Gesundheit und Krankheit im Alter von 100 Jahren

MEDIZIN
ORIGINALARBEIT
Gesundheit und Krankheit im Alter
von 100 Jahren
Befunde der Zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie
Daniela S. Jopp, Kathrin Boerner, Christoph Rott
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Hundertjährigen-Studien aus zahlreichen Ländern weisen darauf
hin, dass das Alter von 100 Jahren in der Regel mit starken Gesundheitseinschränkungen einhergeht. Die vorliegende Studie ergänzt die Kenntnisse aus
anderen Ländern durch die Beschreibung von gesundheitlichen Problemen
deutscher Hundertjähriger.
Methode: In der Zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie wurden 112 Personen im Alter von 100 Jahren (100,45 Jahre; Standardabweichung
[SD] = 0,47; 89 % Frauen) oder eine nahestehende Person zu aktuellen und
chronischen Krankheiten und Schmerzen befragt.
Ergebnisse: Die Teilnehmer zeigten eine hohe Komorbidität mit durchschnittlich fünf Erkrankungen (5,3; SD = 2,20). Eingeschränktes Sehen und/oder Hören (bei 94 %), Mobilitätseinschränkungen (72 %) sowie Erkrankungen des
Bewegungsapparats (60 %) waren am häufigsten. Herz-Kreislauf-Erkrankungen (57 %) und Probleme mit dem Harnsystem (55 %) waren ebenfalls weit
verbreitet. Häufige Schmerzen berichteten 30 % der Hundertjährigen. 36 %
derjenigen, die Schmerzen hatten, berichteten, dass diese stärker als erträglich waren.
Schlussfolgerungen: Deutsche Hundertjährige haben eine beträchtliche Anzahl
von Krankheiten, besonders häufig waren sensorische Beeinträchtigungen und
Mobilitätsprobleme. Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren als einzige potenziell
tödliche Krankheitsgruppe weit verbreitet. Das häufige Vorliegen von unbehandeltem Schmerz scheint alarmierend; zukünftige Studien sollten diesem Befund weiter nachgehen. Das Erkrankungsprofil der Hundertjährigen verdeutlicht, dass auch im sehr hohen Alter eine Verbesserung der Lebensqualität
durch verfeinerte Diagnostik und optimales Krankheitsmanagement möglich
ist. Mobilitäteinschränkungen könnten durch vorbeugende Maßnahmen adressiert werden.
►Zitierweise
Jopp DS, Boerner K, Rott C: Health and disease at age 100—findings
from the Second Heidelberg Centenarian Study.
Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 203–10. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0203
University of Lausanne, and Swiss Centre of Competence in Research LIVES. Overcoming Vulnerability:
Life Course Perspectives, Switzerland: Prof. Dr. phil. Jopp Ph.D.
University of Massachusetts Boston, USA: Boerner, Ph.D .
Heidelberg University: Dr. phil. Rott
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 12 | 25. März 2016
ersonen sehr hohen Alters (das heißt 80 Jahre
oder älter) stellen die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe in den meisten Industrieländern dar (1). Dazu zählen auch die Hundertjährigen,
die Ältesten dieser Gruppe. Der Volkszählung zufolge ist die Anzahl der deutschen Hundertjährigen im
Zeitraum von 2000 bis 2011 von 5 937 auf 13 445
angestiegen, was einer Zunahme von 126 % entspricht. Prognosen lassen eine weitere Beschleunigung dieses Trends erwarten (2). Diese Entwicklung
weckt Befürchtungen bezüglich der Zunahme von
Personen, die ihr fortgeschrittenes Alter in schlechter
Gesundheit erleben könnten, dem damit verbundenen
Versorgungsbedarf und den das Gesundheitssystem
belastenden Kosten (3). Eine solide Evidenzgrundlage zum Erkrankungsvorkommen im fortgeschrittenen Alter ist daher unabdingbar. Die vorliegende
Arbeit hat das Ziel, häufige Erkrankungen bei deutschen Hundertjährigen zu identifizieren.
