Mobilität der Zukunft: Fahren wir bald alle elektrisch?

Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II
www.zeit.de/schulangebote
In Zusammenarbeit mit:
Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für
die Oberstufe und erscheinen jeden ersten Donnerstag
im Monat. Sie beleuchten ein aktuelles Thema aus der
ZEIT, ergänzt durch passende Arbeitsanregungen zur
praktischen Umsetzung im Unterricht. In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihnen ein Sonderarbeitsblatt in
Zusammenarbeit mit der Volkswagen AG.
Sondernewsletter im Februar 2016:
Mobilität der Zukunft: Fahren wir bald alle elektrisch?
Die Deutschen sind beim Kauf von Elektroautos zurückhaltend: Sie sind unzufrieden mit der Fahrzeugleistung und der Reichweite, außerdem sei die Ladeinfrastruktur unzureichend, heißt es in vielen Umfragen. Dabei könnten alternative, emissionsfreie Antriebstechnologien einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Soll die deutsche Regierung stärker in den Ausbau der Elektromobilität investieren
oder die Entwicklung dem freien Markt überlassen?
In dieser Unterrichtseinheit beschäftigen sich Ihre Schüler mit nachhaltigen Verkehrskonzepten: Sie
recherchieren Grundlagen zu alternativen Antriebsenergien, analysieren Szenarien für die Elektrifizierung
des Straßenverkehrs und erörtern die Kaufprämie für Elektroautos als politisches Instrument zur Förderung der Elektromobilität. Als Abschluss der Unterrichtssequenz untersuchen Ihre Schüler in Reportergruppen empirisch die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in ihrem Umfeld.
Inhalt:
2 Einleitung: Thema und Lernziele
3 Arbeitsblatt 1: Verkehr der Zukunft: Wenn alle elektrisch fahren wollen
7 Arbeitsblatt 2: Elektromobilität: Die Stromverschenker
10 Internetseiten zum Thema
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Einleitung: Thema und Lernziele
Hauptursache für die Klimaerwärmung sind die CO2-Emissionen bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern. In Deutschland soll das Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2014 einen Beitrag dazu leisten, ökologische, gesellschaftliche und gesundheitliche Probleme der konventionellen Energieversorgung zu reduzieren und eine Energiewende durchzusetzen. Bis zum Jahr 2050 soll der Anteil der erneuerbaren Energien
am Stromverbrauch auf 80 Prozent steigen, der Atomausstieg abgeschlossen sein und der CO2-Ausstoß um
80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 vermindert werden. Bisher sind auf diesem Wege bereits Fortschritte
erzielt worden. Nur der Verkehrssektor hinkt hinterher: Nach Aussagen des Bundesumweltamtes ist dies
der einzige Bereich, in dem die Treibhausemissionen seit 1990 gestiegen sind. Verantwortlich hierfür seien
der Anstieg des Güterverkehrs und der Trend zu stärkeren Motoren und größeren Fahrzeugen.
Somit ist die Mobilität ein wichtiger Faktor bei der Energiewende, immerhin verursacht der Verkehr derzeit
rund 18 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Städte und Gemeinden, Politiker, Unternehmen und Wissenschaftler erörtern unterschiedliche nachhaltige Mobilitätskonzepte: Verkehrsverminderung,
Sharing-Projekte, eine fahrradfreundlichere Infrastruktur und einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.
