März 2016 | 40. Jahrgang | Heft 1 Ausbildung Erfahrungen sammeln im Ausland Arbeitsmarkt Spezialisten für die AppÖkonomie gesucht Berufsbild Was macht ein Stadt- und Freiraumplaner? go abi.de Schritt für Schritt zum Ziel: Was soll ich nur studieren? abi.de ausbildung IM FOKUS Als Azubi die Welt entdecken Was soll ich nur studieren? Ein Auslandsaufenthalt bereichert Leben und Lebenslauf. Immer mehr Auszubildende entscheiden sich dafür. ���������������������������������������������������������������� 6 go abi.de Die Studienwahl will gut durchdacht sein. abi>> begleitet Studierwillige Schritt für Schritt, liefert Informationen und Tipps. ������������������������������������10 editorial Liebe Leserin, lieber Leser, s alami, Schinken und Champignons, Spinat, Rucola oder Thunfisch: Manche Entscheidungen sind so einfach wie Pizza bestellen. Man verlässt sich auf sein Bauchgefühl, mit der Gewissheit, dass einen die falsche Wahl höchstens einen gelungenen Abend im italienischen Restaurant kostet. Andere Entscheidungen hingegen lassen sich nicht so schnell und leicht treffen, zum Beispiel die für den richtigen Studiengang. Anglistik, Philosophie, Betriebswirtschaft, Jura, Chemie, Maschinenbau, Informatik: Das Angebot ist ähnlich verlockend wie die Speisekarte beim Lieblingsitaliener – nur hat die Studienwahl Auswirkungen auf mehrere Jahre, ganz zu schweigen vom späteren Berufsleben. Diese Ausgabe des abi>> Magazins unterstützt dich bei diesem Prozess Schritt für Schritt. In mehreren Stationen führt dich der Berufswahlfahrplan durch Themen wie Selbsterkundung, Studiengangrecherche, Praxis-Check und Berufschancen. Du erhältst Anregungen, wie du deine persönlichen Interessen und Talente aufspürst und dazu passende Studiengänge findest. Es gibt Hinweise zu dualen Studiengängen sowie Übersichten zu Selbstinformationsangeboten. Darüber hinaus erfährst du, inwiefern du von Praktika und Orientierungsangeboten der Hochschulen profitierst und welche Rolle Arbeitsmarktprognosen spielen. Sich rechtzeitig informieren und alles Nötige in die Wege leiten sollten aber nicht nur diejenigen, die nach einem passenden Studiengang suchen, sondern auch, wer während der Ausbildung ins Ausland möchte. Mehr dazu findest du in dieser Ausgabe, außerdem: Einblicke in die junge Branche der App-Ökonomie und in den Berufsalltag eines Stadt- und Freiraumplaners. Viel Spaß beim Lesen wünscht die abi>> Redaktion 2 abi>> 1 | 2016 i n h a lt I ausbildung I studium I beruf I arbeitswelt I fun & facts abi.de a r b e i t sm a r k t W A S M A C HT EIN … ? Mit einem Wisch in die Zukunft Stadt- und Freiraumplaner Die App-Ökonomie ist eine junge, aber schnell wachsende Branche. Gefragt sind IT-Fachkräfte, aber auch Spezialisten aus anderen Bereichen. �� 22 Ausbildung Christoph Hülsebusch (29) ist an der Planung der Stadt Köln beteiligt. Dabei hat er Aspekte wie Umweltund Ressourcenschutz im Blick. ������������������������������26 Wo es dir gefällt Deutschlands Studienorte kennenlernen mit dem abi>> Hochschulpanorama ����15 Als Azubi die Welt entdecken Kulturelle Kompetenzen erwerben: Immer mehr Auszubildende legen einen beruf„Erst orientieren, dann studieren“ lichen Auslandsaufenthalt ein. ��������������6 Wie Orientierungssemester bei der Wahl des richtigen Studienfachs unterstützen „Fachliche und persönliche können �����������������������������������������������16 Bereicherung“ Im Interview erklärt Expertin Ulrike Auf naturwissenschaftlichem Schnupperkurs Schröder, wie Interessierte über das Programm Erasmus+ ins Ausland Dank Studium naturale fand Julia Mrtva gehen können. ��������������������������������������8 (20) zu ihrem Studiengang Molekulare Biotechnologie. ����������������������������������� 17 Auslandspraktikum in Südengland Der angehende Groß- und Außenhandels- Oder doch eine Ausbildung? kaufmann Johann Rottmann (21) absolHinweise und Tipps für alle, die eine vierte ein Praktikum in Südengland. �����9 Ausbildung in Erwägung ziehen �����������18 Im Fokus Studienwahl – Schritt für Schritt abi>> gibt Tipps, wie Abiturienten bei ihrer Studienwahl vorgehen können. ���10 Wie gut kennst du dich? Die eigenen Neigungen und Fähigkeiten erkunden – mit Checkliste ������������������12 Was passt zu deinen Interessen? Passende Studiengänge finden und Tipps für die Hochschulrecherche �������14 Passt deine Wahl? Vorstellungen einem Realitätstest unterziehen, etwa durch Praktika �����19 Zukünftige Berufschancen Inwieweit Arbeitsmarktprognosen eine Rolle bei der Studien- und Berufswahl spielen sollten ������������������������������������20 Und wenn du keinen Studienplatz bekommst? Alternativen gibt es immer. abi>> zeigt die nächsten Schritte auf. ����������� 21 abi>> 1 | 2016 Arbeitsmarkt Mit einem Wisch in die Zukunft Ob auf Smartphone oder Tablet: Apps sind heute allgegenwärtig. Die noch junge App-Branche wächst schnell und sucht ständig Spezialisten. ����������22 Wegweiserin ins Digitale Die Marketing- und Produktmanagerin Michèle Czarnecki (30) macht Unternehmen für die Digitalisierung fit. �������24 Was macht ein …? Stadt- und Freiraumplaner Als Beamter im höheren bau technischen Verwaltungsdienst gestaltet Christoph Hülsebusch (29) die Metropole Köln mit. ����������������������26 weitere rubriken Editorial������������������������������������������������� 2 News������������������������������������������������������ 4 abi>> Schülerzeitungswettbewerb/ Impressum������������������������������������������ 27 Vorschau/Leseraktion��������������������� 28 3 news Das sin d die nächst en abi> > Chat s: 13. Ap ril 2016 : Studien finanzie rung 1. Juni 2016: Berufss tart 22. Jun i 2016: Ingenieu rwesen studiere n BAföG -Reform Förderung steigt Die Studierendenzahl wächst – jetzt zieht die Ausbildungsförderung BAföG nach. Zum Wintersemester 2016/17 steigt das Fördergeld. Auch Wohngeld- und Kinderbetreuungszuschlag sowie Freibeträge werden angehoben. Ab August 2016 wächst der monatliche Förderhöchstsatz für Studierende, die nicht bei ihren Eltern wohnen: von 670 Euro auf bis zu 735 Euro. BAföGEmpfänger können zudem einen Minijob mit einem Verdienst von bis zu 450 Euro im Monat ausüben, ohne dass dies auf ihre BAföG-Leistungen angerechnet wird. Der Freibetrag für eigenes Vermögen wird auf 7.500 Euro angehoben. Durch das 25. BAföGÄnderungsgesetz steigt außerdem der Kinderbetreuungszuschlag auf 130 Euro für jedes Kind, der Wohngeldzuschlag auf 250 Euro. Der Kreis der BAföG-Empfänger wird nach Angaben des BMBF um 110.000 Studierende und Schüler erweitert. Seit 2015 übernimmt der Bund die volle Finanzierung der Geldleistungen nach dem BAföG, wodurch die Länder jährlich 1,17 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung haben, um Hochschulen und Schulen finanzieren zu können. A u s b i l d u n g s m a r k t 2 015 Mehr Stellen, mehr Bewerber Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und die Bundesagentur für Arbeit (BA) ziehen ein Fazit für das Ausbildungsjahr 2015: Die Zahl der Stellen und Bewerber nahm zu, jedoch wird es zunehmend schwieriger, beide zusammenzuführen. 563.100 Ausbildungsplätze zählten BIBB und BA im vergangenen Jahr. Das ist ein leichter Zuwachs von 0,7 Prozent im Vergleich zu 2014. Obwohl bundesweit die Schülerzahlen stetig sinken, blieb die Zahl der Bewerber stabil: 2015 gab es 603.000 ausbildungswillige Jugendliche und damit nur 400 weniger als im Vorjahr. Trotz dieser guten Ausgangslage wird es immer schwieriger, Bewerber und Ausbildungsplätze zusammenzuführen. So blieben im vergangenen Jahr 41.000 Stellen unbesetzt und damit 10,4 Prozent mehr als 2014. Demgegenüber standen 2015 wie auch 2014 rund 81.000 potenzielle Azubis, die keine geeignete Stelle gefunden hatten. Über ein Viertel davon hat Fachhochschulreife oder Abitur. Der hohe Anteil kommt auch dadurch zustande, dass sich diese Gruppe an nur wenigen Berufszweigen interessiert zeigt: dem kaufmännischen Bereich, der IT und den Medien. >>Mehr Infos: Bundesinstitut für Berufsbildung www.bibb.de/de/ pressemitteilung_37418.php >>Mehr Infos: Bundesregierung www.bundesregierung.de/ Content/DE/Artikel/2014/07/ 2014-07-21-bafoeg-reform.html 4 Do - Camp -ing Zelten auf dem Campus Eine Woche auf dem Dortmunder Campus zelten, an einem spannenden Projekt mitwirken und dabei die Studiengänge und Berufsfelder der Ingenieurwissenschaften kennenlernen? Genau das bietet die Technische Universität Dortmund Schülerinnen und Schülern der Oberstufe vom 10. bis 15. Juli 2016. In der Erlebniswoche „Do-Camp-ing“ können die Teilnehmer an einem ingenieurwissenschaftlichen Projekt ihrer Wahl aus den Bereichen Elektro- und Informationstechnik, Informatik oder Maschinenbau mitwirken und lernen so die Studiengänge und -inhalte sowie Berufsfelder kennen. Die Ergebnisse der Projekte werden am Ende der Woche präsentiert. Unterstützung erhalten die Projektteams von Studierenden, Universitäts mitarbeitern und berufstätigen Ingenieuren, die zudem Fragen rund um Studium und Beruf beantworten. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Exkursionen und sportlichen Aktivitäten rundet die Veranstaltung ab. Die Gebühr für die Erlebniswoche beträgt inklusive Verpflegung und Übernachtung 100 Euro pro Person. