Aktueller Rat zur Nmin - Die Thüringer Landesanstalt für

Aktueller Rat zur
Nmin- und Smin-Situation in
Thüringen im Frühjahr 2016
www.thueringen.de/th9/tll
Sachgerechte Feststellung des Düngerbedarfs mittels Nmin-Gehalt gem. § 3 Absatz 3 1b
Düngeverordnung (DüV)
Vor dem Aufbringen wesentlicher Nährstoffmengen ist der im Boden verfügbare Stickstoff
zu ermitteln durch
- Probenahme auf repräsentativen Schlägen und Untersuchung in einem zugelassenen
Labor (Vorzugsvariante) oder
- Nutzung von Untersuchungsergebnissen und Empfehlungen der TLL als der nach
Landesrecht zuständigen Fachbehörde.
Zu letztgenannter Variante stellt die TLL mit Beginn der Probenahme der Dauertestflächen
(DTF) sowie der Betrieblichen Testflächen (BTF) im Frühjahr die nach Frucht- und
Bodenarten ausgewerteten Nmin-Gehalte kumulativ unter „Nmin aktuell“ bereit, ab 2016
erstmalig auch mit Ergebnissen zur Smin-Untersuchung und -düngung. Nach Abschluss
aller Untersuchungen erscheint nun diese Veröffentlichung mit umfangreichen
Auswertungen und Hinweisen zur Düngung unter „Aktueller Rat zur Nmin- und SminSituation im Frühjahr“. Beide Beiträge gelten als Nachweis für den verfügbaren N-Gehalt
im Boden gemäß DüV und sind nach Ablauf des Düngejahres mindestens sieben Jahre
aufzubewahren. Sie sind abrufbar über die Homepage der TLL (www.tll.de).
Berechnung des Düngebedarfs
Die Berechnung des Düngebedarfs erfolgt nach der N-Sollwert-Methode (TLLSchriftenreihe, Heft 7/2007, Düngung in Thüringen nach Guter fachlicher Praxis). Bei WiRaps erfolgt seit 2011 eine ertragsabhängige Bedarfsberechnung mit Berücksichtigung
der Bestandsentwicklung und des Blattverlustes über Winter als Zu- oder Abschlag (Tab.
1).
Tabelle 1: Zu- bzw. Abschlag zur N-Düngung bei Winterraps
ohne Blattverlust
Bestand
kg/ha
mit Blattverlust
schwach
normal
kräftig
sehr kräftig
schwach
normal
kräftig
sehr kräftig
10
0
-30
-60
20
20
-20
-40
Eine Möglichkeit zur Berechnung von N-Düngungsempfehlungen für benachbarte Schläge
bietet das PC-Programm „SBA-L“ (www.tll.de/ainfo/prog/sba-l.exe). Damit ist der
Landwirt in der Lage, für jeden seiner Schläge eigene N-Düngungsempfehlungen zu
berechnen und die Ergebnisse zur Dokumentation auszudrucken. Die dafür benötigten
normierten Nmin-Werte kann er den beiden o. g. Quellen entnehmen. Sollten bei der NDüngebedarfsermittlung Unklarheiten bestehen, wenden Sie sich bitte an den
zuständigen Außendienstmitarbeiter der TLL in Ihrer Region.
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Generell gilt lt. § 3 Abs. 5 der DüV, dass Düngemittel mit einem wesentlichen N- oder PGehalt nicht auf überschwemmten, wassergesättigten, gefrorenen oder schneebedeckten
Boden aufgetragen werden dürfen.
