** KUNDENSERVICE 0 8 0 0 / 9 3 5 8 5 3 7 Zippert zappt SAMSTAG, 12. MÄRZ 2016 Sonntagsfragen Baden-Württemberg ** Sonntagsfragen Rheinland-Pfalz THEMEN Sonntagsfragen Sachsen-Anhalt CDU SPD Grüne Linke AfD FDP Pir. sonstige 2011 2012 2013 2014 WELT INFOGRAFIK/STEPHANIE KOCK; MANFRED FÖRSTER J Nr. 61 Quelle: wahlrecht.de Seit den Landagswahlen im März 2011, Befragte = 100 Prozent, die Dynamik entwickelt sich aus der Anzahl der Umfragen eder Dritte hält die AfD für wählbar. Parteienforscher zeigten sich von dieser Umfrage überrascht, aber das Ergebnis ist eindeutig: Man kann die AfD jetzt anscheinend auch wählen. Wie das genau vonstattengeht, ist noch nicht geklärt, in Hessen haben es viele Menschen schon mit Erfolg ausprobiert. Es scheint so zu sein, dass man die AfD einfach auf einem Stimmzettel ankreuzen kann, und schon hat man sie gewählt. Experten sind sich einig: Wählbarer geht es beim besten Willen nicht. 33,3 Prozent halten die AfD für wählbar, aber nur 24 Prozent sehen das bei der SPD genauso. Die Partei gilt also als weniger wählbar als die AfD. 76 Prozent halten die SPD für vernachlässigbar, austauschbar oder gar übersehbar. Und das, obwohl der Vorsitzende mehr Raum einnimmt als Frauke Petry. Noch schlechter kommt die FDP weg, die kaum jemand für wählbar hält, allerdings glauben immerhin 82 Prozent, die Liberalen seien abwaschbar, und vier Prozent hoffen, die FDP sei wiederaufladbar. Angela Merkel wird wieder als wählbarer eingeschätzt, viele glauben jedoch bereits, sie sei ersetzbar. D 2,60 EURO B 2015 2016 Politische Kräfteverhältnisse im Wandel: Antworten auf die Frage „Wen würden Sie am nächsten Sonntag wählen“ im Verlauf der vergangenen fünf Jahre Bunte Republik Deutschland Umfragen deuten auf einen ungewöhnlich spannenden Wahlsonntag hin. Innenminister Thomas de Maizière hält AfD für „nicht zukunftsfähig“. Sloweniens Premier Miro Cerar macht Bundesregierung schwere Vorwürfe in der Flüchtlingskrise MOTOR Die Geschichte der 1000 Kilometer vom Nürburgring Seite 16 WIRTSCHAFT Deutsche Bank kürzt Boni für Vorstände M it Blick auf die Landtagswahlen am Sonntag hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière vor der Alternative für Deutschland (AfD) gewarnt. Die rechtspopulistische Partei „hat kein politisches Konzept und keinerlei Lösungskompetenz“, sagte der CDU-Politiker im Interview mit der „Welt“. „Wir müssen deutlich machen, dass diese Partei unserem Land schadet.“ beitragen könne. Es geht lediglich darum, ,denen da oben‘ einen Denkzettel zu verpassen.“ Das sei auf Dauer „nicht zukunftsfähig“. Bezüglich der Wahlchancen der Union zeigte sich der CDUPolitiker vorsichtig optimistisch: „Wir kämpfen als Union für ein gutes Wahlergebnis. Ich bin zuversichtlich, dass das ganz gut gelingt. Wenn nicht, dann sehen wir weiter. Aber nicht vorher.“ Beim ersten politischen Stimmungstest seit Beginn der Flüchtlingskrise entscheiden die Bürger am Sonntag in drei Bundesländern über neue Landtage. Die Wahlen gelten auch als Abstimmung über den Kurs von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Dabei zeichnen sich nach letzten Umfragen in Baden-Württemberg ein Grünen-Triumph und eine Niederlage der CDU ab. In Rheinland-Pfalz bahnt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen der regierenden SPD und der oppositionellen CDU an. Und in Sachsen-Anhalt deutet einiges auf ein Fortbestehen der schwarz-roten Koalition hin. In allen drei Ländern wird nach den Umfragen die AfD in die Landtage einziehen, teilweise sogar mit einem zweistelligen Ergebnis. Allerdings lehnen alle etablierten Parteien eine Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten ab. Diese Entwicklung dürfte die Regierungsbildung erheblich erschweren. Insgesamt sind rund 12,7 Millionen Bürger zur Wahl aufgerufen. Der Zustrom von Migranten und die damit verbundenen Probleme dominierten den Wahlkampf. Der slowenische Ministerpräsident Miro Cerar macht der Bundesregierung schwere Vorwürfe in VON ULF POSCHARDT, MANUEL BEWARDER UND SILKE MÜLHERR Seite 9 FEUILLETON Einblick ins Denken des Joseph von Eichendorff Seite 25 LITERARISCHE WELT Die wichtigsten Bücher zur Leipziger Messe Beilage De Maizière sprach sich dafür aus, dass sich die Union inhaltlich mit der AfD auseinandersetzt. „Es gab die Zeit, in der wir der Auffassung waren, dass wir die AfD interessanter machen, wenn wir mit ihnen diskutieren“, sagte der Innenminister. „Mittlerweile bin ich mir aber sicher: Wir müssen mit der AfD über ihr Programm diskutieren.