Im Schatten der Discokugel

KULTUR 11
M IT T W OC H , 24 . FEBRUAR 20 16
Alte Bekannte
mit neuem musikalischen Konzept: v. l. Thomas
Aichinger, Mathias Vorauer, David
Lageder und Robert Aichinger.
BILD: SN/HELO
Im Schatten der Discokugel
The Merry Poppins heißen jetzt anders, sind musikalisch neu orientiert. Wie das klingt? Überraschend!
CLEMENS PANAGL
SALZBURG. „Wir haben keine Zeit
zu verschwenden“, erklärt die
Stimme ohne Umschweife. Und
wie zur Bestätigung machen ein
satter Discobass und eine funkige
Gitarre gleich noch ein bisschen
mehr Druck. „That’s the way I like
it“, singt die Stimme von David
Lageder jetzt.
Ja richtig, so hieß auch ein Hit
aus den 70er-Jahren.
Und diese Fährte ist nicht
falsch. Mit ihrem neuen Projekt
haben sich die Gründungsmitglieder der Salzburger Band The
Merry Poppins eine für sie ungewohnte Ära vorgenommen.
The Merry Poppins: Der Name
stand in der Vergangenheit bisher stets für Weltreisende in
Sachen Musik. Zwischen Moskau
und Marokko, Ägypten und
Kasachstan war die Band auf
Tour.
Unterwegs nahmen ihre Songs
immer wieder gern neue Einflüs-
se zwischen Reggae und Pop, Jazz
und Balkansounds mit. Nach
dem Livealbum im Jahr 2012 sei
dann erst einmal eine Pause fällig
gewesen, erzählt Bassist Mathias
Vorauer. „Danach haben wir begonnen, Songs für ein neues Album aufzunehmen.“
Bloß: Nach The Merry Poppins
habe das eigentlich gar nicht
recht klingen wollen.
Die Gründungsmitglieder der
Band, zu denen neben Sänger Lageder und Bassist Vorauer noch
Gitarrist Thomas Aichinger und
Drummer Robert Aichinger gehören, haben ein anderes Eck der
Popgeschichte für sich entdeckt.
„Dann war schnell klar, dass das
etwas Eigenes werden soll.“
Dass auch Saxofonist Herbert
Könighofer zwischenzeitlich an
seinem eigenen Projekt Brian
Brain feile, bedeute nicht, dass es
The Merry Poppins nicht mehr
gebe. „Aber nach zwölf Jahren ist
eine Kreativpause verdient.“
Wie man stattliche Ohrwür-
mer züchtet, das demonstrieren
die Salzburger in der Zwischenzeit auch unter dem neuen Namen HELO. Das Alternative-Outfit haben die Songs bloß gegen
fesche Glitzeranzüge im RetroSchick ausgetauscht.
Soul, Funk, Disco und auch der
Sound 80er-Jahre hätten es ihnen
für das Projekt angetan, erzählt
Sie halten es mit den
Red Hot Chili Peppers
Mathias Vorauer. Die Feuertaufe
vor der in Salzburg traditionell
großen Poppins-Fangemeinde
habe das Projekt bereits bei zwei
Testkonzerten „sehr gut absolviert“.
Jetzt präsentierten HELO das
gesamte Album am Samstag in
der ARGEkultur. Beim Veröffentlichen der Songs halten sie es
wiederum mit den Red Hot Chili
Peppers. „Give it away now“ sangen die in einem ihrer größten
Hits. Und auch das Salzburger
Quartett hat alle Songs schon vor
der offiziellen CD-Präsentation
zum freien Hören auf YouTube
gestellt. Warum?
„Im Netz ist es ohnehin fast
unmöglich geworden, Musik zu
verkaufen“, sagt Vorauer.
„Aber das Internet ist zugleich
für jede Band die wichtigste Werbeplattform. Alben verkauft haben wir immer schon vor allem
bei Konzerten, wo wir die Leute
live überzeugen können.“
Dementsprechend soll 2016
ein Jahr mit vielen Konzerten
werden. Soul, Funk und Disco
aber sollen zugleich kein einmaliges Ausflugsziel bleiben:
„Bei der CD-Präsentation in
der ARGE werden wir auch schon
erste Songs des nächsten Albums
spielen, an dem wir arbeiten. Es
folgt im Herbst.“
Live: HELO, CD-Präsentation,
Samstag, 27. 2., Salzburg, ARGEkultur, 21 Uhr. WWW.ARGEKULTUR.AT