Abenteuer Diagnose vom 23.02.16 a Abenteuer Diagnose: autoimmune Pangastritis Anke S. liebt die Natur und ihren Garten. Doch dann merkt sie, dass sie all das nicht mehr schafft. Selbst den Kindern kann sie kaum noch gerecht werden – so schlecht geht es ihr. Ständig klagt sie über Magenschmerzen und Übelkeit. Sie verliert stetig an Körpergewicht, fühlt sich schlapp und müde. Dann geht gar nichts mehr. Anke S. wird mit einer Magen-Darm-Grippe ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte untersuchen das Blut, können aber keine Ursache für die Beschwerden finden. Anke S. wird aus dem Krankenhaus entlassen. Doch es geht ihr nicht besser - im Gegenteil. Ihr Hausarzt ist beunruhigt und überweist sie an einen Facharzt zur Magenspiegelung. Und der entdeckt eine völlig kaputte Magenwand und vermutet eine Krebserkrankung. Sind Heliobacter-Bakterien in der Magenwand schuld? Sie sind ein Risikofaktor für Magenkrebs und Verursacher von Magenschleimhaut-Entzündungen (Gastritris). Eine Gewebeprobe bestätigt den Krebsverdacht allerdings nicht. Es handelt sich lediglich um eine Magenschleimhautentzündung. Aber warum geht es Anke S. trotz Antibiotika-Gabe so schlecht? Eine weitere Untersuchung, eine Endosonographie, soll Aufschluss bringen. Das Ergebnis: Die Magenwand ist zwar an einigen Stellen etwas verdickt, sieht aber normal aus. Die Aufmerksamkeit fällt auf die Lymphknoten. Hier werden Lymphozyten gebildet, Bestandteile der körpereigenen Abwehr. Doch in den Lymphknoten können auch Lymphome entstehen - die Tumoren des Lymphgewebes. Eine Gewebeprobe mithilfe einer sogenannten Schlingenbiopsie wird veranlasst. In der Pathologie wird Krebs ausgeschlossen, aber auffälliges Lymphgewebe festgestellt. Dieser Befund wird von weiteren Pathologen bestätigt. Leidet Anke S. vielleicht unter der Autoimmunerkrankung CVID (common variable immunodeficiency)? Dabei ist die Produktion von Antikörpern gestört. Anke S. fährt nach Freiburg. Dort gibt es eine Klinik, die auf CVID spezialisiert ist. Doch auch dieser Verdacht bestätigt sich nicht. Zurück im Norden beschließen die Ärzte noch einmal den Magen zu untersuchen - im Rahmen einer Bauchspiegelung. Doch auch die Untersuchung bringt kein Ergebnis. Von außen ist am Magen nichts zu erkennen. Doch Anke S. bekommt weiterhin keinen Bissen herunter. Ein Zeichen dafür, dass die Magenwand starr sein muss und keine Nahrung transportiert. Die Ärzte sehen nur eine Lösung: Der Magen muss entfernt werden – und das ohne Diagnose. Die OP dauert mehrere Stunden. Dann ist der Magen vollständig entfernt und die Ärzte sind schockiert von dem, was sie sehen: Der Magen sieht nur von außen intakt aus, von innen ist er total kaputt. Der Magen ist voll mit Gewebewucherungen, die Magenschleimhaut ist verschwunden. Doch was hat den Magen so zerstört? Steckt eine seltene Autoimmunerkrankung dahinter? Eine USamerikanische Fachzeitschrift beschreibt eine Krankheit, die wie bei Anke S. zunächst wie eine Gastritis erscheint. In der Magenschleimhaut haben die Säure produzierenden Zellen normalerweise eine wichtige Funktion. Werden diese Zellen von fehlgeleiteten Antikörpern angegriffen, wird die Magenschleimhaut zerstört. Ist der ganze Magen betroffen, bezeichnet man die Krankheit als autoimmune Pangastritis. Weltweit gibt es nur wenige beschriebene Fälle dieser Erkrankung, deshalb kann über die Ursachen bisher nur spekuliert werden. Vielleicht spielen Helicobacter-Bakterien eine Rolle. Anke S. hat die OP gut überstanden. Damit sie essen und verdauen kann, haben ihr die Ärzte einen Magen-Ersatz konstruiert. Die Krankheit war nur auf den Magen beschränkt. Da das zerstörte Organ entfernt ist, braucht Anke S. keine Medikamente gegen die Autoimmunkrankheit. Interviewpartner im Beitrag: Dr. med. Eike Burmester, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Proktologie Abenteuer Diagnose vom 23.02.16 a Ärztliche Leitung Endoskopie und Sonografie Sana Kliniken Lübeck Kronsdorfer Allee 71-73, 23560 Lübeck Tel. (0451) 585 14 01, Fax: (0451) 585 14 40 Internet: www.sana-luebeck.de/unser-leistungsspektrum/fachabteilungen/medizinischeklinik-i-gastroenterologie-pneumologie-diabetologie-und-allgemeine-innere-medizin.html Prof. Dr. med. Hartmut Merz, Pathologe Maria-Goeppert-Straße 9 a, 23562 Lübeck Tel. (0451) 58 08 40 29, Fax (0451) 58 08 40 17 E-Mail: info@ haematopathologie-luebeck.de Internet: www.haematopathologie-luebeck.de Dr. med. Jürgen Passarge, Facharzt für Allgemeinmedizin Roeckstraße 25, 23568 Lübeck Tel. (0451) 366 77, Fax (0451) 361 73
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