Aktuelle Rechtssprechung der Unionsgerichte

Aktuelle Rechtssprechung der Unionsgerichte – Rassegna della giurisprudenza europea
Brüssel, 28. Februar 2014 - Bruxelles, 28 febbraio 2014
2/2014
Wettbewerb – Concorrenza .............................................................................................................. 2 Bei der Durchführung einer Entscheidung der Kommission, mit der eine Beihilferegelung für rechtswidrig und
mit dem Binnenmarkt unvereinbar erklärt wird, ist das nationale Gericht nicht an spätere Stellungnahmen
der Kommission gebunden, sie muss sie aber gemäß dem Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit
berücksichtigen ................................................................................................................................ 2 In sede di esecuzione di una decisione della Commissione che dichiara un regime di aiuti illegittimo e
incompatibile con il mercato interno, il giudice nazionale non è vincolato dalle prese di posizione ulteriori
dell’istituzione, ma deve tenerne conto in virtù di principio di leale cooperazione ........................................ 3 Niederlassungsfreiheit und freier Dienstleistungsverkehr – Libertà di stabilimento e libera
prestazione dei servizi ..................................................................................................................... 4
Die angewandten demografischen Kriterien Österreichs im Falle einer Neueinrichtung von Apotheken sind
mit der Niederlassungsfreiheit nicht vereinbar....................................................................................... 4 I criterio demografici utilizzati in Austria ai fini dell’apertura di nuove farmacie sono incompatibili con la
libertà di stabilimento........................................................................................................................ 5 Niederlassungsfreiheit und freier Dienstleistungsverkehr – Libertà di stabilimento e libera
prestazione dei servizi ..................................................................................................................... 6 Der Inhaber einer Internetseite darf ohne Erlaubnis der Urheberrechtsinhaber über Hyperlinks auf
geschützte Werke verweisen, die auf einer anderen Seite frei zugänglich sind............................................ 6 Il proprietario di un sito Internet può rinviare, tramite “link”, ad opere protette disponibili in accesso libero
su un altro sito , senza l’autorizzazione dei titolari dei relativi diritti d’autore diritto .................................... 7 Niederlassungsfreiheit und freier Dienstleistungsverkehr – Libertà di stabilimento e libera
prestazione dei servizi ..................................................................................................................... 8 Das Unionsrecht steht der Regelung eines Mitgliedstaats entgegen, nach der für Unionsbürger, die von
diesem Mitgliedstaat einen Sportschifferschein ausgestellt bekommen möchten, ein Wohnsitz im Inland
erforderlich ist.................................................................................................................................. 8 Il diritto UE osta ad una normativa di uno Stato membro che impone il requisito della residenza nel territorio
nazionale ai cittadini dell’Unione europea che aspirino al conseguimento di una patente rilasciata da tale
Stato membro .................................................................................................................................. 9 -2-
Wettbewerb – Concorrenza
Bei der Durchführung einer Entscheidung der Kommission, mit der eine Beihilferegelung für
rechtswidrig und mit dem Binnenmarkt unvereinbar erklärt wird, ist das nationale Gericht nicht
an spätere Stellungnahmen der Kommission gebunden, sie muss sie aber gemäß dem Grundsatz
der loyalen Zusammenarbeit berücksichtigen
(Urteil in der Rechtssache C-69/13, Mediaset SpA/Ministero dello Sviluppo Economico)
Mit den Haushaltsgesetzen von 2004 und 2005 hatte Italien im Rahmen der Umstellung auf die digitale
Übertragung von Fernsehsignalen Beihilfen für den Ankauf von Decodern gewährt, die von der Kommission als
rechtswidrig erachtet wurden.
In der Rechtssache C-69/13 hat das Tribunale civile di Roma den Gerichtshof im Rahmen eines Vorabentscheidungsersuchen gefragt, ob
ein nationales Gericht für die Zwecke der Sicherstellung der Durchführung einer
Entscheidung der Kommission, mit der eine Beihilferegelung für rechtswidrig und mit dem Binnenmarkt
unvereinbar erklärt wird, durch die aber nicht die einzelnen Begünstigten dieser Beihilfen bestimmt werden und
die genaue Höhe der zu erstattenden Beträge festgesetzt wird, nicht nur an diese Entscheidung gebunden ist,
sondern auch von der Kommission zu einen späteren Zeitpunkt angegebene Stellungnahmen zu dem von einem
bestimmten Begünstigten zurückzufordernden genauen Betrag gebunden ist.
