Schwab-Guillod

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MÜNTSCHEMIER
Heute, 06:30
Früchte und Gemüse ökologisch und
leise gekühlt
Die Vertriebsfirma Schwab-Guillod nutzt die Erneuerung ihrer
Lastwagen-Flotte für einen ökologischen Umbau: Früchte und Gemüse
werden mit Flüssigstickstoff statt mit Kompressor frisch gehalten. Eine
Innovation mit Seltenheitswert.
Reto Schwab vor einem der neuen Öko-Camions: «Jeder hat eine Verantwortung gegenüber der Umwelt.» copyright:
patrick weyeneth/bieler tagblatt
Von Beat Kuhn
Das Baugesuch für eine Tankstelle in Müntschemier liess kürzlich aufhorchen: Bauherr
war da nicht ein Mineralölkonzern, sondern die Firma Schwab-Guillod (siehe Zweittext
und Infobox 1), die Früchte und Gemüse vertreibt. Und tanken kann man dort nicht
Bleifrei und Super, sondern Diesel, Adblue und Flüssigstickstoff.
«Noch nicht sehr verbreitet»
Wer nun erstens nicht weiss, was Adblue ist, und sich zweitens fragt, was flüssiger
Stickstoff in einer Zapfsäule soll, muss nicht denken, dass er eine Bildungslücke habe.
Denn in beiden Fällen handelt es sich um ökologische Innovationen, die noch nicht zum
Allgemeinwissen gehören.
Adblue ist eine Chemikalie, mit der man den Stickoxid-Ausstoss eines Dieselmotors auf
bis zu einen Zehntel reduzieren kann (siehe Infobox 2). Und mit Flüssigstickstoff wird das
verderbliche Ladegut gekühlt. Das Verwenden von Adblue hat sich mittlerweile etabliert.
Die Stickstoffkühlung von Lebensmitteltransporten ist dagegen «noch nicht sehr
verbreitet», so Reto Schwab, der die Firma mit seinem Bruder Dominik führt. Die
Methode sei zwar nicht neu, doch habe sie sich «im Markt noch nicht durchgesetzt», und
es fehle ein Tankstellennetz.
Flottenerneuerung als Anlass
Herkömmlich erfolgt die Kühlung bei Frischhalte-Transporten mit einem Kompressor,
der wie der LKW-Motor mit Diesel betrieben wird. Das war bisher auch bei den Camions
der Schwab-Guillod AG so. Doch dann begann man sich im Sommer letzten Jahres
Gedanken über eine Erneuerung der Flotte zu machen. Dabei kam laut Schwab auch die
Frage auf, ob man die Kühlung nicht umweltfreundlicher machen wolle.
«Das Thema liess uns nicht mehr los», so Schwab, «wir informierten uns über alle
möglichen Kanäle.» Schliesslich seien sie auf die Firma Pistor im luzernischen
Rothenburg gestossen, die Bäckereien und Konditoreien mit Zutaten beliefert. Sie kühlt
ihr Transportgut schon auf vielen Lastern mit Flüssigstickstoff. «Ein Besuch dort hat uns
überzeugt, dass dieses System auch für unsere Bedürfnisse geeignet ist», sagt Schwab.
Etwas teurer als andere
Das Verfahren hat zwei Vorteile gegenüber der gängigen Methode: Es gibt keine Abgase,
und es entsteht kaum Lärm. «Zur Herstellung des Flüssigstickstoffs ist aber natürlich
schon Energie nötig», stellt Schwab klar. Das ökologische System sei zwar etwas teurer –
«umso mehr beim aktuellen Dieselpreis» –, man habe sich aber gleichwohl dafür
entschieden.
Das Bewilligungsverfahren sei rasch abgewickelt worden, lobt Schwab die Gemeinde. Mit
dem Fahrzeughersteller habe man dagegen «sehr viele Details» besprechen müssen, weil
das System noch so selten Anwendung finde. Aber einfach ist es wohl nie, wenn man wie
Reto Schwab das Credo hat: «Jeder hat eine Verantwortung gegenüber der Umwelt.»
