Manuskript

SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
„Brahms in Baden-Baden“ (5)
Von Wolfgang Sandberger
Sendung:
Redaktion:
Freitag, 11. März 2016
Ulla Zierau
9.05 – 10.00 Uhr
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
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2
Musikstunde mit Wolfgang Sandberger
Freitag, 11. März 2016
Brahms in Baden-Baden, Teil 5
Signet
Heute sind wir noch einmal mit Johannes Brahms in Baden-Baden: einen schönen
guten Morgen. Ich bin Wolfgang Sandberger. Herzlich willkommen.
Titelmusik
Eine gewisse Sehnsucht habe er immer nach Baden-Baden – so Johannes Brahms
und dieser Sehnsucht sind wir auch heute noch einmal auf der Spur.
Brahms hat den mondänen Kurort an der Oos geliebt, doch die Gründe sind
vielleicht subtiler als bei anderen Enthusiasten dieses Sehnsuchtsortes. Die Bäder
oder das Casino zum Beispiel, die eigentlichen Touristenattraktionen, sind für
Brahms eher nebensächlich. Sicher: auch Brahms besucht die Spielsäle,
mehrfach, glauben wir einer Anekdote, so wird ihm anfänglich sogar einmal der
Einlass verwehrt – wegen seines jugendlichen Aussehens. Brahms spielt, mit
wechselndem Erfolg und immer in Maßen, eine Spielernatur wie Dostojewski ist
ihm fremd. Nach einem Casinobesuch teilt er Clara Schumann mit, er habe dem
Casinobetreiber Benazet denn „auch das Geld wieder erstattet“, das er zuvor
gewonnen habe. So könne er jetzt wieder „so tugendhaft schimpfen aufs Spiel
wie sonst“. Klingt immerhin nach ein bisschen Wut über den verlorenen
Groschen…
Musik 1
Ludwig van Beethoven
Rondo a capriccio
„Wut über den verlorenen Groschen“
Anatol Ugorski, Klavier
M0014738.010
5.31‟‟
Absage
Brahms also besucht in Baden-Baden auch die Spielsäle , doch seinem
Grundcharakter entspricht das schillernd-mondäne Leben eigentlich nicht.
Sparsamkeit, Bedürfnislosigkeit, eine gewisse Strenge gegen sich selbst: das
zeichnet Brahms und seine protestantisch geprägte Lebenswelt aus. Der
3
Komponist legt dabei durchaus Wert aufs Geld, ja er misst seinen Erfolg
seismographisch an den stets steigenden Verlagshonoraren. Mit den Jahren
wächst sein Einkommen immens, Brahms lässt sein Vermögen später denn auch
professionell von anderen verwalten. Und doch bleibt er in der Sommerfrische
bescheiden: Die kleine Mansarendenwohnung in Lichtental tut lange ihre
Dienste. Brahms nämlich sucht in den Sommermonaten anderes: er sucht die
Einsamkeit, die er als das produktive Moment in seinem Komponistenleben
geradezu stilisiert: ja, die Einsamkeit scheint die Grundbedingung zu sein für seine
künstlerische Existenz.
So unternimmt er lange, einsame Spaziergänge, die ihn inspirieren. Doch selbst
dem musikalischen Einfall gegenüber ist Brahms dann kritisch. Der reinen
Inspiration jedenfalls misstraut er. Komponieren, das ist für Brahms vor allem
Arbeit, harte Arbeit – auch hier verrät sich sein protestantisches Arbeitsethos. Ein
Einfall – so schreibt Brahms einmal – werde erst dann „zu seinem rechtmäßigen
Eigentum, wenn er sich recht daran abgearbeitet habe“, nichts da also mit einer
inspirierenden Muse, die einen mal so eben im Wald bei Lichtental küsst und huch
ist da ein Horntrio oder gleich eine neue Sinfonie…
Musik 2
5.23‟‟
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 2 D-dur op. 73, daraus:
3. Satz: Allegretto grazioso
SWR Sinfonierochester Baden-Baden und Freiburg / Michael Gielen
M0045312.003 (W01)
Absage
In Pörtschach am Wörtersee in Kärnten kommt Brahms diese Musik in den Sinn,
doch ausgearbeitet wird diese 2. Sinfonie in Baden-Baden, im Hotel Seelach, wo
Brahms sich einquartiert hat. Brahms ist in diesem September 1877 in „guter
Stimmung“, wie Clara Schumann berichtet: Brahms sei „sehr entzückt von seinem
Sommeraufenthalt in Baden, und habe, im Kopfe wenigstens, eine neue
Symphonie in D-dur fertig“. Bereits während der Arbeit an der Niederschrift dieser
Sinfonie beginnt Brahms, die Musik seinen Freunden auf dem Klavier vorzuspielen.
