Antrag
der Abgeordneten Dr. Helga Krismer-Huber, Emmerich Weiderbauer, Dr. Madeleine
Petrovic, Amrita Enzinger Msc., Gottfried Waldhäusl, Erich Königsberger
betreffend Klares Nein zu den Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TiSA
Im Oktober vergangenen Jahres beschloss der Niederösterreichische Landtag in einer
Resolution (Ltg.-724-1/A-3/74-2015) an die Bundesregierung folgenden Antrag:
„Die Landesregierung wird aufgefordert, im Sinne der Antragsbegründung bei der
Bundesregierung vorstellig zu werden, damit sich diese auf europäischer Ebene
vehement gegen die Ratifizierung der Freihandelsabkommen TTIP, CETA uns TiSA in
der derzeitigen Form ausspricht.“
Aus der Antwort der Bundesregierung dazu kann allerdings keine eindeutige Ablehnung
geschlossen werden. In den Verhandlungen lediglich entschieden für österreichische
Interessen einzutreten, wendet die Gefahren, die TTIP und Co für Landwirtschaft,
arbeitsrechtliche Normen, gesetzliche Standards für Verbraucher-, Gesundheits-,
Umwelt-, Klima-, Tier-, und Datenschutz bringen, nicht ab.
Da für unzählige Produkte in Zukunft sozusagen auf beiden Seiten des Atlantiks
dieselben Normen und Regeln gelten sollen, wird Europa hier zwangsläufig große
Abstriche bei den Qualitätsstandards machen müssen. US-Bauern dürfen Pestizide und
Hormone einsetzen, die in der EU verboten sind, mit den großvolumigen
amerikanischen Betrieben kann unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft niemals
mithalten. Wohingegen in Europa in Bezug auf Verbraucherschutz das Vorsorgeprinzip
gilt, so ist es in den USA das Nachsorgeprinzip. Somit dürfen dort Produkte auf den
Markt, solange eine Gefahr nicht eindeutig wissenschaftlich bewiesen wird. Da bei
Ausschreibungen auch ausländische Investoren zum Zug kommen müssten, wären
Leistungen der Daseinsvorsorge wie Trinkwasser, Strom und Müllabfuhr gefährdet, sich
mehr nach finanziellen als nach ökologischen oder sozialen Aspekten zu richten. Dies
nur einige der zweifelhaften Ungewissheiten, die durch TTIP drohen.
Gefahren lauern aber vor allem auch beim geplanten Investitionsschutz und den
dazugehörigen Instanzen, ob sie nun als Schiedsgerichte oder anders bezeichnet
werden. Dieser bedeutet eine Anmaßung an Kompetenzen, wodurch die großen
Konzerne auf unseren Märkten über das Zivil- und Schadensersatzrecht die bisher hart
erarbeiteten österreichischen Standards aushebeln könnten. Zum Schutz ihrer
Investitionen können sie gegen staatliche Gesetze und Verordnungen vorgehen. Die
Zielvorstellung, dass einzelne Länder und Regionen innerhalb der EU Musterbeispiele
für ökologische und soziale Verbesserungen praktisch erproben und so zum Leitbild
einer machbaren Anhebung der Standards unter Beweis stellen können, wäre damit ein
für alle Mal gestorben. Denn jede fortschrittliche Umwelt- oder Sozialgesetzgebung
würde bei gelichzeitiger Kostenerhöhung für die Konzerne die Kalkulationsgrundlagen
ändern und somit im Keim erstickt werden.
Neben zahlreichen Bürgerinitiativen, dem österreichischen Städtebund und NGOs
positioniert sich auch Landeshauptmann Pröll klar gegen TTIP:
„…wie ich aus meinen Quellen bei der EU weiß, bewegen sich die USA bei den
Verhandlungen am Agrarsektor derzeit nicht…..TTIP darf unsere kleinstrukturierte und
noch dazu zutiefst bäuerliche Landwirtschaft nicht in Frage stellen. Wir sind nicht
bereit, unsere Standards einzuschränken.
Lebensmittelsicherheit ist nicht verhandelbar und auch der Schutz der Umwelt muss
oberste Priorität haben. An den Anbauverboten für genetisch veränderten Organismen
darf nicht gerüttelt werden….“
Obwohl es erheblichen Widerstand gibt, wollen die EU und die USA die Verhandlungen
beschleunigen. US-Verhandlungsführer Dan Mullaney drängt darauf, die TTIPGespräche noch vor der US-Wahl abzuschließen.
Es ist notwendig, dass der NÖ Landtag seine Forderung verdeutlicht und bekräftigt,
daher stellen die gefertigten Abgeordneten folgenden
Antrag
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
„Die Landesregierung wird ersucht, die Bundesregierung im Sinne der
Antragsbegründung mit Nachdruck aufzufordern, sich auf europäischer Ebene über
Parteigrenzen hinweg, vehement gegen die Ratifizierung der Freihandelsabkommen
TTIP, CETA uns TiSA auszusprechen.“
Der Herr Präsident wird ersucht, diesen Antrag dem EUROPA-AUSSCHUSS zur
Vorberatung zuzuweisen.