News N° 55 MÄRZ 2016 Editorial BFI-Botschaft 2017-2020 Den einzigen Rohstoff nicht totsparen Ehrgeizige Ziele bei stark rückläufigen Finanzmitteln Alle müssen einen Der Bundesrat hat die Botschaft zur För- Führungsrolle der Schweiz in Gefahr Beitrag leisten für derung von Bildung, Forschung und In- Dennoch hält der Bundesrat an allen ge- gesunde Bundesfi- novation in den Jahren 2017-2020 (BFI- planten neuen Projekten fest: Stärkung nanzen, das ist keine Botschaft) ans Parlament überwiesen. der höheren Berufsbildung, Umbau der Frage. Dass der Be- Er hält an den notwendigen Schlüssel- wissenschaftlichen Karriere, Erhöhung reich Bildung, For- Projekten zu Gunsten des wissenschaft- der Studienplätze in der Humanmedizin schung und Innova- lichen Nachwuchses, des Medizinstudi- und Offensive in neuen Forschungsberei- tion mit einem Spar- ums, neuer Forschungsbereiche und der chen (Personalisierte Medizin, Big Data volumen von 555 Millionen jedoch 20% Stärkung der höheren Berufsbildung und Advanced Manufacturing). Die Hoch- des Stabilisierungsprogramms 2017- fest. Gleichzeitig kündigt er jedoch ei- schulen und Forschungsinstitutionen un- 2019 stemmen soll, ist angesichts der nen starken Rückgang der Finanzmittel terstützen diese Vorhaben und erachten Herausforderungen des Denk- und für den BFI-Bereich an. die damit verbundenen Reformen als notwendig, insbesondere wenn die Schweiz Werkplatzes Schweiz ein gefährlicher Schachzug. Die BFI-Botschaft 2017- Seit eineinhalb Jahren verdüstern sich die ihr Potential an einheimischen Arbeits- 2020 präsentiert uns ein historisch tie- finanziellen Perspektiven der Akteure im kräften besser nutzen will. Sie stellen je- fes Mittelwachstum von 2%, nachdem Bereich der Bildung, Forschung und Inno- doch eine grosse Diskrepanz fest zwischen das Parlament für die laufende Periode vation (BFI-Bereich) auf beunruhigende den festgelegten Prioritäten und den vor- 2013-2016 eine Wachstumsrate von Weise. Während sie aufgrund der Finanz- gesehenen Finanzmitteln, die im Ver- 3,7% bewilligte. planung des Bundes vor 18 Monaten noch gleich zu den ursprünglichen Absichten ein durchschnittliches Mittelwachstum von der Regierung stark rückläufig sind. Diese Dieser Einschnitt kommt zum ungüns- 3,2% pro Jahr erwarten konnten, wurde die- Diskrepanz zwingt die BFI-Akteure, ihre tigsten Zeitpunkt. Die Schweizer Betei- se Wachstumsrate im Rahmen des im No- Planungen zu überarbeiten und in ande- ligungen an den Forschungsprogram- vember 2015 in Vernehmlassung geschick- ren Bereichen substanzielle Verzichte men der EU sind rückläufig und die ten Stabilisierungsprogramms der Bundes- hinzunehmen. Das vom Bundesrat für die Einbindung in den europäischen For- finanzen 2017-2019 auf 2,2% reduziert. Die Legislatur 2015-2019 erklärte Ziel, wonach schungsraum ist ab 2017 bedroht. Die BFI-Botschaft sieht nun für den Zeitraum die Schweiz in Bildung, Forschung und In- Wirtschaft braucht mehr denn je guten 2017-2020 nur noch eine Wachstumsrate novation führend bleiben soll, ist unter Nachwuchs aus Berufs- und Hochschul- von 2% vor, was einem Realwachstum von diesen Voraussetzungen gefährdet. Die bildung; ohne verlässliche Finanzierung 1,0 bis 1,4% entspricht. Somit werden den Bedrohung unseres Denk- und Werkplat- können die BFI-Akteure ihre geplanten BFI-Akteuren 2017-2020 zwischen 555 und zes wird zudem durch die Gefahr verstärkt, Massnahmen aber nicht umsetzen. 