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, eine Bewerbung ist bis zum 15. Mai 2016 über die Website der Hochschule möglich. >>Mehr Infos: Technische Hochschule Dortmund www.do-camp-ing.de abi>> 1 | 2016 Illustrationen: Daria Schreiber news V o m 15 . b i s 2 9. A p r i l 2 016 , Heidelberg/Mannheim A m 15 . u n d 16 . A p r i l 2 016 , K o b l e n z Messe für Ausbildung und Studium Orientierungstage Rhein-Neckar Azubi- und Studientage Die Orientierungstage Rhein-Neckar starten am 15. April 2016 in Mannheim. Auf der Messe für Ausbildung und Bei der Auftaktveranstaltung „StartStudium in Dresden dreht sich am schuss Orientierung“ in der Agentur 16. April alles um die berufliche für Arbeit Mannheim stellen rund Zukunft. Von 10 bis 15 Uhr können 20 regionale Hochschulen ihre Studiensich junge Menschen bei Vertretern angebote von 16 bis 20 Uhr an Informaregionaler Unternehmen und Hochtionsständen vor. Die Besucher können schulen über das Ausbildungs- und sich darüber hinaus in Vorträgen zu Studienangebot erkundigen. Diese verschiedenen Studienthemen inforgeben den Besuchern an den Messe- mieren oder auch die Studien- und ständen und in Form von FachvorBerufsberatung in Anspruch nehmen. trägen Informationen zu freien AusbilIm Folgeprogramm finden vom 18. bis dungsstellen und Studiengängen. 29. April Veranstaltungen an den UniversiDaneben gibt es unter anderem täten Heidelberg und Mannheim statt. InteVorträge zu den Themen Bewerbung, ressierte können dabei einen persönlichen Zulassungsverfahren und Auslands Eindruck von den Studienmöglichkeiten an studium. Auch Ausbildungsexperten den beiden Hochschulen gewinnen. Zudem der Agentur für Arbeit Dresden, des geben Experten der Hochschulen und der regionalen Jobcenters, der Industrie- Agenturen für Arbeit Heidelberg, Ludwigsund Handels- sowie der Handwerkshafen und Mannheim einen Überblick kammer sind auf der Messe vertreten. über Studienbedingungen und berufliche Die Veranstaltung findet im Stadion Perspektiven. Das komplette VeranstalDresden statt. Der Eintritt ist frei, eine tungsprogramm kann auf der Webseite der Voranmeldung nicht erforderlich. Orientierungstage eingesehen werden. Die Orientierungstage Rhein-Neckar >>Mehr Infos: werden von den Arbeitsagenturen Heiwww.arbeitsagentur.de/web/ delberg, Ludwigshafen und Mannheim content/DE/dienststellen/rds/ sowie den Universitäten Heidelberg und dresden/Agentur/ Mannheim durchgeführt. VeranstaltungenvorOrt/Detail/ index.htm?dfContentId=L6019022D >>Mehr Infos: STBAI647661 www.orientierungstage-rhein-neckar.de abi>> 1 | 2016 Am 15. und 16. April 2016 können sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 13 bei den Azubi- und Studientagen in Koblenz über Ausbildungen, Studiengänge und Möglichkeiten des Berufseinstiegs informieren. Zahlreiche Unternehmen, Hochschulen, Berufsfachschulen, Bildungseinrichtungen und Anbieter von Sprachreisen werden vor Ort vertreten sein – darunter die EMDE Industrie-Technik GmbH, die MKB Mittelrheinische Bank GmbH und die Debeka Versicherungsgruppe. Zusätzlich können die Teilnehmer durchgehend Vorträge besuchen, beispielsweise dazu, wie man im Vorstellungsgespräch überzeugen kann und welche dualen Studiengänge es in der Region gibt. Weitere Informationen sowie eine vollständige Ausstellerliste gibt es auf der Website des Veranstalters. Die Azubi- und Studientage in Koblenz finden am Freitag von 9 bis 15 Uhr und am Samstag von 10 bis 16 Uhr statt. Veranstaltungsort ist die Conlog Arena. Der Eintritt zur Messe ist frei. >>Mehr Infos: https://kabijo.de/koblenz V e ra n s t a l t u n g e n A m 16 . A p r i l 2 016 , Dresden 5 Foto: privat ausbildung Sechs Wochen verbrachte die angehende Mechatronikerin Christine Martin in China. Ein Ausflug führte zur Chinesischen Mauer. In der Ausbildung ins Ausland Als Azubi die Welt entdecken Den Alltag in einem fremden Land erleben, kulturelle Besonderheiten kennenlernen und sowohl fachliche als auch soziale Kompetenzen erwerben – was im Studium als selbstverständlich betrachtet wird, erfreut sich auch n bei Auszubildenden immer größerer Beliebtheit. icht nur den Auszubildenden selbst bietet ein beruflicher Auslandsaufenthalt viele Vorteile, auch Unternehmen profitieren von den positiven Effekten. Gerade große Konzerne setzen auf Mobilität, Internationalität und Weltoffenheit. So war es auch bei Christine Martin, die als Mechatronikerin bei Bosch in Bamberg tätig ist. In ihrem zweiten Lehrjahr ging es für sie sechs Wochen nach China: 6 „Ich habe in unserem Bosch-Werk in Nanjing im Bereich Technische Funktionen gearbeitet und dort unter anderem Wartungspläne für die Maschinen erstellt“, erzählt die 21-Jährige, die nach dem Abitur auf jeden Fall im Ausland arbeiten wollte. Die Verständigung mit den chinesischen Kollegen lief sehr gut: In den Büros sprachen sie Englisch, der Werkleiter und der Leiter Technische Funktionen waren Deutsche. „In der Fertigung sprachen die Mitarbeiter häufig nur Chinesisch. abi>> 1 | 2016 Foto: Manuela Meier ausbildung Bis zu einem Viertel ihrer Ausbildungszeit können Auszubildende im Ausland verbringen und sich anrechnen lassen. Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt, oder ein chinesischer Kollege ist eingesprungen und hat übersetzt“, berichtet Christine Martin. Ein besonderes Erlebnis war das tägliche Kantinenessen: „Oft wussten wir nicht, was genau wir gegessen haben – aber es war immer lecker.“ Aufgefallen ist Christine Martin der besonders leidenschaftliche Arbeitseinsatz der chinesischen Kollegen: „Am Abend oder am Wochenende zu arbeiten ist für sie ganz normal.“ Da die Maschinen ähnlich funktionierten wie die, die sie von zu Hause kannte, war die Arbeit für die Auszubildende kein Problem. Dazugelernt hat die junge Frau dennoch viel: „Ich bin weltoffener geworden und gehe schneller auf fremde Menschen zu – anders hätte es in China nicht geklappt.“ Weil sie den ganzen Tag Englisch geredet hat, hat ihr der Auslandsaufenthalt auch sprachlich viel gebracht. Internationale Kontakte knüpfen Claudia Klaßen, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Rheine, hält Auslandsaufenthalte für Auszubildende grundsätzlich für sehr sinnvoll: „Die jungen Leute erwerben neue Fähigkeiten und Kenntnisse und gewinnen an Selbstbewusstsein.“ Sie verbessern ihre Sprachkenntnisse mitsamt den im Beruf notwendigen Fachbegriffen, sie arbeiten mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zusammen und knüpfen internationale Kontakte. „Im Zeitalter der Globalisierung sind das auch wertvolle Erfahrungen für das spätere Berufsleben“, ist sich Claudia Klaßen sicher. Im Europass können sich die Auszubildenden ihre Fähigkeiten, Qualifikationen und Kompetenzen, die sie während des Auslandsaufenthaltes erworben haben, offiziell bestätigen lassen. Derzeit nutzen etwas mehr als vier Prozent eines Ausbildungsjahres die Chance, berufliche Auslandserfahrung zu sammeln. Wege, einen Teil oder sogar die komplette Ausbildung im Ausland zu verbringen, gibt es viele: Austauschprogramme, Gemeinschaftsprojekte, Stipendienprogramme oder auch Doppelabschlüsse wie die Kombination aus dem deutschen IHK-Abschluss Industriekaufmann/-frau und dem französischen Brevet de Technicien Supérier (BTS) Comptabilité/Gestion. Interessierte können sich auch gezielt für einen Ausbildungsberuf entscheiden, bei dem ein Auslandsaufenthalt als Ausbildungsbestandteil vorgesehen ist. Dies gilt etwa für Eurokaufleute oder kaufmännische Wirtschaftsassistenten im Bereich Fremdsprachen. „Man kann sich auch gezielt ein Ausbildungsunternehmen mit Niederlassungen im Ausland suchen“, so der Tipp der Berufsberaterin. Informationen dazu erhalten die Auszubildenden zum Beispiel bei den Industrie- und Handelskammern (IHK) beziehungsweise den Handwerkskammern (HWK). Auch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit ist eine gute Anlaufstelle. Laut Berufsbildungsgesetz können Auszubildende bis zu einem Viertel der Ausbildungszeit in einem anderen Land verbringen und sich in Deutschland anrechnen lassen. Auslandshandelskammern bieten aber auch einige Ausbildungsgänge in kaufmännischen und gastronomischen Berufen an, die komplett im Ausland, beispielsweise in Portugal oder Hongkong, absolviert werden können. Es muss nicht immer Amerika sein Wer plant, während seiner Ausbildung ins Ausland zu gehen, sollte rechtzeitig mit der Organisation beginnen. Mindestens ein Jahr Vorlaufzeit empfiehlt Claudia Klaßen. „Außerdem ist es besser, nach der Zwischenprüfung zu gehen und volljährig zu sein – das macht vieles im Ausland leichter. Natürlich muss der Arbeitgeber über die Pläne informiert werden. Die Ausbildungsvergütung wird in der Regel weiter gezahlt.“ Wichtig ist es auch, mit der Berufsschule zu klären, ob man für die Dauer des Auslandsaufenthaltes freigestellt werden kann, und bei der Berufsgenossenschaft Infos über die Absicherung im Ausland einzuholen. Vor allem, wer seinen Auslandsaufenthalt selbst organisiert, sollte unbedingt sicherstellen, dass er über einen ausreichenden Versicherungsschutz verfügt. In jedem Fall ist eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung ratsam. Besonders wichtig findet die Berufsberaterin übrigens Flexibilität: „Es muss nicht immer Amerika oder Australien sein. Auch europäische Länder können unvergessliche Auslandsaufenthalte bieten.