18. Jahrgang | 01-2015 interface Das Magazin für Product Lifecycle Management Effiziente Entwicklung von Sonderschutzfahrzeugen Erfolgreicher Umstieg auf NX 33 interface 1-2015 | Editorial Digitale Zukunft bedeutet: alle Chancen nutzen! Liebe Leserin, lieber Leser, seit einiger Zeit schwirren uns viele neue Themen, Begriffe und Schlagworte wie Internet of Things, Big Data, Industrie 4.0 oder Intelligente Fabrik um die Ohren. Der vernetzte Kühlschrank, der selbst die Milch über das Internet bestellt, ist nur ein Beispiel dafür. Dass die Worte Schwirren und Verwirren nicht nur ähnlich klingen, sondern auch oft miteinander einhergehen, lässt sich in diesem Zusammenhang ebenfalls beobachten. Zwei Dinge jedoch sind inzwischen unstrittig: Die Digitalisierung entwickelt sich rasant zu einem bestimmenden Wachstumshebel. Und: Aus der vollständigen digitalen Abbildung von Wertschöpfungsketten ergeben sich entschei dende Wettbewerbsvorteile. Um den Marktforderungen nach verkürzten Produkteinführungszeiten und individualisierter Massenfertigung zu entsprechen, sind digitale Modelle von Produkten und Produktionsanlagen unentbehrlich. Nur damit kann das serielle Nacheinander von Mechanik, Elektronik und Software ersetzt werden durch eine interdisziplinäre Kooperation mit parallelisiertem Ablauf. Integrationsprobleme der verschieden Disziplinen werden dann bereits im Virtuellen erkannt und sauber behoben. Die sprunghaft ansteigende Komplexität im Engineering von Produkten und Produktionssystemen wird entflochten - was Freiräume schafft für innovative und erfolgreiche Lösungen. 2 Diese ›digitalen Zwillinge‹ von Produkten und Produktionssystemen unterstützen zusätzlich bei unternehmensinternen Erfordernissen wie effizienterem Energie- und Ressourceneinsatz. Mit unseren PLM-Softwarelösungen unterstützen wir Anwender seit langem dabei, ihre Produkte virtuell zu planen, zu modellieren, zu simulieren und die effiziente Fertigung abzusichern. Um das Ziel des Digital Enterprise auch für den sehr wichtigen Bereich der Produktion zuverlässig umzusetzen, sind wir sehr froh, dass wir – wie gerade auf der Hannover Messe demonstriert – mit unserem starken MOM-Portfolio (Manufacturing Operations Management) umfassende branchenspezifische Lösungen für MES, Qualitätsmanagement, APS sowie Data Analytics anbieten zu können. Teamcenter als ›Siemens Collaboration Platform‹ kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Über den digitalen Data Backbone erhalten darüber alle beteiligten Mitarbeiter die richtigen Informationen zur richtigen Zeit in der geeignetsten Form. Bei allem ›Schwirren‹ sind Unternehmen gut beraten, wenn sie ihre Digitalisierungsbemühungen jetzt ausbauen und verstärken, um so gut gerüstet für die Zukunft der Industrie zu sein. Um das marktführende System nun auch im Mittelstand zu etablieren, bieten wir mit Teamcenter Rapid Start einen schnellen und kostengünstigen Einstieg in das Produktdatenmanagement (PDM) an. Die Kombination aus vorkonfigurierten Funktionalitäten und exzellenten Erfahrungen aus PDM/PLM-Projekten minimiert dabei drastisch Beratungs- und Betriebskosten. Offenheit mit vielen integrativen Schnittstellen sowie zukunftssichere Skalierungsmöglichkeiten zu einem voll ausgebauten PLM-System sind dabei für Siemens PLM Software selbstverständlich. Größenunabhängig geben wir damit jedem Unternehmen die Möglichkeit, Teamcenter als Plattform für die Digitalisierung einzu setzen und für die digitale Zukunft und ›Industrie 4.0‹ gerüstet zu sein. Steigen Sie ein in die digitale Zukunft – denn nie waren die Chancen größer! Ihr Urban August Senior Vice President and Managing Director Siemens PLM Software, Deutschland interface 1-2015 | Inhalt 08 20 28 Aktuell Impressum interface 1-2015: Herausgeber: Siemens Industry Software GmbH & Co. KG Franz-Geuer-Straße 10 D-50823 Köln 0221 20 80 2-0 www.siemens.de/plm 04 Mit Solid Edge hoch aufs Siegerpodest Maschinen-, Anlagen- und Werkzeugbau 05 Neue Vertriebspartner mit individuellem Know-how 18 Brückner Maschinenbau GmbH & Co. KG Solid Edge seit Version 1 im Einsatz 06 Siemens auf der Bildungsmesse DIDACTA Chefredaktion: Marcus Lessnig (verantwortlich) [email protected] 06 Teamcenter Rapid Start Mitarbeit an dieser Ausgabe: Karl Hermann Dietz, Thorsten Elsen, Sandra Fritsch, Niels Göttsch, Harald Gmeiner, Andre Grunewald, Holger Hasenclever, Peter Kemptner, Emilia Maier, Kateryna Meger, Sabine Pieroth, Prof. Dr. Vahid Salehi, Andreas Schäfer, Peter Scheller, Dr. Rainer Stetter, Dr. Thomas Tosse 07 Mobil arbeiten mit NX 10 07 Neue Version: Tecnomatix 12 Lösungen Grafik: breitband Agentur für Kommunikation/Design/Werbung GmbH www.breitband-agentur.de Auflage: 17.000 Stück ISSN 1869-4713: 18. Jahrgang 1-2015 Abonnentenservice Liebe Leserinnen und Leser, gern können Sie die interface abonnieren, bei Wechsel des Arbeitsortes ›mitnehmen‹ oder auch abmelden. Unter www.siemens.de/plm/interface finden Sie unser AboService-Tool, in dem Sie schnell alle Änderungen erledigen können. Neu: Zusätzlich ist es möglich, auf die digitale Ausgabe der interface umzustellen (entsprechendes AboService-Tool auswählen --> Vorgaben folgen). Automobilindustrie 08 Farmingtons Automotive GmbH Effiziente Entwicklung von Sonderschutzfahrzeugen 12Premium-Automobilhersteller Energieverbrauch von Automotoren über die gesamte Lebensdauer gesenkt 14 Composites Innovation Centre Manitoba Inc. Intelligente Konstruktion auf Basis von Faserverbundwerkstoffen 20 Hecht Technologies GmbH Anlagenbau für Schüttgut 22 Wirthwein GmbH & Co. KG Schnelle und genaue Angebotserstellung 24 Kunststofftechnik Hans Rethwisch GmbH Hamburger Spritzgießer erleuchtet Ozeanriesen Systems Engineering 26 ITQ GmbH Paradigmenwechsel im Maschinenbau 28 Hochschule für angewandte Wissenschaften München Systems Engineering verändert Vorgehensweise bei Produktentstehung 16 Continental Engineering Services Optimiertes Energiemanagement für Elektrofahrzeuge © 2015. Siemens Product Lifecycle Management Software Inc. Alle Rechte vorbehalten. Siemens und das Siemens-Logo sind eingetragene Marken der Siemens AG. Teamcenter, NX, Solid Edge, Tecnomatix, Parasolid, Femap, I-deas, JT, Velocity Series und Geolus sind Marken oder eingetragene Marken der Siemens Product Lifecycle Management Software Inc. oder ihrer Niederlassungen in den USA und in anderen Ländern. Alle anderen Logos, Marken, eingetragene Marken oder Dienstleistungsmarken sind Eigentum der jeweiligen Inhaber. 3 Die beste IT Lösung für Sie, ganzheitlich aus einer Hand! C o n s u lt i n g Mit Solid Edge hoch aufs Siegerpodest Bedarfspräzise und kostenoptimierte ganzheitliche Lösungen für Ihre komplexen CAx Anwendungen. BesChaffung Kundenoptimierte NX CAD, NX CAE, OmniCAD, Teamcenter Rapid Start und Tecnomatix Lizenzkonfigurationen, sowie Hardware für Ihren Einsatzzweck. Das Team Boreas aus Iserlohn belegte bei der Weltmeisterschaft des Wettbewerbs ›F1 in Schools‹ in Abu Dhabi den dritten Platz i n s ta l l at i o n Standardisierte NX und Tecnomatix Installationen inklusive OEM spezifischen Anpassungen. Auf Funktion geprüft, wirtschaftlich effizient. suPPoRt Persönlich vor Ort, oder per Fernwartung. Schnell, flexibel und effizient - In Servicefällen ist unser schlagkräftiges Team für Sie da. WoRKshoPs Kundenspezifisches Training. OEM-spezifische Besonderheiten. Projektbegleitendes Consulting. Mit uns zum Projekterfolg! Bucher Netzwerke GmbH Ettishofer Straße 8 88250 Weingarten T 0049 751 569685 0 F 40049 751 569685 99 E [email protected] W bucher-netzwerke.de A ls 38 Teams aus 23 Nationen in der Ferrari World im November 2014 begannen ihre Arbeiten zu präsentierten, ahnte noch niemand etwas vom Triumph des deutschen Teams. Im weltgrößen Indoor Themen park zogen lediglich die beiden Favoriten aus England und Australien vorbei, was die Freude von Peter Zimmermann, Benedikt Roder, Katja Schidor, Julia Pereira und Nick Neubert jedoch keineswegs trübte. Aber nicht nur den dritten Platz der Gesamtwertung haben die Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium an der Stenner in Iserlohn gewonnen. An sie ging auch der Sonderpreis Entwicklung/Forschung für ihr mit Solid Edge konstruiertes Fahrzeug sowie der Sonderpreis für besondere Fairness. Im Anschluss an den erfolgreichen Wettbewerb ging es für das Team auf die Strecke der ›Großen‹. So traf das Team Nico Hülkenberg, Weltmeister Lewis Hamilton, David Coulthard und Nico Rosberg. Sie alle schüttelten den Iserlohnern die Hand und ließen sich den Miniaturrennwagen erklären, den die Schüler extra mitgenommen hatten. ■ Weitere Informationen: www.f1inschools.de Neue Vertriebspartner mit individuellem Know-how Hoch spezialisierter Partner unterstützt Siemens PLM Software CAMdivision GmbH S eit dem 01. Januar 2015 arbeitet die CAMdivision GmbH als neuer Vertriebspartner von Siemens PLM Software. Bereits der Name verrät einen Vertriebsschwerpunkt: Neben der Fertigungsindustrie adressiert die CAMdivision den Werkzeugformenbau für Folgeverbundund Spritzgusswerkzeuge. Das Unternehmen legt seinen Fokus auf die Einführung der Systeme NX und Teamcenter sowie der hoch spezialisierten Anwendungen ›NX Mold Design‹ für den Bau von Spritzgießwerkzeugen und ›NX Progressive Die Design‹ zur Konstruktion von Folgeverbundwerkzeugen. Außerdem entwickelt der neue Partner in Kooperation mit namhaften Maschinenherstellern CNC-Postprozessoren. Diese Leistungen werden sowohl für eigene Kunden als auch für externe Unternehmen erbracht – ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Nutzung von Postprozessoren mit virtuellen Maschinen. Die räumliche Nähe zur CAMdivision in Polen, die bereits seit 2006 als Partner agiert, gestattet es, Ressourcen und umfangreiches Know-how gemeinsam zu nutzen. Zum Produktportfolio des Unternehmens, in dem 18 Mitarbeiter tätig sind, gehören auch individuelle Schulungen und eigene Schulungs-eBooks. ■ Information: FirmensitzBerlin Siemens PLM Software Portfolio NX CAD, NX Mold Wizard, NX Progressive Wizard, NX CAM, CAM