dabei wird alles trainiert: Beine,
Hüfte, Taille, Arme. Dass die Übungen Effekte zeigen, lässt sich sogar im Blut der
Teilnehmer nachweisen: Der Stoffwechsel wird angeschoben, das Herz muss mehr pumpen,
durch die Gefäße läuft mehr Blut. Das fordert die Gefäßwände und der Körper passt sich der
Herausforderung an. Auch das Immunsystem wird durch das Training gestärkt. Selbst
Krebspatienten, die nicht vier Wochen auf eine Operation warten können, profitieren von der
Prehabilitation: Studien zeigen, dass schon eine einmalige Stimulation Immunzellen aktiviert
werden und so die Abwehr gestärkt werden kann. Auch wenn es noch keine große Studie
gibt, die die positiven Effekte körperlicher Bewegung vor einer Operation wissenschaftlich
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belegt, zeigen die Ergebnisse kleinerer Pilotstudien, wie erfolgreich das Konzept ist: In einer
Studie mit 21 Patienten, ließen sich mit Prehabilitation die Schmerzen halbieren und die
Beweglichkeit nach der OP verdoppeln. So stabilisierte das regelmäßige Training zum
Beispiel vor einem Hüftgelenkersatz Muskeln, Sehnen und Bänder rund um die Hüfte so
weit, dass die Schmerzmittel bereits vor der OP stark reduziert werden konnten. Und auch
das anschließende Laufenlernen mit dem Kunstgelenk ging sehr schnell.
Interviewpartner im Studio:
Prof. Dr. Uwe Tegtbur, Direktor
Institut für Sportmedizin
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Tel. (0511) 532 54 99, Fax (0511) 532 81 99
Internet: www.mh-hannover.de/sportmedizin.html
Interviewpartner im Beitrag:
Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Bloch, Leiter Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin
Leiter Abt. für molekulare und zelluläre Sportmedizin
Deutsche Sporthochschule Köln
Am Sportpark Müngersdorf 6, 50933 Köln
Internet: www.dshs-koeln.de/visitenkarte/einrichtung/kreislaufforschung-und-sportmedizin/
Univ.-Prof. Dr. Bernd Böttiger
Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Uniklinik Köln
Kerpener Straße 62, 50937 Köln
Internet: anaesthesie.uk-koeln.de/de
Dr. Roel van der Most
Fachbereitsleiter Endoprothetik und Hüfterkrankungen
Chirurgisch-Traumatisches Zentrum – Orthopädie
Asklepios Klinik St. Georg
Lohmühlenstraße 5, 20099 Hamburg
Tel. (040) 18 18 85 35 88
Internet: www.asklepios.de/hamburg/sankt-georg/
Daniela Oestreich, Dipl. Sportwissenschaftlerin
Fachübergreifende Frühhabilitation und Physikalische Medizin
Asklepios Klink St. Georg
Lohmühlenstraße 5, 20099 Hamburg
Tel. (040) 18 18 85 45 32
Internet: www.asklepios.de/hamburg/sankt-georg/
Ratgeber:
Christoph Schönle, Silke Rödig, Thomass Hess:
Schmerzfrei & beweglich mit dem neuen Hüftgelenk.