“ << abi>> 1 | 2016 7 ausbildung Foto: privat >>interview „Fachliche und persönliche Bereicherung“ abi>> sprach mit Ulrike Schröder, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung. Die Einrichtung koordiniert unter anderem das Programm Erasmus+, das 2015 schon über 22.000 Auszubildenden zu einem Auslandsaufenthalt verholfen hat. abi>> Frau Schröder, warum lohnt es sich, als Auszubildender ins Ausland zu gehen? Ulrike Schröder: Im Ausland in einem Unternehmen zu arbeiten ist eine ganz andere Erfahrung, als dort nur Urlaub zu machen. Je länger ein Auslandsaufenthalt dauert, umso größer ist die fachliche Bereicherung: Man lernt neue beruf liche Techniken und wird souveräner bei den Aufgaben. Bei kürzeren Aufenthalten hingegen entwickelt man sich hauptsächlich persönlich weiter. Nach ihrer Rückkehr sind die jungen Leute meist gut vernetzt, motiviert und selbst bewusster. abi>> Wie funktioniert das Programm Erasmus+? Ulrike Schröder: Erasmus+ wendet sich an Auszubildende aller Branchen. Die Aufenthalte dauern zwischen zwei Wochen und zwölf Monaten und können auf verschiedene Phasen während der Ausbildung verteilt werden. Neu ist, dass junge Leute nun auch nach der Ausbildung und in der gesetzlich geregelten Weiterbildung Zuschüsse für einen Auslandsaufenthalt bekommen können. Das ist zum Beispiel für diejenigen interessant, die nicht von ihrer Ausbildungsfirma übernommen werden oder vor ihrem Wechsel in eine feste Stelle noch mal ins Ausland gehen wollen. abi>> Welche Voraussetzungen muss man erfüllen? Ulrike Schröder: Die einzige formale Voraussetzung ist, eine duale oder vollzeitschulische Ausbildung zu absolvieren oder gerade abgeschlossen zu haben. Auch wer parallel zur Berufsausbildung studiert, kann von Erasmus+ profitieren. Alle weiteren Anforderungen legen die jeweiligen Bildungs einrichtungen und Organisationen fest. 8 abi>> Wie läuft ein Auslandsaufenthalt ab? Ulrike Schröder: Vor der Abreise werden die Teilnehmer von den entsendenden Organisationen auf ihren Aufenthalt vorbereitet. Es werden zum Beispiel Themen wie Heimweh, Krankheit oder Verhaltensregeln im Ausland besprochen. Wer länger als einen Monat im Ausland bleibt, kann zudem das Sprach-Lern-Tool der Europäischen Kommission nutzen, denn sprachliche Vorbereitung gehört dazu. Manchmal bekommen die jungen Leute auch im Ausland noch Sprachunterricht, bevor sie ihr betriebliches Praktikum oder den Schulbesuch beginnen. Was die Auszubildenden im Ausland erlernen, stimmen sie mit ihrem Arbeitgeber und dem Unternehmen im Ausland ab und halten es in einer Lernvereinbarung fest. Da Erasmus+ ein Teil der Ausbildung ist, muss man dafür keinen Urlaub nehmen, und die Ausbildungsvergütung wird weiterbezahlt. Dazu kommt dann noch der Erasmus+-Zuschuss für Anreise und Unterkunft. abi>> Man kann sich seinen Auslandsaufenthalt im Europass dokumentieren lassen. Worum handelt es sich dabei? Ulrike Schröder: Der Europass besteht aus fünf Dokumenten: Lebenslauf, Sprachenpass, Zeugniserläuterungen, dem Europass Mobilität, in dem die Auslandsaufenthalte dokumentiert werden, und dem Diploma Supplement für den Hochschulbereich. Im Europass Mobilität schreibt das Unternehmen im Ausland auf, was der Azubi während des Aufenthalts gelernt hat und bestätigt dies ganz offiziell mit Stempel und Unterschrift. Manche Träger stellen sogar Zertifikate aus, die man, ebenso wie den Europass, für eine spätere Bewerbung nutzen kann. << abi>> 1 | 2016 ausbildung Erfahrungsbericht Auslandspraktikum in Südengland Während der Ausbildung Auslandsluft schnuppern – diesen Wunsch hat sich Johann Rottmann (21) erfüllt: Über Erasmus+ organisierte sich der angehende Groß- und Außenhandelskaufmann, der bei der Kurt Pietsch GmbH in Ahaus arbeitet, ein Praktikum Foto: privat n in Südengland. Für abi>> berichtet er von seinen Erlebnissen. ach dem Abitur entschied ich mich für eine dreijährige Ausbildung bei dem Großhändler für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Im ersten Ausbildungsjahr als Groß- und Außenhandelskaufmann mit der Fachrichtung Großhandel erfuhr ich von der Möglichkeit, als Auszubildender ins Ausland zu gehen. Ein Kollege hatte mir von seinen Erfahrungen mit Erasmus+ erzählt. Daraufhin wandte ich mich zunächst an meine Berufsschule, die Auslandsaufenthalte im Rahmen von Erasmus+ anbietet. Auch mein Ausbildungsbetrieb war mit meinem Vorhaben einverstanden. Sprachkenntnisse von Tag zu Tag besser Gegen Ende meines zweiten Ausbildungsjahres war es so weit: Im April 2015 trat ich zusammen mit vier weiteren Auszubildenden die Reise nach Plymouth im Südwesten Englands an. Das Auslandsziel stand aufgrund der Organisation, mit der unser Unternehmen zusammenarbeitet, fest. Bei den aufnehmenden Unternehmen konnten wir aber frei auswählen, was unseren Interessen am nächsten kam. Ich habe mich für die PR-Beratung entschieden, weil ich diesen Bereich sehr spannend finde. Er hat zwar fachlich nicht viel mit meinem Beruf zu tun, aber die Herangehensweisen und neuen Perspektiven kann ich übergreifend einsetzen. Vor Ort durfte ich meinen Chef zu Kundenterminen begleiten, Interviews führen und Artikel für die lokale Presse schreiben. Mit meinem Schulenglisch konnte ich mich gut verständigen. Meine Sprachfähigkeiten wurden dennoch von Tag zu Tag besser, weil ich ständig nur Englisch geredet habe. Einmal in der Woche besuchte ich außerdem eine Sprachschule. Land und Leute kennenlernen Während der vier Wochen in Plymouth lebte ich bei einem älteren Ehepaar, das regelmäßig mehrere Johann Rottmann wechselte vom Schreibtisch in Ahaus an die Küste Südenglands. Praktikanten aus dem Ausland bei sich aufnimmt. Entsprechend international waren auch meine Mitbewohner. Bei der Arbeit im PR-Büro fiel mir schon bald auf, dass die Engländer im Geschäftsleben offenbar lockerer miteinander umgehen als in Deutschland: Wir haben uns mit Kunden schon mal in einem Café getroffen statt immer nur im Büro. Außerdem hatte ich das Glück, dass mein Chef mich nach den Außenterminen immer mal wieder auf Ausflüge mitnahm und mir die Umgebung zeigte. Durch meinen Auslandsaufenthalt bin ich auf jeden Fall offener geworden. Ich konnte mich in verschiedenen Situationen beweisen, auch wenn ich nicht immer auf Anhieb alles verstanden habe. Nun bin ich im dritten Ausbildungsjahr und stelle immer wieder fest, dass mir das Erlebte auch hier in Deutschland zugutekommt. Mein Tipp für andere Azubis: Wer die Gelegenheit hat, ins Ausland zu gehen, sollte sie auf jeden Fall nutzen. Die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, sind sehr wertvoll – sowohl beruflich als auch persönlich. << abi>> 1 | 2016 >>mehr info www.abi.de Gib Folgendes in die Suche ein: CodeAWE 9 im fokus Was s o ll i c h nu r s tu d i e r e n? Studienwahl - Schritt für Schritt Endlich das Abi in der Tasche – jetzt kann das Studium kommen! Eine tolle Chance, die aber auch verunsichern kann. Denn viele Studienmöglichkeiten stehen offen, doch welches Fach ist das richtige? Wie du bei der Suche am besten vorgehen und deinen persönlichen Weg finden kannst, erfährst „Das richtige Studium zu finden ist ein Prozess, den man Schritt für Schritt machen sollte.“ Jörg-Michael Wenzler >>mehr info www.abi.de Gib Folgendes in die Suche ein: CodeBWP 10 f ast 8.000 Bachelorstudiengänge listet das Portal studienwahl.de. Zusätzlich gibt es noch mehr als jeweils 200 Staatsexamens- und Diplomstudiengänge. Bei einer derart großen Auswahl kann die Entscheidung schwerfallen, und viele Abiturienten fragen sich: Was soll ich nur studieren? Wer sich erst gegen Ende der Schulzeit mit dieser Frage auseinandersetzt, läuft Gefahr, vorschnelle Entscheidungen zu treffen oder unreflektiert den üblichen „Trampelpfaden“ zu folgen. Und weil im Abi-Jahr besonders viel zu tun ist, solltest du dich rechtzeitig informieren, am besten schon im vorletzten Schuljahr. „Das richtige Studium zu finden ist ein Prozess, den man Schritt für Schritt machen sollte. Es lohnt sich, sich immer wieder damit zu beschäftigen“, weiß Jörg-Michael Wenzler, Studien- und Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Esslingen. Auch Nadine Nottbeck von der Zentralen Studienberatung Osnabrück empfiehlt, früh genug anzufangen: „Pläne können sich ändern. Zum Beispiel wenn man merkt, dass man falsche Vorstellungen von einem Studiengang hatte. Dann bleibt immer noch genug Zeit, sich neu zu orientieren.“ abi>> 1 | 2016 Alles beginnt mit deinen Interessen Bei der Studienwahl spielen sogenannte innere und äußere Kriterien eine Rolle, angefangen bei persönlichen Interessen bis hin zu den Zulassungsvoraussetzungen der einzelnen HochFoto: Martin Rehm Foto: privat du auf den folgenden Seiten. Bei der Studienwahl spielen innere und äußere Kriterien eine Rolle. im fokus schulen. Dabei stellt Jörg-Michael Wenzler in seinen Beratungsgesprächen immer wieder fest: „Manche meinen, ihre Interessen und Fähigkeiten seien gar nicht so wichtig, und schauen zuerst darauf, wie gut die Chancen am Arbeitsmarkt oder die Verdienstmöglichkeiten sind.“ Dass solche Bedingungen anscheinend häufig eine größere Rolle spielen als die eigenen Wünsche und Bedürfnisse, bestätigt auch N adine Nottbeck: „Oft prüfen die Schüler zuerst die Fakten. Ist dann zum Beispiel die Zulassungshürde zum Wunschstudiengang sehr hoch, sind viele verunsichert und wählen etwas anderes.“ Stattdessen empfehlen beide Berater, zuerst bei sich anzufangen und anschließend die wichtigsten Informationen zum Wunschstudium zusammenzutragen. Denn bei der Suche planvoll vorzugehen, wichtige Inforhäufig tut sich auf diese Weise noch ein alter- mationen zu sammeln und sich Fristen zu setzen, nativer Weg zum Ziel auf. um sich nicht zu verzetteln. Eine gute Orientierung, was du wann erledigen solltest, bietet der abi>> Berufswahlfahrplan im Gut geplant, ist (fast) gewonnen abi>> Portal (siehe QR-Code rechts). Ergänzend Du hast noch keine klaren Vorstellungen von erläutern die Beiträge auf den folgenden Seiten, deiner beruflichen Zukunft? Dann geht es dir wie wie du Schritt für Schritt bei deiner Studienwahl vielen anderen auch. In jedem Fall ist es hilfreich, vorgehen kannst. << abi>> 1 | 2016 Foto: Elena Scholz Damit man sich bei der Wahl des Studienfaches nicht verzettelt, sollte man mit Bedacht vorgehen. Auf den folgenden Seiten findest du einen Leitfaden – Schritt für Schritt. „Pläne können sich ändern, zum Beispiel wenn man merkt, dass man falsche Vorstellungen hatte.