Kosten für Energie auf tiefstem Stand seit sechs Jahren

ENERGIEPREIS-MONITOR
März 2016
Pressemitteilung vom 15. März
Kosten für Energie auf tiefstem Stand seit sechs Jahren
Nur leicht gebremster Rückgang um knapp ein Prozent in diesem Februar / Benzinpreis sinkt trotz
stabilisierter Rohölkurse weiter / Gasversorger blockieren noch stärkeren Einbruch der Energiepreise
BERLIN – Der Rückgang der Energiepreise
für Deutschlands Verbraucher hat sich im
vergangenen Februar mit etwas gebremstem
Tempo noch einmal fortgesetzt. Gegenüber Januar
mussten die Konsumenten für alle Energiearten
im Schnitt 0,9 Prozent weniger zahlen. Im
Vormonat hatte es noch ein Minus von 2,5 Prozent
gegeben. Die Energiepreise erreichten damit
den niedrigsten Stand seit genau sechs Jahren.
Noch günstiger war Energie für Verbraucher in
Deutschland zuletzt im Februar 2010.
Der Befund steht in auffälligem Widerspruch zur gefühlten „Explosion“ der Energiepreise, die oft
als Grund für eine Kehrtwende in der Klimapolitik angeführt wird. Viele Ökonomen sehen darin, dass
die Energiepreise im internationalen Vergleich immer noch relativ hoch sind, eine Gefahr für die hiesige
Wettbewerbsfähigkeit. Viele Klimaexperten setzen umgekehrt bewusst auf höhere Preise, um Anreize
dafür zu setzen, den Energiekonsum zu bremsen.
De facto liegen die Energiepreise heute niedriger
als zur Zeit der Katastrophe von Fukushima, dem
Auslöser der jüngsten deutschen Energiewende.
Getrieben wird die Verbilligung von Energie seit
Mitte 2014 durch den Einbruch der Kurse an
den weltweiten Rohstoffmärkten; die Ölpreise
sind seitdem um etwa zwei Drittel gefallen.
An den Ölmarkten hatte es im Februar zwar
erstmals nach Monaten des Preisverfalls wieder
eine Stabilisierung gegeben, da sich wichtige
Förderländer darauf verständigten, das Angebot
an Öl nicht noch weiter zu erhöhen. Gegenüber
Januar stiegen die durchschnittlichen Rohölpreise
an den Weltbörsen um 3,7 Prozent, wie das
Hamburger HWWI-Institut errechnete. Dieser
Anstieg machte sich aber in der Entwicklung der
hiesigen Benzinpreise noch nicht bemerkbar. Die
durchschnittlichen Kosten für Kraftstoffe fielen
sogar um 2,2 Prozent, wodurch Benzin nun so
billig ist wie zuletzt Anfang 2009.
Noch einmal gesunken sind im Februar
in Deutschland auch die Preise für Heizöl.
Allerdings verlangsamte sich der Rückgang hier
auf nur noch 0,5 Prozent. Da es bei Heizöl in den
vorangegangenen Monaten besonders deutliche Rückgänge gegeben hatte, liegen die Preise mittlerweile
knapp 30 Prozent unter dem Niveau von Anfang 2010. Gegenüber dem bisherigen Höchststand im Herbst
2012 haben sich die Preise sogar mehr als halbiert. Erneut gesunken sind im vergangenen Monat auch
die Preise für Zentralheizung und Fernwärme (minus 0,8 Prozent), die mittlerweile um knapp 13 Prozent
niedriger liegen als noch Anfang 2013.
Auch die Preise für Gas verzeichneten im Februar einen Rückgang. Das Minus fiel mit 0,2 Prozent
allerdings auffällig schwach aus – vor allem angesichts des Einbruchs der Importpreise. Wie stark sich
die Schere geöffnet hat, zeigen die Gesamtjahreszahlen für 2015. Die Grenzübergangspreise lagen Ende
2015 um gut ein Viertel unter dem Niveau ein Jahr zuvor – und
liegen durchschnittlich noch bei 1,8 Cent pro Kilowattstunde.
Für Deutschlands Verbraucher wurde Gas im selben Zeitraum
um gerade einmal 1,2 Prozent günstiger. Unverändert blieben
schließlich die Strompreise, die im Januar wegen höherer
Netzentgelte und der Anhebung der Umlage für erneuerbare
Energien gestiegen waren.
Der anhaltende Rückgang der Energiepreise trägt entscheidend
dazu bei, dass die Inflation in Deutschland zum Erliegen
gekommen ist. Wären die Energiepreise konstant geblieben,
hätte die Erhöhung der gesamten Lebenshaltungskosten für
Verbraucher im Februar bei 0,9 Prozent gelegen.
Thomas Fricke
Chief Economist
European Climate Foundation
Der Energiepreis-Monitor der European Climate Foundation wird seit Oktober 2014 monatlich erstellt,
um die Entwicklungen der Verbraucherpreise für Energie für Deutschland zu beobachten. Die Daten
basieren - sofern nicht anders angegeben - auf den amtlichen Erhebungen des Statistischen Bundesamts
(Destatis) und des EU-Statistikamtes (Eurostat). Die entsprechenden typischen Warenkörbe sind
nach der nationalen Energienutzung gewichtet. Seit November erscheint auch ein Monitor für Polen
(http://wise-institute.org.pl/pl/aktualnosci.php?news=330&wid=1&wai=&year). Der nächste deutsche
Monitor erscheint Mitte April. Dieser Energiepreismonitor sowie weitere Informationen auf http://
europeanclimate.org/de/category/news/ecf-energy-price-monitor/
Datenaufbereitung: Energyprofiler.org
Fachliche Ansprechpartner: Thomas Fricke <[email protected]>
Hubert Beyerle <hubert.beyerle@energy-­profiler.org>
Laura Pagenhardt <[email protected]>