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Volle Auftragsbücher dank Flüchtlingswelle | Manuskript
Volle Auftragsbücher dank Flüchtlingswelle
Bericht: Christin Simon
Ein Mittwoch-Morgen Anfang Januar, für den Leipziger Taxi-Fahrer Frank Förster läuft es gut.
Gerade fährt er einen Asylbewerber von einer Erstaufnahmeeinrichtung zum Arzt.
Frank Förster, Fahrer Löwen-Taxi
„Da? Du weißt Bescheid? Okay? Ja, okay. Tschau. Bye. Tschau. Und der kennt sich auch
noch aus. Das ist unglaublich.”
Hier geht es nicht um dreiste Flüchtlinge, die abzocken. Deutsche Behörden geben die
Taxifahrten in Auftrag.
Frank Förster, Fahrer Löwen-Taxi:
„Jetzt schreib ich die Quittung. Die Rechnung geht an die Landesdirektion Sachsen. Das
waren jetzt 13,60 Euro.“
Tatsächlich. Mit dem Taxi zum Arzt und zu Behörden. Solche Fahrten werden von der in
Sachsen für die Flüchtlinge zuständigen Behörde, der Landesdirektion bewilligt und mit
öffentlichen Geldern bezahlt. Selbst kurze Strecken.
Frank Förster, Fahrer Löwen-Taxi:
„Und die Straßenbahnhaltestelle Friederickenstraße - Bornaische sind 100 Meter,
Connewitzer Kreuz aussteigen noch einmal hundert Meter, was er hätte laufen können,
müssen. Mehr war es nicht. Ja, schneller kann man das Geld nicht verdienen. Ach, schauen
Sie mal, schon die nächste Fahrt. Friederickenstraße 37, Malteser, in die Pragerstraße 4.
Gut so! Läuft.“
Die Flüchtlingswelle hat vielen sächsischen Taxiunternehmen unverhofft gute Geschäfte
beschert. Bei diesem Leipziger Taxibetrieb herrscht seit Wochen Hochkonjunktur. Etwa 800
Flüchtlingsfahrten haben sie hier innerhalb von drei Monaten verbucht. Chef Rolf Kaaden ist
zwiegespalten.
Rolf Kaaden, Vorstand Löwen-Taxi:
„Ich bin natürlich auch Geschäftsmann genug, um die Taxi-Fahrten gerne weiter zu
vermitteln. Aber irgendwie muss das ja auch finanziert werden und das ist natürlich nicht
nachzuvollziehen, dass dort so großzügig verfahren wird. Ich möchte mich um Gottes
Willen nicht noch beschweren, dass wir Fahrten haben, ganz und gar nicht, aber das wird
kritisch gesehen.“
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Denn die Zeche zahlt am Ende der Steuerzahler.
Rolf Kaaden, Vorstand Löwen-Taxi:
„Ich kann davon ausgehen, dass eine Fahrt circa 15 Euro im Schnitt kostet und wenn wir
dann 300 Fahrten machen, dann können Sie sich ausrechnen, welche Beträge das ungefähr
ausmachen. Also 5/6.000 Euro kommen da locker zusammen.”
Taxifahrten für Flüchtlinge im großen Stil? Wir fragen nach bei der Behörde, die das alles
bezahlt und veranlasst. Ein Interview bekommen wir bei der Landesdirektion nicht:
Schriftlich heißt es: „Wegen fehlender Ortskenntnisse der Asylbewerber ist die Gefahr groß,
dass diese bei der Nutzung des ÖPNV nicht oder nicht rechtzeitig zu den vereinbarten
Terminen erscheinen.“
Erstaunlich: in dem Schreiben weist man uns auch darauf hin, dass es öffentlichen
Nahverkehr ja nur in den Ballungszentren gibt. Doch gerade in Leipzig sind die meisten
Touren reine Stadtfahrten, nur manchmal geht es noch eine Nummer größer.“
Am nächsten Tag. Diesmal sind wir mit René Weichelt nach Chemnitz unterwegs. Wir
begleiten ihn, als er eine syrische Familie zum Amt für Migration und Flüchtlinge bringt. Sie
haben dort einen Termin. Eine Strecke von über 80 Kilometern.
René Weichelt, Fahrer Löwen-Taxi:
“Die Unternehmer freuen sich, dass was in die Kasse kommt.”
Ankunft in Chemnitz. Ab jetzt heißt es für René Weichelt warten. Kaffee trinken, rauchen,
und zwar bei laufendem Taxameter. Und er wartet nicht allein.
René Weichelt, Fahrer Löwen-Taxi:
“Ich vermute der Kollege ist auch Kaffee trinken. Er muss ja auch drei, vier Stunden
warten.”
13 Mal ist allein das Unternehmen, für das er arbeitet, im Januar nach Chemnitz gefahren.
Kostenpunkt etwa 4.000 Euro. Nachfrage beim Bund der Steuerzahler in Sachsen. Thomas
Meyer schaut sich unsere Aufnahmen an. Flüchtlinge mit dem Taxi fahren zu lassen - Für ihn
ist diese Praxis, die es übrigens nicht nur in Sachsen gibt, nicht nachvollziehbar.
Thomas Meyer, Vorsitzender Bund der Steuerzahler Sachsen:
„So im Großen und Ganzen kann man das doch nicht zum Prinzip erheben und sagen wir
machen das mal so grundsätzlich über Taxi. Das ist ein ganz schlechtes, ganz schlimmes
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Beispiel wo meines Erachtens der Staat oder die Verwaltung versagt hat. Hier sind
Grundsätze der Verhältnismäßigkeit völlig über Bord geworfen. Und man kann eigentlich
im End-Ergebnis sagen, das ist so unsere Wahrnehmung, hier wird einfach mit vollen
Händen Geld rausgefeuert.“
Geldverschwendung mit behördlicher Ansage.
Zurück in Chemnitz. René Weichelt wartet mittlerweile seit vier Stunden auf seine syrischen
Fahrgäste.
René Weichelt, Fahrer Löwen-Taxi:
“Hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert. Mit drei Stunden hätte ich gerechnet, aber
so lange?”
Nach fünfeinhalb Stunden haben die Syrer es geschafft, das Warten hat ein Ende. Das
Taxameter kommt bei 308,90 Euro zum Stehen. Die Rückfahrt ist inklusive. Übrigens: an
diesem Tag waren neben Rene Weichelt noch zwei weitere Kollegen in Chemnitz. Drei Taxen
mit einem Umsatz von jeweils über 300 Euro.
René Weichelt, Fahrer Löwen-Taxi:
“Da hat Löwen-Taxi eigentlich einen guten Reibach gemacht, mit diesen drei Fahrten.”
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