Konflikte und deren Bewältigung in der Praxisanleitung

Konflikte und deren Bewältigung
in der Praxisanleitung
Forum Praxisanleitung 2015 / 2016
Dipl.-Pflegewirt Markus Lotz
DVNLP-Lehrtrainer, Systemintegrativer
Coach, Lehrcoach DGfC
Überblick
 Konfliktdefinition und –arten
 Ambivalenzen, Grundbedürfnisse und systemische
Prinzipien in der Praxisanleitung
 Oft „gut gemeint“ - Die 11 Streitkeulen
 Konfliktkompetenz in der interpersonalen
Beziehungsgestaltung
 Konflikte gekonnt gecoacht – Das Relationale
Konfliktcoaching nach Radatz
Der Konflikt-Begriff …
… entstammt dem lateinischen Terminus
„conflictus“ und meint „Zusammenprallen“.
Ein Konflikt entsteht, wenn Handlungen,
Bedürfnisse, Interessen, Wünsche, Erwartungen
oder Gefühle von zwei Menschen oder Gruppen
im Widerspruch zueinander stehen.
Konflikte sind keine Tätigkeit – sie sind!
(Pöhlmann & Roethe, 2004)
Konfliktarten & Eskalationsgründe
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Interessenkonflikt
Zielkonflikt
Beziehungskonflikt
Beurteilungskonflikt
Verteilungskonflikt
Strukturkonflikt
Rollenkonflikt
„Mir geht es vor allem um...“
„Zentral ist doch hier...“
„Der Punkt ist doch...“
Die Ambivalenz in der Beziehungsgestaltung mit Auszubildenden
Einerseits …
… ist der Ausbilder eine
Autoritätsperson, welche
als Experte Beurteilungen
vornimmt.
Andererseits …
… ist sie/er eine Vertrauensperson.
Die Ambivalenz in der Beziehungsgestaltung mit Auszubildenden
Einerseits …
… braucht er Nähe und Vertrauen, um
seiner Aufgabe für den Lernprozess
gerecht zu werden.
Andererseits …
… braucht er Distanz und Abstand, um
z.B. Beurteilungen möglichst objektiv
vorzunehmen.
LIMBISCHE GRUNDBEDÜRFNISSE
SICHERHEIT & BALANCE
(ANGST)
WACHSTUM & STIMULANZ
(LETHARGIE)
DOMINANZ
(WUT, ÄRGER)
Prinzipien lebender Systeme
ORDNUNG & STRUKTUR
BEZIEHUNG & ZUGEHÖRIGKEIT
AUSGLEICH & GERECHTIGKEIT
Die 11 Streitkeulen
1. Kritik-Keule: „Du bist faul.“
„Das ist schon wieder falsch, das ist
typisch für Dich.“
2. Trost-Keule: „Mach Dir mal keine
Sorgen, wird bestimmt wieder gut.“
3. Droh-Keule: „Jetzt reicht es aber,
sonst …“
4. Argumenten-Keule: „Betrachte den
Sachverhalt doch einmal logisch.“
Die 11 Streitkeulen
5. Spott-Keule: „Ja ja, Deine
Empfindungen sind natürlich das
wichtigste …“ Lachen Sie Ihr
Gegenüber dabei aus.
6. Analyse-Keule: „Was Du damit
wirklich sagen wolltest, war doch…“
7. Bestimmer-Keule: „Du bist jetzt
sofort still und machst Deine Arbeit.“
Schauen Sie auf den anderen herab.
Die 11 Streitkeulen
8. Frage-Keule: „Meinst Du das etwa
ernst?“
9. Moral-Keule: „Na gut, wenn Du
meinst, das verantworten zu können
…“
10. Negierungs-Keule: „Und wegen so
etwas regst Du Dich auf …“
11. Ratschlag-Keule: „Ich würde Dir da
dringend raten …“
Die Hüter und Wächter …
Die belasteten Anteile …
Die interessierten Anteile …
Konflikt-Kompetent bin ich, wenn ich
… Konflikte erkennen und akzeptieren
kann,
… meinen eigenen „Eisberg“ kenne,
Abbildung: Pöhlmann/Röthe: Die Streitschule. Paderborn: Junfermann
Konflikt-Kompetent bin ich, wenn ich …
… Konflikte erkennen und akzeptieren kann,
… meinen eigenen „Eisberg“ kenne,
… meine eigene Position, meine
Bedürfnisse, Interessen und Wünsche klar
darstellen kann,
… genau zuhöre und durch Fragen verstehen
lerne,
… Andersartigkeit akzeptieren kann, ohne
meine eigene Sichtweise aufzugeben,
Konflikt-Kompetent bin ich, wenn ich …
… zum Perspektivenwechsel bereit bin,
… lösungsorientiert verhandeln kann,
… es akzeptieren kann, dass es
Konflikte gibt, die zwar zu klären, aber
nicht zu lösen sind,
… wenn ich Konflikte nicht nur als Krise,
sondern auch als Chance sehen kann;
dies erhöht die Kreativität!