Ein weiterer vielversprechender Ansatz sind Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechniken. Autos mit Elektro- oder Brennstoffzellenmotoren fahren emissionsfrei und sind daher nachhaltig, sofern der Strom oder
der Wasserstoff hierfür aus eneuerbaren Energiequellen stammt. Bis zum Jahr 2020 sollen daher nach dem
Willen der Bundesregierung eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Davon ist man jedoch
noch weit entfernt. Nach Auskunft des Kraftfahrt-Bundesamtes sind derzeit gerade einmal 31.311 Fahrzeuge
mit Elektro- oder Hybridmotoren zugelassen, in China sind es 189.000. Somit fahren 98 Prozent aller Autos
in Deutschland weiterhin mit Benzin- oder Dieselmotor. Das ist weder ökologisch wünschenswert noch eine
günstige Entwicklung für Deutschland als Automobilstandort auf dem globalen Markt. Wirtschaftsminister
Sigmar Gabriel möchte nun mit einem Budget von zwei Milliarden Euro die Elektromobilität fördern. Eine
Maßnahme hierzu ist eine Prämie beim Erwerb von Elektroautos. Finanzminister Wolfgang Schäuble ist dagegen: Es sei nicht Aufgabe der Regierung, der Automobilindustrie beim Absatz ihrer Produkte zu helfen.
Ein großes Hindernis für den Durchbruch der Elektromobilität ist nach wie vor die unzureichende Infrastruktur der Ladestationen. Doch es gibt hierfür durchaus unkonventionelle Lösungsansätze, wie
das Beispiel Aldi Süd zeigt: Der Discounter bietet seinen Kunden kostenlosen Strom für Pedelecs und
Elektroautos, der aus Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Filialen gewonnen wird. Eine Maßnahme, die ökologische Aspekte mit Kundenservice und PR-Interessen des Unternehmens verbindet.
In Arbeitsblatt 1 beschäftigen sich die Schüler mit den Grundlagen der alternativen Antriebstechnologien.
Sie analysieren anschließend die im Artikel vorgestellten Szenarien für die Umsetzung der Elektromobilität
und erörtern Vor- und Nachteile einer Kaufprämie für Elektroautos aus unterschiedlichen Interessensperspektiven.
Arbeitsblatt 2 enthält einen Bericht über die Stromlade-Aktion von Aldi Süd. Die Schüler bilden Reportagegruppen, um den aktuellen Status der Elektromobilität in ihrem Umfeld mithilfe von Interviews, Tankstellen-Checks oder App-Tests näher zu erkunden.
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Arbeitsblatt 1
Verkehr der Zukunft: Wenn alle elektrisch fahren wollen
Verschwindet der Verbrennungsmotor aus Autos, Bussen und Lkw, oder bleibt er für immer?
Drei Szenarien zur Elektrifizierung der Massen und wie wahrscheinlich sie sind.
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Die Energiewende im Straßenverkehr steht ganz am Anfang. Zwar verbrauchen die 44 Millionen Autos
nur elf Prozent der Primärenergie in Deutschland, aber sie sind abhängig von Kraftstoffen auf Rohölbasis.
Daran ändert auch die kleine Menge des beigemischten und zweifelhaften Agrarsprits nichts. Zu den Pkw
gesellen sich die Busse im öffentlichen Nahverkehr und auf der Fernreise sowie als Rückgrat der Wirtschaft die Nutzfahrzeuge vom Handwerkertransporter bis zum 40-Tonner.
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Die allermeisten tanken Benzin oder Diesel, einige wenige nehmen Erd- oder Autogas. Und die Verbrennungsmotoren werden immer genügsamer. Dennoch führt langfristig kein Weg daran vorbei, viele
oder sogar alle Fahrzeuge zu elektrifizieren. Technisch ist es möglich, dem traditionellen Motor den Garaus zu machen und ausschließlich mit Strom zu fahren. Was aber ist wahrscheinlich? Drei Szenarien.
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1. Die Fahrbahn wird zur Stromquelle
Es gibt eine Vision, wirklich jedes Fahrzeug inklusive des Schwerlastverkehrs zu elektrifizieren: das induktive Laden während der Fahrt. Dabei wird Strom kabellos über eine Spule in der Straße ins Auto oder den
Laster übertragen. Nicht im Stand, sondern während der Fahrt. Das funktioniert, wie Wissenschaftler am
Fraunhofer IFAM in Bremen lebenspraktisch bewiesen haben.