Hundertjährige wurden lange als Model eines gelingenden Alterns diskutiert, da sie die meisten ihrer Altersgenossen überlebt haben. Jedoch belegen Studien
weltweit, dass mit einem Alter von 100 Jahren häufig
eine hohe Morbiditätsrate und eine schlechte funktionelle Gesundheit einhergehen (4–7) (Tabelle 1). Beispielsweise litten circa 97 % der an der Tokyo Centenarian Study teilnehmenden Hundertjährigen an chronischen Erkrankungen (8). Die repräsentative Danish
Centenarian Study fand unter 207 Hundertjährigen nur
eine Person ohne gesundheitliche Beeinträchtigung;
im Schnitt lagen vier akute oder chronische Erkrankungen vor (9). Manche Studien berichteten jedoch eine deutlich geringere Komorbidität: Eine Studie zu
griechischen Hundertjährigen ermittelte im Durchschnitt nur eine Erkrankung (10). In der New England
Centenarian Study (NECS) hatten 32 % der männlichen und 15 % der weiblichen Hundertjährigen keine
der zehn häufigsten, altersassoziierten Krankheiten
wie etwa Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Schlaganfälle oder Krebs (11). Die Gründe für derart inkonsistente Ergebnisse sind unklar. Mögliche Ursachen
sind unterschiedliche methodische Ansätze wie Stichprobengewinnung (zum Beispiel populationsbezogen
vs. Selbstnominierung) oder die Art der berücksichtigten Informationen (zum Beispiel Krankenakten versus
Selbsteinschätzung).
P
203
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TABELLE 1
Ausgewählte internationale Hundertjährigen-Studien: Erkrankungsprävalenz (%, gerundet)
1895 Cohort
(Dänemark)
NECS
(USA)
Georgia
(USA)
Ontario
(Kanada)
Sydney
(Australien)
Tokio
(Japan)
N
206
424
244
704
200
302
Alter
100
97–119
98–108
100
95–106
99–103
Erhebungsart
A, U
S, L
A, S
A, L
S, L
U, S
Katarakt
82
Arthritis
46
54
56
Osteoporose
Brüche
38
Hypertonie
52
Herzerkrankungen
chronische Herzinsuffizienz
32
Angina pectoris
28
43
16
27
40
41
40
60
18
24
17
37
*4
29
10
Herzinfarkt
13
Inkontinenz
60
häufige Harnwegsinfektionen
Prostatabeschwerden
7
33*1
neurologische/Gehirnerkrankungen
Demenz/starke kognitive Beeinträchtigung
Schlaganfall
16*8
7
51
58
9
15
Parkinson
2
4*5
6
2
Lungenentzündung
40
13
6*2
Lungenerkrankung
Diabetes mellitus
10
31*2, 12*6
1
4
Schilddrüsenerkrankung
9
13
19
7
25
11
Magen-Darm-Erkrankung
Krebserkrankung
63
6
21
12
*3
5
Krebs (ohne Haut)
20*3
Hautkrebs
12*3
15
*7
10
1*9
Hauterkrankung
A: medizinische Aufzeichnungen; U: Untersuchung im Rahmen der Studie; S: Selbstbericht durch Hundertjährigen und primäre Ansprechpartner; L: Liste mit bestimmten Erkrankungen.
*1Prostatahypertrophie; *2chronisch obstruktive Lungenerkrankung; *3Diagnose bezogen auf gesamte Lebenszeit; *4ischämische Herzerkrankung; *5Subgruppe 100 +; *6Asthma; *7Krebsdiagnose seit 1964; *8zerebrovaskuläre Erkrankung; *9Kollagenerkrankung; 1895 Cohort Study: Andersen-Ranberg et al., 2001 (9); NECS: Evert et al., 2003 (11); Georgia Centenarian Study: Davey et
al., 2010 (6); Ontario Centenarian Study: Rochon et al. 2014 (3); Sydney Centenarian Study: Sachdev et al., 2013 (7); Tokyo Centenarian Study: Takayama et al., 2007 (8).
Außerdem variieren die Berichte zu bestimmten
Krankheitsbildern. Ein häufiger Befund ist die hohe
Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (12). Dieses Krankheitsbild hatte die höchste Prävalenz bei den
dänischen Hundertjährigen (72 %) (9). Konkret wurde
chronische Herzinsuffizienz bei 32 % der Dänen diagnostiziert, was mit der Prävalenz bei kanadischen
Hundertjährigen übereinstimmte (35 %) (3). In der
NECS kamen Herzerkrankungen am häufigsten vor
(Männer: 42 %; Frauen: 40 %) (11). Hypertonie zählte
zu den häufigsten Erkrankungen bei dänischen (52 %)
(9), griechischen (51 %) (10) sowie japanischen Hun-
204
dertjährigen (63 %) (8), wurde jedoch in NECS weniger häufig festgestellt (19 % bei Männern, 35 % bei
Frauen) (11).