Express, Teamcenter Kontakt Telefon 030 78 95 95 51 [email protected] Webwww.camdivision.de Abbildung: CAMdivision Zettagon GmbH D ie Zettagon GmbH mit Sitz in München ist seit dem 01. Januar 2015 neuer Vertriebspartner von Siemens PLM Software. Das Unternehmen unterstützt seine Partner bei den Themen Computer Aided Design (CAD), Produktdaten-Management (PDM) und Product Lifecycle Management (PLM). Um der steigenden Nachfrage nach Prozessdurchgängigkeit in den mittelständischen Fertigungsunternehmen gerecht zu werden, hat sich Zettagon auf die Lösungen NX, Fibersim und Teamcenter spezialisiert. Mit umfangreichem Know-how und einem passgenauen, zeitgemäßen und pragmatischen PLM-Ansatz optimiert Lösungen über die gesamte Prozesskette hinweg die Zettagon GmbH den Konstruktionsund Entwicklungsprozess ihrer Kunden. Die kompetente Beratung, das gemeinsame Erarbeiten optimaler Lösungen und die umfassende Betreuung der Kunden stehen dabei im Vordergrund. Besonders wichtig ist Zettagon der Aufbau eines lückenlosen Know-hows über die gesamte Prozesskette und alle Branchen hinweg. Die Mitarbeiter von Zettagon greifen auf langjährige und branchenübergreifende Erfahrungen in der Planung und Umsetzung von Projekten zurück. Referenzen in der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt, der Konsum güterindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau sowie im Bereich der Medizintechnik stehen für erfolgreiche Projekte und garantieren eine ergebnisorientierte Zusammenarbeit. ■ Information: FirmensitzMünchen Siemens PLM Software Portfolio NX, Fibersim, Teamcenter Kontakt Telefon 089 21 90 9930 [email protected] Webwww.zettagon.eu 5 interface 1-2015 | Aktuell Bildungsmesse DIDACTA 2015 Ausbildungsoptionen für künftige Fachkräfte B ildungsmessen ziehen an – besonders den Nachwuchs von Morgen. Für Unternehmen, die hochqualifizierte Mitarbeiter benötigen, sind derartige Veranstaltungen inzwischen außerordentlich interessant. Deshalb nahm Siemens PLM Software auch in diesem Jahr an der Bildungsmesse ›DIDACTA‹ teil, die vom 24. bis 28. Februar 2015 in Hannover stattfand. Gemeinsam mit den autorisierten Academic Channel- Partnern BCT Technology, ConmatiX Engineering Solutions, PBU CAD-Systeme, Simplan und Worksline wurden die Academic Programme von Siemens PLM Software prä sentiert. Darüber hinaus zeigte die Siemens AG auf zwei Ständen SPS-Automatisierungslösungen und mit Sinumerik ihre CNC-Steuerungslösungen. Besonders Verantwortliche von Bildungseinrichtungen – von der allgemeinbildenden Schule über Berufsschulen bis hin zu Universitäten – hatten auf der Messe die Gelegenheit, sich über Bildungsangebote von Siemens zu informieren. Themen wie ›Industrie 4.0 im Bildungsumfeld‹, ›Durch gängige Lösungen für die CAD/CAM/CNC-Programmierung‹, ›PLM mit Active Workspace und Teamcenter in der Lehre‹ stießen ebenso auf Interesse wie die Kopplung des Mecha tronics Concept Designers an die Siemens Step 7-Steuerung. Das Gros der Besucher interessierte sich für die gesamte Palette akademischer Siemens-Angebote. Mit vielen Anregungen für mögliche Kooperationen oder für Perspektiven von Schülern und Absolventen verließen die Besucher die Messestände des Konzerns. ■ Weitere Informationen: www.didacta.de Teamcenter Rapid Start Schneller und kostengünstiger Einstieg in das Produktdatenmanagement T eamcenter Rapid Start ist eine vorkonfigurierte Lösung für den schnellen und kostengünstigen Einstieg in das Produktdatenmanagement (PDM) mit Teamcenter. Diese Lösung kombiniert Best Practices der Industrie mit den Erfahrungen von Siemens PLM Software im Bereich PDM/PLM. Mit den vorkonfigurierten Funktionalitäten von Teamcenter Rapid Start werden Beratungs- und Betriebskosten minimiert. Sofort nach der Installation kann der Anwender mit PDM in Teamcenter beginnen. Gemeinsames Arbeiten an Multi-CAD-Konstruktionen Das CAD-Daten-Management und die Multi-CAD-Unter stützung von Teamcenter Rapid Start ermöglichen Entwick lungsteams die Erstellung, Verwaltung, Visualisierung und Wiederverwendung nativer Konstruktionsdaten aus einer Vielzahl von CAD-Systemen. Dazu gehören beispielsweise 6 NX und Solid Edge von Siemens PLM Software sowie AutoCAD®, CATIA®, Inventor®, Pro/ENGINEER® und SolidWorks®. Mit Hilfe des JT-Standards zur 3D-Visualisierung können Anwender gemeinsam an Konstruktionen arbeiten, auch wenn ihnen nicht das CAD-System zur Verfügung steht, mit dem sie erstellt wurden. Automatisierung von Produktentwicklungsund Freigabeprozessen Mit Teamcenter können Entwickler Prozesse automatisieren und synchronisieren. Teamcenter Rapid Start umfasst vorkonfigurierte Workflows zur Verwaltung von Änderungen und zur Kontrolle der Produktfreigabe. Es ist jederzeit möglich, direkt aus Microsoft Office heraus an Prüf- und Genehmigungsprozessen teilzunehmen. ■ Weitere Informationen: www.siemens.de/plm/rapidstart NX 10 Touch-Display Mobil arbeiten, NX einfach und überall nutzen M it den neuen, benutzerfreundlichen Touch-Funktio nalitäten von NX 10 können nahezu alle Befehle durch Finger- und Gesten-Steuerung auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm ausgeführt werden. Das funktioniert auf Tablet PCs oder Touchscreen-Bildschirmen so, wie man es von der Bedienung seines Smartphones her kennt. Mit Tippen, Wischen oder einfachen Gesten kann der Nutzer in seiner Konstruktion navigieren sowie geometrische Informationen abfragen. Auch PLM-Informationen werden sehr einfach über die HD3D-Reports direkt am 3D-Bauteil abgefragt. So kann NX auf dem Tablet in jede Konstruktionsbesprechung mitgenommen, auf aktuelle Daten zugegriffen und Fragstellungen sofort und effizient beantwortet und dokumentiert werden. Auch in der Produktion bietet mobiles NX hervorragende Entscheidungsgrundlagen, um zeitnah Lösungen an der Nahtstelle zwischen Konstruktion und Fertigung zu finden. Änderungsvorschläge oder einfache konstruktive Tätigkeiten können dabei über die optimierte Menübandoberfläche erfolgen. On-Screen-Tastaturen mit numerischem Ziffernblock erscheinen automatisch, wenn sie benötigt werden. Auch die in NX integrierte, moderne Teamcenter Active Workspace Benutzeroberfläche kann so sehr intuitiv genutzt werden. Damit stehen alle relevanten PLM-Informationen zur Verfügung, um an Freigabeprozessen teilzunehmen oder diese zu initiieren. NX ist dabei entweder direkt auf dem jeweiligen Endgerät installiert oder in einer privaten Cloud aufrufbar. In der Cloud wird die benötigte Performance optimal dem jeweiligen Anwender zur Verfügung gestellt, wobei der Zugriff über eine Virtualisierungsplattform erfolgt. ■ Weitere Informationen: www.siemens.de/plm/nx Neue Version: Tecnomatix 12 Die wichtigsten Funktionen: S iemens PLM Software bringt eine neue Version von Tecnomatix heraus – der weltweit am häufigsten eingesetzten Lösung für die digitale Fabrik. Mit Tecnomatix entwickeln Hersteller innovativere Produkte und senken gleichzeitig Risiken in der Produktionsein führung sowie der eigentlichen Herstellung. Die neueste Version Tecnomatix 12 liefert moderne Fertigungstechnologien für die Bereiche Planung, Simulation und Produktion. Die Lösung unterstützt Hersteller bei einer effizienteren und flexibleren Produk tion. So entstehen mehr Produkte mit höherer Qualität und reduziertem Kostenaufwand. ■ •Eine neue webbasierte App für anlagenspezifische Produktionsplanung •Verbesserte Logistiksimulation und Optimierung von diskreten sowie kontinuierlichen Prozessen •Neue, erweiterte Simulationstechnologie für Dual-Arm- und kooperative Roboter •Direkte Vernetzung von Konstruktionsvorhaben und Produktionsabläufen •Erweiterte Big-Data-Lösung für Qualitätsüber prüfung, Datenvisualisierung und Analytik in der Fertigung Weitere Informationen: www.siemens.de/plm/tecnomatix 7 interface 1-2015 | Lösungen für die Automobilindustrie Farmingtons Automotive GmbH Farmingtons Automotive erweitert IT-Lösungen mit NX von Siemens PLM Software 8 Intelligente, gut geplante Systemeinführung garantiert erfolgreichen Einsatz D ie Farmingtons Automotive GmbH mit Sitz im niedersächsischen Georgsmarienhütte ist ein Unternehmen der Welp Group, zu der auch die IndiKar Individual Karosseriebau GmbH im sächsischen Wilkau-Haßlau und die Firma Pgam Advanced Technologies Ltd. im britischen Coventry gehören. Das mittelständische Unternehmen mit circa 300 Mitarbeitern ist seit über 30 Jahren ein kompetenter Partner der Automobilindustrie, sowohl als Entwicklungsdienstleister als auch in der Fertigung von Betriebs mitteln, wie Spritzgießwerkzeugen, und in der Kleinserienfertigung. Zu den Kunden zählen Fahrzeughersteller und namhafte Systemlieferanten. Hauptsächlich werden Interieur-Komponenten wie Instrumenten träger, Mittelkonsolen oder Türverkleidungen sowie exklusive Fahrzeuganbauteile aus Kunststoff entwickelt und gefertigt. Basierend auf den hohen Entwicklungs- und Fertigungsstandards der Automobilindustrie konstruiert und produziert Farmingtons zudem sondergeschützte Fahrzeuge sowie einbaufertige Sonderschutzkits auf höchstem Niveau und ist hierbei zertifizierter Hersteller für diese Art von Fahrzeugen bis zur höchsten zivilen Beschussklasse. Die Produktion erfolgt unter Einsatz von vorab geprüften, hochwertigen ballis tischen Materialien und wird durch ein effizientes Qualitätsmanagementsystem überwacht. Die Produkte werden durch staatliche Beschussämter geprüft und zertifiziert. IT-Umgebung Automobilzulieferer nutzen in der Regel das CAD-System ihrer Kunden, weil diese heute die CAD-Entwicklungsdaten von ihren Partnern im nativen Format fordern. Als die Daimler AG den Wechsel des bisherigen CAD-Systems Catia durch NX von Siemens bekannt gab, hat man sich bei Farmingtons Automotive früh entschlossen, auf NX zu setzen. Reibungsloser Einstieg in NX … Matthias Reckmann, Geschäftsführer, erläutert diese Entscheidung: »Wir haben uns früh für den NX-Einsatz entschieden, um bei neuen Daimler-Aufträgen sofort bereit zu sein. Solche Aufträge erfordern in unserem Geschäft meist 15 bis 20 Mitarbeiter, und die müssen auf das Arbeiten mit dem neuen System gründlich vorbereitet sein. Das geht nicht in ein paar Tagen. Da wir aber unterschiedliche Geschäftsbereiche haben, können wir im Bereich Abbildungen: Farmingtons Automotive Beschussprüfung eines von Farmingtons Automotive ausgerüsteten Toyotas, erforderlich für die Zertifizierung durch staatliche Beschussämter 9 interface 1-2015 | Lösungen für die Automobilindustrie Minenschutz Sonderschutzfahrzeuge das CADSystem unserer Wahl einsetzen; wir sind dort nicht von den Systemanforderungen unserer Kunden abhängig. Deshalb haben wir diesen Bereich gewählt, um den Einstieg mit NX in die Praxis zu realisieren, unterstützt durch den NX-Lieferanten Siemens, ein spezielles Schulungskonzept und ein externes, von Daimler zertifiziertes Schulungsunternehmen.