KUNSTAUKTIONSHAUS SCHLOSS AHLDEN Vorbericht zur großen Kunstauktion Nr. 162 am 9./10. und 16. Mai 2015 Zu den besonderen Highlights für Sammler zählen zwei historisch bedeutende Objekte aus dem 16. und 19. Jh. von hochadeliger Provenienz. Ein musealer Hanauer Renaissance-Akeleipokal stammt aus dem Besitz des Großfürsten und ungarischen Königs Johann II. Sigismund Zápolya (1540-1571) und befand sich später in der berühmten Sammlung des Bankiers Mayer Carl Freiherr von Rothschild (1820-1886) in Frankfurt am Main, der eine hochbedeutende Kunstund Silbersammlung von über 5000 Objekten zusammentrug (welche sich heute größtenteils noch im Château Mouton Rothschild befindet). Den Deckel des vollvergoldeten Silber-Pokals mit seinem aufwendig gestalteten, reichen Dekor schmückt das Wappenschild des Großfürsten mit dessen Monogramm und der Datierung 1565 (Lot 274; Schätzpreis 68.000,- €). Rund 300 Jahre später entstand eine französische Gold-Tabatiere mit dem Portrait König Leopold II. von Belgien (1835-1909) aus dem Besitz seines Schwiegersohnes Kronprinz Rudolf von ÖsterreichUngarn (1858-1889). Im Deckel der aus hochkarätigem Dukatengold gefertigten und mit großen Diamanten besetzten Dose eingelassen ist eine fein gemalte BildnisMiniatur des belgischen Monarchen, der seit 1865 regierte, eingelassen (Lot 1170; Schätzpreis 38.000,- €). Nur selten erhalten sich zusammengehörige, kostbare Silberbestecke für eine größere Personenanzahl aus der Renaissance-Zeit und dem Frühbarock wie das um 1625-1685 in Augsburg und Breslau entstandene, 36-teilige Besteck mit Reliefdekor aus Engelsköpfen (Lot 273; Taxe 26.000,€). Dass die Leipziger Gold- und Silberschmiede Ende des 17. Jhs. zu den besten Meistern gehörten, zeigen einmal mehr ein Barock-Humpen mit der alttestamentlichen Szene von Raphael und Tobias (Lot 249; Taxe 14.500,€) und eine seltene Schraubflasche mit reliefiert getriebenem und graviertem Dekor aus Blütenstängeln und als Harlekins verkleideten Kindern (Lot 248; Taxe 18.500,-). Ein bedeutendes Objekt der Wiener Moderne ist eine in der Literatur dokumentierte, um 1910 in Silber gearbeitete und mit Edelsteincabochons besetzte Schmuckschatulle nach einem Entwurf des Architekten und Designers Hans Bolek, der als Schüler Josef Hoffmanns zum unmittelbaren Umkreis der Wiener Werkstätte (Lot 560; Taxe 11.500,- €). In der Offerte an altem Porzellan, Glas, Keramik des 17. und 18. Jhs. ragt als Kleinod aus der Frühzeit der Meissener Manufaktur die kleine Deckelterrine mit Hoeroldt-Chinoiserien auf einem polierten Goldfond heraus (Lot 882; Taxe 18.500,- €). Überaus selten ausgeformt wurde in Meissen um 1745 die von Peter Reinicke modellierte Figurengruppe "Chinesenfamilie" (Lot 860; Taxe 18.500,- €). Auf das Interesse von Sammlern barocken Glases stoßen dürfte ein um 1710 entstandener Becher, dessen meisterhafter Tiefschnittdekor mit Putti als Allegorien von Sommer und Herbst der Werkstatt Friedrich Winters im schlesischen Hermsdorf zugeschrieben wird (Lot 323; Taxe 1.200,- €). Ein Lauensteiner Pokal von 17501760 mit gravierter Landschaftszenerie auf "Die Landes Wollfarth" gehört zu den besonders gesuchten Sammlerobjekt aus der bekannten norddeutschen Glashütte (Lot 312; Taxe 1.400,€). Ein repräsentatives Fayence-Schaustück ist ein Walzenkrug mit dem Wappen der bedeutenden adeligen Nürnberger Patrizierfamilie Tucher von Simmelsdorf, dessen außergewöhnliche Bemalung um 1720 von einem Hausmaler oder in der kurz zuvor gegründeten Fayencemanufaktur ausgeführt wurde (Lot 397; Taxe 1.500,- €). In der Gemälde-Offerte von Altmeistern bis zur Kunst der Gegenwart ragt eine David (I) Vinckboons zugeschriebene „Fröhliche vornehme Gesellschaft in einem Park mit Schloss im Hintergrund“ heraus, die um 1610-1622 entstand (Lot 1236; Taxe 28.500,- €). Ein frühes, um 1746 entstandenes Gemäldepaar des Dresdener Hofmalers Christian Wilhelm Ernst Dietrich gen. Dietricy zeigt rokokohaft verspielte Szenen mit badenden Nymphen in bewaldeten Felslandschaften (Lot 1254; Taxe 16.500,- €). In der Tradition