Die Flucht! - Förderverein Wendepunkt eV Arnsberg

EXPOSEE
Die Stadt Arnsberg zählt rund 1000 neue Nachbarn.
Menschen, die aus ihren Heimatländern geflohen
sind und in Deutschland Sicherheit suchten. Unter
ihnen auch Lana und Taha aus Syrien, die seit August
2015 in Arnsberg wohnen und sich mit der Hilfe
vieler Menschen mittlerweile gut eingelebt haben.
Sie gewährten mir tiefe Einblicke in ihre
dreiwöchige, gefährliche Flucht.
Thora Meißner, freie Journalistin
Freie Journalistin
Herausgeber:
LAND IN SICHT!
Der Weg in ein sicheres Leben
Förderverein Wendepunkt e.V.
Rathausplatz 1
59759 Arnsberg
Rosemarie Goldner
(Vereinsvorsitzende)
Marita Gerwin
(Schriftführerin & Pressekontakt)
Michael Voß
(Kassenwart und Geschäftsstelle)
Tel. +49 (0) 2932/201-2205
Email: [email protected]
Web: www.foerderverein-wendepunkt-arnsberg.de
„Vergesst sie – macht Neue“
„Vergesst sie – macht Neue“, hieß es, als Eltern ihre Kinder in Daraa (Syrien) aus dem
Gefängnis befreien wollten. Sie waren verhaftet worden, weil sie regierungsverachtende
Parolen an Wände geschrieben haben sollten. Im Gefängnis erlebten die Kinder Folter. Ihnen
seien Zigaretten auf den kleinen Ärmchen ausgedrückt und einzeln die Fingernägel
herausgezogen worden. Es seien noch Kinder gewesen – doch dies habe die Wärter
offensichtlich nicht abgeschreckt. Lanas Augen sind glasig, als sie erzählt, dass das der
Auslöser der Revolution gewesen sei. Denn die Festnahme und das Foltern der Kinder rief
eine Demonstration vieler Menschen in ihrer Heimat hervor. Zwar sei diese friedlich
gewesen – dem Regime habe das jedoch nicht gefallen. Nach weiteren Demonstrationen,
auch in anderen syrischen Städten und Dörfern, antwortete es mit Gewalt. Ihre Hände
wedeln auf und ab – sie mimen die Bombenanschläge, die seither in Daraa zur Tagesordnung
gehörten.
WIE ALLES
BEGANN
Die Stadt Daraa gilt als
zentraler Ausgangspunkt des
Bürgerkriegs in Syrien. Denn in
ihr begannen die ersten
Demonstrationen gegen das
Assad-Regime. Als dann noch
der 13-jährige Hamza Ali AlKhateeb innerhalb einer
Demonstration am 29. April
2011 im Dorf Jisa nahe Daraa
festgenommen, gefoltert und
ermordet wurde, entstanden
landesweit Empörung und
weitere Demonstrationen.
Für Lana begann ein Spießrutenlauf mit der Zeit. Sie musste immer mit einem
Bombenanschlag rechnen. Abend für Abend eilte sie von der Arbeit nach Hause, wohl
wissend, dass dieser Heimweg auch ihr Letzter sein könnte. Freunde, Nachbarn und enge
Verwandte hatte sie bereits verloren.
Drei Jahre lang lebten Lana und ihre Familie in ständiger Angst – vor dem Regime, aber auch
vor dem IS, der Schabiha-Miliz oder den Nasra-Front-Rebellen. Denn mittlerweile kämpfte
Jeder gegen Jeden! Strom und Wasser wurden gekappt. Keine Chance mehr, auch nur
ansatzweise ein Leben zu führen.
Schweren Herzens endlich weg
So wie Lana und ihrer Familie geht es vielen Menschen in Daraa und ganz Syrien. Sie alle
leben mit der ständigen Angst, von einer Bombe (welcher Art auch immer) überrascht zu
werden. „Die Bomben explodierten teils rechts und links neben einem. Im Haus der
Nachbarn. Auf der Straße. Einfach überall war es möglich“, sagt Lana, während ihre Hände
immer wieder in die Höhe schnellen.
Eines Tages wurde auch ihr Vater festgenommen und in einem Gefängnis festgehalten. „Er
war doch schon ein alter Mann – sie haben ihn einfach festgenommen!“, sagt Lana. Im
Gefängnis wurde er mit vielen anderen Gefangenen in einem Raum festgehalten. Kaum
Platz, um mal die Beine auszustrecken.
