Die Senkung der Sectiorate - was ist an einem Perinatalzentrum-Level I möglich ? Dr. Klaus – Dieter Jaspers, Coesfeld 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Sectiofrequenz 45 40 35 Wo soll das hingehen ? 30 25 20 Sectiofrequenz 15 10 5 0 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Mylonas, Friese Deutsches Ärzteblatt 29/30 2015 Indikationen , Vorzüge und Risiken einer elektiven Kaiserschnittsoperation 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Anstieg der Sectiorate - Ursachen • Patientengut hat sich verändert „Risikoschwangerschaften“ Übergewichtig und immobil durch Schonfristen • Mutterschutz • Iatrogen durch verordnetes körperliches Schonen • Kinder sind schwerer und liegen ungünstiger Voroperationen nehmen zu • wie Z.n. Sectio Anstieg der Mehrlingsschwangerschaften Anstieg der Frühgeburten Aktuell: Sprachliche Probleme 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Anstieg der Sectiorate – kommende Probleme • Schwierige Entbindungen und aktuelle Zahlen (Coesfeld) Z.n. Sectio 15 % Mehrlinge BEL 5% 8 % (Einlinge) 10 % (incl. Mehrlinge) Kinder < 1500 g Kinder > 4000 3,4 % 13 % Aktuell : erhebliche sprachliche Probleme 8 % (steigend) 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Anstieg der Sectiorate - Ursachen • Vaginaloperative Geburtshilfe erst verpönt…, dann nicht mehr beherrscht…z.B. Geburtszange schwierig im „live-modus“ und in Teilzeit zu trainieren • Indikationen werden häufig von weniger Erfahrenen gestellt • Sectiones: sind doch keine schwierigen/gefährlichen Operationen mehr…(sanfter Kaiserschnitt, „Kaisergeburt“…) besser planbar...nachts ist es dunkel… bringen mehr Umsatz… können sogar Chefärzte durchführen… (tagsüber)… 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Gründe für die steigende Sectiorate Zahl der Risikoschwangerschaften /- geburten nimmt zu • Risiko heißt Sectio Forensischer Druck nimmt zu • Lösung heißt Sectio Geburtshilfliche Ausbildung wird schlechter • Im Zweifel Sectio Aufklärung der Patienten erfolgt subjektiv und nach eigener Erfahrung • Was der Bauer nicht kennt … • Im Zweifel lieber Sectio… Wunsch und Ängste der Patientin • Sectio ist - gefühlt - zum Goldstandard geworden 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Warum kann (oder sollte ?) die Sectiorate gerade in einem Perinatalzentrum gesenkt werden können ? 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Bedingungen im Perinatalzentrum • Optimale äußere Bedingungen für Mutter und Kind räumlich („Tür an Tür“ Kreissaal/OP/Neonatologie) Personell auf allen Ebenen • Optimale Dienstplangestaltung Ausbildungs-Assistentin und FA in Anwesenheit Oberärztin/-arzt //Chefarzt im Hintergrund Facharzt mit spez. Geburtshilfe und Perinatalmedizin im Hintergrund • Notfallszenarien werden trainiert und implementiert 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Senkung der Sectiorate - Maßnahmen • Mitnahme von FrauenärztInnen und Hebammen „draußen“ und „drinnen“ • Intensivierte Öffentlichkeitsarbeit • Aufwendige Geburtsplanung „spezialisierte (Fach-) Ärzte“ „informed consense“ Selektion von schwierigen Entbindungen (Mehrlinge, BEL, Z.n. Sectio…) • Schon im Vorfeld der Geburt Auffangen schwieriger sozialer Situationen… • Vertrauen schaffen… 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Die geburtshilfliche Beratung • Vaginale Entbindung von Einlingen nach Sectio ? 