4.4 Preispolitik - manuelbosch.net

ÖPNV-Marketing
4.4 Preispolitik
Rahmenbedingungen
Beförderungsentgelte bedürfen der Genehmigung
Tarifbestimmungen und Beförderungsbedingungen werden
einmalig veröffentlicht und gelten dann wie AGB
Festpreise, von denen keine Abweichung möglich ist
keine unmittelbar konkurrierenden (ÖPNV-)Anbieter,
gegen die ein Preiswettbewerb zu führen wäre
überwiegend Verkehrs- und Tarifverbünde,
die für die Tarifgestaltung zuständig sind
Fahrpreise unterliegen starkem politischen Einfluss
Tarifgestaltung im Spannungsfeld:
einfach und übersichtlich versus gerecht und ergiebig
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4.4 Preispolitik
Kriterien für Fahrpreisdifferenzierung
Reiseweite
Nutzungshäufigkeit
Zielgruppen
- Kilometertarif
- einzelne Fahrten
- Haltestellentarif
- mehrere Fahrten
- Kinder,
Schüler/Studenten
- Teilstreckentarif
- Zeitfahrausweise
- Flächenzonentarif
- off-peak-Fahrten
- Berufstätige
- Senioren
- Gruppen
bei einer Differenzierung zu berücksichtigen:
- Abgrenzbarkeit der Nachfragegruppen
- Handhabbarkeit des Tarifs für Fahrgäste und Verkaufspersonal
- Kosten für Umsetzung der Preisdifferenzierung
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4.4 Preispolitik
Tarifsysteme: Einheitstarif
einheitlicher Fahrpreis, unabhängig von Reiseweite und Dauer
Vorteile:
einfache Anwendung, hohe Transparenz
Nachteile:
Bestimmung der Preishöhe, nur für kleinräumige Strukturen
Tarifsysteme: Zeittarif
Fahrpreis in Abhängigkeit von Geltungsdauer (z.B. 30, 60, 90 Minuten)
Vorteile:
einfache Anwendung, hohe Transparenz
Nachteile:
keine Berücksichtigung von Reiseweiten
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4.4 Preispolitik
Tarifsysteme: Kilometertarif
Fahrpreis richtet sich nach der Entfernung zwischen Start- und Zielhaltestelle
Vorteile:
einfache Berechnung, hohe Gerechtigkeit und Ergiebigkeit
Nachteile:
Unübersichtlichkeit, keine Degression auf langen Strecken
Tarifsysteme: Haltestellentarif
Fahrpreis in Abhängigkeit von der Zahl der angefahrenen Haltestellen
Vorteile:
hohe Transparenz, hohe Ergiebigkeit
Nachteile:
unterschiedliche Haltestellenabstände ohne Berücksichtigung
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4.4 Preispolitik
Tarifsysteme: Teilstreckentarif
Fahrpreis richtet sich nach der Zahl der befahrenen Teilstrecken
Vorteile:
individuellere Aufstellung als bei Kilometer-/Haltestellentarif
Nachteile:
ggf. hohe Preise für kurze Strecken
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4.4 Preispolitik
Tarifsysteme: Flächenzonentarif
Tarifgebiet wird in Flächenzonen eingeteilt,
Fahrpreis richtet sich nach der Zahl der befahrenen Tarifzonen
Vorteile:
kombiniert Gerechtigkeit und Ergiebigkeit mit Praktikabilität
Nachteile:
ggf. erhöhte Komplexität
Quelle: Sterzenbach, S. 168/169
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4.4 Preispolitik
Fahrpreisbildung
regelmäßige Fahrpreiserhöhungen (einmal jährlich) zum Ausgleich
der eigenen Kostensteigerungen lassen sich am Markt durchsetzen
Preiselastizität der Nachfrage ca. -0,3 (Preis +10% => Nachfrage -3%),
allerdings unterschiedlich je Preisstufe und Zielgruppe
Berücksichtigung politisch gewünschter Rabattierungen,
ggf. gegen Ausgleichszahlungen (z.B. Schüler, Schwerbehinderte)
Berücksichtigung politisch gewünschter Tarifhöhe („Daseinsvorsorge“)
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4.4 Preispolitik
Fahrausweise
Informationsträger zur Gültigkeit:
• Angabe der zeitlichen und räumlichen Gültigkeit
• Angabe des Fahrpreises
• ggf. Angabe eines Personenbezugs
Quittung und Nachweis für Bezahlung des Fahrpreises