Sensorische Beeinträchtigungen sind bei Hundertjährigen ebenfalls häufig, obwohl die Prävalenzraten
auch hier variieren: In der NECS zählte der graue Star
zu den häufigsten Erkrankungen (82 %), jedoch war
die Prävalenzrate bei den Hundertjährigen in Tokio nur
etwa halb so hoch (46 %) (8). Griechische Hundertjährige litten häufig unter eingeschränktem Seh- (74 %)
und Hörvermögen (72 %) (10). In der Fordham Centenarian Study wiesen 38 % der 95- bis 107-jährigen
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TABELLE 2
Stichprobenbeschreibung und Selektivität: Hauptuntersuchung (umfassendes Interview zu Hause; N = 112) versus Basisinformationen
(telefonisches Kurzinterview; N = 80)
Hauptuntersuchung
Basisinformationen*3
M (SD) or N (%)
M (SD) or N (%)
t or χ2
p
100,45 (,47)
100,49 (,39)
0,60
,55
Geschlecht (weiblich)
100 (89)
71 (89)
0,01
,91
Privathaushalt
65 (58)
41 (51)
0,87
0,35
alleine
20 (18)
22 (28)
2,54
0,11
7,03
0,03
2,17
0,54
Alter
Bildung
Grundschule
66 (61)
60 (79)
Mittelstufe
31 (28)
11 (14)
12 (11)
5 (7)
verheiratet
4 (4)
1 (1)
verwitwet
93 (83)
71 (89)
4 (4)
1 (1)
Gymnasialabschluss und höher
*1
Familienstand
geschieden
ledig
11 (10)
7 (9)
82 (73)
62 (78)
0,46
0,50
Kinder Anzahl
1,83 (,86)
2,31 (1,69)
2,04
0,05
IADL
4,72 (3,91)
n/a
PADL
8,36 (3,91)
6,08 (4,37)
3,68
0,00
GDS
3,35
4,50
3,81
0,00
Einkommen nicht ausreichend
15 (14)
n/a
Einkommen reicht gerade so aus
51 (49)
n/a
Einkommen ausreichend, kleine Extras möglich
18 (17)
n/a
Geld ist kein Problem
21 (20)
n/a
3,40
0,49
2 (2)
0 (0)
Kind
62 (65)
46 (63)
andere Verwandte
19 (20)
20 (27)
Freund
9 (9)
4 (5)
gesetzlicher Vormund
4 (4)
3 (4)
lebende(s) Kind(er)
Einkommen*
2
primärer Ansprechpartner
Ehepartner
IADL: Erweiterte Alltagskompetenz, Werte 0 bis 14, höhere Werte bedeuten größere Alltagskapazität und größere Unabhängigkeit;
PADL: Basale Alltagskompetenz, Werte und Interpretation siehe IADL; GDS: Global Deterioration Scale, Werte von 1 (kein kognitiver Abbau) bis 7 (sehr schwerer kognitiver Abbau,
schwere Demenz); n/a: nicht vorhanden. Fett gedruckte Zahlen indizieren signifikante Unterschiede zwischen den Teilnehmern der Hauptuntersuchung und der telefonischen Kurzbefragung.
*1
Schließt das deutsche Abitur und Hochschulausbildung mit ein.
*2
Vergleich nicht möglich, da Angaben in Basisinformation nicht enthalten.
*3
Sieben Hundertjährige lieferten selbst die Basisinformationen. Die restlichen Angaben stammen von primären Ansprechpartnern (n = 72).
New Yorker Teilnehmer gleichzeitig Seh- und Hörbeeinträchtigung auf, 18 % litten nur unter Höreinbußen,
während bei 17 % nur ein Sehdefizit vorlag (13).
Weitere Diagnosen mit hoher Prävalenzrate waren,
wie etwa in der Danish Centenarian Study berichtet,
Harninkontinenz (60 %), Osteoarthritis (54 %), Demenz (51 %) und Prostatahypertrophie (33 % der
männlichen Hundertjährigen) (9).
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Für Deutschland sind nur begrenzt Informationen
zu Gesundheitsproblemen bei Hundertjährigen verfügbar. Während sich die erste Heidelberger Hundertjährigen-Studie (14) auf die Erfassung der funktionalen Gesundheit, kognitiver Funktionstüchtigkeit
und Pflegebedarf beschränkte (zum Beispiel [15,
16]), wurden in der Zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie (17) detaillierte Gesundheitsinfor-
205
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mationen gesammelt. Die vorliegende Arbeit untersucht die Prävalenz von akuten oder chronischen Erkrankungen unter den deutschen Hundertjährigen.