104 S.; Trias (2. Aufl.; 2012); € 14,99
Not in der Notaufnahme – mangelnde Erfahrung birgt Risiken
Wer mit akuten Beschwerden oder Verletzungen in die Notaufnahme eines Krankenhauses
eingeliefert wird, hofft hier auf die Hilfe erfahrener Ärzte, die in der Lage sind, gefährliche
Krankheiten schnell zu erkennen und zu behandeln, und in harmlosen Fällen begründet
Entwarnung zu geben. Diese anspruchsvolle Aufgabe erfordert viel Erfahrung,
Menschenkenntnis und übergreifendes Wissen aus den wichtigsten medizinischen
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Fachrichtungen. Doch die Realität in deutschen Krankenhäusern sieht meist anders aus:
Ausgerechnet außerhalb der üblichen Zeiten, wenn Kollegen anderer Abteilungen kaum
greifbar sind, müssen in den hiesigen Notaufnahmen oft junge, noch relativ unerfahrene
Ärzte kritische Fälle einschätzen. So kommt es immer wieder zu Zeitverzögerungen und
Fehldiagnosen, wenn ein Patient mit unklaren Beschwerden auf einen Arzt trifft, der weder
aus dem passenden Fachgebiet stammt noch aufgrund seiner Erfahrung in der
fachübergreifenden Notfallmedizin schnell und sicher entscheiden kann. Hinter
Bauchschmerzen könnte sich zum Beispiel ein internistisches Krankheitsbild wie eine
Magenschleimhautentzündung verbergen, ein chirurgisches Problem wie eine
Blinddarmentzündung oder bei Frauen auch eine gynäkologische Erkrankung. Es könnte
sich aber auch um ein untypisches Beschwerdebild eines lebensbedrohenden Herzinfarkts
handeln! Experten beklagen, dass es aus Unsicherheit häufig zu kritischen
Zeitverzögerungen kommt und sogar immer wieder Patienten mit schweren Erkrankungen
aus Notaufnahmen weggeschickt werden, weil unerfahrene Ärzte ihre Symptome falsch
deuten. Je seltener und atypischer ein Beschwerdebild und je dringender die Behandlung ist,
desto wichtiger ist die Erfahrung der Ärzte - und das gilt rund um die Uhr. Anders als in
einigen anderen Ländern gibt es in Deutschland bislang keinen Facharzt für Notfallmedizin,
der speziell auf die rasche Einschätzung kritischer Fälle trainiert ist. Experten fordern eine
Einführung seit Jahren, doch politisch umsetzbar ist das aufwendige Konzept derzeit nicht,
zu groß sind die Widerstände in den einzelnen Fachdisziplinen. Immerhin hat die Berliner
Ärztekammer nun die Einführung einer dreijährigen Zusatzqualifikation für „Klinische Notfallund Akutmedizin“ beschlossen, um das Problem anzugehen.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Rajan Somasundaram, Leiter Rettungsstelle CBF
Campus Benjamin Franklin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin
Internet: notfallmedizin.charite.de
Dr. Melanie Hümmelgen, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie
Leitende Ärztin der Kardiologischen Abteilung
RehaCentrum Hamburg
Martinistraße 66, 20246 Hamburg
Tel. (040) 253 06 30
Internet: www.rehahamburg.de
Dr. Michael Wünning, Leitender Arzt
Zentrum für Notfall-und Akutmedizin
Kath. Marienkrankenhaus GmbH
Alfredstraße 9, 22087 Hamburg
Tel. (040) 25 46 15 42
Internet: www.marienkrankenhaus.org/kliniken-experten/kliniken/notfall-und-akutmedizin
Joachim Laux, Fachanwalt für Medizinrecht und Versicherungsrecht
Kranzler Eck
Kurfürstendamm 21, 10719 Berlin
Tel. (030) 337 73 73 10, Fax (030) 337 73 73 19
Internet: www.ra-laux.de
Weitere Informationen:
Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) e.V.
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DGINA e.V. Geschäftsstelle
c/o Vivantes Klinikum Am Urban
Dieffenbachstraße 1, 10967 Berlin
Internet: www.dgina.de
Forschung: Neue Arzneien in Bakterien
Sie sind mikroskopisch klein und kommen millionenfach im Erdboden vor: Bakterien, die ein
ganzes Arsenal von Antibiotika produzieren. Forscher der Universität Tübingen sind in der
Lage, diese Bodenbakterien so zu verändern, dass sich aus ihnen neue antibiotische
Substanzen herstellen lassen. Diese Wirkstoffe werden in der Medizin dringend benötigt,
denn gegen die bekannten Antibiotika bilden immer mehr gefährliche Krankheitskeime
Resistenzen. Bei Lungenentzündungen sind die gängigen Antibiotika zum Beispiel schon
wirkungslos. Hier hilft nur noch ein Notfallantibiotikum, das erhebliche Nebenwirkungen hat.