In seinem Urteil vom 13. Februar 2014 hat der Gerichtshof zunächst darauf hingewiesen, dass die Durchführung
des Systems zur Kontrolle staatlicher Beihilfen zum einen der Kommission und zum anderen den nationalen
Gerichten obliegt, wobei ihnen einander ergänzende, aber unterschiedliche Rollen zufallen. Für die Beurteilung der
Vereinbarkeit einer Beihilfe mit dem Binnenmarkt ausschließlich die Kommission zuständig, wobei sie dabei der
Kontrolle der Unionsgerichte unterliegt. Die Kommission ist allerdings nicht verpflichtet, bei der Anordnung der
Rückzahlung einer für mit dem Binnenmarkt unvereinbar erklärten Beihilfe den genauen Betrag der zu
erstattenden Beihilfe festzusetzen. Es genügt, dass die Entscheidung der Kommission Angaben enthält, die es
ihrem Adressaten ermöglichen, diesen Betrag ohne übermäßige Schwierigkeiten selbst zu bestimmen.
Während gemäß Art. 288 Abs. 4 AEUV Entscheidungen bzw. Beschlüsse für ihre Adressaten in allen ihren Teilen
verbindlich sind, gilt dies hingegen nicht für die Schreiben, die die Kommission danach im Rahmen der zur
Sicherstellung der sofortigen und tatsächlichen Durchführung der Entscheidung geführten Schriftwechsel an die
Mitgliedstaaten richtete. In diesem Zusammenhang unterstrich der Gerichtshof allerdings, dass die nationalen
Gerichte im Rahmen der loyalen Zusammenarbeit zwischen ihnen und der Kommission alle zur Erfüllung der
unionsrechtlichen Verpflichtungen geeigneten Maßnahmen treffen müssten. Wenn das nationale Gericht Zweifel
oder Schwierigkeiten hinsichtlich der Bemessung der zurückzufordernden Beihilfe hat, kann es sich daher stets an
die Kommission wenden, damit sie es gemäß dem Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit unterstützt. Das
nationale Gericht ist daher verpflichtet die Stellungnahmen der Kommission bei der Beurteilung des Rechtsstreits
berücksichtigen und seine Entscheidung im Hinblick auf alle ihm übermittelten Dokumente begründen, da die in
den Stellungnahmen enthaltenen Gesichtspunkte darauf abzielen, die Erfüllung der Aufgabe der nationalen
Behörden im Rahmen der Durchführung der Rückforderungsentscheidung zu vereinfachen.
Zudem hat der Gerichtshof darauf hingewiesen, dass - falls die Kommission in ihrer Entscheidung weder die
Begünstigten noch die genau zu erstattenden Beträge bestimmt hat, das nationale Gericht auch zu dem Ergebnis
kommen kann, dass die zu erstattenden Beträge gleich Null ergeben.
Link zum vollständigen Urteil
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In sede di esecuzione di una decisione della Commissione che dichiara un regime di aiuti illegittimo e
incompatibile con il mercato interno, il giudice nazionale non è vincolato dalle prese di posizione
ulteriori rese dalla Commissione, ma deve tenerne conto in virtù di principio di leale cooperazione
(Sentenza nella causa C-69/13, Mediaset SpA/Ministero dello Sviluppo Economico)
Con le leggi finanziarie del 2004 e del 2005 l’Italia nell’ambito del processo di conversione dei segnali televisivi al
sistema digitale aveva concesso aiuti per l’acquisto di decoder, che sono stati ritenuti illegittimi dalla Commissione.
Nella causa C-69/13 il Tribunale civile di Roma ha chiesto alla Corte nell’ambito di un procedimento di pronuncia
pregiudiziale, se, al fine di garantire l’esecuzione di una decisione della Commissione che dichiara un regime di
aiuti illegale e incompatibile con il mercato interno ma che non identifica i singoli beneficiari e non determina con
precisione gli importi da restituire, il giudice nazionale si trovi vincolato non solo da tale decisione, ma anche dalle
prese di posizione ulteriori della stessa istituzione, in particolare quelle relative all’ importo esatto da recuperare.
