Yoga ist Behandlungsoption bei psychischen Störungen

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM160404_UKJ_Yoga.pdf
Yoga ist Behandlungsoption bei psychischen Störungen
Psychologen legen Metastudie zur Wirksamkeit von körperorientiertem
Yoga vor
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Yoga ist eine weit verbreitete Freizeitaktivität und gilt damit
als niedrigschwelliger, gut akzeptierter Therapieansatz. Es ist kostengünstig und hat kaum Risiken
oder Nebenwirkungen - aber wirkt es auch? Bei körperlichen Beschwerden, z. B. bei chronischen
Schmerzen und bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der positive Effekt von Yoga gut belegt. Wie
wirksam körperorientiertes Yoga in der Behandlung psychischer Störungen ist, haben Psychologen
des Universitätsklinikums und der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einer Metaanalyse
untersucht, die jetzt im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde.
In über 2600 Fachveröffentlichungen fanden die Wissenschaftler letztlich 25 Studien, die den
Qualitätsvoraussetzungen genügten. "Wesentlich für die Auswahl war, dass die Untersuchungen
Gruppen mit und ohne Yoga gegenüberstellten und die Aufteilung der Studienteilnehmer in diese
Gruppen zufällig erfolgte. Das Yoga musste explizit als Hatha-Yoga bezeichnet sein bzw. Atemund Körperübungen umfassen", so die Studienleiterin PD Dr. Jenny Rosendahl vom Institut für
Psychosoziale Medizin und Psychotherapie des Uniklinikums Jena. Insgesamt waren über 1300
Probanden in die betrachteten Studien eingeschlossen, die zu einem großen Teil in den USA und
Indien durchgeführt worden waren.
In diesen Untersuchungen wurde Yoga zur Behandlung verschiedener psychischer Störungen
eingesetzt: Ein großer Teil der Studien betrachtete Patienten mit Schizophrenien und
Depressionen, aber auch bei Substanzabhängigkeiten, Angst- und anderen Störungen
absolvierten die Probanden Yoga-Übungen - immer in Gruppen und unter Anleitung eines
Yoga-Lehrers. Jenny Rosendahl. "Meist erfolgte das Training ergänzend zu einer medikamentösen
Behandlung, die teilweise auch von anderen therapeutischen Interventionen begleitet wurde. Doch
gab es auch Studien mit Yoga als alleinige Therapie." Die Kontrollgruppen erfuhren meist keine
zusätzliche Behandlung, in einigen Studien wurde das Yoga mit Sport, Aufmerksamkeitskontrolle
oder Psychotherapie verglichen.
Effektive Ergänzung zur medikamentösen Behandlung
"Insgesamt zeigte sich ein signifikanter Effekt von Yoga, was die Linderung der Symptome der
betrachteten Störungen anbetrifft. Allerdings waren die Studieneffekte sehr heterogen", fasst Jenny
Rosendahl das Ergebnis zusammen. Im Vergleich mit Sport oder Aufmerksamkeitskontrolle erwies
sich Yoga als leicht effektiver. Als Ergänzung zu einer medikamentösen Behandlung war Yoga
etwa genauso wirksam wie eine psychotherapeutische Standardbehandlung.
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Die Wissenschaftler weisen aber auch auf Einflussfaktoren hin, die es weiter zu untersuchen gilt.
So fand sich in jüngeren Arbeiten ein geringerer positiver Effekt, was die Autoren der
zunehmenden Standardisierung der Studien zurechnen. Auch profitierten ambulant und stationär
behandelte Probanden weniger vom Yoga als Studienteilnehmer, die sich gerade nicht in
Behandlung befanden. Also auch die Schwere der Störung könnte eine Rolle spielen.
"Körperorientiertes Yoga sollte als ergänzende Behandlungsmöglichkeit bei psychischen
Störungen in Betracht gezogen werden", so Jenny Rosendahl. "Es kann störungsspezifische
Symptome reduzieren und zur Verbesserung von Wohlbefinden und Lebensqualität beitragen. Um
die spezifischen Effekte von Yoga besser bewerten zu können, sind aber weitere, qualitativ
hochwertige Studien notwendig."
Originalpublikation:
Klatte R, Pabst S, Beelmann A, Rosendahl J: Wirksamkeit von körperorientiertem Yoga bei
psychischen Störungen: Systematische Literaturübersicht und Meta-Analyse. Deutsches Ärzteblatt
International 2016; 113(12): 195-202. doi: 10.3238.arztebl.2016.0195
Kontakt:
PD Dr. Jenny Rosendahl
Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 935482
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 04.04.2016 09:24 Uhr
Psychologen legen Metastudie zur Wirksamkeit von körperorientiertemYoga vor
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