Die richtige Aussaatstärke

Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
INHALT
Die richtige
Aussaatstärke . . . . . . . . . 21
Nährstoffeffizienz
im Auge . . . . . . . . . . . . . 24
Die Sortenvielfalt
nimmt zu . . . . . . . . . . . . 26
Strip Till hat
viele Vorteile . . . . . . . . . . 28
Foto: Große-Enking
Nährstoffe aus
dem Depot . . . . . . . . . . . 32
Die richtige Aussaatstärke
Die Aussaatstärke im Maisanbau sollte sorten- und standortspezifisch
gewählt werden. Dabei sind insbesondere die Wasserversorgung am
jeweiligen Standort und der erwartete Feldaufgang zu berücksichtigen.
B
ei der Einstellung der Aussaatstärke ist zu berücksichtigen, dass unter Praxisbedingungen selbst bei optimalen
Saatbettbedingungen nur selten
Feldaufgänge von mehr als 95 %
erzielt werden. Um eine angestrebte Bestandesdichte zu realisieren,
sind daher in Abhängigkeit von
Saatgutqualität und den Auflaufbedingungen entsprechende Saatstärkenzuschläge notwendig.
wonnen werden. Bei angespannter
Wasserversorgung kann dann über
eine Steigerung der Bestandesdichte im gewissen Umfang Tro-
ckenstress simuliert werden. Im
Extremfall reicht bei zu dichten
Beständen das Bodenwasser noch
für den Aufbau einer üppigen
Bestandesdichte planen
Welche Bestandsdichte?
Die
Landwirtschaftskammern
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein führen jährlich umfangreiche Bestandesdichtenversuche mit unterschiedlichen
Maissorten
bei
angestrebten
Bestandesdichten
von 7, 9, 11 und 13 Pflanzen je m2
durch. Wertvolle Informationen
bezüglich der zu empfehlenden
Pflanzenzahl können dadurch insbesondere in trockenen Jahren ge-
Pflanze (Blätter und Stängel), die
Kolbenfüllung läuft aber nur noch
eingeschränkt, da die Wasserreserven bereits aufgebraucht sind.
Eine angepasste Bestandesdichte
trägt damit dazu bei, insbesondere
bei großrahmigen Sorten und auf
zur Trockenheit neigenden Standorten, Trockenschäden im Maisanbau vorzubeugen. Andererseits
können insbesondere großrahmige Sorten in Jahren mit ausreichender oder guter Wasserversorgung die besseren Standraumbedingungen im dünneren Bestand
über den Einzelpflanzenertrag in
gewissem Umfang ertraglich kompensieren.
Die Bestandesdichte sollte dem Sortentyp angepasst gewählt werden. Massenwüchsige Sorten (links) können dünner stehen, da über den Einzelpflanzenertrag das Standraumangebot besser in Ertrag umgesetzt werden kann.
Da diese aufwendigen Versuche
mit unterschiedlichen Zielpflanzenzahlen natürlich nicht für alle
zum Anbau kommenden Sorten
durchgeführt werden können,
werden die Sorten von der Landwirtschaftskammer für die Bestandesdichtenempfehlung in der
Übersicht 2 in Abhängigkeit vom
Sortentyp in drei Gruppen von
massenwüchsigen bis zu kleinwüchsigen Sorten eingeteilt. Die
Empfehlungen zur Bestandesdichte sind als „Richtschnur“ zu verstehen. Sowohl in Hinsicht auf die
Sorteneinstufung als auch bezüglich der Standorteigenschaften
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FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
Vor dem Hintergrund der angestrebten Bestandesdichte und dem
erwarteten Feldaufgang errechnen
sich die Abstände der Körner in
der Reihe wie in Übersicht 1 dargestellt (bei 75 cm Reihenabstand).
Bezüglich der Nutzungsrichtung
(Silo- oder Körnermais) werden
seitens der Landwirtschaftskammer keine unterschiedlichen Bestandesdichten empfohlen. Höchste Silagequalitäten, wie sie in der
Fütterung von Hochleistungstieren benötigt werden, können nur
über entsprechend hohe Kolbenanteile realisiert werden.
Aussaatstärke kontrollieren
Aufschläge von etwa 0,5 bis zu
1 Pflanze je m2 sind allenfalls dort
angebracht, wo ausschließlich
Energiemais für die Biogasnutzung
angebaut wird und die Erzielung
höchster Trockenmasseerträge im
Vordergrund steht. Anhand der
Fotos: Erhardt
sind die Übergänge aber fließend,
sodass im Einzelfall auch interpoliert werden sollte.
Entsprechend den zu erwartenden
Feldaufgängen muss die Aussaatstärke gegenüber der geplanten
Pflanzenzahl um mindestens 5 %
erhöht werden. Schlechte Feldaufgänge resultieren nur selten auf
schlechten Saatgutqualitäten. Vielmehr ist es regelmäßig ein Zusammenspiel aus fehlerhafter Bodenbearbeitung, unsachgemäßer Aussaat und natürlich dem Wetter, das
Keimlingsausfälle und lückige,
ungleichmäßige Bestände zur Folge hat.
Betroffene Bestände zeigen oft einen
allgemein
schlechteren
Wuchs. Denn dort, wo einzelne
Keimlinge erst gar nicht zum Feldaufgang kommen, sind regelmäßig
auch vermehrt schwache Pflanzen
in den Beständen zu finden, die
nicht in vollem Umfang zum Ertragsaufbau beitragen.
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Die Aussaatstärke sollte nach der Maschineneinstellung im Feld regelmäßig
überprüft werden. Dies gilt auch für die Saattiefe.
1 Welcher Kornabstand?
Einzustellende Kornabstände (in cm) am Maislegegerät, Ablageweite in der
Reihe bei 75 cm Reihenabstand
angestrebte
erwarteter Feldaufgang
Bestandesdichte
100 %
95 %
90 %
(Pflanzen/m²)
6
22,2
21,1
20,0
7
19,0
18,1
17,1
8
16,7
15,8
15,0
9
14,8
14,1
13,3
10
13,3
12,7
12,0
Kornabstände sollte die eingestellte
Aussaatstärke bei der Maisaussaat
auch kontrolliert werden. Dies gilt
insbesondere dann, wenn die Saatstärke geändert wurde. Immer wieder werden Fehleinstellungen erst
bemerkt, wenn die kalkulierte Saatgutmenge nicht ausreicht oder nach
der Aussaat mehr Saatgut übrig
bleibt, als zu erwarten war. Zumin-
2 Diese Pflanzenzahl sollten Sie anpeilen
Empfehlungen zur Bestandesdichte nach Sortentyp und Wasserversorgung 2016
Wasserversorgung der Böden
schlecht
Sortengruppen
Massenwüchsige Sorten
I: Agro Polis, Agro Vitallo, Alduna, Amamonte, Ampatico KWS, Atletas,
Carolinio KWS, Claudinio, Danubio, ES Charter, ES Yeti, ES
Metronom, FarmFlex, Farmflink, Farmfire, Farmgigant, Farmicus,
Farmplus, Fabregas, Geoxx, Grosso, Indexx, LG 30217, LG 30249,
LG 30252, LG 30306, LG 3216, Niklas, Palmer, Pauleen, Perinio
KWS, P 8134, P 8372, P 8631, P 9106, Ricardinio, Rivaldinio,
Ronaldinio, SY Kardona, SY Campona, SY Welas, Simpatico KWS,
Sixxtus, Sudor, Torres, Toninio, Walterinio
II: Agro Naut, Babexx, Borelli, Cathy, Colisee, Corfinio KWS, Coroli CS,
DKC 3341, Dynamite, ES Albatros, ES Amulet, ES Asteroid,
ES Cockpit, ES Concord, ES Crossman, Farmgold, Farmstar,
Katari CS, Kwinns, KWS 2322, Laurinio, LG 30215, LG 30222,
LG 30223, LG 30224, LG 30233, LG 30248, LG 30251, LG
30254, Liberator, Liprimus, Luigi CS, Mallory, MAS 26T, Milesim,
Monasterium, NK Silotop, P 7500, P 7524, P 7883, P 8025,
P 8057, P 8400, P 8433, P 8589, P 9027, PR 38Y34, Panvinio,
Sucampo, SY Amboss, SY Comandor, SY Gibuti, SY Pracht,
SY Santacruz, SY Talisman, SY Werena, Tokala, Volumixx
III: Ajaxx, Amagrano, Amball, Juri CS, Messago, Mixxture, Rianni CS,
Santimo, Schobbio CS, Stacey, Sunshinos, Vitally, Zoey
Kleinwüchsige Sorten
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mittel
gut
häufige Trosichere Wasckenschäden
serversorgung
anzustrebende Pflanzenzahl je m²
von
bis
dest beim jährlichen Ersteinsatz
sollte auch die Platzierung des Unterfußdüngers zur Kornablage
überprüft werden. Bei den Kontrollen kann gleichzeitig auf eine
gleichmäßige Ablage der Körner in
den Saatreihen sowie auf eine
standortangepasste Tiefenablage
geachtet werden. Die Kornablage
sollte immer auf einem feuchten,
gut rückverfestigten Untergrund
erfolgen. Während auf Sandböden
Tiefenablagen von 5 bis 6 cm zu
empfehlen sind, sollten die Körner
auf besseren Böden nicht tiefer als
4 cm tief abgelegt werden.
