Rena Farquhar Mutzenreisstr. 147 73734 Esslingen 0711/7587 6766 Ulrich Fehrlen Maienwalterstr. 25 73733 Esslingen 0711/5042 6580 Haushaltsrede 2. Lesung 2015 I. Allgemeine Bewertung des Haushalts 2016 Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Zieger, sehr geehrter Herr Finanzbürgermeister Rust, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, unser Finanzbürgermeister hat zur Einbringung des Haushalts erläutert, dass Beamte Diener Gottes seien. Das dürfte dann wohl auch für uns als Gemeinderäte gelten, lieber Ingo Rust - sind wir doch Teil der Gemeindeverwaltung. 1 Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte behalten Sie dieses Bild im Hinterkopf, ich komme darauf zurück. Zunächst habe ich drei Botschaften für Sie: 1. Die Stadt Esslingen leistet es sich in vielen Bereichen, über dem Standard zu leben. Das ist schön, solange man es sich leisten kann. 2. Bis 2020 wird der städtische Haushalt - laut Prognose des Finanzbürgermeisters - in ein strukturelles Haushaltsdefizit von jährlich rd. 9 Mio. Euro laufen. Wir brauchen deshalb eine ehrliche Aufgabenkritik ohne Tabus. 2 und: 3. Die Stadt Esslingen kann ihre Finanzstärke nur halten und verbessern, wenn sie ihre Stärken als attraktiver Wirtschaftsstandort richtig ausspielt. Dazu muss die Verwaltung ihre Haltung anpassen: im Dialog mit erweiterungswilligen ansässigen Unternehmen, sowie mit Firmen, die sich bei uns ansiedeln wollen. Hinzu kommt, dass sich eine erfolgreiche Stadt im Verdichtungsraum kein Entwicklungsverbot auferlegen sollte. Deshalb ist es für uns ein gutes Zeichen, dass die Einwohnerzahl unserer Stadt um knapp 1.000 Einwohner gestiegen ist und jetzt bei rd. 90.700 liegt. Einmal mehr Anlass zu betonen, dass das im Sommer vom Gemeinderat beschlossene „mindestens“ Halten eine wichtige Grundlage für das bevorstehende Flächennutzungs3 planverfahren ist. Denn auch der Anteil der Einkommensteuer ist für unsere Stadt eine bedeutende Einnahme. P Damit unser Wirtschaftsstandort seine Stärken auch ausspielen kann, haben wir als Freie Demokraten Eckpunkte einer Wirtschaftskonzeption vorgelegt und einige Anträge damit verbunden: II. Anträge EINNAHMEN - Zertifizierung 4 In der Summe hoch und - wir haben es in der Finanzkrise gesehen - von existentieller Bedeutung sind die Gewerbesteuereinnahmen für unsere Stadt. Wir verstehen es daher umso weniger, dass Unternehmen mit Expansionswillen nicht ausreichend durch die Verwaltung unterstützt werden. Die Esslinger Zeitung berichtete im Mai mit dem Titel „Ein unfreundlicher Akt mit Folgen“ über die Firma Fezer und über die schlecht bestellte Wirtschaftspolitik unserer Kommune. Das geht so nicht! Eine Stadtverwaltung muss sich als Dienstleister begreifen, effizient und wirtschaftsfreundlich. Dabei ist es unserer Auffassung nach nicht ausreichend, lediglich neue Stellen zur Verfahrensbeschleunigung zu schaffen, sondern es müssen 5 verbindliche Qualitätsstandards für das Verwaltungshandeln festgelegt werden. Um im Bild unseres Finanzbürgermeisters zu bleiben: lediglich mehr "Diener Gottes" im "Weinberg des Herrn" führen erst einmal nur zu mehr Frömmigkeit. Der Mittelstand braucht aber schnellere Bearbeitungszeiten. Das, meine Damen und Herren, ist in erster Linie eine Haltungsfrage - und - eine vorbildhafte Haltung geht immer von der Spitze aus. In diesem Zusammenhang beantragt die FDP, dass sich Esslingen zur „Mittelstandsorientierten Kommunalverwaltung“ zertifizieren lässt. Viele Kommunen gehen hier mit gutem Beispiel und großem Erfolg voran. 6 Im Rahmen eines solchen Gütezeichens garantiert die Verwaltung der Wirtschaft unter anderem verbindliche Bearbeitungszeiten bei Baugenehmigungen, Beratung, festgelegte Reaktionszeiten bei Anfragen, einen einheitlichen Ansprechpartner, Lotsen für Existenzgründer etc., etc.. P Gewerbeflächen Kommen wir zum zweiten großen Problem unserer Stadt: freie Gewerbeflächen! Ortsansässige Unternehmen brauchen Flächen, um sich unternehmerisch weiterzuentwickeln, und auch zur Ansiedlung 7 neuer Unternehmen am „Standort Esslingen“ müssen entsprechende Gewerbeflächen vorhanden sein. Die Freien Demokraten bitten daher die Verwaltung im Rahmen des Flächennutzungsplanverfahrens zu prüfen, an welchen Stellen weitere geeignete Gewerbegebiete ausgewiesen werden können, so zum Beispiel in der Pliensauvorstadt. Darüber hinaus sollte nur unter besonderen Bedingungen eine Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnflächen möglich sein, bzw. nur dann erfolgen können, wenn Ersatzflächen an anderer Stelle ausgewiesen werden. Jeder, der an dieser Stelle stöhnt, muss sich die Frage stellen, wie wir ohne stabile Einnahmen die Leistungen der Stadt, wie z.B. Kinderbetreuung, Nahverkehr etc. bezahlen. 