« Farmingtons Leiter der Entwicklung und Konstruktion sagt dazu: »Wir wollten uns, obwohl keine aktuellen Daimler-Projekte anlagen, Kenntnisse des Systems und der damit verbun denen Methodik aneignen, anhand der Entwicklung eines komplexen und effektiven Sonderschutzfahrzeugs. Dabei wollten wir die teilweise andere Arbeitsweise mit NX verstehen und auch dessen Vorteile nutzen, wie beispielsweise im Bereich Flächenrückführung und Datenkonvertierung, um diese Arbeitsweise dann auch im Bereich Automotive anwenden zu können.« 10 … und gute Erfahrungen in der Praxis Besonders positiv wird der Funktionsumfang der beschafften NX-Lizenzen und die Integration der einzelnen Module beurteilt, seien es die vielen Datenformate, die in NX verarbeitet werden können, oder die Anwendungen für die konstruktionsbegleitende FEM- oder Kinematik-Berechnung. Auch die Visualisierungsmöglichkeiten in NX schneiden im Vergleich mit anderen Systemen sehr gut ab. Der Leiter des Bereiches Sonderschutzfahrzeuge kommentiert die bisherigen praktischen Erfahrungen mit NX so: »Wir müssen oft mit Scan-Daten arbeiten, weil wir meist keine exakten CAD-Daten der Fahrzeuge haben, die wir mit unseren Sicherheitskomponenten ausrüsten sollen. Mit NX ist die Übernahme der Punktewolken und deren Umwandlung in Flächen wesentlich einfacher zu realisieren als bisher. Außerdem können wir mit NX mehr Dinge steuern. Das kommt uns besonders bei den häufig erforderlichen Varianten einzelner Komponenten oder Baugruppen entgegen. So kann es sich bei einem Fahrzeugtyp um Modelle mit Automatik- oder Schaltgetriebe, mit Links- oder Rechtslenkung, um Benziner oder Diesel, um die unterschiedliche Zahl von Scheiben im hinteren Fahrzeugteil handeln oder wir müssen kundenspezifische Sonderausstattungen berücksichtigen.« Alle diese Unterschiede können Einfluss auf die konstruktive Auslegung der aus hochfesten Stählen oder Sicherheitsglas bestehenden Sicherheitskomponenten haben. Entwicklung und Konstruktion der nötigen Varianten eines Bauteils können mit NX-Funktionen wie bauteil übergreifende Verlinkung, Arrangements, der Layertechnik oder den Reference-Sets sehr elegant und flexibel gesteuert und somit vereinfacht werden. Die Reference-Sets ermöglichen es auch, auf allen Stahlkonstruktionen, die zum Schneiden gegeben werden, Gravuren anzubringen, die die weiteren Bearbeitungen beschreiben. Außerdem ist die Stücklistenverwaltung der vielen Varianten direkt in NX sehr einfach zu handhaben. Sicherheitsausrüstung eines Toyota TLC 79, entwickelt und gefertigt von Farmingtons Automotive mit NX »Weiterhin können wir mit NX schnell das Gewicht der unterschiedlichen Vari anten ermitteln. Das ist wichtig, weil es Einfluss auf zu verstärkende Fahrwerks komponenten der gegenüber den Serien modellen erheblich schwereren Sicherheitsfahrzeuge hat«, so der Bereichsleiter Sonderschutzfahrzeuge. Ausblick Es ist geplant, die NX-Installation um zusätzliche Lizenzen zu erweitern. Durch den Einsatz von NX und die bisher gesammelten Erfahrungen mit dem System sieht man sich bei Farmingtons Automotive gut für kommende Aufträge sowohl im Bereich Automotive Systems als auch im Sonder fahrzeugbau gerüstet. »Wir denken, dass wir durch die frühe Entscheidung für NX und das bisher aufgebaute Know-how die sehr gute Zusammenarbeit mit unseren Kunden noch weiter intensivieren können«, schließt Reckmann. ■ Varianten der Laderaumscheibe eines Toyota TLC 79, entwickelt mit der NX-Funktion Arrangements und gefertigt aus hochfestem Stahl Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/plm/nx Kundewww.farmingtons automotive.com PLM im Gleichgewicht ASCAD Solution MAPs für Siemens CAD- und PLM-Technologie Bewährte Lösungen für Ihren Geschäftserfolg ■ Solution MAP-Beratung Exzellente PLM-Beratung auf Basis der Siemens Technologien NX und Teamcenter ■ Solution MAP-Projekt Professionelle Projektdienstleistungen zur Softwareinstallation, -konfiguration, -integration (ERP) und Mitarbeiterausbildung ■ Solution MAP-Managed Services Umfassendes Leistungsportfolio vom IT-Infrastruktur- und Applikationssupport über die Unterstützung individueller Anpassungen und Prozesse bis hin zum vollständigen Betrieb von CAD- und PLM-Systemen 11 www.computerkomplett.de interface 1-2015 | Lösungen für die Automobilindustrie Premium-Automobilhersteller Energieverbrauch von Automotoren über gesamte Lebensdauer mit Plant Simulation nachhaltig gesenkt Nach Energie-Simulation mit Tecnomatix spart Premium-Automobilhersteller jährlich drei Millionen Kilowattstunden an Strom K äufer von Oberklasse-PKWs und SUVs erwarten von ihren Fahrzeugen sowohl ein anregendes Fahrerlebnis als auch eine höhere Energieeffizienz. Diese setzt sich aus dem Treibstoffverbrauch und die zur Herstellung benötigten Energie zusammen. Deshalb produzieren Automobilhersteller die meisten Schlüsselbauteile und -komponenten ihrer Motoren im eigenen Haus. Auf ausgeklügelten Produktions- und Trans ferstraßen werden Kurbelgehäuse, Kurbelwelle, Zylinderkopf und Verbindungsbolzen gedreht, gefräst, gebohrt, geschliffen und gehont. Das größte Motorenwerk der BMW-Gruppe produziert in Steyr (Österreich), etwa drei Stunden Autofahrt von der Konzernzentrale in München entfernt. Schneller auf den Markt mit virtuellen Fabriken Produktions- und Montageplanungsspezialisten entwickeln, prüfen und testen heute Herstellungsprozesse auf virtuellen Produktionsstraßen – lange bevor diese tatsächlich gebaut werden. Konzernweit entwickeln und simulieren BMW-Fertigungsingenieure mit dem Tecnomatix-Portfolio von 12 Siemens PLM Software – einschließlich der in Fließlinien enthaltenen Werkzeugmaschinen und Roboterzellen sowie Handhabungs- und Transportsysteme. Mit den Optimierungen werden Herstellungsprozesse verbessert, Produktionszyklen beschleunigt und durch bessere Maschinenauslastungen Investitionskosten gespart. Da heute neue Produktionsstraßen parallel zum Entwicklungsvorgang entworfen werden, hat die virtuelle Planung mit Plant Simulation die Innovationsrate der Branche verdoppelt. Brauchte es in den Achtzigern noch sechs Jahre für eine neue Motorengeneration, sind es heute nur noch drei. Plant Simulation ist dabei die am meisten verwendete Simulationssoftware in der deutschen Automobilindustrie. Anforderungen ändern sich Ebenfalls dramatisch veränderte sich die Variantenvielfalt von Autos. Aus reiner Massenproduktion wurde so ein Geschäft, das auf kundenspezifischer Konfiguration basiert. Auch die Vielfalt der Motoren ist wesentlich gestiegen – dort geht der Trend zu geringerem Hubraum und weniger Zylinder. Da mehr Varianten kleinere Stückzahlen für jede einzelne Version bedeuten, können nicht immer auch komplett neue Linien eingerichtet werden. Bestehende Produktionsstraßen werden deshalb angepasst – durch Ersetzen oder Hinzufügen von Verarbeitungszentren. 2012 beispielsweise wurde eine Kurbelgehäuselinie in Steyr angepasst und um zahlreiche Bearbeitungszentren erweitert. Der wachsenden Nachfrage nach kleineren Motoren wurde man damit gerecht – allerdings waren die Einrichtungen zur Herstellung von Sechszylindermotoren nicht ausgelastet. Optimierung der Energieeffizienz ohne Zusatzkosten Etwa zur selben Zeit stand eine neue Version der Software Plant Simulation zur Verfügung. Mit den neuen Energieanalyse-Fähigkeiten ließen sich Anlagenmodelle zur Optimierung des Durchsatzes erstellen, Flaschenhälse entlasten und der Umlaufbestand minimieren. Ohne zusätzliche Lizenzgebühren beinhaltet die Software Dialoge, mit denen sich Anlagen zustände wie Betrieb, Bereitschaft, Standby oder Aus vereinbaren lassen. Abbildungen: BMW Motoren GmbH Spezialisierte Produktionslinien für Automobilkomponenten werden häufig modifiziert, um eine wachsende Vielfalt von Motorenteilen zu unterstützen. Mit diesen zusätzlichen Informationen deckt das Simulationsmodell ungleiche Lastverteilungen auf und führt zur Auslastungsoptimierung einzelner Maschinen sowie zur Verbesserung der Teilelogistik. Schnell wurde den Prozesstechnik- und Simulationsfachleuten klar, dass sie mit den neuen Funktionen der Software bewährte Energiespar-Strategien wie die auto matische Start-Stop-Funktion vom Auto auf die Fabrikhalle übertragen können. Produktionslinien für Automobilteile werden als virtuelle Modelle entworfen und optimiert. Sie können mit den Möglichkeiten zur Energiesimulation von Plant Simulation auf Einsparungs möglichkeiten untersucht werden. Wesentliche Energieverbrauchssenkung Um eine aktuelle Energiesimulation zu erhalten, braucht man im Modell nur den Stromverbrauch jeder Maschine den Fertigungsstufen im Prozessleitsystem zuzuordnen und als Liste in das jeweilige Modell einzugeben. Innerhalb von zwei Wochen lagen präsentierbare Ergebnisse vor. Mit Hilfe des Simulationsdienstleisters und Siemens Solution Partners iSILOG GmbH wurden im virtuellen Produk tionsmodell mehrere Szenarien durchgespielt. Die besagten, dass allein durch Modifizierungen der speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) in den Maschinen Einsparungen von 1,66 Millionen Kilowattstunden Strom zu erwarten sind. Genau dieses Ergebnis wurde nach der Umprogrammierung auch erreicht. Da Maschinen im Stillstand keine Kühlund Schmiermittel benötigen, wurden durch die Abschaltung einiger Hochdruckpumpen zur Medienversorgung weitere 1,4 Millionen Kilowattstunden Strom eingespart. Die Einführung der automatischen Start-Stop-Funktion als Energiesparmaßnahme in der Kurbelgehäuselinie führte zusätzlich zu einem angenehmen Nebeneffekt: Die abgestellten Maschinen und Versorgungspumpen verursachten weniger Lärm. Allein diese Beispiele verdeutlichen, dass weltweit ein riesiges Potenzial zur Verringerung des Energieverbrauchs besteht – an praktisch jeder Bearbeitungslinie in der Automobilindustrie!