580 Millionen Franken fehlen. Der Ball liegt nun beim Parlament, das Stabilisierungsprogramm und die BFIBotschaft im Interesse der Schweiz und der Zukunft der jungen Generationen zu Fortsetzung auf Seite 2 BFI-Botschaft 2017-2020: Veranstaltung für die Mitglieder des Bundesparlaments korrigieren. Der unerwartete Überschuss der Bundesrechnung 2015 von 2,3 Nach der Publikation der Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und In- Milliarden gibt hierfür auch etwas mehr novation in den Jahren 2017-2019 organisiert das Netzwerk FUTURE einen infor- Spielraum. Bildung und Forschung sind mellen Austausch zwischen den Mitgliedern des Bundesparlaments und Vertretern unser einziger Rohstoff - er darf nicht der Schweizer Hochschulen und Forschungsinstitutionen. Diese stehen den Natio- aufs Spiel gesetzt werden. nal- und Ständeratsmitgliedern am Mittwoch, 16. März 2016 ab 9.30 Uhr während des gesamten Vormittags im Parlamentsgebäude (Kommissionszimmer 3) für Fra- Anita Fetz gen zur Verfügung. Sie werden ihre Analyse der BFI-Botschaft aufzeigen und Vor- Ständerätin schläge für die Diskussion im Parlament präsentieren. Vorstandsmitglied Politikerteam FUTURE FUTURE NEWSLETTER N°55 | MÄRZ 2016 | SEITE 2 Fortsetzung von Seite 1 zu einer Priorität erklärt, aber bei genauer wendige Korrekturen formulieren. Diese dass sich die Schweiz möglicherweise ab Betrachtung der Zahlen und Fakten scheint Vorschläge sollen aufzeigen, wie die Vor- 2017 nicht mehr am Forschungsrahmen- er schleichend zu einer Posteriorität zu- haben des Bundesrates umsetzbar sind, programm der EU beteiligen kann. rückgestuft zu werden. Die Hochschulen ohne die Schmerzgrenze der Hochschulen und Forschungsinstitutionen werden die zu überschreiten und ihre Substanz sowie Korrekturen sind dringend notwendig BFI-Botschaft 2017-2020 im Detail analy- ihre Exzellenz zu gefährden. Der BFI-Bereich wird in Bundesbern zwar sieren und gemeinsam Vorschläge für not- Entwicklung der Schweizer Beteiligung an den Europäischen Forschungsprogrammen (FRP) von 1995 bis 2015 Entwicklung der Schweizer Beteiligung an den Europäischen 008 EU-Forschungsrahmenprogramm Forschungsprogrammen (FRP) von 1995 bis 2015 800 003 004 003 0 004 001 001 002 002 003 300 100 200 2014). Die ersten Zahlen zu Horizon 2020, 0 100 002 die sich nur auf die Jahre 2014 und 2015 200 beziehen, zeigen unmissverständlich auf, sind der Rückgang der einst starken Beteiligung an den Europäischen Schweizer Beteiligungen (diese sanken Forschungsrahmenprogrammen 0 von 560 bis 745 pro Jahr im Rahmen des (FRP) von 1995 bis 2015 100 2000 1995 Entwicklung der Schweizer 0 100 200 300 Quelle: SBFI 400 500 600 0 0 ist. Die deutlichsten Indikatoren dafür 001 0 0 dass die Teilnahme der Schweiz rückläufig Quelle: SBFI 100 200 0 300 100 400 200 500 300 600 400 700 500 Kürzungen widersprechen strategischen Prioritäten Die Hochschulen und Forschungsinstitu- schungsinstitutionen gefährden diese Förderung des wissenschaftlichen Nach- tionen wehren sich im Rahmen einer Stel- übermässigen Kürzungen die Substanz des wuchses, der Vorstoss in neue For- lungnahme gegen die Sparmassnahmen BFI-Systems, das viel zum wirtschaftlichen schungsgebiete, der Wissenstransfer zwi- in der Höhe von 555 Millionen Franken, die Erfolg und zum Wohlstand der Schweiz bei- schen Hochschulen und Unternehmen, dem Bereich Bildung, Forschung und In- trägt. Der Schweizer Hochschul- und Inno- der Medizinermangel, die Stärkung der novation (BFI) drohen. In seinem Pro- vationsstandort