Jetzt gelang es den Tübinger Forschern, aus ihren Bodenbakterien ein neues Antibiotikum
zu isolieren, das genau die problematischen Krankheitserreger der Lungenentzündung
bekämpft. Bis ein gefundenes Antibiotikum wirklich für die Patienten zur Verfügung steht,
dauert es allerdings mindestens noch 10 bis 15 Jahre. Im Tübinger Institut für Pharmazie
werden Bodenbakterien gezüchtet. Im Konkurrenzkampf kann sich ein Bakterium am besten
behaupten, wenn es biologisch aktive Stoffe bildet, die dem Mitbewerber Nährstoffe
wegnehmen oder ihn angreifen: Antibiotika. Welche Antibiotika sie produzieren, ist in den
Genen der Bakterien festgelegt. Nach denen suchen die Forscher weltweit in
Gendatenbanken. Finden sie ein Bakterium mit dem Antibiotika-Gen, wird es im Labor
gezüchtet und die Wirksamkeit des Antibiotikums auf Krankheitserreger getestet. Mittlerweile
sind die Forscher in der Lage, die genetischen Baupläne der Bakterien genau zu verstehen
und daraus abzuleiten, welche Antibiotika es bildet. Durch Eingriffe in deren Erbsubstanz
bringen sie sogar altbekannte Bakterien dazu, völlig neue Antibiotika zu produzieren – zum
Beispiel gegen Tuberkulose oder Eitererreger.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Groß, Pharmazeut
PD. Dr. Bertolt Gust, Biologe
Pharmazeutische Biologie
Pharmazeutisches Institut – Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Auf der Morgenstelle 8, 72076 Tübingen
Internet: www.mnf.uni-tuebingen.de/fakultaet.html
PD Evi Stegmann, Mikrobiologin
IMIT – Interfakultäres Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin
Abteilung Mikrobiologie/Biotechnologie
Fakultät für Biologie – Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Auf der Morgenstelle 28, 72076 Tübingen
E-Mail: evi.stegmann@uni-tuebingen
Internet: www.uni-tuebingen.de/fakultaeten/mathematisch-naturwissenschaftlichefakultaet/fachbereiche/interfakultaere-institute-und-zentren/imit/beteiligteeinheiten/mikrobiologiebiotechnologie.html
Richtiges Abendessen für guten Schlaf
Je älter wir werden, desto mehr beeinflusst das Essen unseren Schlaf. In jüngeren Jahren
haben wir viel und fettiges Essen vielleicht noch gut vertragen – doch im Alter lässt die
Verdauungsarbeit nach. Der Körper ist mit der Verdauung belastet. Das nehmen wir im
Schlaf unterbewusst wahr und schlafen unruhiger. Auch die Zersetzungsarbeit ist
aufwendiger: Fette müssen erst umgewandelt werden und haben eine längere Verweildauer
im Magen. Eine abendliche Pilz- Sahne-Pfanne liegt deshalb schwer im Magen. Völlegefühl
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mit Übelkeit und Unwohlsein stört den Schlaf. Zum fettreichen Essen wird oft noch Bier oder
Wein getrunken. Alkohol erleichtert zwar das Einschlafen, lässt uns aber unruhiger schlafen.