TABELLE 3
Prävalenz akuter und chronischer Gesundheitsbeschwerden (N = 112)
n
%
105
93,8
Mobilitätsprobleme
81
72,3
Stürze*1
79
70,5
Gleichgewichtsprobleme/Gehbehinderungen
15
13,4
muskuloskelettale Erkrankungen
67
59,8
Arthritis
58
51,8
Osteoporose
27
24,1
6
5,4
sensorische Beeinträchtigungen (Sehen, Hören)
Brüche
Hüftprobleme
4
3,6
Herz-Kreislauf-Beschwerden
64
57,1
Bluthochdruck
50
44,6
Herzerkrankungen
35
31,3
Kreislauf-Beschwerden
6
5,4
Harnwegsbeschwerden
62
55,4
Inkontinenz
54
48,2
häufige Harnwegsinfekte
14
12,5
Prostatabeschwerden*2
8
66,7
Nierenerkrankungen
6
5,4
neurologische/Gehirnerkrankungen
45
40,2
Demenz/kognitive Beeinträchtigung
37
33,0
Schlaganfall*1
13
11,6
Parkinson
1
0,9
Lungenerkrankung
17
15,2
Lungenentzündung*1
13
11,6
chronische Lungenerkrankung
6
5,4
endokrinologische Erkrankungen
14
12,5
Diabetes mellitus
12
10,7
2
1,8
Magen-Darm-Erkrankungen
16
14,3
Darmbeschwerden
13
11,6
Verstopfung
2
1,8
Gallenbeschwerden
1
0,9
Zirrhose oder andere Leberbeschwerden
0
0
Schmerzerkrankungen
8
7,1
Krebserkrankungen (akut)
7
6,3
Krebs (ohne Hautkrebs)
4
3,6
Hautkrebs
3
2,7
Hauterkrankungen
2
1,8
andere Beschwerden*3
6
5,4
Schilddrüsenerkrankung
Alle Erkrankungen sind hier aufgelistet, die entweder aufgrund der verwendeten
Erkrankungsliste direkt erfragt wurden oder die im Rahmen „andere Erkrankungen“ benannt und
anschließend kodiert wurden. Da die Studienteilnehmer mehr als eine Erkrankung in den untergeordneten
Kategorien haben konnten (zum Beispiel Herzerkrankung und Bluthochdruck) summieren sich die Angaben
dieser Unterkategorien nicht zu den Angaben der übergeordneten Kategorien auf.
*1
seit Alter 95; *2 n = 12 Männer; *3 andere Beschwerden enthält: restless legs (n = 1);
Schlafstörungen (n = 1); Wasser in der Lunge (n = 1); Koordinationsprobleme (n = 1);
Schluckbeschwerden (n = 1); Probleme mit Feinmotorik (n = 1) und häufige Augeninfektionen (n = 1).
206
Methoden
Stichprobe
Die Stichprobe bestand aus 112 Hundertjährigen (Mittelwert [M] = 100,45 Jahre; Standardabweichung
[SD] = 0,47) der populationsbasierten Zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie (HD100-II) (17). Die
meisten Teilnehmer waren genau 100 Jahre alt, 5 % waren 99 Jahre alt und 10 % waren zwischen 101 und 103.
Zur Rekrutierung baten wir die Kommunalverwaltungen von Heidelberg und den umliegenden Gemeinden
(circa 60 km um Heidelberg) um die Kontaktdaten aller
Personen, die 1911/12 geboren waren. Alle 485 nominierten Personen wurden zur Studienteilnahme eingeladen. Es wurden keine Ausschlusskriterien angewandt.
Von diesen Personen waren 298 zwischen Nominierung
und erster Kontaktaufnahme verstorben, verweigerten
die Teilnahme, oder es konnte kein Kontakt hergestellt
werden. Von den verbleibenden 187 Personen machten
sieben Hundertjährige sowie 73 primäre Ansprechpartner lediglich telefonische Basisangaben. Eine darüber
hinausgehende Teilnahme wurde aus folgenden Gründen verweigert: Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten/Demenz (43 %), Sorge, die Befragung könnte anstrengend sein (28 %), Desinteresse (16 %), schlechte
körperliche Verfassung (9 %) und Sonstiges (4 %). Insgesamt stimmten 107 Hundertjährige beziehungsweise
ihre primären Ansprechpartner einem persönlichen Gespräch zu. Fünf weitere Hundertjährige nominierten sich
selbst, nachdem sie von der Studie erfahren hatten. Es
nahmen demzufolge 112 Hundertjährige an der Hauptuntersuchung teil, die in deren Privatwohnung beziehungsweise Alten- oder Pflegeeinrichtung durchgeführt
wurde. Konkret machten 94 Hundertjährige selbst Angaben. Hinzu kamen primäre Ansprechpartner, die den
Bericht des Hundertjährigen vervollständigten (n = 78).
War der Hundertjährige nicht mehr zu zuverlässigen
Antworten in der Lage (zum Beispiel aufgrund kognitiver Beeinträchtigung), so wurde der primäre Ansprechpartner zur zentralen Informationsquelle (n = 18). Vergleiche zwischen den Teilnehmern der Hauptuntersuchung und jenen, die nur Basisinformationen zur Verfügung stellten, deuten darauf hin, dass die Teilnehmer der
Hauptuntersuchung ein höheres Bildungsniveau, weniger Kinder, eine bessere Alltagskompetenz sowie eine
höhere kognitive Leistungsfähigkeit hatten (Tabelle 2).