2x /3x Sectio ? ja (ja) • Vaginale Entbindung von BEL, Übertragung Einleitung ? ja • Vaginale Entbindung von Mehrlingen ? Gemini – monochorial, diamnial – kein FFTS Gemini – führender Geminus in SL, Gem II in BEL Gemini – führender Geminus in SL, Gem II in QL Gemini – führender Geminus in BEL , Gem II in SL Gemini – beide Gemini in BEL Gemini – Z.n. Sectio Gemini – diskordantes Wachstum – kleinerer führend Trigemini vaginal ? 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung ja ja ja (ja) ja (ja) ja (ja) 19./20.11.2015 Indikation zur Sectio und Timing • Notfall jederzeit und unmittelbar • Absolut (Plazenta praevia , QL, MV, FFTS etc.) geplant nach zeitlicher Indikation • Relativ (BEL, Z.n. Sectio, Makrosomie, Wunsch etc.) möglichst terminnah 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Wie hat sich die Geburtshilfe bei uns verändert ? Alles wird grundsätzlich hinterfragt… Aufwendige Aufklärung der Patienten , besonders bei „drohender“ (Wunsch-)Sectio in der ersten Schwangerschaft… 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Lösung: „sich kümmern…“ • Geburtshilfe ist Angelegenheit der Chefärzte und Oberärzte… • Vorbildfunktion und Ausbildungswille… • Spezialisierung • Theoretische und praktische Ausbildung vor Ort…täglich und nächtlich… • Frühzeitige Anbindung der Schwangeren an die Kliniken…(wer entbindet, der entscheidet) 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Senkung der Sectiorate Voraussetzungen • Vaginale Entbindung Risikoadaptiertes Vorgehen Geduld und Ausdauer insbesondere bei der ersten Geburt Neonatologie bei jeder Besonderheit Schwere Kinder in FA – Anwesenheit Großzügige Stellung von Sectio-Bereitschaft bei vermutlich schwierigen vaginalen Entbindungen Personalaufwand bei vaginaler Geburtshilfe häufig wie bei der Sectio - bei höherem zeitlichen Aufwand 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Wo stehen wir heute ? 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Vergleich Outcome Kinder und Mütter 2007 / 2014 Sectiorate Vaginal operativ von allen VG 5 Minuten-Apgar < 8 NS-Arterien-ph < 7,10 base-excess < -5 Reanimierte Kinder Fehlgebildete Kinder Episiotomie DR III und DR IV Plazentalösungsstörungen Andere Weichteilverletzungen MBU-Rate 2007 2014 38,6 % 12,5 % 3,5 % 1,5 % 27,4 % 4,1 % 2,3 % 34,5 % 2,3 % 3,0 % 24,4 % 10,4 % 19,4 % 26,1 % 4,6 % 1,7 % 33,8 % 2,0 % 2,2 % 24,7 % 1,0 % 5,6 % 31,1 % 10,4 % 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Wo müssen wir hin ? • (gefühlt) gleiche Sicherheit für alle Entbindungen (M/K) • Andere Einstellung zur „normalen“ Entbindung • • • • • Engere Verknüpfung ambulant/stationäre GH Enge Einbindung der Hebammen Pränataldiagnostik am PNZ Voraussetzung ! Hochspezialisierte und trainierte Geburtsteams Intensivere Risikoanalyse Risikoschwangerschaft bedeutet nicht automatisch Risikogeburt 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Schlussfolgerungen die vaginale Geburtshilfe fördern heißt: • Intensive Aufklärung, Begleitung und trainierte Teams • Darstellung und Bereitstellung der alternativen Sectio jederzeit – zur Beruhigung aller Seiten • Risiken und Kosten der Geburtshilfe dürfen nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf die Haftpflichtversicherungen von Ärzten und Hebammen abgewälzt werden • darüber nachdenken, die Patienten bei offensichtlich medizinisch unberechtigtem Wunsch einer Sectio an den (Folge-) Kosten zu beteiligen…, sie zumindest intensiv darüber aufklären… 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015 Danke fürs Zuhören… und schöne Grüße aus Coesfeld… 33. Münchener Konferenz für Qualitätssicherung 19./20.11.2015
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