Es hat viele Vorteile: Wenn zum Beispiel die rechte Spur der 13.000 Autobahnkilometer mit dieser Technik
ausgerüstet wäre, könnten die Batterien schrumpfen. Die Fahrzeuge bräuchten lediglich genug gespeicherte Energie, um vom heimischen Ladepunkt bis zur Auffahrt von A1 oder A7 zu kommen. So könnten
das Gewicht und der Ressourcenverbrauch im einzelnen Auto oder Laster sinken. Dazu kommt, dass die
Fahrbahn nicht nur Strom abgeben, sondern auch aufnehmen könnte. Die bei Bergab-Strecken normalerweise in den Scheibenbremsen vernichtete Energie würde direkt ins Netz gespeist werden. Und anders
als alternative Modelle mit einer Oberleitung wäre das System gegen vom Sturm umgeknickte Bäume und
Diebstahl immun.
Auf absehbare Zeit ist die Umsetzung dieses Ansatzes trotzdem wenig wahrscheinlich, denn dafür müsste
immens in die Infrastruktur investiert werden. Die Deutsche Bahn mit ihrem über 33.000 Kilometer langen
Streckennetz zeigt, wie schwierig es ist, die Kosten für Installation und Wartung in den Griff zu bekommen. Zugleich würde ein Projekt zum induktiven Laden während der Fahrt einen gemeinsamen Willen von
Politik, Industrie und Verbrauchern erfordern, und das am besten europaweit – eine Wunschvorstellung.
Fazit: Eine intelligente und in sich logische Idee, die von Wissenschaft und Forschung im Auge behalten
werden sollte.
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2. Der lange Weg von unten
Ein zweites Szenario ist besonders nah an der Realität: Man schreibt die aktuelle Entwicklung bei den Antrieben schlicht in die mittelfristige Zukunft fort. Für die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor bedeutet das,
den Spritverbrauch durch die Hybridisierung zu senken. Wie beim Toyota Prius wird bei immer mehr Autos
die Bremsenergie über einen Generator in einer Pufferbatterie gespeichert, und beim Beschleunigen wird
die elektrische Energie wieder freigesetzt. So spart das Auto – ein massenfähiges Konzept, das sich in
allen Klassen durchsetzen wird.
Zugleich werden die batterieelektrischen Fahrzeuge Stück für Stück günstiger. Auch die Reichweiten steigen. Doch danach, wie stark die Preise sinken und der Aktionsradius wächst, richtet sich die Höhe der
Verkaufszahlen. Es ist gut vorstellbar, dass die vielen Pkw, die auf dem Land und in suburbanen Gegenden
für vergleichsweise kurze Strecken genutzt werden, komplett durch Elektroautos mit Strom aus dem Akku
ersetzt werden.
Dieser Austausch würde allerdings viele Jahre dauern. In Deutschland werden jährlich rund drei Millionen Pkw neu zugelassen. Es dauert rund 15 Jahre, bis der Bestand erneuert ist. Wenn also zum Beispiel
ein Drittel der frisch verkauften Pkw reine batterieelektrische Autos sind, wären nach zehn Jahren zehn
Millionen Elektroautos auf der Straße, also erst 23 Prozent aller Pkw. Das ist gut und komfortabel für die
Besitzer. Doch für die Energiewende im Straßenverkehr wäre nur ein kleiner Beitrag geleistet, weil der
Schwerlastverkehr und überhaupt alles, was groß ist und lange Strecken bewältigen muss, weiterhin mit
Verbrennungsmotor fährt.
Fazit: Ein wirklichkeitsnahes Szenario. Keine Revolution, sondern eine Evolution – leider nicht ganzheitlich.
Hintergrund: Pläne der Bundesregierung zum Ausbau der Elektromobilität
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel will die Elektromobilität stärker fördern. Ein Zwei-MilliardenEuro-Programm soll dafür sorgen, dass schon bald viel mehr E-Autos als bisher auf den deutschen Straßen fahren. Gabriel will das Geld für direkte Kaufprämien nutzen: Erwirbt jemand ein
Elektroauto, so soll er dafür einen Zuschuss vom Bund erhalten. Zudem will der Minister, dass die
Infrastruktur, also unter anderem die Ladesäulen, schneller und stärker als bisher ausgebaut wird
und dass die Behörden der Bundesregierung selbst verstärkt Elektrofahrzeuge nutzen.
