Forschergruppe „Diskursivierungen von Neuem. Tradition und

Forschergruppe „Diskursivierungen von Neuem. Tradition und Novation in Texten des Mittelalters
und der Frühen Neuzeit“
Teilprojekt 04: „Denkformen des Neuen in der venezianischen Kunstliteratur des Cinque- und
Seicento“
Prof. Dr. Valeska von Rosen, Kunstgeschichtliches
Universitätsstraße 150, 44780 Bochum
Institut,
Ruhr-Universität
Ziel des Teilprojekts ist es zu zeigen, dass es in der italienischen Kunstliteratur der Frühen
Neuzeit plurale Denk- und Argumentationsfiguren für ‚das Neue‘ und die Relationierung von
Vergangenheit und Gegenwart in den Künsten gab, die in ihrer Diversität bislang erst in
Ansätzen wahrgenommen wurden. Während bezüglich der Konstruktion des Vergangenen und
der auf ihr basierenden Entwürfe des Gegenwärtigen in der Forschung Giorgio Vasaris
Kunstgeschichtskonstrukt große Aufmerksamkeit erhielt, das die Entwicklung ‚der Kunst‘ vom
ausgehenden Mittelalter bis zur Hochrenaissance auf der Basis normativ gesetzter Kategorien
als lineare Fortschrittsgeschichte bestimmt und der Disziplin auch die epochalen
Binneneinteilungen (Frührenaissance = seconda età, Hochrenaissance = maniera moderna
oder nova) vermittelt hat, geht es im vorliegenden Projekt um den Nachweis, dass in der
übrigen italienischen Kunstliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts, teilweise unabhängig,
teilweise in ostentativer Distanzierung von Vasari alternative Denkmuster hinsichtlich der Frage
entwickelt wurden, wie und auf welchen Ebenen sich Neuheit in den Künsten manifestiert und
vom Vorgängigen und Tradierten unterscheidet. Exemplarisch soll dies im vorliegenden Projekt
für die venezianische Kunstliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts untersucht werden, weil in ihr,
wie zu zeigen ist, der Reflexionsgrad dieser Themen besonders hoch ist.
04 Thinking Innovation in Venetian Literature on Art of the Cinquecento and Seicento
The sub-project posits that Early Modern Italian literature on art exhibits a marked plurality in its
intellectual engagement with the 'new' and in its conceptualization of the relationship between
the past and the present in the arts, a diversity which has yet to receive full recognition. As far as
the construction of the past and the corresponding conceptualization of the present are
concerned, Giorgio Vasari's notion of art history has been the subject of extensive research.
Vasari envisaged the development of 'the arts' from the Late Middle Ages to the High
Renaissance as a linear narrative of progress based on normative categories of his own making,
bequeathing to the discipline a rigid internal scheme of periodization in the process. This project,
by contrast, sets out to demonstrate that the Italian literature on art of the 16th and 17th
centuries as a whole develops alternative intellectual responses – partly independently, partly in
conscious opposition to Vasari – to the issue of how and on what levels artistic
innovation/novelty becomes manifest, and how the ‘new’ differs from the ‘established’ and
‘traditional’. The specific case this project focuses on is the Venetian literature on art written in
the 16th and 17th centuries, because it displays a remarkable level of theoretical reflexivity, on
the one hand, and an equally impressive ability to directly address the issues involved, on the
other.
Bochum,