So hören Otto Dessoff und Clara Schumann den ersten Satz und einen Teil des
Finales von Brahms am Klavier. Clara ist „hoch entzückt“, und prophezeit der
neuen Sinfonie einen noch größeren Erfolg als der „Ersten“. Brahms arbeitet wie
im Rausch und schon am 20. Oktober kann er dem Verleger Simrock vermelden,
dass die Partitur fertig sei.
Die elegische Natur, die unbeschwerte Sommerfrische scheint den heiteren Ton
dieser Sinfonie geprägt zu haben. Und doch ist die pastorale Idylle bei genauerer
Betrachtung keineswegs ungebrochen. Schon dem Dirigenten Vincent Lachner
4
jedenfalls fallen „lugubre, dunkle“ Zwischentöne auf, die ihn irritieren. „Warum“ so fragt er in einem Brief bei Brahms nach - „Warum werfen sie in die idyllisch
heitere Stimmung, mit der sich der 1. Satz einführt, die grollende Pauke, die
düstern lugubren Töne der Posaunen und Tuba? [...] Soll das Graziöse mit dem
Starken durch Unheimliches vermittelt werden? Überhaupt möchte ich aus
diesem Satz Posaunen und Tuba ausgeschlossen sehen, die mir zur
Grundstimmung nicht nötig scheinen.“
Hier der Beginn des ersten Satzes bis zu jener „lugubren“ Stelle, die Lachner
moniert hat:
Musik 3
SWR
ca. 1,27‟‟ dann ausblenden
Johannes Brahms
Sinfonie Nr.2 , 1. Satz
SWR Sinfonierochester Baden-Baden und Freiburg / Michael Gielen
M0045312.001 (W01)
„Lugubre, düstere“ Posaunen – die hat der Dirigent Vincent Lachner hier also im
ersten Satz der 2. Sinfonie von Brahms zu Recht gehört und den Komponisten
nach dem Sinn dieser Stelle gefragt. Die Antwort von Brahms gehört zu den ganz
wenigen Bekenntnisbriefen, die der ansonsten eher verschlossene Komponist
schreibt: „Ebenso flüchtig sage ich, dass ich sehr gewünscht und versucht habe,
in jenem ersten Satz ohne Posaunen auszukommen. Die e-moll Stelle hätte ich
gern geopfert, wie ich sie Ihnen jetzt also opfere. Aber ihr erster Eintritt, der gehört
mir, und ihn und also auch die Posaunen kann ich nicht entbehren. Sollte ich jene
Stelle verteidigen, da müsste ich weitläufig sein. Ich müsste bekennen, dass ich
nebenbei ein schwer melancholischer Mensch bin, dass schwarze Fittiche
beständig über uns rauschen, dass - vielleicht nicht so ganz ohne Absicht in
meinen Werken auf jene Symphonie eine kleine Abhandlung über das große
‚Warum‟ folgt. Wenn Sie die Motette nicht kennen, so schicke ich sie Ihnen. Sie
wirft den nötigen Schlagschatten auf die heitere Symphonie und erklärt vielleicht
jene Pauken und Posaunen.“
Musik 4
Johannes Brahms
Warum-Motette op. 74, daraus: Schlusschoral
Mit Fried und Freud ich fahr dahin
Capella Amsterdam / Dirigent Reuss, Daniel
M0388804.004
ca. 1.22‟‟
Der Schlusschoral aus der Warum-Motette op. 74 von Johannes Brahms mit…
5
Eine Motette, die der Komponist selbst zu seiner Zweiten Sinfonie in Beziehung
gesetzt hat: sie sei der melancholische Schlagschatten zu seiner heiteren D-durSinfonie, die er im Oktober 1877 in Baden-Baden beendet hat.
