Medieninformation vom 07.03.2016 (PDF 359KB, Datei ist nicht

Pressemitteilung
Lübeck, 07.03.2016
Abschluss der sechs Regionalkonferenzen „Sichere Orte schaffen“
Schutzkonzepte zur Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch
LÜBECK „Sichere Orte schaffen – Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch“ ist der Titel von sechs
Regionalkonferenzen in Schleswig-Holstein von November 2014 bis März 2016. Die sechste und somit
abschließende Regionalkonferenz findet heute, 07. März 2016, in Lübeck statt. Insgesamt 600 Fachleute
aus der Kinder- und Jugendhilfe sind mit dieser Veranstaltungsreihe der Landesregierung SchleswigHolsteins und des Deutschen Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein erreicht worden.
Die Teilnehmer erhielten anhand regionaler Beispiele Anregungen in Theorie und Praxis, um Schutzkonzepten in den eigenen Einrichtungen umzusetzen und damit die Einrichtungen für Kinder zu „Sicheren
Orten“ zu machen. Das Konzept der kurzen Wege zum fachlichen Austausch hat sich als sehr erfolgreich
erwiesen, resümierten die Veranstalter. Über den fachlichen Austausch, die noch engere Vernetzung vor
Ort und durch die Kooperation mit regionalen freien Trägern sowie die Mitarbeit der Jugendämter wie
hier der Stadt Lübeck, der Kreise Herzogtum-Lauenburg und Ostholstein werde der Kinderschutz in den
Regionen weiter gestärkt.
Die polizeiliche Kriminalstatistik führt für 2014 814 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung an
Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden in Schleswig-Holstein auf, die Dunkelziffer liegt gerade in
diesem Gewaltbereich wesentlich höher. Die Übergriffe geschehen zwar überwiegend in der Familie und
dem sozialen Nahfeld, aber auch in Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche betreut werden.
Daher fordert das Bundeskinderschutzgesetz ein Schutzkonzept für alle Einrichtungen der Kinder- und
Jugendhilfe.
Ministerin Kristin Alheit: „Sichere Orte schaffen bedeutet, Risiken in Einrichtungen zu erkennen und zu
lernen, wie Missbrauch verhindert werden kann. Wichtig ist dabei eine sorgfältige Personalauswahl, die
Qualifizierung von Ansprechpersonen für Eltern und Kinder und die Erstellung von einfachen Handlungsleitplänen, die im Verdachtsfall unterstützen können. Mein Dank gilt den vielen Fachkräften, die sich
gemeinsam für den Kinderschutz in Einrichtungen engagieren. Sie sind die Basis dafür, dass ein effektiver Kinderschutz gelingt.“
„Die Bedeutung von Schutzkonzepten in Einrichtungen ist heute vollkommen unbestritten. Die Praxis
zeigt jedoch auch die Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Denn ein umfassendes Schutzkonzept erfordert, dass man auch seine eigene Einrichtung weiterentwickeln muss. Und dafür braucht es neben zusätzlichen Ressourcen dringend den fachlichen Austausch. Und gleichzeitig wurde deutlich, dass wir den
Schutz von Kindern und Jugendlichen nur stärken, wenn wir auch die Kinder und Jugendlichen selbst
stärker einbeziehen. Offensichtlich müssen die Kultur der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und
selbstverständliche Beschwerdeverfahren in der Kinder- und Jugendhilfe noch viel stärker verankert
werden“, erklärt Irene Johns, Landesvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein.
Im Mittelpunkt der Abschlusskonferenz stehen der interdisziplinäre Fachaustausch auf regionaler Ebene
für die Stadt Lübeck und die Kreise Herzogtum-Lauenburg und Ostholstein zur Umsetzung von Schutzkonzepten in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche sowie die bundesweite Einordnung. Johannes
Wilhelm Rörig, Bundesbeauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs: „Ich möchte mich bei
allen bedanken, die sich in den letzten zwei Jahren im Rahmen der Regionalkonferenzen in SchleswigHolstein dafür stark gemacht haben, dass Schutzkonzepte in Einrichtungen gelebter Alltag werden. Verbesserter Schutz vor sexueller Gewalt und bessere Hilfen sind die Themen, denen sich Politik und Gesellschaft in den nächsten Jahren noch stärker widmen müssen. Noch immer gehört sexueller Missbrauch
zum Grundrisiko einer Kindheit in Deutschland. Wir brauchen dringend Schutzkonzepte in allen Einrichtungen, denen Mädchen und Jungen anvertraut sind. Einrichtungen dürfen keine Tatorte werden – sie
müssen Schutzorte sein, an denen die vielen Kinder, die sexuelle Gewalt in der Familie, durch Gleichaltrige, oder durch digitale Medien erleiden – Hilfen und Unterstützung finden.“ Er gibt mit seinem Vortrag eine Standortbestimmung zu „Prävention und Aufarbeitung von sexueller Gewalt in Deutschland“.
Prof. Dr. Mechthild Wolff beleuchtet den „Schutz von Kindern und Jugendlichen in Institutionen“ in ihrem Vortrag. In den Workshops werden zentrale Faktoren für gelingende Schutzkonzepte diskutiert. Regionale Partner der Veranstaltung sind das Kinderschutz-Zentrum Lübeck, die Hansestadt Lübeck, Fachbereich Kultur und Bildung, der Kreis Herzogtum-Lauenburg, Fachbereich Jugend, Familie, Schulen und
Soziales sowie der Kreis Ostholstein, Fachdienst Soziale Dienste.
Mathias Pliesch, stellvertretender Leiter des Kinderschutz-Zentrums Lübeck, betont: „ Ein Schutzkonzept
verdeutlicht Kindern, Jugendlichen und Eltern, dass sich die Einrichtung dem Thema sexueller Missbrauch stellt und hierauf angesprochen werden kann. Ein Schutzkonzept schafft Handlungssicherheit im
pädagogischen Alltag und besonders in Situationen, in denen der Verdacht geäußert wird, dass ein
sexueller Missbrauch in der Einrichtung stattgefunden habe.“
Hintergrund:
Die Landesregierung Schleswig-Holsteins und der Deutsche Kinderschutzbund Schleswig-Holstein haben
seit 2010 etwa 3000 Fachleute mit landesweiten Veranstaltungen zur Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch erreicht.
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