Instrumente
Akute und chronische Gesundheitsbeschwerden. Die
Hundertjährigen (beziehungsweise ihre primären Ansprechpartner) wurden gefragt, ob sie eine der folgenden
akuten oder chronischen Gesundheitsbeschwerden hatten:
Bluthochdruck, Herzerkrankung, Diabetes mellitus, chronische Lungenerkrankungen, Geschwüre oder andere
schwerwiegende Magenbeschwerden, Zirrhose oder andere Leberbeschwerden, Nierenerkrankung, häufige
Harnwegsinfekte, Inkontinenz, Prostatabeschwerden,
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 12 | 25. März 2016
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Seh- oder Hörprobleme, Arthritis, Osteoporose, andere
Krankheiten (nachträglich kodiert), sowie Schlaganfall,
Stürze, Lungenentzündung und Krebs (seit dem Alter von
95). Demenz/kognitive Beeinträchtigung wurde durch die
Schwellenwerte zweier Demenz-Screening-Instrumente
ermittelt: Diese lag vor bei Werten von 4 oder mehr (das
heißt starker Abnahme der kognitiven Fähigkeiten) auf
der vom Interviewer eingeschätzten Global Deterioration
Scale (GDS) (18), oder bei 10 oder weniger Punkten im
verkürzten Mini-Mental-Status-Test (short MMST; maximal 21 Punkte) (19). Der verkürzte MMST enthält ausgewählte Fragen des ursprünglichen MMST, deren Antworten nicht durch die bei Hundertjährigen häufig beobachteten schlechten Sinnesfunktionen verzerrt werden (20).
Schmerzen – Die Hundertjährigen wurden gefragt,
wie oft sie unter Schmerzen litten (0 = nie, 1 = selten,
2 = gelegentlich [ein- bis zweimal monatlich; bei bestimmten Bewegungen], 3 = häufig [oft; immer nachts,
am Morgen], 4 = ständig [meistens, den ganzen Tag
lang, jede Bewegung tut weh]). Die Schmerzintensität
wurde auf einer Skala von 0 bis 10 gemessen (Ankerpunkte: 0 = keine Schmerzen, 3 = erträglich, 7 = stark,
10 = sehr stark/unerträglich).
Statistische Analyse – Die vom Hundertjährigen
oder vom primären Ansprechpartner gemachten Angaben zu Erkrankungen wurden kombiniert, da diese
kaum voneinander abwichen (das heißt alle angegebenen Krankheitsbilder wurden berücksichtigt). Im Falle
einer Abweichung bezüglich schwerwiegender Gesundheitsprobleme (zum Beispiel Krebs) wurden die
primären Ansprechpartner um Klarstellung gebeten.
Angaben zu Schmerzen wurden nur vom Hundertjährigen erfragt. Die Daten wurden mit SPSS analysiert. Zusammenhänge wurden mit Pearson-Produkt-MomentKorrelationen und χ2-Tests geprüft.
Ergebnisse
Akute und chronische Gesundheitsbeschwerden
Sensorische Beeinträchtigungen kamen am häufigsten
vor: 94 % gaben Seh- und/oder Hörbeeinträchtigungen
an (Tabelle 3). Eingeschränkte Mobilität bestand bei
72 %, einschließlich Stürze (71 %) und Gleichgewichtsprobleme/Gehbehinderungen (13 %). Muskuloskelettale
Erkrankungen lagen bei 60 % vor, wobei über die Hälfte
der Studienteilnehmer unter Arthritis und etwa ein Viertel
unter Osteoporose litten. Herzerkrankungen und Harnwegsprobleme hatten vergleichbare Prävalenzraten, wobei über die Hälfte der Gruppe betroffen war (57 % und
55 %). Bei Harnwegsbeschwerden wurde Inkontinenz
von nahezu der Hälfte der Hundertjährigen angegeben,
66 % der männlichen Hundertjährigen litten unter Prostatabeschwerden. Die häufigste kardiovaskuläre Erkrankung war Bluthochdruck (45 %) gefolgt von anderen
Herzerkrankungen (31 %). Neurologische Erkrankungen/Gehirnerkrankungen bestanden bei 40 % der Teilnehmer: 33 % zeigten eine stark eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit/Demenz und 12 % gaben an, seit
dem 95. Lebensjahr einen Schlaganfall erlitten zu haben.
Andere Erkrankungen, die von 12 bis 15 % der Studienteilnehmer erwähnt wurden, waren: AtemwegserDeutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 12 | 25. März 2016
Komorbidität:
Anzahl der
Hundertjährigen mit
1 bis 12 akuten
und chronischen
Gesundheitsbeschwerden
(M = 5,32;
SD = 2,20)
M, Mittelwert; SD
Standardabweichung
GRAFIK
Häufigkeit
25
20
15
10
5
0
0
2
4
6
8
10
12
Anzahl akuter und
chronischer Gesundheitsbeschwerden
krankungen (15 %; am häufigsten Lungenentzündung:
12 %); Magen- und Darmkrankheiten (14 %; am häufigsten Darmerkrankungen: 12 %); endokrinologische
Erkrankungen (13 %; am häufigsten Diabetes mellitus:
11 %).