Nella sua sentenza del 13 febbraio 2013 la Corte ha ricordato che l’istituzione del sistema di controllo degli aiuti di
Stato spetta, da un lato, alla Commissione, e, dall’altro, ai giudici nazionali, fermo restando che i loro rispettivi
ruoli sono complementari ma distinti. La Commissione dispone di una competenza esclusiva, sotto il controllo dei
giudici dell’Unione, nel valutare la compatibilità di un aiuto con il mercato interno. La Commissione non è però
tenuta, all’atto di ordinare la restituzione di un aiuto dichiarato incompatibile con il mercato interno, a determinare
l’importo esatto dell’aiuto da restituire. È sufficiente che la decisione della Commissione contenga elementi che
permettano al suo destinatario di determinare egli stesso, senza difficoltà eccessive, tale importo.
Mentre, ai sensi dell’articolo 288, quarto comma, TFUE, le decisioni sono obbligatorie in tutti i loro elementi nei
confronti dei destinatari dalle stesse designati, ciò non vale
per le lettere che la Commissione indirizza
successivamente agli Stati membri nell’ambito dello scambio di comunicazioni finalizzato a garantire l’esecuzione
immediata ed effettiva della suddetta decisione. A tal riguardo la Corte ha però ricordato che nell’ambito
dell’obbligo di leale cooperazione, i giudici nazionali devono adottare tutte le misure idonee ad assicurare
l’esecuzione degli obblighi derivanti dal diritto dell’Unione. Se il giudice nazionale nutre dei dubbi o riscontra delle
difficoltà in relazione alla quantificazione dell’importo degli aiuti da recuperare, lo stesso dispone sempre della
possibilità di rivolgersi alla Commissione affinché quest’ultima gli fornisca il suo contributo conformemente al
principio di leale cooperazione. Il giudice nazionale deve quindi tenerne conto ai fini della valutazione della
controversia e motivare la propria decisione alla luce dell’insieme degli atti contenuti nel fascicolo che è stato
sottoposto alla sua attenzione, in quanto gli elementi contenuti nelle prese di posizione della Commissione mirano
a facilitare la realizzazione del compito delle autorità nazionali nell’ ambito dell’esecuzione della decisione di
recupero.
Inoltre la Corte ha dichiarato che – qualora la Commissione nella sua decisione non abbia identificato i beneficiari
né determinato con precisione gli importi da restituire, il giudice nazionale può concludere, senza rimettere in
discussione la validità della decisione né l’obbligo di restituzione degli aiuti, anche che l’importo da restituire è pari
a zero.
Link alla versione integrale della sentenza
-4-
Niederlassungsfreiheit und freier Dienstleistungsverkehr – Libertà di stabilimento e
libera prestazione dei servizi
Die angewandten demografischen Kriterien Österreichs im Falle einer Neueinrichtung von
Apotheken sind mit der Niederlassungsfreiheit nicht vereinbar
(Urteil in der Rechtssache C-367/12, Susanne Sokoll-Seebacher)
Die österreichische Regelung sieht vor, dass eine Neueinrichtung von öffentlichen Apotheken nur genehmigt wird
sofern ein „Bedarf“ besteht. Die Konzession wird demnach erteilt, wenn in der Gemeinde des Standortes der
öffentlichen Apotheke ein Arzt seinen ständigen Berufssitz hat und die Neuerrichtung keine Verringerung der Zahl
der Kunden einer bestehenden öffentlichen Apotheke zur Folge hat. Konkret besteht kein Bedarf, wenn u.a. die
Zahl der von der Betriebsstätte einer der umliegenden bestehenden öffentlichen Apotheken aus weiterhin zu
versorgenden Personen in Folge der Neuerrichtung weniger als 5.500 betragen wird.