gehört zu den Besten der höheren Berufsbildung und die Ausbil- gramm zur Stabilisierung der Bundesfi- Welt und langfristig reduzieren Bildung, dung von MINT-Fachkräften. Die dafür nanzen in den Jahren 2017-2019 sieht der Forschung und Innovation den Mangel an notwendigen Reformen – Prioritäten der Bundesrat bereichsübergreifende Einspa- qualifizierten Arbeitskräften und stärken BFI-Botschaft 2017-2020 – bedürfen fi- rungen in der Höhe von 2,8 Milliarden die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. nanzieller Mittel. Wenn der Bundesrat an seinen Sparplänen festhält, wird die Um- auf den BFI-Bereich, obwohl dieser nur Reformen erfordern Finanzmittel setzung dieser strategischen Prioritäten gut 10% der Bundesausgaben ausmacht. Der BFI-Bereich befindet sich aktuell in der Qualität des BFI-Bereichs schaden. einer unsicheren Situation und ist mit vie- Das im BFI-Bereich anfallende Sparvolu- len Herausforderungen konfrontiert: die men muss daher massiv reduziert werden. Aus Sicht der Hochschulen und For- 700 Quelle: SBFI Programm zur Stabilisierung der Finanzen 2017-2019 Franken vor. Knapp 20% davon entfallen Quelle: SBFI 004 005 400 2015 2020. 6.FRP 5.FRP 2015 vorherigen Programms (7. FRP, 2007– 7.FRP 2010 auf 2,2% im Rahmen von Horizon 2010 im 7. FRP verpflichteten 300 Beiträge 200 niert mit dem fast endgültigen Bericht des H2020 500 2015 rungs-Initiative im Februar 2014, kombi- 300 3.FRP 3.FRP 2005 schungsinstitutionen von 4,2% aller 4.FRP 6.FRP 5.FRP 4.FRP 2005 nach der Annahme der Masseneinwande- 7.FRP 600 2010 der Beiträge an Schweizer For400 400 2000 Forschungsrahmenprogrammen (FRP) 500 6.FRP 5.FRP 3.FRP 2000 auf 0,3% sowie die Verminderung H2020 4.FRP 700 2005 die Teilnahme der Schweiz an den EU- 7.FRP 005 Schweizer Koordinationen von 3,9% 500 H2020 006 und Innovation seinen ersten Bericht über 600 800 007 grafik), die markante Abnahme der 005 7. FRP auf nur noch 318, siehe Info- Staatssekretariat für Bildung, Forschung 006 Am 21. Januar 2016 veröffentlichte das Forschungsprogrammen (FRP) von 1995 bis 2015 1995 600 Entwicklung der Schweizer Beteiligung an den Europäischen 008 006 007 700 700 1995 800 007 008 Die Teilnahme der Schweiz ist rückläufig 800 600 FUTURE NEWSLETTER N°55 | MÄRZ 2016 | SEITE 3 Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Die Kommission unterstützt den Gesetzesentwurf Im Rahmen ihrer Februarsitzung hat die Die Mehrheit der WBK-N zeigte sich mit Mehrheit sprach sich dafür aus, dass die Kommission für Wissenschaft, Bildung dem Gesetzesentwurf, der mehr Flexibili- Mitglieder des Innovationsrates nicht nur und Kultur des Nationalrates (WBK-N) das tät und eine bessere Integration in das einmal, sondern zweimal wiedergewählt Innosuisse-Gesetz beraten, welches die System der Forschungs- und Innova werden können. Sie hat ebenfalls vorge- Rechtsgrundlagen für die Umwandlung tionsförderung bringen wird, zufrieden. schlagen, den Höchstbetrag für die Reser- der Kommission für Technologie und In- Der Entwurf wurde mit 16 zu 7 Stimmen ven aus den Bundesbeiträgen von 10% auf novation (KTI) von einer ausserparlamen- bei einer Enthaltung in der Gesamtab- 15% des Jahresbudgets zu erhöhen. Der tarischen Kommission in eine öffentlich- stimmung angenommen, wobei die WBK-N Nationalrat berät das Innosuisse-Gesetz rechtliche Anstalt definiert. einige Änderungen daran vornahm. Eine im Laufe der Frühlingssession 2016. in kürze THE-Ranking: fünf Schweizer Hochschulen