Abschied der Ordensschwestern Eine Ära geht zu Ende …so stand es im Sommer vergangenen Jahres als Überschrift in der Tageszeitung und »Die Ordensschwestern gehen …«, so berichtete die Zeitung im Januar. Da waren die letzten vier Ordensschwestern bereits dabei, ihre Koffer zu packen. Aus der Hiobsbotschaft im Sommer wurde die aktuelle Wirklichkeit des Wegzuges unserer Schwestern. Knapp 50 Jahre nachdem die Mauritzer Franziskanerinnen mutig und zukunftsorientiert auf einem Acker vor der Stadt (Kamp-Lintfort) ein modernes Krankenhaus errichtet hatten, steht jetzt unabwendbar der Abschied an. Auf allen Stationen tätig Damals, 1967, waren auf jeder Station Ordensschwestern in der Pflege tätig. Neben dem »Pflegekonvent« (= Bernhard-Konvent; ca. 50 Schwestern) lebte ein Konvent für ältere, nicht mehr berufstätige Ordensschwestern hier, der Alverna-Konvent (ca. 20 Schwestern) und eine Zeit lang wurden von KampLintfort aus die Niederlassungen der Region Niederrhein geleitet (ca. acht Schwestern), das war der Christkönig-Konvent. So lebten zu »Spitzenzeiten« über 70 Ordensschwestern am St. Bernhard-Hospital. Die große Kapelle, die uns heute als Gottesdienstraum für die Pfarrei zur Verfügung steht, zeugt in ihrer Größe noch von der in der Vergangenheit stattlichen Anzahl der Ordensschwestern. Als ich 2008 als Krankenhausseelsorger ins St. Bernhard-Hospital wechselte, waren immerhin noch 15 Schwestern im Hause, zwischenzeitlich sogar 16. Sie waren tätig im Direktorium, in der Seelsorge, in der Sakristei, an der Pforte und im Waschhaus. Vielfältige Begegnungen Gerne erinnere ich mich an die vielfältigen Begegnungen im Laufe der Zeit. Ich erinnere mich an die Besinnungstage in der Advents- und Fastenzeit, an die kollegiale Zusammenarbeit in der Seelsorge, an die Gespräche auf dem Flur, in der Klausur, an der Pforte. Durch die Ordensschwestern war ein Geist im Hause, der Sicherheit bot, der Vertrauen schaffte, der die franziskanische Spiritualität lebendig werden ließ. »Hier kann mir nichts passieren!« Ein Patient erzählte mir: »Als ich hier ins Krankenhaus kam und die Ordensschwester an der Pforte sah, da habe ich gedacht: Hier kann mir nichts passieren, hier bist du gut aufgehoben. Und glauben Sie mir, mit der Kirche habe ich nichts am Hut und dem Herrgott trau ich auch nicht über den Weg!« Wie sehr wird an dieser Stelle deutlich, dass in Zukunft eine große Lücke entsteht. Allerdings deutete sich zuletzt schon eine gravierende Veränderung an. Es wurde immer schwerer den Konvent zu erhalten. Immer öfter mussten wir Schwestern verabschieden, manche sind ins Mutterhaus nach Münster gegangen oder in ein Haus, in dessen Nähe die Familie wohnte. Manche haben noch einmal eine neue berufliche Tätigkeit gesucht oder mussten in ein Haus, in dem eine Pflege möglich war. Und manche sind auch verstorben. Herausforderung für die Zukunft Viele können sich ein St. Bernhard-Hospital ohne Ordens-schwestern gar nicht vorstellen und sind traurig. Aber wir müssen der Wirklichkeit ins Auge sehen: Der Nachwuchs bei den Mauritzer Franziskanerinnen in Deutschland ist minimal. Das Durchschnittsalter der Schwestern liegt bei 81 Jahren. In der heutigen Zeit gehen junge Leute nicht in einen traditionellen Orden. Eine Lebensform im Orden ist für die meisten nicht zeitgemäß und damit unvorstellbar. Was bleibt ist der Auftrag an uns, die wir als Christen leben: Die Botschaft des Evangeliums mutig weiter zu tragen, zu glauben und zu leben. Der Auftrag an uns, die wir im Krankenhaus oder in anderen christlichen Einrichtungen arbeiten: Den Geist des Hl. Franziskus wach zu halten, in dem wir den uns anvertrauten Menschen mit Liebe und Achtung, mit Geduld und Freundlichkeit begegnen; indem wir die Würde des Menschen respektieren, Friede und Gerechtigkeit leben und der Schöpfung Ehrfurcht entgegenbringen. »Danke« und »Auf Wiedersehen« Wir sagen an dieser Stelle ganz herzlich »Danke« für die segensreiche Tätigkeit der Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz, wir wünschen ihnen alles Gute und Gottes Segen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen zum 50-jährigen Jubiläum im September 2017. Christoph Kämmerling Artikel aus dem Oster-Pfarrbrief 2016 der Pfarrei St. Josef
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