Frau Sokoll-Seebachers Antrag auf Errichtung einer solchen Apotheke wurde mit der Begründung abgelehnt, dass
im Gebiet der betreffenden Gemeinde kein Bedarf bestehe. Für eine benachbarte öffentliche Apotheke hätte dies
nämlich bedeutet, dass das Versorgungspotenzial auf unter 5.500 Personen gesunken wäre. Frau SokollSeebacher wendete ein, dass bei dem von der Apothekerkammer erstellten Gutachten, die anstehende Auflassung
einer direkten Straßenverbindung der beiden Gemeinden nicht berücksichtig hätte und dass man bereits bei der
Eröffnung der benachbarten Apotheke wusste, dass die Zahl von 5.500 Personen nie erreicht werden würde. Das
zuständige Verwaltungsgericht fragte folglich den Gerichtshof, ob eine solche nationale Regelung dem Unionsrecht
(insbesondere der Niederlassungsfreiheit) entgegensteht.
In seinem Urteil vom 13. Februar 2014 hat der Gerichtshof festgestellt, dass eine nationale Regelung, die es den
zuständigen Behörden nicht erlaubt, örtliche Besonderheiten zu berücksichtigen und damit von der starren Zahl
der weiterhin zu versorgende Personen abzuweichen, nicht mit der Niederlassungsfreiheit und insbesondere dem
Gebot der Kohärenz bei der Verfolgung des angestrebten Ziels vereinbar ist.
Für den Gerichtshof fällt die fragliche Regelung, obwohl im Rechtsstreit kein grenzüberschreitendes Element
vorliegt, unter die Niederlassungsfreiheit, da sie auch auf Angehörige anderer Mitgliedsstaaten, die sich in
Österreich niederlassen möchten, Anwendung finden kann. In seinem Urteil verweist der Gerichtshof aber auf die
Möglichkeit eines Mitgliedstaates ein System der vorherigen Genehmigung für die Niederlassung neuer
Leistungserbringer (wie Apotheken) vorzusehen, sofern sich ein solches System als unerlässlich erweist, um
Lücken im Zugang zu Leistungen des Gesundheitswesens zu schließen und um die Einrichtung von Strukturen
einer Doppelversorgung zu vermeiden. Ein solches System muss an den Bedürfnissen der Bevölkerung angepasst
sein, das gesamte Hoheitsgebiet abdecken und geografisch isolierte oder in sonstiger Weise benachteiligte
Regionen berücksichtigen. 1 Im vorliegenden Rechtstreit sieht der Gerichtshof die Gefahr, dass durch die
Anwendung des Kriteriums der „Zahl der weiterhin zu versorgenden Personen“ für bestimmte Personen
(insbesondere für jene mit eingeschränkter Mobilität), die in ländlichen und abgelegenen Regionen außerhalb der
Versorgungsgebiete bestehender Apotheken wohnen, kein gleicher Zugang zu Apotheken sichergestellt ist. Die
österreichische Regelung, die es den nationalen Behörden nicht erlaubt, örtliche Besonderheiten zu berücksichtigen, verstößt somit gegen das Gebot der Kohärenz bei der Verfolgung des angestrebten Ziels.
Link zum vollständigen Urteil
1
Siehe C-570/07, Blanco Pérez und C-571/07, Chao Gómez
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I criterio demografici utilizzati in Austria ai fini dell’apertura di nuove farmacie sono incompatibili con la libertà di stabilimento
(Sentenza nella causa C-367/12, Susanne Sokoll-Seebacher)
La normativa austriaca prevede che l’apertura di una nuova farmacia venga autorizzata solo se sussiste una
“necessità”. Una concessione viene rilasciata, se nel comune della sede della farmacia un medico lavora
permanentemente e se apertura non determina la riduzione dell’utenza di una farmacia già esistente. Concretamente non sussiste una necessità, se tra l’altro il numero delle “persone destinate ad approvvigionarsi” presso una
delle farmacie già esistenti si riduce a causa della nuova farmacia a meno di 5.500.
La richiesta di autorizzazione per l’apertura di una nuova farmacia della signora Sokoll-Seebacher, è stata respinta
per difetto del requisito della necessità sul territorio di tale comune. Per una farmacia vicina ciò avrebbe avuto
l’effetto di una riduzione del potenziale bacino di utenza nettamente al di sotto della soglia di 5.500. La signora
Sokoll-Seebacher ha replicato che il parere reso dall’ordine dei farmacisti austriaco, non ha tenuto conto
dell’imminente soppressione del collegamento stradale diretto tra i due comuni e che all’epoca dell’apertura della
farmacia vicina, si era perfettamente consapevole che mai avrebbe raggiunto il numero di 5.500 utenti. Il giudice
amministrativo austriaco adito della causa ha chiesto la Corte di giustizia, se una siffatta normativa nazionale
contrasti con il al diritto dell’Unione (in particolare con la libertà di stabilimento).