Ob ein Salat das richtige Abendessen ist, muss man ausprobieren. Die gesunde Rohkost
bedeutet für den Darm Schwerstarbeit. Das verursacht bei einigen Menschen Blähungen,
Druck im Bauch und Bauchschmerzen – und bringt sie um den wichtigen Schlaf. Wichtig sind
auch ausreichende Esspausen vor dem Schlafen: Experten empfehlen, mindestens zwei bis
vier Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr zu essen. Wer empfindlich ist, sollte
spätestens nach 16 Uhr keinen Kaffee mehr trinken – sehr Empfindliche schon ab 14 oder
15 Uhr nicht mehr. Hungrig ins Bett zu gehen, hält aber auch wach. Als Einschlafhilfe eignet
sich das Knabbern einer Handvoll Walnüsse, Cashews oder Mandeln: Sie enthalten
Serotonin, das wir benötigen, um das Schlafhormon Melatonin herzustellen. Eine aktuelle
Studie zeigt, dass ballaststoffreiche Lebensmittel und wenig gesättigte Fette für einen guten
Schlaf sorgen. Noch ein Tipp: Vitaminpräparate sollte man am Abend lieber meiden. Vitamin
C, A-Z, Multivitamin und ähnliche Präparate verhindern ruhigen Schlaf, weil sie den
Stoffwechsel anregen. Das Gleiche gilt für Sport: Ältere Menschen sollten deshalb abends
nicht zu lange sportlich aktiv sein.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Matthias Riedl, Internist, Diabetologe, Ernährungsmediziner
Diabetes Zentrum Berliner Tor
Medicum Hamburg GbR
Beim Strohhause 2, 20097 Hamburg
Tel. (040) 807 97 90, Fax (040) 807 97 93 00
Internet: www.medicum-hamburg.de
Gudrun Biller-Nagel, Dipl.-Oecotrophologin
Gastroenterologische Hochschulambulanz
Abteilung Gastroenterologie
Asklepios Westklinikum Hamburg
Suurheid 20, 22559 Hamburg
Internet: www.asklepios.de/hamburg/westklinikum/experten/gastroenterologie/
Weitere Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
Godesberger Allee 18, 53175 Bonn
Internet: www.fitimalter-dge.de
Ratgeber:
Barbara Knab, Jürgen Zulley: Die kleine Schlafschule.
158 S.; Mabuse-Verlag (2016); € 14,95
Dr. Wimmer: Medizinischer Befund - was bedeutet positiv und negativ?
Die medizinische Fachsprache ist nicht immer leicht zu verstehen. So haben zum Beispiel
die Begriffe positiv und negativ eine andere Bedeutung als im allgemeinen Sprachgebrauch.
In der Medizin beantworten „positiv“ und „negativ“ die Frage: Sind Anzeichen für eine
Erkrankung zu finden? Diese Antwort kann eine bejahende, also positive Antwort sein. Sie
kann aber auch eine verneinende, also negative Antwort sein. Ein Beispiel: Eine Person geht
mit dem Verdacht auf eine Mandelentzündung zum Arzt. Dieser macht einen Abstrich um zu
sehen, ob es sich wirklich um Bakterien handelt. Kommt der Test positiv zurück heißt es: Ja,
es wurden Bakterien in dem Abstrich gefunden. Oder der Test ist negativ: Es ließen sich
keine Bakterien finden. Es kann aber auch sein, dass ein Testergebnis falsch ausfällt und
zum Beispiel einen gesunden Menschen als krank ausweist. Dann sprechen Mediziner von
einem falsch-positiven Ergebnis. Das Gegenteil ist ein falsch-negatives Ergebnis. Das heißt,
der Test erbringt kein Ergebnis, der Betroffene ist aber trotzdem krank. Allerdings kommt
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dies sehr selten vor. Neuerdings wird In der Medizin gerade bei den bildgebenden
Diagnostikverfahren, wie zum Bespiel MRT, auf die Begriffe positiv und negativ verzichtet.
Stattdessen wird „o. B.“ (ohne Befund) vermerkt. Ein negatives Untersuchungsergebnis kann
für Betroffene positiv sein.