“ Nadine Nottbeck >>mehr info www.abi.de 11 im fokus Selbsterkundung Wie gut kennst du dich? Studium und Berufsleben sollen Freude machen und keine Quälerei sein. Denn wenn du etwas gerne tust, wirst du damit auch erfolgreich sein. Um deinen persönlichen Weg ins Berufsleben zu finden, solltest du dir zunächst deine Interessen und Fähigkeiten vergegenwärtigen. Foto: André Braun Diese Anhaltspunkte können dir bei der Selbsterkundung helfen: Lieblingsfächer in der Schule Aus den Fächern, die dir am meisten Spaß machen, lassen sich passende Studiengänge oder Ausbildungsberufe ableiten. Vielleicht kannst du sogar bereits spezielle Themengebiete benennen, etwa Meteorologie im Erdkundeunterricht oder Übersetzen im Fach Englisch. >>Weitere Infos auf abi.de: Orientieren > Ich will was machen mit … > Schulfächer Hobbys und Freizeit Du bist im Sportverein aktiv, machst Musik, programmierst Software, schreibst Geschichten oder engagierst dich ehrenamtlich? Eventuell ergibt sich hier ein Anknüpfungspunkt für ein bestimmtes Studienfach oder eine Ausbildung. Gespräche mit anderen Frage deine Freunde, Eltern, Verwandten oder Lehrer, wo sie deine Stärken und Fähigkeiten sehen. Denn oft nehmen wir selbst nicht bewusst wahr, was wir gut können. Praxiserfahrungen Was trauen andere mir zu? Um das herauszufinden, lohnen Gespräche mit Freunden, Eltern oder Lehrern. Studienfeldbezogener Beratungstest (SFBT) Mit diesem Test der Bundesagentur für Arbeit kannst du dich über typische Anforderungen deines Wunschstudienfachs informieren. Es gibt ihn für Wirtschafts-, Rechts-, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie für Informatik/Mathematik und philologische Studiengänge. Die Anmeldung erfolgt über die Berufsberatung deiner örtlichen Agentur für Arbeit. >>Weitere Infos: www.arbeitsagentur.de Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Praktika ermöglichen dir einen guten Einblick in den späteren Berufsalltag. Du kannst aber auch während eines Ferienjobs in eine Branche schnuppern oder dir ein Unternehmen am Tag der offenen Tür genauer anschauen. >>Weitere Infos auf abi.de: Orientieren > Auszeit nach dem Abi > Praktikum Vereinbare einen Termin zur Berufsberatung bei deiner Agentur für Arbeit vor Ort. Dort gibt es Teams für akademische Berufe, die sich speziell um die Anliegen von jungen Menschen mit Hochschulreife kümmern. >>Weitere Infos auf abi.de: Orientieren > Berufsberatung Selbsterkundungs- und Eignungstests Berufsinformationszentrum (BiZ) Solche Tests werden häufig online angeboten, zum Teil kostenpflichtig. Informiere dich am besten vorher über die Preise und was ein Test dir bietet, wie zum Beispiel eine Auswertung mit konkreten Empfehlungen. >>Weitere Infos auf abi.de: Orientieren > Was soll ich werden? > Testverfahren Auch die Berufsinformationszentren der örtlichen Agenturen für Arbeit stehen dir offen. Hier kannst du dich ohne Terminvereinbarung über Studiengänge, Ausbildungsberufe und Berufswege informieren, etwa mit Hilfe der abi>> Infomappen für Studienberufe. >>Weitere Infos: www.biz-medien.de/abi 12 abi>> 1 | 2016 im fokus Checkliste Den Stärken auf die Spur kommen Die Fragen „Was interessiert mich?“ und „Was kann ich eigentlich gut?“ werden spätestens dann relevant, wenn die Entscheidung ansteht, wohin der berufliche Weg künftig führen soll. Wer seine Interessen und Stärken einschätzen kann, dem fällt es leichter, Schritt für Schritt die richtige Berufswahl zu treffen. Folgende Checkliste gibt dir Anregungen, wie du am besten herausfindest, wo deine Neigungen und Talente liegen. 1 6 Meine Lieblingsfächer sind: Deutsch Fremdsprachen Mathematik Naturwissenschaften Kunst Musik Sport Ausdauer und Geduld Kreativität und Fantasie Organisationstalent technisches Verständnis handwerkliches Geschick soziales Engagement Sprachtalent Weitere: 2 3 Weitere: 7 amit beschäftige ich mich gerne D in meiner Freizeit: Ich bin Mitglied in folgenden Vereinen oder übe folgende ehrenamtliche Tätigkeiten aus: 4 F olgende Praxiserfahrungen wie Praktika, Ferienjobs etc. habe ich bereits gemacht: 5 iese Eigenschaften oder Stärken D schreiben andere mir zu: Ich besitze folgende persönliche Stärken: In diesen Bereichen könnte ich mir vorstellen zu arbeiten: kaufmännischer Bereich Dienstleistungsbereich kreativer Bereich technischer Bereich sozialer Bereich Weitere: 8 Darum sollte ich mich auf dem Weg zu meiner Berufsentscheidung unbedingt (noch) kümmern: Gespräche führen mit Freunden, Eltern, Lehrern und Berufsvorbildern einen Selbsterkundungs-/Eignungstest machen mich im Berufsinformationszentrum (BiZ) über für mich interessante Berufe informieren einen Termin mit der Berufsberatung bei meiner örtlichen Agentur für Arbeit vereinbaren mich zum Studienfeldbezogenen Beratungstest (SFBT) bei meiner örtlichen Agentur für Arbeit anmelden Praxiserfahrungen sammeln, zum Beispiel durch Praktika abi>> 1 | 2016 13 im fokus Informieren über Studienmöglichkeiten Was passt zu deinen Interessen? Du weißt, was dich interessiert, und willst passende Studiengänge oder Foto: Julien Fertl Berufe finden? Jetzt geht es an die Recherche. Im Internet gibt's tolle Selbstinformationsmedien rund ums Studium, mit denen du bequem via Rechner, Tablet oder Smartphone recherchieren kannst. g ut informiert sein ist das A und O. Du kannst dich im Internet, bei der Berufsberatung oder im Berufsinformationszentrum (BiZ) deiner örtlichen Agentur für Arbeit schlaumachen. Sind deine Vorstellungen noch eher allgemein, dann starte eine Online-Recherche über Berufs- und Studienfelder und schaue dir anschließend die Tätigkeitsbeschreibungen für einzelne Berufe genauer an. Falls du schon einen konkreten Berufswunsch hast, wie etwa Journalist oder Polizist, dann solltest du als Erstes herausfinden, welches Studium oder welche Ausbildung vorausgesetzt wird. Vielleicht sind noch andere Vorbedingungen wichtig, wie zum Beispiel körperliche Fitness oder Fremdsprachenkenntnisse. Gerade bei einem Studium gibt es Zulassungsvoraussetzungen, die du vorher abklären kannst. Starre Zuschreibungen im Sinne von „typisch Mann, typisch Frau“ spielen übrigens auch bei der Berufswahl keine Rolle. Jede/r sollte das machen, was sie oder ihn interessiert! Deshalb lohnt sich der Blick über den Tellerrand. So sind etwa Männer in Sozial- oder Pflegeberufen genauso gefragt wie Frauen in technischen Studiengängen. Ein Plan B für alle Fälle Wenn du deine Entscheidung getroffen hast, wirf einen Blick auf Alternativen. Denn nicht immer ist eine Studienbewerbung erfolgreich oder klappt der Einstieg in den Wunschberuf. 14 Das bestätigt Jörg-Michael Wenzler, Studien- und Berufsberater bei der Arbeitsagentur Esslingen: „Wer sich zum Beispiel bei der Polizei bewirbt und beim Einstellungstest schlecht abschneidet oder gar durchfällt, braucht rechtzeitig einen Plan B, um nicht mit leeren Händen dazustehen.“ Berufs- und Studienfeldübersichten, wie etwa im BERUFENET oder auf studienwahl.de, können dir bei der Recherche nach Alternativen helfen, zum Beispiel dann, wenn dein Abischnitt für den Wunschstudiengang nicht ausreicht. Nutze beim Recherchieren fachlich anerkannte Internetportale und Datenbanken. Anders als bei der freien Suche über Google & Co kannst du bei diesen offiziellen Quellen sichergehen, korrekte und aktuelle Informationen zu bekommen. << Link-Tipps: abi>> Portal: www.studium.abi.de abi>> Infomappen Studienberufe: www.biz-medien.de/abi Studien- & Berufswahl: www.studienwahl.de Hochschulkompass: www.hochschulkompass.de BERUFE.TV: www.berufe.tv BERUFENET: www.berufenet.arbeitsagentur.de Stiftung für Hochschulzulassung: www.hochschulstart.de abi>> 1 | 2016 im fokus abi>> Hochschulpanorama Wo es dir gefällt Die Wahl des Studienortes und der Hochschule hängt nicht hochschul panorama immer nur vom Studienfach ab. Wer mehrere Jahre an einem Ort fernab der Heimat verbringt, möchte sich auch dort ein bisschen zu Hause und vor allem wohl fühlen. Doch wie trifft man die Entscheidung zwischen Aachen, Leipzig oder Tübingen? Im abi>> Hochschulpanorama erfahren Interessierte mehr über Städte und Hochschulen. Die deutsche Hochschullandschaft im Blick – dank interaktiver Deutschlandkarte erfährst du mit wenigen Klicks mehr über Städte und Hochschulen. d as abi>> Hochschulpanorama bietet dir einen Überblick über derzeit rund 140 Hochschul standorte in ganz Deutschland – intuitiv navigierbar über eine interaktive Deutschlandkarte. Jede Hochschulstadt wird in einem eigenen Porträt mit Daten und Fakten zur Geschichte, Besonderheiten der Stadt sowie Kultur- und Freizeitangeboten vorgestellt. Darüber hinaus gibt's Infos zum Wohnungsmarkt und zu möglichen Nebenjobs. Für alle staatlichen Hochschulen und Universitäten gibt es Hochschulsteckbriefe, die die wichtigsten Daten und Fakten nennen, zum Beispiel die Zahl der angebotenen Studiengänge, die Anzahl der Lehrenden, internationale Hochschulkooperationen sowie die verschiedenen Fakultäten, Fachbereiche oder Schwerpunkte. Von den Steckbriefen aus führen Links dich dann direkt weiter zu den Websites der Hochschulen. Und natürlich liefern Bilder dir erste Eindrücke deiner potenziellen neuen Heimat. Klick rein! << abi>> 1 | 2016 >>mehr info www.abi.de/ panorama 15 im fokus Foto: privat >>interview „Erst orientieren, dann studieren“ Ist ein Studium was für dich? Welches Fach passt zu dir? Antworten können Studieninteressierte zum Beispiel im Rahmen eines Orientierungssemesters erhalten. abi>> hat mit Sören Isleib vom Deutschen Zentrum für Hochschulund Wissenschaftsforschung (DZHW) über diese speziellen Angebote gesprochen. abi>> Herr Isleib, vor welchem Hintergrund wurden vor einigen Jahren an diversen Hochschulen Orientierungssemester eingeführt? Sören Isleib: Studienanfänger werden tendenziell jünger, was dazu führt, dass die Entscheidungen für ein Studium und ein bestimmtes Fach nicht immer gut fundiert sind. Das heißt, dass sie häufig auf äußeren Faktoren basieren, sprich der Aussicht auf einen Beruf mit einem höheren Einkommen, und weniger aus einer inneren Motivation heraus kommen, wie dem wissenschaftlichen Interesse. Daraus resultieren Schwierigkeiten beim Ankommen im Studium, und die Wahrscheinlichkeit für einen Studienabbruch steigt. Natürlich stehen alle Studienanfänger auch vor der Herausforderung, sich von heute auf morgen im Studienalltag zurechtzufinden, sich selbstständig zu organisieren und mit dem Leistungsdruck klarzukommen. pern, sich mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut machen und das Leben an der Hochschule kennenlernen können. Zwar werden Orientierungssemester noch nicht flächendeckend angeboten, ich bin mir aber sicher, dass viele Hochschulen in den kommenden Jahren nachziehen werden. abi>> Sollten alle Studieninteressierten ein solches Angebot wahrnehmen? Sören Isleib: Das muss jeder für sich entscheiden. Nicht jeder braucht eine Orientierungs- oder Entscheidungshilfe. Aus meiner Sicht sollte es verstärkt darum gehen, nicht möglichst viele Leute mit dem Angebot zu erreichen, sondern die richtigen. Das heißt jene Gruppe, die sich zum Beispiel ihres Potenzials, ein Studium aufzunehmen, nicht bewusst ist oder zum Beispiel aufgrund des Alters oder der sozialen Herkunft von vornherein als risikoreich einzuschätzen ist. Dies erfordert ein aktiveres und frühzeitiges „Rekrutieren“ an Schulen. Die Möglichkeit, ohne Druck auf Probe zu studieren, ist gerade für sie eine sinnvolle Option. << Foto: André Braun abi>> Auffällig viele Orientierungssemester sind speziell auf den MINT-Bereich ausgerichtet. Sören Isleib: Das stimmt, da hier die Abbruchrate besonders hoch ist und die Hochschulen dem entgegenwirken wollen. Es gibt allerdings auch überfachliche Angebote, im Rahmen derer Studieninteressierte in ganz verschiedene Fächer reinschnup- Orientierungssemester helfen, Enttäuschungen vorzubeugen. 16 Was ist ein Orientierungssemester? Abiturienten können zwischen Schule und regulärem Studium ein Orientierungsstudium absolvieren. Das bedeutet, sie schnuppern ein oder zwei Semester in verschiedene Fachgebiete, um sich auszuprobieren und ihren Weg zu finden. Diese Orientierungsangebote sind meist interdisziplinär ausgerichtet und ermöglichen es den Teilnehmern, ihren Horizont zu erweitern und sich im wissenschaftlichen Arbeiten zu erproben. Es gibt sowohl Orientierungssemester, die an einer Hochschule angesiedelt sind und in das Studium einbezogen werden, als auch Angebote anderer Träger. abi>> 1 | 2016 im fokus Studium naturale Auf naturwissenschaftlichem Schnupperkurs Biologie, Chemie, Physik oder doch Mathematik? Wer sich noch nicht festlegen kann, für den bietet die Technische Universität München eine spezielle Entscheidungshilfe an: das Studium naturale. Julia Mrtva (20) hat am Orientierungsjahr teilgenommen und d ie Fächer Biologie und Mathematik machten Julia Mrtva in der Schule besonders viel Spaß. Aber ist ein Studium in dieser Richtung wirklich das Richtige? Und wenn ja, für welches Fach sollte sie sich entscheiden? Mit diesen Fragen im Kopf durchstöberte die 20-Jährige einst das Studienangebot der nahe ihrem Heimatort gelegenen Technischen Universität München (TUM) und entdeckte dabei das Studium naturale, das am Wissenschaftszentrum Weihenstephan in Freising stattfindet. „Die Idee, mich erst mal in Ruhe zu orientieren, sprach mich direkt an“, erinnert sich Julia Mrtva, die das einjährige Orientierungsstudium im Juli 2015 abgeschlossen hat und inzwischen Molekulare Biotechnologie an der TUM studiert. Zwei Semester, sechs Module Das Studium naturale beginnt zum Wintersemester und erstreckt sich über zwei Semester. Es besteht aus sechs Modulen, die parallel studiert werden: Grundlagenmodule in Mathematik, Physik sowie Chemie/Biologie, das Modul „Interdisziplinäres Seminar“, das Modul „Überfachliche Grundlagen“ und das Orientierungsmodul „Sigma“. Das Modul „Überfachliche Grundlagen“ beispielsweise umfasst verschiedene Kurse wie etwa eine Einführung in die Wissenschaftstheorie und Methodik sowie Fremdsprachenkurse. Innerhalb des „Sigma“ Moduls können die Teilnehmer Lehrveranstaltungen aus dem gesamten Studienangebot der TUM auswählen und haben Foto: privat berichtet von ihren Erfahrungen. so die Gelegenheit, über den Tellerrand zu blicken. Nicht nur das gefiel Julia Mrtva: „Das Studium naturale besteht nicht nur aus Theorie. So habe ich zum Beispiel im Rahmen eines Energie-Praktikums gemeinsam mit Kommilitonen einen Generator gebaut, der wiederum das Windrad einer anderen Projektgruppe angetrieben hat. Das praktische Arbeiten hat viel Spaß gemacht“, berichtet sie. „Bei meiner Studien entscheidung hat Entscheidungshilfe bei der mir das Studium Studienwahl naturale geholfen.“ Wer sich für einen der insgesamt 106 Plätze des Julia Mrtva Studiums naturale an der TUM bewerben will, benötigt einen Abischnitt von 2,5 oder besser. Gibt es mehr Bewerber als Plätze, entscheidet das Losverfahren. Die Teilnehmer sind immatrikuliert, haben dieselben Rechte wie die anderen Studierenden, zahlen dafür aber auch Semesterbeiträge in Höhe von 114,50 Euro; das Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel ist darin enthalten. Eine Förderung des Orientierungsstudiums nach dem BAföG ist möglich. Julia Mrtva, die finanziell von ihren Eltern >>mehr info www.abi.de unterstützt wird, zieht eine positive Bilanz: „Bei meiner Entscheidung hat mir das Studium natu- Gib Folgendes in die Suche rale durchaus geholfen. Nur auf diese Weise hatte ich Gelegenheit, eine konkrete Vorstel- ein: CodeSTP lung davon zu bekommen, was mich in den einzelnen Studiengängen erwartet.“ Auch gut zu wissen: Einige der erbrachten Leistungen aus dem Studium naturale – wie die Vorlesungen in den Grundfächern – konnte sie für ihr Bachelorstudium anerkennen lassen. << abi>> 1 | 2016 17 im fokus Alternative Ausbildung Oder doch eine Ausbildung? Du findest keinen passenden Studiengang oder spielst mit dem Gedanken, lieber gleich praktisch zu arbeiten? Ob Ausbildung oder Studium – für beide Wege gibt es gute Gründe. Welche Option für dich die richtige ist, hängt auch davon ab, welcher Lern- und Arbeitstyp du bist. r ein ins Berufsleben oder wieder an den Schreibtisch? Gleich oder später eigenes Geld verdienen? Klar definierte Aufgaben oder selbstständig lernen, praxisorientiert oder eher theoretisch? Wenn du dir diese Fragen beantworten kannst, bist du schon ein ganzes Stück weiter. Interessant zu wissen: Anstatt an der Uni zu pauken, haben sich im Jahr 2013 knapp 132.000 Schulabgänger mit Hochschulreife für eine duale Berufsausbildung entschieden – das sind 25 Prozent aller Auszubildenden. Beliebt sind bei Abiturienten derzeit vor allem diese Berufe: Kaufmann/-frau für Büromanagement, Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel, Industrie- oder Bankkaufmann/-frau ebenso wie Fachinformatiker/-in. Eigenverantwortung und Eigeninitiative gefragt. Hier werden Themen theoretisch durchleuchtet, und man lernt, Wissen selbstständig zu erschließen. Für diesen Weg entscheiden sich die meisten Abiturienten: Im Wintersemester 2015/16 gab es 428.931 Studienanfänger. Ein Studium ermöglicht dir eine größere Bandbreite an beruflichen Perspektiven und häufig ein höheres Gehalt als eine Ausbildung, dafür dauert der Weg ins Berufsleben länger, wenn du zum Beispiel nach dem Bachelor noch ein Masterstudium aufnimmst. Praxis plus Studium Wem die Entscheidung schwerfällt, der kann mit einem dualen Studium die Vorteile aus beiden Welten miteinander verbinden, also praktisch arbeiten und trotzdem studieren. Es gibt verschiedene Modelle: Bei einem ausbildungsDuale oder schulische Ausbildung? integrierten Studium kannst du an einer Hochschule Bei einer dualen Ausbildung erlernst du die praktischen studieren und gleichzeitig einen Ausbildungsvertrag Inhalte direkt im Betrieb, den theoretischen Teil übernimmt mit einem Unternehmen abschließen. Bei den sogedie Berufsschule. Du kannst aber auch eine schulische nannten praxisintegrierten Studiengängen verbringst Ausbildung wählen, die es vor allem im Bereich der Gesund- du parallel zum Studium längere Praxisphasen in heits- und Pflegeberufe gibt. Hier lernst du Vollzeit an einer einem Unternehmen oder einer sozialen Einrichtung, erwirbst aber keinen zweiten Abschluss. << Berufsfachschule mit ergänzenden Praxisphasen in einer Ausbildungseinrichtung. Für diesen Weg entschieden sich im Schuljahr 2014/15 rund 40.400 junge Menschen mit Hochschulreife, die an Berufsfachschulen und Schulen des Gesundheitswesens eine Ausbildung begonnen haben. Klar ist: Du musst dich nicht für dein gesamtes Berufsleben festlegen. Das bestätigt auch Jörg-Michael Wenzler, Studien- und Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Esslingen: „Wer sich für eine Ausbildung entschieden hat, kann danach immer noch abi>>: www.ausbildung.abi.de studieren. Es ist ein erster Schritt in die berufliche Zukunft, muss aber keine endgültige Entscheidung sein.