Bisher kommt die Elektromobilität hierzulande nur schleppend in Gang. Eine Million E-Autos sollten, nach Willen der Bundesregierung, eigentlich bis 2020 zugelassen werden. Doch die Verkaufszahlen dümpeln auf niedrigem Niveau. Anfang 2015 fuhren nach Angaben des KraftfahrzeugBundesamtes gerade mal 18.948 E-Autos, im vergangenen Jahr wurden 12.363 neu zugelassen.
DIE ZEIT, 13.1.2016, http://www.zeit.de/mobilitaet/2016-01/elektromobilitaet-sigmar-gabriel-milliarden
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3. Wasserstoff, Marsch!
Eine sinnvolle Ergänzung zu den batterieelektrisch betriebenen Autos ist der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft. Elektroautos mit einer Brennstoffzelle können in drei Minuten mit dem Gas vollgetankt werden
und haben dann mehr als 500 Kilometer Reichweite. Damit sind sie genauso nutzbar wie die Konkurrenz
mit Verbrennungsmotor. Weitere Vorteile: Wasserstoffsäulen können einfach an vorhandenen Tankstellen dazugestellt werden. Sie sind zwar mit einer Million Euro pro Standort sehr teuer. Es werden aber,
im Vergleich zu Stromladesäulen, wenige gebraucht – mit 2.000 Zapfstellen wäre das Land ausreichend
abgedeckt.
Dazu kommt, dass Wasserstoff ein hervorragender Speicher für Strom aus erneuerbaren Quellen ist. BMW,
zurzeit Anbieter des batterieelektrischen i3, forscht mit dem 5er GT intensiv am Brennstoffzellenauto.
Wie der Autohersteller auf Grundlage von Zahlen des Verbands der Elektrotechnik (VDE) berechnet hat,
braucht Deutschland einen langfristigen Energiespeicher von 7,5 bis 40 Terawattstunden (TWh). Zehn Millionen batterieelektrische Autos, die 18 Kilowattstunden des Akkus zur Verfügung stellen würden, könnten
lediglich 0,18 TWh bereitstellen, und das nur kurzfristig. Wasserstoff dagegen, gelagert in unterirdischen
Kavernen oder als Zusatz im vorhandenen Erdgasnetz, käme auf 35 TWh.
Die entscheidende Stärke des Elektroantriebs mit Strom aus der Brennstoffzelle ist die Möglichkeit,
auch große Fahrzeuge über lange Strecken zu transportieren. Der Sprinter von morgen könnte ebenso damit fahren wie der Volkswagen Passat oder ein Familienvan auf dem Weg in den Skiurlaub.
Fazit: Der Mix macht’s. Der Smart fährt mit Batterie, der Reisebus mit Wasserstoff. Und der Verbrennungsmotor? Er wird immer häufiger mit Alternativen wie Erdgas arbeiten, die aus Strom gewonnen werden.
Christoph Schwarzer, ZEIT ONLINE, 14.7.2015, Nr. 40/2015, http://www.zeit.de/mobilitaet/2015-07/energiewendeauto-elektrifizierung-zukunft-mobilitaet/komplettansicht
Aufgaben
1. Grundlagen zur alternativen Antriebstechnik recherchieren
Mit unterschiedlichen Konzepten für den Fahrzeugantrieb verbindet sich die Hoffnung, herkömmliche, meist auf fossilen Brennstoffen beruhende Antriebe durch umweltschonendere Verfahren zu
ersetzen. Entwickeln Sie zum Verständnis der Debatte um die Elektromobilität eine gemeinsame
Wissensbasis. Bilden Sie Gruppen, um ein Handout auf einer DIN-A-4-Seite zu einem der folgenden
Themen zu erstellen:
a) Ökologische Grundüberlegungen zu fossilen und erneuerbaren Kraftstoffen
b) Elektromobilität, c) Brennstoffzellenfahrzeuge, d) Hybridantriebe
Linktipps:
Umweltbundesamt: Alternative Kraftstoffe, http://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/kraftbetriebsstoffe/alternative-kraftstoffe
ZEIT ONLINE: Wie sieht die Mobilität von morgen aus?, http://www.zeit.de/angebote/schule/vw/
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2. Das Textverständnis klären und Inhalte visualisieren
Suchen Sie sich einen Lernpartner, und bearbeiten Sie eines der im Artikel vorgestellten Szenarien:
• Induktives Aufladen der Autobatterien während der Fahrt bei vollkommener Elektrifizierung
der Verkehrsmittel.