Nella sua sentenza del 13 febbraio 2014 la Corte ha dichiarato, che una normativa nazionale, che non consente
alle autorità competenti di tener conto delle peculiarità locali e pertanto di derogare al rigido criterio basato sul
numero delle persone destinate ad approvvigionarsi”, non è compatibile con la libertà di stabilimento e in
particolare assicurare coerenza con l’obiettivo perseguito.
Per la Corte, sebbene la controversia non presenti alcun elemento a carattere transfrontaliero, la normativa in
questione è idonea a incidere sulla libertà di stabilimento dal momento che non se ne può escludere l’applicabilità
anche ai cittadini di altri Stati membri, interessati ad aprire una farmacia in Austria. Nella sua sentenza la Corte
rimanda/menziona però anche la possibilità che uno Stato membro adotti un regime di autorizzazione preventiva
per l’apertura di nuovi presidi sanitari come le farmacie, se un tale regime si rivela indispensabile sia per colmare
eventuali lacune nell’accesso alle prestazioni sanitarie, sia per evitare una duplicazione nell’apertura delle strutture
in modo che sia garantita un’assistenza sanitaria adeguata alla necessità della popolazione, che copra l’intero
territoria e tenga conto delle regioni geograficamente isolate o altrimenti svantaggiate. 2 Nella causa in questione
secondo la Corte sussiste il pericolo che applicando il criterio fondato sul numero di “persone destinate ad
approvvigionarsi” si rischia di non garantire ad alcuni dei residenti nelle zone rurali e isolate lontane dalle zone di
approvvigionamento delle farmacie esistenti (come in particolare alle persone a mobilità ridotta) un accesso
adeguato e di pari condizioni ai servizi farmaceutici. La normativa austriaca che non consente alle autorità
nazionali competenti di derogare a tale rigido criterio per tener conto delle peculiarità locali, non rispetta quindi
l’esigenza di coerenza con l’obiettivo perseguito.
Link alla versione integrale della sentenza
2 Siehe C-570/07, Blanco Pérez und C-571/07, Chao Gómez
-6-
Niederlassungsfreiheit und freier Dienstleistungsverkehr – Libertà di stabilimento e
libera prestazione dei servizi
Der Inhaber einer Internetseite darf ohne Erlaubnis der Urheberrechtsinhaber über Hyperlinks
auf geschützte Werke verweisen, die auf einer anderen Seite frei zugänglich sind
(Urteil in der Rechtssache C-446/12, Nils Svensson u.a./Retriever Sverige AB)
Das Vorabentscheidungsersuchen betraf die Auslegung der Richtlinie 2001/29/EG zur Harmonisierung bestimmter
Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft.
Die schwedische Zeitung Göteborgs-Posten hatte auf ihrer Internetseite von mehreren schwedischen Journalisten
verfasste Presseartikel frei zugänglich veröffentlicht. Das Unternehmen Retriever Sverige betreibt eine
Internetseite, auf der für ihre Kunden nach deren Bedarf Listen von anklickbaren Internetlinks zu auf anderen
Internetseiten veröffentlichten Artikeln u.a. der Internetseite der Göteborgs-Posten , bereitgestellt werden. Für
dieses Setzen von Hyperlinks zu den auf der Seite der schwedischen Zeitung veröffentlichten Artikel hatte das
Unternehmen aber keine Erlaubnis von den betroffenen Journalisten eingeholt.
In der Rechtssache C-466/12 wollte das Svea hovrätt (Rechtsmittelgericht Svea, Schweden) vom Gerichtshof
wissen, ob die Bereitstellung solcher Links eine Handlung der öffentlichen Wiedergabe im Sinne des Unionsrechts
darstelle. Falls dies so wäre, könnten ohne Erlaubnis der Urheberrechtsinhaber keine Hyperlinks gesetzt werden,
da nach dem Unionsrecht Urheber das ausschließliche Recht haben, jede öffentliche Wiedergabe ihrer Werke zu
erlauben oder zu verbieten.