Komorbidität
Hundertjährige hatten im Schnitt fünf akute beziehungsweise chronische Gesundheitsbeschwerden
(M = 5,3; SD = 2,20; Median = 5,00; 25 % = 4,00;
75 % = 7,00) (Grafik). Kein Hundertjähriger war ohne
gesundheitliche Beeinträchtigung:
● vier (4 %) hatten eine Erkrankung
● dreizehn (12 %) hatten zwei und
● neun (8 %) hatten drei Erkrankungen.
Vier beziehungsweise fünf Erkrankungen betrafen
jeweils 23 (21 %) beziehungsweise 19 (17 %) Teilnehmer. Bei vier Hundertjährigen lagen zehn Erkrankungen vor, ein Studienteilnehmer wies die Höchstzahl von
elf Erkrankungen vor.
Betrachtet man die Krankheiten mit dem höchsten
Sterblichkeitsrisiko, nämlich Herzkrankheiten, Schlaganfall und Krebserkrankungen (ohne Hautkrebs; früher oder
aktuell), so ist bemerkenswert, dass 67 (60 %) der Hundertjährigen von keiner dieser Erkrankungen betroffen
waren. 34 (30 %) hatten nur eine, und elf (10 %) hatten
nur zwei dieser Erkrankungen. Alle drei Erkrankungen
kamen bei keinem Hundertjährigen vor.
Schmerzhäufigkeit und -intensität
Fragen zu Schmerzen wurden von 80 Hundertjährigen
beantwortet. Von dieser Gruppe berichteten 17 (21 %)
nie, 20 (25 %) selten und 19 (24 %) gelegentlich
Schmerzen zu haben. Etwa 30 % gaben an, Schmerzen
207
MEDIZIN
TABELLE 4
Zusammenhang zwischen Schmerzen und Gesundheitsbeschwerden (nur solche Erkrankungen sind aufgeführt, die einen
signifikanten Zusammenhang mit entweder Schmerzhäufigkeit oder Schmerzstärke aufweisen)
Schmerzhäufigkeit*1
hoch
%
%
Mobilitätsprobleme
83,9
75,0
0,88
muskuloskelettale Erkrankungen
57,1
83,3
5,07
neurologische Erkrankung/Gehirnerkrankung
26,8
8,3
8,0
42,9
Schmerzerkrankung
*1
*2
p
χ2
p
61,9
4,66
0,049
85,7
3,59
0,06
18,9
0
4,52
0,03
10,5
41,7
4,08
0,04
gering
hoch
%
%
0,35
86,5
0,02
62,2
3,42
0,06
6,69
0,01
Schmerzhäufigkeit: gering = hat selten oder gelegentlich Schmerzen; hoch = hat häufig oder ständig Schmerzen.
Schmerzstärke; gering = hat geringe oder erträgliche Schmerzen; hoch = hat Schmerzen, die stärker als erträglich sind.
oft (n = 15; 19 %) oder ständig (n = 9; 11 %) zu empfinden. Von denjenigen, die berichteten Schmerzen zu
haben, sagten die meisten, dass diese „erträglich“ seien
(57 %); vier (7 %) hatten schwache Schmerzen. Jedoch
gaben 17 % (n = 10) an, stärker als „erträglich“
Schmerzen zu erleben, 14 % (n = 8) berichteten von
„starken“ Schmerzen und 5 % (n = 3) stuften ihre
Schmerzen mit der höchstmöglichen Wertung ein (sehr
starke/unerträgliche Schmerzen). Insgesamt gaben damit 36 % der Hundertjährigen eine Schmerzintensität
an, die höher als „erträglich“ war.
Es bestand kein Zusammenhang zwischen Erkrankungsanzahl und Schmerzhäufigkeit oder -intensität. Der
Vergleich der Hundertjährigen mit häufiger als „gelegentlich“ empfundenen Schmerzen und dem Rest der Stichprobe zeigte, dass denjenigen mit häufigeren Schmerzen
mit höherer Wahrscheinlichkeit eine muskuloskelettale
Erkrankungen, insbesondere Arthritis, hatten (χ2 = 4,90,
p < 0,05) (Tabelle 4). Personen mit häufigerem Schmerz
hatten zudem öfter eine Schmerzerkrankung (zum Beispiel chronische Rückenschmerzen), allerdings hatten sie
seltener eine neurologische Erkrankung/Gehirnerkrankung. Beim Vergleich der Hundertjährigen mit stärker als
„erträglichen“ Schmerzen und dem Rest der Stichprobe
war die Wahrscheinlichkeit bei denjenigen mit stärkeren
Schmerzen höher, von einer Schmerzerkrankung betroffen zu sein. Außerdem zeigten sie eine Tendenz zu Erkrankungen des Bewegungsapparates. Darüber hinaus
hatten Personen mit stärkeren Schmerzen eine geringere
Wahrscheinlichkeit, eine neurologische Erkrankung/Gehirnerkrankung oder Mobilitätsprobleme zu haben.