Die Sommerfrische in Baden-Baden nutzt Brahms oft, um andernorts bereits
begonnene Werke in der Abgeschiedenheit in Lichtental zu beenden. Dazu
gehört auch die erste Cellosonate, die e-moll-Sonate op. 38, die ebenfalls in zwei
Etappen entsteht: zunächst 1862 in Münster am Stein und in Hamburg, drei Jahre
später dann nimmt Brahms die Komposition in seiner Mansardenwohnung in
Lichtental wieder vor, in seiner „Komponierhöhle“, wie Brahms sein Arbeitszimmer
unterm Dach auch gerne nennt. Die neue Cellosonate hat drei Sätze, allerdings
keinen eigenen langsamen Satz. Clara Schumann ist deshalb ein wenig
enttäuscht und bringt zum Ausdruck, was viele Cellisten insgeheim bis heute
bedauern mögen:
„Wie schade, Cello, und kein Adagio!“.
Brahms vermerkt übrigens in seinem eigenhändigen Werkverzeichnis noch vier
Sätze. Allerdings ist nicht ausgemacht, dass ein solches, wie auch immer
geartetes „Adagio“ wirklich je existiert hat. Die Vermutung des ersten BrahmsBiographen Max Kalbeck, der langsame Satz sei später in der zweiten
Cellosonate op. 99 als „Seele des Werkes“ wieder auferstanden, ist reine
Spekulation – bis heute gibt es keinen echten Beleg für ein solches,
verschwundenes Adagio. Kurzum, wir sollten mit den vorhandenen Sätzen dieser
e-moll Sonate einfach zufrieden sein:
Ohne einen langsamen Satz wird das tändelnde Menuett zum alleinigen
Mittelsatz, eine Musik mit einem fast schon etwas orientalisch anmutenden fisMoll-Trio.
Es spielen Boris Pergamentschikov und Lars Vogt:
Musik 5
Track 2
Johannes Brahms
Cellosonate e-moll op. 38, daraus:
Allegretto quasi Meuetto
Boris Pergamentschikov, Cello
Lars Vogt, Klavier
EMI 557526 2 LC 6646
M0013490.002
5.24
Absage
Wegen solcher Werke hat Richard Wagner über Johannes Brahms gespottet:
über den „heiligen Johannes und seine Enthaltsamkeitskirche“, in der – so
Wagner - eben kein Bühnenweihfestspiel, sondern nur spröde Kammermusik
6
erklinge. Ganz anders die Brahms-Freunde, die haben in der Kammermusik das
eigentliche Terrain von Brahms gesehen. Hier zeige Brahms seine eigenartige
Begabung als „absoluter Musiker“. Unabhängig von einem Text oder der
Farbigkeit eines Orchesters zeige sich in den Sonaten, Trios und Quartetten eine
ganz besondere Tiefe des Ausdrucks. Doch es entstehen in Baden-Baden auch
andere Werke:
Zu den größer besetzten Kompositionen gehört das Schicksalslied nach einem
Text aus dem Briefroman Hyperion von Friedrich Hölderlin – der Text fällt Brahms
schon Jahre zuvor in die Hände, doch erst in Lichtental bringt er seine Konzeption
zum Abschluss. In Hölderlins Schicksalslied geht es um den großen Kontrast
zwischen der heiteren Götterwelt droben und uns leidenden, irdischen
Menschen:
„Die Genien wandeln droben im Licht, Schicksallos, wie der schlafende Säugling,
so atmen die Himmlischen, doch wie anders die Menschen: Es schwinden, es
fallen die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, wie Wasser
von Klippe zu Klippe geworfen.“
Den hier thematisierten Kontrast zwischen der himmlischen Götterwelt und uns
Menschen hat Brahms musikalisch sehr pointiert gestaltet. Die ersten beiden –
sagen wir - göttlichen Strophen fließen in ruhigem Es-dur dahin, so wie es sich für
die Götterwelt eben gehört, dann aber sinkt die Musik „ins Ungewisse hinab“:
c-moll ist die Sphäre des düsteren Menschendaseins, und sehr plastisch zeichnet
die Musik da auch Einzelheiten im Hölderlin-Text nach, zum Beispiel das „von
Klippe zu Klippe geworfen“.
