Sabrina Bachmann Christian Büdel Der Tod macht alle gleich (?) Physisch geographische und geoarchäologische Untersuchungen zum Klosterstandort Elisabethenzell Spätmittelalterliche Bestattungssitten auf dem Kloster Elisabethenzell Vortrag am 19. Mai 2016, 19.30 Uhr im Bürgersaal in Lohrhaupten Vortrag am 9. Juni 2016, 19.30 Uhr im Bürgersaal in Lohrhaupten Die physisch geographischen Untersuchungen am Kloster Elisabethenzell basieren auf der Fragestellung, welche ökologischen Faktoren die Standortwahl und die Lebensgrundlage der Bewohner der Klosteranlage maßgeblich steuerten. In mehreren Feldpraktika der Universität Würzburg wurden seit Sommer 2012 Untersuchungen vorgenommen, die Aufschluss über Landschaftsentwicklung und Lebensgrundlagen an der Anlage geben. Knapp 60 Gräber konnten im Laufe der Ausgrabungen auf dem an die Klosterkirche grenzenden Friedhofsareal freigelegt und dokumentiert werden. Der für die Ausgräber unerwartete Befund stellte sich zunächst sehr einheitlich dar: beigabenlose, christliche Bestattungen, die Verstorbenen in Rückenlage, mit Blick nach Osten niedergelegt. Mit fortschreitender Arbeit zeigten sich jedoch auch Befunde, die auf den ersten Blick befremdend und obskur erschienen: Körperhälften, wahllos wirkende Knochenanhäufungen, ein einzelnes Bein, … und warum fehlte einem halben Duzend Verstorbener der Kopf? Mittels unterschiedlicher Herangehensweisen – von der Studie mittelalterlicher Bildquellen, über naturwissenschaftliche Datierungsmethoden, bis hin zur digitalen 3DRekonstruktion des Friedhofs – gelang es, Licht ins Dunkel zu bringen und die Bestattungssitten auf dem Kloster Elisabethenzell zum Teil detailgenau fassbar zu machen. Vorbereitende Analysen, Feld- und Laboruntersuchungen ergaben einen umfassenden Eindruck der Landschaftsentwicklung um das Kloster. Die eiszeitlichen Landformen boten den Siedlern offenbar günstige Baugrundlagen. Die Akkumulation von Sedimenten, insbesondere Lösslehm, ermöglichte lokal auch die Bildung ertragreicherer Böden. Die Verfügbarkeit von Wasser war insbesondere durch tiefere Tonlagen aus Verwitterungsresten des Buntsandsteins gewährleistet. Eine Kartierung der Bodenphosphatgehalte konnte Schwerpunkte menschlicher Nutzungsflächen ausweisen. Rodungsinsel - Kloster Raststation Neue Forschungen zum Kloster Elisabethenzell Die im Jahre 2012 begonnenen Grabungen auf dem Kloster Elisabethenzell bei Rieneck haben eine Vielzahl unerwarteter und teilweise spektakulärer Ergebnisse geliefert. Die neuesten Erkenntnisse werden im Frühjahr 2016 im Rahmen einer vierteiligen Vortragsreihe in Lohrhaupten und Ruppersthütten vorgestellt. Von Anfang an interdisziplinär gedacht, konnten zahlreiche Wissenschaftszweige in die Analyse der Mauerzüge und Fundstücke eingebunden werden. Ihre Erkenntnisse dienen als Grundlage für ein geplantes, umfangreiches Forschungsprojekt. Harald Rosmanitz David Enders Kloster Elisabethenzell Alles unter einem Dach Die Ausgrabungen 2015 Multifunktionalität auf einer Spessartlichtung Vortrag am 4. März 2016, 19.30 Uhr im Bürgersaal in Lohrhaupten Vortrag am 15. April 2016, 19.30 Uhr im Pfarrsaal in Ruppertshütten Vortrag Bachmann In den Jahren 2012 bis 2015 wurde das Kloster Elisabethenzell bei Rieneck in insgesamt vier Grabungskampagnen durch das Archäologische Spessartprojekt untersucht. Die Anlage liegt an der Birkenhainer Straße. In den 1230er Jahren unweit der Burg Rieneck, dem Stammsitz der Grafen von Rieneck, errichtet, diente die Anlage als Raststation für die Nutzer des beschwerlichsten Abschnitts des Fernhandelsweges von Mainz nach Bamberg bzw. Nürnberg. Anlässlich der Erbstreitigkeiten der Rienecker mit den Herren von Hanau wurde ein Großteil der Bebauung in den 1330er Jahren aufgegeben. Die Grabungen im Kloster Elisabethenzell haben die Reste einer Klosteranlage von vollkommen unerwarteter Dimension ans Tageslicht gebracht. Auch wenn diese auch nicht komplett ausgegraben wurde, so vermitteln die freigelegten Bauteile dennoch einen imposanten Eindruck von der einstmaligen Größe des Stützpunkts. Darüber hinaus wird nun auch dessen breit gefächertes Funktionsspektrum abschätzbar. Hier ist nicht nur für das Seelenheil gebetet sondern auch eine Versorgungsstation an der Birkenhainer Straße betrieben worden, in der man auch den eigenen Wohlstand und die eigene Machtposition zum Ausdruck brachte. Das „Einsiedel“ nimmt damit eine besondere Rolle in der mittelalterlichen Sakrallandschaft an den Schnittstellen von Wirtschafts-, Verkehrs- und Herrschaftsgefüge ein. Vortrag Büdel Der fortgeschrittene Forschungsstand ermöglicht es nun, das Kloster Elisabethenzell auf einer neuen Betrachtungsebene in Vergleich mit anderen Anlagen zu setzen, die ähnliche Funktionen zu erfüllen haben. Beispiele begegnen von der Antike bis in die heutige Zeit. Und auch über Europa hinaus existieren Parallelen in fast allen Kulturkreisen. Die Vortragsreihe des Archäologischen Spessartprojekts in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Flörsbachtal sowie mit Unterstützung des Bezirks Unterfranken und der Kreissparkasse Gelnhausen widmet sich den aktuellen Forschungen zum Kloster Elisabethenzell zwischen Rieneck und Ruppertshütten. Die Feldforschungen haben deutlich gezeigt, dass die Anlage nicht nur einen Kristallisationspunkt an der Birkenhainer Straße darstellt, sondern auch für die regionale Geschichte von erheblicher Bedeutung ist. Die Veranstaltungstermine: 4. März 2016, 19.30 Uhr, Lohrhaupten Harald Rosmanitz: Die Ausgrabungen 2015 15. April 2016, 19.30 Uhr, Ruppertshütten David Enders: Multifunktionalität auf einer Spessartlichtung 19. Mai 2016, 19.30 Uhr, Lohrhaupten Sabrina Bachmann: Spätmittelalterliche Bestattungssitten auf dem Kloster 9. Juni 2016, 19.30 Uhr, Lohrhaupten Christian Büdel: Physisch geographische und geoarchäologische Untersuchungen zum Klosterstandort Der Eintritt ist frei Die Grabungen werfen ein Schlaglicht auf den Ausbau der Kulturlandschaft des Spessarts im Hoch- und Spätmittelalter. Sie zeigen eindrücklich, wie stark Handelsstraßen und Siedlungsstrukturen miteinander verknüpft waren. In den Funden und den freigelegten Mauerzügen kommt die Rolle des Klosters als Ort der Repräsentation der Rienecker und als gewinnbringender Wirtschaftsbetrieb in Form einer Raststation zum Ausdruck.
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