Nordbayerischer Kurier Samstag/Sonntag, 19./20. März 2016 25 Kasendorf: Das Gasnetz wächst weiter und weiter Kampf hinter den Kulissen: Höhenklinik oder Herzoghöhe? Fichtelberg: Was Heinz Steinhart umtreibt Seite 27 Seite 29 Seite 32 Flüchtlingssituation hat sich entspannt KULMBACH. Im Landkreis halten sich derzeit 662 Flüchtlinge auf. Diese Bilanz zog Kathrin Limmer, Abteilungsleiterin für Sicherheit und Ordnung im Landratsamt, vor dem Kreistag. Die meisten sind Kriegsflüchtlinge aus Syrien, ihre Anerkennungsquote beim Asylverfahren beträgt laut Limmer 99 Prozent. Die zweitgrößte Gruppe kommt aus Afghanistan, hier liegt die Anerkennungsquote bei rund 40 Prozent. Die Lage im Landkreis habe sich in den vergangenen Wochen entspannt, da täglich weniger als 100 Menschen die bayerischen Grenzübergänge passieren. Die Hälfte bis zwei Drittel davon werde zurückgewiesen. Nach ihrer Anerkennung hätten die Flüchtlinge das Recht und die Pflicht, sich eine Wohnung zu nehmen. Hier stünden für die jeweiligen Gemeinden große Herausforderungen an. Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) sagte, bei der dezentralen Unterbringung gebe es derzeit keine Probleme. 2016 werde die Integration im Vordergrund stehen, etwa eng durch Sprachförderung. 8,8 Millionen Euro für den Landkreis KULMBACH. 18 Projekte des Kommunalinvestitionsprogramms werden voraussichtlich im Landkreis Kulmbach gefördert. Das berichtete der Projektmanager des Landratsamtes, Klaus Bodenschlägel, dem Kreistag. „Wir gehen davon aus, dass alles durchgeht“, sagte Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler). Das letzte Wort hat das bayerische Innenministerium. Start könnte im Juni sein. Konkret geht es um die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude wie des Landratsamtes Kulmbach für 1,24 Millionen Euro und städtebauliche Maßnahmen. Die Zuschüsse dieses Bundesprogramms betragen 90 Prozent. Für Bayern stehen 289 Millionen Euro bereit, für Oberfranken sind es 78 Millionen und für den Landkreis Kulmbach 8,8 Millionen Euro. eng Landkreis ehrt Wilhelm Wenning KULMBACH. Der frühere Regierungspräsident von Oberfranken, Wilhelm Wenning, soll die Goldene Bürgermedaille des Landkreises Kulmbach verliehen bekommen. Das beschloss der Kreistag in nichtöffentlicher Sitzung. Wenning habe sichin herausragenderArt und Weise in vielfältigen Bereichen um die positive Entwicklung des Landkreises Kulmbach und seiner Städte, Märkte und Gemeinden verdient gemacht, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Auch als Stiftungsratsvorsitzender der Oberfrankenstiftung habe Wenning bleibende Verdienste um die Fort- und Weiterentwicklung des Landkreises erworben. Die Übergabe der Auszeichnung eng erfolgt ineiner Festsitzung. leserservice Kundenservice: Tel.: 0921 294-294, Fax: -194 E-Mail: kundenservice@ nordbayerischer-kurier.de Redaktion Kulmbach: Tel.: 0921 294-286, Fax: -180 E-Mail: kulmbach@ nordbayerischer-kurier.de Leserbriefe: Tel.: 0921 294-166, Fax: -160 E-Mail: leserbriefe@ nordbayerischer-kurier.de Eine große Baustelle für den Landkreis: Das Markgraf-GeorgFriedrich-Gymnasium in Kulmbach. 1,4 Millionen Euro fließen dieses Jahr für den Ausbau der Schule. Foto: Andreas Harbach Rekordetat mit 76,5 Millionen Euro Kreistag verabschiedet Haushalt einstimmig – Millionen für Schulen – Ausgaben für Jugendhilfe steigen massiv KULMBACH Von Peter Engelbrecht Einen Rekordhaushalt mit einem Gesamtvolumen von 76,5 Millionen Euro hat der Kreistag in Kulmbach einstimmig für 2016 verabschiedet. Allein 4,1 Millionen Euro fließen dabei in Umbau und Sanierung von Schulgebäuden aus den 60er und 70er Jahren. Der Etat wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Millionen Euro oder 3,2 Prozent. „Unser Kreishaushalt kann unter recht günstigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen verabschiedet werden“, sagte Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) in seiner Haushaltsrede. Die Kreisumlage, die von den 22 Kommunen zu bezahlen ist, wurde um einen Punkt auf 45,2 Prozentpunkte gesenkt. Die rechnerische Nettoneuverschuldung beträgt 1,2 Millionen Euro, dennoch soll der Schuldenstand mit 23,9 Millionen Euro konstant bleiben – dank des Ausgleichs durch die staatliche Stabilisierungshilfe. Als Ziel nannte Söllner unter anderem, Hochschuleinrichtungen in den Landkreis zu bekommen. „Wir sind auch einmal dran“, betonte er. Zudem sei die Einrichtung einer landkreisweiten ärztlichen Bereitschaftspraxis notwendig. Der Wirtschaftsraum Landkreis Kulmbach habe sich 2015 weiter positiv