Norbert Erhardt,
Landwirtschaftskammer NRW
Auf den Punkt gebracht
•
6
8,5
7
9,5
8
10
Eine angepasste Bestandesdichte trägt dazu bei, Trockenschäden im Maisanbau vorzubeugen.
• Die Bestandesdichte muss in
Abhängigkeit vom Sortentyp
(von massenwüchsigen bis zu
kleinwüchsigen Sorten) eingestellt werden.
• Entsprechend den zu erwartenden Feldaufgängen muss die
Aussaatstärke gegenüber der
geplanten Pflanzenzahl um mindestens 5 % erhöht werden.
• Die eingestellte Aussaatstärke und auch die Ablagetiefe
müssen bei der Maisaussaat
kontrolliert werden.
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Foto: Naumceski
FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
Mais ist bekannt für seine gute Stickstoffverwertung der Gülle. Dank der langen Vegetationsdauer kann er auch spät
mineralisierten Stickstoff auf den langjährig organisch gedüngten Böden sehr gut verwerten.
Nährstoffeffizienz im Auge?
Die neue Düngeverordnung erfordert auch in Mais ein Umdenken beim
Wirtschaftsdüngereinsatz. Mit gezielten Maßnahmen lässt sich die
Stickstoffeffizienz einer Gülledüngung deutlich verbessern.
D
ie neue Düngeverordnung
(DüV) wirft ihre Schatten
voraus. Diese begrenzt die
zukünftigen betrieblichen Nährstoffsaldenüberhänge für Stickstoff auf 50 kg/ha und für Phosphat
auf nur noch 10 kg/ha. Gleichzeitig
werden der Schweinegülle weniger Verluste bei Berechnung des
N-Saldos angerechnet und alle organischen Nährstoffträger grundsätzlich der jährlich einzuhaltenden N-Obergrenze von maximal
170 kg/ha untergeordnet. Bereits
jetzt müssen viele Betriebe in den
Veredlungsregionen einen Teil der
in der Tierhaltung anfallenden
Nährstoffe teuer aus ihren Betrieben exportieren. Neben den verschärften Bedingungen beim betrieblichen Nährstoffvergleich sowie der N-Obergrenze wird in
Zukunft die Reglementierung der
P-Düngung auf mit Phosphat hoch
versorgten Standorten eine weitere
sehr starke Einschränkung für die
Betriebe bedeuten. Zukünftig darf
nach aktuellem Verordnungsentwurf zur DüV (Stand 16. Dezember
2015) auf Böden, welche einen
Phosphatgehalt von mehr als
20 mg/100 g Boden aufweisen nur
noch in der Höhe der voraussichtlichen P-Abfuhr gedüngt werden.
ZwardarfdiekumuliertePhosphatmenge einer Fruchtfolge von maximal drei Jahren auf einmal gedüngt werden, dies hilft den Ver-
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13 / 2016
edlungsbetrieben jedoch nicht
weiter, da diese jedes Jahr gezwungen sind, ihre Wirtschaftsdünger
pflanzenbaulich sinnvoll einzusetzen. Da ein Großteil der Flächen
in den Veredlungsregionen den
Schwellenwert an Phosphat im
Boden erreichen oder übersteigen,
wird dies weitere Exporte an Wirtschaftsdüngern aus dem Betrieb
zur Folge haben.
Mais ist bekannt für seine gute
Stickstoffverwertung. Die Kultur
verwertet aufgrund ihrer langen
Vegetationsdauer bis zur Abreife im
Spätsommer insgesamt sehr lange
alle wasserlöslichen Nährstoffe.
Phosphat an die Wurzel
In ihrer Jugendentwicklung spricht
sie sehr positiv auf wasserlöslich
verfügbares Phosphat in Wurzelnähe an. Wird bei der Aussaat
kein zusätzliches Phosphat verabreicht, reagiert die Pflanze schnell
mit einer typisch violetten Verfärbung des Blattapparates. Zahlreiche Versuche der Landwirtschaftskammer NRW belegen, dass selbst
bei erhöhten Bodenphosphatgehalten zusätzlich verabreichtes
wasserlösliches Phosphat in vielen Jahren einen positiven Ertragseffekt auf die Kultur hat. Weiterhin fördert Ammonium-Stickstoff (etwa SSA, DAP) in der
Wurzelnähe die Gesamtentwick-
lung der Pflanze. Eine Ernährung
mit Ammoniumstickstoff stellt
sich im Vergleich zur Nitraternährung energetisch positiver dar, da
die Pflanze das Ammonium physiologisch direkt weiter verwerten
kann im Gegensatz zu Nitrat, was
erst unter Energieaufwand umgewandelt werden muss. Außerdem
schafft es die Pflanze durch die Abgabe von Wasserstoffatomen bei
der Aufnahme von positiv geladenen Ammonium-Kationen im Austausch ihre Wurzelzone (Rhizosphäre) anzusäuern. Dadurch
verschafft sie sich indirekt eine
bessere Verfügbarkeit des bedeutsamen Nährstoffes Phosphat sowie
von vielen Spurennährstoffen – allen voran Bor, Mangan und Zink –
was wiederum einen positiven
Einfluss auf ihr Wachstum hat.
Unterfußdüngung lohnt
Aus diesen Gründen wird der
Pflanze üblicherweise während der
Aussaat eine mineralische Unterfußdüngung (UFD) – in den meisten
Fällen eine Kombination aus Ammoniumstickstoff und wasserlöslichem Phosphat – in der Nähe des
Saatkorns verabreicht. Dies gilt für
rein mineralisch gedüngten Mais in
den Ackerbauregionen und auch
für den in den Veredlungsregionen
mit Wirtschaftsdüngern gedüngten
Mais. Bislang werden in den Vered-
lungs- und Futterbauregionen Gülle sowie Gärreste im absätzigen
Verfahren vor der Aussaat flächig
ausgebracht und anschließend eingearbeitet. Mit diesem Verfahren
liegen dann die mit dem Wirtschaftsdünger
ausgebrachten
Nährstoffe diffus verteilt in der
Krumenschicht und damit nicht
idealerweise in der Wurzelnähe
des Maises vor.
Der mit der langsamen Jugendentwicklung einhergehende erst späte
Nährstoffbedarf wird in der Übersicht ersichtlich. Alle Hauptnährstoffe werden erst in bedeutenden
Mengen während des Schossens
benötigt. Bei Stickstoff ergibt sich
ein weiterer hoher Bedarf während
der Kornfüllungsphase. Mais ist
damit in der Lage, die oft durch die
Mineralisierung hohen freigesetzten Stickstoffmengen auf langjährig organisch gedüngten Böden gut
zu verwerten, welche sich meist
bei warmer und feuchter Witterung während der Schossphase im
Juni und Juli, aber auch im
Spätsommer noch ergeben. Bezogen auf diesen Nährstoff ergibt sich
daher ein verhältnismäßig geringer
Düngebedarf bei gleichzeitig hohem Nährstoffentzug – weit über
die gedüngte Menge hinaus. Die
Stickstoffbilanz ist also negativ.
Mais besitzt während seiner Jugend
ein schlechtes Aneignungsvermögen, welches besonders beim Nährstoff Phosphat in Jahren mit kalten
Frühjahren ersichtlich wird. Die
Aneignung ist besonders bei kühler
Witterung oder kalten, untätigen
Böden ausgeprägt. Letzteres kommt
durch eine geringere Bodenbewegung häufiger bei Mulch- und vor
allem Direktsaat vor. In der Regel
handelt es sich bei Phosphatmangel
nur um einen temporären Mangel.
Eine mineralische UnterfußdüngungmitwasserlöslichemPhosphat
in unmittelbarer Nähe der Keimwurzeln fördert deshalb die Jugendentwicklung. Mangelsymptome tauchen in deutlich geringerem
Umfang auf. Es gibt allerdings hinsichtlich der Ausbildung von
Phosphatmangelsymptomen während der Jugend sehr große Sortenunterschiede. Eine ausreichende
Phosphatversorgung während der
sensiblen Jugendphase sollte durch
eine Unterfußdüngung gemeinsam
mit den bereits erwähnten Vorzügen eines ammoniumhaltigen
Stickstoffdüngers stattfinden.
Im Boden kann Ammonium-Stickstoff durch seine positive Ladung
von den im Boden vorhandenen
negativ geladenen Tonmineralien
sowie Humuspartikeln festgehalten werden und sorgt auf diese Art
für eine nachhaltige Pflanzenernährung.