Seine Freilassung nutzten Lana und ihre Familie für die Flucht. Schweren Herzens verließen
sie im Oktober 2014 ihre Heimat. Endlich weg aus dem Krieg – aber hinein ins
Flüchtlingsdasein!
Kurzerhand verkauften sie ihr Hab und Gut – die Familie brauchte jetzt jede Münze, um „die
Reise“ zu bezahlen. Sie flüchteten in den Libanon, ein Staat Vorderasiens am Mittelmeer.
Wie alle anderen Flüchtlinge auch, mussten sie sich selbst versorgen. Allerdings dürfen Syrer
im Libanon nicht arbeiten und um die libanesischen Papiere zu bekommen, benötigen sie
eine Art „Pate“. Einen Menschen im Libanon, der viel Geld hat und die Patenschaft für sie
übernimmt. Aber so einen Menschen zu finden, war schier unmöglich! Wie sollten sie sich
selbst versorgen?
Aktuelle Lage (Jan. 2016) syrischer Flüchtlingskinder im Flüchtlingscamp.
(Durch den Klick auf dieses Bild können Sie das Video auf Youtube ansehen.
Per „<“ kehren Sie zu diesem Beitrag zurück.)
Lana begann, ehrenamtlich in der „Schule“ eines
Flüchtlingslagers zu helfen. Dabei lernte sie Taha kennen
– ihren jetzigen Ehemann.
Taha ergriff die Flucht aus Syrien, als er „eingezogen“
werden sollte. Er wollte nicht in den Krieg ziehen –
weder für das Regime, noch für die Rebellen. Er wollte
keine Menschen töten! Daher flüchtete er im Dezember
2011 und half seither ehrenamtlich in einem
Flüchtlingscamp im Libanon.
Die beiden lernten sich kennen, lieben und heirateten
kurze Zeit darauf. Ein Glück im Unglück. Denn sie und
Lanas Familie lebten im Grunde „illegal“ im Libanon. Sie
hatten keine Papiere, weil sie keinen Paten fanden.
Außerdem wurden die Zustände immer schlimmer – sie
wollten weg. Taha lud sich massenweise Landkarten auf
sein Handy, um „die Route“ für ihre Flucht nach
Deutschland zu planen. Gemeinsam jedoch unmöglich,
denn nur Familien durften zusammen reisen. Lana hatte
jetzt eine neue Familie: Taha. Und so trennten sich die
Wege zwischen ihr und ihren Eltern/Geschwistern.
LIBANON – VÖLLIG
ÜBERFORDERT
Rund 1,2 Millionen syrische
Flüchtlinge leben derzeit im
Libanon. Einem Staat, der
selbst nur rund viereinhalb
Millionen Einwohner (2013)
zählt.
Die Armut wächst und das
Geschäft der Schleuser boomt!
SPIEGEL berichtete im
September 2015 über die
Zustände und Gefahren,
denen die Flüchtlinge
ausgesetzt sind.
Syrische Flüchtlinge im
Libanon – jetzt lesen
Am 9. Juli 2015 war es dann soweit: Lana und Taha hatten Geld und konnten sich den Flug in
die Türkei leisten. Vielen anderen Flüchtlingen fehlten diese Gelder, so dass sie weiter im
Libanon lebten, illegal arbeiteten und sich den Gefahren des dortigen Alltags aussetzten.
In Izmir (Türkei) verbrachten sie nur kurze Zeit, bevor es mit über 50 weiteren Flüchtlingen
auf ein flaches Schlauchboot ging. Dieses sollte sie über das Mittelmeer nach Chios
(griechische Insel) bringen. Rund zweieinhalb Stunden quetschten sich die Menschen
angstvoll zusammen. Einige von ihnen hatten eine Rettungsweste – einige nicht. „Es kam uns
wie eine Ewigkeit vor. Wir hatten eine 50:50 Chancen. Entweder wir überleben es oder eben
nicht“, erzählen sie mir.
Die Freude war groß, als die Gruppe auf dem Schlauchboot die griechische Insel erblickte.
Dort angekommen, wurden sie zu 50 Personen in einen Raum verfrachtet – hier sollten sie
schlafen. Auf dem Boden. Hungrig und durstig. Und mit Ratten, die in der Nacht dort herum
kreuchten.