Diskussion
Diese Arbeit berichtete über akute und chronische Erkrankungen in der populationsbezogenen Zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie. Der allgemeine Gesundheitszustand der deutschen Hundertjährigen war
von durchschnittlich fünf akuten beziehungsweise chronischen Erkrankungen geprägt, was auf eine wesentliche Belastung hindeutet und eine um eine Erkrankung
höhere Komorbidität im Vergleich zu den dänischen
Hundertjährigen darstellt (9). Dies könnte auf in der dä-
208
χ2
gering
Schmerzstärke*2
nischen Studie nicht berücksichtigten Sinnesbeeinträchtigungen und Mobilitätseinschränkungen zurückzuführen sein. Die Prävalenz von sensorischen Beeinträchtigungen war am höchsten: Fast alle deutschen Hundertjährigen litten unter Hör- und Seheinschränkungen, was
mit früheren Studien übereinstimmt (8, 10, 11).
Mobilitätsprobleme lagen am zweithäufigsten vor.
Besonders besorgniserregend war die Häufigkeit der
Stürze, da über 70 % der Hundertjährigen von mindestens einem Sturz seit ihrem 95. Lebensjahr berichteten.
Dies stimmt mit Berichten überein, dass ein instabiler
Gang für viele der ältesten Alten zur Herausforderung
wird (21). Gleichzeitig ist zu betonen, dass frühere Studien zur Gesundheit von Hundertjährigen auf dieses
Thema nicht eingegangen sind. Auch das häufige Vorkommen von Erkrankungen des Bewegungsapparats,
der Krankheitsgruppe mit der dritthöchsten Prävalenzrate, ist bemerkenswert, die zwei Drittel der Hundertjährigen betrafen. Die Hälfte der Hundertjährigen litt
unter Arthritis, was vergleichbar ist mit den Ergebnissen der dänischen Studie (9).
In Übereinstimmung mit vorangegangenen Studien
bestanden nur niedrige Raten von Krankheiten mit potenziell lebensgefährlichem Ausgang (zum Beispiel
Schlaganfall und Krebs [ohne Hautkrebs]); eine Ausnahme stellten Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Obwohl Hundertjährige von diesen Krankheiten später in
ihrem Leben betroffen sind und diese länger überleben,
gehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen dennoch mit einer
hohen Krankheitsbelastung und dem größten Verlust
von behinderungsfreien Lebensjahren (22) einher. Etwa
zwei Drittel waren davon betroffen, und die Prävalenz
von Herzerkrankungen und Bluthochdruck war mit früheren Studien vergleichbar (3, 9, 10). Harnwegsbeschwerden wurden ebenfalls von etwa der Hälfte der
Befragten angegeben, was auch in vorangegangenen
Studien zu beobachten war (9).
Obwohl die Prävalenz von Schlaganfällen (seit dem
95. Lebensjahr) mit anderen Hundertjährigen-Studien
vergleichbar war (9, 11), ist die niedrigere Prävalenz
von Demenz (33 %) unserer Stichprobe bemerkenswert. Demenz stand nicht auf unserer Liste der erfragDeutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 12 | 25. März 2016
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ten Krankheiten und nur wenige Teilnehmer beziehungsweise ihre Angehörigen erwähnten diese Erkrankungen aus eigenem Antrieb. Daher verwendeten wir
„cut off“-Werte des MMST und der Global Deterioration Scale für eine Schätzung. Dieses Vorgehen identifizierte Studienteilnehmer mit schwachen kognitiven Fähigkeiten und damit einhergehenden Einschränkungen,
es ersetzt jedoch keine Diagnose (23). Dieser Befund
muss daher mit Vorsicht interpretiert werden.
Obwohl nicht sehr häufig, erscheinen Fälle mit akutem
Krebs (6 %) und Schmerzerkrankungen (7 %) nennenswert. Bei den dänischen Hundertjährigen wurden weder
Schmerzerkrankungen noch Krebs als akute Beschwerden
festgestellt, Krebserkrankungen wurden lediglich als frühere Diagnose angegeben (12 %) (9). In der Tokyo Centenarian Study wurde nicht zwischen früheren und andauernden Krebserkrankungen unterschieden (9 %) (8). Es
lässt sich deshalb noch nicht sagen, ob akute Krebserkrankungen im Alter von 100 Jahren eine neue Entwicklung
darstellen könnten.