der Spätromantik steht die „Ansicht von Capri“ Louis Gurlitts. Von diesem, atmosphärisch gestimmte, feinmalerisch ausgeführte Hauptwerk des Künstlers sind mehrere Fassungen bekannt; eine nur in wenigen Details abweichende Version von 1844 befindet sich im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf (Lot 1303; Taxe 8.500,- €). Eugenio Zampighi gilt als einer der besten italienischen Genremaler am Ende des 19. Jhs., das charakteristische, ländlich-idyllische Gemälde „Der Besuch des Großvaters“ wird auf 25.000,Euro taxiert (Lot 1373). Die klassische Moderne ist mit drei marktfrischen Werken Otto Modersohns namhaft vertreten. Modersohn, Mitbegründer der Worpsweder Künstlerkolonie, wurde nach dem Tod seiner Frau Paula Modersohn-Becker 1908 im nahen Dorf Fischerhude ansässig, wo die aus norddeutschem Familienbesitz stammenden Gemälde – zwei Landschaften und ein 1934 geschaffenes Blumenstillleben entstanden (Lot 1406-08; Taxen 8.500,- bis 16.500,- €). In einer Landschaft stellte er 1911 auch die gemeinsame Tochter Mathilde (Tille) dar. Georg Schrimpf, der stille Exponent der Neuen Sachlichkeit, schilderte in den 20er Jahren in einer Werkreihe öfters Mädchen und junge Frauen im Profil bzw. als Rückenfigur, die er in stille Interieurs vor idyllische Landschaften komponierte - wozu auch das 1927 entstandene "Mädchen am Fenster" gehört (Lot 1426; Taxe 45.000,- €). Die unterschiedlichen Positionen in der deutschen Bildhauerkunst der ersten Hälfte des 20. Jhs. spiegeln Bronzen August Gauls und Arno Brekers wider. Von Gaul, der als Tierbildhauer in Berlin die Bildhauerei um 1900 in die Moderne führte werden die 1901 modellierte Gruppe "Zwei sitzende junge Löwen" (Lot 605; Taxe 6.500,- €) und der „Stehende Schwan“ mit erhobenem Kopf aus dem Jahr 1905 (Lot 606; Taxe 7.500,- €) in Noack-Güssen angeboten. Breker ließ sich Mitte der 1930er Jahre hingegen durch die griechische Antike inspirieren. Ein frühes, historisch bedeutendes Werk ist der 1935/36 geschaffene "Zehnkämpfer", eine mit 210 cm Höhe überlebensgroße Statue, die unmittelbar vom Künstler selbst erworben wurde (Lot 631; Taxe 75.000,- Euro). Die in nur 8 Exemplaren gegossene, neoklassizistische Aktfigur zeigt die ursprüngliche Version der „Zehnkämpfer“-Statue, die 1936 am "Haus des Deutschen Sports" auf dem "Deutschen Sportforum" für die Olympischen Spiele in Berlin aufgestellt wurde. Mit ihr gewann Breker die Silbermedaille im internationalen Bildhauerwettbewerb der Olympischen Kunstausstellung. Das Toplos unter den Möbeln ist ein großes repräsentatives Louis XV-Doppel Bureau plat aus dem Fürstenhaus Schaumburg-Lippe. Das in Rosenholz gefertigte Bureau plat entstand um 17501760 in Paris und stand einst im Residenzschloss der Fürsten in Bückeburg (Lot 1639; Taxe 24.000,€). Die deutsche Möbelkunst des 18. Jhs. repräsentiert eine Kollektion Braunschweiger Barock-Möbel, darunter ein typischer Aufsatzsekretär von ca. 1730-1740 mit figuralen Intarsien (Lot 1621; Taxe 5.800,- €). Ihre außergewöhnliche Gestaltung in Form eines überdachten Bienenkorbes macht eine in Paris um 1810-1820 entstandene Empire-Pendule aus feuervergoldeter Bronze zu einem seltenen Sammlerstück. Neben seiner weltlichen Allegorie war die Biene überdies ein Herrschaftsemblem Kaiser Napoleon I. (Lot 1569; Taxe 5.800,- €). Zeitlose Eleganz und Modernität drücken die „Clubmöbel“ und die „Rundform“-Möbel der Mauser Werke in Waldeck aus den 1950er Jahren aus, bei denen die Firma rot bzw. schwarz lackierte Flächen mit Stahl, Aluminium und Linoleum kombinierte. Heute Design-Klassiker sind der angebotene große Mauser“Rundform“-Schreibtisch „Berlin“ zu einem Schätzpreis von 2.800,- Euro (Lot 1790) und der „Rundform“-Tisch „Tanger“ für 1.300,- Euro (Lot 1792). Die Besichtigung findet vom 26. April bis 7. Mai täglich von 14.00-18.00 Uhr statt. Ein umfangreicher, wissenschaftlich bearbeiteter, durchgängig illustrierter Katalog (20,- €/Inland) ist auch im Internet unter www.schloss-ahlden.de online.
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