Ammoniumstickstoff
wird dadurch jedoch unbeweg-
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lich, sodass es – um seine Wirkung
gut entfalten zu können – unmittelbar in der Nähe der jungen
Pflanzenwurzel platziert werden
muss. Andernfalls wird die Pflanze gezwungen, mit ihren Wurzeln
aktiv in die Richtung dieses Nährstoffs zu wachsen. Ammonium-Stickstoff unterliegt jedoch im
Laufe seiner Zeit einer bakteriellen
Umwandlung hin zu dem negativ
geladenen Nitratstickstoff (Nitrifikation). Die Geschwindigkeit der
Umsetzung ist maßgeblich abhängig von der Bodentemperatur und
beträgt bei Bodentemperaturen
von 10 °C im Zeitraum April bis
Mai ca. zwei Wochen; bei wärmeren Temperaturen fällt sie entsprechend kürzer aus. Nitratstickstoff
bleibt durch seine Ladung beweglich im Boden, gelangt auf diese
Weise mit dem Wasserstrom in die
Wurzelnähe und kann dann von
den Pflanzen verwertet werden.
Bleibt er jedoch von den Pflanzen
ungenutzt, besteht die Gefahr, dass
es zu einer Nitratverlagerung im
Boden kommt.
Umgang mit Stickstoff
Nach N-Sollwertschema der Landwirtschaftskammer NRW wird auf
Böden mit hohem Nachlieferungspotenzial (langjährig organisch gedüngte Böden) ein N-Sollwert von
180 kg/ha veranschlagt. Auf Ackerbaustandorten liegt der Sollwert mit
200 kg/ha höher. Um auf den
N-Düngebedarf zu kommen, wird
das N-Angebot aus dem Bodenvorrat, mit welchem bis Anfang Juni für
diesen Standort gerechnet werden
kann, abgezogen. Dazu gehört
■ der vorliegende Nmin-Wert im
Horizont 0 bis 60 cm aus dem Zeitraum Anfang April (Analysewert
oder Richtwert),
■ eine geschätzte spezifische Größe für das N-Nachlieferungspotenzial für diesen Standort sowie
■ ein Wert für die N-Freisetzung
im Falle einer vorher angebauten
Gründüngungs-Zwischenfrucht.
In Abhängigkeit von der Qualität
ihres Aufwuchses wird entsprechend mehr oder weniger Stickstoff bei der Berechnung in Ansatz
gebracht.
In den Veredlungsregionen wird
der Großteil des Stickstoffs über
Wirtschaftsdünger
appliziert.
Düngewirksam im Jahr der Anwendung ist nur der in der Ammoniumform vorliegende Stickstoff.
Der Anteil am Gesamtstickstoffgehalt fällt bei Schweinegülle in der
Regel höher als bei Rindergülle aus
und beträgt zwischen 60 und 70 %.
Kommt Rindergülle in der Kultur
Mais zum Einsatz, kann der Ammoniumgehalt mit dem Faktor 1,4
multipliziert werden. Mais kann
mit seiner sehr lange Vegetationsdauer noch von dem Stickstoff
zehren, der aus der organischen
Masse nachmineralisiert wird.
Aufgrund des geringeren Ammonium-N-Gehaltes in Rindergülle
wird ein entsprechend größerer
Anteil aus dem organisch gebundenen Stickstoff über die Mineralisierung bereitgestellt als bei
Schweinegülle.
So kalkuliert werden dem Mais bei
einer Düngung mit Gülle (170 kg/
ha Gesamt-N ) ca. 120 kg/ha düngewirksamer Stickstoff bereitgestellt. Hinzu kommt in den meisten Fällen eine mineralische Unterfußdüngung von knapp 20 kg/
ha N (und 46 kg/ha Phosphat; bei
1 dt/ha DAP). Gleichzeitig entzieht
der Mais 200 bis 250 kg N/ha. Die
Differenz zwischen gedüngtem
(140 kg N/ha) und aufgenommenem Nährstoff wird über den wäh-
Mais benötigt die Nährstoffe erst spät
Verlauf der Nährstoffaufnahme bei Mais (nach KWS-Anbauplaner)
240
220
200
180
160
140
120
100
80
60
60
40
20
kg/ha Nährstoff
kg/ha Nährstoff
Stickstoff
Kalium
Phosphat
Magnesium
EC 00
05 11
13 14
16 17/32
Auflauf Jugendentwicklung
34
53
63
79
89
Schossen
Blüte
Abreife
Rispenschieben Nährstoffeinlagerung
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FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
rend der Vegetationsperiode mineralisierten Stickstoff bereitgestellt.
Auf letztgenannte Stickstoffmengen kann der Landwirt nur zum
Teil Einfluss nehmen. Die Höhe
der Mineralisierung hängt maßgeblich von der Witterung, der im
Boden vorhandenen organischen
Substanz (langjährig organische
Düngung), aber auch von Faktoren
wie dem pH-Wert oder dem Verhältnis zwischen Kohlenstoff und
Stickstoff (C/N-Verhältnis) ab. Die
Höhe der Düngung und vor allem
die Verfügbarkeit der applizierten
Nährstoffe hingegen werden vom
Landwirt entschieden. Beim Maisanbau muss ein besonderes Augenmerk auf die Nährstoffverfügbarkeit insbesondere während der
zögerlichen Jugendentwicklung
gelegt werden.
Verluste vermeiden
Um Stickstoffverlusten innerhalb
des kritischen Zeitfensters zwischen Aussaat und Schossphase
vorzubeugen, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden.
Die wichtigste Maßnahme ist die
möglichst sofortige Einarbeitung
der Gülle. Auch die Aufteilung der
Güllegabe zur Aussaat und später
im Vier- bis Sechsblattstadium
Ende Mai/Anfang Juni ist sinnvoll. Dadurch kann eine Verlagerung und Auswaschung des Stickstoffs während der ersten Wochen
minimiert werden. Andererseits
besteht zu solch spätem Zeitpunkt
die Gefahr von gasförmigen Verlusten in Form von Ammoniak aufgrund der Witterung und einer unzureichenden, möglichen Einar-
beitung. Die Ermittlung des zu
diesem Zeitpunkt noch vorhandenen mineralischen Stickstoffs
wird über die „Späte Nmin-Beprobung“ gewährleistet. Dabei werden die Nmin-Reserven mithilfe einer Bodenprobe zwischen den
Maisreihen (0 bis 60 cm) identifiziert und der Stickstoffanteil aus
dem zuvor gedüngten mineralischen UFD von dem gemessenen
Nmin-Wert abgezogen. Der Nachdüngebedarf ergibt sich schließlich aus der Differenz zwischen
dem standortspezifischen N-Sollwert sowie dem zuvor gemessenen
und berechneten Nmin-Wert.
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Auf den Punkt gebracht
•
Zukünftig darf auf hoch versorgten Böden, (über 20 mg/
100 g Phosphat) nur noch in der
Höhe der P-Abfuhr gedüngt werden.
• Mais verwertet den durch Mineralisierung
freigesetzten
Stickstoff auf langjährig organisch gedüngten Böden gut.
• Eine Düngung nach N-Sollwert (langjährig organisch gedüngte Böden = 180 kg/ha,
Ackerbaustandorte = 200 kg/ha)
hat sich bewährt.
• Eine sofortige Einarbeitung
der Gülle und gegebenenfalls Teilung der Güllegaben helfen, gasförmige Verluste zu vermeiden.
Nitrifikationshemmstoffe
Auf leichten Böden kann es je
nach Witterung nach der Maisaussaat zu einer Nitratverlagerung im Boden kommen. Durch
die Zugabe eines Nitrifikations-
hemmstoffes wird die Umwandlung von Ammonium- in Nitratstickstoff reduziert. Gleichzeitig
werden bei Anwendung eines
Hemmstoffes gasförmige Stick-
stoffverluste in Form von Lachgas
(N2O) minimiert, da sich dieses
nur aus Nitratstickstoff bilden
kann. Dieses gilt für alle Bodentypen. Der Zusatz eines Nitrifikationshemmstoffes zur Gülle ist deshalb als Versicherungsmaßnahme
zu verstehen. Im Standardverfahren der Gülle zugesetzt, breitflächig ausgebracht und anschließend eingearbeitet, kann der
Hemmstoff einige Wochen lang
seine Wirkung entfalten. Der Abbau des Hemmstoffes ist dabei
von vielen Faktoren abhängig. Allen voran ist hierbei die Bodentemperatur und die Größe der
Kontaktoberfläche zu nennen.
Die breite Einarbeitung der Gülle
in den Oberboden verursacht
zwangsläufig eine große Kontaktoberfläche zwischen Boden, Bodenorganismen und der Gülle.
Holger Fechner,
Landwirtschaftskammer NRW
Die Sortenvielfalt nimmt zu
Nach zweijähriger Wertprüfung hat das Bundessortenamt im Februar in
Deutschland 44 Maissorten zugelassen. Neuer Rekord! Zusätzlich
drängen auch noch zahlreiche EU-Sorten auf den Markt.
D
ie hohe Anzahl der Neuzulassungen wird den Sortenwechsel beim Mais auch in
der Praxis weiter beschleunigen.