Drehort im Beitrag:
HAW Hamburg
Fakultät Design, Medien und Information
Finkenau 35, 22081 Hamburg
Tel. (040) 428 75 76 09
E-Mail: [email protected]
Weitere Informationen:
Was Sie über gängige Krankheiten wissen müssen
Dr. Johannes Wimmer gibt Auskunft:
Internet: www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Dr-Johannes-erklaert-Krankheiten-imVideoglossar.doktorjohannes100.html
Operation Leben: Notaufnahme
8.00 Uhr morgens – der erste Rettungswagen fährt ein: Im Rotes Kreuz Krankenhaus
Bremen beginnt die neue Schicht in der Notaufnahme. Wer hier arbeitet, muss mit allem
rechnen, braucht viel Erfahrung und darf sich von nichts überraschen lassen. Dr. Martin
Langenbeck leitet die Notaufnahme. Er ist auf dem Weg zu einem Mann, der seit Tagen
starke Schmerzen in der Herzgegend verspürt. Im Ultraschall entdeckt der Arzt, dass ein
oder mehrere Herzinfarkte Ursache der Schmerzen sind. Er verabreicht Medikamente, die
die Schmerzen und den Druck nehmen sowie die Durchblutung verbessern. Damit hat der
Arzt seine beiden wichtigsten Aufgaben erfüllt: Er hat die Diagnose gestellt und seinen
Patienten stabilisiert. Die dringend notwendige Bypass-Operation wird nun auf der
Intensivstation vorbereitet. Inzwischen sind alle Untersuchungszimmer in der Notaufnahme
belegt. Alle paar Minuten kommen neue Rettungswagen an. Ärzte und Pfleger müssen jedes
Mal entscheiden, wer am dringendsten Hilfe braucht. Ein Monitor im Flur zeigt an, welche
Fälle aufgenommen wurden. Dr. Martin Langenbeck muss zum nächsten Notfall, einem
älteren Mann mit starken Bauchschmerzen und Blut im Stuhl. Während der Untersuchung
geht es ihm schlechter. Langenbeck vermutet eine starke Blutung im Darm, es geht um
Leben und Tod. Der 77-Jährige muss sofort auf die Intensivstation gebracht werden, wo das
Team zunächst die lebenswichtigen Körperfunktionen stabilisiert. Der Mann ist noch immer
bei Bewusstsein und leidet unter extrem starken Schmerzen. Martin Langenbeck erkennt,
dass nicht der Darm das Problem ist, sondern etwas noch viel schlimmeres. Trotz der
dramatischen Situation erklärt Martin Langenbeck seinem Patienten alles – ruhig und
besonnen. Es sieht so aus, als könnte die große Schlagader geplatzt sein. Inzwischen
sprechen mehrere Spezialisten die weiteren Maßnahmen ab. Der Anästhesist bereitet die
Narkose vor, während die Ärzte der Intensivstation weiter versuchen, die lebenswichtigen
Funktionen aufrecht zu erhalten. Der Gefäßchirurg wird die geplatzte Schlagader operieren,
es geht um jede Minute. Eine Etage tiefer wird unterdessen der nächste Notfall eingeliefert.
Seit Stunden plagen einen Patienten heftige Erstickungsanfälle. Das Notfallteam versorgt
den Mann zunächst mit Sauerstoff. Gleichzeitig beginnt die Suche nach dem Auslöser seiner
Atemnot. Ein Herzinfarkt ist es nicht, denn das EKG zeigt nichts Auffälliges. Dr. Ralf Drees
interessiert sich auch für die Vorgeschichte seines Patienten. Während der Blutabnahme
berichtet der Patient von seiner langjährigen Erkrankung – er leidet an COPD. Diese für
Raucher typische Lungenerkrankung verengt die Bronchien und lässt die Patienten nicht
mehr richtig durchatmen. Pfleger Martin sorgt sich um eine andere Gefahr: Der Patient
könnte gefährliche multiresistente Keime in sich tragen, erhöhte Vorsichtsmaßnahmen sollen
eine Ausbreitung verhindern. Heute wird bei jedem Patienten geprüft, ob er in eine
Risikogruppe gehört, die diesen Keim tragen könnte. Der Verdacht bestätigt sich nicht, aber
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die Befürchtung, eine Herzerkrankung könnte der Auslöser der Krise sein, bleibt.