• Allmählicher Austausch der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch solche mit Hybridund Elektroantrieben.
• Stärkere Konzentration auf Brennstoffzellenfahrzeuge auf Wasserstoffbasis.
a. Lesen Sie das entsprechende Kapitel, und markieren Sie alle Inhalte oder technischen Begriffe,
die Sie nicht verstehen. Recherchieren Sie hierzu, und halten Sie die Erklärung schriftlich in einer
Kurzdefinition fest.
b. Entwickeln Sie zu Ihrem ausgewählten Szenario ein Schaubild als Tafelanschrieb, das über Funktionsweise, Voraussetzungen und mögliche Umsetzung des vorgestellten Konzepts informiert.
c. Tragen Sie in einer Tabelle Stärken und Schwächen des von Ihnen untersuchten Modells zusammen. Erweitern Sie die im Text genannten Vor- und Nachteile durch eigene Überlegungen, und
recherchieren Sie im Internet nach weiteren Gesichtspunkten. Beziehen Sie neben technischen
Fragen auch Perspektiven der Verbraucher, Hersteller und politischen Entscheidungsträger, aber
auch Datenschutzaspekte in Ihre Überlegungen mit ein. Ziehen Sie dann ein eigenes, begründetes Fazit.
d. Stellen Sie Ihre Arbeitsergebnisse im Plenum vor, und erörtern Sie im Anschluss, welche Entwicklung in Ihren Augen a) die wahrscheinlichste und b) die wünschenswerteste ist.
3. Elektroauto-Kaufprämie: Die politische Einflussnahme auf die Elektromobilität erörtern
Subventionen oder freie Marktentwicklung? Soll der Staat mit einer Prämie locken, damit sich mehr
Autokäufer für ein Elektrofahrzeug entscheiden? Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sich für eine
verstärkte Förderung der Elektromobilität ausgesprochen (siehe Infokasten Seite 4). Finanzminister
Schäuble hält dagegen, dass es nicht die Aufgabe des Staates sein dürfe, der Automobilindustrie
durch steuerfinanzierte Kaufanreize beim Absatz ihrer Produkte behilflich zu sein.
Bereiten Sie sich in Gruppenarbeit auf eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema vor.
Wählen Sie hierfür eine der unten stehenden Interessengruppen, aus deren Perspektive Sie argumentieren. Bestimmen Sie einen Sprecher aus Ihrer Gruppe. Die übrigen Gruppenmitglieder stellen
das kritisch fragende Publikum dar, dem die Spezialisten auf dem Podium Rede und Antwort stehen.
a) Hersteller in der Automobilindustrie, b) Verbraucherschützer, c) Kaufinteressenten
d) Umweltschützer, e) Finanzministerium /Steuerzahler
Linktipps:
Manager-Magazin: Wer für die Elektroauto-Kaufprämie ist – und wer dagegen,
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/elektroauto-kaufpraemie-merkel-beraet-mitautobossen-a-1075306.html
DIE ZEIT: Soll der Staat eine Kaufprämie für Elektroautos zahlen?, http://www.zeit.de/2016/06/subventionen-elektroauto-staat-pro-contra
WirtschaftsWoche: Schäuble prüft Kaufanreize für E-Autos, http://www.wiwo.de/politik/deutschland/
elektromobilitaet-schaeuble-prueft-kaufanreize-fuer-e-autos/11890814.html
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Arbeitsblatt 2
Elektromobilität: Die Stromverschenker
Aldi Süd baut an 50 Filialen Ladesäulen auf, an denen Kunden die Batterien ihrer Elektroautos
umsonst füllen können. Welchen Sinn ergibt das?