Angesichts der Sortenflut geht die
Übersicht leider zunehmend verlo-
ren. Viele der neuen Sorten werden
in der Praxis kaum Fuß fassen können. Aber auch die „Lebensdauer“
der Sorten, die tatsächlich den Einzug in den breiten Anbau schaffen,
beträgt mit wenigen Ausnahmen oft
nur noch drei bis vier Jahre. Immer
mehr Züchterhäuser komplettieren
ihre Sortennamen mittlerweile
durch Firmenkürzel oder das
Züchterhaus ist über den Sortennamen zu erkennen. Hier soll wohl
mehr der Weg weg von der Sorte
und hin zur Marke geebnet werden.
Erste Sortennamen erlangen sogar
eine Renaissance. Der eine oder
andere „neue“ Sortenname dürfte
zumindest älteren Berufskollegen
bekannt vorkommen, hat aber mit
der Sorte von damals gar nichts zu
tun. Und das ist auch gut so, denn
der züchterische Fortschritt beim
Mais geht nach wie vor weiter und
kann aus den realisierten Erträgen
in den Landessortenversuchen
(LSV) auf rund einen Prozentpunkt je Jahr veranschlagt werden.
EU-Prüfung als Vorprüfung
Als gäbe es im Maisanbau noch
nicht Sorten genug, drängen neben
den Neuzulassungen über das
Bundessortenamt noch zusätzliche Sorten, die in einem anderen
EU-Mitgliedsland eingetragen und
damit auch bei uns vertriebsfähig
sind, auf den Saatgutmarkt. Die
Züchtungs- und Vertriebsfirmen
haben die Möglichkeit, entsprechende Sorten in der sogenannten
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Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
Begrenzte Prüfkapazitäten
Aus Kapazitäts- und Kostengründen können beim Mais aber nicht
mehr alle neuen Sorten in die Landessortenversuche der Landwirtschaftskammer übernommen werden. Doch auch nach einer Vorselektion der Kandidaten anhand
der Ergebnisse und Einstufungen
durch das Bundessortenamt bzw.
der EU-Prüfung übersteigt die Anzahl der Neuaufnahmen mittlerweile leider ein vernünftiges Maß.
Gegebenenfalls wird eine Sorte
auch nur in einer Nutzungsrichtung in den Landessortenversuchen geprüft.
Mittlerweile ist es unumgänglich,
viele Sorten bereits nach einem
oder zwei Prüfjahren wieder aus
den LSV-Prüfungen zu nehmen,
wenn diese nicht das erwartete Ertragsniveau erreichen konnten
oder andere Mängel aufweisen.
Nur so ist es möglich, zumindest
eine gewisse Anzahl langjährig bewährter, empfohlener und in der
Praxis etablierter Sorten in den
Versuchen zu halten. Die Mitprü-
Foto: Erhardt
EU-Prüfung bezüglich ihrer Anbaueignung in drei Anbauregionen
unter den deutschen Klima- und
Anbaubedingungen prüfen zu lassen. Die EU-Prüfung Mais, die vom
Deutschen Maiskomitee organisiert und ausgewertet wird, dient
damit als zweiter maßgeblicher
Vorfilter zu den Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer. Der hohe Stellenwert dieser
Vorprüfung ist unumstritten. Bedeutende Sorten wie zum Beispiel
Banguy oder LG 3216 fanden über
die zweijährige EU-Prüfung den
Weg in die Landessortenversuche
und damit in den Praxisanbau.
Auch aus der EU-Prüfung Mais stehen 2016 wieder einige vielversprechende Sorten zum Aufstieg
in die Landessortenversuche an.
Mit der anhaltenden Sortenflut beim Mais stoßen die Prüfkapazitäten in den Landessortenversuchen zunehmend an ihre
Grenzen. Viele Sorten werden bereits nach einem oder zwei Prüfjahren wieder aus den Versuchen genommen, wenn sie
nicht das erwartete Ertragsniveau erreichen und eine Anbauempfehlung nicht zu erwarten ist.
fung dieser bewährten Sorten ist
für die Interpretation der Versuchsergebnisse in der Praxis von höchster Bedeutung, da der züchterische
Fortschritt neuer Sorten nur im
Vergleich zu den etablierten Sorten
zu erkennen ist.
So wäre die Aussagekraft des Landessortenversuches Körnermais in
NRW sicherlich deutlich geringer,
stände nicht die Sorte Ricardinio
als Standardsorte im Versuch. Den
Sortenvertretern wird in der Regel
angeboten, von der Landwirtschaftskammer empfohlene Sorten
auch nach der üblicherweise dreijährigen Prüfung im LSV weiter zu
platzieren, sofern die Kosten der
Prüfung nach dem dritten Prüfjahr
anteilig übernommen werden. In
der Regel ziehen die Züchterhäuser die Sorten dann erst zurück,
wenn die jeweilige Sorte vom
Zuchtfortschritt überholt ist und
eine Anbauempfehlung durch die
Landwirtschaftskammer
nicht
mehr zu erwarten ist.
Sortenempfehlung
In den Landessortenversuchen der
Landwirtschaftskammern werden
die Sorten unabhängig von Firmeninteressen und Marktbeteiligten
geprüft. Aus den Ergebnissen werden umfassende Sortenbeschreibungen und Anbauempfehlungen
entwickelt, die den Standort- und
Anbaubedingungen in Nordrhein-Westfalen mit seinen unterschiedlichen Naturräumen gerecht
werden. Eine Anbauempfehlung
wird ausgesprochen, wenn die Sorte nach mindestens zweijähriger
Prüfung in den Landessortenversuchen entweder ertraglich oder hinsichtlich der Futterqualität das
hohe Niveau der etablierten Ver-
rechnungssorten erzielen konnte.
In den Sortenempfehlungen sind
die Sorten hinsichtlich der Ertragsbzw. Qualitätsparameter gekennzeichnet, sodass betriebs- und nutzungsspezifisch zwischen ertragsund qualitätsbetonten Sorten
gewählt werden kann.
Die Ergebnisse der Landessortenversuche in NRW mit den aktuellen Sortenempfehlungen für 2016
sind im Internet unter www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/ackerbau/mais zu finden.
Weitere Sorteninformationen wie
zum Beispiel das Abschneiden
einzelner Sorten in anderen Bundesländern oder auch die Ergebnisse der EU-Prüfungen Mais können im Sortenspiegel des Deutschen Maiskomitees unter www.
sortenspiegel.de eingesehen werden.
Norbert Erhardt,
Landwirtschaftskammer NRW
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Strip Till hat viele Vorteile
Frühjahr auf tonreicheren Standorten nach Herbst-Strip-Till praktikabel ist, wird in den nächsten
Jahren zu prüfen sein.
Durch eine Gülle-Unterfußdüngung mit Strip-Till-Geräten lässt sich die
Nährstoffeffizienz bei der Maisdüngung ohne Ertragsverluste verbessern.
Gleichzeitig hat das Verfahren viele ökologische Vorteile.
Gülle für die Keimwurzel
D
Fotos: Große Enking
ie Reihendüngung zu Mais
mit Mineraldünger wird wegen der höheren Wirkungsgrade weltweit praktiziert, auch in
Deutschland bei der mineralischen Unterfußdüngung. Mit Gülle geht das erst seit wenigen Jahren, durch Strip Till-Geräte aus
den USA, durch elektronische
Lenkhilfen und durch intensive
Forschungstätigkeit der Nordwestdeutschen Landwirtschaftskammern in Zusammenarbeit mit der
Hochschule Osnabrück. Die Versuchsergebnisse zeigen, dass sich
die Nährstoffeffizienz durch wurzelnahe Gülleplatzierung mit einem
Nitrifikationshemmstoff
deutlich steigern, der Aufwand für
die mineralische Unterfußdüngung und mineralische Stickstoffergänzung senken lässt, ohne Ertragsnachteil, bei gutem Gülle-Unterfußdüngungs-Management
sogar mit Mehrerträgen.
Höhere N-Effizienz
Die deutlich bessere Nährstoffwirkung aus dem Gülledepot gegenüber der Güllebreitverteilung erklärt sich nicht nur aus der Vermeidung von Verlusten, sondern auch
aus der Verringerung der N-Immobilisierung. Breit in den Boden eingemischte Gülle hat eine große
Kontaktfläche zu den Bodenbakterien, die sich dank des großen Angebotes an Kohlenstoff und Stickstoff stark vermehren. Güllestickstoff wird in Bakterieneiweiß
Beim Gülle-Strip-Till wird ein Gülleband unter die Maisreihe platziert. In den
bearbeiteten Streifen wird später der Mais gesät.
fixiert und erst Monate oder Jahre
später wieder pflanzenverfügbar.
Folgt zum Beispiel Mais nach Körnermais, kann die Stickstoffsperre
so groß sein, dass der im April gedüngte Gülle-Ammoniumstickstoff um den 1. Juni bei Nmin-Ana-
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28
13 / 2016
Optimales N/P-Verhältnis
Stabiles Nährstoffdepot
Vergrämt Drahtwürmer
lysen nicht mehr wiedergefunden
wird.