entwickelt, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sei auf mehr als 26 000 gestiegen. Sorge bereitete Söllner der enorme Anstieg der Ausgaben für die Kinderund Jugendhilfe. Damit folge der Landkreis einem bayernweiten Trend. Belastete Familiensituationen und nachlassende erzieherische Kompetenzen der Eltern hätten zu den Kostensteigerungen geführt. Daneben sei ein überdurchschnittlicher Zuzug von Eltern festzustellen, deren Kinder in Heimen untergebracht sind. Die Stellungnahmen der Fraktionsvorsitzenden: Gerhard Schneider (CSU): Kritische Worte fand er zur finanziellen Entwicklung im Bereich Sozialwesen. Hier sei das Defizit bei der Kinder- und Jugendhilfe um 915 000 Euro sprunghaft gestiegen. Das Gesamtvolumen im Bereich Sozialwesen umfasst 14,3 Millionen Euro. Klaus Förster (Freie Wähler): Die Schulden seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgebaut worden. Er sprach von einem ausgeglichenen und ausgewogenen Haushalt, der auch Raum für freiwillige Leistungen lasse. Simon Moritz (SPD): Er kritisierte, dass die rechnerische Neuverschuldung erneut bei mehr als einer Million Euro liege, sich die allgemeine Rücklage auf einem Mindestniveau befinde und eine freie Finanzspanne quasi nicht mehr vorhanden sei. Die extreme Mittelkonzentration in den Bereichen Sozialwesen und Schulen bezeichnete Mo- ritz als „Unwucht“. Er forderte, dass die Ausgaben für Jugendhilfe durch Bund und Land finanziert werden müssten. Claus Gumprecht (Grüne): Er appellierte an den Kreistag, nicht allen Begehrlichkeiten der Schulen nachzugeben. „Am Ende haben wir die schönsten Schulen mit genialsten Aufzügen, den goldensten Wasserhähnen und den dicksten Teppichen, aber aufgrund des demografischen Wandels keine Schüler mehr“, meinte er mit einer Prise Sarkasmus gewürzt. Thomas Nagel (FDP): Er forderte, „in diesen finanziell fetten Jahren wie jetzt“ die Verschuldung zurückzuführen. Statt die Chance der staatlichen Konsolidierungsbeihilfen und des kommunalen Investitionsprogramms zum weiteren Schuldenabbau zu nutzen, sehe die mittelfristige Finanzplanung von 2017 bis 2019 Neuschulden von vier Millionen Euro vor. Der Kreistag begebe sich auf einen „Irrweg“, warnte Nagel. Wechsel bei der Becker-Stiftung Eberhard und Ruth Becker geben Führung an Tochter und Schwiegersohn ab – Bisher 500 000 Euro gespendet KULMBACH Das Ehepaar Eberhard und Ruth Becker hat den Vorsitz der Stiftung Altenpflege „Ruth und Eberhard Becker“ in jüngere Hände gelegt. Er bleibt aber innerhalb der Familie. Ab sofort werden Tochter Barbara Becker-Türk und Schwiegersohn Wolfgang Türk in Personalunion die Aufgabe im Stiftungsrat übernehmen. Bislang stellte die Stiftung über eine halbe Million Euro für die Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt und des DiakonischenWerks zurVerfügung. Barbara Becker-Türk ging kurz auf den Sinn und das Ziel der Stiftung ein, wie ihre Eltern sich das vor nunmehr fast 30 Jahren vorgestellt haben: „Es war der Wunsch unserer Eltern, dass die Bewohner in den Kulmbacher Häusern der Arbeiterwohlfahrt und der Diakonie direkt erreicht werden sollen. Die Zuwendungen sollen noch ein bisschen Lebensfreude und Lebensqualität an die Bewohner heranbringen.“ Es werde so sein, dass Projekte angestoßen werden, Führungswechsel: Barbara Becker-Türk übernimmt mit ihrem Ehemann Wolfgang Türk den Vorsitz. Vorne sitzend Ruth und Eberhard Becker. Stehend (von links) Peter Konrad (Awo), Wirtschaftsprüfer Klaus Köhler, Barbara BeckerTürk, Wolfgang Türk und Karl-Heinz Kuch (Diakonie). Foto: Werner Reißaus die dann mehr oder weniger zum Selbstläufer werden und nachhaltig weitergeführt werden, um diese Freude und den Nutzen für die Bewohner langfristig zu erhalten.“ Auf dem Kapitalkonto liegen die ursprünglichen Stiftungsgelder, die sich auf 256 000 Euro belaufen. Aus diesem Kapitalkonto wurde Geld erwirtschaftet, aber der Anteil der wieder zur Verfügung stehenden Summe hat durch eine Spende von Ruth und Eberhard Becker in Höhe von 10 000 Euro dazu geführt, dass im Jahr 2016 zwei Maßnahmen des AwoKreisverbandes Kulmbach und des Diakonischen Werks Kulmbach mit jeweils rund 10 000 Euro gefördert werden können. Wie Awo-Geschäftsführer Peter Konrad mitteilte, will die Arbeiterwohlfahrt mit dem Geld der Stiftung die Mitarbeiter im Bereich der demenziellen Veränderung und einem damit herausfordernden Verhalten schulen, weil sich die Bewohnerstruktur in den stationären Einrichtungen über die letzten rei Jahrebedeutend verändert hat.
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