■ Die Verwendung von Plant Simulation aus dem Tecnomatix-Portfolio kann durch Senkung des Energiebedarfs in deren Herstellung die Gesamt-Energieeffizienz von Automotoren erhöhen. Erzielt werden die Einsparungen in erster Linie durch Reduktion der zugeführten Energie in unproduktiven Phasen. Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/ plm/tecnomatix Partnerwww.isilog.de Kundewww.bmw-werk steyr.at 13 interface 1-2015 | Lösungen für die Automobilindustrie Composites Innovation Centre Manitoba Inc. Foto links: Das Fahrzeug ›Kestrel‹ im Leichtbaukonzept Prototyp einer Fahrzeug-Motorhaube Softwarewechsel erschließt ganz neue Möglichkeiten Entwicklung und Berechnung mit NX ermöglicht intelligente Konstruktion moderner Fahrzeuge auf der Basis von Faserverbundwerkstoffen D ie Composites Innovation Centre Manitoba Inc. (CIC) – eine gemeinnützige Organisation – befasst sich mit der Entwicklung und Kommerzialisierung von Faserverbundwerkstoffen und -technologie. Die 2.000 Quadratmeter große Anlage in Winnipeg (Kanada), in der 26 Mitarbeiter tätig sind, umfasst Laborräume zur Entwicklung von Faserverbundwerkstoffen, einen Fertigungsbereich für Prototypen sowie Konstruktionsund Berechnungsbüros. CIC unterstützt Großkunden wie Boeing und Magellan Aerospace mit technischen Dienstleistungen, der Prototypentwicklung und Fertigung. Reduzierung von Treibhausgasen Angesichts explodierender Energiekosten und verschärfter Umweltgesetze versuchen Automobilhersteller, den Schadstoffausstoß von Kraftfahrzeugen herabzusetzen. Entscheidend ist dabei die Verringerung des Fahrzeug14 gewichts. »Die Gewichtsreduzierung darf jedoch nicht auf Kosten der Festigkeit, Steifigkeit und Stabilität gehen«, sagt Alastair Komus, der für Transportmittel zuständige Chefingenieur bei CIC. »Hier kommen Faserverbundwerkstoffe mit einem hohen Festigkeits-Gewichts-Verhältnis ins Spiel.« Sein Team wurde von Motive Industries um Hilfe gebeten – einem angesehenen Konstruktionsbüro, das Personen kraftwagen aus faserverstärkten Kunststoffen entwickelt. Das Fahrzeug mit dem Namen ›Kestrel‹ besitzt einen Aluminiumrahmen und einen Hybridantrieb. In der Karosserie wiederum sollten exotische Biofasern wie Flachs oder Hanf verwendet werden – eine Aufgabe für CIC. CAD/CAE brachte die Lösung Vor dem Kauf der Software NX von Siemens PLM Software arbeiteten die Ingenieure mit unverknüpften CADund CAE-Tools. Wegen dem hohen Zeit- und Arbeitsaufwand wünschten sich die Ingenieure von CIC einen durchgehenden Arbeitsablauf mit echten Produktivitätsvorteilen. Nach der Prüfung zahlreicher Systeme entschied man sich aufgrund der integrierten Konstruktions- und Simulationsumgebung für NX. Komus erläutert: »Zuvor kamen eigenständige Softwarepakete für das CAD und die Finite-Elemente- Analyse (FEM) zum Einsatz. Geometrie änderungen mussten in der CAD- Software durchgeführt, das Modell anschließend erneut in die FEM-Software importiert und die Berechnung von Grund auf neu gestartet werden. Das war extrem zeitaufwändig.« Das Ziel von Kestrel war die Erstellung von Teilen, die extrem leicht als auch hinreichend fest sind. Häufige Konstruktions-Berechnungs-Iterationen waren nötig, um dieses empfindliche Gleichgewicht für das gesamte Fahrzeug zu sichern. NX bietet dafür eine nahtlose Zur Verstärkung der Struktur des Faserverbundwerkstoffs wurden Biofasern verwendet. Ergebnisse der Auswertung der vorderen Torsion SOFTWARE NX CAM Express Teamcenter Abbildungen: CIC »Da wir diese Tests in der inte grierten Umgebung von NX durchführen können und die Daten nicht in eine andere Software exportieren müssen, sparen wir enorm viel Zeit.« Alastair Komus, Chefingenieur Transportmittel, Composites Innovation Centre Assoziativität zwischen Konstruktionsgeometrie und Berechnungsmodellen. Schnelleres Beurteilen vieler Varianten Zur Gestaltung des Schicht-Layups wurde NX Laminate Composites verwendet. »Mit Faserverbundwerkstoffen gibt es Unmengen an Optionen. Eine flexible Benutzeroberfläche ist entscheidend, um viele Parameter schnell durchzuspielen«, so Komus. »Genau das bietet NX Laminate Composites. Damit können wir die Spannungen in jeder einzelnen Schicht erkennen. Ändern wir die Lagewinkel des Mate rials, die Position der Schichten oder die Materialwahl, können wir das Gewicht und die Güte des Laminats optimieren.« Die Ingenieure von CIC schätzten besonders die intuitiven Arbeitsabläufe zur Festlegung wichtiger Merkmale wie etwa der Schichtanordnung, der Referenztemperatur und der Versagens theorie. Das ermöglichte eine völlig neue Arbeitsweise während der Entwicklungsarbeit. »Für das Kestrel testeten wir vier Lastfälle mit über 50 Schichtkonstruktionen«, sagt Komus. »Mit unseren vorherigen Hilfsmitteln wäre das nicht möglich gewesen.« Gesteigerte Produktivität und Ergebnisse, die für sich selbst sprechen Mit NX bearbeiten die Ingenieure von CIC nun immer komplexere Projekte und testen eine größere Anzahl an Entwicklungsvarianten. Dabei können sie die Ergebnisse in Rekordzeit präsentieren. Komus erläutert: »Die Umstellung auf NX ermöglichte uns die Durchführung von Konstruktionsund Berechnungsprojekten, die zuvor undenkbar waren. Die Effizienz, mit der wir Konstruktionsänderungen vornehmen und prüfen können, ist erheblich gestiegen.« Dank NX reduzierte das Team beim Kestrel-Projekt erheblich das Gewicht – mit leichten Verbundwerkstoffen aus Biofasern. »Wir senkten das Gewicht des Vorderwagens von 109 auf 64 Kilogramm, was einer Gewichtseinsparung von 41 Prozent entspricht«, sagt Chefingenieur Komus. ■ SERVICE Beratung Realisierung Betrieb LÖSUNGEN Konzept Integration Automatisierung Informieren Sie sich bei den CAM-Profis! Postprozessoren Maschinensimulation Methodik Info-Tage auf Anfrage: Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/plm/nx Kunde www.composites- innovation.ca fon 08142 / 650 610 mail [email protected] 15 www.vsg.de interface 1-2015 | Lösungen für die Automobilindustrie Continental Engineering Services Entwicklungsdienstleister optimiert mit LMS Imagine.Lab Amesim Reichweite von Elektroautos Abbildungen: Continental Optimiertes Energiemanagement für Elektrofahrzeuge D ie in Elektrofahrzeugen verwendeten Akkus haben große Schwachpunkte: Ihre Leistung und Haltbarkeit leiden bei extremen Temperaturen. Niedrige Temperaturen verursachen auch einen zusätzlichen Stromverbrauch für die Heizung der Fahrgastzelle und des Akkus sowie durch einen erhöhten Rollwiderstand der Winterreifen. Alle verfügbare Energie muss daher in solchen Situationen sehr effizient verteilt werden. Vorwärmsysteme und ein abgestimmtes thermisches Management sind für eine maximale Leistungsabgabe unter beliebigen klimatischen Bedingungen entscheidend. Das Ziel ist deshalb ein Akkupack mit optimaler Betriebstemperatur und gleichmäßiger Temperaturverteilung. 16 Geballtes Know-how Seit 2006 ist Continental Engineering Services (CES) weltweit als unabhängiger Anbieter umfangreicher Dienstleistungen im Bereich Entwicklung tätig. Dank des Know-hows seiner Ingenieure, die Zugriff auf den gesamten Technologiepool internationaler Fahrzeuglieferanten haben, kann das Unternehmen die Flexibilität und Schnelligkeit eines kleinen Entwick lungsteams mit der Leistungsstärke eines international führenden Anbieters verbinden. Seine Flexibilität erlaubt es CES, Massenproduktionstechnolo gien für kleine Serien sowie Nischenanwendungen zu einem guten Preis- Leistungs-Verhältnis zu liefern. Ein idealer Partner ist CES in den Berei chen Fahrzeugarchitektur und Antriebs stranganalyse von Elektrofahrzeugen. Deshalb haben sich schon viele große OEMs an das Unternehmen gewandt – insbesondere für Leistungsanalysen elektrischer Antriebsstränge, die Opti mierung von Heizungssystemen und den Bau von Prototypen für Elektround Demofahrzeuge. Leistungsdaten von Elektroautos fest im Blick In der Entwurfsphase werden in E-Mobilen die Hochspannungsakkus dimensioniert und Strategien für das thermische und das Energiemanagement festgelegt. Trotz der Einschränkungen bei Platzbedarf, Gewicht, Komplexität und Kosten müssen die Anforderungen an Reichweite und Leistung erfüllt werden. Dabei fließen zahlreiche Optimierungszyklen, Tests, Erfahrungen und vor allem ein großer Zeitaufwand ein. Hier hilft die Software LMS Imagine.Lab Amesim von Siemens PLM Software. Mit ihr optimieren die Entwickler komplexe mechatronische Systeme in Rekordzeit und zu geringeren Kosten. Das optimale Vorwärmekonzept Die Abteilung für Systemintegration und Fahrzeugtests analysierte an E-Mobilen beispielsweise die Kühlsysteme, um deren Auswirkungen auf die Reichweite zu ermitteln. Die Ingenieure von CES modellierten das komplette System mit Fahrprofilen, virtuellem Fahrer und Fahrzeug – einschließlich des elektrischen Antriebsstrangs mit Elektromotor, Wechselrichter, Lithium- Ionen-Akkus sowie des Kühlkreislaufs und der elektrischen Fahrzeugsteuerung. Dabei wurden drei verschiedene Wege zum Vorwärmen des Akkus im Winter getestet, um die Reichweite und den Energiebedarf zu optimieren. Da der interne Widerstand bei niedrigen Temperaturen hoch ist, wurde im ersten Versuch der Akku mit interner Energie vorgewärmt. Der zweite Test nutzte die Abwärme des Antriebsstrangs, um den Akku durch kom plexere Kreisläufe vorzuwärmen. Die dritte Variante setzte auf eine aktive Elektroheizung, die die eigene Akkuenergie zum Vorwärmen nutzt. Die Simulationsbedingungen waren für alle drei Versuche gleich. Begonnen wurde