Im Gülledepot dagegen ist die Kontaktfläche zwischen Gülle und Boden viel geringer, die „Angriffsfläche“ für Bakterien kleiner. Die Immobilisierung ist viel schwächer,
die Menge an pflanzenverfügbarem Stickstoff zur Zeit des Hauptbedarfs im Juni und Juli höher als
nach Güllebreitverteilung.
Um möglichen Fehlern beim
menschlich und technisch anspruchsvollen
Gülle-Strip-Till
vorzubeugen, werden im Folgenden die Kriterien für gutes Management aufgezählt.
Geeignet für die Gülle-Unterfußdüngung mit Strip-Till-Geräten
sind alle schüttfähigen sandigen
oder schluffigen Böden, auf denen
sich ein lockerer feinkrümeliger
Saatstreifen herstellen lässt. Je
staunasser oder auch tonreicher
der Boden, umso weniger sind die
Standorte für Frühjahrs-Strip-Till
geeignet. Eventuell hilft hier das
Vorschalten von Herbst-Strip-Till.
Ob die Gülle-Unterfußdüngung im
Eine flache Gülleinjektion ist der
Schlüssel zum Erfolg. Das beweisen zweijährige Versuchsergebnisse aus dem westlichen Münsterland. (Übersicht 1). In fünf Versuchen wurde nur mit Gülle, meist
Schweinegülle, gedüngt, immer
mit 3 l/ha Piadin. Die Güllegaben
betrugen 20 und 40 m³/ha. Damit
wurden etwa 97 bzw. 168 kg/ha
Ammoniumstickstoff ausgebracht.
Die höhere Gabe wurde gewählt,
um Salzschäden zu provozieren,
die aber nur selten bei der extrem
flachen Injektion auftraten. Auf 4
von 5 Versuchsflächen standen
Zwischenfrüchte, die im Mittel
mit 10 m³/ha Gülle gedüngt wurden. Die Herbstgüllegabe ist den 20
bzw. 40 m³/ha hinzuzurechnen. Es
erfolgte kein mineralischer Ausgleich bei der kleineren Güllegabe.
Mit 20 m3/ha April-Gülle, sehr
flach platziert, wurden deutlich
höhere Körnermaiserträge erzielt
als mit 40 m3/ha tief injiziert. Bei
der sehr flachen Gülleinjektion haben die Keimwurzeln das Gülledepot sicher nutzen können. Bei tiefer Injektion ist keine Keimwurzel
an das Gülleband gekommen. Das
Ergebnis zeigt das enorme Verbesserungspotenzial durch keimwurzelnahe Gülleplatzierung. Auf die
breite Güllepraxis übertragen bedeutet das, dass Gülle und Gärrest
in Zukunft zumindest nicht mehr
untergepflügt werden, sondern in
den oberen Krumenbereich eingemischt werden sollten.
Ertragsvorteile auf Sand
Wie Mais auf Sand auf die betont
flache Gülleinjektion reagieren
kann, zeigen auch die Ergebnisse
von zwei Versuchsstandorten aus
Niedersachsen (Übersicht 2). Bei
den Standorten handelt es sich um
humose Sandböden mit gut strukturierter Krume ohne Schadverdichtungen, prädestiniert für Gülle-Strip-Till. Die Versuchsanlage
erfolgte mit einem vierreihigen
Gülle-Strip-Till-Gerät, speziell für
Exaktversuche konstruiert. Als
Vergleich dient die Güllebreitverteilung mit dem Schleppschlauchverteiler und anschließender Einarbeitung mit dem Grubber.
Das Ertragsniveau liegt im Mittel
beider Orte und Jahre mit 126 GJ
NEL/ha bzw. 187 dt/ha Trockenmasse auf für Norddeutschland gutem Niveau. Die Mehrerträge bei
flachem Gülle-Strip-Till sind erheblich. Die Zugabe eines Nitrifi-
FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
kationshemmstoffes (Piadin, 3 l/ha)
und einer kleinen mineralischen
Unterfußdüngergabe verbessern
das Ergebnis weiter. Eine Reduzierung der Güllemenge auf 66 % der
bisher offiziell empfohlenen Menge bringt bei flacher Gülleinjektion
immer noch höhere Erträge als der
Vergleich mit 100 % Gülle mit
Schleppschlauchausbringung und
sofortiger Einarbeitung. Bei optimal flacher Gülleinjektion gibt es
praktisch keine Reifeverzögerung.
Etwas niedrigere TS-Werte in der
Silage können entstehen, weil Gülle-Strip-Till-Mais zur Ernte hin
länger vital bleibt. Die Silomaisergebnisse der beiden Versuche können im Großen und Ganzen auf
Körnermais übertragen werden,
weil der Stärkeertrag parallel zum
Trockenmasseertrag in den Varianten reagiert.
Der N- und P-Saldo verringert sich
durch Gülle-Unterfußdüngung mit
Nitrifikationshemmstoff gegenüber Gülle-Schleppschlauch mit
mineralischer Unterfußdüngung
jeweils um etwa 30 kg/ha, in der
Variante 66 % Gülle bei Stickstoff
sogar um 60 bis 70 kg N/ha, ohne
dass der Silomaisertrag leidet. Der
Trend und die Höhe dieses Versuchsergebnisses werden durch
weitere Versuchsergebnisse aus
mehreren Bundesländern und Belgien gestützt.
Boden richtig vorbereiten
Strip-Till-Geräte benötigen festen
Boden, um nicht abzusacken. Deshalb darf der Boden im Frühjahr
vorher nicht gelockert werden. Andererseits muss die Krume für ein
erfolgreiches Gülle-Strip-Till gut
strukturiert und durchwurzelbar
sein, sonst droht der „Blumentopfeffekt“. Wer auf unseren zur Dichtlagerung neigenden Sandböden
Foto: Schulte Übbing
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Auch gut für die Ökologie: In den unbearbeiteten Streifen finden die Küken von
Kiebitz und Feldlerche hervorragenden Schutz.
nach der Vorfrucht keine weitere
Bodenlockerung vornimmt und
nur den Strip-Till-Streifen lockert,
muss mit Mindererträgen rechnen,
weil die dicken Maiswurzeln nicht
aus dem Lockerungstreifen in den
Reihenzwischenraum vordringen
können. Idealerweise wird die
Krume schon zur Zwischenfruchtbestellung tief gelockert und rückverfestigt. Die Zwischenfruchtwurzeln stabilisieren den Boden
vor dem Frühjahrs-Strip-Till. Die
meisten Landwirte in NRW, die
schon Erfahrungen mit GülleStrip-Till gesammelt haben, bereiten ihre Flächen schon im Sommer
vor der Ausaat auf Gülle-Strip-Till
vor.
Bei Mais nach Mais sind an die Bodenbearbeitung vor Gülle-StripTill höhere Ansprüche zu stellen.
Zur Zünsler- und Pilzbekämpfung
müssen die Silomaisstoppeln
schon im Herbst intensiv zerschlagen und zum Beispiel mit einer
Kurzscheibenegge flach eingemischt werden. Bis April sind die
Stoppeln stark abgebaut. Nach
Mais vor Mais werden Krumenverdichtungen in der Regel erst im
Frühjahr aufgebrochen. Normale
mischende Grubber sind für die
Krumenlockerung
ungeeignet,
weilderBodenfürdieStrip-Till-Geräte zu stark vorgelockert wird. Für
eine schonendere und tiefe Boden-
lockerung eignen sich Werkzeuge,
die den Boden anheben, ohne zu
mischen, wie zum Beispiel der Parapflugzinken oder der TCS-Zinken von Agrisem.
Gülle-Strip-Till nach Feldgras ist
verlockend, weil viel Zeit und Kosten gespart werden können. Allerdings entsteht ein Ertragsrisiko,
wenn die Krume durch mehrere
Grasernten stark verdichtet wurde.
Weiteres Risikopotenzial besteht
darin, dass der Feldaufgang durch
kleine Fahrfehler oder unzureichend gelockerten Streifen lückenhaft bleibt. Auch beim Glyphosateinsatz können vor allem hinsichtlich
des
Zeitpunktes
und
Weglassens von SSA Fehler gemacht werden. Gülle-Strip-Till auf
abgeernteten Feldgrasflächen geht,
erfordert aber größte Sorgfalt bei
der Ansprache der Bodenstruktur
und bei der Durchführung.