Am nächsten Morgen dann die Erlösung. Lana und Taha erhielten ihre Papiere und konnten
weiterreisen. „Wer angibt, nach Deutschland zu wollen, wird ohne Probleme mit Papieren
ausgestattet und durchgelassen“, erklärt mir Taha. Auch in anderen Ländern wiederholte
sich dieses Prozedere.
Direkt stiegen sie in das Flugzeug – runter von der Insel aufs griechische Festland. Mit
öffentlichen Verkehrsmitteln versuchten sie einen Ort an der griechisch-mazedonischen
Grenze zu erreichen. Doch sie konnten diese nicht einfach überqueren. Also übernachteten
sie dort.
Fingerabdrücke. Papiere. Immer wieder.
Eine Nacht verbrachten Lana, Taha und weitere Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen
Grenze auf dem Boden schlafend.
Als sie am nächsten Morgen „um den Grenzübergang herum“ das mazedonische Land
betreten wollten, wurden sie von der Polizei erwischt. Auch hier wurden Fingerabdrücke und
entsprechende Papiere in die Wege geleitet. Doch der Satz: „Wir wollen nach Deutschland“,
bewegte auch diese Beamten, sie ohne weitere Nachfragen passieren zu lassen.
GEVGELIJA – AN
DER GRENZE
Der Bahnhof in Gevgelija ist
Schauplatz für teils
schockierende Szenen.
Mittlerweile hat Mazedonien
einen 50 Kilometer langen
Zaun an der Grenze zu
Griechenland errichtet.
Die Folgen lesen Sie hier:
Grenzwächter?
In Gevgelija nahmen sie sich ein Taxi in Richtung Tabanovtse. Die Weiterreise mit dem
überfüllten Zug nach Belgrad ersparten sie sich. Zu gefährlich. Das Dorf Tabanovtse im
Norden Mazedoniens liegt rund acht Kilometer von Kumanovo, der drittgrößten Stadt in
Mazedonien, entfernt. Hier übernachteten sie in einem kleinen Motel, bevor es am
nächsten Tag zu Fuß in Richtung Serbien ging.
Presevo sollte das Ziel sein. Rund
fünf Stunden wanderten sie durch
die Hitze, mit nichts weiter als ihrem
kleinen Rucksack dabei, teils entlang
den Schienen. Die Sonne knallte
ihnen auf den Kopf.
In Serbien angekommen, blühte ihnen
dasselbe Prozedere, wie auch in den
Ländern zuvor. Fingerabdrücke.
Papiere. Eine Nacht im Camp. Auch
hier gab es kein Dach über dem Kopf,
keine Matratze unter dem Körper. Sie
schliefen wieder auf dem Boden.
Am nächsten Morgen bekamen Lana
und Taha sowie viele weitere
Menschen ihre Papiere für Serbien.
Nur mit diesen Papieren durften sie das Camp verlassen. Mit dem Bus reisten die beiden
nach Belgrad – in die Hauptstadt von Serbien. Rund fünf Stunden dauerte die Fahrt mit dem
klapprigen Bus.
In Belgrad gönnte sich das Paar ein Hotel, in dem es zwei Tage blieb. „Entspannte“ ein wenig.
Eine Dusche und neue Klamotten sollten ebenfalls drin sein – denn schließlich reisten sie
jetzt schon tagelang, ohne sich duschen, geschweige denn vernünftig waschen oder
umziehen zu können.
BELGRAD – HIER
SOLL
AUSSORTIERT
WERDEN
Belgrad ist die Hautstadt
Serbiens und für die
Flüchtlinge auf der BalkanRoute die letzte Metropole
vor der Grenze zur EU.
Für viele Menschen ist die
Reise hier aber auch zu Ende.
Denn aktuell dürfen legal nur
Syrer, Afghanen und Iraker
weiterreisen.
Lana und Taha haben Geld
und können sich so ein Hotel
leisten. Viele andere
Menschen können das nicht!
Der MDR berichtete im Januar
2016 über diese Endstation –
jetzt lesen!
„Sie hetzten Hunde auf uns“
„Belgrad ist eine sehr schöne Stadt“, sagt Lana. Und dennoch konnten sie dort nicht bleiben.
Ihr Ziel lag noch viele Kilometer weit entfernt. Was sie noch nicht wussten – ihnen stand
noch eine weitaus viel gefährlichere Phase ihrer Flucht bevor.
Mit dem Bus reisten sie weiter. Ziel sollte Kanjiža sein. Ein im nördlichsten Teil liegender Ort
in Serbien an der Theis. Nach fünf Stunden war die Busfahrt in Kanjiža zu Ende – die
Menschen mussten zu Fuß weiter. Es begann für sie eine Tortur, die Lana und Taha sicherlich
in ihrem ganzen Leben nicht vergessen werden.