Witterungsverlauf
Die Herbstwitterung 2015 ließ eine gute Entwicklung der Pflanzenbestände zu. Regional
überdurchschnittliche Niederschläge und kühlere Temperaturen waren zu verzeichnen,
der erste Schnee im Oktober brachte eine kurze Vegetationsruhe. Die Monate November
und Dezember waren nach Angaben des DWD die wärmsten Monate in Deutschland seit
Beginn regelmäßiger Messungen im Jahre 1881. Ab der 2. Novemberdekade kam es zur
Vegetationsruhe, die jedoch bis Ende Dezember durch zeitweise höhere
Tagesdurchschnittstemperaturen unterbrochen wurde. Im Januar gab es nur eine kurze
Frostperiode mit flächenabdeckendem Schneefall, der verhinderte, dass der Frost tiefer in
den Boden eindrang. Im Februar gab es ebenfalls nur wenige Frosttage, in der 2. Dekade
waren sogar leichte Wachstumsfortschritte zu erkennen. Die Niederschlagsdefizite
konnten erst im Februar aufgeholt werden, die Thüringer Messnetzstandorte hatten ein
relatives Aufkommen von 100 bis 220 %.
Nmin-Richtwerte Frühjahr 2016
Der TLL liegen die Nmin-Ergebnisse von rund 1100 Praxisschlägen vor. Der diesjährige
mittlere normierte Nmin-Gehalt in 0 bis 60 cm Tiefe beträgt 48 kg/ha, mit 22 kg/ha im
Oberboden und 26 kg/ha im Unterboden.
Die Einzelergebnisse weisen eine Spanne von 12 bis 188 kg Nmin/ha in 0 - 60 cm
Bodentiefe auf. Die mittleren Gehalte in den Bodenarten schwanken zwischen 37 kg/ha
auf den leichten bis mittleren Böden und 58 kg/ha auf den schweren Tonschwarzerden.
Die Herbst-Nmin-Gehalte stammen von den Dauertestflächen (DTF) und denen des
Vergleichsflächennetzes (VFN) in Wasserschutzgebieten und waren im Vergleich zu den
Vorjahren deutlich höher. Die Ursachen hierfür könnten mit dem regional niedrigeren
Ertragsniveau 2015, der langen witterungsbedingten Mineralisierung und den fehlenden
Niederschlägen im Herbst sowie einer späten organischen Düngung in Zusammenhang
stehen.
1. In den folgenden Tabellen sind die Ergebnisse nach der Bodenart, der geologischen
Herkunft, den Agrargebieten, den Kreisen und den Hauptfrüchten ausgewertet. Diese
Aufgliederung soll Ihnen helfen, einen für Ihren Standort zutreffenden Nmin-Gehalt zu
charakterisieren.
2. In den Tabellen 2, 4 und 7 sind in Klammern zusätzlich die Medianwerte (Zentralwerte)
angegeben. Abweichungen im Vergleich zu den arithmetischen Mittelwerten
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ermöglichen eine Aussage zur Abweichung von der Normalverteilung für die
Einzelwerte. In den Tabellen 3, 4 und 5 sind außerdem die Differenzen der NminGehalte zum Herbst 2015 aufgeführt.
3. Alle errechneten Ergebnisse basieren auf den durch die Landwirte vorgegebenen
Informationen wie Bestandesentwicklung, Ertragsziel, realisierte mineralische und
organische Düngung, Angaben zu den Blattverlusten bei Winterraps und der genauen
Angabe der Bodenentnahmetiefe. Eine sachgerechte Probenahme mit Entnahme von
zwei Bodenschichten, die generell vor einer Frühjahrs-N-Düngung erfolgt, sind
Voraussetzungen für eine exakte Düngebedarfsermittlung.
Tabelle 2: Mittlerer Nmin-Gehalt nach Bodenarten
Nr.
Bodenart
Symbol
Bodenartengruppe
1
Sand
S
2
schwach lehm. Sand
3
Nmin-Gehalt (kg/ha, 0 bis 60 cm Tiefe) 1)
Frühjahr
2014
Frühjahr
2015
Herbst
2015 2)
Frühjahr
2016 3)
leicht
31
33
-
37 (38)
l´S
leicht
36
32
57
37 (32)
stark lehm. Sand
lS
mittel
42
33
56
37 (31)
4
sand./schluff. Lehm
sL/uL
schwer
51
48
70
47 (38)
5
ton. Lehm bis Ton
t´L-T
schwer
50
48
75
53 (45)
44
sand./schluff. Lehm
sL/uL
Schwarzerde
49
53
76
46 (43)
54
ton. Lehm bis Ton
t´L-T
Schwarzerde
52
54
77
58 (50)
48
48
67
48 (41)
Mittel
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Tabelle 3: Mittlerer Nmin-Gehalt nach geologischer Herkunft
Geologische Herkunft
Flächenanteil (%) am
Untersuchungsumfang
Nmin-Gehalt (kg/ha)1)
Herbst
Frühjahr
Frühjahr
2015
Herbst
2015
Frühjahr
2016
Ab-/Zunahme ü.
