Dr.-Ing. Heinrich Herbst, Kompetenzzentrum

Kostenfaktor 4. Reinigungsstufe
Landeskongress des BWK Landesverbandes NRW e.V. am 23. April 2015:
Neue Herausforderungen für die Abwassertechnik
Dr. Heinrich Herbst
Sandra Ante
Kompetenzzentrum Mikroschadstoffe.NRW
Gliederung
Vorstellung des Kompetenzzentrums
Entwicklung der Umsetzung von Anlagen zur Mikroschadstoffelimination
Kosten und Kostenstruktur der Abwasserbeseitigung in NRW
Entwicklung von Kostenfunktionen
Kostenauswertung des Kom‐M.NRW
Vorstellung des Kompetenzzentrums
Ausgangssitutation in NRW
ƒ
28 von den 100 am dichtesten
besiedelten Gemeinden
Deutschlands (18 in BY, 17 in BW)
ƒ
Behandlung von rd. 2.650 Mio. m3
Abwasser/a (2012) in 634
kommunalen Kläranlagen
ƒ
Mischwasserentlastung ca. 230 Mio.
m³
ƒ
sehr hoher Anteil der Gewinnung von
Trinkwassers aus
Oberflächengewässern (ca. 50-60%)
ƒ
kein flächendeckend guter
ökologischer Zustand der Gewässer
GEWÄSSERQUALITÄT IST
TRINKWASSERRELEVANT !!
Aufgaben
AUFTRAG
> Das Kompetenzzentrum arbeitet im Auftrag
des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- u. Verbraucherschutz des
Landes NRW (MKULNV NRW), Start 2012
> Unterstützung durch Landesverband NRW der DWA
SCHWERPUNKTE
> Verfahrenstechniken
> Technologieeinsatz
> Bemessungshinweise
> Monitoring / Analytik / Messtechnik
> Energetische Betrachtungen
AKTIVITÄTEN
> Information
> Vernetzung
> Fortbildung
Organigramm
Projektleitung
LANUV NRW
fachliche Beratung
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,
Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
Kooperation
Koordination,Technik
Kommunikation
Wissenschaft, Forschung, Analytik
Entwicklung der Umsetzung von Anlagen zur
Mikroschadstoffelimination
Überblick der Verfahrenstechniken
Ozonung
PAK /
Kontaktbecken
PAK / Filter
GAK
Ausgewählte Kläranlagen in Deutschland, NRW
Ozonung:
KA Duisburg Vierlinden
Quelle: Wirtschaftsbetriebe Duisburg AöR
Ausgewählte Kläranlagen in Deutschland, NRW
Ozonung + PAK:
KA Schwerte
Ausgewählte Kläranlagen in Deutschland, NRW
GAK:
KW Gütersloh-Putzhagen
Ausgewählte Kläranlagen in Deutschland, BW
PAK:
KA Sindelfingen
Quelle: Kompetenzzentrum Spurenstoffe BW
Ausgewählte Kläranlagen in der Schweiz
Ausgewählte Kläranlagen in der Schweiz
Überblick Maßnahmen in Baden-Württemberg
Übersicht Projekte in der Schweiz
Überblick Maßnahmen in NRW
Kosten und Kostenstruktur der
Abwasserbeseitigung in NRW
Anteile in Prozent,
gewichtet nach den gemeldeten Einwohnern
Abschreibung
14%
Zinsen
30%
6%
Personalkosten
3%
3%
Roh‐, Hilfs‐, und Betriebskosten
Reststoffentsorgung
11%
Abwasserabgabe
14%
18%
Quelle: DWA‐Wirtschaftsdaten der Abwasserbeseitigung 2009, erschienen 07/2010
sonstiger betrieblicher Aufwand
bezogene Leistungen
Entwicklung von Kostenfunktionen
Historie der „Kostenentwicklung“
Kosten aus Literaturstudien mit unterschiedlichen Berechnungsansätzen und
Bezugszeiten, auf Basis von „Einheitswerten“ und zum Teil extrapoliert aus „upgescalten“
Versuchsanlagen
ƒ
