Körnerleguminosen – Sorten für den ökologischen Anbau Dr. Harriet Gruber, C. Rutzen u. Dr. Andrea Zenk, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Wolfgang Karalus, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Ab 2015 könnten die neuen agrarpolitischen Rahmenbedingungen (GAP) dem Anbau heimischer Leguminosen neuen Auftrieb verleihen. Der Anbau von Futtererbsen, Blauen Lupinen oder Ackerbohnen kann sowohl zur Anbaudiversifizierung als auch zur nachhaltigen Flächennutzung stickstoffbindender Pflanzen genutzt werden. Darüber hinaus soll die Eiweißpflanzenstrategie des BMELV die einheimischen Proteinpflanzen wieder stärker in den Blickpunkt rücken. Schwerpunkte der bundesweiten Aktivitäten sind die Forschung und die Schaffung von Demonstrationsbeispielen entlang der Wertschöpfungskette. Ob der seit 2014 etwas erhöhte Anbauumfang ausgeweitet werden kann, bleibt abzuwarten. Hohe Ertragsschwankungen und die in der Folge mangelnde wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit der Körnerleguminosen erwiesen sich auch im ökologischen Landbau als Hemmnis für ein Aufstocken der Anbauflächen mit Erbsen, Lupinen und Ackerbohnen, trotz ihrer essentiellen Funktion als Stickstofflieferanten in diesem Anbausystem. Wachstumsbeobachtungen 2014 konnten auf den Löss-Standorten drei Versuche mit Erbsen und Ackerbohnen ausgewertet werden. Auf den Sandböden im Nordosten standen drei Erbsenversuche, aber nur ein Lupinenversuch für die Auswertung zur Verfügung. Die Bedingungen für eine frühe Aussaat waren überall sehr günstig. Vielerorts waren die Böden bereits Anfang März gut erwärmt und abgetrocknet. Schnelle Keimung und gleichmäßiger Aufgang waren die Folge. Im weiteren Vegetationsverlauf war die Niederschlagsverteilung so, dass bei allen Leguminosen eine gute Biomasseentwicklung beobachtet wurde. Der Blühbeginn war deutlich früher als im mehrjährigen Mittel. Die teilweise tropischen Temperaturen im Juni führten bei den Lupinen zum Blütenabwurf. Die Ackerbohnen profitierten von der guten Wasserversorgung ab Juli. Der Unkraut-, Krankheits- und Schädlingsdruck war allgemein gering. Bei den Erbsen wurde in Nossen und Mittelsömmern im mittleren bis starkem Umfang Lager festgestellt. Die Erträge waren bei Erbsen mit im Mittel 43 dt/ha auf den Löss-Standorten und 37 dt/ha auf den Sandböden sowie 42 dt/ha bei den Ackerbohnen ausgesprochen gut. Der Lupinenertrag war mit 24 dt/ha ähnlich hoch wie in den vergangenen Jahren. Der Rohproteingehalt (RP-Gehalt) lag 2014 auf den Sandböden (D-Standorte) im mittleren und auf den LössStandorten (Lö) im niedrigen Bereich. Sortenempfehlung: Blaue Lupinen Körnerfuttererbsen Ackerbohnen D-Standorte Boruta, Boregine, Probor Lö-Standorte Alvesta, Navarro Alvesta, Respect, Navarro Fuego, Bioro, Divine, Isabell (vorläufig) Blaue Lupinen Sorten des endständigen Wuchstyps Die Sorte Boruta hat durch ihren determinierten Wuchs den Vorteil, dass sie auch auf besseren Standorten und/oder guter Wasserversorgung frühzeitig und gleichmäßig abreift. Allerdings ist eine rechtzeitige Ernte anzuraten, um erhöhtes Hülsenplatzen zu vermeiden. Ihre Ertragsleistung liegt im mittleren Bereich. Die Sorte ist vergleichsweise kleinkörnig, der RPGehalt liegt im unteren Bereich. Die Sorte Boregine hat eine sehr hohe Ertragsfähigkeit. Trotz mittleren RP-Gehaltes erreicht sie überdurchschnittliche Rohproteinerträge (RP-Erträge). Sie weist eine hohe Tausendkornmasse (TKM) auf. Die Aussaat sollte möglichst früh erfolgen. Ihre Fähigkeit Unkraut zu unterdrücken ist besser als die anderer Sorten. Stärkeres Hülsenplatzen kann durch rechtzeitige Ernte verringert werden. Die blau blühende Sorte Probor hat einen sehr hohen RP-Gehalt und gehört zu den Sorten mit sehr hohem Proteinertrag. Ihre Kornerträge liegen im mittleren Bereich, die TKM ist durchschnittlich. Letzteres macht sie für den Anbauer äußerst attraktiv. Kornertrag (dt/ha) 2014 und mehrjährig (adjustierte Mittelwerte) Endständige Typen Boruta B Perkoz Verzweigungstypen Boregine B