Der Disput um die Lehren Ibn al-ʿArabīs am Rasulidischen Hof

Dr. Vivian Strotmann (http://www.khk.ceres.ruhr‐uni‐bochum.de/en/people/details/vivian‐strotmann/ ) Managing Editor Entangled Religions ‐ Interdisciplinary Journal for the Study of Religious Contact and Transfer (http://er.ceres.rub.de/ ) Käte Hamburger Kolleg Ruhr‐Universität Bochum Universitätsstraße 90a 44789 Bochum Germany ABSTRACT ZUR BEWERBUNG FÜR DIE KONFERENZ „FAKTEN VERKNÜPFEN, ERKENNTNISSE SCHAFFEN? HISTORISCHE NETZWERKFORSCHUNG IN WISSENS – UND WISSENSCHAFTSGESCHICHTE“ Der Disput um die Lehren Ibn al‐ʿArabīs am Rasulidischen Hof – Tauziehen zwischen einem Herrscher, einem Lexikographen und mehreren Rechtsgelehrten In der Orientalistik/Islamwissenschaft nimmt die biographische und netzwerkorientierte Forschung eine wichtige Rolle ein. Dies ist u.a. durch die wichtige Rolle bedingt, die Überlieferungswege und Lehrtraditionen für die autoritative Weitergabe von Wissen spielen. Dadurch kommt auch dem Wettstreit verschiedener Meinungen und der Konkurrenz zwischen den sie vertretenden Personen/Personenkreisen besondere Bedeutung zu. Die Dispute über Ibn al‐ʿArabī am Rasulidischen Hof um 1400 zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Konstellation einzelner Menschen aus, die zugleich verschiedene Machtpotenziale und Interessen repräsentieren und vertreten: Ein Herrscher, der seine Sympathien für Sufismus gegen einen Teil seines Hofstaates verteidigen muss, Vertreter dieser entgegengesetzten Ansichten aber zugleich in Amt und Würden einsetzt. Ein Lexikograph, vom Sultan an den Hof gerufen, der nicht nur zum Schwiegervater des Herrschers aufsteigt, sondern – trotz mangelnder rechtlicher Kenntnisse – auch zum obersten Richter des Jemen, um die Lehren Ibn al‐ʿArabīs zu verteidigen. Die Rechtsgelehrten, die sich gegen eben jene Lehren aussprechen, zugleich aber vom Herrscher dazu angehalten werden, ihren Widersacher, den Lexikographen Majd al‐Dīn al‐Fīrūzābādī, rechtlich zu schulen. Gegen diese Allianz helfen ihnen auch Intrigen nichts. Das Scheitern einzelner Personen und Gruppen und das untereinander gegebene Für und Wider, inklusive starker Anschuldigungen auf beiden Seiten, werden in der Überlieferung energisch diskutiert. Um das Tauziehen an diesem wichtigen Wendepunkt in der islamischen Geistesgeschichte zu beleuchten – hätten die Widersacher al‐Fīrūzābādī’s die Oberhand bekommen, wäre eine der bedeutendsten sufischen Strömungen im Jemen unter Umständen unterdrückt worden – , ist ein genaues Bild der Akteure und der durch sie repräsentierten Gruppen, von zentraler Bedeutung. Diese Konstellationen würde ich, aufbauend auf den in meiner kürzlich erschienen Doktorarbeit (http://www.brill.com/products/book/majd‐al‐din‐al‐firuzabadi‐1329‐1415) skizierten Erkenntnissen, gerne auf der Tagung präsentieren.