In seinem Urteil vom 13. Februar 2014 hat der Gerichtshof zunächst festgestellt, dass die Bereitstellung von
anklickbaren Links zu geschützten Werken eine Handlung der Wiedergabe darstellt. Dabei handelt es sich nämlich
um eine öffentliche Zugänglichmachung eines Werkes in der Weise, dass die Öffentlichkeit dazu Zugang hat (auch
wenn sie diese Möglichkeit nicht nutzt). Außerdem können die potentiellen Nutzer der von Retriever Sverige
betriebenen Internetseite als Öffentlichkeit betrachtet werden, da ihre Zahl unbestimmt und ziemlich groß ist.
Der Gerichthof hat allerdings auch darauf hingewiesen, dass sich die Wiedergabe an ein neues Publikum richten
muss, d.h. an ein Publikum, das die Urheberrechtsinhaber nicht hatten erfassen wollen, als sie die ursprüngliche
Wiedergabe erlaubt haben. Im gegenständlichen Fall sei kein solches „neues Publikum“ vorhanden. Die Nutzer der
Seite des Unternehmens sind nämlich als Teil der Öffentlichkeit anzusehen, die die Journalisten mit der
Veröffentlichung ihrer frei zugänglichen Werke hatten erfassen wollen.
Daher kam der Gerichtshof zum Schluss, dass der Inhaber einer Interseite ohne Erlaubnis der Urheberrechtsinhaber über Hyperlinks auf geschützte Werke verweisen darf, die auf einer anderen Seite frei zugänglich sind.
Außerdem hat er festgestellt, dass die Mitgliedstaaten nicht berechtigt sind einen weiter gehenden Schutz der
Inhaber von Urheberrechten durch Erweiterung des Begriffs der „öffentlichen Wiedergabe“ vorzusehen, da
dadurch Rechtsunsicherheit entstehen würde.
Link zum vollständigen Urteil
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Il proprietario di un sito Internet può rinviare, tramite “link”, ad opere protette disponibili in accesso
libero su un altro sito , senza l’autorizzazione dei titolari dei relativi diritti d’autore diritto
(Sentenza della Corte nella causa C-446/12, Nils Svensson u.a./Retriever Sverige AB)
La domanda di pronuncia pregiudiziale verteva sull’interpretazione della direttiva 2001/29/CE sull’armonizzazione
di taluni aspetti del diritto d’autore e dei diritti connessi nella società dell’informazione.
Il giornale svedese Göteborgs-Posten ha pubblicato sul suo sito Internet una serie di articoli di stampa redatti da
vari giornalisti svedesi, in libero accesso. La Retiever Sverige, società svedese che gestisce un sito Internet,
fornisce ai propri clienti collegamenti Internet “cliccabili” (cosiddetti “hyperlink” o “link”) verso articoli pubblicati su
altri siti Internet, tra cui il sito di Göteborgs-Posten. Per l’approntare link verso gli articoli pubblicati sul sito del
giornale svedese la società non aveva tuttavia chiesto l’autorizzazione ai giornalisti interessati.
Nella causa C-466/12 lo Svea hovrätt (Corte d’appello di Svea, Svezia) voleva sapere dalla Corte se la fornitura di
link di tal genere costituisca un atto di comunicazione al pubblico ai sensi del diritto dell’Unione. Se questo fosse il
caso, l’approntamento di Hyperlink non sarebbe possibile senza l’autorizzazione dei titolari dei relativi diritti
d’autore, in quanto – secondo il diritto dell’ Unione – gli autori dispongono del diritto esclusivo di autorizzare o
vietare qualsivoglia comunicazione al pubblico delle proprie opere.
Nella sentenza del 13 febbraio 2014 la Corte ha rilevato, che il fatto di fornire link “cliccabili” verso opere protette
costituisce un atto di comunicazione. Infatti, un atto di tal genere costituisce messa a disposizione di un’opera al
pubblico in maniera tale che quest’ultimo possa avervi accesso (ancorché in concreto non si avvalga di tale
possibilità). Inoltre, gli utenti potenziali possono essere considerati quale pubblico, visto che il loro numero è
indeterminato e considerevole.