Konflikt-Kompetent bin ich, wenn ich …
… frühzeitig reagiere (bevor ich auf
„180“ bin), dann stehen mir noch mehr
Wahlmöglichkeiten zur Verfügung.
… bei der „Gegenseite“ auch gute
Absichten wahrnehmen kann.
… neue Wege der Konfliktlösung erprobe,
statt verstärkt am „Nicht-gelingenden“
festzuhalten.
Konflikt-Kompetent bin ich, wenn ich …
… im „Fall des Falles“ eine Zäsur
machen, Abstand üben und eine
Neufokussierung anstreben kann.
… die eigenen Stärken zu kennen und
zurückzuhalten, denn im (Stress-)
Konfliktfall neigen diese möglicherweise
zur „brachialen Übersteigerung“.
Konflikte gekonnt gecoacht …
 Beim Relationalen Konfliktcoaching nach Radatz
wird die/der Auszubildende unterstützt …
 … verschiedene persönliche Verhaltensweisen in
Beziehung zu den entsprechenden Verhaltensweisen
anderer Beteiligter zu setzen …
 … und dabei zu prüfen, welchen Gewinn
beziehungsweise Preis er aus dem Verhalten ziehen
würde - wenn er sein Verhalten tatsächlich verändert.
 Dabei wird die Wechselwirkung des eigenen Tuns
hinsichtlich der systemischen Konsequenzen betrachtet
und beurteilt.
Relationales Konfliktcoaching ist
besonders geeignet …
 … wenn die/der Praxisanleiter/-in Mediation als
Methode der Konfliktschlichtung nicht in Erwägung
zieht (z.B. weil nur ein Konfliktpartner anwesend ist).
 … wenn die/der Praxisanleiter/-in eine eher leichte
und schnelle Vorgehensweise bevorzugt.
 … wenn das Konfliktgespräch im Rahmen eines
anderen Gesprächs (z.B. Reflexionsgespräch)
stattfindet.
 … wenn nur ein Konfliktpartner den Konflikt als
solches wahrnimmt / erkennt und die Motivation
mitbringt, diesen zu lösen.
Vorgehen Relationales Konfliktcoaching
1. Konflikt schildern: Worum geht es? Wer tut was
im Konflikt?
2. Skalenfrage: Auf einer Skala von 0 - 10, wenn 0 den
bislang schlimmsten im Konflikt erlebten Zustand
beschreibt, und 10 Ihr Optimal-Bild.
Was machen Sie genau bei 10?
Schlimmster Zustand
0
1
Optimum
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Vorgehen Relationales Konfliktcoaching
3. Aktueller Skalenwert: Wo stehen Sie gerade jetzt
auf dieser gleichen Skala?
4. Angestrebten Wert festlegen:
1. Welchen Punkt auf der Skala wollen Sie in diesem
Konflikt umsetzen?
2. Und was tun Sie genau, wenn Sie diesen Wert erreicht
haben? Und wenn Sie das tun, was tut dann Ihr
Konfliktpartner anders?
Vorgehen Relationales Konfliktcoaching
5. Verhaltensunterschiede bilden:
1. Was tun Sie, wenn Sie um einen Punkt höher
stehen, was Sie jetzt noch nicht tun?
2. Und wenn Sie das tun, wie verhält sich dann der
andere anders?
3. Und wenn der andere sich anders verhält, wo
stehen Sie dann auf der Skala?
Vorgehen Relationales Konfliktcoaching
6. Entscheidung: Entscheidung unter Einbeziehung
des dafür zu bezahlenden Preises und Gewinnes.
Beispiel: „Ich verhalte mich die kommenden drei
Wochen konsequent auf 6. Wenn der andere sich
nicht anders verhält, wechsle ich auf 2 und bleibe
dort, bis von der anderen Seite ein Angebot kommt.“
Aufwand / Einsatz
Gewinn / Nutzen
0
5
10
Vorgehen Relationales Konfliktcoaching
7. Maßnahmen
1. Was tun Sie ab Morgen konkret (anders)?
2. Wie bleiben Sie in Ihrer Konfliktstrategie
konsequent bei Ihren Vorgaben?
Ich wünsche Ihnen viel
Erfolg und Freude bei
der praktischen
Beziehungsgestaltung!