“ BERUFE.TV: www.berufe.tv BERUFENET: www.berufenet.arbeitsagentur.de KURSNET: www.kursnet.arbeitsagentur.de Studieren heißt mehr Eigenverantwortung planet-beruf.de Infomappen: Für manche Berufe stellt sich die Frage nach Ausbildung oder www.biz-medien.de/planet-beruf Studium gar nicht: Ärzte, Rechtsanwälte, Lehrer oder IngeniAusbildungPlus: www.ausbildungplus.de eure beispielsweise benötigen einen Studienabschluss, damit sie ihren Beruf ausüben können. An der Hochschule sind viel Link-Tipps: 18 abi>> 1 | 2016 Foto: Martin Rehm im fokus Um den richtigen Studiengang zu finden, solltest du Angebote wie Hochschulinformationstage in Anspruch nehmen. Realitätscheck und Zugangsvoraussetzungen Passt deine Wahl? Du hast schon eine Idee, weißt aber noch nicht, ob ein bestimmtes Tätigkeitsfeld oder ein bestimmter Studiengang wirklich zu dir passt? Ob deine Vorstellungen der Realität entsprechen, lässt sich herausfinden. Hier erfährst du, wie du dir ein realistisches Bild n machen kannst. Studieren auf Probe Auch deinen Wunschstudiengang kannst du einem Realitätscheck unterziehen. Viele Hochschulen bieten Informationstage an oder ein Schnupperstudium, bei dem du als Schüler während des Semesters an regulären Veranstaltungen teilnehmen kannst. Mit einem Studienfeldbezogenen Beratungstest (SFBT) der Bundesagentur für Arbeit kannst du dich über typische Anforderungen einzelner Studienfelder informieren und Beispielaufgaben bearbeiten. Den Test gibt es für Wirtschafts-, Rechts-, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie für Informatik/Mathematik und philologische Studiengänge. Über die verschiedenen Möglichkeiten für den Praxis-Check hinaus solltest du unbedingt die Zulassungsvoraussetzungen für deinen Wunschstudiengang abklären, etwa ob ein bestimmter Abischnitt, ein Vorpraktikum oder Fremdsprachenkenntnisse gefordert sind. Rechtzeitig umdenken un gilt es, deine beruflichen Wünsche mit der Praxis abzugleichen. Da ein Studiengang in der Regel nicht nur auf ein einziges Tätigkeitsfeld vorbereitet, sondern die beruflichen Optionen vielgestaltig sind, solltest du dich zunächst informieren, welche Möglichkeiten dein Wunschstudiengang eröffnet. So arbeiten zum Beispiel Absolventen der Ernährungswissenschaften nicht nur als Ernährungsberater, sondern auch als Fachjournalisten oder als Qualitätsmanager bei Lebensmittelherstellern. Hilfreich bei der Recherche sind zum Beispiel das BERUFENET, die akademischen Berufsberatungen der Arbeitsagenturen, die Studienfachberatungen der Hochschulen und natürlich Gespräche mit Menschen, die diesen Studiengang absolviert haben. Weißt du, welche Tätigkeitsfelder dich besonders interessieren, hast du die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika erste Eindrücke zu gewinnen. Denn je genauer du über ein Berufsbild Bescheid weißt, umso gezielter kannst du suchen. Wer später im Studium merkt, dass er sich dennoch „falsch“ entschieden hat, braucht nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Das Fach oder die Hochschule zu wechseln ist keine Seltenheit, sollte aber gut überlegt und vorbereitet werden. Um sich über die nächsten Schritte klar zu werden, kann ein Gespräch bei der Zentralen Studienberatung oder der psychologischen Beratungsstelle deiner Hochschule helfen. Professionelle Unterstützung kannst du dir außerdem bei der Berufsberatung deiner örtlichen Agentur für Arbeit holen. „Wir überlegen dann gemeinsam, wo die Probleme liegen. Passt es überhaupt nicht oder geht es nur um einige Themengebiete, die eventuell im Hauptstudium gar nicht mehr vorkommen“, erläutert Jörg-Michael Wenzler beispielhaft. Sein Tipp: „Nicht zu lange mit der Entscheidung warten und den zweiten Anlauf gründlich vorbereiten.“ Fest steht: Seine Pläne zu ändern hat nichts mit persönlichem Scheitern zu tun, sondern bietet vielmehr die Chance auf einen baldigen Neustart. In der Rubrik „Studienabbruch“ im abi>> Portal findest du Erfahrungsberichte, Tipps und Informationen. << abi>> 1 | 2016 19 Foto: Ria Kipfmüller im fokus Studieninteressierte beziehen auch spätere Arbeitsmarktchancen in ihre Studienwahl mit ein. Hier ist jedoch Vorsicht geboten. Chancen am Arbeitsmarkt Zukünftige Berufschancen Informatiker, Wirtschaftsjuristen, Sozialarbeiter – welche Berufe zukünftig vielversprechende Perspektiven bieten, beeinflusst oft die Studienwahl. Doch inwieweit sollte w man Arbeitsmarktprognosen als Entscheidungsgrundlage einbeziehen? er sich für ein Studienfach entscheidet, sei es Humanmedizin oder Ernährungswissenschaften, möchte natürlich sichergehen, dass ihn nach Abschluss des Studiums auch ein Arbeitsplatz erwartet. Viele Studieninteressierte fragen deshalb zuerst nach ihren Berufschancen und stellen ihre persönlichen Interessen und Neigungen erst mal hinten an, wie auch Jörg-Michael Wenzler weiß. Der Studien- und Berufsberater bei der Esslinger Arbeitsagentur rät hingegen: „Arbeitsmarktprognosen sollten nur eines von mehreren Kriterien bei der Entscheidungsfindung sein. Denn nur wenn einem der Beruf entspricht, wird man zufrieden und erfolgreich sein.“ Nicht zuletzt sind Vorhersagen zu den Berufsaussichten durchaus kritisch zu hinterfragen. Da gibt es zum Beispiel das Phänomen des sogenannten Schweinezyklus: Werden die Perspektiven in einem Berufsfeld (Beispiel: Ingenieure) als besonders positiv gepriesen, animiert das viele Studienanfänger, die später gemeinsam auf den Markt drängen. Das wiederum führt zu einem Überangebot („Ingenieurschwemme“) und hält dann andere von einem Studium in diesem Bereich ab. Es kommt erneut zum Mangel und der Zyklus beginnt von vorne. die zunehmende Digitalisierung haben Auswirkungen auf die Arbeitswelt und Berufsbiografien. So geht der Trend verstärkt dahin, sich ständig neues Wissen anzueignen, projektbezogen in verschiedenen (virtuellen) Teams zu arbeiten – und das häufig auch außerhalb des Büros. Darüber hinaus entstehen immer neue Arbeitsfelder, wie etwa die Informationswirtschaft, bei der Internetdaten analysiert, ausgewertet und für neue Zwecke nutzbar gemacht werden. Und sehr wahrscheinlich wird der erste Arbeitsplatz oder Arbeitgeber nach dem Studium nicht der letzte sein. Gute Berufsaussichten zu haben bedeutet deshalb vor allem, sich schnell auf neue Anforderungen einstellen zu können. Seriöser Blick in die Zukunft Vorhersagen zu den beruflichen Chancen können hilfreich, sollten aber nicht allein ausschlaggebend für die Studienentscheidung sein. Seriöse Prognosen liefert die Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit. Auf der Website www.statistik.arbeitsagentur.de findest du im Menüpunkt „Arbeitsmarktberichte“ viele Informationen und (retrospektive) Einschätzungen zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Wie sich verschiedene Berufsfelder bis zum Jahr 2030 entwickeln, erfährst du auf den Internetseiten des Instituts Dynamische Arbeitswelt für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung unter dem MenüNicht zuletzt können Prognosen ebenso durch unvorher- punkt „Publikationen“ (www.iab.de). Im abi>> Portal gibt gesehene Ereignisse beeinflusst werden, wie etwa die Medien- es eine eigene Rubrik „Arbeitsmarkt“ mit Branchenreports, oder Finanzkrise. Auch der technologische Fortschritt und Arbeitsmarktberichten und Unternehmensporträts. << 20 abi>> 1 | 2016 im fokus Alternativen finden Und wenn du keinen Studienplatz bekommst? Wer keine Zusage für das Wunschstudium erhalten hat, muss nicht verzweifeln. Nun heißt es: tief durchatmen, Ruhe bewahren und die nächsten Schritte überlegen. Alternativen gibt es immer! f lattert der Ablehnungsbescheid in den Briefkasten oder ins E-Mail-Postfach, kann das erst mal ein Schock sein. Das kommt jedoch häufiger vor, als du vielleicht denkst. Hier ein Wegweiser, wie es nun weitergehen kann: Beispiel Medienproduktion studieren möchte, für den eignet sich etwa eine Ausbildung zum Mediengestalter Digital und Print. Im Sommer allerdings sind bereits viele Ausbildungsplätze besetzt oder Bewerbungsfristen abgelaufen. Trotzdem spricht nichts dagegen, seinem Wunschunternehmen eine Bewerbung zu schicken. >>Weitere Infos auf abi.de: Ausbildung > Ausbildungspraxis & Finanzen Studienplatzbörse Über die Börse der Stiftung für Hochschulzulassung kannst du bundesweit an allen Hochschulen nach Studienplätzen suchen, für die es wenige Wochen vor Semesterbeginn noch freie Plätze gibt. Die Börse öffnet rechtzeitig vor dem Start ins neue Semester. >>Weitere Infos: www.hochschulstart.de Verwandte Studiengänge, verschiedene Hochschulen Nach einer Absage solltest du in Erfahrung bringen, ob ein Start in dein Wunschstudium an deiner Wunschhochschule nicht auch schon wieder zum nächsten Semester möglich ist. Und vielleicht kommen für dich noch andere Hochschulen infrage, was deine Chancen erhöht. Ratsam ist es jedoch, sich gleich zu Beginn Alternativen zurechtzulegen und sich parallel für mehrere Studiengänge an unterschiedlichen Hochschulen zu bewerben – auch für solche ohne Zulassungsbeschränkung. Nach zulassungsfreien Angeboten kannst du im Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz recherchieren. >>Weitere Infos: www.hochschulkompass.de Praktikum Für manche Studiengänge wie Luft- und Raumfahrttechnik, Soziale Arbeit oder Lebensmitteltechnologie wird ein Berufspraktikum verlangt, das man (zum Teil) schon vor dem Studium absolvieren sollte. Du kannst also auch auf diesem Weg etwas für dein Studium tun. Bei sozial-, kultur- und geisteswissenschaftlichen Fächern, die nicht für bestimmte Berufe ausbilden, kannst du durch ein Praktikum in spätere Arbeitsfelder schnuppern. >>Weitere Infos auf abi.de: Orientieren > Auszeit nach dem Abi > Praktikum Auslandserfahrung Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Erfahrungen sind nicht nur ein Plus im Lebenslauf, sondern wirken sich auch positiv auf deine Persönlichkeit aus. Ein gut überlegter Auslandsaufenthalt kann dich bei deiner beruflichen Orientierung weiterbringen und natürlich die Zeit bis zum nächsten Semester überbrücken. Je nachdem, welche Ziele du verfolgst, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Als Au-pair verbringst du viel Zeit mit einer Familie und