Winter
AL-mittlere Böden
9
5
46
67
43
-24
AL-schwere Böden
2
1
73
45
52
7
D3-D4
7
3
33
61
37
-24
D5-D6
1
1
53
47
54
7
Lö1-Lö2
11
22
52
74
53
-21
Lö3-Lö4
5
9
48
66
48
-18
Lö5-Lö6
13
12
43
59
38
-21
oberer Buntsandstein
2
2
37
75
51
-24
mittl./unt.Buntsandstein
18
14
29
57
36
-21
Muschelkalk
8
9
45
81
49
-32
Keuper
8
9
53
88
59
-29
Schiefer
15
11
53
72
56
-16
Zechstein
1
2
46
58
48
-10
Tabelle 4: Mittlerer Nmin-Gehalt nach Agrargebieten
Nmin-Gehalt (kg/ha, 0 bis 60 cm Tiefe) 1)
Nr.
Agrargebiet
1
Frühjahr
2015
Herbst
2015 2)
Frühjahr
20163)
Abnahme ü.
Winter
Thüringer Becken
53
79
54 (45)
-25
2
Ostthüringer Lössgebiet
47
70
48 (41)
-22
3
Randlagen Thüringer Becken
45
72
48 (42)
-24
4
Eichsfeld/Harzvorland
39
49
35 (30)
-14
5
Ostthüringer Buntsandsteingebiet
32
59
38 (30)
-21
6
Thüringer Schiefergebirge
54
80
58 (55)
-22
7
Südwestthüringen
32
60
37 (34)
-23
8
Thüringer Wald/Rhön
34
57
37 (33)
-20
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Tabelle 5: Mittlerer Nmin-Gehalt nach Kreisen
Flächenanteil (%)
am
Untersuchungs- Frühjahr 2015
umfang
Kreise
Stadt Erfurt
Eichsfeld
Nordhausen
Wartburgkreis
Unstrut-Hainich-Kreis
Kyffhäuserkreis
Schmalkalden-Meiningen
Gotha
Sömmerda
Hildburghausen
Ilmkreis
Weimarer Land
Sonneberg
Saalfeld-Rudolstadt
Saale-Holzland-Kreis
Saale-Orla-Kreis
Greiz
Altenburger Land
3
5
4
10
8
8
8
6
4
4
3
7
2
2
5
7
7
7
50
36
45
35
45
58
35
52
66
42
55
51
36
43
41
49
51
48
Nmin-Gehalt in kg/ha 1)
Herbst
2015
Frühjahr 2016 und Abnahme
über Winter
48
59
54
84
90
64
77
81
67
84
63
73
60
67
72
74
68
60
37
39
36
50
43
42
57
69
35
61
53
36
51
50
53
52
49
-11
-20
-18
-34
-47
-22
-20
-12
-32
-23
-10
-37
-9
-12
-19
-22
-19
Tabelle 6: Mittlere Nmin-Gehalte, Ertragserwartung und Düngungsempfehlungen
Hauptfrucht
Wi-Weizen4)
Wi-Raps
Wi-Gerste
Silomais
Wi-Roggen
Wi-Triticale
So-Gerste
Zu-Rübe
Dinkel
Körnererbse
Ackerbohne
Kartoffel
Feldgras
Kleegras
1)
2)
3)
4)
Nmin-Gehalt (kg/ha)
0 bis 60 cm Tiefe 1)
Ø Ertragserwartung und
Spanne
Herbst
20152)
Frühjahr
2016
dt/ha
85
50
66
69
70
86
73
62
77
102
71
59
67
52
38
37
52
36
43
67
68
40
67
65
44
44
30
35-100
30-55
60-100
330-600
60-85
35-80
28-80
450-800
40-80
30-50
30-70
300-500
220-500
250-500
N-BasisSollwert
(1.+2.Gabe)
1. Gabe
1bGabe
2. Gabe
kg/ha
170
160-240
170
190
150
170
90
140
130
40
60
160
130
80
55
100
61
150
62
58
34
82
69
11
22
127
85
60
12
64
21
62
20
25
51
63
24
41
61
Normierter Nmin -Gehalt: Nmin-Gehalt in steinfreiem Boden und auf eine Probenahmetiefe von 0 bis 60 cm (0 bis 30 cm und 30 bis 60
cm) berechnet.
