FRIESACH IM WANDEL TRANSITION TOWN FRIESACH Antrag: „Essbare Stadt Friesach“ Friesach, am 25. März 2015 Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte StadträtInnen, sehr geehrte Damen und Herren im Gemeinderat! Wir bitten, den folgenden Antrag unserer Initiative FRIESACH IM WANDEL – TRANSITION TOWN FRIESACH auf die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung zu nehmen: Die Friesacher Stadtverwaltung wird gebeten, in Anlehnung an bereits erfolgreich erprobte Projekte (siehe Anhang) zu „Essbare Stadt“, zu prüfen, 1. welche öffentlichen Grünflächen und Freiflächen für eine Bepflanzung in Frage kämen und durch die Stadt Friesach zur Verfügung gestellt werden könnten, bzw. wie private GrundeigentümerInnen motiviert werden können, Grundstücke zur Verfügung zu stellen (z.B durch Vermittlung, Verhandlung über Zwischennutzungen, Haftungsübernahme) . 2. ob bei einer sukzessiven Nachbepflanzung der städtischen Grünanlagen auf heimische Obst und Gemüsesorten umgestellt werden kann, 3. welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Bepflanzung durch ehrenamtliches Bürgerengagement zu ermöglichen. Dabei ist insbesondere zu prüfen, wie interessierte Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Schulen und Kindertagesstätten für ein solches Projekt gewonnen werden können (z.B. Förderung, aktive Patenschaft, Prekarium). 4. ob im Falle vermehrter Nutzerinteressen zusätzliche benötigte Flächen (z.B. Brachflächen) für Gemeinschaftsgärten oder Kleingartenanlagen zur Verfügung gestellt oder durch die Gemeinde unterstützend vermittelt werden können. 5. ob in Kooperation mit den örtlichen Wohnungsbaugesellschaften beim Bau oder der Sanierung von Mehrgeschosswohnungen Miet- oder Gemeinschaftsgärten angelegt werden können. Dabei ist zu prüfen, ob vorhandenes oder geplantes „Abstandsgrün“ in Nutzgärten umgewandelt werden kann. 6. ob über EU-Förderprogramme (z.B. Leader), Klima- und Energiefonds, Energiemasterplan, Fonds Gesundes Österreich o. ä. Finanzmittel / Förderungen beantragt werden können. Die Stadt Friesach soll dieses Projekt im Sinne der Förderung der Gesundheit und des Miteinander (Familienfreundliche Gemeinde) aufgreifen und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen. Die Stadtverwaltung möge eine abteilungsübergreifende Ansprech- und Vernetzungsstelle zur Unterstützung des Konzepts „Essbare Stadt“ einrichten. Motive und Hintergrundinformationen: Die Zukunft unserer Stadt, unserer Region selbst mitgestalten und bestehende Handlungsspielräume zu nutzen, um einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen – das ist die Grundmotivation der Initiativgruppe FRIESACH IM WANDEL – TRANSITION TOWN FRIESACH. Wir möchten Themen und Menschen zusammenbringen, AkteurInnen des Wandels in unserer Stadt vernetzen und immer mehr Menschen für eine lebendige, gesunde und zukunftsfähige Stadt begeistern. Dabei setzen wir auf Kooperation und bemühen uns um Projekte, welche langfristig und nachhaltig den Lebensalltag in unserer Stadt und auch die lokale Resilienz verbessern sollen. Es gibt inzwischen einige Ideen, wie man unsere Stadt lebenswerter machen kann, regionale Kreisläufe schließt, sowie Ressourcen und Umwelt schont. Das Konzept „Essbare Stadt“ erscheint uns dafür besonders geeignet. Unter einer „Essbaren Stadt“ versteht man die Entwicklung einer lebendigen und produktiven Stadtlandschaft im Kontext von „Urban Gardening“, d.h. in der Stadt wird je nach Eignung der Fläche der Anbau von Hecken (z.B. Himbeere oder Stachelbeere), Bäumen (z.B. Esskastanie, Nüsse, Obst, Wildobst) oder Gemüse und Kräuter angestrebt. Öffentliche Grünflächen sind für alle da und sie sind deshalb legitimer Aktionsraum für die Bürger/innen. Da jeder anbauen und ernten darf, wird so eine gewisse Selbstversorgung der Bevölkerung ermöglicht und eine gesündere Lebensweise gefördert (⇒ Konzept einer Ernährungssouveränität, Obst- / Gemüseautarkie) . Die "Essbare Stadt" bietet die Möglichkeit zu einem gesamtstädtischen Konzept, das Menschen jeden Alters und aus allen Bevölkerungsschichten anspricht und mitnimmt. Unter dem Motto "Pflücken erlaubt, statt Betreten verboten" könnte das Projekt zu einem Markenzeichen und Aushängeschild unserer Stadt werden, was sowohl bei unseren Bürger/innen als auch bei Touristen gleichermaßen beliebt sein dürfte („Erlebnisstadt Friesach“). Diese Art der Bepflanzung hätte viele weitere Vorteile. Die