8 Existenzgründung Wichtig für unseren Wirtschaftsstandort sind aber auch Existenzgründungen. Aktuell stellt das Life Science Center (LSC) mit öffentlichen Mitteln subventionierte, verbilligte Räume für Gründer zur Verfügung. Die Freien Demokraten beantragen das Life Science Center zu einem Gründerzentrum weiter zu entwickelt, dessen Ausrichtung breit aufgestellt ist, also über Life Science hinaus geht, dafür aber von Gründern eine schnelle Entwicklung selbsttragender Wachstumskonzepte fordert. Einzelhandel Für den Esslinger Einzelhandel ist die Aufwertung der Altstadt ein wichtiges Anliegen. 9 Konkret heißt das, den Stadteingang Ritterstraße zu verbessern. Als einer der zentralen Stadtzugänge ist er Visitenkarte der Stadt und muss einladend gestaltet werden und der Verkehr besser gelenkt. Apropos „Parken“: zu einer kundenfreundlichen Einkaufsstadt gehört unserer Ansicht nach ebenfalls die Möglichkeit des Kurzzeitparkens. Daher beantragen die Freien Demokraten das KurzzeitParken am „Kesselwasen“ während der üblichen Ladenöffnungszeiten wieder zuzulassen. Aber auch der zunehmenden Zahl an „Kunden auf dem Fahrrad“ muss eine attraktive Innenstadt gerecht werden. Wir beantragen daher, im Rahmen der Umgestaltung des 10 Rathausvorplatzes, weitere Fahrradständer im Bereich des "Alten Rathauses" vorzusehen. Nach dem Motto: kurze Wege - zufriedene Kunden! FAZIT Zusammenfassend gesagt: unsere Einkaufsstadt muss eine „echte Alternative“ zur nachbarschaftlichen Konkurrenz Stuttgart sein. Wir haben die besten Voraussetzungen dazu: eine gemütliche Reichsstadt mit Flair bietet definitiv mehr Lebensqualität und Einkaufswohlgefühl, als Gerber und Milaneo mit 40 Minuten Anreisestau und langweiliger Monostruktur von Handelsketten. Lassen Sie uns das nutzen und ausbauen! 11 P Tiefgarage „kleiner Markt“ Im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Rathausplatzes werden die Parkplätze im Parkhaus "kleinen Marktplatz" voraussichtlich zu reinen Anwohnerparkplätzen. Hierdurch entsteht ein - mit städtischen Mitteln getragenes - „Privatparkhaus" für pauschale 30,- Euro Anwohnerparkgebühr im Jahr. Das kann unserer Ansicht nach nicht sein! Wir beantragen daher, die Stellplätze zu marktüblichen Preisen an die Anwohner zu vermieten. Kommen wir zur Ausgabenseite! Wir müssen unbedingt alle relevanten Ausgaben prüfen. 12 Mit "Kleckerles-Sparbeträgen" schaffen wir keine Luft im Haushalt und im Hinblick auf die prognostizierten 9 Millionen strukturelles Haushaltsdefizit sind große Schritte erforderlich. In diesem Zusammenhang möchten wir auf die WLB zu sprechen kommen. WLB Wir beteiligen uns mit Großbeträgen an der Württembergischen Landesbühne. Dabei ist der prozentuale, städtische Anteil Esslingens erheblich höher, als der, den die beiden anderen Landesbühnen-Standortgemeinden zahlen. Doch: Verträge sind verhandelbar! 13 Die Freien Demokraten beantragen daher, dass die Stadt hinsichtlich der prozentualen Beteiligung an den jährlichen Kosten mit dem Land in Verhandlungen tritt. --Und eine kleine "fromme Hoffnung" (und das ist natürlich mit einem Augenzwinkern verbunden): Unser Finanzbürgermeister weiß ja am besten, wie man den "lieben Gott" im Neuen Schloss ins Gebet nimmt. --Einen ersten Bericht hierzu erwartet der Gemeinderat Mitte 2016. Wie gesagt: entweder verhandeln, Standards senken oder eben auf Liebgewonnes verzichten. P 14 Haecker-Preis Im Rahmen des Kulturhaushalts beantragen wir ebenso, den Haecker-Preis abzuschaffen. Das Preisgeld in Höhe von 10.000,- Euro steht in keinem Verhältnis zu den Kosten der Gesamtveranstaltung. Verwaltung Kosten Ebenfalls interessiert uns, wie viel die Stadtverwaltung für externe Berater, Moderatoren, Gutachter etc. ausgibt. Wir beantragen daher eine Aufstellung aller Kosten aufgelistet nach Veranstaltungen bzw. Zweck in den Jahren 2014 und 2015 und die voraussichtlich zu erwartenden Kosten in 2016. Klinikum 15 Lassen Sie mich noch einen Satz zum Klinikum Esslingen verlieren. Zurzeit wird noch nicht über Details zur Zukunft der Klinik gesprochen. Allerdings möchten wir festhalten, dass wir generell offen sind für eine private Beteiligung. ENDE Zum Abschluss, meine Damen und Herren, noch ein letztes. Jede Wolke hat auch einen Silberstreifen - every cloud has a silver lining! Der deutsche Dichter Johann Paul Friedrich Richter sagte einst: „Freude am Strafen hat nur der Teufel“ - bei einem Plus von 3,06 Prozent der Bußgeldeinnahmen könnte man als Stadt getrost auch als Teufel durch den Fasching ziehen. Aber was sagt dann wohl der Finanzbürgermeister…? 16 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 17
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