ZWEITTEXT:
Auch sonst eine umweltbewusste Firma
Im Seeland, dem «Gemüsegarten der Schweiz», gibt es zwei grosse Vertriebsfirmen:
Schwab-Guillod in Müntschemier und Spavetti in Kerzers. Die Schwab-Guillod AG
verarbeitet und vermarktet Gemüse, Früchte, Kartoffeln, Kräuter, Keime, Sprossen, Pilze,
Trockenfrüchte, Nüsse, Erdnüsse und anderes mehr.
Überdies stellen die Mitarbeiter aus 17 Nationen, die in drei Schichten rund um die Uhr
arbeiten, ein grosses Sortiment von Convenience-Produkten her. So nennt man jene Salate
und Früch- te, die geschnitten, gewaschen und zum Teil gekocht und dann in
durchsichtigen Plastikboxen verkauft werden.
Die Produkte stammen nicht allein aus dem Seeland, sondern aus der ganzen Schweiz
sowie aus verschiedenen Ländern Europas und aus Übersee. Während des ganzen Jahres
wird das volle Sortiment angeboten. Die bestellten Produkte werden mit einer eigenen
Fahrzeugflotte an Standorte in der ganzen Schweiz geliefert. Sie können aber auch durch
den Kunden abgeholt werden. Kunden sind Grossverteiler und Detaillisten, GastroZwischenhändler und Restaurants sowie Marktfahrer.
Die Umstellung auf ökologische Camion-Kühlung ist nicht der erste Schritt der Firma
Richtung Umweltschutz. Vielmehr wird generell Wert auf Ökologie und Nachhaltigkeit
gelegt. So wird der Energiebedarf durch Solarstrom, eine Holzschnitzelheizung und
Wärmerückgewinnung bei allen Kühl- und Druckluftanlagen gedeckt. Auf dem
Tankstellendach ist eine Solaranlage geplant. bk
INFOBOX 1:
Gemüsehandel in der dritten Generation
1937: Hans Schwab senior beginnt mit 19 im Raum Bern Schweizer Gemüse zu handeln.
1943: Heirat mit Verena Guillod. Die Geschäftstätigkeit wird laufend ausgedehnt und
umfasst schliesslich die ganze Schweiz.
1974: Umwandlung in eine AG und Stabübergabe an die Söhne Roland und Hans junior.
1985: Erweiterung des Sortimentes, auch mit Früchten und Gemüse aus dem Ausland.
2003: Die internationale Transportabteilung wird unter dem Namen Euroline AG
ausgegliedert, die auch in Müntschemier ist. Chef wird Roland Schwab.
2008: Übergabe der operativen Leitung an die dritte Generation: Reto Schwab
(Administration, Technik, Betrieb) und Dominik Schwab (Einkauf, Verkauf,
Qualitätsmanagement).
INFOBOX 2:
Mit Harnstofflösung Abgase vermindern
Adblue ist eine Harnstofflösung, mit der der Stickoxid-Ausstoss bei Dieselmotoren um bis
zu 90 Prozent reduziert werden kann. Sie wird nicht etwa aus Urin gewonnen, sondern
industriell produziert.
Die in einem separaten Tank liegende Lösung wird dosiert in den Abgasstrom eingespritzt.
Der Verbrauch von Adblue liegt bei etwa 1,5 Liter auf 1000 Kilometer. Bei Nutzfahrzeugen
wird durch die Verwendung von Adblue der Einspritzbeginn früher möglich. Dadurch ist
der Verbrauch etwas geringer.
Zur Herstellung eines Liters Harnstoff wird ein Kilo Erdgas benötigt.
Es fallen zusätzliche Kosten für die technische Ausstattung sowie den Bedarf an Platz für
Tank, Leitungen, Sensorik, Elektronik etc. an. Das ist der Grund dafür, dass
Dieselfahrzeuge mit Adblue teurer sind als herkömmliche.
STICHWÖRTER: Müntschemier, Schwab-Guillod
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roelli
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