Röntgenbild und Laborwerte zeigen schließlich, dass ein Infekt Herz und Lunge angegriffen
hat. Gleichzeitig auf der Intensivstation: Aus der geplatzten Schlagader des 77jährigen fließt
immer noch Blut in die Bauchhöhle. Martin Langenbeck, der Anästhesist und das IntensivTeam bringen den Mann zum CT. Alles muss jetzt schnell gehen. Sofort bestätigt sich die
Diagnose. Es handelt sich um ein gerissenes Aneurysma im Bauch, die Hauptschlagader ist
also geplatzt. Die Überlebenschancen sind gering. Der Leiter der Notaufnahme ist dafür
verantwortlich, den Mann möglichst stabil bis zum OP zu bringen. Dann übernimmt das OPTeam. Der Anästhesist und der Chef der Gefäßchirurgie werden den Eingriff durchführen.
Martin Langenbeck hat keine Zeit zum Durchatmen: Eine junge Frau hat seit einem Monat
unklare Symptome – beim Hausarzt fühlt sie sich nicht so gut versorgt: Sie hat schlecht Luft
bekommen, ihr war schwindelig, ihr Herz hat gekrampft. Der Arzt prüft den Sauerstoffgehalt
im Blut, Puls und Kreislauf – alles ist stabil. In der Notaufnahme finden bei unklarer Diagnose
meist die gleichen Erstuntersuchungen statt. Der Pfleger nimmt in jeder Schicht jede Menge
Blut ab. Wie ist der Gerinnungswert, gibt es Entzündungen oder andere Auffälligkeiten? Viele
Patienten glauben, hier besser aufgehoben zu sein als beim Hausarzt. Der Andrang auf die
Notaufnahmen wird immer größer. Viele Kliniken sind am Limit. Auch im Bremer
Krankenhaus wird es eng an diesem Tag. Weil bei der jungen Frau kein akutes
Krankheitsbild zu finden ist, empfiehlt ihr Dr. Langenbeck, in den nächsten Tagen einen
niedergelassenen Arzt aufzusuchen. Doch ihre Beschwerden lassen nicht nach. Ihr Vater
weigert sich, die Notaufnahme zu verlassen. Dr. Langenbeck untersucht die junge Frau noch
einmal. Doch woher die Symptome kommen, können die Ärzte der Notaufnahme nicht
klären. Die junge Frau wird schließlich doch entlassen. Inzwischen ist es etwas ruhiger und
Martin Langenbeck besucht den Patienten mit der schweren Atemnot – es geht ihm besser,
die Therapie hat angeschlagen. Tief in der Nacht, bevor seine Schicht zu Ende geht,
erkundigt sich Martin Langenbeck nach dem 77-jährigen Aneurysma-Patienten. Die OP war
zunächst erfolgreich, doch dann hat sich sein Zustand verschlechtert und er ist verstorben.
Stundenlang haben die Teams um sein Leben gekämpft. Als die Hauptschlagader endlich
abgedichtet war, kam ein Herzinfarkt hinzu. Diesen Kampf haben die Ärzte verloren. So geht
der Tag mit einer traurigen Nachricht zu Ende.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Martin Langenbeck, Leitender Oberarzt Medizinische Klinik und Oberarzt der
internistischen Intensivmedizin
Bettina Klatt, Pflegerische Leitung der Notaufnahme
Kerstin Sieben, Assistenzärztin Chirurgin
Dr. Ralf Drees, Assistenzarzt Innere Medizin
Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen
St.-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen
Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de
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