Doch Brahms wäre nicht Brahms, wenn der Komponist des Deutschen Requiems,
der Meister also der bürgerlichen Trostmusik am Ende nicht doch noch eine
positive Wendung auch im Schicksalslied gefunden hätte: Anders als das
Gedicht von Hölderlin bleibt Brahms nämlich nicht in der Resignation stecken,
nein, am Ende wiederholt er den elegisch-himmlischen Dur-Beginn noch einmal.
Schon zeitgenössische Kritiker haben das als ein etwas plumpes Happy-End
kritisiert, doch Brahms hat da ganz selbstbewusst gekontert.
„Er sage ja etwas, was der Dichter nicht sagt.“ Soll heißen: seine Musik deutet den
Text von Hölderlin am Ende auf eine ganz eigene Weise. Clara Schumann
jedenfalls findet das Schicksalslied „wunderschön“, als Brahms sie mit der neuen
Komposition in Baden-Baden überrascht: Hier der zweite Teil, in dem die Musik
zunächst „ins Ungewisse hinab“ sinkt, in düsterem c-moll
Musik 6
Track 1
Johannes Brahms
Schicksalslied op. 54
Collegium Vocale Gent, Orchestre des Champs-Elysées
Philippe Herreweghe
M0317431.001
7.53‟‟
7
Hölderlins Schicksalslied für Chor und Orchester op. 54 von Johannes Brahms, in
einer Aufnahme mit … Eine Komposition, die 1871 in Baden-Baden beendet wird.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg ist in Baden-Baden nichts mehr wie
früher: 1877 ist Clara Schumann zum letzten Mal in ihrem Haus in Lichtental, zwei
Jahre später verkauft sie es, mit einigem Verlust: „Da wir aber nicht mehr nach
Baden gehen und nur Mühe es zur Vermietung einzurichten haben, so mussten
wir schließlich froh sein, dass wir es los sind. Aber ohne Wehmuth gebe ich es
doch nicht her, besonders schwer trenne ich mich von dem Gärtchen, der
Veranda und der ganzen Umgebung“ – so Clara Schumann. Brahms und Clara
kommen danach nur noch sporadisch in den Kurort. In früheren Jahren sind die
beiden oft ein halbes Jahr da, jetzt sind es meist nur wenige Tage – so im
September 1887. In einer turbulenten Woche soll der Badeort die Bühne bieten
für ein neues Brahms-Werk, das der Komponist gemeinsam mit den Solisten
proben möchte: mit dem Geiger Joseph Joachim und dem Cellisten Robert
Hausmann. Geprobt werden soll das Doppelkonzert op. 102, das in den
Sommerwochen zuvor entstanden ist. Es ist recht amüsant zu lesen, wie sich da
drei renommierte Musiker in der Terminplanung abmühen, eine Terminplanung, in
die auch Clara einbezogen ist, da sie als Zuhörerin die Hauptrolle spielen werde.
Als erster trifft der Cellist Hausmann ein, am 19. September, einen Tag später
kommt Brahms, der beabsichtigt in den Bären zu gehen, doch als er erfährt, dass
Clara Schumann im Deutschen Hof abgestiegen ist, nun bezieht auch er dort
Quartier. Der einzige der auf sich warten lässt ist, ist Joseph Joachim. „Joachim
ließ uns im Stich“ – so Clara – er kommt erst morgen. Brahms spielte sein Concert
nun mit Hausmann allein ein paar mal durch, aber es war mir unmöglich, einen
begriff zu bekommen, da Johannes so unrein spielte, dass ich nur ein furchtbares
Chaos empfand bis auf wenige melodische Stellen“ – vermerkt Clara im
Tagebuch. Dass dies vielleicht aber kein ganz realistischer Eindruck ist, gibt die
Pianistin gerne zu: „Leider kommt nun noch mein entschieden krankes Gehör
dazu“.