bei minus 30 °C und es wurden zwei Zyklen nach WLTC-Verfahren (Worldwide harmonized Light Vehicle Test Cycles) durchgeführt. Bei der dritten Variante mit der aktiven Elek troheizung erreichten die Akkuzellen ihre optimale Temperatur deutlich schneller. Nach 14 Minuten und 6,5 gefahrenen Kilometern waren 0 °C erreicht. Bei den anderen beiden Konzepten wurde diese Temperatur erst nach 28 Minuten und 21 Kilo metern erreicht. Für die Optimierung der Reichweite und der Fahrzeugleistung wurde also die aktive Elektroheizung ausgewählt. Kürzere Vorentwicklungszeiten Vor dem Einsatz von LMS Amesim wurde jeder Test mit dem entsprechenden Kosten- und Zeitaufwand mechanisch an Prototypen ausgeführt. Heute werden in der multidisziplinären mechatronischen Systemsimulation Leistung und Fahrverhalten bereits zu Beginn der Entwicklung exakt berechnet. Damit lassen sich auch verschiedene Akkugrößen und -kon figurationen am virtuellen Fahrzeug testen. Der Einfluss von Fahrstrategien und des thermischen Managements wird in einem Fahrzyklus ermittelt, wodurch der Hersteller sofort die beste Architektur und die besten Bauteile für die Anwendung auswählen kann. Mit LMS Amesim und seinen anwendungsorientierten Bibliotheken (Kühlsystem, Thermo-Hydraulik, Mechanik, Elektromotoren und Antrieb) gelang es den Entwicklern von CES in kurzer Zeit, einen Prototypen zu bauen und die Projektleitung bei der Auswahl der Systemarchitektur und der Bauteile bereits in der Frühphase der Entwicklung zu unterstützen. ■ Abbildung links: Amesim-Modell Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/ plm/lms Kundewww.conti engineering.com 17 interface 1-2015 | Lösungen für den Maschinen- und Anlagenbau Brückner Maschinenbau GmbH & Co. KG Solid Edge seit Version 1 im Einsatz Nutzen kontinuierlich gewachsen Die Streckanlage für acht Meter breite Folien ist insgesamt über 150 Meter lang; davon nimmt der Streckofen gut 80 Meter ein. W enn man Kunststoff-Folie mit speziellen Verfahren in Längs- und Querrichtung streckt, werden Produkteigenschaften positiv verändert: höhere Festigkeiten, ein besseres Verhalten gegenüber Gasen und Wasserdampf oder die Erhöhung von Glanz und Transparenz gehören dazu. Die 1960 gegründete Brückner Maschinenbau GmbH & Co. KG im südbayerischen Siegsdorf ist Weltmarktführer in der Entwicklung und schlüsselfertigen Lieferung von Folien-Streckanlagen. Bis zu 200 Meter lange Produktionsanlagen produzieren Kunststoff-Folien bis zu zehn Metern Breite, die als hochwertiges Verpackungsmaterial oder als High-Tech-Folien für Flachbildschirme oder Mobiltelefone eingesetzt werden. In über 50 Jahren wurden weltweit mehr als 600 Anlagen errichtet. Rund 500 Mitarbeiter sorgen dafür, dass jedes Jahr einige hinzukommen. 18 Solid Edge ab Version 1 Seit fast 20 Jahren nutzen die Kons trukteure des Unternehmens an über 120 Arbeitsplätzen Solid Edge – das 2D/3D CAD-System von Siemens PLM Software. »Seit der Einführung herrscht softwareseitig Kontinuität. Deshalb kann bis heute mit allen CAD-Objekten, die je bei uns erstellt wurden, gearbeitet werden«, sagt Josef Ramelsberger, Leiter der IT-Abteilung. Mehrmals wurde Solid Edge auch mit anderen Systemen verglichen. Doch der Kernvorteil der Lösung von Siemens PLM Software überzeugte immer wieder: »Durch die intuitiv verständliche Benutzerführung ist das Programm sehr schnell zu erlernen«, so der CAD-Administrator Fritz Holzner. »Dadurch wird die Einarbeitung für neue Mitarbeiter leichter, da sie die Daten schneller und sicherer erstellen, ablegen und verwalten können.« Mächtige Baugruppen-Werkzeuge »Mit Baugruppen-Größenordnungen von rund 50.000 Teilen wird fast täglich bei uns gearbeitet«, sagt Fritz Holzner. »Trotz einer ganz normalen Hardware- Umgebung stellt Solid Edge dazu leistungsfähige Werkzeuge bereit.« Dabei geht es bei Dateigrößen von mehreren Gigabyte um echte Intelligenz: »Dynamische Konfigurationen, Baugruppenfamilien und die Baugruppen-Spiegelfunktion bringen sofort Vorteile in der Variantenkonstruktion, wodurch sich modulare Baukästen ergeben«, meint Fritz Holzner. Direkte CAD-ERP-Kopplung Der Siemens Solution Partner Solid System Team hat seine PDM-Lösung Smap3D PLM mit dem Engineering Control Center (ECTR) von der DSC Software AG verknüpft. Die bedienerfreundliche Plattform verzahnt Programme, Daten und Abläufe ohne eigene Datenhaltung. Abbildungen: Brückner Maschinenbau Industrielle Anwendungen Im ECTR werden den Konstrukteuren jeweils die bevorzugten Bauteile ange boten: »Wir haben dadurch eine hohe Wiederholrate unserer Konstruktionsda ten und eine beträchtliche Fehlersicher heit erreicht«, sagt Josef Ramelsberger. »Solid Edge trägt mit seiner Offenheit und Benutzerfreundlichkeit erheblich dazu bei.« Die automatische Stücklisten erzeugung – direkt aus der 3D-Baugruppe in das ERP-System – vermeidet bisherige Arbeiten ebenso wie die damit verbun denen Tippfehler oder Zahlendreher. Zeichnungsdaten als Grundlage globaler Fertigung Von Beginn an überzeugte Solid Edge mit hervorragenden 2D-Funktionen, die für eine weltweit verteilte Fertigung sämtlicher Bauteile von hohem Wert sind. »Mit neuen Werkzeugen wie dem Ausrichten von Beschriftungen oder Bemaßungen in 2D-Zeichnungen stei gerten wir die Effektivität bei Detaillie rungsaufgaben deutlich«, sagt Fritz Holzner. »Den Export aus Solid Edge in 3D-PDFs nutzen wir auch außerhalb Nach dem Strecken: schneiden, messen, behandeln, aufwickeln – dabei steht die Folienqualität immer im Vordergrund der Konstruktion – im technischen Einkauf, in der Montage sowie in der Dokumentation.« Exportierte Daten mit präzisen Geometrien und Mess möglichkeit in 3D werden auch aus gewählten Kunden und Lieferanten bereitgestellt. Mit Solid Edge in die Zukunft Fritz Holzner ist überzeugt, dass man bei der Einführung von Solid Edge auf das richtige Pferd gesetzt hat: »Die Einfachheit der Bedienung, die vielen Manipulationsmöglichkeiten in einem iterativen, kreativen Konstruk tionsprozess und die fortlaufende Entwicklung haben uns von Pionieren zu Solid Edge Patrioten gemacht.« Der geringe Aufwand für Wartung und Fehlerbehebung trotz einer Vielzahl von Arbeitsplätzen lässt Heinz Plank immer wieder Zeit für neue Projekte: »Derzeit arbeiten wir daran, die Elek trik-Daten aus dem CAE-System Engi neering Base zu integrieren, damit Elektroplanung und Ausführungs konstruktion parallel arbeiten können. Das, die Zusammenführung der Sys teme sowie die Etablierung des me chatronischen Prozesses bei Brückner sind weitere Schritte zur Umsetzung der ›Industrie 4.0‹-Strategie.« Eine gute Zusammenarbeit mit Solid System Team als Solid Edge Vertriebs partner erleichtert vieles: »Sehr kurze Wege und offene Gespräche kennzeich nen unsere gute Zusammenarbeit in einer echten Partnerschaft«, sagt Josef Ramelsberger. So werden Folien streckanlagen bei Brückner mit ziem licher Sicherheit auch in 20 Jahren noch mit Solid Edge konstruiert. ■ Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/ plm/solidedge Partnerwww.solid-system team.de Kundewww.brueckner.com Integrierte PLM-Schnittstelle 19 Abbildungen: Hecht Technologies interface 1-2015 | Lösungen für den Maschinen- und Anlagenbau Hecht Technologies GmbH Anlagenbau für Schüttgut – eine verantwortungsvolle Aufgabe In der Konstruktion bei Hecht Technologies wird jede Funktion von Solid Edge gefordert I m Jahr 1978 begann Günther Hecht mit innovativen Ideen für die innerbetriebliche Versorgung mit trockenen Schüttgütern. Die Hecht Technologies GmbH in Pfaffenhofen an der Ilm hat sich seither zu einem Spezialisten entwickelt, der schlüsselfertige Anlagen für den Weltmarkt projektiert, entwickelt und installiert. Über 80 Mitarbeiter setzen Know‑how in hochwertige Gesamtlösungen um – die Fertigung übernehmen spezialisierte Zulieferer in der Region. Die individuellen Lösungen sind so unterschiedlich wie die Eigenschaften von Schüttgütern. Ob Pharmazie, Lebensmittel, Chemie oder Mineralien – neben Fließ eigenschaften, Struktur und Gewicht spielen viele Rand bedingungen eine Rolle. Ausgehend von einer Situations‑ und Bedarfsanalyse wird zunächst ein Lösungsvorschlag entwickelt: vorhandene Systeme werden in einer Angebotszeichnung kombiniert und ein Kostenvoranschlag erstellt. Nach der Bestellung wird die gesamte Anlage überprüft, an neue Randbedingungen und Kundenwünsche angepasst und bis zur letzten Schraube auskonstruiert. 3D-Einstieg mit Solid Edge Bereits seit 1998 verwendet das Unternehmen in der Produktentwicklung das 2D/3D-CAD‑System Solid Edge von Siemens PLM Software. Solid Edge überzeugte mit seiner Einfachheit in Aufbau und Bedienerführung, seinen gut gelungenen 2D‑Funktionen und einer Schnittstelle zur Vorgängersoftware: So konnten alle Zeichnungen nahtlos übernommen werden. Heute verwenden die Konstrukteure 14 Arbeitsplatzlizenzen. Zehn Floating‑Lizenzen stehen Prozessbeteiligten von Vertrieb und Projektleitung bis Marketing und Montage zur Verfügung. 20 Intelligente, bidirektionale Schnittstelle Die Lücke zwischen dem ERP‑System und dem CAD‑Programm hat Hecht mit dem eigenen Verwaltungssystem Speedy geschlossen. Auf Knopfdruck lassen sich Stück listeninformationen übergeben, Baugruppen aktualisieren und komplette Fertigungsunterlagen als PDF und DWG ablegen. Weitere Features verhelfen den Konstrukteuren zu einem Überblick über das eigene Anlagenspektrum: Die Klassifizierung von Baugruppen, eine Bilddatenbank, deren Inhalte mit Baugruppen verknüpft wurden und die automatische Klassifizierung kompletter Anlagen gehören dazu. Damit wurde ein modularer Produktbaukasten mit viel Komfort für Konstrukteure geschaffen. Kaufteile beispielsweise stehen in eigenen Ordnern und farblich gekennzeichnet nach Preisgruppen bereit. Breiter CAD-Einsatz reizt alle Funktionen aus Außer einigen Anschlusssystemen oder Ladegeschirren werden alle Bauteile konstruktiv geändert. »Einerseits wollen unsere Kunden so viele Prozesse wie möglich in eine Anlage packen«, sagt Florian Sondermeier aus der Konstruktion. »Andererseits verhält sich jedes Schüttgut anders.