Probor B Borlu B Mirabor Mister 100%= dt/ha 2014 Gülzow 2009-2014 Sandstandorte Nordost 98 56 98 111 106 85 104 79 23,9 110 97 95 24,4 [ ] eingeschränkter Datenumfang, B – Bezugsbasis Körnerfuttererbsen Alvesta ist zurzeit die leistungsstärkste Sorte. Auf unterschiedlichen Standorten erreichte sie stabil hohe Korn- und RP-Erträge. Sie hat einen mittellangen Wuchs und eine sehr gute Standfestigkeit auf den Sandböden. Auf den Lö-Standorten besteht eine mittlere Neigung zu Lager. Ihre TKM liegt im oberen Bereich. Navarro ist eine Sorte mit mittelfrüher Reife, guter Standfestigkeit und durchschnittlichen bis höheren Erträgen. TKM und RP-Gehalt liegen über dem Sortimentsmittel. Die Sorte ist großkörnig und weist eine unterdurchschnittliche Bestandeshöhe vor Ernte auf. Respect zeichnet sich durch die beste Standfestigkeit im gegenwärtigen Prüfsortiment aus. Sie zeigt ein gutes Druschverhalten und eignet sich daher besonders für schwerere Böden und steinige Standorte. Im Kornertrag knapp mittel, erreicht sie im Proteinertrag durchschnittliche Werte. Kornertrag* relativ 2014 und mehrjährig (adjustierte Mittelwerte) Alvesta Salamanca Navarro Volt Mythic Astronaute Abarth Protecta 100%= dt/ha 2014 Gülzow Futterkamp Oldendorf II B 103 100 110 B 97 98 93 B 100 102 97 94 100 107 95 99 103 89 79 81 41,5 39,6 31,0 [ ] eingeschränkter Datenumfang, B – Bezugsbasis, 2009-2014 Sandstandorte Nordost 103 97 100 [102] [89] [86] 36,6 Kornertrag und Eigenschaften von Körnererbsen auf Löss-Standorten Anz. Versuche Alvesta KWS La Mancha Respect Navarro Astronaute Volt Muza BB (dt/ha) Kornertrag (relativ) 2012 2013 2014 2 2 3 99 104 109 RPErtrag RPGehalt TKM Standfestigkeit Reife 0 0 +/0 0 fr 97 98 88 0 + +/0 0 fr 98 106 101 97 0 +/0 (+) (-) (-) +/0 +/0 (+/0) (0) (++) 0 +/0 (+/0) (+/0) (-) + 0 (0/+) (0) (0/-) fr-mfr fr-mfr fr-mfr fr sp 39,8 41,5 97 107 113 97 78 43,0 BB (Bezugsbasis) = Mittel der dreijährig geprüften Sorten Einstufungen: + = überdurchschnittlich, 0 = durchschnittlich, - = unterdurchschnittlich; ( ) = vorläufig Reife: fr = früh, mfr = mittelfrüh, m = mittel, sp = spät Ackerbohnen Bei der Sortenwahl sind neben dem Ertrag Unterschiede im RP-Gehalt (24 – 29 %) und in der TKM (380 – 490 g) beachtenswert. Weißblühende tanninarme Sorten können mit höheren Anteilen im Schweine- und Geflügelfutter eingesetzt werden. Vicin- und und convicinarme Sorten werden vor allem für die Fütterung von Geflügel nachgefragt. Während bei der Standfestigkeit deutliche Sortenunterschiede bestehen, kann Stängel- und Wipfelknicken bei allen Sorten in erheblichem Umfang auftreten. Fuego ist eine tanninhaltige Ackerbohnensorte mit hohem Ertragsvermögen. In den Sortenversuchen schwankten die Kornerträge jedoch erheblich. Die großkörnige Sorte zeichnet sich durch eine gute Standfestigkeit aus und weist unterdurchschnittliche RP-Gehalte auf. Bioro konnte mit mittleren bis hohen Erträgen bei vergleichsweise niedriger TKM überzeugen. Aufgrund des überdurchschnittlichen RP-Gehaltes fielen die RP-Erträge meist hoch aus. Die Sorte ist ausgesprochen lang im Wuchs, neigt stärker zu Lager sowie zu einer Reifeverzögerung des Strohs. Isabell zeigte sich zweijährig mit ansprechenden Ertragsleistungen, leicht überdurchschnittlichem RP-Gehalt und guter Standfestigkeit. Die Sorte wird vorläufig für den Anbau empfohlen Divine ist eine vicin- und convicinarme Sorte, die insbesondere bei der Geflügelfütterung zum Einsatz kommt. Das Ertragsvermögen ist unterdurchschnittlich, ebenso der RP-Gehalt. Zu beachten ist die nur mittlere Standfestigkeit. Kornertrag und Eigenschaften von Ackerbohnen Anz. Versuche Divine* Fuego Bioro Julia Isabell Fanfare BB (dt/ha) Kornertrag (relativ) 2012 2013 2014 1 2 3 84 100 99 80 115 103 122 99 104 115 86 93 111 98 104 29,3 38,0 42,1 RPErtrag RPGehalt TKM Standfestigkeit Reife 0/0 + 0 +/0 (+/0) 0/0/+/0 +/0 0 (0) +/0 + 0/0/+/0 (+/0) 0 + 0 +/0 + (+) m m m m m m BB (Bezugsbasis) = Mittel der dreijährig geprüften Sorten
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