La Corte ha ricordato tuttavia che la comunicazione dev’essere rivolta ad un pubblico nuovo, vale a dire un
pubblico che non sia stato preso in considerazione dai titolari del diritto d’autore al momento dell’autorizzazione
della comunicazione iniziale. Nel caso di specie non sussiste un tale “pubblico nuovo”. Gli utenti del sito della
società devono essere considerati come facenti parte del pubblico già preso in considerazione dai giornalisti all’atto
dell’autorizzazione della pubblicazione degli articoli.
Pertanto la Corte è pervenuta alla conclusione che il proprietario di un sito Internet può rinviare, per mezzo di
“link”, ad opere protette disponibili in accesso libero su un altro sito, senza autorizzazione dei titolari dei relativi
diritti d’autore.
Link alla versione integrale della sentenza
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Niederlassungsfreiheit und freier Dienstleistungsverkehr – Libertà di stabilimento e
libera prestazione dei servizi
Das Unionsrecht steht der Regelung eines Mitgliedstaats entgegen, nach der für Unionsbürger,
die von diesem Mitgliedstaat einen Sportschifferschein ausgestellt bekommen möchten, ein
Wohnsitz im Inland erforderlich ist
(Urteil in der Rechtssache C-509/12, Instituto Portuário e dos Transportes Marítimos (IPTM) - Navileme e
Nautizende)
Das IPTM, die in Portugal zuständige Stelle für die Durchführung der Prüfungen und die Ausstellung der
Sportschifferscheine hat einigen Schülern von zwei Schifffahrtschulen mit Sitz in Portugal die Zulassung zur
Prüfung mit der Begründung verweigert, dass nicht die in der Verordnung über den Wassersport vorgesehenen
Voraussetzungen erfüllten, insbesondere deshalb da sie nicht ihren Wohnsitz in Portugal hatten. Im Rahmen des
darauffolgenden Rechtsstreits machten die Schifffahrtschueln geltend, dass das in dieser Verordnung vorgesehene
Wohnsitzerfordernisweder mit dem Unionsrecht noch mit der Rechtsprechung des Gerichtshofs vereinbar sei, die
die Beschränkungen des freien Dienstleistungsverkehr untersagten, die auf der Staatsangehörigkeit und dem
Wohnsitz beruhten.
Das Tribunal Central Administrativo Norte hat den Gerichtshof gefragt, ob die Art. 52 AEUV und 56 AEUV dahin
auszulegen sind, dass sie einer Regelung eines Mitgliedstaats wie der im Ausgangsverfahren entgegenstehen,
nach der für Unionsbürger, die von diesem Mitgliedstaat einen Sportschifferschein ausgestellt bekommen
möchten, ein Wohnsitz im Inland erforderlich ist.
In seinem Urteil vom 6. Februar 2014 hat der Gerichtshof festgestellt, dass eine Vorschrift des nationalen Rechts
wie die des Ausgangsverfahrens, die die Erteilung des Sportschifferscheins auf die Gebietsansässigen des
betreffenden Mitgliedstaats beschränkt, das in Art. 56 Abs. 1 AEUV geregelte Verbot jedweder Beschränkung des
freien Dienstleistungsverkehrs verkennt. Auch wenn eine solche Vorschrift des portugiesischen Rechts unterschiedslos auf Staatsangehörige und Gebietsfremde Anwendung findet und beim Erwerb eines Sportschifferscheins
damit nicht an die Staatsangehörigkeit der Kandidaten anknüpft, stellt nämlich ihr gewöhnlicher Wohnort dennoch
das entscheidende Kriterium dar. Nach ständiger Rechtsprechung besteht aber bei einer nationalen Rechtsvorschrift, die eine Unterscheidung aufgrund des Kriteriums des Wohnsitzes trifft, die Gefahr, dass sie sich
hauptsächlich zum Nachteil der Angehörigen anderer Mitgliedstaaten auswirkt, da Gebietsfremde meist Ausländer
sind.
Gewiss stellt das Ziel der Sicherheit und der öffentlichen Ordnung, das ausdrücklich in Art. 52 AEUV
geregelt ist und auf das sich die portugiesische Regierung bezieht, ein legitimes Ziel dar, das grundsätzlich eine
Beschränkung des freien Dienstleistungsverkehrs rechtfertigen kann. Das im Ausgangsverfahren in Rede stehende
Wohnsitzerfordernis lässt sich jedoch entgegen der Auffassung der portugiesischen Regierung nicht durch dieses
Ziel rechtfertigen. Ein solcher Rechtfertigungsgrund setzt nämlich voraus, dass eine tatsächliche und hinreichend
schwere Gefährdung vorliegt, die ein Grundinteresse der Gesellschaft berührt.