lernst Ausbildung schnell die Sprache des jeweiligen Landes. Fachliche KompeEin Studium nach dem Abitur ist kein Muss. Viele entscheiden tenzen eignest du dir durch ein Praktikum bei einem auslänsich auch für eine Berufsausbildung. Das hat den Vorteil, erst dischen Unternehmen an. Freiwilligendienste bieten eine gute realistische Einblicke in ein Arbeitsfeld zu bekommen, um Möglichkeit, sich sozial zu engagieren und Land und Leute danach gezielter studieren zu können. Sinnvoll ist es also, besser kennenzulernen. sich eine Ausbildung im gleichen Bereich zu suchen. Wer zum >>Weitere Infos auf abi.de: Orientieren > Auszeit nach dem Abi abi>> 1 | 2016 21 Foto: Martin Rehm arbeitsmarkt Ihren Anfang nahm die App-Ökonomie 2007 mit der Einführung von Smartphones. Die ersten Tablets folgten bald darauf. App - Ökonomie Mit einem Wisch in die Zukunft Spielen, Nachrichten lesen oder Geld überweisen – Apps für Smartphones und Tablets haben innerhalb weniger Jahre unseren Alltag erobert. Die noch junge App-Branche wächst schnell und sucht ständig Entwickler und andere IT-Spezialisten. a Foto: privat ls Senior Developer leitet Huy Dang App-Entwicklungsprojekte bei der GIMIK Systeme GmbH in Koblenz. „Ich war bereits in der Schule von neuen Technologien begeistert, besonders vom Programmieren“, erzählt er. Deshalb hat er in Vietnam Computer Science an der Technischen Universität in Hanoi studiert, danach Computer visualistik auf Bachelor an der Universität KoblenzLandau. Seit 2011 arbeitet Huy Dang bei GIMIK. „Ich habe dort als Werkstudent angefangen“, berichtet er. „Heute leite ich ein achtköpfiges App-Entwickler-Team.“ Er bereitet Projekte vor, kalkuliert sie und legt fest, wer im Team welche Aufgaben bekommt. Manchmal bespricht er sich „Schon als Schüler auch direkt vor Ort mit Kunden. „Wir haben zum war ich von neuen Beispiel eine App für einen Messeveranstalter Technologien begeis- entwickelt, die über das Programm und die tert, besonders vom Aussteller informiert. Ein anderes Projekt war eine Programmieren.“ App, mit der man Wohnungen bewerten kann“, Huy Dang sagt der 34-Jährige. 22 abi>> 1 | 2016 In seinem Beruf müsse man über das eigene Fach hinausdenken, mathematisches Talent besitzen und immer die Lösung eines Problems im Blick behalten. Dazu kommen ein hohes Maß an Flexibilität und eine schnelle Auffassungsgabe – denn die Aufgaben können sich rasch verändern. „Es braucht außerdem eine gute Portion Beharrlichkeit, um anspruchsvolle Projekte zu meistern“, sagt er. Arbeit in einer Boombranche Huy Dang arbeitet in einer Boombranche. Die Umsätze mit mobilen Anwendungen für Smartphones und Tablets haben in den letzten drei Jahren rasant zugenommen, die Zahl der Beschäftigten in der App-Ökonomie steigt stetig. Nach einer Studie des Londoner Marktforschungsinstituts Vision Mobile arbeiteten Anfang 2015 in Deutschland 279.000 Beschäftigte in der App-Ökonomie – davon mehr als 40 Prozent Entwickler in Vollzeit. Daneben bietet die Branche unter anderem Berufschancen in den Bereichen Foto: Julien Fertl Foto: Tobias Krahl, HellwigStudios arbeitsmarkt Foto: Julia Hendrysiak Der Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von Software. Die App-Welle dringt in neue Bereiche vor, etwa ins Auto. Marketing, Produktmanagement oder Design. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) erwartet für 2015 einen Umsatz der deutschen App-Branche in Höhe von 1,3 Milliarden Euro – 41 Prozent mehr als im Vorjahr. „Wenn man die allgemeinen Arbeitsmarkttrends für IT-Fachleute auf die App-Ökonomie überträgt, können wir derzeit von einer positiven Entwicklung ausgehen“, sagt Ralf Beckmann, Arbeitsmarktexperte bei der Bundesagentur für Arbeit (BA). Der Schwerpunkt liegt in der Software-Entwicklung: 659.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der IT-Branche zählte die BA 2014. „Davon hatte jeder Vierte mit SoftwareEntwicklung zu tun“, erläutert der BA-Experte. sagt Melina Ex, Vize-Präsidentin des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW). „In kurzer Zeit hat sich ein rasant wachsender Markt und schließlich ein eigenständiger Wirtschaftszweig entwickelt.“ Nach einer „gewissen Orientierungsphase in den ersten Jahren“ beobachtet sie heute einen Trend zu „professionellen, geschäftsrelevanten Apps“, die zum Beispiel nur innerhalb eines Unternehmens zum Einsatz kommen. Weil sich die mobilen Endgeräte – nicht nur Smartphones und Tablets, sondern auch sogenannte „Wearables“ wie Smartwatches – ständig weiterentwickeln, ist auch die App-Branche dauernd in Bewegung. Erfolg haben laut Melina Ex vor allem Unternehmen, die sich schnell an Marktveränderungen anpassen können. Die Rolle der Software-Entwicklung werde dabei in Zukunft noch wichtiger, erwartet die Expertin. Die DigitalRasante Entwicklung seit 2007 wirtschaft werde in neue Bereiche vorstoßen – Ihren Anfang nahm die App-Ökonomie 2007 mit etwa in die Automobilbranche, die ihre Fahrzeuge der breiten Markteinführung von Smartphones. und Bauteile unter dem Stichwort „Connected „Seitdem werden mobile Apps immer beliebter“, Cars“ immer stärker vernetzt. << abi>> 1 | 2016 Foto: Raimar von Wienskowski, www.rvw-photography.com 279.000 Beschäftigte arbeiteten 2015 in der App-Ökonomie. „In kurzer Zeit hat sich ein eigenständiger Wirtschaftszweig entwickelt.“ Melina Ex 23 arbeitsmarkt Marketing- und Produktmanagerin Wegweiserin ins Digitale Unternehmen für die Digitalisierung fit machen – das ist die Aufgabe von Michèle Czarnecki (30). Als Marketing- und Produktmanagerin bei der appcom interactive GmbH in Düsseldorf berät sie zum Beispiel Banken Foto: Thomas Lohnes und Versicherungen, die eigene Apps anbieten wollen. Die Digitalisierung erfasst alle Branchen, auch die Banken und Versicherungen. Institute, die sich für eigene Apps interessieren, klopfen nicht selten bei externen Beratern und Entwicklern an. 24 abi>> 1 | 2016 Foto: Jörg Moritz Foto: Axel Jusseit arbeitsmarkt j eden Morgen treffen sich die Mitarbeiter von appcom interactive als Erstes zu einem sogenannten Stand-up -Meeting, einer kurzen Besprechung im Stehen. „So ist jeder über die Projektfortschritte auf dem Laufenden“, sagt Michèle Czarnecki. Dann beginnt ihr eigentlicher Arbeitstag: Sie erstellt Marketing-Konzepte und setzt sie um, beantwortet E-Mails, recherchiert Marktdaten und Statistiken, bespricht sich mit Kollegen und arbeitet Designs für digitale Medien und Apps aus. „Dabei bilden wir Teams, die je nach Projekt anders aussehen. Ich arbeite beispielsweise eng mit Software-Entwicklern und Designern zusammen“, erklärt sie. „Neben meiner Arbeit am Schreibtisch bin ich ab und zu auch bei Kunden im Einsatz.“ Ihren Arbeitsplatz kann sie flexibel gestalten: „Jeder kann dort arbeiten, wo er möchte: am Schreib- oder Hochtisch oder in unserem Ruhebereich“ – oder sie nimmt ihr Tablet mit in eines der Cafés in der Nähe. Marketing- und Produktmanager sind auch vor Ort bei den Kunden. ein Masterstudium an der ebenfalls privaten Mediadesign Hochschule in Düsseldorf an. „Zu appcom interactive kam ich durch meine Masterarbeit“, erzählt sie. „Direkt danach bin ich dort 2011 als Marketing- und Salesmanagerin eingestiegen.“ Später wechselte sie ins Marketing- und Produktmanagement, heute leitet sie ein dreiköpfiges Team. „Es ist mir wichtig, dass ich selbstständig arbeiten und Verantwortung übernehmen kann“, sagt sie. „Gleichzeitig möchte ich meine Ideen einbringen und Prozesse vorantreiben. Bei einem jungen Unternehmen wie „Kreativität und appcom interactive geht das.“ ein ausgeprägtes Ihre Kunden auf ihrem Weg in die Digitalisie- Gespür für Trends rung zu unterstützen – so beschreibt Michèle gehören unbedingt Czarnecki ihre Aufgabe. „Die Unternehmen dazu.“ stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäfts- Michèle Czarnecki modelle und Prozesse neu auszurichten“, erklärt sie und meint damit vor allem die mobile Digitalisierung. „Wir beraten sie dabei und bieten ihnen app-gestützte Lösungen an.“ Gespür für Trends ihrem Job muss sie analytisch und strategisch Unterstützung beim digitalen Wandel In denken, über alle Projekte den Überblick behalten „Marketing hat mich schon in der Schulzeit interessiert“, sagt Michèle Czarnecki. Deshalb studierte sie zunächst Internationales Marketing an der privaten Fontys Internationale Hogeschool im niederländischen Venlo. „Mir gefiel der intensive Praxisbezug“, erzählt die 30-Jährige. Zum Studiengang gehörten zwei Praxissemester und viele Gruppenarbeiten. In einem dieser Projekte mussten die Studierenden zum Beispiel die Gründung eines Mini-Unternehmens simulieren. Ihre Bachelorarbeit schrieb Michèle Czarnecki bei einem Spielwarenhersteller und beschäftigte sich darin mit dem Thema Online-Marketing, „obwohl das damals noch nicht in aller Munde war“, sagt sie. Nach ihrem Abschluss 2009 schloss sie noch und strukturiert arbeiten. Und sie muss sich auf jeden Kunden neu einstellen können. „Kreativität und ein ausgeprägtes Gespür für Trends gehören unbedingt dazu“, sagt Michèle Czarnecki. Ihr gefällt besonders, dass sie Verantwortung trägt, „und dass ich jeden Tag etwas Neues lerne. Ich kann mich hier mit aktuellen Themen – sprich Apps – beschäftigen.“ Darum nimmt sie auch gern an Fortbildungen teil, denn dort kann sie sich mit Fachleuten beispielsweise über die jüngsten Trends im mobilen Marketing austauschen. Die Fortbildungen betrachtet sie auch als Investition in ihre Zukunft: „Neben meiner persönlichen Weiterentwicklung möchte ich meine Abteilung weiter ausbauen“, sagt sie. << abi>> 1 | 2016 >>mehr info www.abi.de Gib Folgendes in die Suche ein: CodeKAB 25 Foto: privat Michèle Czarnecki designt neue Apps. was macht ein ...? Foto: Andreas Franke Stadt- und Freiraumplaner Kreativ, technikbegeistert, selbstbewusst Stadt- und Freiraumplaner Christoph Hülsebusch gestaltet Köln mit. Der 29-Jährige arbeitet im Stadtplanungsamt im Foto: Nadine Carstens höheren bautechnischen Verwaltungsdienst. „Stadtplaner beschäftigen sich immer mit der Frage: Wie sieht unsere Stadt in Zukunft aus?