« Daraus ergibt sich ein breites Spektrum an Konstruktions aufgaben, für die jedes Feature in Solid Edge verwendet wird: »Solid Edge kann alle verschiedenen Anforderungen abdecken – von Freiformflächen für Schnecken bis zu Blechabwicklung, Verrohrung und Verkabelung«, sagt Sondermeier. »Deshalb eignet es sich ideal für den Anlagenbau.« Grafik links: Eine solche Baugruppe enthält bis zu 4531 Einzelteile. Grafik oben: Die Randbedingungen im Umgang mit Schüttgütern verändern sich mit der Anwendungsbranche. Florian Sondermeier behält den Durchblick in großen Baugruppen – dank Solid Edge und ›Speedy‹. Wird eine Anlage in eine Kundenhalle hineinkonstruiert oder Bauteile von Zulieferern verbaut, wird der Synchronous‑Modus verwendet: Fremddaten lassen sich direkt einlesen, beeinflussen und einfach wiederverwenden. »Selbst sehr große Baugruppen lassen sich damit in vertretbarer Zeit bearbeiten«, sagt Florian Sondermeier. Das Auge isst mit: Visualisierung Der Prospekt des neuen Reinsystems für die Schüttgut‑ Technologie enthält auf jeder Seite ansprechende Ren derings. »Diese Darstellungen hätten bei unserer Agentur einen Kleinwagen gekostet«, sagt Marketingleiter Matthias Hänsel. Deshalb hat er sie mit dem integrierten Rendering‑ Tool ERA einfach selbst erstellt. Wenn ein Interessent den letzten Überzeugungsschub für eine Investition braucht, wird ein Animationsvideo erstellt: »Es erspart oft lange Diskussionen, wenn man mehr Mühe in die Vorbereitung investiert«, sagt Hänsel. Selbst Genehmigungszeichnungen werden als kolorierte und schattierte Anlagen ausgegeben. »Gerade kaufmännische Entscheider können sich so die komplexen Anlagen besser vorstellen«, sagt Florian Sondermeier. Fortschritt und Kontinuität Seit 1998 wird mit Solid Edge kontinuierlich auf der vorhandenen Datenbasis gearbeitet. Dabei setzt Hecht bewusst immer auf die neueste Version. »Es gibt jedes Mal zehn bis zwölf wichtige Neuerungen. Gerade die Zeiten für das Starten, Aktualisieren und Speichern wurden extrem verkürzt«, sagt Florian Sondermeier. Dazu trägt der gute Service des Siemens Solution Partners Solid System Team erheblich bei: Auf Kundentagen werden neue Versionen professionell präsentiert und anschließend Schulungen angeboten. »Bei Schulungen in unserem Hause wird direkt an unseren Aufgaben gearbeitet«, sagt Christof Stock, CIO von Hecht Technologies. ■ Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/plm/solidedge Partnerwww.solid-system-team.de Kundewww.hecht.eu 21 interface 1-2015 | Lösungen für den Werkzeugbau Wirthwein GmbH & Co. KG 50 Prozent schneller kalkulieren mit Teamcenter Tool Costing U m Angebote schneller zu erstellen, setzt die Wirthwein GmbH & Co. KG im Formenbau auf die Teamcenter Tool Costing Lösung. Das Unternehmen ist seit Jahrzehnten führender Hersteller von hochqualitativen Kunststoffkomponenten mit Produktionsstätten in Europa, Asien und den USA. In weltweit 19 Unternehmen beschäftigt die Wirthwein-Gruppe rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Geschäftsfeldern Automotive, Bahn, Energie, Hausgeräte, Medizintechnik, Formen- und Innenausbau. Wirthwein ist ein Systemlieferant mit Blick auf den Gesamtprozess: Von der Produktgestaltung, der Werkzeugent wicklung sowie des Formenbaus über die Produktion bis hin zur Montage und der Logistik. »Die Varianz der Werkzeuge steigt stetig – jedes Teil ist anders und sehr oft sind die Formen sehr komplex«, stellt Thomas Dörfler, Leiter Werkzeugbau bei Wirthwein fest. »Ändern sich Material oder Design, muss sich der Formenbau anpassen«, so Dörfler, der von der Arbeitsvorbereitung bis zur Produktion den Werkzeugbereich für die Automotive-, Bahn-, Energie- und Hausgeräte-Produkte Abbildungen: Wirthwein Der Werkzeugbau von Wirthwein setzt auf Teamcenter für eine schnelle und genaue Angebotserstellung 22 verantwortet. Die Herausforderung: Spätestens eine Woche nach Anfrage sollte ein Interessent sein Angebot erhalten, sonst sinken die Chancen im stetig steigenden Wettbewerb. Ebenfalls erhöht hat sich laut Dörfler der Aufwand für die Dokumentation und die transparente Darstellung der Kalkulation. Die Automotive-Branche verlangt einen Cost-Break-Down, der alle Prozessschritte samt Kalkulationszahlen detailliert auflistet. Dieses Vorgehen greift inzwischen auch auf andere Branchen über. »Unser Vertrieb benötigt in kürzester Zeit möglichst genaue und nachvollziehbare Zahlen«, sagt Dörfler. »So sprechen Vertriebsmitarbeiter dieselbe Sprache wie ihre potenziellen Auftrag geber. Das hilft ihnen, die Verhandlung erfolgreich zu führen, die Preise durchzusetzen, Nachweise zu führen und als kompetenter Partner aufzutreten.« »Die Möglichkeit des 3D-Daten-Imports in die Kalkulationssoftware machte Teamcenter Tool Costing noch interessanter für uns.« Thomas Dörfler, Leiter Werkzeugbau, Wirthwein GmbH & Co. KG Mit der herkömmlichen Methode bewältigte das Unternehmen die wachsenden Ansprüche der Angebotskalkulation nicht mehr. Thomas Dörfler hatte seine langjährigen Erfahrungswerte von Kosten und Preisen in Excel-Tabellen gesammelt und kontinuierlich verfeinert. Das änderte sich mit der Einführung der Teamcenter Tool Costing Lösung grundlegend. Erkennung von geometrischen Formen unterstützt bei der Kostenkalkulation Dass sich Thomas Dörfler für die Lösung Teamcenter Tool Costing entschied, hatte zwei Gründe. Die Software lieferte die genauesten Ergebnisse bei der Berechnung. Zusätzlich versprach das optionale 3D-Modul enorme Erleichterungen. »Die Möglichkeit, 3D-Daten in die Kalkulationssoftware zu übernehmen, machte Teamcenter Tool Costing für uns noch interessanter«, unterstreicht Dörfler. Die 3D-Option ist heute ein wichtiger Zusatz, denn lange waren die digitalen Daten vieler Kunden schlecht aufbereitet und nicht als Basisdaten verwendbar. »Seit CAD-Daten immer öfter vorliegen, kann das 3D-Modul in Kombination mit der Teamcenter Tool Costing Lösung sein ganzes Potenzial ausspielen«, so der Leiter Werkzeugbau. Am Wichtigsten ist für ihn der Zeitgewinn bei der Kalkulation. Mit der Teamcenter Tool Costing Lösung kalkuliert er heute Angebote in durchschnittlich zwei bis vier Stunden. »Ich bin doppelt so schnell wie früher«, so Dörfler. Auch mit den Ergebnissen der Kalkulation ist er sehr zufrieden. Die Abweichung liegt nur bei zehn Prozent und kann dadurch vom Vertrieb für Richtangebote eingesetzt werden. Die Kalkulation auf Knopfdruck wird durch die hohe Parametrisierung der Software möglich. In Teamcenter Tool Costing wurden dazu die spezifischen Wirthwein-Daten wie Personenaufwandsoder Maschinenstunden, spezifische Fertigungsabläufe oder Logistikprozesse hinterlegt. Durch die sorgfältig erstellten Cost-Break-Downs werden die Verhandlungen mit Kunden positiv beeinflusst. Gleiches berichten auch die Bereiche Medizintechnik und Automotive, in denen die Software ebenfalls eingesetzt wird. Pläne für die Zukunft Die Software bietet Wirthwein noch weitere Vorteile. Bisher werden mit Teamcenter Tool Costing besonders die mittleren Größen der Spritzgusswerkzeuge abgebildet. Zukünftig ist geplant, auch die Werkzeug-Parameter der deutlich größeren Formen in das System einzupflegen. Ebenso erhofft sich Thomas Dörfler von den Schulungen weiterer Vertriebskräfte einen Gewinn. Und: Mit dem geplanten gemeinsamen Einsatz von Teamcenter Product Costing und Teamcenter Tool Costing können Anwender über eine einheitliche Architektur auf integrierte Wissensdatenbanken zugreifen. »Je mehr Aufgaben wir mit Teamcenter Product Cost Management kalkulieren, desto mehr Nutzen ziehen wir daraus«, so Thomas Dörfler. ■ Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/ plm/teamcenter Kundewww.wirthwein.de 23 interface 1-2015 | Lösungen für den Werkzeugbau Kunststofftechnik Hans Rethwisch GmbH Hamburger Spritzgießer erleuchtet Ozeanriesen S alzige Luft, heulende Windböen – Dunkelheit. Nachts ist es stockfinster auf hoher See. Wenn hunderte Lichtquellen jeden Winkel eines Ozeanriesen ausleuchten, müssen sich die Mannschaften an und unter Bord jederzeit darauf verlassen können. Die schützenden wetter festen Lichtabdeckungen aus Polycarbonat stammen oft aus Hamburg. Für die Umrüstung herkömmlicher Leuchtstoffröhren auf energiesparende LED-Technik konstruiert und fertigt die Kunststofftechnik Hans Rethwisch GmbH (KTR) die transparenten Präzisionsteile im Spritzgießverfahren. NX und das Formenbau-Modul Mold Wizard von Siemens PLM Software bieten dabei völlig neue Möglichkeiten. 24 Von den Kundenwünschen bis zur Produktion In Hamburgs größter Lohnspritzerei ist Konstrukteur Ronald Niewöhner für individuelle Werkzeuge verantwortlich. Seit zehn Jahren bei KTR schwärmt er von seinem Metier: »Man ist von A bis Z dabei – das ist bei KTR richtig toll.« Beispiel Lichtabdeckungen von Schiffsleuchten: Bei diesem Auftrag waren die Kundenforderungen klar umrissen. »Transparent, witterungsbeständig, von hoher Festigkeit, in Hochglanz und günstig in der Produktion wurde gewünscht«, erinnert sich Niewöhner. Kunststofftechnik Hans Rethwisch fertigt Lichtabdeckungen für Kreuzfahrt- und Containerschiffe und konstruiert die not wendigen Spritzgießformen mit NX und Mold Wizard Abbildungen: KTR Volle Unterstützung für erfahrene Konstrukteure Bevor das Werkzeug gebaut wird, muss der Artikel fertig entwickelt sein. Dazu beurteilt der Konstrukteur die angelieferten Daten hinsichtlich der Umsetzbarkeit in NX. »Wenn der Kunde zustimmt, führen bereits hier kleine Änderungen zu einer günstigeren Produktion«, so der Experte. Dank Hybrid-Modellierung werden Anwender sofort bei der Vervollständigung des Bauteils unterstützt. Auf Wunsch erfolgt eine assoziative oder automatische Teilung des Werkzeugs. Damit entstehen Core und Cavity – zwei für die Einspritzung von Kunststoff günstig ausgebildete Formplatten. Um die Düsen- und die Auswerferseite zu bestimmen, vereinbart Niewöhner eine virtuelle Trennfläche. Aus der in Mold Wizard integrierten Bibliothek mit Bauteilen von Normalienherstellern wählt der gelernte technische Zeichner nun passende Konfigurationen und Plattenstärken aus. Danach erzeugt das NX-Modul automatisch ein 3D-Modell mit allen Gewinden, Säulen sowie Kühlelementen. Schnelleres konstruieren mit Mold Wizard Auch eine digitale Füllanalyse der neuen Lichtabdeckung ist laut Niewöhner möglich: »Mold Wizard informiert, welche Segmente wie schnell mit Kunststoff befüllt sind und zeigt den Temperaturverlauf im Endprodukt. Das vermeidet thermische Schädigungen.