Genomische Selektion 2.0: Von SNPs zur DNA-Sequenz

Foto: Kate Whitley,
www.biotechnologie.de
Inhalt
o
o
o
o
Was kann die genomische ZWS nicht ?
QTL: Erfahrungen aus genomweiten Studien
Begriffklärung [Re-]Sequenzierung
Hochdurchsatzsequenzierung
• technische Aspekte & Limitationen
• Sequenzimputation
o Nutzung der Daten
• “Gene Hunting”
• genomische Zuchtwertschätzung
o Schlussfolgerung & Ausblick
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Was kann die konventionelle ZWS?
o BLUP-Tiermodell
• nutzt Verwandteninformation
• Zuchtwerte für Tiere ohne Eigenleistung
o Limitation
• Schätzung der Zufallshälfte aus Eltern nur über
Nachkommen möglich
• 50% der wahren Zuchtwertunterschiede in einer
Population sind der Zufallshälfte zuzuordnen
• NKP – Generationsintervall – Zuchtfortschritt/Jahr
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Was kann die genomische ZWS?
o gZWS erlaubt
erstmals Schätzung
der Zufallshälfte
ohne Nachkommen
o Sicherheit ~65%
o Generationsintervall!
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Was kann die genomische ZWS nicht?
o ‘Black-Box System’
o Effekte von Varianten in Genen werden
nicht berücksichtigt
o modelliert Effekte von relativ langen
Chromosomenstücken (umfassen hunderte
bis tausende Gene)
o Chromosomenstücke haben nur innerhalb
Rasse vergleichbare Effekte
• rasseübergreifende Schätzung daher bisher
nahezu erfolglos!
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
o ‘Black BoxMilchmenge
System’
o Effekt
Anteil der genet. Varianz
Anteil der genet. Varianz
Gibt es überhaupt wichtige Gene?
Chromosomenlänge (Mb)
Eiweiß %
Chromosomenlänge (Mb)
DGAT1
Fett %
Anteil der genet. Varianz
Anteil der genet. Varianz
Erkenntnisse
BTA 14: aus genomweiten Studien:
Zellzahl
o
Es gibt wichtige Gene (QTL)
o
7
Unterschiede
je nach Merkmal
o
viele Merkmale zeigen nur winzig kleine Effekte und
keine wichtigen
QTL (~infinitesimal)
Chromosomenlänge (Mb)
Chromosomenlänge (Mb)
(Pimentel et al., 2011)
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
DNA-Sequenzierung
o DNA (Desoxyribonukleinsäure)
• Bauplan des Lebens
• Bausteine (Nucleotide) verschieden durch
Basen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin
o Sequenzierung
http://ghr.nlm.nih.gov
• Abfolge der Basen am DNA Strang entschlüsseln
o Re-Sequenzierung
• Sequenz eines Referenztieres der Art (z.B. Rind) bekannt
Referenzsequenz
• Individuen werden re-sequenziert um Unterschiede zur
Referenzsequenz zu untersuchen
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
DNA-Sequenzierung
o Traditionelle Sequenzierung (Sanger)
• geringe Fehlerrate
• wenig Durchsatz
o Hochdurchsatzsequenzierung (NGS)
•
•
•
•
Genom in zufällig kleine Stücke zerteilt
modifizierte Stücke binden an Flow Cell
exponentielle Vermehrung der Stücke
milliardenfach parallele Sequenzierung
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Zuordnung “Alignment”
der DNA-Segmente
Re-Sequenziertes
DNA Segment
Referenzsequenz
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Zuordnung “Alignment”
der DNA-Segmente
o Sequenzabschnitte passen meist nur an eine
bestimmte Stelle der Referenzsequenz
Referenzsequenz
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Zuordnung “Alignment”
der DNA-Segmente
o Um das gesamte Genom re-sequenzieren zu
können, ist eine mehrfache Abdeckung nötig
1x
2x
4-fache
Abdeckung
3x
4x
Referenzsequenz
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Genotypisierung und
Identifizierung neuer SNP
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Genotypisierung und
Identifizierung neuer SNP
o neue SNP: Sequenzabschnitte die beim untersuchten
Tier von der Referenzsequenz abweichen
Tier ist heterozygot
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Kosten und Durchsatz
von 2001 bis 2011
o Durchsatz: x 1014 | Kosten x 1/60.000
http://www.genome.gov/sequencingcosts/
Pareek et al. (2011)
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Limitationen
o Fehlerrate 2 bis 5%
• Einfluss der Abdeckung
• intensive Forschungsaktivitäten
• Fehlerrate deutlich höher als SNP Chips
o Kosten
• dz. rund 2.000€ für 10 fache Abdeckung
• Kosten der Datenspeicherung
• ca. 125 GB / Genom 10x !
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Sequenzimputation
o wenige wichtige Ahnen machen einen Großteil
der aktuellen genetischen Unterschiede aus
Pausch, 2012; TU München,
http://www.svt-asp.ch/PDF/2012/Ruedi%20Fries.pdf
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Sequenzimputation
Sequenz
wichtiger
Ahnen
Chip Genotypen der
Stierpopulation
(HD, 50K)
Imputierte Sequenz
der gesamten
Stierpopulation
Schwarzenbacher
Anzahl der Ahnen
Imputationsfehler
seltene Allele
3 Länder Seminar 2012
„Gene-Hunting“
o Sequenz nutzen um Varianten in Genen zu
finden, die kausal ein Merkmal beeinflussen
o kausale Varianten sind in der Sequenz zu
finden!
o „Nadel im Heuhaufen“ Problem
o äußerst erfolgreich bei monogenen Erbfehlern
o schwierig bei Leistungsmerkmalen
• Effektgröße, Erbgang, Datenqualität und -umfang…
• Ziel ist direkte Berücksichtigung in genom. ZWS
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
genomische Zuchtwertschätzung
o näher an die wahren Geneffekte kommen
• Sicherheit der Schätzung
• rasseübergreifende ZWS
• Stabilität der Schätzformel über Generationen
o große Kalibrierungen nötig Phänotypen
• internationale Zusammenarbeit
• rasseübergreifende Kalibrierung?
o neue statistische Verfahren nötig
• Datenmengen
• Vorauswahl bzw. Gewichtung der SNP
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
1000 Bull Genomes Project
www.1000bullgenomes.com
o Projekt initiiert von Ben Hayes
• Vorbild 1000 Genomes Project beim Menschen
• Partner bringen Sequenzdaten in das Projekt ein
o Projektziele
•
•
•
•
genetische Variabilität beim Rind abbilden
Sequenzimputation
genomweite Assoziationsstudien (Gene-Hunting)
genomische ZWS
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Ausblick & Schlussfolgerung
o Die Sequenz ist der ultimative Genotyp
o Kosten werden weiter sinken
• populationsweite Sequenzierung?
o wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn
• Auswirkungen der Selektion besser verstehen
o praktische Anwendung
• Sicherheit der genomischen Zuchtwerte
• GS für kleine Rassen – rasseübergreifend
o Genetik ist sehr komplex
• Bäume wachsen nicht in den Himmel…
Schwarzenbacher
3 Länder Seminar 2012
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
Danksagung
Dr. Marlies Dolezal, Quantomics
Dr. Birgit Gredler, Qualitas AG
MSc. Hubert Pausch, TUM
Foto: Kate Whitley,
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