“ Christoph Hülsebusch >>mehr info www.abi.de Gib Folgendes in die Suche ein: CodeFUP 26 Städtebau: erst im Modell, dann in der Realität. s chon als Kind war Christoph Hülsebusch fasziniert von städtebaulichen Entwicklungen. Der 29-Jährige wuchs im Ruhrgebiet auf und erlebte den Strukturwandel der Region mit. Wo früher der Kohlebergbau und die Stahlindustrie das Revier prägten, ist mittlerweile ein lebendiger Standort für Kultur, Bildung und Forschung entstanden, mit idyllischen Parklandschaften und Naherholungsgebieten. Heute wirkt er selbst bei der Gestaltung von Ballungsräumen mit. Als Stadt- und Freiraumplaner arbeitet er für das Kölner Stadtplanungsamt und fungiert als Schnittstelle zwischen Landschaftsplanung und Stadtentwicklung. Lippe sowie der Universität Siegen ausgerichtet wird. „Es gab auch ein Modul über Stadtökologie, in dem wir lernten, wie Stadtplaner zu einer Verbesserung der Umweltsituation in Ballungsräumen beitragen und wie Städte und Regionen sich dem Klimawandel anpassen müssen.“ Über ein Referendariat in den höheren Dienst Nach dem Studium folgte ein zweijähriges Referendariat in der Fachrichtung Städtebau beim Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. „Zum Schluss legt man die große Staatsprüfung ab und ist berechtigt, den Titel Bauassessor zu führen“, erklärt Christoph Wie sieht unsere Stadt Hülsebusch. Ein Referendariat qualifiziert für in Zukunft aus? den höheren bautechnischen Verwaltungs„Stadtplaner müssen sowohl ein künstlerisch- dienst. Die wenigen Plätze sind heiß begehrt. gestalterisches Talent haben als auch ingenieur- Christoph Hülsebusch konnte sich bei rund wissenschaftliche Kenntnisse besitzen“, schildert 80 Mitbewerbern durchsetzen. Jedoch sei ein Christoph Hülsebusch. Wer den Beruf ausüben Referendariat nicht mit einer Übernahmegamöchte, sollte sich daher mit Ressourcenschutz, rantie verbunden. „Ich habe danach erst in verstädtebaulicher Planung, Architektur, Mobilitäts- schiedenen Planungsbüros gejobbt“, erzählt er. themen und Baurecht auskennen. „Stadtplaner Allerdings nicht lange: Seit 2014 arbeitet der beschäftigen sich immer mit der Frage: Wie sieht Beamte im Stadtplanungsamt von Köln. Im unsere Stadt in Zukunft aus?“ Auch Kommuni- Moment ist er beispielsweise daran beteiligt, kation sei wichtig: „Man sollte sich früh mit den in einem Stadtteil 200 neue Wohneinheiten zu politischen Gremien abstimmen und ein offenes bauen. „Dabei nehmen wir bestehende LandOhr für die Bürger haben.“ schaft in Anspruch – wir müssen also schauen, Seine Ausbildung begann Christoph Hülsebusch wo wir Ausgleich schaffen und neue, ortsnahe an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, wo er Freiräume entwickeln können“, sagt Christoph Landschaftsarchitektur studierte. Anschließend Hülsebusch. „Außerdem müssen wir das Neuabsolvierte er das Masterprogramm „Städtebau baugebiet in die Umgebung eingliedern und an NRW“, das gemeinsam von den Hochschulen zusätzliche Schulen und Kindertagesstätten Köln, Bochum, Dortmund und Ostwestfalen- denken.“ << abi>> 1 | 2016 impressum >>interview abi>> Schülerzeitungswettbewerb „Blickkontakt“ räumt ab Beim abi>> Schülerzeitungswettbewerb 2015 konnte „Blickkontakt“, die Schüler- Herausgeber Bundesagentur für Arbeit >>mehr info www.abi.de Gib Folgendes in die Suche ein: CodeBRR zeitung des Von-Müller-Gymnasiums Regensburg, die Jury voll überzeugen. abi>> bat die Erstplatzierten zum Interview. abi>> Wie groß ist eure Redaktion, wie viele „Aktive“ arbeiten regelmäßig mit? Blickkontakt: Insgesamt 40. Es gibt eine Doppelspitze aus zwei Chefredak teur(inn)en, die Ressortleiter/-innen und den Chef vom Dienst, die sich jede Woche treffen. Der Rest, circa 20, sind Redakteure, die Artikel schreiben und Texte generieren. Auch unsere Kreativ abteilung ist gut besetzt und fotografiert und layoutet fleißig. Doch spätestens nach dem einen oder anderen gewonnenen Preis wurden die Rückmeldungen dann positiv, einige Texte wurden sogar in anderen Zeitungen abgedruckt. Redaktions intern war das Thema nie schwer durchzusetzen. abi>> Ihr behandelt auf 120 Seiten noch viele weitere wichtige Themen, etwa Migration und Flucht, Menschenrechte oder eine psychiatrische Therapie. Worauf achtet ihr bei eurer Themenauswahl? Blickkontakt: An erster Stelle steht bei uns immer das Titelthema. Bei der weiteren Beitragsauswahl achten wir stark auf Aktualität und dass Themen nicht „ausgelutscht“ sind. Und wo sich mal eine gute Gelegenheit ergibt, wird über das Schülerinteresse beraten und danach entschieden, ob der Artikel noch Platz in der Zeitung findet. Foto: Fidelia Schlegl abi>> Ihr habt euch mit „Homo sexualität“ für ein mutiges Titel thema entschieden. Ist eure Schule besonders „open minded“ oder habt ihr das Thema gegen Widerstände durchsetzen müssen? Blickkontakt: Richtigen Widerstand gab es nicht, aber die eine oder andere kritische Stimme wurde schon laut, sowohl vor als auch nach der Ausgabe. Manche Käufer wurden abgeschreckt, und zum Teil gab es gemischte Rückmeldungen. Die Redaktion von „Blickkontakt“. abi>> Dürfen wir im nächsten Jahr wieder mit einem tollen Heft von euch rechnen? Blickkontakt: Natürlich, seit zehn Jahren erscheint unsere Zeitung, mittlerweile zweimal im Jahr. Auch 2016 muss keiner vergeblich auf uns warten. Für das neue Titelthema „Grenzen“ waren unsere Redakteure unter anderem schon in einer JVA für Jugendliche sowie in einem Blindeninstitut. << abi>> 1 | 2016 Herausgeberbeirat Wolfgang Biersack, Heike Hessenauer, Niels Kämpfer, Ursula Kraus-Weber, Nicole Künzel, Stefanie Langen, Susanne Lindner, Sabine Peters, Natascha Rediske, Katarina Stein Redaktion/Verlag abi>> dein weg in studium und beruf Meramo Verlag GmbH Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg Telefon: 0911 937739-0 Fax: 0911 937739-99 E-Mail: [email protected] Geschäftsführer: Rainer Möller Redaktion Chefredakteur: Andreas Bund Chefin vom Dienst: Larissa Taufer Redaktion: Dr. Nina Benkert, Susanne Böhm, Stephanie Knauer, Claudia Linn, Teresa Nagengast, Alexander Reindl, Eva Wagner Redaktionsassistenz: Patricia Drechsel, Manuela Meier Autoren Nadine Carstens, Nadine Effert, Susanne Moser, Sabine Olschner, Grit Staroste Gestaltung und Layout Art Direktion: Monika Orend, Viviane Schadde Layout: Claudia Costanza, Lukas Krüger, Guido Naujoks Titelbild: André Braun Druck Westermann, Braunschweig Copyright 2016 für alle Inhalte © Bundesagentur für Arbeit Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Nutzung der Inhalte mit Ausnahme der H erstellung einzelner Vervielfältigungsstücke zum Unterrichtsgebrauch in Schulen bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine genaue Quellen angabe erforderlich. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder. Keine Gewähr für unverlangte E insendungen und Besprechungsstücke. Gesamtauflage: 275.000 Erscheinungsweise 6 Ausgaben im Jahr Bestellungen www.ba-bestellservice.de Einzelexemplare sind im Berufsinformationszentrum (BiZ) der Agenturen für Arbeit erhältlich. 27 Fo to: M ar ti n Re go abi.de Vorschau abi>> Portal Das nächste Heft IT-Branche Spiderman, Wonder Woman und Co. sind die Helden vieler Jungen und Mädchen. Was ist schließlich heldenhafter, als die Menschheit vor der Apokalypse zu bewahren? Doch um die Welt zu retten, muss man nicht zwangsläufig ein Kostüm tragen oder sich über die Dächer einer Großstadt schwingen: Es gibt in fast allen Berufsbereichen die Möglichkeit, ein Held zu sein – als Dolmetscher in der Flüchtlingsarbeit, als Ingenieur der erneuerbaren Energien oder als Landwirt für nachhaltig angebaute Produkte. Der Fokus des nächsten abi>> Magazins, das am 4. Mai 2016 erscheint, dreht sich deshalb rund um Berufe für Heldinnen und Helden. Unzählige Internetseiten, Millionen von Apps und die Tatsache, dass für viele der Verlust des Smartphones einem Weltuntergang gleichkommt, zeugen davon, wie wichtig die Informations- und Telekommunika tionstechnologie geworden ist. Dementsprechend gut sind auch die Berufschancen. Egal ob als Programmierer, Softwareentwickler oder Datenschutzbeauftragter – die Arbeitslosenquote ist gering. Im abi>> Portal beleuchten wir ab dem 21. März 2016 in einem Thema der Woche, welche Berufe in der IT-Branche gefragt sind, wie die Arbeitsmarktchancen aussehen und welche Voraussetzungen Bewerber erfüllen sollten. hm 1 abi>> abi.de www.facebook.com/abiportal Kreuzworträtsel 2 Beherrschst du das „Hochschul-ABC“? Dann beweise es, indem du die richtigen Begriffe einträgst! Die Buchstaben in den farbig markierten Kästchen ergeben in der richtigen Reihenfolge das Lösungswort. Ein Buchstabe ist bereits vorgegeben. Hinweis: Unter abi.de > Leseraktion findest du heraus, ob du richtig gerätselt hast. 3 4 5 Hinweis: ä, ö, ü = ae, oe, ue waagrecht >>mehr info Hochschul-ABC auf studienwahl.de 6 7 senkrecht 1. Hochschulgelände 2. Vorlesungsraum in einer Universität 5. Bezeichnung für Mitstudierende 7. Lehre von Arzneimitteln 8 9 Lösungswort: Y 10 3.anderes Wort für Studienhalbjahr 4.offizielle Anmeldung/Einschreibung an der Universität 6.finanzielle Unterstützung für begabte oder besonders engagierte Studierende 8.erster akademischer Grad 9.Studienfach angehender Ärzte 10.vom Studentenwerk betriebene Kantine Foto: Felix Som iesk i
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