DER DEUTSCHE REISEVERBAND DRV-Politikthemen AUSGABE 1 – 2016 | FRÜHJAHR Kinderschutz: Aufklärungskampagne international verankert Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden jährlich zwei Millionen Kinder Opfer von Kindesmissbrauch melden kommerzieller sexueller Ausbeutung – viele davon in beliebten Urlaubsländern. Reisebranche, Die neue Informations- und Meldeplattform reportchildsextourism.org ist die zentrale Anlaufstelle für europäische und US-Reisende, die Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch melden wollen. Sie finden dort wichtige Informationen und werden an Ansprechpartner in ihren Heimatländern weitergeleitet. Deutschsprachige Reisende können auch weiterhin nicht-wegsehen.net nutzen. NGOs und Politik kämpfen seit Jahren für eine effektive Strafverfolgung. Zu den Maßnahmen zählt auch die erfolgreiche Aufklärungskampagne „Don’t look away“, mit der mittlerweile sieben europäische Länder auf das Thema aufmerksam machen. Straftaten im Schatten der Anonymität Kindesmissbrauch ist ein vielschichtiges Phänomen, zu dem auch Straftaten durch westliche Reisende in Entwicklungs- und Schwellenländer zählen. Die Täter nutzen die Armut von Kindern und deren Familien aus und bedienen sich dabei auch touristischer Infrastruktur wie Hotels oder Bars. Dabei verlassen sie sich auf vermeintliche Anonymität in Reiseländern und lasche Strafverfolgung im Ausland. Gemeinsam gegen Kindesmissbrauch Umso entschiedener tritt die Reisebranche für den Kinderschutz ein. Im Rahmen des 2001 unterzeichneten „Tourism Child Protection Code“ unterstützt der DRV Reiseländer im Kampf gegen Kindesmissbrauch. Der Branchenverband schult Mitarbeiter von touristischen Unternehmen und setzt sich für Kinderschutz-Klauseln in Verträgen mit Hotels oder Fluggesellschaften ein. In der DRV-Arbeitsgruppe zur Umsetzung der Maßnahmen finden sich neben Branchenverbänden und Tourismusunternehmen auch NGOs und Vertreter der Polizei. Eine AG dieser Größe und Zusammensetzung ist weltweit einzigartig. Kampagne ausgeweitet Darüber hinaus sensibilisiert ein breites Bündnis aus Reisebranche, Politik und NGOs die Öffentlichkeit für das Thema Kindesmissbrauch in Urlaubsländern. Bereits 2009 startete die Kampagne „Nicht wegsehen“ in Deutschland, Österreich und Copyright: ECPAT Deutschland der Schweiz. Sie umfasst unter anderem die Informations- und Meldeplattform nicht-wegsehen.net, an die sich Reisende bei Verdachtsfällen wenden können. Das deutschsprachige Portal wurde allein 2015 knapp 3 500 mal aufgerufen. Und das Bündnis wächst: Mittlerweile haben sich auch Polen, Frankreich, die Niederlande und Luxemburg angeschlossen, sodass „Nicht wegsehen“ unter dem Titel „Don’t look away“ auf europäischer Ebene erheblich ausgeweitet wurde. Mit länderübergreifenden Aktionen wollen die Partner noch stärker für das Thema Kindesmissbrauch im Tourismus sensibilisieren. 06
© Copyright 2024 ExpyDoc