Hohe Ansprüche an Fahrer
Gülle-Strip-Till-Geräte sollten die
Gülle exakt platzieren können. Inzwischen bieten alle Hersteller Geräte an, bei denen die Gülleinjek-
1 Gülle nicht vergraben
Einfluss der Gülleinjektionstiefe auf den Körnermaisertrag LWK NRW, Kooperation Wasserschutzberatung im Westl. Münsterland, Mittel von 5 Versuchen
2014, 2015
Körnermaisertrag
dt/ha
135
20 m³/ha
0
40 m³/ha
4
12
125
+ 7,8
rel. 100 =
Versuchsmittel
123,3 dt/ha 115
105
6
11
26
1
+ 8,2
27
1
+10,3
13
+11,4
8
11
ca. 16 cm
ca. 12 cm
8–10 cm
Gülleinjektionstiefe (Abstand Bodenoberfläche zur Oberkante des Güllebandes)
13 / 2016
29
FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
Foto: Dr. Laurenz
zwei Richtungen: Sie verringern
einerseits das Stickstoffverlustrisiko durch Stickstoffverlagerung
und Denitrifikation, andererseits
fördert die lang anhaltende Ammonium-Nitrat-Mischernährung
das Wurzelwachstum, die Mangan-, Zink-, Phospat- und Stickstoffaufnahme sowie schließlich
die Ertragsbildung in einem Umfang, der bei anderen Kulturen wie
Getreide, Raps oder Zuckerrüben
nicht festgestellt werden kann.
Die Wirkung von Nitrifikationshemmstoffen in einem Gülleband
ist wegen der viel höheren Konzentration viel stärker und länger
andauernd als bei breiter Gülleeinmischung in den Boden und hält
nach mehreren Untersuchungen
etwa acht bis zehn Wochen. In dieser Zeit kann sich der Mais ammoniumbetont ernähren. Über die
Versauerung der Rhizosphäre verbessert sich zum einen die Mangan- und Zinkaufnahme, ferner
wird das Gülle-Phosphat wasserlöslich und wirkt wie mineralisches Diammonphosphat.
Durch die lange Ammonium-Phase werden Stickstoff-Auswaschungsverluste durch Starkniederschläge im April, Mai und Juni
stark reduziert. Auch die Lachgasverluste werden durch die Verhinderung der Nitratbildung ebenfalls
deutlich geringer, weil sich Lachgas nur aus Nitrat bilden kann. Die
empfohlenen Aufwandmengen
liegen bei Gülle-Strip-Till bei ca.
50 % der Aufwandmengen für die
Breitverteilung. Bei möglicher
Gülleausbringung schon um den
1. April sollten die Aufwandmengen um 20 bis 30 % erhöht werden.
Eine wesentliche Erkenntnis aus
30
13 / 2016
Dieser Effekt kann auch mit hofeigener Gülletechnik genutzt werden, wenn die Gülle mit Nitrifikationshemmstoff zum Beispiel mit
einem Güllegrubber in 10 bis 15 cm
Tiefe injiziert wird. Ob das auch mit
großrahmigen Kurzscheiben funktioniert, bei denen die Gülle im
„Schatten“ einer Scheibe streifig
abgelegt wird, soll in kommenden
Versuchen geklärt werden. Sollte es
dabei zu keinen Salzschäden wegen zu flacher Gülleablage kom-
2 Deutlich höhere Erträge
Gülle-Unterfußdüngung zu Silomais: Wirkung von Güllemenge, Nitrifikationshemmstoff, mineralische UF-Düngung Sandkrug und Wehnen, 2-jähriges
Mittel 2014/2015, hS, 28-30 BP, P-Boden Stufe C/D
111 112
110
114
108
106
100
100
103 103
99
95
90
84
79
80
100 %
Gülle
100 % Gülle
N-Sollwert 180
66 % Gülle
+
Gü
lle 23
pp
N
sc
+
hl
23
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/2 23
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3
3
+
Pi
ad
in
70
le
Sc
Daher müssen die Nährstoffe aus
der Gülle effizient zur Wirkung
kommen. Auch gasförmige Stickstoffverluste sind zu vermeiden.
Sie vermindern nicht nur die Düngewirkung, sondern belasten die
Luft und erhöhen den Stickstoffeintrag in nicht landwirtschaftlich
genutzte Ökosysteme, die dadurch
zunehmend vergrasen und in ihrer
Funktion zur Erhaltung der Biodiversität geschwächt werden. Deshalb sollte die Gülle möglichst
schon durch Geräte hinter dem
Güllefass eingearbeitet werden.
Bei breitflächiger Ausbringung
sollte die Einarbeitung möglichst
im Parallelverfahren erfolgen.
Auch in Zukunft sollen zwar vier
Stunden Zeit bis zur Einarbeitung
erlaubt bleiben. In diesem Zeitraum ist der meiste Ammoniak bereits in der Luft. Um unsere Landwirtschaft vor weiteren Angriffen
von der Umweltseite zu schützen,
sollten alle Landwirte in Eigeninitiative und zum Selbstschutz dafür
sorgen, dass Gülle und Gärrest unverzüglich eingearbeitet werden.
Dr. Ludger Laurenz
Silomaisertrag NEL GJ/ha (%)
In Nordrhein-Westfalen (NRW) gibt
es einen hohen Anteil von „roten“
Grundwasserkörpern mit zu hohen
Nitratgehalten, besonders in den
sandigen Regionen des Münsterlandes und des Niederrheines.
Das sind Regionen mit maisdominierten Fruchtfolgen und hohem
Anteil an flüssigen organischen
Düngemitteln. Gerade in diesen
Gebieten müssen in Zukunft alle
vermeidbaren N-Verluste bei der
Düngung vermieden werden, damit die Grundwasserkörper auf
Dauer wieder „grün“ werden. Dabei wird uns die Novellierung der
Düngeverordnung helfen. Vermeidbare Stickstoffverluste bei der
Düngung mit Gülle oder Gärrest
werden ab dem nächsten Jahr
nicht mehr über zusätzlichen Einkauf von Mineraldünger kompensiert werden können, bedingt
durch die Einführung von bundesweit abgestimmten N-Bedarfswerten, Mindestwirkungsgraden für
den Stickstoff aus organischen
Düngemitteln und der Absenkung
des N-Saldos auf 50 kg N/ha oder
weniger.
Eigene Gülletechnik nutzen
Gü
lle
Stickstoff gehört in die Pflanze
den Versuchen zur Gülle-Unterfußdüngung ist die Feststellung,
dass Nitrifikationshemmstoffe, in
einem Gülleband hoch konzentriert injiziert, wesentlich länger
wirken und Stickstoffverluste
durch hohe Niederschläge im
April/Mai/Juni wesentlich besser
verhindern können als bei breiter
Gülleausbringung und Einmischung in den Boden.
O
Nitrifikationshemmstoffe wirken
bei Gülle-Strip-Till zu Mais in
Ideal für Strip Till: typischer Sandboden im Münsterland mit geringer
Durchwurzelungstiefe, niedrigem Wasserspeichervermögen und erhöhtem
N-Verlagerungsrisko unter jungem Mais
Sc
h
Nitrifikationshemmstoffe
Wichtig ist eine flache Ablage auf
12 cm, damit die Keimwurzeln des
Maises die Gülle erreichen.
O
tionstiefe unabhängig von der Lockerungstiefe eingestellt werden
kann. Bei stark wechselnden Güllemengen muss die Einstellung angepasst werden. Die Ablagetiefe
sollte häufig kontrolliert werden.
Dazu kann ein Zollstock in den
frisch gelockerten Streifen gesteckt
werden. Beim Herausziehen klebt
die Gülle am Zollstock, die Ablagetiefe kann abgelesen werden.
Exakt arbeitende Lenkhilfen sowie
Luftdruckregelungsanlagen
für
Schlepper und Güllefass sind
Pflicht. Bei der Gülleausbringung
und Saat sollte der Reihenbereich
möglichst nicht überfahren werden. Das geht am besten mit einer
Spurweite von 2,25 m und ungerader Reihenzahl. Erste Lohnbetriebe haben auf 9-reihige Gülleausbringung und Maissaat umgestellt.
Für die Zumischung der Nitrifikationshemmstoffe gibt es inzwischen Dosiergeräte. Die bisher
häufig unbefriedigende Leistungsfähigkeit von Gülle-Strip-Till lässt
sich entscheidend steigern, wenn
die Gülle zum Ausbringfahrzeug
gebracht wird. Mit Abstand am
leistungsfähigsten ist in diesem
Zusammenhang die Gülleverschlauchung.
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
23 N und 23/23 (N-P) = mineralisch Unterfuß; UF = Gülle Unterfuß, 0 Gülle = keine Gülle
Gemeinschaftsprojekt LWK Niedersachsen/Hochschule Osnabrück
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Auf den Punkt gebracht
• Gülle-Strip-Till zu Mais bietet
auf den passenden schüttfähigen Standorten ein erhebliches
ökonomisches und ökologisches
Potenzial.
• Auf Sandböden sind Mehrerträge gegenüber der bisher besten Praxis möglich.
• Wichtig sind eine rechtzeitige
Krumenlockerung schon bei der
Zwischenfruchtbestellung und
eine zuverlässig flache Gülleplatzierung.
• Auch ohne Strip-Till sollte Gülle oder Gärrest möglichst nicht
mehr untergepflügt werden.
• Mit Gülle-Grubber oder
Scheibenegge lassen sich durch
Zumischung von Nitrifikationshemmstoffen auswaschungsstabile Nährstoffdepots anlegen.
men, könnte das ein Verfahren werden, das den Effekten der Gülle-Unterfußdüngung sehr nahekommt.
