Die Schnellpyrolyse im Rahmen des bioliq-Prozesses

DGMK-Tagung “Konversion von Biomassen und Kohlen”
9.-11. Mai 2016 in Rotenburg a.d.F.
Die Schnellpyrolyse im Rahmen des bioliq-Prozesses
N. Dahmen, A. Funke, R. Grandl, Y. Ille, C. Pfitzer, N. Tröger, K. Raffelt J. Sauer, F. Weirich
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Katalyseforschung und –technologie
Abstract
Am KIT wird der bioliq-Prozess zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen und
chemischen Grundstoffen entwickelt. Er basiert auf einem zweistufigen Konzept, in dessen
erstem Schritt Biomasse in regional verteilten Anlagen thermisch vorbehandelt wird. Das
dabei gewonnene Zwischenprodukt aus einer Anzahl solcher Anlagen wird in einer
Großanlage zu Synthesegas und weiter zu Kraftstoffen und chemischen Produkten
verarbeitet. Diesem Konzept folgend wurde am KIT eine Pilotanlage errichtet. Als Verfahren
für die thermochemische Vorbehandlung der Biomasse wird das Verfahren der Schnell- oder
Flashpyrolyse eingesetzt. Einsatzstoff sind Reststoffe der Land- und Forstwirtschaft, die
durch variable Zusammensetzung und meist hohe Aschegehalte charakterisiert sind. Ziel ist
eine maximale Kondensatausbeute, die mit dem ebenfalls entstehendem Pyrolysekoks zu
Bioslurrys (Biosyncrude) als Brennstoff für die nachfolgende Vergasung vermischt wird.
Die 2 MW Schnellpyrolyse-Pilotanlage befindet sich seit 2010 im Betrieb und wurde in dieser
Zeit mehrfach modifiziert und ergänzt. Als Einsatzstoff wurde in dieser Zeit Weizenstroh
eingesetzt. In zweistufiger fraktionierender Kondensation werden Schwelteer und
Schwelwasser erhalten. Feststoff (Koks/Asche) wird zuvor durch einen Heißgaszyklon
abgeschieden. Typische Ausbeuten liegen bei je 30 Gew.% für die Kondensate und je 20
Gew.% für Feststoff und nicht kondensierbares Gas.
Für die Weiterentwicklung des Prozesses wird eine Reihe von Arbeiten durchgeführt, die
sich mit der Modellierung von Stoff- und Wärmeübergang im DoppelschneckenMischerreaktor und bei der Kondensation befassen. Bei ersteren werden Modelle zur
Beschreibung von Wärmeträger- und Biomassepartikeln (Discrete Element Model) und der
Fluiddynamik miteinander kombiniert, um das Verweilzeit-, Mischungs- und
Temperaturverhalten zu charakterisieren. Im zweiten Fall wird das am ITTK des KIT
entwickelte Programmpaket AerCoDe eingesetzt, um das Kondensationsverhalten und die
Bildung von Aerosolen zu beschreiben. Modellmischungen für Pyrolyseöle werden
eingesetzt, um experimentelle Daten zu Dampfdrücken und Aktivitätskoeffizienten zu
erhalten. In weiteren Arbeiten wird die Verarbeitung der Pyrolyseprodukte zu Brennstoffen
für die Vergasung und weitere Anwendungen untersucht. In diesem Zusammenhang wird
neue Messtechnik für hoch partikelhaltige Stoffsysteme untersucht und entwickelt, um
insbesondere den Wasser- und Feststoffgehalt im laufenden Betrieb messen zu können. Im
Technikumstest haben sich dabei Hochfrequenzmessungen mit Mikrowellen bislang gut
bewährt.