« In der Simulation füllt sich das Bauteil in weniger als 2 Sekunden mit Kunststoff und kühlt normgerecht ab. Bevor die Abdeckung jedoch in Serie geht, erfolgen eine Musterung des Prototyps und Abstimmungen mit dem Auftraggeber. Im vorliegenden Fall trat ein Problem auf: »Die Crew auf See darf bei der Reinigung nicht mit dem Lappen an einem Überstand hängen bleiben. Zwei nach innen gerichtete Kugelkappen an beiden Anspritzpunkten behoben die Angelegenheit.« Der Hamburger brauchte für diese Änderung in NX sechs Klicks am Computer. »Ohne Mold Wizard wäre NX für uns nur halb so viel wert«, so Niewöhner. »Man kann zwar ohne Mold Wizard ein Werkzeug konstruieren, mit dem Modul geht es jedoch wesentlich schneller. Die durchgängige Prozesskette, die Historie der Konstruktionsschritte, die synchrone Konstruktion und die Möglichkeit, jederzeit zu ändern, machen das NX-Tool einfach unentbehrlich.« Ändert sich zum Beispiel im CAD eine Wandstärke, führt das Programm alle damit in Bezug stehenden Änderungen bis zur Werkzeuganpassung automatisch durch. KTR hat mehr als 45 Jahre Erfahrung in der Spritzgusstechnik und stellte bisher fast 2.300 Werkzeuge her. Schon 2005 stattete das Unternehmen aus HamburgBahrenfeld mehrere Arbeitsplätze mit der CAD/CAE/CAM-Software NX aus. Es hob so Qualitätsstandards an, optimierte den Fertigungsrhythmus und investierte in die Stärkung der eigenen Marktposition. Da KTR Teile aus schwierig zu verarbeiten den Kunststoffen fertigen kann, avancierte die Firma zum Problemlöser für komplizierte Fälle. Präzise angepasst von ConmatiX Unterstützt wird der Werkzeug- und For menbauer von dem ebenfalls in Hamburg ansässigen Siemens Solution Partner ConmatiX. Der Lösungsanbieter kennt NX genau und passt die Software exakt auf die Bedürfnisse der Nutzer an. Von der Zusammenarbeit mit ConmatiX und dem Wissenstransfer hat auch Ronald Niewöhner profitiert: »In den Schulungen habe ich viele Tricks gelernt, die ich täglich anwende. Vertriebsmitarbeiter Frank Schmidt und seine Kollegen von der Technik stehen mir jederzeit mit professionellem Rat zur Verfügung.« Wenn Ronald Niewöhner am Wochenende die Angel auswirft, um einen Zander oder Aal aus der Elbe zu fischen, sind ihm die großen Pötte ganz nah. Und es erfüllt ihn mit Stolz, dass seine Arbeit mit den Lichtabdeckungen auf ferne Reisen geht. ■ Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/plm/nx Partnerwww.conmatix.de Kundewww.ktr-rethwisch.de 25 interface 1-2015 | Lösungen für Systems Engineering ITQ GmbH Paradigmenwechsel im Maschinenbau ›Smart Flipper‹ als praxisbezogene Herausforderung für Studierende E ine praxisorientierte Berufsausbildung in Unternehmen und Hochschulen/Universitäten ist unabdingbar. Deshalb führt die ITQ GmbH seit 2001 kontinuierlich Projekte mit Universitäten durch, um Studierende praxisnahe Ausbildungsinhalte zu vermitteln. In Projektarbeiten werden Studierende unterschiedlichster Fachrichtung mit der Lösung von technisch herausfordernden Aufgaben konfrontiert. Ein Beispiel dieser Arbeiten sind messetaugliche Exponate wie das Projekt ›Smart Flipper‹, das in Kooperation mit Siemens und der Technischen Fakultät der FAU in Erlangen entstand. Im Rahmen eines industriellen Praktikums hat ein Studententeam der Fachrichtungen Wirtschaftsinge nieurwesen, Maschinenbau, Mechatronik und Informatik auf Basis der ›Flipper‹-Spielidee einen interaktiven und originellen Technologie-Demonstrator entwickelt. Für das Projekt stellte Siemens Automatisierungskomponenten und Softwarebibliotheken sowie Teamcenter und NX zur Verfügung. Die Studierenden wurden von ITQ, Siemens und dem Lehrstuhl gecoacht, mussten jedoch das Projekt selbst organisieren sowie Hard- und Software entwickeln. Dabei lernten sie, wie ein solches Projekt geplant, angepackt und in Etappen umgesetzt wird – angefangen von Null bis zum fertigen Automaten. Sie arbeiteten sich in die neue Technik ein und stimmten die Teamarbeit aufeinander ab. Entstanden ist ein interaktiver Messedemonstrator, der beispielhaft Steuer- und Regelungstechnik, Bildverarbeitung, Antriebstechnik und Visualisierung miteinander kombiniert. Denken in Systemen Dr. Rainer Stetter, Gründungsmitglied des Fachverbands Software im VDMA, berichtet: »Bereits seit mehr als zehn Jahren ist ein unumkehrbarer Trend zu erkennen, dass Software oder stark softwaregetriebene Systeme aus unserem täglichen beruflichen und privaten Leben nicht mehr wegzudenken sind. Die Mehrzahl der Produkte besteht heute aus mechanischen und elektronischen Komponenten, 26 in die wiederum Softwarekomponenten ›embedded‹ sind. Dieser Trend zur Software führte übrigens bereits vor mehr als 15 Jahren zur Gründung des Fachverbands Software im VDMA. Damals zogen gestandene Maschinenbauer noch angesichts des Slogans ›In Zukunft gibt es keine Maschinen mehr mit Software, sondern Software mit Maschine‹ die Augenbrauen hoch«. Dr. Rainer Stetter, Inhaber und Geschäftsführer der ITQ GmbH Im Zeitalter von Industrie 4.0 ist klar, dass dieser damals provokante Leitsatz grundlegend richtig war. Dieser Wandel hat die Vorgehensweise des Systems Engineering stark beein flusst – Software muss heute nicht einfach nur programmiert, sondern systematisch entwickelt werden. Um den Wandel wirklich zu beherrschen muss die Frage beantwortet werden, wie ein interdisziplinäres Engineering aussehen soll. Konkret heißt das beispielsweise, dass sogenannte ›Systems Engineers‹ im zukünftigen Produktentstehungsprozess nicht nur über konstruktive Ideen nachdenken, sondern auch darüber, wie sich das System unter dem Einfluss der Software verhalten soll. Bereits in der Anfangsphase müssen die Funktionen und Eigenschaften des Darüber hinaus wird bereits zu Beginn bestimmt, welche Betriebsmodi zur Verfügung stehen. Wenn diese technischen Anforderungen klar sind, können die Arbeiten an der Software parallel zu den Disziplinen wie Mechanik und Elektrik starten. Zur Überprüfung der Funktionsfähigkeiten kommen mehr und mehr Simulationsmodelle zum Einsatz. Ein solcher Ablauf des mechatronischen Systems Engineering bedeutet: zuerst detailliert funktionale Anforderungen klären und anschließend unverzüglich mit der Softwareentwicklung beginnen. Diese Form des Engineerings erfordert nicht nur neue Abläufe in den Unternehmen, sondern auch eine strukturierte Vorgehensweise, agile Entwicklungsmethoden und eine geeignete Unterstützung durch Autorentools und Datenmanagementsysteme. Deshalb wurde bei der interdisziplinären Entwicklung des Smart Flippers auf Teamcenter und NX von Siemens PLM Software gesetzt. Angefangen bei der Definition und Verwaltung von Anforderungen über einen funktionalen Entwurf bis zu einem mechatronischen System entwurf diente Teamcenter sowohl als Datenmanagementsystem im Kontext des Produktlebenszyklus als auch als spezifisches Autorenwerkzeug. Mit dessen Hilfe wurden Daten erfasst und bearbeitet, Entscheidungen dokumentiert und Daten im Sinne der Nachverfolgbarkeit miteinander vernetzt. Die auf dem Quality Gate Ansatz beruhende Entwicklungsmethodik wurde damit durchgängig realisiert. Der Mechatronics Concept Designer, eine Applikation auf Basis von NX, gestattete eine sehr frühe Abstimmung der Funktionalitäten und Abläufe der einzelnen Subsysteme. Das Smart Flipper Projekt verdeutlichte das große Potenzial, Konzeptalternativen bereits in der Anfangsphase zu bewerten. Die lückenlose Dokumentation von Anforderungen und Entscheidungen für Produktentwicklungsprozesse im Unternehmen sind weitere wichtige Vorteile. Mit der Vernetzung der Designdaten im mechatronischen Ent wicklungsumfeld wurden außerdem die Voraussetzungen für eine spätere virtuelle Inbetriebnahme des Produktes geschaffen. ■ Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/plm/teamcenter www.siemens.de/plm/nx www.siemens.de/plm/mcd Kundewww.itq.de Abbildungen: ITQ Systems definiert werden. Unter dem Aspekt der ›Funktionalen Sicherheit‹ wird analysiert, in welchen Situationen es zu Anwendungsrisiken oder unerwünschtem Verhalten kommen kann und wie darauf reagiert werden soll. 27 interface 1-2015 | Lösungen für Systems Engineering Systems Engineering verändert Vorgehensweisen bei der Produktentstehung Das Institut ›Engineering Design for Mechatronic Systems‹ an der Hochschule München entwickelt und fertigt flugtauglichen Quadrocopter auf Basis des Systems Driven Product Development Ansatzes F ür komplexe Kombinationen aus Mechanik, Elektronik und Software in Produkten für die Automobilindustrie hat Siemens PLM Software die Vorgehensweise des Systems Driven Product Developments (SDPD) entwickelt. Mit Teamcenter for Systems Engineering steht dafür eine umfangreiche Software-Umgebung zur Verfügung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Vahid Salehi hat ein Forschungsteam an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München nun Theorie und Praxis verbunden: In nur sechs Monaten brachte das Team im Labor für Engineering Design for Mechatronics (EDMS) ein Quadrocopter-Modell zum Fliegen. Die Automobilindustrie brauchte 100 Jahre, um Fahrzeuge aus mechanischen Teilen, Elektronik und Software zu entwickeln. Inzwischen sind diese Komponenten in so vielen Produkten enthalten, dass sie in einem ›Internet der Dinge‹ vernetzt werden. Die Komplexität wächst um Dimensionen und lässt sich nur mit neuen Entwicklungsmethoden sowie entsprechenden Werkzeugen beherrschen. 