Der Albrecht Discount steht für preisgünstiges Einkaufen – nur umsonst gab es bei Aldi bisher nichts. Das
ändert sich jetzt: Aldi Süd bietet bald an 50 Filialen kostenfrei Strom für Elektroautos an. Für diese Initiative
bekommt Aldi kein Geld vom Staat, aber jede Menge Aufmerksamkeit.
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Die Supermarktkette begründet auf Anfrage das Angebot damit, man wolle »einen Beitrag zur Energiewende« leisten und »die Elektromobilität in Deutschland fördern«. Und: »Je mehr Elektrotankstellen es
gibt, desto leichter wird den Menschen die Entscheidung für ein Elektroauto oder Fahrrad fallen.«
Dass es auch ums eigene Image geht, liegt auf der Hand. Und natürlich ist kostenloser Strom für die rund
30.000 Batterieautos und Plug-in-Hybride sowie für Tausende Pedelecs ein modernes Kundenbindungsinstrument. Rund 2,2 Millionen Euro gibt Aldi für die 50 Ladesäulen aus. Diese Fortschrittlichkeit traut nicht
jeder dem eher konservativen Unternehmen zu. Fakt aber ist, dass Aldi Süd bis Ende Juni 2015 auf den
Dächern von mehr als 850 Filialen sowie von 29 Logistikzentren Fotovoltaikanlagen installiert hat. Diese
leisten insgesamt rund 95.000 Kilowatt Peak (kWp) und können circa 123 Millionen Kilowattstunden Strom
im Jahr liefern. Eine Summe, bei der für das Projekt »Sonne tanken« problemlos etwas Energie abfällt.
Machen statt murren
Die Ladesäulen auf den Aldi-Parkplätzen bedienen alle gängigen Standards: Typ 2 beim Wechselstrom,
CCS und Chademo beim Gleichstrom. Das Angebot ist also diskriminierungsfrei. Die Anschlussleistung
liegt laut Aldi bei 22 Kilowatt – das soll reichen, um »in 30 Minuten eine Reichweite von 80 Kilometern«
tanken zu können. Eine Rechnung, die kurz erklärt sein will: Gehen in einer Stunde gut 20 Kilowattstunden
in die Batterie, ist es in einer halben Stunde rund die Hälfte. Aldi legt somit einen Stromverbrauch beim
Elektroauto von etwa 12,5 Kilowattstunden je 100 Kilometer zugrunde. Das entspricht ziemlich genau dem
Normverbrauch eines Volkswagen e-Golf.
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Um Missbrauch zu verhindern, ist die maximale Ladezeit auf eine Stunde begrenzt. Kunden müssen sich
nicht registrieren oder identifizieren. Einfach ankommen, einstöpseln, einkaufen. Damit zeigt Aldi Süd allen
Bürokraten eine lange Nase, die murren und meckern und regulieren – und nicht handeln.