Schmerzen scheinen ein Thema zu sein, das bei Hundertjährigen übersehen wird. Nur eine vorangegangene
Studie erwähnt Schmerzen: Darviri et al. (10) berichteten, dass 30 % der griechischen Hundertjährigen häufige Schmerzen im Bewegungsapparat, 19 % im unteren
Rückenbereich und 15 % häufig Kopfschmerzen hatten.
In unserer Stichprobe waren die Prozentzahlen vergleichbar. Die Tatsache, dass eine beträchtliche Anzahl
der Hundertjährigen an Schmerzen leiden, ist besorgniserregend und verdient mehr Aufmerksamkeit, insbesondere in Anbetracht der offensichtlichen Bereitschaft der
Hundertjährigen, hierzu Angaben zu machen.
Bei der vorliegenden Arbeit sind einige Einschränkungen zu berücksichtigen: Erstens stimmten trotz populationsbezogener Rekrutierung nicht alle Hundertjährigen
oder deren Familien der Studienteilnahme zu. Da Hundertjährige mit niedrigerem Bildungsniveau, geringeren
kognitiven Fähigkeiten und mehr Gesundheitsproblemen
dazu tendierten, nicht an der Studie teilzunehmen, stellt
unsere Stichprobe vermutlich eine positive Selektion der
Ausgangspopulation dar. Zweitens basierten die Informationen zu Erkrankungen nicht auf medizinischen Unterlagen, sondern auf Angaben der Hundertjährigen und ihren
primären Ansprechpartnern. In Anbetracht der hohen
Konvergenz zwischen den beiden Informationsquellen ist
jedoch von der Zuverlässigkeit unserer Daten auszugehen. Abschließend ist festzuhalten, dass die Untersuchung von Geschlechtsunterschieden sinnvoll wäre, allerdings führte die geschlechtsspezifische Überlebenswahrscheinlichkeit nur zu einer kleinen Gruppe von
männlichen Hundertjährigen in unsere Studie (n = 12).
Als Fazit lässt sich feststellen, dass deutsche Hundertjährige erhebliche Gesundheitsprobleme haben.
Die Art der Erkrankungen verdeutlicht jedoch, dass
auch in diesem fortgeschrittenem Alter ein umfassendes Potenzial zur Verbesserung der Lebensqualität
durch Präventivmaßnahmen (zum Beispiel hinsichtlich
Gangsicherheit/Gleichgewichtssinn und Mobilität [21])
sowie optimiertem Krankheitsmanagement (zum Beispiel bei Schmerzen) besteht.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 12 | 25. März 2016
KERNAUSSAGEN
● Die Hundertjährigen in Deutschland wiesen eine ausgeprägte Komorbidität mit durchschnittlich fünf akuten oder
chronischen Erkrankungen auf.
● Bei den Erkrankungen mit den höchsten Prävalenzraten
handelte es sich um Beeinträchtigungen der sensorischen Funktionen (Seh- beziehungsweise Hörvermögen), Mobilitätseinschränkungen und muskuloskelettale
Erkrankungen.
● In Übereinstimmung mit den Ergebnissen früherer Studien
waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen die einzige weit verbreitete Krankheitsgruppe mit hohem Sterblichkeitsrisiko.
● Über ein Drittel der Hundertjährigen klagten über häufige
Schmerzen und über 40 % empfanden ihre Schmerzen
als unerträglich.
● Die Art der Erkrankungen deutet darauf hin, dass selbst
bei Hundertjährigen die Lebensqualität durch Präventivmaßnahmen und optimales Krankheitsmanagement
erheblich gesteigert werden kann.
Die Zweite Heidelberger Hundertjährigen-Studie (Jopp, Rott, Boerner & Kruse)
wurde von der Robert-Bosch-Stiftung und der Dietmar-Hopp-Stiftung finanziert. DSJ bedankt sich zudem für die Unterstützung der Brookdale Foundation
Group. Die Autoren möchten sich zudem bei den Studienmitarbeitern sowie
den Studienteilnehmern und ihren Familien bedanken, die diese Studie ermöglicht haben.
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Manuskriptdaten
eingereicht: 18. 8. 2015, revidierte Fassung angenommen: 2. 12. 2015
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Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. phil Daniela S. Jopp Ph.D.
University of Lausanne
Institute of Psychology
Géopolis 4243
CH-1015 Lausanne
[email protected]
Zitierweise
Jopp DS, Boerner K, Rott C: Health and disease at age 100—findings from the
Second Heidelberg Centenarian Study. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 203–10.
DOI: 10.3238/arztebl.2016.0203
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