28 Abbildungen: Hochschule für angewandte Wissenschaften München Hochschule für angewandte Wissenschaften München Systems Driven Product Development Einen der vielversprechendsten Ansätze dazu sieht Prof. Dr. Vahid Salehi, Leiter des Labors für Engineering Design for Mechatronics an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München, in SDPD. Das vorgeschlagene V-Modell entspricht der VDI-Richtlinie 2206 ›Entwicklungsmethodik mechatronischer Systeme‹ und teilt sich in vier Phasen, die jeweils auf den Achsen der Definition und Erfüllung durchlaufen werden. Validierung an neuem Quadrocopter In einem Forschungsprojekt entwickelte Prof. Dr. Vahid Salehi mit seinem Team ein Quadrocopter-Modell, das von ersten Anforderungen über funktionale und technische Ebenen bis zur Produktion der Bauteile führen sollte. Nach der Konzeption sollten die mechanischen Bauteile und die Platinen im EDMS der Hochschule entwickelt werden. Ziel war die Betrachtung als mechatronisches Gesamtsystem: So wurden den beteiligten Studierenden die Rollen von Entwicklern, Einkäufern, Konstrukteuren, Controllern oder Produktionsmitarbeitern zugewiesen. Beginn auf der Business-Ebene Das Projekt begann mit der Erfassung der Kundenbedürfnisse. So besitzt der Quadrocopter vier vertikal wirkende Rotoren, die ihre Kraft gleichmäßig nach unten abgeben, um ihn stabil in der Luft zu halten. Hinzu kommen mechanische, elektronische und Software-Komponenten. In Teamcenter for Systems Engineering wurden nun systematisch die Kundenwünsche wie Outdoor- oder Indoor-Flugfähigkeit, lange Flugzeit, hohe Traglast oder die Montagevorrichtung für eine 3D-Kamera definiert. »Das Modul für Requirements Management erlaubt es, die Anforderungs- und Absatzobjekte in übergeordneten, untergeordneten und gleichgeordneten Beziehungen zu strukturieren«, erklärt Prof. Dr. Vahid Salehi. Der komplette Quadrocopter: Gut sichtbar sind die Schutzbügel für harte Landungen und die umlaufenden Drähte zum Schutz vor den Rotorblättern. Das Anforderungsmanagement übernimmt dabei die Identifikation, Dokumentation und Kontrolle von Änderungen. Mit dem Modul ›Rückverfolgbarkeit‹ können definierende und vergleichbare Beziehungen angezeigt und die Anforderungsstrukturen mit Prozess- und Produktstrukturen abgeglichen werden. So lässt sich der gesamte Lebenszyklus verfolgen – vom Ursprung über die Entwicklung bis zur Einführung sowie Nutzung und wieder zurück. Verhalten auf der funktionalen Ebene Nach der Erstellung einer Systemarchitektur lassen sich die verschiedenen Funktionen im Gesamtsystem identifizieren. Bezogen auf den Quadrocopter wurden dazu Flug eigenschaften wie Sinken, Steigen, Landen, Gieren, Nicken oder Rollen definiert. Ebenso sollte das Fluggerät sehr robust und mit Schutzgittern versehen sein, damit beim Landen heftige Stöße abgefangen und Personen vor den Rotoren geschützt werden. Für den Wunsch nach einer langen Flugzeit wurden Parameter wie Gewicht, Art der Batterie, Kombination von Motor und Propeller festgelegt und auftretende Verluste durch Wind oder Flugstil berücksichtigt. Alle Funktionen wurden in einem in Teamcenter integrierten Visio-Diagramm über Ports verbunden, zwischen denen Informationen oder Objekte transportiert werden können. 29 interface 1-2015 | Lösungen für Systems Engineering Teamcenter for Systems Engineering •Teamcenter for Systems Engineering bietet eine modellorientierte SoftwareUmgebung, mit der Konzepte des Systems Engineerings in der Produkt entwicklung angewendet werden können. •Die integrierte, domänenübergreifende Lösung verknüpft die Systemmodellierung, die Systemarchitektur, die Systemsimulation und das Anforde rungs-Management mit dem restlichen Produkt- und Prozesswissen und hilft zusätzlich dabei, die entwickelten Produkte als domänenübergreifende Systeme zu beschreiben. Technische Validierung Nach der Funktionsarchitektur wurde das logische Verhalten des Systems beschrieben. Um derartige Modelle zu erstellen, wurden die integrierten Simulationswerkzeuge MATLAB und Simulink 2013 genutzt. Durch die Offenheit des Systems ist deren Integration kein Problem. Damit analysieren Konstrukteure das dynamische Verhalten der geometrisch dargestellten Komponenten. Durch eine Systemsimulation wird überprüft, ob alle definierten Forderungen erfüllt werden. So können auch Kollisionen zwischen einzelnen Bauteilen oder Subsystemen erkannt werden. Die Regelungstechnik spielte dabei eine sehr große Rolle, weil sie die Stabilität während des Fluges gewährleisten und die Sensordaten mit den Motorausgängen abstimmen muss. »Durch die vollständige Integration von MATLAB und Simulink in Teamcenter konnten die notwendigen Interaktionen komfortabel und problemlos durchgeführt werden«, sagt Prof. Dr. Vahid Salehi. Konstruktion auf der Bauteilebene Im letzten Schritt des SDPD-Ansatzes von Siemens PLM Software wird die Bauteilebene ausgearbeitet. Dazu werden einerseits die physikalischen Eigenschaften des Systems in der hierarchischen Struktur des Systems Engineerings beschrieben, andererseits die geometrischen 3D-Modelle in einem Gesamtentwurf konstruiert. Die Verhaltensbeschreibungen der einzelnen Komponenten gehen nun in die technische Systemarchitektur ein. Abschließend wird die physikalische Systemarchitektur abgebildet, die das Gesamtsystems real darstellt. Da der Quadrocopter mechanische, elektrische und mechatronische Komponenten enthält, brauchen die Konstrukteure ein 3D CAD-System, das die verschiedenen Ansichten des Gesamtsystems ermöglicht. Dazu soll in Zukunft NX mit entsprechenden Schnittstellen zu ECAD verwendet werden. 30 Ergebnisse Systems Driven Product Development bildet mechatronische Systeme über Anforderungen, Funktionen, technische Komponenten bis hin zu den physikalischen Bauteilen ab. Die schrittweise Umsetzung von abstrakt bis konkret entspricht dem V-Modell der VDI-Richtlinie 2206 zur Entwicklungsmethodik mechatronischer Systeme. Mit Hilfe von Teamcenter for Systems Engineering wurde das Projekt Quadrocopter sehr erfolgreich abgeschlossen. In nur sechs Monaten haben die Studierenden nicht nur das Konzept des SDPD kennengelernt und mithilfe von Teamcenter for Systems Engineering in die Praxis umgesetzt, sondern auch die Bauteile des Quadrocopters einschließlich Platine im Labor EDMS der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München gefertigt. Siemens PLM Software leistet mit SDPD und den entsprechenden Teamcenter-Modulen einen wichtigen Beitrag für die zukünftige Entwicklung von mechatronischen Systemen – eine Grundvoraussetzung für das Internet der Dinge. ■ SDPD im Überblick Prof. Dr. Vahid Salehi VDI-Richtlinie 2206 Prof. Dr. Vahid Salehi ist seit 2013 an der Fakultät für angewandte Wissenschaften und Mechatronik der Hochschule München tätig. Er leitet das Laboratory for Engineering Design of Mechatronic Systems. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der durchgängigen Produktentwicklung von cyberphysikalischen Systemen, des Product Life Cycle Managements (PLM) und der Anwendung von CAx-Technologien. Davor war Professor Salehi in verschiedenen Positionen der Automobilindustrie, u.a. als Leiter Initialphase in der strategischen Produktentwicklung tätig. •Mechatronische Systeme entstehen durch Integration von mechanischen und elektronischen Systemen sowie zugehöriger Informationsverarbeitung. •Die Integration erfolgt durch die konstruktive Verschmelzung von Aktoren, Sensoren und der Mikro elektronik mit der Hardware. •Die funktionelle Integration wird entscheidend durch die Gestaltung der zugehörigen Software geprägt. •Gemessene Signale werden verarbeitet und Stellelemente so angesteuert, dass Gesamtsysteme mit einer gewissen künstlichen Intelligenz entstehen. Weitere Informationen: Produktwww.siemens.de/plm/teamcenter Kundewww.hm.edu Benutzergruppe e.V. Deutschland 2015 »VON ANWENDERN FÜR ANWENDER« ANWENDERKONFERENZ 05. + 06. Mai 2015 Lufthansa Training & Conference Center Seeheim Fachlich fundierte Vorträge, individuelle Workshops und Weiterbildungsmaßnahmen werden hier für Ihre berufliche Tätigkeit angeboten. Die zweitägige Veranstaltung bietet aus den Bereichen Produktentwicklung, Konstruktion und Fertigung sowie CAE Berechnung mit NX, Solid Edge und Teamcenter ein reichhaltiges Angebot. Informationen zu Produktupdates & -release erhalten Sie direkt aus dem Hause Siemens PLM Software. Melden Sie sich auf www.plm-benutzergruppe.de unter „Konferenz 2015“ an. Wir freuen uns, Sie auf der Siemens PLM Connection in Seeheim-Jugenheim zu begrüßen! 31 TEAMCENTER • CAE • SOLID EDGE • NX CAD • NX MANUFACTURING • AUTOMOTIVE • TECNOMATIX DATENAUSTAUSCH • LEHRE & FORSCHUNG • SYSTEMMANAGEMENT Vollständige Produktkostentransparenz mit Teamcenter Product Cost Management Hauptmerkmale Vorteile ▪ Simulation, Analyse und Optimierung von Produktkosten bereits in der Entwicklungsphase. ▪ Erzeugung von sowohl Bauteil- als auch Werkzeugkalkulationen. ▪ Hinterlegung sämtlicher Produktinformationen, Einsatzfaktorpreise und prozessrelevanter Informationen. ▪ Identifizierung und Eliminierung von Kostentreiber dank vollständiger Kostentransparenz und Simulation verschiedener Szenarien. ▪ Präsentation der ermittelten Kalkulationsergebnisse auch außerhalb des Systems: ▪ Reine Managementpräsentation. ▪ Zahlen-Daten-Fakten mit vielen Details zur Kostenzusammensetzung. ▪ Hinterlegung des bereits erworbenen Expertenwissens für spätere Kalkulationen. ▪ Aufbau einer zentralen Wissensbibliothek mit Standardprozessinformationen und Vorlagen. ▪ Zentrale Steuerung der Berechnungslogik und Zuschlagsgrundlage verhindert versehentliche oder beabsichtigte Manipulation des Ergebnisses. ▪ Erste Ergebnisse können bereits mit groben Informationen erzielt werden. ▪ Durchgängiger Kalkulationsprozess, dezentral und abteilungsübergreifend einsetzbar. 8 5 BCT Technology AG Im Lossenfeld 9, 77731 Willstätt, Deutschland T. +49 7852 996-0, [email protected] www.bct-technology.com facebook.com/bct.technology twitter.com/bcttechnology linkedin.com/company/bct lle a :H 01 2 se s Me r e v nno Ha youtube.com/bctugs xing.com/companies/bcttechnologyag E1 / 7
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