bei Prüfung vorzuzeigen und auf Verlangen auszuhändigen
bislang überwiegend Papierfahrausweise, heute in der Regel bedruckt
ggf. Entwertung noch durch den Fahrgast erforderlich
derzeit Einführung des elektronischen Ticketings („eTicketing“)
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4.4 Preispolitik
Fahrausweise mit beschränkter Fahrtenzahl
einzelne Fahrten
mehrere Fahrten
Sonderangebote
- für eine Fahrt
- für mehrere Fahrten
(üblich: 4, 7 oder 10)
- Kombitickets für
Veranstaltungen
- nur in eine Richtung
- als Sammel- oder
Streifenkarten
- Veranstaltungsticket
enthält Fahrpreis
- zum sofortigen
Fahrtantritt oder
Im Vorverkauf
- preislich günstiger
als einzelne Fahrten
- mit oder ohne Umstieg
- weniger Verkaufsvorgänge, aber
Entwerter erforderlich
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4.4 Preispolitik
Fahrausweise mit unbeschränkter Fahrtenzahl
für einen Tag
für einen Monat
für ein Jahr
- am Gültigkeitstag
beliebige Nutzung
- im Gültigkeitsmonat
beliebige Nutzung
- für ein Jahr
beliebige Nutzung
- für eine Person oder
für Gruppen
- Differenzierung nach
Zielgruppen (Beruf,
Schüler, Senioren)
- Differenzierung nach
Zielgruppen, auch
Job- und Umweltticket
für eine Woche
für mehrere Monate
für andere Zeiträume
- innerhalb einer Woche
beliebige Nutzung
- v.a. im Ausbildungsverkehr: Semesterund Schülerticket
- z.B. Ferienticket
- z.T. erst ab 9 Uhr
- Kalenderwoche oder
sieben Tage
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4.4 Preispolitik
Elektronisches Ticketing
VDV-Kernapplikation als nationaler Standard
Ziel: Interoperabilität über Verkehrsverbünde hinweg
stufenweise Einführung elektronischer Bezahl- und Ticket-Medien
derzeit zahlreiche Pilotprojekte für die verschiedenen Stufen
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4.4 Preispolitik
Elektronisches Ticketing: 1. Stufe
eBezahlen
bargeldloser Kauf eines Papierfahrscheins
mit Werteinheitenkarte oder Konto-gebundener Karte
Elektronisches Ticketing: 2. Stufe
eTicket
elektronisches Ticket auf einer Chipkarte
Ablösung des Papierfahrscheins
zunächst v.a. für Zeitkarten, später Einzelkarten
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4.4 Preispolitik
Elektronisches Ticketing: 3. Stufe
automatisierte Fahrpreisfindung
Registrierung des Kunden (bzw. Tickets) im Fahrzeug
• „check in / check out“:
Kunde führt Ticket an Erfassungsgerät vorbei
• „be in / be out“:
Ticket wird im Fahrzeug automatisch erfasst
Kunde benötigt theoretisch keine Tarifkenntnisse mehr
„best price“-Angebote möglich: dem Kunden wird am Monatsende
immer das für sein Nutzungsverhalten günstigste Produkt berechnet
- aber: komplexe Umsetzung, geringere Ergiebigkeit für Unternehmen
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4.4 Preispolitik
Yieldmanagement
Ertragsmanagement bzw. Preis-Mengen-Steuerung
abhängig vom Zeitpunkt des Kaufs/der Buchung werden Angebote
kontingentiert und zu unterschiedlichen Preisen angeboten
Ziel: Erlös- und Ertragsmaximierung, d.h. hohe Kapazitätsauslastung
und Abschöpfung verschiedener Zahlungsbereitschaften
Voraussetzungen:
• sehr gute Datenbasis über Auslastung (Vergangenheit und Pognose)
• flexible Verkaufs-/Buchungssysteme
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4.4 Preispolitik
Preisbündelung
gemeinsames Angebot mehrerer Produkte zu einem Bündel-/Paket-Preis
Bündel-/Paket-Preis in der Regel niedriger als Einzelpreise
Beispiele im ÖPNV:
• KombiTickets für Veranstaltungen
• ÖPNV-Tickets auf/in Produkten anderer Branchen
• Rabatt für Produkte anderer Branchen mit ÖPNV-Ticket
• Rückvergütung für ÖPNV-Ticket bei Einkauf in anderen Branchen
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