Pinnekamp (ISA); W. Merkel (IWW) et al.; Senkung des Anteils organischer
Spurenstoffe in der Ruhr durch zusätzliche Behandlungsstufen auf kommunalen
Kläranlagen – Güte- und Kostenbetrachtungen – Studie MKULNV 2008
Î Spezifische Kosten je nach Verfahren/Stoff zwischen 0,04 - 0,32 €/m³
Abwasser (behandelt)
Historie der „Kostenentwicklung“
ƒ
ƒ
Aktuelle Veröffentlichungen wie z. B. Kostenübersicht von PAK Anlagen zur
Spurenstoffelimination z. B. nach K. Alt, I. Barnscheidt (2012), hier verändert und
ergänzt
Î Spezifische Kosten je nach Verfahren/Stoff zwischen 0,03 - 0,13 €/m³
Abwasser (behandelt)
Historie der „Kostenentwicklung“
ƒ Kostenstudien aus der Schweiz aus den Jahren 2008 und 2012
Historie der „Kostenentwicklung“
ƒ
Kostenangaben aus Baden-Württemberg
ƒ
TP 9: Kosten und Nutzen der Spurenstoffelimination, F+E-Projekt des MKULNV NRW,
erste einheitliche Aufbereitung aller Kostenansätze und Entwicklung von Kostenfunktionen
ƒ Einheitliche Aufbereitung der Kosten
aus nationalen/internationalen Studien/Projekten
ƒ Spezifische Betriebskosten
ƒ Nutzungszeiträumen
ƒ Bemessungs- und Eliminationsleistungen
Investitionskosten
für Aktivkohle-Behandlung und Ozonierung
Verfahren
Kostenfunktion in [€]
x in m³ Abwasser behandelt
Ozon
PAK
y=2.152·x
KA Ausbau
50.000 EW
[Mio. €]
KA Ausbau
100.000 EW
[Mio. €]
KA Ausbau
250.000 EW
[Mio. €]
1,87
2,92
3,68
2,34
3,76
5,25
0,4468
2
6
y=-2*10(-10) x +0,2208·x+2·10
KA 50.000 EW mit Jahresabwassermenge 3,8 Mio.m³
KA 100.000 EW mit Jahresabwassermenge 10,3 Mio.m³
KA 250.000 EW mit Jahresabwassermenge 17,2 Mio.m³
Quelle: F+E-Projekt TP 9
„ Kosten und Nutzen ….“
25
Betriebskosten
für die Verfahren Aktivkohle und Ozonierung
Verfahren
Kostenfunktion in [€/a]
x in m³ Abwasser behandelt
KA Ausbau
50.000 EW
[Mio. €/a]
KA Ausbau
100.000 EW
[Mio. €/a]
KA Ausbau
250.000 EW
[Mio. €/a]
Ozon
y=0,0147·x+46.081
0,10
0,20
0,30
PAK
y=0,036·x+27.729
0,17
0,40
0,65
KA 50.000 EW mit Jahresabwassermenge 3,8 Mio.m³
KA 100.000 EW mit Jahresabwassermenge 10,3 Mio.m³
KA 250.000 EW mit Jahresabwassermenge 17,2 Mio.m³
Quelle: F+E-Projekt TP 9
„ Kosten und Nutzen ….“
26
Jahreskosten
Quelle: F+E-Projekt TP 9
„ Kosten und Nutzen ….“
0,08 €/m³
0,04 €/m³
Kostentreiber im Allgemeinen
Investitionskosten sind stark abhängig von den räumlichen
Randbedingungen:
Zufluss im „freien Gefälle“ Î keine Pumpkosten
Nutzung von vorhandenen Ressourcen z.B. Beckenvolumen
Î Reduzierung der Baukosten
z.B. vorhandene Sauerstoffanlage/-Leitung
Î Synergien bei den Betriebs- und Anlagenkosten
Kostentreiber im Speziellen
Pumpwerke
Personalkosten für alle Verfahren ähnlich
Ozonanlagen: Energieverbrauch (ca. 0,05 kWh/m³) für Ozonerzeugung
und –eintrag, Reinsauerstoff (ca. 0,10 €/m³) PAK-Anlagen: PAK (1.400 €/Mg), Fällmittel und FHM sowie
Schlammentsorgung, aufgrund der größeren Bauvolumens und
Maschinentechnik mehr Wartung und Instandhaltung
GAK-Anlagen: Anzahl der Bettvolumina bestimmen die Standzeit und die
Betriebskosten, geringste Investitionskosten