Der Fußmarsch begann direkt am Fluss – quer durch den Wald. Zum Ziel hatte sich die 25
Personen starke Gruppe das Städtchen Szeged in Ungarn gemacht. Seinerzeit trennte noch
kein Stacheldrahtzaun die Länder Serbien und Ungarn an der Grenze, dennoch war die
Überquerung sehr gefährlich.
Auch wenn die Entfernung zwischen Kanjiža und Szeged gerade einmal 33 Kilometer betrug,
so brauchten sie rund 15 Stunden, um durch den Wald entlang der Theis nach Ungarn zu
kommen. 15 Stunden ohne Wasser, ohne Essen und ohne Sicherheit. Der wohl gefährlichste
Grenzübertritt ihrer bisherigen Reise. Denn im Wald lauerten die verschiedensten Gefahren.
Insektenstiche, Brennnesseln und dreckige, matschige Klamotten waren da das Harmloseste.
Auf keinen Fall durfte die Polizei sie erwischen. Auch konnten sie keine Hilfe von Menschen
erwarten, da diese eher direkt zum Telefon griffen, um die Polizei zu rufen, als zu helfen.
„Immer wieder mussten wir uns verstecken. Vor den Schleusern und vor der Polizei, die uns
sogar auf Pferden verfolgten. Aber auch vor den Hunden, die sie im Wald auf uns hetzten!“,
sagt Lana. „Go, go, go – hieß es, dann wieder „stay, stay, stay“.
Ein Schleuser bot ihnen für viel Geld an, Taxen zu besorgen. Vier Stück sollten kommen. Vier
Taxen, um die rund 25 Menschen nach Budapest zu bringen.
„Wir warteten fünf Stunden im Wald darauf, dass der Schleuser zurückkam. Es kam uns wie
eine Ewigkeit vor“, erzählt Taha. „Wir hatten kein Trinken mehr!“
Taha sollte die Gelder von den anderen Flüchtlingen einsammeln – doch sie vertrauten ihm
nicht. Nach einem regelrechten Chaos mit den Schleusern flüchteten Lana und Taha mit nur
wenigen weiteren Menschen allein weiter.
Jetzt waren auch die Schleuser hinter ihnen her. Denn sie wollten das Geld. So oder so!
Immer wieder hörten Lana und Taha die Stimmen im Wald – und vor allem das Schnacken
der Waffen. Taha versteckte sein Geld im Hosenbund. Nur dort konnten sie es nicht finden.
Sie verharrten bis zur Dunkelheit im Wald und versuchten es dann nach Szeged. Überall
hörten sie Hunde bellen – die dortigen Einwohner durften sie auf gar keinen Fall entdecken.
Plötzlich ein Licht! Einer der Schleuser war ihnen gefolgt und gab Lichtzeichen am Weg durch
den Ort. „Licht an“ bedeutete „GO“, „Licht aus“ hingegen „STOP“. Ein zweistündiger
Spießrutenlauf durch Szeged!
GEFÄHRLICHER
GRENZÜBERGANG
Zu rund 25 Personen
durchquerten Lana und Taha
den ungarischen Wald nahe
der Grenze. Am Ende waren
sie nur noch zu Acht.
Wo die restlichen Menschen
abgeblieben waren – keiner
weiß es.
Mittlerweile hat Ungarn einen
riesigen Stacheldrahtzaun an
den Grenzübergängen
aufgebaut, um den so
genannten Flüchtlingsstrom zu
stoppen.
Aktuelle Informationen
lieferte der SPIEGEL im
Februar 2016.
Ungarns Grenze zu Serbien
Als sie irgendwann am Morgen an einer gepflasterten Straße ankamen, sahen sie ein Taxi.
Doch der Taxifahrer wollte nicht mit Flüchtlingen gesehen werden. Also ging der Fußmarsch
weiter – 40 Kilometer bis zur nächsten größeren Stadt in Ungarn. Dort fanden sie endlich
Erlösung. Zwei Taxen, die sie und die anderen übrig gebliebenen Menschen auf direktem
Wege nach Budapest brachten. „In Budapest war es gefährlich, mit einem Flüchtling
zusammen zu sein“, erklärt Taha. Und dennoch konnten sie in einem Hotel für eine Nacht
Unterschlupf finden.