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»Das ist eine tolle Idee«, findet Mark Walcher von Ladenetz.de, einem Verbund von über 50 Stadtwerken
und diversen Roaming-Partnern. Mit der Karte von Ladenetz können Elektroautofahrer an besonders vielen
öffentlichen und teil-öffentlichen Säulen Strom ziehen. Dass immer mehr Betriebe den Kunden elektrische
Energie als Service anbieten, begrüßt Walcher ausdrücklich, selbst wenn das eine Konkurrenz zu den klassischen Versorgungsunternehmen darstellt: »Langfristig kann ich mir vorstellen, dass die Energie für Elektroautos grundsätzlich kostenfrei ist.«
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Aldi hält dem Staat den Spiegel vor
Diese Vision erscheint nur auf den ersten Blick seltsam. Denn die 44 Millionen Autos in Deutschland sind
selbst mit den ineffizienten Verbrennungsmotoren nur für rund elf Prozent des Primärenergieverbrauchs
verantwortlich, zeigen Zahlen des Umweltbundesamtes. Wenn Stück für Stück immer mehr Pkw elektrifiziert werden, ist es keineswegs absurd, dass Strom zu bestimmten Uhrzeiten entweder zu sehr niedrigen
Preisen oder – zum Beispiel, falls die Batterie Strom für den Regelenergiemarkt speichert – mindestens
umsonst ist. Der Chef des Ökostromanbieters Lichtblick, Heiko von Tschischwitz, ist sogar davon überzeugt,
dass ein Elektroauto »über 1.000 Euro im Jahr erlösen« könnte, wenn der Akku das Stromnetz stabilisiert.
Aldi Süd ist ein prominentes Beispiel fürs Stromverschenken, aber nicht allein. Hotels und andere Betriebe
praktizieren das ebenfalls. Auch an den über 30 Superchargern, die Tesla an den wichtigen Verbindungsachsen des Landes aufgebaut hat, können die Besitzer eines Model S grundsätzlich umsonst tanken. Ob das
immer so bleiben wird? Wahrscheinlich ja, denn wenn die Infrastruktur erst errichtet ist, sind die eigentlichen Stromkosten gering.
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Selbst der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) kann nichts Schlechtes an Aldis Aktivität
finden. »Wenn Unternehmen aus eigenem Engagement und ohne Subventionen in Ladesäulen investieren
und dort grünen Strom anbieten, ist dagegen nichts einzuwenden«, sagt Sprecherin Anja Smetanin – zumal
der Discounter immer auch von Pedelecs spricht, die einen niederschwelligen Verzicht aufs Auto möglich
machen.
Aldi Nord folgt der Schwestermarke nicht
Also alles gut? Nicht ganz. Die Kritik richtet sich nicht an Aldi Süd – der schnelle Aufbau von 50 mit allen Fahrzeugen kompatiblen Ladesäulen durch ein privatwirtschaftliches Unternehmen hält vielmehr dem
deutschen Staat den Spiegel vor. So dümpelt etwa das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt SLAM (Schnellladenetz für Achsen und Metropolen) kraftlos vor sich hin, und eine Koordination für
eine sinnvolle bundesweite Infrastruktur fehlt bis heute. Bitter ist die Initiative von Aldi Süd auch für alle
Neugierigen in Berlin, Hamburg und anderswo im Gebiet von Aldi Nord. Dort, so heißt es, sei eine »Implementierung von Elektroladestellen aktuell nicht geplant«.
Christoph Schwarzer, ZEIT ONLINE, 22.6.2015, http://www.zeit.de/mobilitaet/2015-06/elektroauto-aldi-sued-kostenloser-strom
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Aufgaben
1. Das Textverständnis klären und Intentionen herausarbeiten
Warum verschenkt jemand Strom? Schildern Sie das Ladestationen-Konzept von Aldi Süd, und
entwickeln Sie Thesen, welche Interessen der Konzern damit verfolgt, sein Angebot kostenfrei zur
Verfügung zu stellen.
2. Eine Reportage bzw. einen Testbericht zur Infrastruktur für alternative Kraftstoffe schreiben
Bilden Sie Gruppen, und gehen Sie nachfolgenden Rechercheaufträgen nach. Schreiben Sie anschließend eine Reportage über Ihre Ermittlungen. Besprechen Sie Ihre Arbeitsergebnisse im Plenum, und
entwickeln Sie auf der Grundlage Ihrer Recherchen Thesen, warum in Deutschland noch vergleichsweise wenige Fahrzeuge mit alternativen Kraftstoffen gekauft werden.
Gruppe 1 : Besuchen Sie mindestens fünf Tankstellen, und erkundigen Sie sich nach Ladestationen
für Elektroautos. Fragen Sie einen Ansprechpartner an der Tankstelle, wie das Angebot genutzt
wird, ob der Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt oder nach Gründen, warum kein entsprechendes Angebot besteht.