Ergebnisse der Dauertestflächen (DTF) und der Flächen in Wasserschutzgebieten (VFN)
Medianwert (Zentralwert): Der in den Tabellen mitaufgeführte Medienwert verdeutlicht die Verteilung der Einzelergebnisse.
Die N-Düngungsempfehlung enthält keine gegebenenfalls geplante Qualitäts-N-Gabe.
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Smin-Richtwerte Frühjahr 2016
Bei allen Proben des Testflächennetzes der TLL wird der Smin-Gehalt mitbestimmt.
Standorte mit geogen bedingter Sulfatanreicherung (gipshaltige Standorte) sind nicht in
die Berechnungen einbezogen. Der diesjährige mittlere normierte Smin-Gehalt in 0 bis
60 cm Tiefe beträgt 29 kg/ha, mit 8 kg/ha im Oberboden und 21 kg/ha im Unterboden. Er
ist damit doppelt so hoch wie im Vorjahr und steigt mit zunehmendem Tongehalt an.
Tabelle 7: Mittlerer Smin-Gehalt nach Bodenarten
Smin-Gehalt (kg/ha, 0 bis 60 cm Tiefe)1)
Frühjahr 2014 Frühjahr 2015 Frühjahr 2016 3)
13
4
8 (7)
Nr.
Bodenart
Symbol
Bodenartengruppe
1
Sand
S
leicht
2
schwach lehm. Sand
l´S
leicht
25
5
16 (7)
3
stark lehm. Sand
lS
mittel
38
11
19 (11)
4
sand./schluff. Lehm
sL/uL
schwer
44
15
28 (17)
5
ton. Lehm bis Ton
t´L-T
schwer
42
16
28 (16)
44
sand./schluff. Lehm
sL/uL
Schwarzerde
50
18
35 (21)
54
ton. Lehm bis Ton
t´L-T
Schwarzerde
59
27
48 (31)
43
15
29 (16)
Mittel
1)
normierter Smin-Gehalt: Smin-Gehalt in steinfreiem Boden und auf eine Probenahmetiefe von 0 bis 60 cm
(0 bis 30 cm und 30 bis 60 cm) berechnet
Zur Ermittlung des S-Düngebedarfs sind der S-Bedarf der Kultur, der Smin-Gehalt im Boden
sowie die zu erwartende S-Mineralisierung aus der organischen Substanz zu
berücksichtigen. Im Ergebnis langjähriger Thüringer Feldversuche wurden die in Tabelle 8
aufgeführten Richtwerte zur S-Düngung abgeleitet.
Tabelle 8: S-Sollwert und S-Bedarf wichtiger landwirtschaftlicher Ackerkulturen
S-Bedarf
hoch
mittel
niedrig
Kulturen
Winter- und
Sommerraps,
Ölrettich, Öllein
Wintergetreide, Gräser,
Sommergetreide, Hafer,
Futter- und Zuckerrübe
Luzerne, Rotklee,
Mais, Kartoffel
50
40
30
30 - 40
20
20
S-Sollwert
(kg S/ha in 0 – 60 cm)
S-Düngungsempfehlung
(kg S/ha) bei Unterschreiten
des Sollwertes
Impressum
Herausgeber:
Autoren:
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft
Naumburger Str. 98, 07743 Jena
Mail: [email protected]
Sabine Wagner und Dr. Volkmar König (Tel. 03641 683-421)
Dr. Wilfried Zorn (Tel. 03641 683-417)
März 2016
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