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Knut Ringat Editorial
Neue Wege
einschlagen!
Foto: RMV/Jana Kay
I
n den vergangenen Jahren hat die Bedeutung von
IT-Systemen in der gesamten Verkehrsbranche einen regelrechten Schub erlebt. Unter dem Stichwort Digitalisierung nimmt die Vernetzung von
Verkehrsmitteln, ja von Mobilitätsangeboten in großem
Maße zu – und das ist eine Antwort auf, aber auch die
Ursache von gesellschaftlichen Veränderungen. Das Mobilitätsverhalten der Menschen ist flexibler geworden.
Sie nutzen verschiedene Verkehrsträger nach ihren individuellen Bedürfnissen nutzen. Die intelligente Vernetzung von Verkehrsträgern bzw. Mobilitätsangeboten
wird so zu einer vordringlichen Aufgabe für das Verkehrssystem.
Neben der Digitalisierung der Hintergrundsysteme
des ÖPNV, wie eine einheitliche Datendrehscheibe oder
die Hintergrundsysteme für das Ticketing, sind integrierte Informations- und Vertriebskanäle der wesentliche Baustein für die Weiterentwicklung des Nahverkehrs. Die Verkehrsverbünde und –unternehmen dürfen
nicht im Status Quo verharren, sondern müssen konsequent den Weg hin zu Mobilitätsverbünden – deren Bestandteil sie sind - gehen, um zu einer neuen Angebotsqualität zu finden. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund
(RMV) hat genau diesen Weg eingeschlagen. Als Mobilitätsdienstleister bietet er eine durchgehende Angebotskette an: von der Planung einer Fahrt über das Routing
zur nächsten Haltestelle und den Kauf der Fahrkarte bis
hin zur Möglichkeit, ein Fahrrad oder Auto zu leihen.
Das eTicket RheinMain, welches bereits hunderttausende Hessen nutzen, ist gleichzeitig ein Fahrzeug- oder
Fahrradzugang. Bundesweit werden mit dem VDV im
Projekt DELFI Standards gesetzt.
Mit der RMV-App, dem HandyPortal und dem eTicket RheinMain sowie erfolgreichen Forschungs- und
Entwicklungsprojekten, wie beispielsweise (((eSIM
2020 (be in, be out), DYNAMO und namo (dynamische
Reisebegleitdienste), haben wir bereits wichtige Meilensteine auf dem Weg ins digitale ÖPNV-Zeitalter erreicht.
Auch in der Weiterentwicklung des Tarifes kommt dem
RMV die Digitalisierung zugute. Als erster Verkehrsverbund Deutschlands testet der RMV ab April in einem
großflächigen Pilotversuch einen innovativen Relationstarif RMVsmart – ausschließlich über das Smartphone.
Denn hier erlaubt die vorhandene Technik, auch sehr
komplexe Strukturen zu hinterlegen und gleichzeitig
den Kunden eine einfachere Bedienung zu gewähr­
leisten.
Nur in Zusammenarbeit bisheriger mit neuen Systemanbietern kann die neue Welt mit standardisierten
Schnittstellen im ÖPNV Deutschlands bewegt werden.
Unsere Branchenanforderungen sollten gebündelt werden, so dass unsere Branche interessant wird für Systemanbieter, die bei Banken und Telekommunikationsgesellschaften schon seit Jahren beweisen, dass komplexe und globale Prozesse verschiedener Partner für diversifizierte gemeinsame Kunden und Kundenportale kein
Hexenwerk sind. Es wird nur gelingen, eine eigene Branchenantwort für den künftigen Vertrieb zu finden, wenn
dieser seine Basis bei unseren Verkehrsunternehmen
und deren Produkten behält und nicht ausschließlich in
der aktiengetriebenen Welt der Internetkonzerne.
Prof. Knut Ringat
Sprecher der Geschäftsführung und Geschäftsführer der
Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH
Internationales Verkehrswesen (68) 1 | 2016
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