Die Versuche haben bisher gezeigt,
dass auf Standorten mit nur geringem mineralischen P-Unterfußdüngungsbedarf ganz auf die mineralische Unterfußdüngung verzichtet werden kann. Auf vielen
Sandstandorten mit niedriger
P-Verfügbarkeit ist es aber auch bei
Gülle-Strip-Till sinnvoll, eine kleine mineralische Unterfußdüngung
von 10 bis 20 kg/ha P205 zu geben,
als Mischung aus DAP und einem
ammoniumreichen Stickstoffpartner wie SSA oder ASS, möglichst
ebenfalls mit einem Nitrifikationshemmstoff stabilisiert.
Wirtschaftliche Aspekte
Die Wirtschaftlichkeit von GülleStrip-Till hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Höheren
Kosten für den Lohnunternehmer
und Totalherbizid stehen Einsparungen bei der Gülleeinarbeitung,
Saatbettbereitung und mineralischen Unterfußdüngung gegenüber. In Betrieben, die Gülle exportieren müssen, ergibt sich auch
noch ein Einsparungsbetrag beim
Gülleexport, wenn wegen geringe-
FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
ren Mineraldüngerzukaufs weniger
Gülle exportiert werden muss. Bei
vorhandener eigener konventioneller Gülletechnik fällt die Entscheidung bisher häufig gegen GülleStrip-Till aus. Durch Einbeziehung
der Landwirte in das Herantransportieren der Gülle versuchen die
Lohnbetriebe gegenzusteuern.
Wegen der großen Variabilität
muss die Wirtschaftlichkeit von
Gülle-Strip-Till in jedem Einzelfall
individuell berechnet werden. Erleichtert wird der Entschluss,
wenn durch perfektes Gülle-Strip-Till-Management Mehrerträge realisiert werden können.
Vorteile für die Ökologie
Mit Gülle-Strip-Till und Zusatz
von Nitrifikationshemmern sind
viele ökologische Vorteile verbunden: keine Geruchsbelästigung,
keine Ammoniakverluste, weniger
Lachgasbildung, niedrigere N- und
P-Salden, weniger N-Verlagerung
nach Starkniederschlägen, Humusschonung wegen geringerer
Bodenlockerung, bessere Befahrbarkeit im Herbst, Minderung der
Wind- und Wassererosion, Minderung des Nährstoffeintrages in die
Oberflächengewässer.
Deutlich unterschätzt wird der positive Einfluss auf Bodenbrüter. In
den letzten Jahren war überall zu
beobachten, dass auf Strip Till-Flächen viel mehr Kiebitze und Feldlerchen brüteten als auf gepflügten
oder gemulchten Flächen, auch
ohne Sperrzeiten für das Bearbeiten der Flächen. Die Vögel bevorzugen die etwas rauere Oberfläche
für die Eiablage. Die Küken finden
unter den Stängeln der abgestorbenen Zwischenfrüchte oder Erntereste deutlich leichter Nahrung als
auf konventionellen Flächen mit
ganzflächiger Zerstörung der Bodenoberfläche. Die Feldbeobachtungen haben auch gezeigt, dass
Gülle-Strip-Till als Verfahren zum
Schutz von Bodenbrütern nur dann
Erfolg haben kann, wenn die Populationen von Krähen, Fuchs und
Katzen begrenzt werden. Aus ökologischer Sicht wäre es sehr bedauerlich, wenn Gülle-Strip-Till durch
ein Verbot von Glyphosat ausgebremst würde.
Dr. Ludger Laurenz,
Landwirtschaftskammer NRW
13 / 2016
31
FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Nährstoffe aus dem Depot
der Saison 2014 ist auf eine exakte
Ablage des Güllebandes geachtet
worden. Wie Übersicht 1 zeigt,
sollte die Oberkante des Güllebandes etwa 12 cm unter der Bodenoberfläche liegen. Das Saatkorn wird darüber in 5 cm Tiefe abgelegt, sodass ein Abstand zur
Oberkante des Gülledepots von
7 cm eingehalten wird. Damit ist
der organische Nährstoffträger in
gleich großer Entfernung zum
Maissaatkorn platziert wie ein praxisüblich applizierter mineralischer UFD. Für eine exakte Platzierung des Saatkorns oberhalb des
Güllebandes empfiehlt es sich, beide Bearbeitungsvorgänge – Anlage
des Gülle-Depots und Aussaat –
mit einem automatischen Lenksystem (am besten mit RTK) durchzuführen.
Ein Gülleband unter der Maisreihe hilft den Nährstoffsaldo zu senken,
Kosten einzusparen und die Umwelt zu schützen. Auch die mineralische
Unterfußdüngung mit Phosphat kann eingespart werden.
E
in neues Verfahren, die Nährstoffausnutzung – allen voran Stickstoff und Phosphat –
aus flüssigen Wirtschaftsdüngern
bei Mais effizienter zu gestalten,
stellt die Depotdüngung in Form
eines Güllebandes unter dem
Maiskorn dar. Dieses Verfahren
wurde in einem dreijährigen von
der Deutschen Bundesstiftung
Umwelt geförderten Ringversuch
der Hochschule Osnabrück und
den drei norddeutschen Landwirtschaftskammern Nordrhein-Westfalen,
Niedersachsen
sowie
Schleswig-Holstein untersucht.
Versuche in NRW
24 Versuche
32
13 / 2016
Das Gülleband wurde in den Versuchen
eine Woche vor der Maissaat exakt in
12 cm Tiefe abgelegt.
■ Gülle-Depot-Ablage zusätzlich
mit Nitrifikationshemmstoff (Piadin, 3 l/ha).
Zwischen Gülleapplikation und
Aussaat lag etwa eine Woche, damit sich der Boden absetzen konnte. Durch Umstellung des Versuchs
im Jahr 2014 wurde die Kontrollvariante mit mineralischer UFD
nur in zwei Jahren durchgeführt.
Bei den Varianten ohne mineralische UFD wurde zum Ausgleich
eine oberirdische Stickstoffdüngung in gleicher Höhe (23 kg/ha N)
platziert.
Bei den Depot-Varianten handelt
es sich nicht um „Strip-Till“ (streifenförmige
Bodenbearbeitung).
Der Boden wurde auf allen Versuchsflächen vor der Gülleablage
Fotos: Fechner
An acht Standorten wurde in verschiedenen Boden-Klima-Räumen
in der Kultur Silomais der Fragestellung nachgegangen, inwieweit
die gezielte Ablage von Gülle und
Gärresten zu einer Einsparung der
mineralischen Unterfußdüngung
(UFD) im Maisanbau beitragen
kann. Weiterhin ist geprüft worden, inwiefern der Zusatz eines
Nitrifikationshemmstoffes (Piadin) zur Gülle die N-Verwertung
verbessert.
Der Versuch hatte folgende Varianten jeweils mit und ohne mineralische Unterfußdüngung (23 kg/ha
N und 23 kg/ha P2O5) :
■ Konventionelle Ausbringung
der Gülle (Breitverteilung vor der
Aussaat mit Schleppschlauch und
Einarbeitung).
■ Kontrollvariante ohne Gülle
zur Überprüfung des Nachlieferungspotenzials des Standortes.
■ Gülle-Depot-Ablage „unter dem
Fuß“ (unter das Maiskorn).
intensiv mit dem Pflug oder
Schwergrubber bearbeitet, um somit die zahlreichen Einflüsse der
streifenförmigen Bodenbearbeitung auszublenden und den Fokus
nur auf die Gülle-Depotwirkung zu
lenken.
Exakte Gülleablage
Die Güllemenge wurde auf Basis
des Ammonium-N-Gehaltes nach
N-Sollwertschema bemessen. Ab
In NRW wurden die Exaktversuche an folgenden Standorten angelegt:
■ Dülmen-Merfeld: Sand, Ackerzahl (AZ) 31, P2O5-Versorgungsstufe D
■ Haus Düsse: lehmiger Schluff,
AZ 66, P2O5-Versorgungsstufe C
■ Milte: Sand, AZ 35; P2O5-Versorgungsstufe D.
An den beiden erstgenannten
Standorten kam Schweinegülle
und am dritten Standort Mischgülle (Mastschweine- und Bullengülle) zum Einsatz.
Übersicht 2 nennt die Ergebnisse
der beiden leichten Standorte
(Dülmen-Merfeld und Milte). Die
Kontrolle zeigt, dass das natürliche Ertragsniveau auf Standorten
mit langjährigem Einsatz von organischen Düngern etwa 10 % unter
dem des Standardverfahrens liegt.
Die Mineralisationsrate dieser
Standorte ist hoch und Mais kann
spät mineralisierten Stickstoff sehr
gut nutzen. Bei einem Einsatz von
mineralischem UFD konnten die
Erträge aufgrund des positiven
Einflusses auf die Jugendentwicklung in der Kontrollvariante
(„ohne Gülledüngung“) leicht gesteigert werden.