Kostenauswertung des Kom-M.NRW
Kostenüberblick des Kom-M.NRW
Zusammenstellung der Kosten aus den mehr als 85 Datensätzen
(Varianten) aus NRW für die Verfahrenstechniken:
Ozon, GAK, PAK und Kombinationen
derzeit noch nicht alle Kostenschätzungen verfügbar
Spezifische Investitionskosten (JSWM)
Spez. Investitionskosten gesamt (Medianwerte der Vorzusgvarianten)
Spez. Investkosten [€ /(m³/a)]
ƒ Ozon
ƒ PAK
ƒ GAK
64 Cent/(m³/a)
62 Cent/(m³/a)
14 Cent/(m³/a)
(n = 11)
(n = 8)
(n = 4)
Spezifische Betriebskosten (JSM)
Spez. Betriebskosten gesamt (Medianwerte der Vorzusgvarianten)
ƒ Ozon
ƒ PAK
ƒ GAK
4 Cent/m³
5 Cent/m³
3 Cent/m³
(n = 11)
(n = 8)
(n = 4)
Summenhäufigkeit der spezifischen
Stromverbräuche ohne Mikroschadstoffelimination
Quelle: DWA Leistungsvergleich Kläranlagen, 2011
Vergleich spezifische Stromverbräuche
spez. Stromverbrauch bei 60 m³/(EW*a)
spez. Stromverbrauch bei 120 m³/(EW*a)
Î 0,58 kWh/m³
Î 0,29 kWh/m³
im Mittel 0,44 kWh/m³
OZONUNG je nach Ozondosis (3-7 mg/L)
Duisburg Vierlinden Ozonung je nach O3 Dosierung 0,03 bis 0,08 kWh/m³
zzgl. Pumpwerk mit 0,06 kWh/m³
KA Schwerte Ozonung 0,03-0,05 kWh/m³
Bad Sassendorf 0,08 kWh/m³
Quelle: Herbst, Ante 2010, Mousel et al. ET 2015
Î Fazit ohne Pumpwerk Ozonung ca. 14% höherer Energiebedarf
PAK (starke Abhängigkeit vom Verfahren und Bauwerken)
Anlagen aus BW und NRW 0,03 – 0,05 kWh/m³ zzgl. Pumpwerk und ggf. Filtration (0,05
kWh/m³)
Energiekosten eher unbedeutend Î Kosten PAK und Entsorgung von größerer Bedeutung
Quelle: Herbst, Ante 2010, Mousel et al. ET 2015
Î Fazit ohne Pumpwerk und Filter PAK ca. 10% höherer Energiebedarf
Vergleich: Betriebskosten 4. Stufe
vs. Betriebskosten Kläranlage
Betriebskosten (Wagner 2000) Kostenstand 2015
für 100.000 EW Kläranlage mit ca. 10,3 Mio m³ Abwasser/a
ca. 34 €/(EW*a) Î 33 Cent/m³
ƒ Ozon
ƒ PAK
ƒ GAK
4 Cent/m³
5 Cent/m³
3 Cent/m³
(n = 11)
(n = 8)
(n = 4)
Mehrbelastung von 12 %
Mehrbelastung von 15 %
Mehrbelastung von 9 %
Fazit Mehrbelastung Betriebskosten in einer Größenordnung
von 10%
Jahreskosten Ozonungsanlagen (alle Varianten)
Jahreskosten PAK-Anlagen (alle Varianten)
Jahreskosten GAK-Anlagen (alle Varianten)
Jahreskosten der Vorzugvarianten
Jahreskosten
ca. 2,5 Pils
pro Person und Jahr
Zusammenfassung
1
Zahlreiche Studien und realisierte Projekte in CH, BW, NRW führen
zu einer immer größeren „Kostensicherheit“.
2
Anlagenoptimierungen und neue Verfahrenskombination führen zu
sinkenden Kosten (IK und BK).
3
Kostenstudien zeigen eine breite Streuung der Kosten (IK und BK) in
Abhängigkeit der örtlichen Randbedingungen.
4
4. Stufe führt zu einer Kostensteigerung, abhängig von örtlichen
Randbedingungen, bei den Betriebskosten in einer Höhe von
ca. 10-15 % (ohne Pumpwerk).
5
Kostentreiber
ƒ Ozon Î Energieverbrauch
ƒ PAK Î Dosiermenge von PAK und ggf. Anlagen zum PAKFeststoffrückhalt
ƒ GAK Î Qualität des Ablaufs NK und damit Anzahl der Bettvolumina
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!