Am 23. September 1887 leitet Brahms dann endlich eine Probe des Werkes mit
beiden Solisten und dem Städtischen Orchester Baden-Baden. Typisch Brahms: Er
bezeichnet das Ganze in einem Brief als „eine recht hübsche und animierte
Orchesterprobe“. Das Echo der Freunde ist geteilt. Clara Schumann kann sich
immer noch nicht mit dem Doppelkonzert anfreunden: »Mir scheint die Idee Cello
und Violine als Soloinstrumente zusammen keine ganz glückliche. Als Composition
ist es höchst interessant, geistvoll ... es ist aber nirgends ein so frischer warmer Zug
als in Vielen andern seiner Sachen.“
Ob dieses Urteil stimmt? Viel „wärmer“ als das Andante kann eine Musik doch
eigentlich kaum sein…
8
Musik 7
Johannes Brahms
Doppelkonzert op. 102, Langsamer Satz: Andante
Vadim Repin, Vadim Violine
Truls Mørk m, Violoncello
Gewandhaus Orchester, Riccardo Chailly
M0354443.005
7„35
Zum letzten Mal keimt die Liebe von Brahms zu Baden-Baden in einem Brief auf,
den der Komponist im Mai 1896 an die bereits schwer erkrankte Clara Schumann
schreibt, am 8. Mai, einen Tag nach seinem Geburtstag und in jenem
Wonnemonat, der für den Einzug in Baden-Baden ja so entzückend sei, wie Clara
einst formuliert hatte: „Ich höre“ – so schreibt Brahms nun – „dass ihr die Absicht
habt, nach Baden-Baden zu gehen. Da bitte ich denn recht sehr, dass Du mich
wissen lässt, wann und auf wie lange Ihr hinzugehen denkt. Nach Baden-Baden
habe ich ohnedies immer eine Art Sehnsucht, diese Gelegenheit würde ich aber
gar zu gern benutzen, die alt-geliebte Landschaft – und Freundin zu sehen!“
Doch aus dem Wiedersehen wird nichts: Clara stirbt keine zwei Wochen nach
diesem Brief am 20. Mai 1896, und auch Brahms hat kein Jahr mehr zu leben. Kein
anderer Brief aber führt uns vor Augen, welche Bedeutung Baden-Baden für
Brahms hat, und wie sehr er diesen Ort mit Clara Schumann und den
gemeinsamen Sommermonaten verbindet, ja der Kurort ist fast eine Chiffre für
seine Beziehung zu der Lebensfreundin: „Nach Baden-Baden habe ich ohnedies
immer eine Art Sehnsucht…“
Musik 8
Johannes Brahms
Intermezzo A-dur, op. 118
Murray Perrahia
M0271506.005
5„08
Das war die SWR 2 Musikstunde – in dieser Woche zum Thema “Brahms in BadenBaden”. Vielen Dank fürs Zuhören heute und in den letzten Tagen sagt: Wolfgang
Sandberger
Auf unserer Internetseite SWR 2.de finden Sie alle Informationen zur Sendung, d.h.
zu Musik, auch das Manuskript und wenn Sie eine Folge verpasst haben, können
Sie die Musikstunde dort auch nachhören: Brahms in Baden-Baden.
9
Literaturtipp:
Renate und Kurt Hofmann: Johannes Brahms in Baden-Baden, Baden-Baden
1996.
Ausstellungskatalog „Johannes Brahms in Baden-Baden und Karlsruhe“, Badische
Landesbibliothek Karlsruhe, Selbstverlag 1983.
Brahms-Handbuch, hg. v. Wolfgang Sandberger, Stuttgart 2009.