PDF - der Zyklus der Hündin März 2016

Normalerweise wird eine junge Hündin im Alter von 6 bis 12 Monaten das erste Mal läufig, d.h., sie ist nun geschlechtsreif und könnte nach Paarung mit einem Rüden trächtig
werden. Die meisten Hündinnen werden alle sechs bis sieben Monate läufig, also zweimal im Jahr. Es bestehen aber große rassebedingte und individuelle Unterschiede. Es
gibt Hündinnen, die nur einmal im Jahr läufig werden, und andere, die 3 Läufigkeiten im
Jahr durchleben. Manche Hündinnen werden erst mit beinahe 2 Jahren das erste Mal
läufig, eine andere bereits mit 5 Monaten. Die Hunde sind hier so unterschiedlich wie
die Menschen auch. Bei einer bestimmten Hündin ist jedoch normalerweise die Dauer
des Läufigkeitsintervalls konstant.
Der Läufigkeitszyklus gliedert sich in vier Phasen: Proöstrus (Vorbrunst), Östrus
(Brunst), Metöstrus (Nachbrunst) und Anöstrus (Ruhephase).
Proöstrus
Die Dauer des Proöstrus beträgt durchschnittlich 9 Tage. Diese Phase ist gekennzeichnet durch das Anschwellen der Vulva und das Austreten von blutigem Scheidenausfluß.
Bereits jetzt sind die Hündinnen für Rüden attraktiv, lassen sich aber noch nicht decken,
sondern beißen die Rüden weg.
Östrus
Auch der Östrus dauert im Durchschnitt 9 Tage. Der Vaginalausfluß verliert seine frischrote blutige Farbe und wird zunächst schmutzig rot-grau und wird dann immer farbloser,
teilweise auch schleimig. Die Hündin wird in dieser Phase "aufnahmebereit" (etwa zweiter bis vierter Tag des Östrus) und unwiderstehlich für die Rüden. Die Hündin lockt unweigerlich jeden Rüden an und würde sich auch decken lassen. Wer keine kleinen Welpen möchte, muss nun sehr gut aufpassen, dass es nicht zum (vom Besitzer) ungewollten Deckakt kommt.
Auf keinen Fall sollten Sie bei einem ungewollten Deckakt Rüde und Hündin mit Gewalt
voneinander trennen. Der Penis des Rüden schwillt in der Hündin derart an, dass ein
gewaltsames Trennen mit schweren Verletzungen für beide Tiere enden kann. Bis die
beiden sich wieder von einander trennen können, kann bisweilen eine halbe Stunde vergehen.
Im Fall einer ungewollten Trächtigkeit gibt es die Möglichkeit mittels einer speziellen
Hormonspritze (Antigestagen) je nach Zeitpunkt gleich die Nidation (Einnisten der befruchteten Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut) zu verhindern bzw. zu einem späteren Zeitpunkt einen Trächtigkeitsabbruch herbeizuführen. Auch wenn dies in der Regel
für Ihre Hündin ohne größere Komplikationen verläuft, ist eine mögliche Nebenwirkung
der hormonellen Abtreibung das Entstehen einer Gebärmutterentzündung. Deshalb sollte im Falle einer solchen Behandlung die Hündin auch im weiteren Verlauf regelmäßig
kontrolliert werden.
Anöstrus
In dieser Ruhephase zwischen Metöstrus und Proöstrus fehlen jegliche äußeren Anzeichen des Sexualzyklus. Der Anöstrus dauert je nach individuellem Läufigkeitsintervall
etwa fünf bis zehn Monate. In dieser Zyklusphase ist eine Kastration am besten möglich.
Bis ins Alter von ca. sieben Jahren sind die Zyklusintervalle einer Hündin regelmäßig.
Bei älteren Tieren verlängert sich häufig die Anöstrusphase und die Läufigkeit tritt nur
noch einmal jährlich ein. Meistens sind die Anzeichen der Läufigkeit auch nicht mehr so
deutlich ausgeprägt.
Je älter die Hündin wird, um so größer ist das Risiko, dass es zu krankhaften Veränderungen des weiblichen Geschlechtsapparates kommen kann. Hier sind vor allem die
Gebärmuttervereiterung (Pyometra) und die Entwicklung von Gesäugetumoren zu nennen. Diese Krankheiten werden umfassend in eigenen „Themen des Monats“ behandelt.
Wenn Sie Fragen rund um den Zyklus ihrer Hündin oder zu speziellen Erkrankungen
haben, zögern Sie nicht und kommen zu uns in die Sprechstunde. Wir sind für Sie da.
Ihre Kleintierklinik am Landratsamt
Joachim D. Fritz, Dr. Sabine Dahnken und Dr. Helmut Scholl