Gruppe 2 : Recherchieren Sie, wo in Ihrem Umfeld, abgesehen von Tankstellen, weitere Lademöglichkeiten für Elektroautos angeboten werden. Dokumentieren Sie Ihre Suche und Funde, und interviewen Sie einen Ansprechpartner für Ihre Reportage.
Tipp: Im Internet finden Sie für die meisten Städte Landkarten, in denen Ladestationen verzeichnet
sind wie Parkplätze, Hotels, Sportanlagen, Geschäfte, Autohändler, Gemeinden etc.
Gruppe 3 : Erstellen Sie einen Fragebogen für eine Straßenumfrage. Ihr Ziel ist es, herauszufinden,
wie Passanten zu Fahrzeugen mit einem alternativen Antrieb stehen. Ermitteln Sie die Motive, warum
sich die befragten Personen bisher für oder gegen ein solches Auto entschieden haben. Gehen Sie
in Ihrer Reportage auch der Frage nach, welchen Stellenwert die Elektromobilität für Verbraucher
hat. Befragen Sie mindestens zwanzig Personen, und werten Sie Ihre Umfrageergebnisse statistisch
aus.
Gruppe 4 : Testen Sie fünf kostenfreie Anwendungen für mobile Endgeräte für Fahrer von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. Schreiben Sie hierzu einen Testbericht, der über die einzelnen Funktionen der App und die Erfahrungen der User hiermit informiert.
3. Lösungsansätze für eine CO2-freundliche, emissionsarme Mobilität erörtern
Entwickeln Sie eine Übersicht mit weiteren Maßnahmen und Vorschlägen für nachhaltige Mobilitätskonzepte. Ziehen Sie neben den bereits besprochenen alternativen Antriebsarten auch andere
Aspekte in Ihre Überlegungen mit ein: öffentlicher Nahverkehr, Fahrrad-Infrastruktur, Verkehrsvermeidung, Sharing-Konzepte oder weitere Zukunftsvisionen.
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Internetseiten zum Thema:
Mobilität der Zukunft: Fahren wir bald alle elektrisch?
ZEIT ONLINE: Elektroauto
http://www.zeit.de/thema/elektroauto
ZEIT ONLINE: Prämie ohne Wirkung
http://www.zeit.de/mobilitaet/2016-02/elektroauto-umweltpraemie-regierung
ZEIT ONLINE: Deutschland rollt ohne Strom
http://www.zeit.de/mobilitaet/2016-01/elektroauto-deutschland-leitmarkt-china
World Wildlife Fund Deutschland: Klimafreundlicher Verkehr in Deutschland
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Verbaendekonzept_Klimafreundlicher_Verkehr.pdf
arte: Die Mobilität der Zukunft
http://future.arte.tv/de/die-mobilitat-der-zukunft?
Bundesregierung: Mobilität der Zukunft
https://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Themen/Energiewende/Mobilitaet/mobilitaet_zukunft/_node.html
Nationale Plattform Elektromobilität
http://nationale-plattform-elektromobilitaet.de/
Journalistischer Schülerwettbewerb »Mobilität der Zukunft«
ZEIT für die Schule und Volkswagen rufen zu einem bundesweiten journalistischen Nachwuchswettbewerb auf.
Du bist kreativ, brennst für gute Geschichten und hast Spaß am Schreiben? Dann zeig uns, was Du drauf hast,
und mach mit! Ob Reportage, Bericht oder eine andere journalistische Form, fest steht:
Wir freuen uns auf Deinen Beitrag, Einsendeschluss: 30. April 2016.
Alle Infos zum Wettbewerb und den Gewinnen findest Du unter www.zeit.de/angebote/volkswagen.
IMPRESSUM
Projektleitung: Katja Grafmüller, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG,
Projektassistenz: Anna Hubmann, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG,
didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Susanne Patzelt, Wissen beflügelt