“ Der Minister erklärte, dass die Partei ihre Wähler nicht durch Inhalte überzeuge. „Wir haben es vor allem mit einer Verunglimpfung der Institutionen und einem Aufsammeln von Protest zu tun“, sagte de Maizière. „Selbst ihre Wähler gehen nicht davon aus, dass die Partei eine bessere Politik macht oder gar zur Lösung Bundespräsident Gauck in Bautzen beschimpft Die Polizei drängte die Störer beiseite. Vor knapp drei Wochen war in Bautzen ein Feuer in einer noch nicht bezogenen Flüchtlingsunterkunft gelegt worden. Anschließend hatten Fremdenfeinde ihre Freude über den Brand zum Ausdruck gebracht. Einzelne versuchten sogar, die Feuerwehr am Löschen zu hindern. Vor den Anfeindungen am Freitag hatte Gauck mit Bürgern der Stadt über Demokratie und die Herausforderungen der Flüchtlingskrise diskutiert. Gauck mahnte in dem Gespräch, an dem Wie schon Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem Besuch eines Flüchtlingsheims im sächsischen Heidenau vor gut einem halben Jahr ist jetzt Bundespräsident Joachim Gauck rüde beschimpft worden. Am Rande eines Besuchs im ostsächsischen Bautzen wurde er am Freitag von rund einem Dutzend augenscheinlich rechter Demonstranten mit Rufen wie „Gauck soll raus“ und „Gauck, verschwinde“ empfangen. Auch Trillerpfeifen waren zu hören. Ein Demonstrant zeigte dem Bundespräsidenten den Mittelfinger. auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) teilnahm, einen ernsthaften Meinungsstreit an. „Wir müssen unsere Komfortzonen verlassen. Wir müssen uns auch für Argumente öffnen, die uns fremd sind.“ Am Computer etwas „zusammenzuposten“ sei noch keine demokratische Debatte, sagte das Staatsoberhaupt. Demokratie erfordere Kompromissbereitschaft und Geduld. Hass und Hetze gehörten nicht dazu. „Und wir wollen auch nicht akzeptieren, dass Brandsätze fliegen.“ der Flüchtlingskrise. „Einerseits sagt Berlin, die deutschen Grenzen blieben weiter offen für Flüchtlinge. Andererseits gibt es seit geraumer Zeit tägliche oder zeitliche Beschränkungen bei der Einreise an deutschen Grenzen“, sagte Cerar der „Welt“. Zudem habe Deutschland seit Kurzem die Zahl der Abschiebungen nach Österreich erhöht, „was wiederum mehr Abschiebungen von Österreich nach Slowenien bedeutet“. Nach Ansicht Cerars sollte die Bundesregierung unmissverständlich klarstellen: „Der Weg nach Europa für illegale Flüchtlinge ist geschlossen, und es wird auch nicht helfen, sein Geld und Leben Schmugglern anzuvertrauen.“ Davon unabhängig werde es weiterhin legale Möglichkeiten geben, nach Europa zu kommen. Aber der Fokus von Deutschland und den anderen großen EU-Staaten sollte laut Cerar auf der effektiven Kontrolle der Außengrenzen liegen. In erster Linie müsse es darum gehen, „den Schleusern das Handwerk zu legen“. Hunderte Flüchtlinge haben am Freitag das improvisierte griechische Lager Idomeni an der Grenze zu Mazedonien verlassen. Die Asylsuchenden stiegen in Busse, die sie für 25 Euro pro Person nach Athen brachten. Tausende harren aber unter widrigen Bedingungen aus. Leitartikel Seite 3, Seiten 4, 5 und 8 REISE Thailands Hauptstadt hat einen zweiten Blick verdient Beilage DAX Deutlich im Plus Seite 19 Dax Schluss Euro EZB-Kurs Dow Jones 17.40 Uhr 9831,13 1,1090 17.204,07 Punkte US-$ Punkte +3,51% ↗ +2,14% ↗ +1,23% ↗ Wir twittern Diskutieren live aus dem Sie mit uns Newsroom: auf Facebook: twitter.com/welt facebook.com/welt „Die Welt“ digital