DRAMATISCHE
ZUSTÄNDE AM
BAHNHOF IN
BUDAPEST
Lana und Taha waren im Juli
2015 in Budapest.
Seither hat sich vieles
verändert – die Anzahl der
Menschen hat zugenommen
und es herrschen unsägliche
Zustände am Budapester
Bahnhof.
Larissa Mass berichtet auf
bento.de darüber, wie sie
aufgrund ihres Studiums
mitten im „Flüchtlingschaos“
landete.
Erasmus in Budapest
Lana und Taha gingen nicht zum Bahnhof, sondern wurden von einem weiteren Schleuser
geködert – er bot ihnen die Weiterfahrt in einem Planwagen nach München an. Sie nahmen
diese Chance wahr. Wieder mussten sie viel Geld bezahlen. Aber das war halt so.
Lana und eine weitere Frau durften im Planwagen vorne sitzen – Taha und die anderen
Männer quetschten sich auf die mit Planen geschlossene Ladefläche. „Es war dunkel. Ich
habe nichts gesehen. Immer wieder habe ich Lana zugerufen und gefragt, wo wir gerade
sind!“ Der Transporter sollte sie schnurstracks nach München bringen – quer durch
Österreich. Doch plötzlich hielt der Fahrer in Piding und schmiss sie raus: „Go, go!“, rief er
ihnen zu. Offensichtlich hatte er Angst vor den Kontrollen der Bundespolizei, die in diesem
österreichischen Ort, an der A8, Nähe München auf Streifzug gingen.
„Bin mal eben Zigaretten holen“
Taha und Lana wollten nicht noch einmal 25 Stunden laufen. Und so suchten sie ein Taxi, das
sie nach München bringen sollte. Der Taxifahrer war sehr nett und bat sie direkt ins Auto.
Kurze Zeit später hielt er wieder. Er stieg aus und sagte: „Bin mal eben Zigaretten holen!“
Plötzlich hörten Taha und Lana ein Geräusch. Es war das Klicken, das man hört, wenn ein
Auto schließt. Ein paar Minuten später kamen nicht nur der Taxifahrer, sondern auch
Polizisten zum Auto zurück. Offensichtlich hatte er diese angerufen und zum Standort zitiert.
Auf dem Polizeipräsidium in Piding wurden dann die Personalien und Fingerabdrücke des
Paares aufgenommen. Diese Nacht verbrachten sie im Polizeipräsidium. Am nächsten
Morgen wurden sie in ein Taxi gesetzt und nach München in das „Ankunftszentrum für
Flüchtlinge“ in der Maria-Probst-Straße gebracht.
DAS ANKUNFTSZENTRUM IN MÜNCHEN
2600 Quadratmeter groß ist das Ankunftszentrum in der Maria-Probst-Straße in München - 95
Bürocontainer und vier Hallen.
Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein weiteres Gebäude, in welchem beispielsweise
nachts ankommende Flüchtlinge schlafen können. Hier können 600 Menschen untergebracht
werden.
Die SÜDDEUTSCHE berichtete im Juli 2015 über das neue Ankunftszentrum:
Das Tor zu München
„Fünf Tage waren wir in dem Camp. Wir schliefen auf dem Boden, weil kein Platz mehr war.
Aber die Menschen dort waren nett“, sagt Lana. Von München aus ging es für Lana und Taha
weiter nach Detmold – in der dortigen Flüchtlingsunterkunft lebten sie 21 Tage, bevor sie
dann in einem Bus nach Arnsberg gebracht wurden – in die Notunterkunft
„Pestalozzischule“.
Vom ersten Tag an engagierten sie sich – halfen dem Freundeskreis Pestalozzischule, indem
sie Gespräche, Fragen und Co. übersetzten (Taha lernte bereits im Libanon etwas Deutsch),
packten mit an, wenn es notwendig war und lernten neue Freunde kennen!
„Our house is your house“ erzählt die Geschichte, wie Lana und Taha zu neuen Bürgern
Arnsbergs wurden. Mittlerweile leben sie in ihrer eigenen Wohnung und unterstützen das
DRK und den Freundeskreis der Pestalozzischule auch weiterhin in der Flüchtlingshilfe. Beide
besuchen einen Deutschkurs bei der VHS und sind zudem Teil des Vereins „Neue Nachbarn
Arnsberg“.
VIELEN DANK an Lana und Taha für das mir
entgegengebrachte Vertrauen, die Fotos und die offenen Worte!