in den Top 20 Bieger wird Präsident der Kammer Universitäre Hochschulen Martin Vetterli zum Präsidenten der EPFL gewählt Times Higher Education (THE) hat sein Die Rektoren und Präsidenten der Schwei- Ranking der weltweit internationalsten zer Universitäten und Eidgenössischen Der Bundesrat hat Professor Martin Vet- Universitäten für das Jahr 2016 veröffent- Technischen Hochschulen haben Professor terli zum Präsidenten der Eidgenössi- licht. Die Position der Schweiz ist mit fünf Thomas Bieger zum Präsidenten der Kam- schen Technischen Hochschule Lausanne Hochschulen in den Top 20 gut: die ETH mer Universitäre Hochschulen von swi- (EPFL) gewählt. Martin Vetterli, derzeit Lausanne (Rang 4), dicht gefolgt von der ssuniversities und zugleich, ex officio, zum ordentlicher Professor an der EPFL und Universität Genf (Rang 5), der ETH Zürich Vizepräsidenten von swissuniversities ge- Forschungsratspräsident des Schweizeri- (Rang 7), der Universität St. Gallen (Rang wählt. Der Rektor der Universität St. Gallen schen Nationalfonds (SNF), wird sein Amt 8) und der Universität Basel (Rang 16). Den wird am 1. August 2016 die Funktionen von als Nachfolger von Professor Patrick Aebi- ersten Platz verlieh das THE an die Uni- Professor Dominique Arlettaz, abtretender scher am 1. Januar 2017 antreten. versität von Katar. Rektor der Universität Lausanne, übernehmen. Die Professorin Astrid Epiney, Rekto- Angelika Kalt wird neue Direktorin des SNF THE-Ranking: Die UNINE ist eine der besten kleinen Universitäten Angelika Kalt wird die neue Direktorin des Times Higher Education (THE) hat ein Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Die Ranking der zwanzig besten kleinen Uni- ehemalige Professorin für Petrologie und versitäten der Welt herausgegeben. Diese 61 Millionen Franken für die Innovationsförderung interne Geodynamik ist seit 2008 als stell- Liste besteht ausschliesslich aus Hoch- Der Bundesrat hat zusätzliche Sonder- vertretende Direktorin im SNF tätig. Sie schulen mit weniger als 5000 Studieren- massnahmen der Kommission für Tech- folgt auf Daniel Höchli, der die Leitung den. Die Universität Neuenburg (UNINE) nologie und Innovation (KTI) zur Innova- von CURAVIVA Schweiz übernimmt. erreichte den elften Rang. Auf dem ersten tionsförderung genehmigt. Damit will er Rang liegt das California Institute of Tech- Innovationen unterstützen und insbeson- nology (Caltech). dere exportorientierte klein- und mittel- Impressum © Netzwerk FUTURE 2016 Münstergasse 64/66, 3011 Bern T 031 351 88 46 [email protected] www.netzwerk-future.ch Das Netzwerk FUTURE fördert den Dialog zwischen Politik und Wissenschaft. Wiederverwendung der Artikel unter Quellenangabe erlaubt. rin der Universität Freiburg, wurde zur Vizepräsidentin der Kammer gewählt. ständische Unternehmen fördern, die Präsident des Stiftungsrats des SNF wiedergewählt aufgrund der Frankenstärke stark unter An seiner konstitutiven Sitzung hat der fang von 61 Millionen Franken sind zeit- Stiftungsrat des Schweizerischen Natio- lich bis Ende 2016 befristet und werden nalfonds (SNF) seinen Präsidenten Gabrie- dem Parlament im Rahmen des Nach- le Gendotti für die Amtsperiode 2016-2019 tragsverfahrens zum Voranschlag 2016 wiedergewählt. Auch die Vizepräsidentin beantragt. des Stiftungsrats, Felicitas Pauss, wurde für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Druck sind. Diese Massnahmen im Um-
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