Kompetenzzentrum Mikroschadstoffe.NRW
Graeffstraße 5
D-50823 Köln
Tel:
+49 221 57402 - 53
Fax: +49 221 57402 - 701
Backup
Einheitliche Kostenvorgaben
Betriebskosten BK (Auszug)
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Personal mit 50.000 €/a
Energie mit 0,15 €/kWh
PAK mit 1.400 €/Mg PAK
Reinsauerstoff mit 0,10 €/m³ O2
Spezifische Ozonmenge je kg Sauerstoff 0,1 Kg O3/kg O2
Bettvolumina GAK 10.000 Bettvolumina/a (Standzeit ca. 1 Jahr)
Kosten GAK 1.300 €/Mg GAK (für Erstbefüllung)
Kosten regenerierte GAK 900 €/Mg GAK (für Wiederbefüllung)
Schlammentsorgung und Flockungshilfsmittel
Wartung Instandhaltung prozentual vom Invest:
ƒ
Bau 1%, Elektrotechnik 2%, Maschinentechnik 4%
Einheitliche Vorgaben zur
Jahreskostenermittlung (JK)
Jahreskosten (JK) = Σ (Annuitäten aus den Investitionskosten (IK)
+ Betriebskosten (BK)
ƒ Annuitäten auf Basis folgender Randbedingungen:
ƒ Betrachtungszeitraum
ƒ Nutzungsdauern
ƒ Bautechnik
ƒ Maschinentechnik
ƒ EMSR-Technik
ƒ Nebenkosten
ƒ Zins 3 %
30 Jahre
30 Jahre
15 Jahre
10 Jahre
30 Jahre
Î 1 Reinvestition im
Betrachtungszeitraum
Î 2 Reinvestitionen im
Betrachtungszeitraum
Randbedingungen für die Kostenermittlung
Zahlreiche Verfahren sind am Markt verfügbar, hier erfolgt eine
Eingrenzung auf :
ƒ
ƒ
Abwasserozonierung
Aktivkohle Adsorption:
ƒ In Anlehnung an die in BaWü errichteten Anlagen: Adsorptionsstufe mit
eigener Phasenseparation und nachgeschalteter Filtration
ƒ In Anlehnung an die ARA Kloten Opfikon: PAK Dosierung mit separater
Koagulation und Adsorption im Filterüberstand
ƒ In Anlehnung an das Verfahren auf der KA Buchenhofen: PAK Dosierung
direkt in den Zulauf zur Filtration
ƒ In Anlehnung an die KA Obere Lutter: Austausch des Filtermaterials gegen
granulierte Aktivkohle (GAK)
Vorgehensweise zur Ermittlung von
Investitionskosten (IK)
Technische Rahmenbedingungen der Anlagen:
Schaffung gleicher Rahmenbedingungen
ƒ
Eliminationsraten
ƒ
Bei den bislang realisierten Anlagen gemessene mittlere Abbauraten [%]
ƒ
Aufgrund der geringen Datenbasis vermeintlich unterschiedliche
Eliminationsraten
ƒ
Annahme: PAK Dosiermenge von 10 mg/L (Verfahren mit separater
Aktivkohleabscheidung) liefert ähnlich gute Ergebnisse wie die Ozonierung
mit 5 mg/L
Vorgehensweise zur Ermittlung von
Investitionskosten (IK)
Technische Rahmenbedingungen der Anlagen:
Schaffung gleicher Rahmenbedingungen
ƒ
Ozonierung Reaktionszeit
ƒ Reaktionszeit kann zwischen 15 und 30 min schwanken
ƒ Dosiermengen (5-10 mgO3/L, auch abhängig von Bromatkonzentration)
ƒ
GAK Anzahl der Bettvolumina und Feststoffgrundbelastung
ƒ Bettvolumina können zwischen 7.000 und 10.000 schwanken
ƒ Voraussetzung ist ein gut „funktionierende“ Nachklärung
ƒ
PAK Dosiermenge und Reaktionszeit
PAK zwischen 10-20 mg/L
Je nach Verfahrenstechnik unterschiedliche „Reaktionszeiträume“
Vorgehensweise zur Ermittlung von
Betriebskosten (BK)
Datenauswertung auf Basis
… von Berichten zu Versuchsanlagen im großtechnischen
Maßstab (NRW)
… von realisierten Großprojekten
… von in Planung und in baubefindlichen Projekten
… von Studien und FuE-Berichten
Einheitliche Kostenvorgaben