Lesen Sie „Die Welt“ digital auf allen Kanälen – mit der „Welt“-App auf dem Smartphone oder Tablet. Attraktive Angebote finden Sie auf welt.de/digital oder auch mit den neuesten Tablets auf welt.de/bundle W as ist so schwer daran, die Menschen aus dem Slum von Idomeni zu holen? Es ist nass dort, es ist matschig, die Flüchtlinge campieren unter Umständen, die ein europäisches Land nicht dulden darf. Die Migranten hoffen vergebens: Die mazedonische Grenze ist zu und wird auch nicht wieder aufgehen. Die Menschen hätten es nicht weit bis zu einem Obdach: Saubere Unterkünfte sind und werden sogar in der näheren Umgebung gerade fertig. Warum räumt Griechenland das wilde Lager nicht? Die hässlichen Bilder aus Idomeni kommen der Regierung in Athen entgegen. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann, sein Außenminister und seine Innenministerin haben den griechischen Premierminister Alexis Tsipras mit dem außenpolitischen Geschick von Rumpelstilzchen in den vergangenen Wochen in eine Opferrolle gedrängt. Die Balkanroute zu, das sagte: Die Migration ist keine europäische Aufgabe, die Griechen sind isoliert und alleingelassen. BLICK AUS BRÜSSEL Europas Schicksal liegt jetzt in griechischen Händen FLORIAN EDER Niemand kann glauben, dass die EU den Plan politisch überlebt hätte, die Schotten dicht zu machen, aber eines ihrer Mitglieder draußen zu lassen. Ein Irrglaube auch, dass es keine Ausweichrouten gäbe wie etwa die per Boot von Nordgriechenland nach Apulien, vor der Italien sich sehr konkret fürchtet. Die Bilder von traurigen Menschen, weinenden Kindern in Idomeni aber unterstützen nun Athens Anklage der hartherzigen Nachbarn. Das ist eine Position, aus der heraus es sich sehr gut und sehr bequem verhandeln lässt. Tsipras wird sie nutzen, denn sein Land ist nun einmal gleichermaßen Problem und Schlüssel zur Flüchtlingskrise. Das Paradoxe am Streit der vergangenen Wochen: Die EU ist so oder so in der Hand der Griechen. Der Türkei-Plan, ein Versuch, den Zerfall der Union zu verhindern, hängt von tätiger Mitwirkung der Griechen ab. Sie müssen die Rückführungen irregulärer Migranten organisieren, auf denen die ganze Idee basiert. Nur wenn sehr deutlich wird, dass der Weg übers Ägäische Meer nicht nur teuer und le- bensgefährlich, sondern auch aussichtslos ist, werden sich Syrer in der Türkei in die Schlange für eine legale Einreise nach Europa stellen, nur dann besteht Aussicht, dass die Zahlen insgesamt sinken. Nur dann werden Kurden, Afghanen und Jesiden sich davon abhalten lassen, die gefährliche Route zu nehmen. Selbst wenn die Rückführungen operativ mit europäischen Mitteln geschehen: Wenn der Plan im Einklang mit Grund- und Menschenrechten sein soll, werden griechische Gerichte in ihrem eigenen Tempo Einsprüche verhandeln müssen. Ein paar Zehntausend Flüchtlinge muss Griechenland im Moment versorgen, bekam dafür weitere 700 Millionen Euro aus Brüssel zugesagt. Weiteren Nachlass bei der Umsetzung des Rettungsprogramms wollen sie auch. Den gab es beim jüngsten Finanzministertreffen nicht – nicht schon in dieser Woche. Die Europäer werden noch nachsichtig werden und milder, je mehr die Zeit sich dehnt. Immer samstags: Florian Eder von „Politico“ zur Lage Europas. DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410 Täglich weltweit in über 130 Ländern verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. Telefon 030/25910, Fax 030 / 259 17 16 06 E-Mail: [email protected] Anzeigen: 030 / 58 58 90 Fax 030 / 58 58 91 E-Mail [email protected] Kundenservice: DIE WELT, Brieffach 2440, 10867 Berlin Telefon 0800 / 9 35 85 37 Fax 0800 / 9 35 87 37 E-Mail [email protected] A 3,60 & / B 3,50 & / CH 5,20 CHF / CZ 105 CZK / CY 3,80 & / DK 28,00 DKR / E/P 3,60 & (Cont.) / I.C. 3,60 & / F 3,60 & / GB 3,30 GBP / GR 3,60 & / I 3,60 & /L 3,60 & / MLT 3,60 & / NL 3,60 & / PL 16,00 PLN + ISSN 0173-8437 61-10 ZKZ 7109
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