Analog dazu konnte ein Mehrertrag durch die
mineralische UFD auch in der Güllevariante mit
dem Schleppschuhverteiler erzielt werden.
Wurde die gleiche Menge an Gülle anstelle der
breiten Verteilung als Depot unter dem Saatkorn
abgelegt, lagen die Erträge auf dem Niveau des
Standardverfahrens. Deutlich zu sehen ist, dass
sich hier durch Zusatz des mineralischen UFD
kein Mehrertrag erzielen ließ. Folglich kann bei
einer platzierten Gülleablage unter der Maisreihe auf die mineralische Unterfußdüngung verzichtet werden.
Interessanterweise konnten beim Zusatz von Piadin in das Gülle-Depot in der Variante „ohne
mineralische UFD“ keine höheren Erträge erzielt werden. Dies ist eventuell darauf zurückzuführen, dass es nur in einem von drei Versuchsjahren (2014) überdurchschnittlich hohe
Niederschläge zu Beginn der Maisvegetation
und damit zu einer Nährsoffverlagerung kam.
In Jahren mit hohen Niederschlägen in den Monaten April bis Juni dürfte der positive Effekt
eines Nitrifikationshemmstoffes gewiss deutlicher ausfallen. Dies zeigen auch andere Versuche, in denen der Einsatz von Nitrifikationshemmstoffen auf leichten Böden mit niedriger
Feldkapazität im langjährigen Durchschnitt
Vorteile bringt.
In der Variante „Gülle-Depot mit Piadin“ konnte bei Zugabe einer mineralischen UFD ein
leichter Mehrertrag erzielt werden.
Ergebnisse auf Lehm
Am Standort Haus Düsse auf schwerem Boden
(Übersicht 3) erreichten alle Gülle-Depot-Varianten ebenfalls das Niveau des Standardverfahrens.UnterschiedegibtesinderKontrollvariante
nur beim Einsatz einer mineralischen UFD. Hier
kam es im mehrjährigen Mittel zu einem deutlichen Ertragseffekt, was an der geringeren
Phosphat-Verfügbarkeit (kalt, untätig) dieser
Böden im Frühjahr liegen mag. Daher empfiehlt
sich gerade auf solchen Standorten eine mine-
1 Exakte Ablage wichtig
Platzierung des Gülledepots in 12 cm Tiefe
Bodenoberfläche
5 cm
Maiskorn
5 cm
12 cm
5 cm
7c
m
7 cm
min. UFD
Gülle-Depot
13 / 2016
33
FRÜHJAHRSBESTELLUNG MAIS
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
2 Erträge auf leichten Böden
Auf den Punkt gebracht
•
Durch das Verfahren einer
Gülle-Depotdüngung unter der
Maispflanze kann das mineralische Phosphat aus der UFD eingespart werden.
• Stickstoff liegt in der Depot-Form geschützt vor der Verlagerung und Auswaschung vor
und schützt so die Umwelt.
• Mit Zusatz eines Nitrifikationshemmstoffes sollten die Erträge unter ungünstigen Bedingungen abgesichert werden.
• Das Gülle-Depot erfordert
höchste Präzision bei der Anlage. Empfohlene Abstände zur
Bodenoberfläche und zum Saatkorn sind einzuhalten.
• Die Depotdüngung kann
dazu beitragen Nährstoffsalden
im Betrieb zu entlasten.
34
13 / 2016
gionen mit hoher Nitratbelastung)
und Phosphat (10 bzw. 0 kg/ha auf
hochversorgten Böden) einzuhalten. Mit dem Verfahren der Depotablage unter das Saatkorn schafft
es der Landwirt, das Phosphat aus
der Gülle effizient einzusetzen.
Piadin hat Vorteile
Der Einsatz des Nitrifikationshemmstoffes ist aufgrund der niedrigen Kosten zu empfehlen, um
die Verfügbarkeit des Güllestickstoffs in Wurzelnähe abzusichern.
Dadurch wird die Überführung
von der stabilen Ammonium-N-Form in die mobile, auswaschungsgefährdete Nitrat-N-Form
verzögert. Die anteilige Ernährung
der Pflanze mit Ammonium-Stickstoff ist zudem energetisch günstiger. Gleichzeitig wird der pH-Wert
in der Wurzelumgebung (Rhizosphäre) herabgesetzt, sodass die
Verfügbarkeit an bodenbürtigem
Phosphat sowie Mikronährstoffen
gesteigert wird.
Höhere Entzüge
Die deutliche Steigerung der
Stickstoffverfügbarkeit wird auch
in den Auswertungen zum N-Entzug der Pflanzen ersichtlich (Übersicht 4). Alle Gülle-Depot-Varianten haben zum Zeitpunkt der Ernte mehr Stickstoff in der
oberirdischen Biomasse im Vergleich zum Standardverfahren
eingelagert.
Das Düngungsverfahren hat auch
Einfluss auf die Sortenwahl: In
den Gülle-Depot-Varianten reiften
die Pflanzen im Vergleich zum
Standardverfahren und der Kontrolle in allen Jahren später ab. Die
lange Verfügbarkeit des aus der
Gülle stammenden Stickstoffs
führt zu einer besonders langen
Vegetationszeit und Stoffwechselaktivität der Pflanze. Aus diesem
Grund sollte bei Anwendung dieses Verfahrens eine Maissorte mit
einer etwas niedrigeren Reifezahl
gewählt werden.
Holger Fechner,
Landwirtschaftskammer NRW
120 %
100 %
80 %
90 %
93 %
97 %
100 %
99 %
101 %
101 %
103 %
60 %
40 %
20 %
0%
Ohne UFD
Mit UFD
Kontrolle
Ohne UFD
Mit UFD
Schleppschlauch
Ohne UFD
Mit UFD
Depot
Ohne UFD
Mit UFD
Depot + Piadin
Ringversuch der Hochschule Osnabrück und der LWK Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen
und Schleswig-Holstein
3 Erträge auf schweren Böden
Gülle-Depot unter Silomais mit/ohne mineralische(r) Unterfußdüngung (UFD):
TM-Ertrag relativ schwerer Standort (Haus Düsse) NRW, 2013 bis 2015,
3 Versuche
120 %
Trockenmasse [t/ha] relativ 100 % = 19,9
ralische UFD mit einer Mischung
aus Ammonium und wasserlöslichem Phosphat.
Die NRW-Ertragsergebnisse werden durch die 22 auswertbaren
Versuche an allen acht Standorten
der drei norddeutschen Landwirtschaftskammern bestätigt. Alle
Gülle-Depotvarianten erreichten
den Ertrag des Standardverfahrens
„Gülle breit mit mineralischer
UFD“. Dies gilt auch für die Varianten ohne mineralische UFD, der
mineralische Phosphat- und auch
Stickstoffdünger können also eingespart werden. Bei derzeitigen
Mineraldüngerkosten ergibt sich
ein Einsparpotenzial von etwa
50 €/ha. Durch die Einsparung des
Mineraldüngers entlastet der
Landwirt außerdem sein betriebliches Nährstoffsaldo für diesen umweltrelevanten Nährstoff erheblich.
Dies hat Vorteile auch im Hinblick
auf die neue Düngeverordnung:
Damit wird es leichter, die höchst
zulässigen Nährstoffsalden für
Stickstoff (50 bzw. 40 kg/ha in Re-
100 %
80 %
96 %
97 %
100 %
103 %
103 %
104 %
106 %
89 %
60 %
40 %
20 %
0%
Ohne UFD
Mit UFD
Kontrolle
Ohne UFD
Mit UFD
Schleppschlauch
Ohne UFD
Mit UFD
Depot
Ohne UFD
Mit UFD
Depot + Piadin
Ringversuch der Hochschule Osnabrück und der LWK Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen
und Schleswig-Holstein
4 Höhere N-Entzüge in der Depot-Variante
Gülle-Depot unter Silomais mit/ohne mineralische(r) Unterfußdüngung (UFD):
N-Entzug relativ, 8 Standorte (NRW, NI, SH) 2013 bis 2015, 22 Versuche
120 %
N-Entzug [kg/ha] relativ 100 % = 202
Alle Gülle-Depotvarianten erreichten den Ertrag des Standardverfahrens „Gülle
breit mit mineralischer Unterfußdüngung“.
Trockenmasse [t/ha] relativ 100 % = 19,2
Gülle-Depot unter Silomais mit/ohne mineralische(r) Unterfußdüngung (UFD):
TM-Ertrag relativ leichte Standorte (Dülmen-Merfeld, Milte) NRW, 2013 bis
2015, 5 Versuche
100 %
97%
80 %
60 %
79%
100%
103%
106%
107%
109%
85%
40 %
20 %
0%
Ohne UFD Mit UFD
Kontrolle
Ohne UFD Mit UFD
Schleppschlauch
Ohne UFD Mit UFD
Depot
Ohne UFD Mit UFD
Depot + Piadin
Ringversuch der Hochschule Osnabrück und der LWK Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen
und Schleswig-Holstein