Der Gerichtshof hat daher festgestellt, dass die Art. 52 AEUV und 56 AEUV dahin auszulegen sind, dass sie einer
Regelung eines Mitgliedstaats wie der im Ausgangsverfahren entgegenstehen, nach der für Unionsbürger, die von
diesem Mitgliedstaat einen Sportschifferschein ausgestellt bekommen möchten, ein Wohnsitz erforderlich ist.
Link zum vollständigen Urteil
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Il diritto UE osta ad una normativa di uno Stato membro che impone il requisito della residenza nel
territorio nazionale ai cittadini dell’Unione europea che aspirino al conseguimento di una patente
rilasciata da tale Stato membro
(Sentenza nella causa C-509/12, Instituto Portuário e dos Transportes Marítimos (IPTM) - Navileme e
Nautizende)
L’IPTM, l’organismo che in Portogallo è incaricato dell’organizzazione degli esami e del rilascio delle patenti
nautiche, aveva negato l’ammissione all’esame ad alcuni allievi di due scuole di navigazione con sede in
Portogallo, con la motivazione che essi non soddisfacevano i requisiti previsti dal regolamento relativo alla nautica
da diporto, in particolare perchè non residenti in Portogallo. Nel corso della controversia che ne è seguita le scuole
di navigazione hanno affermato che il requisito della residenza previsto da tale regolamento non rispetta né il
diritto dell’Unione né la giurisprudenza della Corte, i quali vietano le restrizioni alla libera prestazione dei servizi
fondate sulla nazionalità e sulla residenza.
Il Tribunal Central Administrativo Norte (Tribunale Centrale Amministrativo della regione Norte) ha chiesto alla
Corte se gli articoli 52 TFUE e 56 TFUE debbano essere interpretati nel senso che ostano a una normativa di uno
Stato membro come quella oggetto del procedimento principale, la quale impone il requisito della residenza nel
territorio nazionale ai cittadini dell’Unione che aspirino al conseguimento di una patente nautica rilasciata da tale
Stato membro.
Nella sentenza del 6 febbraio 2014 la Corte ha constatato che una disposizione di diritto nazionale la quale limiti il
rilascio della patente nautica ai soli residenti dello Stato membro in questione, viola il divieto di qualsiasi
restrizione alla libera prestazione di servizi sancito all’articolo 56, paragrafo 1, TFUE. Infatti, benché una tale
disposizione si applichi indistintamente ai nazionali e ai non nazionali e non si fondi, quindi, sulla nazionalità dei
candidati al conseguimento della patente nautica, essa adotta tuttavia come criterio decisivo il luogo della loro
residenza. Ebbene, per costante giurisprudenza, una disposizione nazionale che stabilisca una distinzione fondata
sul criterio della residenza rischia di operare principalmente a danno dei cittadini di altri Stati membri, nella misura
in cui i soggetti non residenti hanno il più delle volte la nazionalità di un altro Stato. È vero che la finalità di
sicurezza e di ordine pubblico, espressamente prevista dall’articolo 52 TFUE e alla quale si è riferita il governo
portoghese, costituisce un obiettivo legittimo che potrebbe, in via di principio, giustificare una restrizione alla
libera prestazione di servizi. Tuttavia, contrariamente a quanto sostenuto da detto governo, il requisito della
residenza oggetto del procedimento principale non può essere giustificato da tale obiettivo. Infatti, il ricorso a una
simile giustificazione presuppone l’esistenza di una minaccia effettiva e sufficientemente grave nei confronti di uno
degli interessi fondamentali della collettività.
La Corte ha quindi statuito che gli articoli 52 TFUE e 56 TFUE devono essere interpretati nel senso che ostano a
una normativa di uno Stato membro come quella oggetto del procedimento principale, che impone il requisito
della residenza nel territorio nazionale ai cittadini dell’Unione che aspirino al conseguimento di una patente nautica
rilasciata da tale Stato membro.
Link alla versione integrale della sentenza
Quelle: curia.europa.eu
Fonte: curia.europa.eu
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