Apfelbaum und Klagemauer Jedes Mal wenn ich an unserer Klagemauer, am Ende der Streuobstwiesen vorbeikomme muss ich schmunzeln. Dort steht ein Apfelbaum wie ein Denkmal. Dieser Apfelbaum ist nicht besonders groß, wahrscheinlich auch nicht besonders alt, dafür aber umso denk-würdiger gewachsen. Sein Stamm biegt sich einmal in diese, weiter oben in andere Richtungen. Er wuchs schief und doch immer weiter aufrecht gen Himmel. Man hätte sich - besonders an diesem Ort - gar keinen passenderen Baum vorstellen können. Jedes Mal bewegt er mich zum Nachdenken über das Leben und was es mit einem macht. Da steht die Sonne nicht immer im Zenit, da ist nicht immer genügend Wasser, das den Durst stillt und Nahrung, die ausreichend nährt. Nein so ist das Leben nicht. Da gibt es Widrigkeiten, Schwierigkeiten und Sturm statt Rückenwind. Aber wie großartig ist da die Gewissheit, dass Gottes Liebe unendlich ist. Dass es immer wieder Grund zur Hoffnung, Zufriedenheit und Freude gibt. Dass eine tiefe Verwurzelung im Glauben fruchtbarer Boden ist, um sich immer wieder aufzurappeln, aufrecht und aufrichtig der Zukunft entgegen zu gehen – oder eben entgegen zu wachsen. Und so bildet die Klagemauer in Verbindung mit dem Apfelbaum eine perfekte Synthese, die Vorbild und Ansporn sein kann. Kerzengerade gen Himmel wachsen wäre wahrscheinlich sowieso zu langweilig. Was den Charakter bildet und die Persönlichkeit ausmacht, ist unsere Widerstandsfähigkeit – allen Klagen zum Trotz weiterzumachen, hoffnungsvoll dem Himmel entgegen zu gehen und sich prägen lassen von allen Klagen, Bitten und Wünschen. Herzliche Grüße, Natascha Erbes
© Copyright 2024 ExpyDoc