Bürger/innen hätten nicht nur die Möglichkeit sich kostenlos von Früchten auf den öffentlichen Flächen zu bedienen, sondern aus eigener Initiative Obst und Gemüse selbst anzupflanzen und zu pflegen. In den Genuss kämen auch einkommensschwächere Bevölkerungsschichten, die dadurch Zugang zu kostenlosen vollwertigen Nahrungsmitteln erhielten und deren Selbstwirksamkeit dadurch gestärkt würde. Durch die gemeinsame Pflege und Arbeit entstehen neue soziale Strukturen, die das Zusammenleben bereichern. Dadurch entsteht ein stärkeres Bewusstsein für die Natur, eine erhöhte Lebensqualität und eine verstärkte Identifikation mit unserer Stadt. (⇒ Familienfreundliche Gemeinde). Generationen übergreifende Projekte z.B. zwischen Seniorenheimen (Haus „Franz Josef“, „St. Hemma-Haus“, „Haus-Suavitas“), der Neuen Mittelschule mit der Volksschule und den örtlichen Kinderbetreuungseinrichtungen wären dadurch möglich. (⇒ Erfahrungsraum für Natur- und Umweltpädagogik, „Kinder-Garten“, „Essbarer Schulgarten“, „Generationen-Mitmach-Garten“) Urbane Gärten stärken die Beziehung der Bürger zu ihrem unmittelbaren Umfeld, erhöhen Lebensqualität, Biodiversität und auch die lokale Resilienz (⇒ Widerstandskraft). Natürliche Selbstversorgung in der Stadt wird wieder zur selbstverständlichen, das ökologische Bewusstsein schärfenden Erfahrung. So werden städtische Grünanlagen nicht nur ökologisch aufgewertet, sondern auch optisch attraktiver (z.B. „Obstblüte in Friesach“) und abwechslungsreicher – ein lebendiges Praxisbeispiel für Nachhaltigkeit, Artenvielfalt und gelebtes Bürgerengagement in Gemeinschaft (⇒ Erlebnisstadt Friesach, Lebenswerte Stadt, Initiative „CittàSlow / SlowCity“) . Neben Chancen für das Projekt „Burgbau Friesach“ („Hortulus“, „Arzneygarten“ , „Obsthain“) bietet das Projekt „Essbare Stadt“ ergänzende Impulse zur Förderung des Exkursionstourimus mit der Möglichkeit von begleitenden Seminaren, Workshops und Sonderführungen (z.B. Alte Obstsorten, Mittelalterliche Nutzpflanzen, Apotheker&Klostergärten, Historische Verarbeitungstechniken, Permakultur, etc.), sowie Anregungen zur Neuschaffung und Reaktivierung von lokaler Handwerkskultur (Kultivierung, Verarbeitung und Handel) und zur Bereicherung der Kulinarik (⇒ regionaltypische Spezialitäten, autochthone Erzeugnisse, regionale Identität) unserer Stadt. Mit dieser Initiative können auch Private wieder dazu aktiviert werden, bestehende Freiflächen und „Leerstand“ selber zu nutzen, oder Interessenten auf Zeit zur Verfügung zu stellen (⇒ Prekarium, Miete, Pacht). Anbei einige Beispiele des Gelingens: Marktgemeinde Übelbach (Stmk.) - Seit 2013 entsteht die „1. Essbare Gemeinde Österreichs“. Gemeindeeigene Flächen werden in öffentliche, für alle zugängliche und beerntbare Gärten umgestaltet. Die Initiative wird gemeinsam von der Gemeinde, dem Verein PermaVitae und dem regionalem Obst- und Gartenbauverein getragen (www.uebelbach.gv.at/Essbare-Gemeinde.4789.0.html). Wiener Neustadt (NÖ) - Das Projekt geht vom Verein „Obststadt“ (www. obststadt.at) und der örtlichen Attac-Gruppe (www.attac-wn.at/initiativen/essbares-wr-neustadt) aus und wird vom Umweltstadtrat unterstützt. Die HLW Wr. Neustadt ist im Rahmen eines Schulprojektes eingebunden. Ziel ist es, den Bewohnern der Stadt Wr. Neustadt die Herkunft verschiedener Nahrungsmittel näher zu bringen. Andernach / D (Andernach - bei Koblenz, am Mittelrhein gelegen) - Andernach war bereits mit seiner historischen Stadtmauer und Altstadt ein beliebtes Touristenziel. Mit dem Konzept „Essbare Stadt“ konnten dennoch die Besucherzahlen deutlich gesteigert werden. Spezielle Führungen – sowohl für traditionelle Touristen als auch speziell am Thema interessierte Besuchergruppen – haben der Stadt zusätzliche Einnahmen und Bekanntheit gebracht. In Andernach konnte das Konzept der Essbaren Stadt mit 30% weniger Kosten realisiert werden, als die traditionelle Stadtbepflanzung. Urbane Landwirtschaft ist Teil des städtischen Grünflächenkonzeptes. Langzeiterwerbsarbeitslose sind in das vorbildliche, inzwischen mehrfach ausgezeichnete Projekt eingebunden (www.youtube.com/watch?v=CSI3ckG5Y9g und www.andernach.de/de/leben_in_andernach/essbare_stadt.html). INITIATIVE FRIESACH IM WANDEL – TRANSITION TOWN FRIESACH PROJEKT „ESSBARE STADT“ p. Adr. Leo Kudlicka 9360 Friesach, Fleischbankgasse 5 Mobil: 0676 87722450
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